Lieber Taminoeaner/innen
Der RING ist eines meiner wichtigen MUSIK-Lebens-Kapitel geworden.
Es ist 42 Jahre her seitdem ich unter Hans Zender in Kiel mein erstes RHEINGOLD gehört habe.
Vor ca 30 Jahren gab es in Frankfurt den Gielen-Berghaus-RING, in dem ich fast die Hälfte aller Vorstellungen gesehen haben dürfte.
Die Schlußszene, in der die Götter nach Walhalla hochstelzieren, werde ich NIE vergessen,
ich kriege jetzt - vor Faszination - noch eine Gänsehaut.
Auf ca 30 cm hohen "Schuhabsätzen", der griechen Mythologie entliehen und bedeutungsschwer, wird die Wegstrecke gen WALHALLA zur Lebensstrecke, denn die Symbolik des ABSTURZES ist in doppelter hinsicht allgegenwärtig....
auch wenn die Philosophie der Interpretation ganz profan hinter der Angst zurückstehen muß , der Sänger/in könnte sich den Knöchel oder gar was Schlimmeres brechen. (Trotzdem "MEIN RING")
Dann kam der Wernicke RING vor ca 15 Jahren in Frankfurt unter Cambreling. Ich hatte diesen RING schon in Brüssel gesehen. Er war viel "intellektueller" als der BERGHAUS-Ring................mir hat er gefalllen- mit der permanent anwesenden Cosima auf einem Riesen-Flügel....und der Vereinigung von Brünnhilde und Siegfried (im SIEGFRIED) auf dem FLÜGEL. Großartig der Tänzer Thomas Stache als "Grane". Richtig gepackt hat mich der RING trotzdem nicht.....aber er war gut.
Samstag, 15.05.2010, die 3. Vorstellung des Vorabends einer erneuten NEUINSZENIERUNG in Frankfurt. Ich gebe mal spontan Noten, wobei ich versuche auf meinen Eindruck während der Vorstellung zu fokussieren......
Dirigent Sebastian Weigle 2,5
Inszenierung Vera Nemirova 2,5
Bühnenbild Jens Kilian 1,5
Wotan Terje Stensvold 2,0
Donner Dietrich Volle 3,0
Froh Richard Cox 3,0
Loge Kurt Streit 1,5
Alberich J.Schmeckenbecher 2,0
Mime Hans-Jürgen Lazar 3,0
Fasolt Alfred Reiter 2,5
Fafner M. Baldvinsson 2,5
Fricka Martina Dike 3,0
Freia Barbara Zechmeister 3,0
Erda Meredith Arwady 1,5
Rheinmädels Stallmeister/Magiera/Carlstedt 2,0
Im Moment höre ich einen Mitschnitt der Premiere (In House)....das ist schon toll wie da (fast abgeklärt) sehr intensiv musiziert wird. Es ist eigentlich ein Dirigat welches ich für mich (über Sechzig) als altersgemäß bezeichnen müßte: niveauvoll, musikalisch (Orch + Gesang) auf hohem Niveau. ALSO, es war gut, vielleicht sogar sehr gut der gesamte Abend.
Bei Gielen waren es 2.20- 2.25 Std, bei Cambreling 2.25 - 2.30
Heute ABEND dauerte das RHEINGOLD 2.40 Std (!)
Wenn ich eine solche abgerundete , gute Ensembleleistung, ein hohes musikalisches Niveau wie heute abend höre.......frage ich mich, wie es mir gegangen wäre, wenn es mit 24 Jahren mein 1. Rheingold gewesen wäre. (?) Ich bin nicht sicher, auf jeden Fall wäre ich nicht elektresiert gewesen....es war heute eine Vorstellung für "gewohnte Wagnerohren", für "Fortgeschrittene".
Ich hätte mir mehr "Reibungsflächen" gewünscht, musikalisch, fast noch mehr als szenisch...aber auch da hätte es "spannender" sein können.
Das Bühnebild ist ein ganz großer Wurf, Details der Regie sind großartig, aber es ist eher eine "kritische Familienclan-Geschichte", denn ein aufregende Phantasy-Storie, geschweige denn "Tatort"-Spannung, weder musikalisch (was natürlich "Geschmacksache" ist) noch szenisch....aber eine auf hohem Bildungsbürger-Niveau erzählter Vorabend.......ein knisterndes "VORSPIEL" :.) :.) ist es m.E. nicht.
Der "Loge" von Kurt Streit allerdings hat das Format auch "Quereinsteiger" oder "Nicht-Opern-Erfahrene" zu verführen, oder zumindest zu begeistern. Er ist vielschichtig dargestellt, hat Anteile von Schlingensief und Brat Pitt. (Das ist doch was !!!)
Summa Summarum habe ich Euch von einem RHEINGOLD auf hohem Niveau erzählt. Solltet ihr zum ersten Mal diese Oper sehen wollen, schenkt Euren "Eltern" oder "Wagnerfans" die Eintrittskarte.
Gruß.................."Titan"