• Sie wurde am 30.05.1951 in Padua geboren
    Das Bild, das diese Künstlerin vermitteln ist ein überaus zwiespältiges.
    Zwei Arien Recitels dieser Sängerin sollen uns vermutlich die Vielseitigkeit dieser Künstlerin vermitteln, leider gelingt dieses aber nicht immer.
    Das eine Recitel, eine Sammlung verschiedener wohl aus rechtlichen Gründen nicht datierten Arien und Szenen aus Livemitschnitten der Opern von Bellini und Donizetti beginnt mit der Auftrittsarie der Norma.
    Aus interpretatorischer Sicht gelingt es ihr hier durchaus ein stimmiges Bild zu zeichnen, leider aber wollen ihr die Koloraturen sogar nicht gelingen.
    Auf einem Livemitschnitt von 1995, die übrige Besetzung wird hier nicht genannt, findet sie im Duett mit Adalgisa im ersten Akt wunderbare Zwischentöne und auch das Schlußduett gelingt hier überaus bezwingend.
    Sie singt hier sehr verhalten und leise und vermittelt dadurch eine überzeugende und auch bezwingende Charakterzeichnung, nicht zuletzt auch durch den Dirigenten, der hier ein für ihre Stimme angemessenes getragenes Tempo wählte.
    In dem folgenden Mitschnitt aus einer I Pirata Produktion findet sie ebenfalls den richtigen Ton für die darzustellende Situation.
    Bei Anna Bolenas „Piangete voi“ findet sie wunderbare Nuancen, jedoch werden auch hier Verzierungen, wenn überhaupt nur angedeutet, aber nicht eloquent ausgeformt, sie gleitet durch sie hindurch, ohne deren Sinn zu erfassen, gleiches gilt übrigens auch für ihre Maria Stuarda Auszüge.
    In Roberto Devereux empfinde ich sie trotz der gesanglichen doch mehr als nur leicht fragwürdigen Ausdeutung, die Stimme schreit, tremoliert oder erstickt im Tränenfluß, zumindest auf der Gefühlsebene erfasst und dann mit ihren gesanglichen Mitteln treffend dargestellt.
    Auf einem Verdi Recitel treffen wir sie zu beginn als Abigaille wieder, eine Rolle wo ihr die stimmlichen Mittel völlig fehlen.
    In Ernani als Elvira scheitert sie , wie üblich bei den Verzierungen, die hier nicht einmal Ansatzweise gelingen wollen und die abschließende Kabaletta gleicht hier einer Karikatur.
    Gelungen empfinden ich die Auszüge aus Giovanna d’Arco und auch ihre Interpretation der Odabella hier gelingen selbst einige Verzierungen.
    In diesen Verdi Rollen scheint sie in ihrem Element zu sein, wenn man die Auszüge als Maßstab für die komplette Rollen Interpretation werten darf.
    Ihre Salome, speziell die Schlussszene schwank hier zwischen total mißraten bis recht gut gelungen.
    Der Anfang:“ ich höre nichts, „ gleicht einem einzigen Gekeife, als sie dann endlich den Kopf in Händen hält, klingt sie besänftigter und die Stimme fällt angenehmer aufs Ohr.
    Der Schluß schließlich,“ hat es nach Blut geschmeckt“, gesanglich und interpretatorisch überzeugend gelungen.
    Mara Zampieri möchte ich als Grenzfall zwischen dem Darstellen einer Rolle auf der gesanglichen und der Interpretatorischen Ebene ansehen.
    Wobei es in der Oper eigentlich primär darum geht eine Rolle von der Stimme her und somit auf der gesanglichen Ebene richtig zu erfassen und darzustellen.
    Während Jens Malte Fischer, dessen Ausführungen über Sänger in seinem Buch: Große Stimmen, die ich stellenweise als etwas fragwürdig ansehe, Mara Zampieri in die Nähe von Renata Scotto rückt, sie selber gab sie einst als Vorbild an, sehe ich sie vom musikalischen Weg her, den sie eingeschlagen hat, eher in der Nähe von Claudia Muzio und Magda Olivero, ohne diese jemals auch nur Ansatzweise zu erreichen.
    Die meines Wissens letzte Sängerin, die ebenfalls diesen Interpretatorischen Ansatz gewählt hatte war Tiziana Fabriccini.
    Riccardo Muti engagierte sie meines Wissens nach einem kurzen Vorsingen kurzer Hand für eine La Traviata an der Scala , ihr hingegen schien nur sehr kurzfristig eine erfolgreiche Karriere beschienen gewesen zu sein, schade hier hätte ich gern mehr gehört.
    Ich hörte sie in der Hamburgischen Staatsoper Live als Violetta und fand ihren interpretatorischen Ansatz sehr interessant, andere verließen Vorzeitig das Konzert, es war mal etwas anderes.
    Die Stimme von Mara Zampieri bekommt unter Druck schärfen und einen leicht säuerlichen Beigeschmack außerdem neigt sie zudem dazu flackrig zu werden.
    Vieles können interpretatorische Ansätze sein, die ich aber im großen und ganzen dann doch als etwas fragwürdig für eine passende Rollenausdeutung ansehe.
    Hier scheint sich auch das tragische ihrer Bühnenlaufbahn zu offenbaren.
    Immerhin war sie aber doch in ihrer künstlerischen Position so konsequent, das sie es ablehnte in einer Hamburger Tosca ( Giancarlo del Monaco zeichnete sich hiefür verantwortlich ) nachdem sie diese kurz in Augenschein genommen hatte, aufzutreten.
    Am besten und überzeugendsten ist sie für mich in zwei Rollen.
    Zum einen in der Minnie aus La fanciulla del West neben Domingo und ihrer wohl besten Rolle, der Lady Macbeth ( nein ich werde mir hier nicht die Blöße geben und wie viele vor mir den Brief Verdis sinn und zweckentfremdend zu zitieren , er war auf den Vergleich zweier Sängerinnen gemünzt gewesen und kein Freibrief oder als Entschuldigung zu verstehen gewesen, für falsches singen, keifen oder schreien, wofür er immer wieder gern herhalten muß )
    Für diese Rollen findet sie die richtigen Zwischentöne und auch das Stimmtimbre und ihre stimmlichen Möglichkeiten kann sie in diesen Rollen am besten in den Vordergrund stellen.
    Wer diese Sängerin für sich entdecken möchte, dem Rate ich zur Norma live aus Wien aus dem Jahre 1995, der La fanciulla del West , Attila und zu Macbeth.


    Belisario, Il giuramento, La fanciulla del west, Attila, Macbeth, Salome, Norma, Arien Recitel Bellini & Donizetti, Arien Recitel Verdi, Lieder Recitel

  • Hallo Sven,
    laut Wiki ist sie wohl schon 1941 geboren, aber das nur nebenbei.
    Meine Erstbegegnung mit ihr war die Lady Macbeth zusammen mit Bruson als Macbeth und da fand ich sie wirklich überzeugend. Mich erinnert sie wirklich etwas an Renata Scotto.
    1990 hatte ich die Gelegenheit sie in der konzertanten Aufführung von Bellinis Il Pirata in Frankfurt live zu erleben und da hat sie mich sehr begeistert. Sie wurde damals vom Publikum sehr gefeiert, allerdings kann ich mich an einen Herrn erinnern, der anderer Meinung war und kräftig buhte.
    1998 hörte ich sie als Odabella in Zürich in der Oper Attila von Verdi. Leider klang sie da in den Höhen oft sehr schrill.
    :hello:
    Jolanthe

  • @ Sven Godenrath


    Die Pruduktion aus Buenos Aires wurde im Jahre 2004 auf den Markt geschleudert. Sie ist technisch einwandfrei. Das Datum der Entstehung ist leider nicht angegben. Das vollständige italienische Libretto liegt bei.
    Gianfranco Masini dirigiert das Orchester des Teatro Colon. Renato Bruson singt den Belisario und Stefania Toczyska die Irene.



    Die Partie der Antonia aus Donizettis Belisario ist eine ihrer herausragenden Leistungen. Ich kenne keine Diva, welche die Partie noch hinreißender singt, als die Zampieri.


    Sven, stell Dir vor, die Stimme ist ohne jeden 'säuerlichen Beigeschmack'.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • laut J. Kestings Sängerlexikon ist M.Z. im Jahre 1951 ! geboren, ich denke, das passt auch besser als 1941.


    Sie ist auch eine von den Sängern, die polarisieren. Sie hatte die richtige STimme für eine handvoll von Partien.
    Diese hat sie dann mit großem Einsatz ohne Schonung der Stimme gesungen und zahlt dafür den Tribut einer kurzen Karriere !

  • Ich habe sie mehrmals mit Bruson als Lady Macbeth gesehen.
    Bin heute noch davon begeistert,sie war immer überzeugend.


    Rita

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  • Ich finde das Stimmtimbre von Mara Zampieri interessant und in meinen Augen bzw. für meine Ohren gehört mehr als nur eine schöne Stimme dazu um eine Rolle treffend umzusetzen.
    Wie Thomas Quasthof in seiner Biographie sinngemäß schrieb: " Ich wollte Lachs kaufen und mir wurde Scholle angeboten, ich habe schließlich die Scholle gekauft. Entscheidend ist immer, das man mir etwas anbieten muß.
    Zurück aber jetzt zum eigentlichen Grund dieses Textes, zu Belisario.
    In Sin la tomba singt sie stellenweise im wundervolle piani aber auch hier zeigt sich schon das die Stimme an einer Stelle unter Druck etwas flackrig wird.
    Beim Renda il mio core und Muoia l’empio bewegt sie sich im mittleren Ausdrucksspektrum und beim fibre al cor beginn die Stimme allerdings wieder zu flackern wie eine Kerze im Wind.
    Beim S’apra per me wieder wundervolle Piani Töne und das Da quel di wird rhythmisch ebenfalls gut gesungen.
    Die Schlußszene schließlich gelingt auch überzeugend.
    Über Renata Bruson lässt sich nur so viel sagen, das er im historischen Vergleich sicherlich unbestritten zu den besten Sängern seines Faches zählt.
    Ich weiß jetzt allerdings nicht welche Aufnahmen von Belisario du zum Vergleich herangezogen hast um diese als die beste Anzupreisen.
    Mir persönlich liegen drei Aufnahmen vor, zwei mit Leyla Gencer 1969 ( Taddei, Zaccaria, Pecile; Gavazzeni aus Venedig) und 1970 ( Bruson, Grilli, Zaccaria, Pecile; Camozzo aus Bergamo ) und eben jene mit Mara Zampieri.
    Leyla Gencer ebenfalls eine Schülerin von Elvira de Hidalgo, Jahrelang von der Industrie als „ Callas Kopie „ missverstanden gehört in meinen Augen, trotz ihres leider später angenommenen eklektischen Gesangsstils, sie wollte jetzt mit Gewalt anders klingen als Maria Callas, in ihrem Fach zu den zentralen Sängerinnen.
    In beiden Aufnahmen zeigt sich hier, das Leyla Gencer was die Gesangstechnik und die Ausformung der Vokalenfiguren anbelangt Mara Zampieri haushoch überlegen ist.
    Ihre Piani haben eine Innenspannung ( wohlbemerkt sie klangen nicht angespannt sondern verbreiteten eine Spannung wie ich sie nur sehr selten auf CD erlebt habe, ich bitte hier nicht mißverstanden zu werden ) die besonders auch in der Schlußszene hörbar wird.

  • Mara Zampieri habe ich in Bonn zweimal gehört. Was ich anfangs als indisponiertheit ausgelegt habe, konnte ich beim Zweitenmal genauso feststellen. Die Stimme klingt mir zu schrill und unangenehm. Als Norma kein Vergleich mit Elena Souliotis oder Maria Callas. Als Lady Macbeth könnte ich die Zampieri vielleicht noch akzeptieren.
    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • 5 habe Mara Zampieri in Norma, Attila, Macbeth, Maria Stuarda und Un ballo in maschera gehört und gesehen und was mir immer wieder auffiel war ihre enorme Bühnenpräsenz, es war für mich Liebe auf den ersten Ton!


    Eine private Aufnahme von Maria Stuarda nenn ich mein eigen, Live aus der Wiener Staatsoper vom 11.5.86


    Mit:

    Mara Zampieri Maria

    Agnes Baltsa Elisabetta

    Jerry Hadley Leicester

    Hans Helm Lord Cecil

    Mauricio Mazzieri Talbot

    Cond.Adam Fischer


    Welch ein Jubel am Schluss!:!::jubel:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ein Beitrag von Fiesco konnte diesen thread nicht wiederbeleben. Mara Zampieri scheidet offensichtlich die Geister. Und mir war nicht bewusst, dass diese Sängerin überhaupt noch singt. Zumindest hat die Wiener Staatsoper sie für diese Saison als Mamma Lucia in Cavalleria Rusticana angekündigt.

    Nun hat sie ihre fünf Auftritte in dieser Rolle an der WSO abgesagt. Die 69-jährige Sopranistin, die zur Covid-19-Risikogruppe gehört, möchte zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht reisen und an Proben und Aufführungen teilnehmen.


    Zampieri dürfte in den letzten Jahren mehrheitlich nur noch in kleineren Partien aufgetreten sein. So hat sie neben der Lucia zuletzt auch die Annina in La traviata an der Mailänder Scala gesungen.


    Immer wieder ist zu lesen, dass die Lady Macbeth ihre beste bzw. eine ihrer besten Rollen gewesen sein soll.

    Diese prominent besetzte Aufnahme soll jedenfalls sehr gut sein und Bruson als auch Shicoff machen schon Lust in die Aufnahme reinzuhören.



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    Gregor

  • Lieber Gregor,

    Mara Zampieri war als Lady Macbeth nicht nur gut, sondern sensationell! Ich habe sie mehrmals in dieser Partie in Wien gesehen. Als zweitbeste Partie sehe ich ihre Tosca an.


    Erich

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  • Nach dem Beitrag von Gregor war ich in der Zampieri Ecke meines Sänger Regale und stelle noch einige Aufnahmen vor die dort stehen.......

    Natürlich oben gezeigten "Macbeth "


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    .....und zu guter letzt dies!!!

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    Ich habe Frau Zampieri mindestens ein Dutzend mal erlebt, in besonderer Erinnerung ist mir "Un ballo in maschera"

    geblieben mit Luis Lima und Giorgio Zancanaro ein wahrer Volltreffer, ihre Lady in Berlin mit dem unschlagbaren Bruson als Macbeth, die "Norma" in Bonn habe ich drei mal erlebt und die war sehr gut, nähmlich alles andere als konventionell!


    Sie hat jedenfalls einen Patz der Ewigkeit in meinem Herzen! :hail:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)