Live aus der Met - Tosca

  • Heute abend sitze ich auch mal vor den Boxen und höre mir die Tosca - live aus der Met an. Vielleicht schreibt hier ja noch jemand mit?


    Tosca ..... Patricia Racette (soprano)
    Cavaradossi ..... Jonas Kaufmann (tenor)
    Scarpia ..... Bryn Terfel (bass)
    Angelotti ..... David Pittsinger (bass)
    Sacristan ..... John del Carlo (bass)
    Spoletta ..... Eduardo Valdes (tenor)
    Sciarrone ..... Jeffrey Wells (bass)
    Gaoler ..... Richard Bernstein (bass)
    Shepherd Boy ..... Jonathan Makepeace (boy alto)
    Fabio Luisi ..... Conductor
    Metropolitan Chorus and Orchestra (approx. 3 hrs., 15 min.)


    Verschiedene Sender-Stationen findet ihr hier:
    http://www.operacast.com/met_2009.htm


    Ich höre auf NDR mit.

  • Gezeigt wird übrigens die Inszenierung von Luc Bondy. David Pittsinger hat schon einen guten Einstieg als Angelotti hingeleget. Auch wenn ich seinen szenischen Auftitt miit dem Seil die Mauer hinunterzu klettern ziemlich überflüssig fand.


    Jonas Kaufmann klingt in der Tiefe gerade etwas belegt und setzt zum "Recondita harmonia" an

  • Au weia, das mir zumindest gar nicht gefallen. Viel zu wenig italiana, dafür viel zu viel Brüllen und gesund klingt die Stimme auch nicht. Das Publikum spendet lauten aber kurzen Beifall.


    Schreibpause fürs Abendessen.

  • Das Duett Tosca - Cavaradossi wird zum Highlight. Kaufmann singt differenzierter, aber merkwürdig kehlig. Ist bislang nicht sein Abend.
    Die Racette ist als Tosca echt gut, die Stimme hat bislang alle Aufschwünge gut gemeistert, klingt auch im Legato sehr schön und läst unschönes Tremolo bilsang vermissen.

  • Bryn Terfel legt alle Autorität in seinen ersten Auftritt. Der "Show- Stopper" gelingt fulminant. Bislang enttäuscht er nicht.
    Fabio Luisi entlockt dem Orchester viele Details, aber lässt es nicht an Dramatik fehlen.

  • Großes Opern-Radio: Wie die Racette das Duett mit Tefel beendet hat, war wirklich großartig.
    Wer sich jetzt ärgert das folgende Te-Deum nicht zu sehen, den kann ich beruhigen: Es passiert nicht viel. Es sehr einfallslos inszeniert. Als traurigen Höhepunt küsst Scarpia am Ende die Madonnen-Statue.
    Auch wenn Terfels stimme alles andere als Tufrisch klingt, strahlt seine Scarpia eine Bößartigkeit aus, die die Rolle wirklich lebendig macht.
    Der Met-Chor klingt wie schon in der Zauberflöte echt arm.


    Ende des ersten Aktes

  • Ich habe auch grad reingeschaltet.


    Terfel klingt ziemlich abgesungen, weiß aber dennoch (noch) zu überzeugen. Der Chor war wirklich unterdurchschnittlich ... Orchestral keine Sternstunde wie bei Karajan, aber solide.


    Soweit meine Eindrücke. Ich glaube, ich tu mir den Rest nicht an ... :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • so, der zweite Akt hat begonnen. Terfel zeichnet sein zynisches Portait des Scarpia erfolgreich. Die Stimmbänder halten seinen bedingungslosen einsatz erfolgreich durch. Spoletta klingt langweilig.

  • Leider hält Luisi die Spannung in der Folter-Szene nicht durch. Da hätte man mehr rausholen können, zumal sich Ractete mit Haut und Haaren in die Partie wirft, ohne aber das Singen dabei aufzugeben. Bewundernswert wie kontrolliert sie ihre Stimme führt.
    Zum Ende der Folter-Szene macht auch Luisi mehr daraus. Kaufmann schreit erstklassig :jubel:

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  • Das "Victoria" geht Kaufmann sehr eindrucksvoll über die Stimmbänder und Luisi hat das mit imposanten daher gepeitschtem Trompeten-Geschmetter auch gut vorbereitet.
    Bryn Terfel kämpft in seiner "arie" eindrucksvoll mit belcanten Phrasen. einige gelingem ihm recht gut, aber zum Ende zahlt er dafür: Das "Mia" ist nur noch in heiserer Schrei.

  • Toll, dass einer meine Anregung aufgreift :jubel:.


    Ich kommentiere heute Abend nicht, weil ich keines der Werke von Puccini länger als fünf Minuten (wenn's hochkommt) aushalte. Mein Bericht wäre daher nicht objektiv :untertauch:.


    Viel Spaß weiterhin!


    :hello:

  • Ihren ihren ersten Ton trifft Racette ziemlich genau, muss nur ein bisschen nachsteuern. Auch wenn ihre Szene nicht ganz das das Gänsehaut-Feeling hat, ist ihre Linie doch bewundernswert. Besser als Karita Mattila hat sie den moment gemeistert. Das Publikum hat nicht überschwenglich, aber doch begeistert reagiert.
    Scarpias dreimaliges Klatschen drückt abgrundtiefen Sarkasmus aus.


  • basti, warum magst du Puccini nicht? (allerdings mag ich längst nicht jedes Werk von ihm)
    Als wahrer Openfan kommt man gerade an der Tosca (und der Boheme) nicht vorbei. :jubel: :jubel: :jubel:

  • Wie üblich versemmelt der Scarpia seine "Aiuto"-Rufe. Ich kenne wenige die das wirklich richtig gesungen haben. Terfel stirbt nichts desto trotz eindrucksvoll, ebenso glaubwürdig klingt seine Mörderin. "E avanti lui...." kostet sie richtig aus. Ihr schnelles Atmen klingt sehr echt.
    Luisi und das Orchester bleiben unter ihren Möglichkeiten, trotz ansprechender Leistung.


    Ende des zweiten Aktes

  • Zitat

    Original von WotanCB



    basti, warum magst du Puccini nicht? (allerdings mag ich längst nicht jedes Werk von ihm)
    Als wahrer Openfan kommt man gerade an der Tosca (und der Boheme) nicht vorbei. :jubel: :jubel: :jubel:


    Mir gefällt seine Musik einfach nicht. Die deckt sich nicht mit dem, was ich unter Musik verstehe :stumm:. Dieser spezielle Sound ist halt nicht meins. Und besonders bei der "Boheme" denke ich an Überzuckerung...


    Nix für unguat :D


    :hello:

  • Kaufmann rückt seiner großen Arie immer wieder. Seine kurzen sätze zuvor wirken etwas gekünstelt.
    die Klarinette beginnt wundervoll verhalten, Kaufmann nmmt das wundervoll auf. (klar, dass der NDR-Stream kurz abbricht :angry: :angry:) auch wenn seine Arie sehr achtbar gestaltet, bleibt die große Berührung dennoch aus.
    Der große Applaus ist dennoch mehr als verdient.

  • Für das "oh dolce mani" rühren sich tatsächlich ein paar Hände im Publkum. nicht dass sich das Kaufmann nicht verdient hätte.
    Und tatsächlich verschafft die Szene Tosca - Cavaradossi dem Abend noch mal ein Highlight. Racette klingt selbst nach dem zweiten akt noch sehr kontrolliert und versiert. Kann mir jemand ein paar Stationen vorher von ihr nennen? Ich höre sie heute abend zum ersten Mal bewusst.
    Kaufmann bringt seine Partie wirklich gut zu ende, spielt seine höhensichere Stimme auf der baritonalen Basis sehr sicher aus.
    Die Schergen auf Toscas Verfolgung versuchen nicht mal zu Singen,
    das "Oh Scarpia, avanti a dio" gelingt Racette nochmal klasse. Doch Luisi kann den so ergreifenden Schlussakkorden nicht die entsprechende wirkung verleihen.


    Großer applaus für Bryn Terfel, der nochmal getoppt wird von dem für Jonas kaufmann. Racette wird ebenso freudig begrüßt. Fabio Luisi konnte ich im Modertoren-Gequassel nicht richtig zuordnen.


    Ich sag mal Gute Nacht und freue mich auf weitere Eindrücke hier.

  • Also, hier mein Eindruck:


    Die große Begeisterung hat sich bei mir nicht eingestellt! Vielleicht kommt das noch, wenn das Bühnenerlebnis auf Tonträger eingefangen wird und die Protagonisten die Möglichkeit haben, nachzubessern.


    Vor allem das Orchester muss mehr leuchten, mehr flirren. Die Streicher müssen aus Puccinis schönster Partitur mehr herausholen und die Nähe zum Impressionismus klarstellen. Also den Klang ein bisschen differenzierter ausgießen und nicht vergessen, Glanzlichter aufzusetzen. Der Klarinetteneinsatz zu Beginn des letzten Aktes war allerdings sehr gut und harmonierte vorzüglich mit der baritonalen Stimmlage des Tenors Jonas Kaufmann. In den Bariton-Bereich zog er sich immer wieder schützend zurück. Man wartete, dass er in der Höhe stimmlich zugeben würde, aber wenn er hätte schmettern sollen, nahm Kaufmann den Ton zurück. Das machte mich ärgerlich, weil ich ständig in der Warteschleife hing, auf gelungene Spitzentöne wartete, die Phrase dann aber vorzeitig ergebnislos verpuffte. Kein Schluchzer, kein Tempotaschentuch! Das 'Vittoria' kam jedoch vorzüglich.


    Das Finale des zweiten Aktes habe ich allerdings noch nie so explosiv gehört, wie in dieser Met-Aufführung. Die Racette färbte ihre Stimme unerwartet dunkel ein, dass es mich regelrecht überraschte und an einen Stilbruch dachte. Ansonsten brachte sie ihre Partie gut über die Runden, obwohl auch sie, die Rolle stimmdarstellerisch hätte etwas mehr ausloten können.


    Bryn Terfel hatte keine großen Möglichkeiten am Charakter von Herrn Schuhmacher zu feilen, denn auf Grund seiner stimmlichen Vorgaben war Scarpia von vorherein zum Bösewicht verurteilt. Charakterlich wird der Polizeipräsident schon im Vorfeld dämonisiert, obwohl er ohne Härte zu zeigen, seinen Beruf gar nicht hätte ausführen können. Wenn das Strafgesetzbuch Folter zulässt, darf er diese in Fällen von Dümmlichkeit auch anwenden, ohne das Risiko einzugehen, in charakterlicher Hinsicht angetastet zu werden.


    Jetzt mal ehrlich, das Luderchen ist doch Tosca auf der ganzen Linie. Die Betrügerin bietet Liebe an, obwohl sie für Scarpia keine Liebe empfindet, und ihn ersticht, nachdem sie glaubt, ihr Ziel erreicht zu haben. Soo verfährt man auf St. Pauli nicht. Die Prostituierte sagt höchstens „Lust habe ich keine. Bringen wir es hinter uns, aber lass mich nicht warten!“


    Der Maler hätte sich seine Folterprozedur ersparen können, wenn er nicht zur falschen Zeit und am falschen Platz unangemessen sein Siegesgeschrei ausgestoßen hätte. Vielleicht sollte hier ein fortschrittlich denkender Regisseur ein bisschen nachhelfen und das Finale wie folgt abändern: Der Mord an Scarpia wird auf Grund seines Geschreis sofort entdeckt und Tosca verfolgt. Im Affekt wird die Mörderin unverzüglich erschossen. Cavaradossi springt aus Verzweiflung von der Engelsburg, weil die Liebste an ihrer Schusswunde verblutet.


    Um nun die symphonischen, sängerischen und darstellerischen Leistungen gerecht zu bewerten, sollte man mit den Sternchen, die zu vergeben sind, auch haushalten, damit man nicht in Bedrängnis gerät, wenn zu einem späteren Zeitpunkt mit anderen Sängern in der gleichen Oper die Opulenz gesteigert wird. Deshalb heute die Bewertung ein bisschen knauserig:


    Fabio mit Orchester: ***
    Cavaradossi: ***+
    Racette: ****
    Terfel: ***


    Gern bin ich bereit zu korrigieren, wenn eine DVD mit besseren Resultaten nachzieht.


    :angel:
    Engelbert

  • Das konnte ich mir leider nicht anhören, denn ich habe gestern Abend in der Düsseldorfer Oper gesessen und mir eine wunderschöne Tosca, live und in Farbe angesehen :D

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Marnie
    Das konnte ich mir leider nicht anhören, denn ich habe gestern Abend in der Düsseldorfer Oper gesessen und mir eine wunderschöne Tosca, live und in Farbe angesehen :D


    Beneidenswert und sicher viel schöner als aus der Konserve Radio.

  • Zitat

    Original von Marnie
    Das konnte ich mir leider nicht anhören, denn ich habe gestern Abend in der Düsseldorfer Oper gesessen und mir eine wunderschöne Tosca, live und in Farbe angesehen :D


    Hätte ich auch gerne gemacht, aber ich kann mir leider nicht jede Oper live ansehen. da muss man auch mal aufs radio zurückgreifen.
    Kriegen wir denn noch ne ausführliche Kritik von dir? Die Inszenierung von Hilsdorf(?) wurde seinerzeit sehr gelobt.

  • Inzwischen habe ich mir zumindest einige Teile der gestrigen Übertragung angehört.


    Patricia Racette gefiel mir außerordentlich gut als Tosca. Von ihr kannte ich bisher noch nicht einmal den Namen.


    Bryn Terfels Stimme klingt manchmal etwas rauh, aber ansonsten verkörpert er den Bösewicht Scarpia großartig.


    Ich muss gestehen, dass es mir bei meinem Lieblingstenor Jonas Kaufmann immer etwas schwer fällt objektiv zu bleiben, weil ich sein Timbre sehr liebe. Allerdings habe ich sein „Recondita harmonia“ schon besser gehört. In der Berliner Tosca, die ich live erlebt habe, klang seine Stimme viel schöner und freier. Man kennt das bei ihm schon, dass er zu Beginn oft etwas belegt klingt. So nach und nach wird die Stimme freier.
    Sein „Vittoria“ klingt sehr beeindruckend und auch Sein „e lucevan le stelle“ singt er tadellos. Wenn man ihn dabei sehen kann, wirkt diese Arie ganz anders. Sein schauspielerisches Talent und seine Körpersprache macht ja zusätzlich zum Gesang den Künstler Jonas Kaufmann aus.


    Übrigens soll zumindest die Zürcher Tosca irgendwann auf DVD erscheinen.


    :hello:
    Jolanthe

  • Zitat

    Original von musica


    Beneidenswert und sicher viel schöner als aus der Konserve Radio.


    Ja, das war diesmal wirklich eine sehr schöne klassisch trditionelle Auffürung (wunderschöne Bühnenbilder) mit Morenike Fadayomi als Tosca, Kamen Chanev als Cavaradossi und wer mit besonders gut gefallen hat war Oleg Bryjak als Scarpia.


    Ich kann mir natürlich auch nicht alle Opern immer alle Opern live ansehen. Aber ich versuche, so oft wie möglich in die Oper zu gehen. Und die Rheinoper in Düsseldorf bietet ab und an schon mal wirklich interessante Vorstellungen.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Zitat

    Original von WotanCB


    Hätte ich auch gerne gemacht, aber ich kann mir leider nicht jede Oper live ansehen. da muss man auch mal aufs radio zurückgreifen.
    Kriegen wir denn noch ne ausführliche Kritik von dir? Die Inszenierung von Hilsdorf(?) wurde seinerzeit sehr gelobt.


    Ja, die Inszenierung war von Hilsdorf. Hat mir wirklich hervorragend gefallen.


    Gut fand ich auch, dass Tosca am Ende nicht stirbt, sondern wahnsinnig wird - so wie Puccini das ursprünglich auch haben wollte.


    Ich begebe mich mal an die Kritik. Ein wenig Geduld bitte.

    Viele Grüße,


    Marnie

    Einmal editiert, zuletzt von Marnie ()

  • Das alternative Erlebnis! Eine Verfilmung an Original-Schauplätzen! Milness bringt einen Gentleman-Scarpia. Das Hirten-Solo singt der kleine Sohn von Placido Domingo



    :)


    Je eine Alternativ-Einspielung zur Met-Aufführung der Tosva



    Patricia Racetta als Gertraud in Zemlinskys 'Traumgörge'



    Bryn Terfel als Nick Shadow in 'The Rakes Progress'



    Jonas Jaufmann als Ekkehard in der Oper von Johann Joseph Abert


    :)


    Hallo Jolanthe


    Es freut mich, dass Du einen besseren Eindruck von der Aufführung gewinnen konntest. Ein gutes Wiedergabegerät tut viel zur Sache. Ich höre Radio nur ganz selten.


    Jeder Künstler hat das Recht auf die eigene Version seines Rollenporträts!


    Viele Grüße
    :angel:
    Engelbert


  • Da haben wir wesentlich die gleichen Eindrücke gewonnen. Die Racette war für mich die positivste Überraschung. Auch kannte sie gar nicht und war wirklich überrascht, wie gut sie die Partie bewältigte. Ein bisschen mehr Rollenerfahrung wird ihr gut tun, um - bei vorausgesetzter gleicher Stimmbehandlung - noch mehr Emotionen zu vermitteln.


    Die Züricher Tosca erwarte ich gespannt um zu schauen wie mein einstiger Bariton-Liebling Thomas Hampson sich als Scarpia macht.