HARTMANN Johann Peter Emilius (1805-1900) - VALKYRIEN

  • Die Walküre - aber nicht von Wagner



    Valkyrien


    Die Walküre


    Werkverzeichnis: op. 62


    Kategorie: Ballett in 4 Akten und 36 Bildern


    Idee und Libretto: August Bournonville (1805-1879)


    Quelle: Saxus Grammaticus (1180-1220) „Die Sage vom Schildjungen“ Gesta Danorum, Buch 7 und 8


    Uraufführung: 13. September 1861 am Königlichen Theater in Kopenhagen


    Charaktere:


    Svava, Erste Walküre
    Brune, der als Barde verkleidete Gott Odin
    Heimdal, eine Gestalt der nordischen Mythologie
    Harald Hiltetand, Dänischer König im achten Jahrhundert
    Helge, Haralds Enkelsohn
    Bjoern, Helges Freund
    Niketas, Griechenführer auf Sizilien
    Dänen und Griechen
    Meermädchen und Zwerge


    Einspielung: RSO Frankfurt Michael Jurowski, / CPO JPC 8539941 (vergriffen)


    INHALTSANGABE



    Vorbemerkung:


    Der Dänenkönig Hiltetand soll 150 Jahre alt geworden sein. Er kann aber den Heldentod nicht sterben, weil ihm prophezeit wurde, dass Eisen ihn nicht verwunden kann. Odin verkleidet sich als Brune, kommt auf die Erde herunter und provoziert die große Schlacht von Braavallaheide. Odin möchte den König in Walhalla aber gern bei sich haben. Auf seine Veranlassung wird mit einer Holzkeule so lange auf den Alten eingetrommelt, bis er seinen Verletzungen erlegen ist und er in Walhalla einziehen kann. Der Enkel von König Harald Hildetand hat ähnliche Probleme. Er liebt die jungfräuliche Walküre Svava, kann sich mit ihr aber nicht verbinden, weil beide verschiedenen Welten angehören. Helge muss in der großen Schlacht von Braavallaheide zuerst den Heldentod erleiden, bevor er als Auserwählter unter die Helden von Walhalla einziehen kann


    Erster Akt:


    Der Zuschauer des Balletts wird nach Walhalla, einer Abteilung des germanischen Götterhimmels entführt. Die Wohnungseinrichtung besteht allerdings nur aus Kumulus-Wolken. Auf einer besonders schönen Wolke in der Mitte der Bühne steht Heimdal. Er stößt in sein Blashorn, und das Echo antwortet. Von beiden Seiten stürmen Walküren heran. Diese sind mit Speer und Schild ausgerüstet und tragen Helm und Brustpanzer. Die Schlachtenmädchen sind in Hitze und tanzen einen Kriegstanz, der von Heimdal durch Armwinken von der Wolke aus dirigiert wird. Svava – bei Richard Wagner heißt das Mädchen Brünhilde - tanzt herbei und versucht, sich zwischen den Heldenmädchen und den gekreuzten Speeren vorteilhaft zu platzieren. So langsam bekommt der Ballettmeister ein bisschen Zucht in die Mädchenbande, die sich zu beiden Seiten der Bühne in Reihe und Glied aufstellt.


    Ein Wink Heimdals: die Wolke verschwindet und man sieht Odin auf einem Hlidskalv sitzen. Alle Walküren grüßen Odin, den Göttervater, der die Aufmerksamkeiten freundlich erwidert. Ihm wird Essen angeboten, aber er hat keinen Appetit, nur Durst. Svava reicht ihm das Trinkhorn und Heimdal gibt ihm seinen Speer. Die Walküren müssen Bericht erstatten, wie der Tag so gelaufen ist. Alle waren an einem Ort, wo Kampf und Tod gewütet haben. Nur Svava kann keinen positiven Bescheid geben und Odin bemerkt ihre Betrübnis. Er möchte mit seiner Lieblingstochter allein sein, Heimdahl stößt ins Horn und die Madels laufen zu beiden Seiten davon. Odin gebietet Svava zu bleiben und in der Mitte der Bühne kniet sie vor ihm nieder. Dämpfe steigen aus der Erde, damit die Szene sich verwandeln kann. Hat Svava ein Geheimnis?


    Odin und Svava sind auf die Erde herabgestiegen und machen einen kleinen Spaziergang in der Bucht von Zealand. Der Göttervater nennt sich ab jetzt Brune und befiehlt Svava, sein Trinkhorn unter einem Grabstein zu verstecken. Svava gehorcht und merkt sich die Stelle, die ihr bekannt vorkommt. Der Göttervater gibt ihr zu verstehen, dass derjenige, welcher hier beerdigt wurde, sich bereits in Walhalle befinde, und das den Dänenkönig Harald bald das gleiche Schicksal ereilen wird.


    Odin verspürt ein starkes Bedürfnis nach Geselligkeit. Unter der Erde hört man Hammerschläge und kunstfertige Zwerge steigen aus der Erde hervor. Sie bringen Geschenke mit: eine Halskette, ein Schwert und schöne Sachen zum Anziehen. Die Zwerge tanzen um ihn herum und bewundern Odins Herrlichkeit. Kleine Meerjungfrauen – eine von ihnen sitzt heute noch in Kopenhagen auf einem Gesteinsbrocken – werden aufmerksam und kommen aus der Ferne herbei. Eine prunkvoll gearbeitete Harfe haben sie mitgebracht, die sie Odin geben, damit er Musik macht, nach der sie tanzen können. Dem Göttervater macht die Sache ungemein Spaß, aber irgendwann ist der Spuk vorbei, die Flossen-Damen verabschieden sich und gehen ins Wasser. Auch die Zwerge sinken grüßend in die Erde.


    Jetzt wird es aber langsam Zeit für die Love-Story. Svava sitzt gedankenversunken unter einem Baum. Odin stellt seine Harfe beiseite und will ihren Kummer wissen. Svava ist verliebt in einen hübschen Jungen namens Helge. An dieser Stelle hat sie ihn zum ersten Mal gesehen. Ihr Herz gehört ihm und überallhin will sie ihm folgen, um ihn zu beschützen. Der Göttervater ist gegen diese Bindung und will es dem Schicksal überlassen, was aus der Sache werden soll. Helge taucht auf, Brune verbirgt sich hinter dem Grabstein, unter dem Helges Vater ruht. Svava versteckt sich im Gebüsch, aber Helge hat etwas Weibliches gesehen und wundert sich, dass es auf einmal verschwunden ist. Er hat seinen Freund Bjoern dabei. Helge entdeckt Runen im Baum und ist erstaunt, dass er daraus seinen Namen entschlüsseln kann. Ein bisschen sentimental ist er, und er bittet Björn, ihn am Grab des Vaters einen Moment allein zu lassen. Helge nimmt seinen Helm ab und kniet am Grab nieder. Er bittet die Götter um Kraft, den Tod seines Vaters zu rächen. Svava und Brune kommen herbei, stellen sich hinter den Jüngling, segnen ihn und entfernen sich. Helge nimmt die beiden als Erscheinung wahr.


    Schon wieder Besuch am Grabstein! Man trägt einen schönen Sessel heran. König Harald wird von einem Runenmeissler und einem Krieger begleitet, der die Waffen seines verstorbenen Sohnes am Grabstein niederlegt. Der Beschrifter beginnt mit seiner Arbeit. Alle verneigen sich vor König Harald und Helge küsst ehrfürchtig die Hand seines Großvaters. Der König bittet die Götter, sein Enkelkind zu beschützen und ihm ein tatenreiches Leben zu verleihen. Er nimmt auf seinem Thron Platz. Helge möchte mit Bjoern den Wikingerzug begleiten, um den Tod seines Vaters zu rächen. Der Großvater ist erstaunt, dass Helge ihn verlassen will. Er möchte ihn um sich haben, weil er sich ohne ihn einsam fühlt. Beide bekommen Streit miteinander und Helge wird wütend. Der Knabe sucht eine ruhmvolle Laufbahn und will nicht als Greis auf dem Krankenlager sterben. Ärgerlich wirft er sein Schwert weg, entschuldigt sich aber beim König, nachdem er sieht, dass dieser seine Zornesanwandlung ausdrücklich missbilligt. Bjoern erscheint vor dem Thronsessel und bittet den alten König ebenfalls, mit Helge in die Schlacht ziehen zu dürfen. Die Wikinger schlagen kampflustig auf ihre Schilde und unterstützen das Anliegen der beiden jungen Helden. Odin, von den Umstehenden als Brune wahrgenommen, tritt herbei und erklärt, dass er den König schützen will, wenn alle ihn verlassen. Björn und die anderen machen sich über ihn lustig und fragen, ob er den König mit seiner Harfe verteidigen will. Brune fühlt sich provoziert und bittet Björn, ihm seine Lanze zu leihen. Diese schwingt er über seinen Kopf und schleudert sie mit aller Kraft in den Baumstamm. Nun soll einer der Männer versuchen, die Lanze wieder herauszuziehen. Großmaul Bjoern probiert es als erster, schafft es aber nicht. Die Lanze bewegt sich nicht von der Stelle. Was ist das nur für ein komischer Baum? König Harald erhebt sich, nimmt einen Reif von seinem Arm und legt ihn um Brunes Arm. Damit hat er ihn zum Barden geadelt und zum Chef seiner Leibwache gemacht, ohne zu ahnen, dass er den Göttervater selbst vor sich hat. Helga darf nun in den Krieg ziehen und sein Freund darf mitkommen. Die Wikinger jubeln. Der König überreicht seinem Enkel die Waffen des Vaters. Entzückt ergreift der Jüngling das Schwert, um damit die Ehre des Vaterlandes zu verteidigen. Er empfängt des Königs Segen und ist zutiefst bewegt, als er den Kummer in denn Augen des Großvaters sieht. Harald klagt, dass er nun einsam und verlassen ist, wird aber von Brune beruhigt. Das Wikingerschiff gleitet langsam aus der Bucht. Svava steht am Ufer und winkt mit einem Blumenstrauß hinterher. Der König muss erheitert werden. Der unerkannte Göttervater spielt auf seiner Harfe. Svava tanzt und wirft dem König Blumen zu. Zum Schluss setzt die Liebenswürdige dem König noch einen Blumenkranz aufs Haupt. Die Betrübnis will nicht schwinden, Harald nimmt den Blumenkranz vom Kopf, schüttelt sein weißes Haupt und lässt das Gebinde zur Erde gleiten. Der Barde greift stärker in die Seiten, Svava spricht honigsüß auf den König ein, dass er die Schatten der Vergangenheit vergessen soll. Harald will wissen, wer das schöne Mädchen sei. Diese holt das versteckte Trinkhorn hinter dem Grabstein hervor. Der Königs ist misstrauisch und bittet das Mädchen, zuerst zu trinken. Danach nimmt er selbst einen herzhaften Schluck. Der Krafttrunk hatte es in sich. Der Alte wird putzmunter und verlangt nach einer Waffe. Er soll doch die Lanze nehmen, die in der Eiche steckt! Heimdahl, der göttliche Bläser, ist aufgetaucht, stellt sich auf den Grabstein und tutet in sein Horn. Der weißhaarige Alte lässt sich beschwatzen, torkelt auf den Baum zu, mit einem einzigen Ruck reißt er die Lanze aus dem Baum und sinkt sprachlos in Brunes Arme. Zur Feier des Tages stürzen Walküren aus allen Winkeln herbei und wirbeln um den entzückten Harald herum. Dieser setzt sich in seinem Armsessel, und die Walküren bilden einen Halbkreis. Nun kommt Svavas großer Auftritt. Sie tanzt einen hinreißenden Solo, breitet dann ihr Flatterhemdchen aus und fliegt über das Meer davon.


    Zweiter Akt:


    Rauben und Plündern an fremden Gestaden ist eine Lieblingsbeschäftigung der Wikinger. Eine Felsenhöhle dient ihnen als vorübergehender Unterschlupf. Einige Krieger stürzen herein und bringen ein Fass mit, welches sie bei einem Überfall erbeutet haben. Helge hat sich den Arm verletzt, setzt sich auf einen Felsen und verbinden ihn provisorisch. Weitere Plünderer stürmen herein, jeder mit Beute beladen. Unter lautem Jubel macht das Trinkhorn die Runde. Björn und Helge wollen Blutsbrüderschaft schließen. Das hat den Zweck, dass einer für den anderen einzustehen hat und ihn zur Blutrache verpflichtet. Die festliche Akt ist eine Sache der Gruppengemeinschaft und mit einer feierlichen Zeremonie verbunden. Mit dem Dolch ritzt sich jeder der beiden Freunde in den Arm und sie vermischen die rinnende Flüssigkeit miteinander. Beide trinken aus einem gemeinsamen Gefäß und gießen den Rest in ein Loch in der Erde. Nun sind sie Blutsbrüder.


    Die Zeremonie wird abgebrochen, weil ein Spießgeselle herbeistürzt, der ein Dorf entdeckt hat, in dem erneut Beute gemacht werden kann. Alle stürmen davon bis auf Helge, den Bjorn bittet, zurückzubleiben, um sich auszuruhen und seinen verletzten Arm zu schonen. Helge ist müde, lehnt seinen Kopf an einen Felsen und schläft bald ein. Kleine Meerjungfrauen, die sich von schlafenden Männern magisch angezogen fühlen, kommen herbei und schaukeln auf den Wellen vor Wonne hin und her. Svava hat den Götterhimmel verlassen, ihr Schwanenkleid angezogen und kommt herangeflogen. Der schöne schlafende Blonde hat es allen angetan, und sie gruppieren sich um ihn herum. Svava stellt fest, dass Helge verwundet ist, holt ein Gefäß mit Öl unter dem Gefieder hervor und träufelt davon in die Wunde. Die Walküre gebietet den Meerjungfrauen, gefälligst zu verschwinden und sie nicht zu verplappern. Helge wird wach und betrachtet mit Verwunderung seinen geheilten Arm. Auf dem Felsen steht Svava, und er kniet vor der majestätischen Erscheinung nieder. Er möchte Svava auf seinem Beutezug am liebsten mitnehmen, aber sie sagt ihm, er soll sich erst mal einen Heldennamen erwerben. Wenn er ihre Liebe zum Lohn bekommt, wird er sich bemühen, antwortet er schlagfertig. Er ahnt nicht, dass Svava aus einer Sphäre kommt, die eine Verbindung mit einem Menschenkind nicht zulässt.


    Rote Flammen beleuchten den Himmel. Die Wikinger haben ihrem Namen Ehre gemacht und gebrandschatzt. Verängstigte Frauen und Kinder kommen angerannt, um Schutz in der Höhle zu suchen, wissen aber nicht, dass diese von der Wikingerbande als Unterschlupf genommen wurde. Svava stellt sich auf die Seite der Schutzlosen, hat Helges Schwert genommen und versperrt den heranstürmenden Verfolgern den Weg. Von der majestätischen überirdischen Frau im Schwanengewand weichen die Krieger irritiert zurück. Sie ahnen ihr göttliches Wesen und verhalten sich gehorsam. Björn stürmt total betrunken in die Höhle, erkennt Helge nicht und greift diesen mit der Streitaxt an. Zum Schutze umschließen die Kampfgenossen den Tobenden mit ihren Schilden, damit er keinen Schaden anrichten kann. Dieser erkennt seinen Irrtum und seinen Zustand und entschuldigt sich bei seinem Blutsbrüder. Man umarmt sich. Einsichtig gewährt Helge den Frauen und Kindern freien Abzug, die erfreut über die Wende ihres Schicksals sich feierlich bedanken. Er sieht sich nach Svava um, der er mit seiner Großzügigkeit imponieren möchte. Nachdem die mitleidige Seele Recht und Ordnung geschaffen hat, ist sie plötzlich verschwunden.


    Dritter Akt:


    An exotischen Gestaden lässt es sich wohl sein. Unser Helge ist mit seiner Mannschaft bis Sizilien gekommen. Der Fremdling ist vom byzantinischen Stadthalter Nicetas zu einem Gelage eingeladen. Man trinkt hierzulande nicht aus Hörnern, sondern aus goldenen Bechern. Jugendliche Negersklaven schenken fleißig ein. Helge ist in seinem Element. Er wird bewundert und man versichert sich gegenseitiger Freundschaft. Zwölf junge Mädchen tanzen die große Tempeltreppe herunter, umringen unseren verzückten Helden. Sie nehmen anmutige Stellungen ein und entwenden ihm unbemerkt sein Schwert. Nach und nach beginnen alle Anwesenden zu tanzen. Helge bewegt seine Tanzschritte zum Entzücken aller so, wie er es von Haus aus gewohnt ist. Die Mädchen umwickeln ihn mit Girlanden und ständig wird er von ihnen aufgefordert zu trinken. Svava ist den Zugvögeln nachgereist und trägt einen Korb mit Obst auf dem Kopf. Die hochgewachsene blonde Germanin wird von der Männergesellschaft bewundernd begrüßt. Svava lächelt zurück und verteilt das Obst aus ihrem Korb. Den Kavalieren reicht sie Büschel mit Weintrauben, die sie unterwegs auf dem Wochenmarkt gekauft hat, damit die Verliebten nicht ständig nach ihr schnappen können. Viel zu spät hat Helge sie erspäht, will zu ihr hineilen, aber die Griechinnen halten ihn zurück. Es gelingt ihm, sich loszureißen und Svava um den Apfel zu bitten, den sie in der Hand hält. Obwohl sie die Aushändigung der begehrten Frucht unaufhörlich verweigert, bekommen die Anführer das Gefühl, dass der blonde Wikinger von Svava begünstigt wird. Eifersucht macht sich breit und die Gastgeber wollen den Fremdling töten. Sie schmieden einen Plan und alle schwören auf einen Dolch, die Tat gemeinsam auszuführen. Bjoern taucht auf. Er ist auf der Suche nach Helge. Er ruft nach ihm, aber nur das Echo antwortet. Mädchen kommen, machen sich über seine plumpen Manieren lustig und bieten ihm zu trinken an. Nein, seinen Freund Helge haben sie nirgendwo gesehen. Er wird behext und heimlich seiner Waffen beraubt. Man bekränzt ihn und schenkt fleißig ein. Svava verweigert Helge den Apfel noch immer, obwohl er sehnsüchtig danach verlangt. Er kniet vor ihr nieder und bekommt durch unaufhörliches Betteln endlich seinen Willen. Aber es ist der Apfel der Erkenntnis, den Svava ihm offeriert. Helge beißt hinein und sofort fällt der Rausch von ihm ab. Björn probiert ebenfalls von der Frucht. Beide sind zerknirscht, weil sie eine Luftspiegelung der heimatlichen Küste vor sich erkennen und Gewissensbisse sie plagt. Alle können die Fata morgana nun erkennen und es erfasst sie das große Heimweh. Die Griechen haben sich versammelt, um die Gäste zu überfallen. Helge und Bjoern bemerken, dass sie selbst ohne Waffen sind. Sie vermuten diese im großen Tempel. Dorthin eilen sie und schließen sich ein, um gegen die Übermacht geschützt zu sein. Die Griechen wollen den Tempel stürmen, aber Nicetas hat die bessere Idee, Reisig anzuhäufen, um den Tempel anzuzünden. Die kampfgewohnten Wikinger planen einen Ausfall, öffnen die Tore des Tempels und stürmen hinaus. Erschrocken tanzen die Ballettmädchen davon, aber die Verschwörer verfolgen die Wikinger zu ihren Schiffen. Die Rechnung haben die Verräter ohne Svava gemacht, die ihren Liebling bedroht sieht. Ihre Schwestern hat sie zur Hilfe gerufen. Solch eine Schar wilder Mädchen haben die Sizilianer noch nie gesehen, obwohl sie bei den eigenen Frauen über mangelndes Temperament nicht klagen können und laufen eilig davon. Die Walküren positionieren sich mit aufgerichteter Lanze und verabschieden das abfahrende geschnäbelte Wikingerschiff, um dann selbst davonzustürmen.


    Vierter Akt:


    König Harald rüstet zum Kampf. Als Schlachtfeld hat er Braavallaheide ausgewählt. Neben seinem Zelt ist auf einem Erdhügel die königliche Standarte aufgepflanzt. Hier hat er auch seinen Streitwagen geparkt. Brune sitzt auf einem Stein und übt auf seiner Harfe. Barden umringen ihn, um sich einzustimmen, den Ablauf der Schlacht und das Heldenleben König Haralds zu besingen. Die Sonne geht auf und Svava freut sich, da man einen ereignisreichen Tag erleben wird. Die Walküren begrüßen den König, der immerzu an Helge denken muss. Wo der Junge wohl weilt? Brune ist dem König behilflich, den Helm aufzusetzen und führt Ihn zu seinem Streitwagen. Die Heerschau beginnt. Die einzelnen Abteilungen mit ihrem Anführer ziehen am König vorbei. Ein Huldigungsmarsch ertönt. Eine feierliche Zeremonie vor einem aufgestellten Steinaltar hebt an, um von den überirdischen Mächten den Sieg zu erflehen. Aus der Ferne hört man Getöse. Die Helden sind aus Sizilien zurückgekehrt mit Helge und Bjoern an der Spitze. Der Enkel wirft sich dem König zu Füßen. Dieser hebt ihn auf und drückt ihn an seine Brust. Helge hat Svava an Brunes Seite entdeckt und will sie feierlich begrüßen, was Brune verhindert. Svava ist enttäuscht, weil sie nicht mit Helge in den Kampf ziehen darf. Sie reißt sich los und klammert sich fest an ihn. Odin muss sie gewaltsam von ihm wegreißen. Der König ruft den Knaben zur Ordnung und auch Bjoern erinnert an ihre Brüderschaft. Helge fügt sich, die Ehre siegt über die Liebe und die Mannen spenden Beifall. Es wird zum Angriff geblasen. Aus der Ferne hört man den Kampfruf der Feinde. Das Heer stellt sich in Schlachtordnung auf. Helge hat den Kampfwagen des Königs bestiegen und steht an seiner Seite. Der König sendet nach und nach die verschiedenen Abteilungen hinaus in den Kampf.


    SZENENWECHSEL


    Die Schlacht geht verloren. Die Walküren sind in ihrem Element und stürmen in wilder Freude durch die Kulissen. Sie begrüßen sich ausgelassen und zeigen mit ihren Lanzen in Richtung Heide, wo der Kampf wütet. Die gefallenen Helden gehören nun zu Odins Privatarmee. Svava fürchtet um das Leben Helges. Sie bittet Odin, persönlich einzugreifen, damit sein Leben gerettet wird. Odin lehnt ab und die verzweifelte Walküre will davonstürzen, um ihren geliebten Helge selbst zu beschützen, wird aber von Odin festgehalten. Helge kommt in der Schlacht um. Bjoern macht Brune/Odin für die Niederlage verantwortlich, weil er den König falsch beraten habe. Todessehnsucht ergreift ihn und er wird seinem Blutsbruder in den Tod folgen, um ihm in Walhalla wieder nahe zu sein. Das Schlachtfeld ist mit Leichen übersät. Es wird dunkel. Die Toten erheben sich. Unter ihren Mänteln tragen sie bereits die strahlende Kleidung der Einherjer. Das ist der Name für die im Kampf als Helden gefallenen Krieger und nun Anspruch auf ein angenehmes Leben im Jenseits haben.


    SZENENWECHSEL


    Walhalla erstrahlt in Festbeleuchtung. Odin sitzt auf goldenem Thron, ihm zur Seite seine Tochter Svava. Die Gefallenen haben die Reise ins Jenseits überstanden. König Harald, Helge, Bjoern und die vielen anderen sind oben gut angekommen. Der Schneider hat für alle die gleiche herrliche Kleidung angefertigt. Jetzt darf mit Begeisterung gehuldigt werden. Rund um die Uhr; der Tagesablauf in Walhalla sieht es so vor. An Getränken wird reichlich Met gereicht, zwischendurch darf mit den Schilden geklappert oder getanzt werden. Für König Harald steht sogar ein Thrönchen bereit. Odin steigt von seinem Sitz, führt Svava an der Hand, um die geliebte Tochter mit Helge für immer zu vereinigen. Die Einherjer tanzen ins Finale. So findet die Liebesgeschichte zwischen Svava und Helge doch noch einen guten Ausgang, damit das Publikum erleichtert und zufrieden nach Hause gehen kann.


    Anmerkung:


    Das Ballett „Valkyrien“ gilt als Hauptwerk Hartmanns. Er begründet die Geschichte des dänischen Balletts und läutet in Skandinavien die Romantik nach deutschem Vorbild ein. Seine Tonsprache nähert sich der von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Sie wirkt anmutig und hat Mühe der Gewalt des literarischen Vorwurfs einigermaßen gerecht zu werden. Anklänge an Richard Wagner sind im philosophischen, literarischem oder tonalen Bereich nicht zu erkennen.


    © 2010 für TAMINO - Engelbert