Les Contes d`Hoffmann am Opernhaus Zürich, 24. März

  • Guten Abend,
    gestern Abend hatte ich die Gelegenheit am Opernhaus Zürich eine Vorstellung der Premierenserie von Hoffmanns Erzählungen zu besuchen. Ich muss gestehen, dass es meine erste Begegnung mit dem Hoffmann war, da diese Oper an der Münchner Staatsoper seit ich denken kann nicht mehr gespielt wurde.
    Na ja... Von der Inszenierung war ich ziemlich enttäuscht. Es war wiedereinmal eine dieser langweiligen Inszenierungen, die das Stück ohne Grund in eine andere Zeit verlegen und die ansonsten völlig ohne irgendwelche Ideen auskommen. Von dem Regisseur Grischa Asagaroff bin ich eigentlich viel bessere Aufführungen gewöhnt, da er aber für Thomas Langhoff eingesprungen war, ging die triste Optik der Produktion wohl auf Letzteren zurück. Das Bühnenbild von Bernhard Kleber war wieder einmal ein typisches Besispiel für die Einfallslosigkeit des Regietheteaters. Während erster und fünfter Akt in einem realistischen, düsteren Restaurant spielten, das am Anfang noch vielversprechend wirkte, so war ich vom Einheitsbühnenbild der drei mittleren Akte nur enttäuscht: Eine hässlich-kühle Glaskonstruktion mit Drehtüren füllte den Bühnenhintergrund, dahinter wurde je nach Beleuchtung ein Wolkenprospekt(?) und eine Einhornfigur sichtbar. Letztere stand, wie so oft beim Regietheater gesehen, in scheusslichen Schutt/Müllhaufen herum, durch welche die Chordamen bei ihren Auftritten stöckeln durften.
    Die schrillen Kostümen zitierten mehrheitlich die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts und passten insbesondere im Giulietta-Akt wie die Faust aufs Auge zu Offenbachs phantastischer Oper. Die völlig fehlende Venedig-Atmosphäre dieses Akts nahm nicht nur der Barcarole jeglichen Charme.
    Was hätte man aus dieser phnatastischen Oper nicht alles machen können...
    Der einzige überzeugende Einfall der Aufführung war Hoffmanns Verlust des Spiegelbilds: Hier wurde Hoffmann vor einen Kasten gestellt, auf dem der verspiegelte Umriss eines Menschen erkennbar war. Dieser wurde mit Feuer und Rauch "weggezaubert", sodass man hinterher durch den Umriss durchblicken konnte.
    Gesungen wurde in der Aufführung auf sehr hohem Niveau. Ich war total begeistert von Vittorio Grigolo, der einen sehr guten Hoffmann sang. Es gelang ihm vom ersten Augenblick an, mich mit seinem schönen Tenor zu fesseln.
    Ebenfalls als grossartig empfand ich die Darstellung und des Gesang von Laurent Naouri, der die vier Gegenspieler gab. Mit seinem Spiel und seinem düsteren Bassbariton gab er der Aufführung vieles zurück, was die Inszenierung an Dämonie vermissen liess; seine Auftritte waren richtige Gänsehautmomente :jubel:.
    Gut sangen Michelle Breedt die Muse/Nicklausse, Riki Guy die Guilietta und Sen Guo die Olympia mit glockenhellen Koloraturen. Rafaela Angeletti war wohl leider als Antonia ein wenig überfordert. Die zahlreichen weiteren Nebenrollen waren alle sehr gut besetzt, auch das Orchester unter David Zinman spielte sehr präzise und klangschön.
    Was wäre der Abend nur gewesen, wenn das Regieteam etwas mehr Fantasie für diese phantastische Oper gehabt hätte.
    Warum das Stück ins 20. Jh. verlegt wurde, konnte mir niemand im Opernhaus beantworten. Sicherlich nicht, auf dessen ach so grossen Aktualität. :D
    viele Grüsse
    Figarooo

  • Ja, das ist wirklich eine fantastische Oper und gerade sie braucht wirklich eine besondere szensiche Atmosphäre. Sowas geht schnell daneben. Die Besetzung ist echt interessant, vielleicht gibt es davon ja auch mal einen Mitschnitt im Radio.