Anneliese Rothenberger gestorben

  • Nach kurzer, schwerer Krankheit ist sie gestern in einem Schweizer Krankenhaus verstorben:


    Anneliese Rothenberger (* 19. Juni 1926 in Mannheim; † 24. Mai 2010 in Münsterlingen/TG) war eine deutsche Opernsängerin (lyrischer Sopran). Sie hatte eine der glanzvollsten internationalen Karrieren einer deutschen Sängerin der Nachkriegszeit. Einen eigener Thread findet ihr hier:


    Anneliese Rothenberger - Die glanzvolle Karriere einer Sängerin.



    R. I. P.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Oh, ich wusste gar nicht, dass sie krank war.
    Ihr Name war mir schon als Kind ein Begriff, als ich von Opern noch nichts wusste.


    Liebe Grüße
    Jolanthe

  • Eine sehr traurige Nachricht. Anneliese Rothenberger war eine der ersten, die vielen Menschen in den 60-70er Jahren die Oper nahegebracht hat. Das ist ihr von vielen Kritikern schlecht gedankt worden. Die Nachwelt hat viele Gründe, ihr große Kränze zu winden.

  • Ich habe sie als idealen Oscar in einem Maskenball-Mitschnitt von der Met (?) aus den 60er Jahren mit Bergonzi im Ohr. Da war sie umwerfend!

  • Zitat

    Original von wega
    Eine sehr traurige Nachricht. Anneliese Rothenberger war eine der ersten, die vielen Menschen in den 60-70er Jahren die Oper nahegebracht hat. Das ist ihr von vielen Kritikern schlecht gedankt worden. Die Nachwelt hat viele Gründe, ihr große Kränze zu winden.


    Ja, das stimmt, sie war zu meiner Zeit mein Idol und sie hat viel für den Nachwuchs gemacht.

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  • Eine sehr bedauerliche Nachricht.


    Sie war eine tolle Susanna im "Figaro" unter Suitner (deutsch, Dresden 1964).


    R. I. P.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Selbst diese schwierige Rolle hat sie grandios bewältigt:



    Auf dieser "Lulu"-Aufnahme ist übrigens auch der vor einigen Tagen ebenfalls verstorbene Baßbariton Benno Kusche zu hören.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mit Anneliese Rothenberger ist eine der bekanntesten, beliebtesten Sopranistinnen der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg verstorben. Die Sängerin hatte eine wunderschöne, silbern klingende Stimme. Ihr Vortrag war immer empfindsam gefühlvoll. Deshalb wurde sie auch oft mit dem Titel "Primadonna des Herzens" gewürdigt. Große Verdienste erwarb sich die Künstlerin durch die Förderung junger Sängerinnen und Sänger. Mit ihrer Fernsehsendung "Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre" erreichte sie ein Millionenpublikum und wurde zum populären Star.
    Die Gottlob-Frick-Gesellschaft veranstaltet in ihrem Festkonzert am 16. Oktober 2010 unter dem Titel "Musikalische Grüße von der Blumeninsel Mainau" ein Konzert mit den Preisträgern des renommierten Anneliese- Rothenberger-Gesangswettbewerbs. Es war fest geplant, dass Frau Rothenberger an diesem Tag wieder Ehrengast der Gottlob-Frick-Gesellschaft sein wird.
    Nun ist es leider anders gekommen. Die Gottlob-Frick-Gesellschaft trauert um eine langjährige Weggefährtin und Freundin von Gottlob Frick, eine große Sängerin und liebenswerte, unendlich charmante und kluge Persönlichkeit.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Eine wirklich traurige Nachricht. Wäre sie nicht schon seit vielen Jahren aus dem aktiven Sängerleben ausgeschieden, würde es heißen: Ein Verlust für die musikalische Welt. So bleiben uns aber immer noch die vielen "Konserven", die ihre unverwechselbare Stimme noch weiter in die Zukunft tragen.


    Genauso berührt mich der Tod von Benno Kusche. Mir ist er in erster Linie durch das Fernsehen und den darin oft gegebenen "lustigen Rollen" bekannt geworden. Ich weiß noch nicht einmal zu sagen, ob ich ihn auf irgendeiner Plattenaufnahme finde.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Liebe Forianer,


    ich bin doch sehr erstaunt darüber, wie viele sich positiv über die Lebensleistung von Anneliese Rothenberger äußern. In dem eigens über sie eingerichteten Thread hier im Forum gab es insgesamt wenig lobliches.


    Schade, dass womöglich immer erst jemand sterben muss, um den Leistungen wirklich gerecht zu werden.


    Die Rothenberger verfügte über einen hellen unverkennbaren Sopran. Man braucht nur kurze Zeit ihrer Stimme lauschen und schon wusste man, wer da sang. Wo gibt es das heute noch?


    Sie war die erste deutsche Sängerin, die an der Mailänder Scala die Violetta in Verdis "La Traviata" singen durfte. Schon dieser Umstand zeigt, wie sie auch bei Verdi zu Hause war und nicht nur auf Mozart und Strauss zu reduzieren war, wie das hier immer wieder zu lesen ist.


    Ihr umfangreiches Rollenspektrum macht deutlich, wie viele heute noch gern zu hörenden Aufnahmen sie eingespielt hat (hier sind nur ihre allerbesten Aufnahmen aufgeführt):


    Berg, Lulu (EMI)
    Flotow, Martha (EMI)
    Gluck, Der betrogene Kadi (EMI / cpo)
    Humperdinck, Hänsel und Gretel (EMI)
    Lortzing, Der Wildschütz (EMI)
    Lortzing, Undine (EMI)
    Mozart, Die Entführung aus dem Serail (EMI)
    Mozart, Die Hochzeit des Figaro (EMI / VEB Deutsche Schallplatten DDR)
    Mozart, Die Zauberflöte (EMI)
    Offenbach, Orpheus in der Unterwelt (EMI)
    Strauss, Arabella (DG)
    Strauss, Der Rosenkavalier (DVD)
    Strauß, Die Fledermaus (RCA)
    Strauß, Eine Nacht in Venedig (EMI)
    Verdi, Ein Maskenball (LS)
    Zeller, Der Vogelhändler (EMI)



    :hello: LT

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  • Ich habe eben den Rothenberger-Thread überflogen und kann mich mit den negativen Äußerungen vieler Forenmitglieder nicht einverstanden erklären. Es mag daran liegen, daß ich, genauso wie es "wega" und "musica" schrieben, mit ihr in der Klassik "aufwuchs".


    Den Rollen von "Liebestraum" möchte ich gerne noch einige aus der "Leichten" Muse hinzufügen:


    Schwarzer Peter (Schultze): Erika
    Ein Walzertraum (Straus): Prinzessin Helene
    Der arme Jonathan (Millöcker): Franzi
    Die Csárdásfürstin (Kálmán): Sylvia Varescu
    Gräfin Mariza (Kálmán): Titelrolle
    Frau Luna (Lincke): Titelrolle
    Der Graf von Luxemburg (Lehár): Juliette Vermont


    Das sind Aufnahmen, die ich im Fundus habe. Ich bin aber überzeugt, da sind noch viel mehr zu finden...

    .


    MUSIKWANDERER

  • Auch ihre Mimi in La Bohème mit Fritz Wunderlich als Rudolf darf nicht unerwähnt bleiben.


    :angel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Musikwanderer,


    wenn ein Opernsänger es wagt über die "ernste Kunst" hinauszugehen, so wird ihm dies von den strengen (beckmesserischen) Puristen sofort negativ angekreidet. Ein Schicksal, dass Anneliese Rothenberger mit Rudolf Schock, Hermann Prey, René Kollo, Peter Hofmann u. anderen populären Opernstars offensichtlich teilt. Dabei wird leider vergessen, dass diese Künstler vor ihrer Öffnung hin zur heiteren Muse hervorragende Leistungen als Opernsänger vollbracht haben. Gerade die populären Sänger haben unendlich viele Musikfreunde überhaupt an die klassiche Musik herangeführt.
    Erst seit der Ära der drei Tenöre - und sogar deren öffentliche Auftritte vor einem Millionenpublikum werden als geschmacklos bezeichnet - wird die Fachüberschreitung unter dem Stichwort Cross Over halbwegs toleriert.
    Unsere mediale, multikulturelle Zeit erfordert wahrscheinlich eine sehr breite Öffnung für alle künstlerischen Richtungen. Würde sich die Oper im Elfenbeinturm der hehren Kunst einkerkern wird sie wahrscheinlich in Schönheit sterben.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Noch ein paar aus der Leichten Muse:


    GA - Nacht in Venedig, Lustige Witwe (zweimal), Gasparone, Vogelhändler, Land des Lächelns (zweimal), Orpheus in der Unterwelt (zweimal), Die schöne Helena, Pariser Leben, Wiener Blut, Die schöne Galathee, Graf von Luxemburg, Paganini, Die Fledermaus einmal Boskovsky, einmal Danon), Zigeunerbaron zweimal Gedda/Anders), Die große Sünderin, Maske in Blau, Gräfin Mariza (zweimal - Gedda und Schock).


    Zahlreiche Operettenquerschnitte mit Hoppe, Glawitsch, Wunderlich sowie Rundfunkaufnahmen beim WDR und NDR.


    Nicht nur ihre TV-Sendung, in der sie junge Künstler vorstellte (zB. Peter Seiffert) sondern auch ihre letzten Interviews im TV hatten Humor und Niveau.


    In meinem Fundus (Datenbank) erscheint sie 109mal. Ich war und bleibe ein großer Rothenberger-Fan.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Auch ich bin ja mit A. R. "aufgewachsen" und mir haben ihre Sendungenim TV damals gut gefallen. Wenn ich sie mir heute im Theaterkanal anschaue, bin ich weniger froh, aber das war eben der Zeitgeist damals. Ihre Rolle als Mentorin junger Künstler wurde allerdings zwiespältig gesehen. Ich habe einige der Nachwuchssänger persönlich kennengelernt und da war man oft nicht so begeistert, allerdings lag das mehr an ihrem wohl sehr geschäftstüchtigen Ehemann, als an ihr selber !
    Auf der Bühne habe ich sie leider nur einmal als Opernsängerin erlebt, in Salzburg als Fiordiligi in der Cosi, das war für mich eine "Nummer zu groß", nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Dann habe ich sie einige Male mit Liedprogrammen gehört, die mich auch nicht ganz glücklich gemacht haben, einiges gelang ihr sehr schön, aber bei anderen klang es oft sehr nach Operette.
    Ihr Aufnahmen waren immer sehr gut, wenn sie ihre Glanzrollen, wie Susanna, Sophie, Oscar, Adele und auch Rosalinde sang, auch Konstanze fand ich gut, immer wenn es etwas dramatischer wurde, fand ich stimmlich leicht angestrengt. Natürlich hat sie alles auf hohem Niveau gesungen, sie stilistisch sehr sicher und was auch sehr gut war, immer sehr wortverständlich.
    Insgesamt beurteile ich sie auf jedenfall positiv und im Vergleich mit vielen anderen , die ihr nachgefolgt sind, war sie eine singuläre Künstlerin.

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  • Ich würde zur Auflistung von LIEBESTRAUM noch die Euridice hinzunehmen, die Anneliese Rothenberger bei EMI unter Waclav Neumann mit dem Gewandhausorchester einspielte. Ihr Orpheus war kein Geringerer, als die blutjunge Grace Bumbry.



    Mir selbst hat ihre angenehm üppig klingende Stimme im Prinzip gefallen, obwohl es mir langsam zuviel wurde, dass immerzu die gleiche Person die Besetzungsliste der LPs. belegte und wäre gern hin und wieder um der Abwechslung Willen auf andere Kammersängerinnen ausgewichen.


    Heute freue ich mich aber, dass ich sie in vielen Rollen hören darf. Ihr Timbre war unverwechselbar und besaß bedeutend mehr Opulenz als Erika Köth, die als Konstanze mit ihr konkurierte.


    In ihrer Hamburger Lulu, die sie extrem sexy anlegte, waren noch Erwin Wohlfahrt und Kim Borg mit von der Partie. Für ihre konservativen Fans war es ein kleiner Schock, sie in diesem aufreizenden Aufzug zu erleben.


    Ich erinnere mich noch, wie das Kabaret auf das Menuett von Boccherini sie prarodierte: "Anneliese, komm, wir geh'n ins Kino...!"


    Wenn ich mich recht erinnere, hatte die Sängerin ihr Domizil nicht weit entfernt von der kleinen Festung Lisa delle Casas in Gottlieben, Kanton Thurgau, in unmitelbarer Nähe der Stadt Konstanz.


    :angel:
    Engelbert

  • Ich durfte A.R. in allen großen Partien an der STOP oftmals erleben (sogar als Traviata) und habe sie besonder als Sophie im Rosenkavalier und Konstanze in der Entführung geschätzt.
    Aber an erster Stelle steht bei mir bis heute ihr Oscar im Maskenball -
    auch darstellerisch !


    La Gioconda : Un Ballo In Maschera -
    mit Nello Santi, Leonie Rysanek, Jean Madeira, Carlo Bergonzi, Robert Merill, Bonaldo Giaiotti - MET 1962


    auch bleibt mir ihre Konstanze in der Salzburger Strehler - Inszenierung mit Wunderlich unvergesslich.


    Mit tauriger Erinnerung an diese große Sängerin -


    Operngernhörer

  • Zitat

    Original von Operngernhörer
    La Gioconda : Un Ballo In Maschera -
    mit Nello Santi, Leonie Rysanek, Jean Madeira, Carlo Bergonzi, Robert Merill, Bonaldo Giaiotti - MET 1962
    Operngernhörer


    genau!

  • Eine seltene Aufnahme mit Anneliese Rothenberger



    In der Personenauflistung hält sie auf dem Cover den ersten Platz!
    Kann es denn tatsächlich sein, dass Anneliese noch berühmter war als Martha Mödl? Oder geht es hier allein nach Volkstümlichkeit. Hat sie den Feodor oder die Amme gesungen?


    :angel:
    Engelbert

  • Der Nachruf gestern abend im ZDF Heute-Journal war leider geprägt vom gleichen Tenor der Abkanzelung eines Medienstars der 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts.


    Ich habe mich in meinen teens und twens nie für POP interessiert; somit war Anneliese Rothenberger für mich immer eine vertraute Botschafterin der Hochkultur und des guten Geschmacks, die mir via TV einen Einblick in die Welt des Schönen gewährte. Für meine pubertierenden Klassenkameraden war sie freilich kein Idol (wollte das aber auch gar nicht sein).


    Heutige Formate auf MTV oder Pro7 geben einen Eindruck davon, wie Jugendidole sich als Moderatoren eigener Shows gebärden (z.B. Heidi Klum). Fairer Weise müßte man einräumen, daß AR seinerzeit etwa mit Ilja Richter konkurrierte (wie gesagt, sie konkurrierte gar nicht); aber wichtiger scheint mir, daß ein gewisses Niveau des damaligen TV heute nicht mehr besetzt wird (es gibt bloß noch den Musikantenstadl als generationenübergreifende Mischform, unter Ausklammerung der sog. U-Musik; dafür allerdings relativ häufig Theaterproduktionen in Spezialformaten).


    Man könnte ja auch einmal herausstellen, mit welchem Understatement die Rothenberger damals ihre Gäste präsentierte - denn mir war damals nicht bewußt, welch eine bedeutende Sängerin mit Weltkarriere da in die Kamera lächelte (das gilt auch etwa für Hermann Prey). Es wurde nicht herausgestellt oder angesprochen (und den Starkult unserer Zeit finde ich diesbezüglich weit widerlicher und prostituierender).


    Daß das ZDF seinen einstigen Quotenstar derart süffisant zu Grabe trägt, hat mich in meiner Erinnerung tief gekränkt. Ganz abgesehen davon, daß ein Name wie der unserer verehrten Kammersängerin eine ganz andere künstlerische Würdigung verdient hätte.

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

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  • Zwei Fragen wurden von Tamino-Freunden aufgeworfen, die ich so weit ich es kann beantworten will:
    Es stimmt die beiden großen Sängerinnen Lisa della Casa und Anneliese Rothenberger wohnten nahe beieinander. Sie trafen sich gelegentlich, hatten aber vor allem in den letzten Jahren keinen engeren Kontakt mehr. Lisa della Casa lebt ganz zurückgezogen im Schloß Gottlieben in Gottlieben/Schweiz.
    Anneliese Rothenberger residierte im wundervollen Quellenhof in Salenstein mit herrlichem Blick über den Bodensee. Leider verdeckten immer höher wachsende Bäume diesen paradiesischen Blick. Das Anwesen mit X- Räumen voller exquisiter Kunstgegenstände und Erinnerungsstücke war für die nur mit Hund lebende Künstlerin natürlich viel zu groß. An einen Umzug war bei der Menge des wertvollen Mobiliars nicht zu denken. Wir hatten das Glück, dass wir Frau Rothenberger besuchen durften. Dabei hatten wir schon den Eindruck, dass sie in all der Pracht doch recht einsam war. Allerdings malte sie und beantwortete alle Fan-Post äußerst persönlich und liebenswürdig.
    Gott sei Dank hatte sie sehr enge Beziehungen zum Hause Bernadotte. Auch die Mitglieder des Kulturforums Mainau, besonders Frau Brigitte Stephan kümmerten sich liebevoll um die Sängerin und arrangierten neben dem Anneliese-Rothenberger-Gesangswettbewerb weitere Gelegenheiten, um die nach wie vor vitale Sängerin in der Öffentlichkeit in Erinnerung zu bringen.
    Zur Ausführung von Engelbert: Schon damals begann es, dass Produzenten und Vertriebsleute wie beim erwähnten "Boris" bedingungslos auf die Popularität eines Sängers setzten und das "Zugpferd" als Lokomotive für den Verkauf nutzten, die anderen Interpreten wurden ziemlich rücksichtslos zurückgesetzt Eine Strategie, die heute mit weit feineren Marketingkonzepten bis zum Exzess ausgereizt wird.
    Herzlichst
    Operus


    P. S. Von dieser Masche profitiert auch die Gottlob-Frick-Gesellschaft. In fast allen bedeutenden "Fidelio-Gesamtaufnahmen" in seiner Zeit wurde Gottlob Frick als Rocco besetzt. Wahrscheinlich war er damals tatsächlich der Rocco vom Dienst und dadurch auch ein Zugpferd. Es gab aber mit Hann, Greindl, Böhme, Wiemann, Talvela und später vor allem mit Kurt Moll auch andere großartige Interpreten dieser Rolle. Die Dirigenten und Produzenten setzten auf das Bewährte und schränkten dadurch die künstlerische Vielfalt und Vergleichbarkeit ein. Die Verantwortlichen der Gottlob-Frick-Gesellschaft sehen es deshalb mit einem lachenden und weinenden Auge, dass demnächst bei Haenssler wieder eine sicherlich künstlerisch wertvolle Gesamtaufnahme mit Frick als Rocco an der Semperoper herauskommt.
    D. O.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • farinelli


    Ich kann alledem nur zustimmen. Aber auch im ZDF hat ein Generationswechsel in der Führungsetage und besonders in der Kulturredaktion stattgefunden. Die dort oben halten wohl das Musikantenstadl schon für Klassik. Die Böhmers oder Rademanns gibt es leider nicht mehr. Schade drum. Das tut der Lebensleistung von Anneliese Rothenberger, die sich im TV mehrfach dagegen verwahrt hat, nur Operettendiva gewesen zu sein, keinen Abbruch. Recht hatte sie.


    Liebe Grüße, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • farinelli,
    e
    da teilt A.R. das Schicksal mit vielen anderen in der letzten Zeit verstorbenen Opernsänger, wie z.B. Schwarzkopf, Varnay, Bjoner, Grümmer usw. - immer nur kurze, mehr oder weniger wohlwollende Nachrufe. Bei Film- und Popstars gibts immer ganze Sendungen.
    Wir Opernfreunde sind wohl doch nur eine Minderheit im TV-Geschäft !

  • Huch - was war denn das? Hatte ich gedacht, als diese Bilder gestern Abend über den Bildschirm gehuscht sind.
    Man ist schockiert, wenn man sieht, wie unkultiviert über Kultur berichtet wird.
    Aber hoffen wir mal, dass noch an einer anständigen Würdigung von Anneliese Rothenberger gebastelt wird.

  • Auch ich schätze und schätze noch immer die Stimme und Persönlichkeit von Anneliese Rothenberger.


    Klar habe ich in meiner Jugend die Shows:"Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre" sehr gerne gesehen.Ihre Strauß und Mozartinterpretationen bleiben mir im Gedächtnis haften. Ebenso ihre Mitwirkung in den deutschen Spielopen.



    Alles in allem, eine bedeutende Künstlerin hat sich von dieser Welt verabschiedet.


    R.I.P Anneliese Rothenberger

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  • Eine der schönsten Aufnahmen mit Anneliese Rothenberger ist für mich die schön erwähnte deutsche Einspielung der "Hochzeit des Figaro" unter Leitung von Suitner.


    Der Stern ist für mich Richard Strauss' Arabella, besonders das Duett "Aber der Richtige" mit Lisa della Casa und Anneliese Rothenberger.




    Richard Strauss:
    Arabella
    Rothenberger, Della Casa, Fischer-Dieskau, Bayr. Staatsorchester, Keilberth


    Das ist wirklich traumhaft und zeigt etwas von dem großartigen Können dieser Sängerin! :yes:

    Das kann man sich übrigens auch bei youtube anhören und ansehen.


    Freundliche Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Andrew


    Zu Deinem Report - das Original-Cover! (Fischer-Diskau und Lisa sella Casa, nicht die Anneliese)



    Das war doch eine schöne Zeit, als es noch die Langspielplatte gab. Da bekam man noch fürs Geld etwas in die Hand gedrückt. Man wurde gefragt: "Möchten Sie die Arabella in Geschenkpapier eingewickelt haben?"


    Und heute? - Die Illustration verramschterr CDs tötet Emotion und Vorfreude.



    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Es muß Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre gewesen sein, da brachte DAS ERSTE eine Studioproduktion der "Entführung" in mehreren Teilen. Ich kann mich an die überwiegende Zahl der Mitwirkenden nicht mehr erinnern, aber für immer im Gedächtnis bleiben wird mir Anneliese Rothenberger als noble Konstanze - sängerische Gestaltung, Textverständlichkeit und edler Ausdruck waren einzigartig. Sie war im übrigen immer eine Dame: was Wunder, daß eine solche Persönlichkeit unserer Zeit, die Disziplin- und Formlosigkeit sowie den Relativismus jeder Art zum Götzenkult erhoben hat, fremd und fast suspekt geworden ist?


    Die Deutschen verdanken im übrigen ihrer Sendung "Anneliese Rothenberger stellt vor", für die sie, wie vielfach bemerkt, gerade vom Klassikpublikum viel angefeindet worden ist, die Bekanntschaft mit einem jungen Tenor, der dort zum ersten Mal einem größeren Publikum vorgestellt wurde und es späterhin zu einiger Berühmtheit gebracht hat: sein Name ist Placido Domingo....



    R.i.p Anneliese Rothenberger


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Der ZDF Theaterkanal hat sein Programm geändert und sendet am 31. Mai folgende Sendungen anlässlich des Todes von Anneliese Rothenberger:


    14.00 - 14.30 Uhr: Weltstar ohne Allüren
    14.30 - 15.00 Uhr: Anneliese Rothenberger singt Lieder (1978 )


    :hello:
    Jolanthe

  • Die beste Sophie, die es gab, meine Traumbesetzung der Humperdinck'schen "Gänsemagd" und eine erklärte Gegnerin des Regietheaters - Anneliese, ich vermisse Dich!

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