Einige Komponisten deutscher Sprache - Erste oder zweite Garnitur ?

  • Im Thread anlässlich des 200 Geburtstages von Robert Schumann wurde die Frage laut, ob er denn wirklich zu den "ganz großen" deutschsprachigen Komponisten zu zählen sei....


    Eine Liste mit EINDEUTIG zur ersten Garnitur zählenden Komponisten bietet TITAN an:


    BACH
    HÄNDEL
    HAYDN
    MOZART
    BEETHOVEN
    SCHUBERT
    SCHUMANN
    MENDELSSOHN
    BRAHMS
    BRUCKNER
    WAGNER
    R.STRAUSS
    MAHLER


    Hingegen weiter unten eine mit den "dubiosen" Fällen



    Pfitzner
    Reger
    Spohr
    Gluck
    Orff
    Hindemith
    Telemann
    Schönberg
    Berg
    Zemlinsky
    Webern
    Schreker
    Johann Strauss


    Zitat

    ........und sicher noch einigen Anderen Ansichtssache ist, OB sie zu den ganz GROSSEN gehören........


    Ich würde - auch wenn das einige verwundern mag - FAST ALLEN hier gelisteten Komponiusten dieses Attribut zusprechen - weil das "zu den Großen gehören" nicht automatisch Popularität mit einschliesst.


    Bei Spohr allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß er nicht dazugehört.
    Egal welche Parameter man als Kriterion für "ersrte Garnitur" einsetzt - meiner Meinung nach fehlen bei Spohr "fast alle"



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Franz Liszt hat es nicht einmal auf die zweite Liste geschafft?


    :hello:


    Im Originaltext wurde noch darauf hingewiesen, daß möglicherweise noch Namen vergessen worden seien.


    Ich warte mal ab, ob sich einige Mitglieder für die Aufnahme Lisszts hier aussprechen. Ich habe mit ihm sowieso meine Probleme, konnte nie begreifen, was denn seinen überproprtionalen Ruhm überhaupt ausmacht .
    Die kaum je gespielten sinfonischen Dichtungen ?
    Das Heer von Klaviertranskriptionen anderer Komponisten ?
    Die Opernparaphrasen ?
    Oder die (für mich ) schwerverdauliche Klaviersonate


    Liszt ist zwar "unvergessen" aber auch weitgehend "ungespielt"


    Ich übertreibe an dieser Stelle BEWUSST, weil mich interessiert ob es Leute gibt, die mich nun ob meiner Aussagen zm Thema Liszt "zerreissen" möchten...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • 1. Liszts symphonische Dichtungen wurden einst sehr viel gespielt. Es passierte aber dann das Unglück, dass die wohl bekannteste von ihnen von den Betreibern des tausendjährigen Unglücks als Kennmelodie für die Kriegsberichterstattung verwendet wurde, was für dieses Stück direkt und für die anderen indirekt einen jahrzehntelangen Bannfluch bedeutete.


    2. Die Klaviertranskriptionen hören sich zumeist phantastisch an. Transkriptionen haben allerdings in unserer Zeit der Verfügbarkeit beliebig vieler Originalversionen keinen besonders guten Ruf. Dabei rivalisieren die besten unter ihnen mit den Originalen! Man denke an Rubinsteins Ausspruch, Liszts Version von Isoldes Liebestod sei schöner als das Original. Das stimmt zumindest insoferne, als die gut gespielte Klavierversion den Zuhörer wirklich rundum glücklich machen kann, während man darüber streiten kann, ob es überhaupt mehr als eine wirklich befriedigend gesungene Version gibt...


    3. Siehe 2. Mir gefallen sie.


    4. Es gibt ja nicht nur die große Sonate, die aber heute wohl fast einstimmig zu den ganz großen Solo-Klavierwerken nach Beethoven und Schubert gezählt wird. Man könnte aus aktuellem Anlass ja einen Diskussionsthread starten, wer von Schumann und Liszt der bedeutendere Klavierkomponist war und ist. ;)



    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Meine persönliche Meinung:


    Liszt muß nicht nur dazu, sondern auch zur "ersten Garnitur".


    Eine Lanze für Ritter von Liszt!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich habe mit ihm sowieso meine Probleme, konnte nie begreifen, was denn seinen überproportionalen Ruhm überhaupt ausmacht .


    Genau!


    Und hatten wir uns nicht an anderer Stelle bereits darauf geeinigt, dass Liszt allenfalls als Kleinmeister zu handeln wäre?


    Genau dort - also noch eine Ebene unterhalb der ersten und zweiten Garnitur - würde ich ihn nach wie vor ansiedeln neben Spohr, Pfitzner, Gluck und Orff (ein erfolgreiches Werbejingle reicht einfach nicht für mehr).


    Unsicher bin ich noch bei Johann Strauß Sohn: wirklich mehr als ein Kleinmeister? Möglicherweise schon, dann sollte allerdings auch der Urkölner Offenbach in die zweite Garnitur rücken, nicht wahr?


    Allerdings: Schönberg ist angesichts seiner besonderen Bedeutung für mich eindeutig erste Garnitur (wenn nicht auch Berg und Webern)!

  • Ein kleines Problem sehe ich bei Komponisten aus dem 20. Jhdt. Obwohl selbiges jetzt schon eine knappe Dekade vorbei ist, kann ich mich nicht des Eindruckes erwehren, dass der Kanon für selbiges immer noch nicht abgeschlossen ist.


    Orff, Pfitzner, Reger und all die, wo Alfred genannt hat würde ich jetzt schon in der zweiten Reihe lassen und selbige um Richard Strauss erweitern. Schiere Masse alleine macht es nämlich auch nicht!
    Liszt würde ich jetzt auch in die zweite Reihe stellen oder ihn schlicht und einfach Ungarn und somit nicht zugehörig bezeichnen ;)
    Weber gehört sich auch noch in die 2. Reihe und Spohr? Den würd ich in die dritte stellen, dort wo der Marschner ist, der Lortzing und der Humperdink.


    Aber was ist mit Meyerbeer und mit Offenbach?


    Viele Grüße
    John Doe

  • Zitat

    Original von Theophilus


    1. Liszts symphonische Dichtungen wurden einst sehr viel gespielt. Es passierte aber dann das Unglück, dass die wohl bekannteste von ihnen von den Betreibern des tausendjährigen Unglücks als Kennmelodie für die Kriegsberichterstattung verwendet wurde, was für dieses Stück direkt und für die anderen indirekt einen jahrzehntelangen Bannfluch bedeutete.


    Der Rest der sinf. Dichtungen wurde m.E. auch bis in die 1920er nicht besonders häufig gespielt. Ich behaupte mal, dass keine von denen so populär war wie die Moldau oder Schumanns 4. Sinfonie.
    Von den Klavierwerken sind allerdings jenseits der Sonate schon eine Reihe fest im Repertoire gewesen, ebenso die beiden Konzerte.


    Zitat


    4. Es gibt ja nicht nur die große Sonate, die aber heute wohl fast einstimmig zu den ganz großen Solo-Klavierwerken nach Beethoven und Schubert gezählt wird. Man könnte aus aktuellem Anlass ja einen Diskussionsthread starten, wer von Schumann und Liszt der bedeutendere Klavierkomponist war und ist. ;)


    Schumann ist der bedeutendere Klavierkomponist, Liszt vielleicht der bedeutendere Klavierkomponist ;)


    Die Frage ist einfach, ob die Sonate und ein paar andere Stücke gemeinsam mit dutzenden "leichterer" Werke wie ungar. Rhapsodien, Transkriptionen usw. und eine Handvoll visionärer, aber fast unbekannter Spätwerke ein knappes Dutzend Eckpfeiler des romantischen Repertoires aufwiegen können. Was die Solo-Klavierwerke betrifft, sind für mich Chopin und Schumann recht deutlich vor Schubert, Liszt, Brahms u.a. die wichtigstens romantischen Komponisten.


    Dennoch würde ich Liszt vermutlich noch in die erste Reihe mitnehmen, wie auch Mendelssohn, selbst wenn ich Schumann und Schubert für bedeutender halte. Vermutlich sogar CM v. Weber, der selbst als "one-hit-wonder" (auch wenn das übertrieben ist) eine epochalen Einfluß gehabt hat. Wenn Liszt schon zweite Garnitur ist, dann Spohr eher vierte...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dies ist wohl einer der unstrukturiertesten und unsystematischesten Threads der letzten Zeit - und zugleich einer der interessantesten.


    In welche Reihe man die einzelnen Komponisten stellt hängt sicher auch vom eigenen Geschmack ab.


    Richard Strauß - auch wenn es eingen gelegen käme - kann man nicht in die zweite Reihe stelen. In Anbetracht seiner Sinfonischen Dichtungen wäre das vielleicht noch denkbar - aber allein durch seine Opern (die mir persönlich nichts geben) ist sein Platz in der ersten Reihe unanfechtbar.


    Ich habe immer den Eindruck, daß Richard Strauß und Carl Orff dafür verantwortlich gemacht werden sollen, daß Berg, Webern, Schönberg und all die Neutöner in deren Umgebung, vom Image her durchaus anerkannt sind, daß eine breitere Beliebtheit innerhalb der Klassikgemeinde jedoch nie erreicht wurde - bis zum heutigen Tage.


    Pfitzner ist durchaus ein Platz in der 2. Reihe einzuräumen, in der Praxis wird er ohnedies wie ein bedeutungsloser Komponist behandelt.


    Zitat

    Aber was ist mit Meyerbeer und mit Offenbach?


    Meyerbeer , ich hätte ihn eher dem französischen Klturkreis zugerechnet, ist SELBSTVERSTÄNDLICH ein Komponist der ERSTEN REIHE !!


    Offenbach - "Hoffmanns Erzählungen" sind eine meiner Lieblingsopern - würde ich hingegen lediglich die 2. Reihe zubilligen. Das liegt vor allem daran, daß er, ähnlich wie Johann Strauß , eher der "leichten Muse" zugeneigt war. Es ergibt sich dei Frage inwieweit das nicht ohnedies eine eigene Disziplin ist. Gerade in diesen beiden Spezialfällen zeigt sich das Versagen der Methodik. Beide hochberühmt, vielgespielt, allseits anerkannt, auch von "ernsdthaft" komponierenden Kollegen ihrer Zeit - bleribt doch stets ein Rest der Geringschätzung übrig...


    Carl ORFF wird es vermutlich ziemlich egal sein ob er in die erste oder 2. Rehe gestellt wird - an sich würde er etliche Punkte erfüllen, die ihn reif für die erste Reihe machten.


    1)Unverwechselbare Tonsprache, durch ihn eingeführt, tonal und trotzdem eigenwillig. Hoher wiedererkennungswert seiner Themen...


    2) beliebt beim Publikum (und ich meine hier das "klassische")


    3) kein Epigone, sondern ein tonales Flagschiff seiner Zeit. bis heute immer wieder gerne gehört und auf Tonträger gebannt



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Dennoch würde ich Liszt vermutlich noch in die erste Reihe mitnehmen, wie auch Mendelssohn, selbst wenn ich Schumann und Schubert für bedeutender halte. Vermutlich sogar CM v. Weber, der selbst als "one-hit-wonder" (auch wenn das übertrieben ist) eine epochalen Einfluß gehabt hat. Wenn Liszt schon zweite Garnitur ist, dann Spohr eher vierte...


    Na, wenn das nicht mein Lieblingsspielchen ist!
    :)
    Lassen wir mal Klassik und Moderne weg, dann biete ich


    fußfrei:


    SCHUBERT
    SCHUMANN
    WAGNER
    BRUCKNER
    BRAHMS
    MAHLER


    gefolgt von:


    WEBER
    MENDELSSOHN
    LISZT
    STRAUSS


    und dann:


    MARSCHNER
    ROTT
    WOLF
    REGER


    und Spohr findet sich dann mit Loewe, Franz, Kirchner und einigen anderen in der 4. Reihe. Bei Bruch, Humperdinck und Pfitzner z.B. kann ich mich jetzt nicht zwischen 3. und 4. entscheiden.
    :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Barock läuft hier zwar gerade nicht so gut, aber trotzdem:


    SCHÜTZ
    HÄNDEL
    BACH
    ----------
    SCHEIN
    FROBERGER
    BUXTEHUDE
    BIBER
    TELEMANN
    ----------
    SCHEIDT
    ROSENMÜLLER
    MUFFAT
    PACHELBEL
    FUX
    HASSE


    als die Großen aus den ersten drei Reihen.
    :baby:

  • Lieber Alfred,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    In welche Reihe man die einzelnen Komponisten stellt hängt sicher auch vom eigenen Geschmack ab.


    Das dürfte die Untertreibung des Jahrhunderts sein !


    Ich denke, eine solche Rangfolge ist ausschließlich subjektiv und hängt von den persönlichen Hör-Erfahrungen ab. Welche "objektiven" Kriterien könnte es auch geben ? Selbst wenn man darüber Einigkeit erzielen könnte, wäre deren Auslegung wieder von persönlichen Vorstellungen geprägt.


    Ich persönlich würde in der ersten Liste nach Beethoven Schluss machen. Mit Schubert beginnt meines Erachtens schon die zweiten Riege.


    Viele Grüße, Bernd


  • Damit könnte ich leben, wobei ich die ersten beiden tendenziell fusionieren würde. Obwohl ich sie persönlich bevorzuge, sehe ich eigentlich nicht ganz eindeutig, warum Mahler und Bruckner wichtiger als Liszt und Mendelssohn sein sollten. Weber ist ein eigenartiger Fall, m.E. ein erstklassiger Komponist, der aufgrund diverser Umstände nur sehr wenige wirklich erstklassige Stücke komponiert hat. Man könnte daher auch den allerersten Rang auf Schubert, Schumann, Wagner, Brahms beschränken (+ Chopin und Verdi, vielleicht noch Berlioz, dann wäre es international)


    Von Marschner kenne ich noch weniger als von Spohr (ich habe nur die Ivanhoe-Oper mal gesehen), ob Spohr wirklich weniger wichtig als der ist, scheint mir fraglich. Pfitzner und Reger sind m.E. sehr schwer einzuordnen, da ja irgendwie an der Schwelle zu Moderne, Busoni ist auch noch so ein Fall. Ich kenne aber zu wenige Werke (auch nicht gerade leichte Kost), um die überhaupt beurteilen zu wollen...


    Meyerbeer und Offenbach hätte ich beide auch nach Frankreich gestellt (und nicht in die 1. Reihe und in vollständiger Unkenntnis von Meyerbeers Werken Offenbach klar höher eingeschätzt ;))


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich könnte durchaus damit leben , Offenbach und Meyerbeer in den Frazösischen Kulturkreis zu verschieben, bzw dort zu sehen. nicht weil ich sie nicht schätzte - das Gegenteil ist der Fall, sondern weil die französiche Oper einfach ihre Welt war. Das sollte man respektieren.
    Meyerbeer nimmt innerhalb der Geschichte der französichen Oper eine Schlüsselposition ein, gilt er doch als einer der Baumeister des Operntyps der "Grand Opera" und ist somit eine der Gallionsfigursen der französischen Oper - egal ob man ihn nun als deutschen oder französischen Komponisten sieht.


    Seine derzeit eher unbedeutende Rolle im Programmalltag hat viele Grunde, jedoch keine qualitativen. Seine Opern verolangen ein Übermáß an Dekoration und Bühneneffekte, sowie erstklassische, des französischen Gesangstils mächtige Sänger - die es in der geforderten Anzahl und Qualität auf kaum einer Opernbühn der Welt (Paris vielleicht ausgenommen ?) derzeit gibt.l


    All das ist aber kein Grund ihn abzwerten, er der als vermutlöich einziger Opernkomponist mit Verdi und Wagner auf eine Stufe zu stellen ist.


    Die Stäreken der Vertreter des Belcanto, die ich sehr liebe liegen in einem anderen Bereich...



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    und dann:


    ROTT


    Rott????


    Dann aber zuerst einmal auf mindestens gleicher Stufe Alexander von Zemlinsky, nicht wahr!


    Wollen wir Siegmund von Hausegger mit seiner Natursymphonie zusammen mit Julius Bürger dann auf eine Ebene noch darunter ansiedeln? Erich Wolfgang Korngold würde ich dann aber eher neben Zemlinsky sehen.

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner

  • Also Rott auf einer Stufe mit Wolf oder Reger macht mich auch stutzig. Egal wie vielversprechend ein junges Genie sein mag, dass im wesentlichen ein einziges Werk eine derartige Bedeutung sichern soll, scheint mir übertrieben. Ich glaube Zemlinsky taucht noch nicht auf, weil der etwas zu jung ist (allerdings etwa gleichalt wie Reger). Zemlinsky sehe ich nur wenig hinter R. Strauss (persönlich ziehe ich Zemlinsky vor) und eher vor Reger und Pfitzner, auch wenn er zwischenzeitlich fast vergessen war.


    :hello:

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Niemals sollst du mich befragen. Ganz schwierig ist es, eine wertende Rangfolge für die deutschsprachigen Komponisten aufzustellen. Es fehlen einfach eindeutige Kriterien.
    Betrachtet man die geschichtliche Bedeutung so gehört Gluck als musikalischer Reformer in die erste Reihe. Wenn die heitere Muse gleichrangig zu E-Musik gesehen wird rangiert Johann Strauß weit vorne.
    Ansonsten werden die von Titan und Co. aufgestellten lListen wohl eine gewisse Allgemeingültigkeit haben. Würde eine breite Umfrage zu dieser Frage gemacht käme wahrscheinlich ein ähnliches Ergebnis heraus. Beim Heilbronner Sinfonie Orchester führen wir in Abständen eine Publikumsbefragung nach gewünschten Musikstücken durch. Wir können bereits vorher darauf wetten, was herauskommt. Es ist nur die Frage in welcher Reihenfolge, "Die Moldau", Beethovens "Neunte" oder z. B. "Die Neue Welt" usw. genannt werden. Da wir auch um Altersangabe bitten ist es erstaunlich, dass besonders auch die jungen Besucher die bewährten Klassik-Reisser wünschen. Der Geschmack ändert sich halt nicht so schnell - oder gibt es eine zeitlose Gültigkeit für die Meisterwerke?
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Hallo KSM,


    Du hast Monteverdi, Frescobaldi, Vivaldi und einige Franzosen wie z.B. die für das Cembalo sehr wichtigen Couperins ( oder Marais für die Gambe) bei der Barockliste noch vergessen.


    Monteverdi zähle ich zu den Giganten Schütz, Bach und Händel hinzu, während ich Vivaldi in der Liste mit Telemann aufführe.
    Der hat manchmal - genau wie Telemann- Höchstklassiges geschrieben, aber man muss vielleicht nicht jedes Stück von ihm heute aufführen.
    Das heisst nun nicht, das etwa Bach NUR die ganz grossen Meisterwerke schrieb. Gewisse Schwankungen höre ich manchmal sogar bei ihm.
    Nicht jede Arie aus den Kantaten erreicht für mich das Niveau der Matthäus-Passion oder der h-moll-Messe, aber es gibt da andererseits schon eine ganze Menge Material, das diesem Niveau durchaus entsprechen kann.


    Mendelssohn würde ich auch klar zur "ersten Garnitur" zählen. Bisher habe ich noch kein Stück kennengelernt, dass ich eher schwach oder "etwas weniger toll" finde.
    Ansonsten kann ich Deiner Liste aber zustimmen.


    Dass ein Gigant wie Monteverdi hier noch nicht erwähnt wurde, wundert mich übrigens.
    Allein schon wegen der Opern und der Marienvesper muss er m.E. unter den Barockmeistern besonders hervorgehoben werden.


    :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt



    Bei Spohr allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß er nicht dazugehört.
    Egal welche Parameter man als Kriterion für "ersrte Garnitur" einsetzt - meiner Meinung nach fehlen bei Spohr "fast alle"


    Jaaa, wieder die Spohr Diskussion.
    Spohr wurde von vielen seiner Zeitgenosse abgöttisch verehrt , und das nicht nur wegen wegen seines vortrefflichen Violinspiels.
    Spohr war für viele Zeitgenossen DAS Vorbild schlechthin. J.P.E. Hartmann war ein großer Verehrer Spohrs.
    Auch erkenne ich mittlerweile viel abgegucktes, so finde ich in Spohrs Opernouvertüren so manches wieder, was auch Marschner ( den ich ja sehr verehre ) angewendet hat.


    Wer seine Klarinettenkonzerte kennt wird vielleicht auch zustimmen: Spohr ist in machen Sparten wahrlich ein "Langeweiler" , wobei dies auch immer vom Geschmack abhängig ist (ich fing in Brendels live Konzert mit Schubert Sonaten fast an zu schlafen), dennoch zeigt Spohr in seinen Opern " Der Alchymist" und " Jessonda" sowie in seinen wunderschönen Klarinettenkonzerten und dem Oratorium " die letzten Dinge =, dass er wahrlich zu großen Werken bereit war. Auch schrieb man nach der Uraufführung von seinem " Fall von Babylon" , dass es das größte Chorwerk nach Händels "Messias" sei.


    Da aber die vielen Komponisten aus seinen Werken geschöpft haben würde ich ihn gar nicht mal so tief setzen. Auf Rangliste 2 gehört er auf jeden Fall. Und wenn Rott mit seinem einen großen Werk eine Stufe höher als Spohr soll dann wunderts mich ein wenig. Ich denke man kann kein One-Hit-Komponist mit einem "Weltstar" vergleichen und den noch unterstufen, da man ja nicht weiß wie er sich weiterentwickelt hätte.



    Bei mir jedenfalls ist Spohr mittlerweile recht weit oben. Man muss sich länger mit ihm beschäftigen ( da ich in der Nähe von Braunschweig wohne, kein Problem ) um seine Schönheiten herauszubekommen.


    Vielleicht wirds ja nochmal überdacht :yes:
    LG
    Chrissi

  • Zitat

    Original von operus
    Niemals sollst du mich befragen. Ganz schwierig ist es, eine wertende Rangfolge für die deutschsprachigen Komponisten aufzustellen. Es fehlen einfach eindeutige Kriterien.
    Betrachtet man die geschichtliche Bedeutung so gehört Gluck als musikalischer Reformer in die erste Reihe. Wenn die heitere Muse gleichrangig zu E-Musik gesehen wird rangiert Johann Strauß weit vorne.
    Ansonsten werden die von Titan und Co. aufgestellten lListen wohl eine gewisse Allgemeingültigkeit haben. Würde eine breite Umfrage zu dieser Frage gemacht käme wahrscheinlich ein ähnliches Ergebnis heraus.Herzlichst
    Operus


    Lieber Operus ..........und Taminoeaner/innen


    Ich weiß nicht OB ich Deine Überschrift gewählt hätte.....in Lohengrins inhaltsschwerer Arie ist sie mir jedenfalls viel sympathischer, als in dem Zusammenhang um den es hier geht..........
    und deshalb bin ich im Grunde genommen mit Dir einer Meinung, wenn Du davon sprichst, dass es ganz schwierig ist, eine wertende Reihenfoge Deutschrachiger Komponisten zu erstellen.
    >>>Ansonsten werden die von Titan und Co. aufgestellten Listen wohl eine gewisse Allgemeingültigkeit haben.<<< (schreibst Du).


    ICH war es der mit der Erstellung der Liste angefangen ist, richtig...........
    UND WARUM ???


    ....weil es um die Würdigung, Wertschätzung...oder auch >weniger Schätzung< des Geburtstagskindes Robert SCHUMANN ging. (Thread: R.S. 200. Geburtstag)


    Da "hart", dessen Beiträge ich bis jetzt stets fundiert und in ihrer subjektiven Argumentation für mich nachvollziehbar erlebt habe.............
    von dem ZWEITKLASSIGEN KOMPONISTEN Robert SCHUMANN gesprochen hatte........
    war ich wirklich sehr sehr überrascht, hab DAS so eigentlich auch noch NIE vorher gehört....ich war richtig sprachlos.......und ich sehe im Kontext der Musikentwicklung der letzte 200 Jahr auch NIEMANDEN der mitR.S. um die Bedeutung bezüglich seiner "weltanschaulich geprägten romantischen Musiksprache" einen ähnlichen Stellenwert hat.


    AUS DIESEM GRUNDE wurde die Liste der >> erstklassigen Komponisten << (im Deutschsprachigen Raum) von mir recht spontan ausgedacht.....
    Die "Liste" sollte eigentlich nur einem Überblick über die GANZ GROSSEN dienen....auf vereinfachte Art und Weise die Entwicklung von BACH an aufzeigen.........


    UND OHNE Robert SCHUMANN ist (aus meiner Sicht) eine solche "Hitliste " NICHT DENKBAR. Sie wäre unvollständig......und ein entscheidender Träger einer gut 20 Jahre umfassenden Epoche von ca 1830 bis 1850 würde fehlen. (!)


    DAS, lieber operus war mein Anliegen...und der Motor für diese "Wertungsliste".


    Alfred schien dies ein interessantes Thema für einen NEUEN THREAD zu sein....
    und so befinden WIR uns nun auf einem "Thread" auf dem ALLGEMEIN (und nicht im Kontext, wie zu Schumanns 200. Geburtstag) ÜBER die "Klassengesellschaft(en) unserer Komponisten" geschrieben wird.


    Mein Anliegen war DAS nicht, ich halte (wie Du) es nicht nur für schwierig...sondern auch ein bisschen für gefährlich.....da keine qualitative thematische Einbindung bezüglich der "Wertskala" im Mittelpunkt steht.



    Gruß................"Titan" (heute aus den USA zurückgekommen)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Glockenton
    Hallo KSM,


    Du hast Monteverdi, Frescobaldi, Vivaldi und einige Franzosen wie z.B. die für das Cembalo sehr wichtigen Couperins ( oder Marais für die Gambe) bei der Barockliste noch vergessen. [...]
    Dass ein Gigant wie Monteverdi hier noch nicht erwähnt wurde, wundert mich übrigens. Allein schon wegen der Opern und der Marienvesper muss er m.E. unter den Barockmeistern besonders hervorgehoben werden.


    In der Liste soll es nur um "Komponisten deutscher Sprache" gehen, daher steht Monteverdi nicht auf dieser Liste.
    Ich würde mich nicht trauen, alle diese Komponisten in eine "erste" und "zweite Garnitur" einzuteilen. Dazu müsste man mindestens Musikwissenschafter sein und nach ganz bestimmten fachlichen Kriterien vorgehen. Sind die genannten Komponisten nicht alle erstklassig?

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Johannes Roehl


    Die Begriffe 'Garnitur' und 'Dunstkreis' sollte man nicht durcheinanderbringen!


    :no: :no: :no:


    Die ungarische Nation beansprucht Ference Liszt für sich!
    Deshalb sollteTAMINO beim ungarischen Kultusministerium erst nachfragen, ob das Forum sich aus patriotischen Erwägungen sich dieses Komponisten bemächtigen darf.


    Seine einzige Oper 'Don Sanche' komponierte Liszt zudem in französischer Sprache und das Oratorium 'Szent Erzsébet Legendsája' erlebte am 15. August 1865 seine Erstaufführung in Pest auf ungarisch.


    :P


    Auf mich wirkt es grundsätzlich unstatthaft, Komponisten in Garnituren einzufangen!

    Nach meinem Ermessen fiele Beethoven als Opernkomponist mit einem einzigen Werklein in Nachfolge des Italo-Franzosen Paer in die dritte Garnitur. Wem würde eine solche Klassifizierung schon behagen?


    :angel:
    Engelbert

  • Zitat

    Original von Engelbert
    Nach meinem Ermessen fiele Beethoven als Opernkomponist mit einem einzigen Werklein in Nachfolge des Italo-Franzosen Paer in die dritte Garnitur. Wem würde eine solche Klassifizierung schon behagen?


    Es geht nicht ums Behagen. Eine solche Klassifizierung wäre selbst, wenn man nur Opernkomponisten berücksichtigte (was ja bei einem Komponisten, der nur eine Oper, aber ziemlich vieles andere geschrieben hat, ziemlich dämlich wäre), falsch. Denn anders als z.B. Schumanns Genoveva ist Leonore/Fidelio sowohl musikhistorisch einflußreich gewesen als auch seit den 1820er Jahren durchweg fester Repertoirebestandteil. Es ist also ohne jeden Zweifel eine sehr bedeutende Oper (was bei dem Vorläufer von Paer oder bei Schumanns Genoveva nicht so klar ist). Ob nun ein Komponist mehr als eine bedeutende Oper geschrieben haben muss, um ein bedeutender Opernkomponist zu sein, ist eine andere Frage.


    Ich werde wohl nie verstehen, warum es so inakzeptabel scheint, in der Kulturgeschichte Wertungen vorzunehmen, die ungefähr so objektiv sind wie die in der politischen Geschichte (oder ähnlichen Bereichen). Dass Napoleon Bonaparte eine historisch einflußreichere Figur war als Napoleon III. wird doch niemand bestreiten. Ungefähr genauso albern ist es zu behaupten, Bizet sei musikalisch bedeutender als Beethoven.


    Ob es besonders fruchtbar ist, solche "Ligen" aufzustellen, ist eine ganz andere Frage. Das halte ich auch für zweifelhaft. Aber es kann manchen vielleicht motivieren, sich überhaupt erst einmal mit einem bislang übersehenen Komponisten zu befassen.
    Dass Beethoven ein erheblich besserer (wichtigerer, bedeutenderer usw.) Komponist war als Spohr, heißt ja nicht, dass Spohr Schrott ist. Oder auch, dass es gerechtfertig wäre, dass er heute kaum noch eine Rolle im Musikleben spielt.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat


    Original von Melot1967
    In der Liste soll es nur um "Komponisten deutscher Sprache" gehen, daher steht Monteverdi nicht auf dieser Liste


    Ach ja natürlich, wer lesen kann ist im Vorteil - ich hab`s übersehen...sorry :rolleyes:



    :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    Original von Titan
    ...
    Da "hart", dessen Beiträge ich bis jetzt stets fundiert und in ihrer subjektiven Argumentation für mich nachvollziehbar erlebt habe.............
    von dem ZWEITKLASSIGEN KOMPONISTEN Robert SCHUMANN gesprochen hatte........


    Ähmm, tschuldigung, aber da muss ich "hart" in Schutz nehmen. Er hat nur meinen dahingeworfenen Satz in dem betreffenden Thread, dass die Medienpräsenz zu Schumanns Geburtstag für einen "zweitrangigen" Komponisten doch beachtlich war, aufgegriffen und meine Bezeichnung Schumanns als "zweitrangig" in Frage gestellt.


    Wenn ich geahnt hätte, welche Wellen diese Bemerkung auslösen würde, hätte ich einfach am besten mal die Klappe gehalten :stumm:


    Viele Grüße, Bernd

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Titan


    Lieber Bernd


    Genau so muß DAS laufen....dann können "Mißverständnisse" aufgeklärt werden.
    Ich danke Dir für Deine Information.
    Ich bin von einem Zitat von "hart" ausgegangen...wahrscheinlich habe ich NICHT richtig gelesen.


    DANKE...und "sorry, lieber hart"



    Gruß.............."Titan"

  • Zitat:
    Original von Titan
    ...
    Da "hart", dessen Beiträge ich bis jetzt stets fundiert und in ihrer subjektiven Argumentation für mich nachvollziehbar erlebt habe.............
    von dem ZWEITKLASSIGEN KOMPONISTEN Robert SCHUMANN gesprochen hatte........
    Lieber Titan,
    "hart" hat das nie und nimmer geschrieben, sondern diese Meinung eines Forianers korrigiert! Bitte nachlesen!

  • Zitat

    Original von hart
    "hart" hat das nie und nimmer geschrieben, sondern diese Meinung eines Forianers korrigiert! Bitte nachlesen!


    Ich habe ja schon versucht es richtig zustellen. Mea culpa ...


    Viele Grüße, Bernd

  • Wenn man sich überlegt, wie üppig man die erste Reihe bevölkern will, ist natürlich die Klassik am geeignetsten zur Beantwortung dieser Frage, da wir hier eine ziemlich klar hervorgehobene Gruppe von Heiligenscheinträgern erster Sorte haben:


    HAYDN
    MOZART
    BEETHOVEN


    womit bereits in der zweiten Reihe angesiedelt werden sollten:


    CPE BACH
    GLUCK


    und folgende immer noch große Meister einen dritten Rang abbekommen dürften:


    WF BACH
    J STAMITZ
    JC BACH


    in der vierten würde ich Richter, F Benda, Wagenseil, Monn, Filz, Schobert, C Stamitz, Reichardt oder Zelter und Hummel unterbringen wollen.


    Das scheint mir etwa mit der Barock-Verteilung zusammenzupassen.


    Unklar ist mir aber, ob wir den Weber dann eher wie CPE Bach oder wie JC Bach positionieren sollten, relativ dazu kann man sich dann überlegen wohin mit Marschner, Lortzing, Burgmüller, Cornelius etc.

  • die erste Reihe deutschsprachiger Komponisten halte ich für recht übersichtlich: außer Bach, Händel und Mozart hat da keiner was zu suchen.


    In der zweiten Reihe ist es auch noch nicht gerade überbevölkert, ich hätte momentan Beethoven, Schuhmann , Mendelssohn, Schubert, Schütz und Rheinberger im Angebot. Lizst ist Kandidat.

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose