2010 - Die großen Pianisten von heute

  • Hatten wir das nicht schon mal ?


    Na ja - so was ähnliches -


    Die "neuen" Pianisten und ihre Aufnahmen


    Aber zum einen war war die Fragestellung nur ÄHNLICH - nicht GLEICH -
    Gefragt war damals nach aktiven Pianisten der Gegenwart - nicht aber nach pianistischer Größe. Zudem hat der Thread nun 6 Jahre am Buckel und ist einigermaoßen unübersichtlich geworden.


    Einige der damals vorgestellten Pianisten (der Thread kann ohne weiteres fortgesetzt werden) sind inwischen in der Tat zu Berühmtheit gelangt - andere wiederum sind weitgehend vergessen. Im "alten Thread können und sollen durchaus weitere mutmaßliche Neuentdeckungen vorgestellt werden, hier jedoch in der Tat große Pianisten. Sie müssen noch leben und noch als Pianist aktiv sein. Das Alter spielt hiebei keine Rolle.


    Angeregt wirde ich durch die Vorstellung eines Buches im Fonoforum
    "Die grossen Pianisten der Gegenwart" von Jürgen Otten
    Dieses Buch erinnert vom Titel her natürlich frappant an den Klassiker:
    " Große Pianisten unserer Zeit" und wird sicher seine Käufer finden, ist es doch in einerer anderern Zeit entstanden - und vor allem von einem anderem Autor mit anderer Gewichtung.


    Das hat mich auf die Idde gebracht mal auszuloten was ein "Autorenkollektiv" so auf die Reihe bringt.


    Jedes Mitglied, das an unserem Projekt teilnehmen möchte, darf FÜNF Pianisten nominieren - allerdings unter folgenden Bedingungen:


    JEDER PIANIST berkommt einen EIGENEN Beitrag.


    Dieser Beitrag soll oben den Namen des Pianisten enthalten.


    Der eigentliche Artikel soll kurz den bisherigen Lebenslauf schildern, Meilensteine, Preise und das Spezialgebiet, so vorhanden , dittio eine, oder zwei CD.VEröffentlichungen, wobei auch ein Zyklus als EINE CD gewertet wird.


    Mal sehen was so zusammenkommt.



    Sollte dieser Thread auf Interesse stoßen, soo sind weitere geplant :


    VOL 2: Die Großen Pianisten von GESTERN


    Hier würde ich noch lebende Pianisten nominieren, die aber nicht mehr Konzertieren, wie Alfred Brendel oder Ingrid HAEBLER , aber auch verstorbene aus der Stereo ÄRA



    VOL 3: Die Großen Pianisten von VORGESTERN


    Hier dachte ich an Pianisten mit Aufnahmen aus der MONO. der Schllack Ära - und eventuell an Welte-Mignon Einspielungen


    __________________________________________


    Viel Vergnügen


    wünscht Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    feine Threadidee. Einen ähnlichen Thread hatte ich vor einiger Zeit gestartet. Der sah allerdings keine Einschränkungen nach Instrumenten vor. Die dort bereits angefallenen Beiträge werde ich hierherkopieren.


    Wir sollten hier durchaus auch Pianisten würdigen, die schon einen eigene Thread haben. So dies der Fall ist, wäre ein Link zu dem Thread hilfreich, damit allfällige Diskussionen dort geführt werden können.


    Liebe Grüße vom Thomas

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Brigitte ENGERER


    französische Pianistin, geb. 27.10.1952. Nach einer Grundausbildung in Tunis tritt sie 1963 in die Klasse von Lucette Descaves am Pariser Konservatorium ein. 1969 gewinnt sie den Long-Thibaud-Preis, studiert 1970-1975 bei Stanislaw Neuhaus in Moskau. 1974 Tschaikowsky-Wettbewerb und 1978 Concours Reine-Elisabeth in Brüssel. Ihre Karriere startet 1979, als Herbert von Karajan die junge Pianistin entdeckt und sie einlädt, mit den Berline Philharmonikern Konzerte zu geben.


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    Ihre aktive Konzerttätigkeit führte zur Zusammenarbeit mit namhaften Musikern wie Barenboim, Metha, Chilly, Dutoit, Rowicki oder Tate.


    Ihr Repertoire ist vornehmlich der Romatik verpflichtet (wenngleich sie im Schostakowitsch-Jahr 2006 des Klavierpart des Klavier-Quintettes aufgeführt hat).


    Brigitte Engerer zählt zu den stillen Künstlern, die offensichtlich nicht nach maximalem Plattenerfolgen und Öffentlichkeitswirksamkeit schielt, wenngleich sie von Beginn ihrer Karriere an Plattenaufnahmen gemacht hatte. Die für Philipps gemachten Aufnahmen mit Tschaikowsky’s Jahreszeiten, eine Platte mit Wekren von Schumann sowie eine Schubert-Platte sind vom Makrt verschwunden. Vor allem des Tschaikowsky’s wegen muß man sagen leider. Dessen Klavierkonzert b-moll hat Brigitte Engerer auf CD eingespielt, allerdings für das verschwundene Label Denon. Dafür sind die bei Harmonie-Mundi erschienene CD’s alle greifbar, zu empfehlen besonders die Schumann-CD und die mit kleinen Werken van Beethivens nebst der Sonate op.110.


    Als Kamemusikerin ist Brigitte Engerer auf CD’s in Zusammenarbeit mit Oleg Maisenberg (Klavier vierhändig) Charles Olivier und Regis Pasquier (Violine) zu hören. Die Pianistin widmet sich auf ihren CD’s auch dem wenig Bekannten, wirkte an Einspielungen von Werken von Louise Farrenc (1804-1875) und dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms in der Fassung für zwei Klaviere, Soli und Chor mit, spielte auf einer CD die Klavierkonzerte von Robert Schumann und Clara Wieck ein.


    2006 war Brigitte Engerer künstlerische Leiterin des Pianoscope-Festivals in Beauvais, das von ihr ins Leben gerufen wurde. Sie ist verheiratet mit dem Schriftsteller Yann Queffélec, der für ihrer aktuelle Recital-CD „Souvenir d’enfance“ die Texte geschrieben hat.


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    Die erwähnte CD mit den Klavierkonzerten Robert Schumanns und Clara Wiecks möchte ich auch als Hörtip empfehlen.


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    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • geboren 1925, französischer Pianist italienischer Herkunft. Gewinner des Long-Thibaud Preises 1949. Seit 1969 französischer Staatsbürger, unterrichtete von 1970 bis 1983 am Pariser Conservatorium. Beging sein 50-jähriges Bühnenjubiläum 1999 mit einem Recital im Théatre de Champs-Elysées. Soviel zu den biographischen Eckdaten.



    Ciccolini ist in Deutschland vornehmlich durch seine Einspielung des Gesamtwerkes von Erik Satie bekannt geworden (meiner Kenntnis nach die erste GA überhaupt). Im Zeitalter der digitalen Aufzeichnung nahm er den gesamten Satie erneut auf. Wiederholt hat Ciccolini auch das b-moll Konzert von Tschaikowsky eigespielt (unter Silvestri und unter Cluytens), die Nächte in spanischen Gärten sogar dreimal). In früheren Jahren sah sich Ciccolini den französischen –auch unbekannten. Komponisten verpflichtet. Das gesamte Klavierwerk von Jules Massenet hat Ciccolini ebenso für die Schallplatte eingespielt wie die Werke von Deodat de Sévérac, einzelnes von Alexis de Castillion und Vincent d’Indy neben den großen Maurice Ravel und Claude Debussy sowie den Klavierkonzerten von Saint-Saens.


    Ich selber habe Ciccolini durch seine Liszt-Einspielungen entdeckt, besonders der „Années de Pélérinage“. Wer in seiner Diskographie der 1970er Jahre stöbert, findet dort auch Brahms, Scarlatti und Rossini.


    Seit den 1990er Jahren widmet sich Ciccolini Beethoven und Mozart, spielt Chopin für die Schallplatte ein und Schumann. 2002 erhielt er den Diapasson d’or für seine Janacek- und seine Schumann-CD.


    Ciccolinis früheren Aufnahmen klingen gelegentlich ein wenig hart im Anschlag, was sich wohl auch mit dem Live-Eindruck deckte, der mir von Freunden berichtet wurde. Bei vielen seiner Platten entpuppt Ciccolini sich allerdings als eine wahrer Meister im erzeugen von Klangfarben.


    Viele seiner EMI-Platten sind mittlerweile wohlfeil als CD erhältlich: die kleine Liszt-Box wäre hier eine Empfehlung. Auch die wundervollen impressionistischen Klavierminiaturen Deodat de Sévéracs sind als CD erhältlich. Neben dem Pianisten Ciccolini gäbe hier überdies noch einen zu unrecht abseits stehenden Komponisten zu entdecken.


    Bei den neueren Einspielungen dürfte seine GA der Beethoven-Sonaten ein Geheimtip sein: die Aufnahmen entstanden in den 1990er Jahren ursprünglich für das Label Bongiovanni und sind jetzt erneut bei Cascavelle veröffentlicht worden.


    Hörenswert auch: die Janacek-Cd und die Lyrischen Stücke von Edvard Grieg.


    Dieser Pianist hat einen eigenen Thread.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Lieber Thomas :



    Brigitte Engerers Schwägerin ist die französische Pianisten Anne Oueffélec , über die Du hier ja bereits geschrieben hattest .


    Die "Jahreszeiten " von Tschaikowsky gibt as via amazon.fr .


    Die Schumann - Aufnahmen sid , zumindest für mich , sehr wertvolle Tondokumente .


    Es ist einmal erstaunlich , wie gering geschätzt selbst Pianistinnen in Deutschland werden , die sogar den berühmten Moskauer Tschaikowsky - Wettbewerb gewonnen haben ( B.E. in 1974 ) .


    Engerer hat sehr viel Kammermusik gespielt und etwas, , was z.B. von Brendel immer mit lakonischen Bemerkungen abgetan worden ist : Musik für vier Hände oder / und Musik für zwei Klaviere gespielt und auch aufgenommen .


    Ihr damaliger Ehemann hat den hochangesehenen Prix Goncourt gewonnen . Aber das ist dann ein Spzeialthema für und über Literatur
    in Frankreich .


    Wer sich für die Französiche Painsitenschule interessiert , die mit Diémer begonnen hat, der sollte unbedinbgt auch die Aufnahmen von Brigitte Engerer zumindest anhören .


    Engerer ist eine der wenigen Künstlerinnen , die nicht primär als Französin an den Kompositionen von Frédéric Chopin festgemacht werden .


    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Lieber Thomas :



    Über die organisatorischen wie aufnahmetechnischen Probleme etwa bei der GA der 32 Beethoven - Sonaten für Klavier hatten wir uns ja bereits früher im Tamino-Klassikforum.at ausgetauscht .


    Von kaum einem ( lebenden ) Pianisten gibt es Aufnahmen , die ich jedenfalls kenne und besitze, die einen Zeitraum von 1956 (!) bis jetzt umfassen .


    Hier sind für die mir bekannte frühe Zeit die EMI - Aufnahmen von Liedern von Claude Debussy und Maurice ravel mit der bedeutenden Sopranistin Janine Micheau und dem auch als Liedsänger sehr guten Jean - Christophe Benoit , Bariton , besonders zu erwähnen ( in : " Les Introuvables d' Aldo Ciccolini " , jetzt als 4-CD-Box ; EMI Music France ) .


    In diser dokumentierten frühen Phase hat Aldo Ciccolini Werke aufgenommen u. a. von :


    Chabrier


    Grieg ( u.a. die Sonate opus 7 )


    Schubert : Klaviersonate D 960


    Scarlatti : 13 Sonaten u n d


    Rossini .


    LISZTs " Les Années de Pèlerinage " ( La Suisse & L#italie aufgenommen 1961 in Paris und ab der " Dante - Sonate " eingespielt 1969 ) .
    Dazu ist anzumerken , dass ich die erste Übertragung von LP auf CD , EMI France , habe .
    Das Mini-textchen ist von phlipe Mougeot aber mit grosser sachkenntnis ud Detailliebe geschreiben worden . es lag sogar eine deutsche Übersetzung bei .
    In " Gramophone " wurde diese Gesamtaufnahme noch vor der von Lazar Berman als d i e überragende Interpretation bewertet und sehr ausführlich besprochen .


    Ciccolini hat auch später sehr viel Liszt auch öffentlich gespielt . Etwa 1991 in Bellinzona auf einem Bösendorfer - Flügel die " Consolations " oder die " Funérailles "


    1966 hat er die gesamte " Iberia " von Isaac Alebniz i Paris aufgenommen und 1968 die " Goyescas " von Enrique Granados ( EMI , 2 CDs heute ) .


    Vierhändig hat Aldo Ciccolini den " Karneval der Tiere " ( mit Alexis Weissenberg als Partner ) Ende der 1960er Jahre in der Salle Wagram in Paris einegspielt ( EMI ; Produzent : Michel Glotz ) . So wurde mir Ciccolini direkt als unverwechselbarer , damals schon bedeutender Pianist mit einer grossen Persönlichkeit bekannt . Die eindringlischste, subtilste Interpretation mit der durch Gilels und Zak ( Label : " Revalation " .


    Für mich selbst sind seine Aufnahmen von Robert Schumanns " Kinderszenen " , den "Waldszenen" . den selten gespielten " 6 Intermezzi " Opus 4 sowie das Spätwerks für Klavier solo von Johannes Brahms direkt haften geblieben . ( rec.: 1973 bzw. 1967 - 1969 ; EMI France ) un dgehören für mich zu den wertvollsten Interpretationen der genannten Werke .


    Um 1990 hat Aldo Ciccolini dann sehr viele der Mozart Klaviersonate aufgenommen. Diese sind fast alle nicht mehr oder nur zu horrenden Preisen zu bekommen . Die interpretatorische Qualität ist vergleichbar mit Gieseking oder lily kraus .


    Dir verdanke ich ja die Kenntnis der vor wenigen Jahren aufgenommen Klaviersonate in h - Moll Opus 58 von Chopin .
    Auf diese ausserordentlich fesselnde Interpretation hatte ich hier im Forum bereits im Rahmen der Besprechungen der Chopin - Sonaten für Klavier hingewiesen gehabt .


    Für ich ist Aldo Ciccolini mit Martha Argerich und Maurizio Pollini der bedeutenste lebend eund noch imm hochaktive Pianist der Gegenwart !


    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • IDIL BIRET


    Diese hervorragende türkische Pianistin, Jahrgang 1941, erhielt ihre Ausbildung am Conservatoire de Paris und war Schülerin von Nadia Boulanger und Alfred Cortot. Bis zu seinem Tode war Wilhelm Kempff ihr Berater.


    Sie ist seit ihrem 17. Lebensjahr in den großen Konzertsälen der Welt aufgetreten, konnte mit dem London Symphony Orchestra, denen aus Boston, Leningrad, Leipzig, Dresden und vielen anderen Orchestern konzertieren.


    Es gibt viele Dirigenten von Rang, unter deren Stabführung sie auftrat: Scherchen, Monteux, Leinsdorf, Kempe, Frühbeck de Burgos, und, und, und.


    Ich habe mir vor Jahren die NAXOS-Gesamteinspielung der Klavierwerke Chopins gekauft und dabei zunächst auf den äußerst günstigen Preis geschielt. Allerdings hat mich dann das Gehörte auch überzeugt, wenn ich auch sonst gerne wechselnde Interpreten innerhalb eines Genres bevorzuge (diese Box scheint es bei NAXOS nicht mehr zu geben, deshalb hier an dieser Stelle ein anderes Cover):



    Hinzu kam für mich, daß 1995 Idil Birets Aufnahmen der Werke Chopins mit dem „Grand Prix du Disque Frédéric Chopin“ in Polen ausgezeichnet wurde. Daß ihr außerdem im selben Jahr für die Aufnahmen der Boulez-Sonaten der "Diapason-d’Or" verliehen wurde, sei hier ebenfalls noch erwähnt.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Sagitt meint.


    Brigitte Engerer hat wenig, aber sehr eindrucksvoll Beethoven gespielt, op-110,51 Nr. 2, Kreutzersonate,bei harmonia muindi france.


    In Nantes tritt sie als Kammermusikerin öfters auf.

  • Christain Zacharias


    Christian Zacharias wurde am 27.04.1950 in Jamshedpur, Indien geboren, hat also vor wenigen Monaten sein 60. Lebensjahr vollendet.


    Bereits mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht und studierte dann von 1961 bis 1969 an der Karlsruher Musikhochschule bei Irene Slavin und von 1970 bis 1973 bei Vlado Perlemuter in Paris.


    1969 gewann er einen 2. Preis beim Genfer Musikwettbewerb; 1973 erhielt er eine Auszeichnung beim Van-Cliburn-Klavierwettbewerb und 1975 den ersten Preis beim Ravel-Wettbewerb in Paris.


    1977 erhielt Zacharias für die Einspielung einer Schubert-Sonate den "Deutschen Schallplattenpreis" und wurde als "Nachwuchskünstler des Jahres 1977" ausgezeichnet.


    Danach wurde er einem breiteren Publikum durch seine Interpretationen von Werken der Wiener Klassik bekannt, darunter waren die Gesamtaufnahmen der Mozart- und Schubert-Sonaten sowie der Klavierkonzerte von Beethoven. Ein Schwerpunkt bildeten dann die Werke Domenico Scarlattis, von dem er zahlreiche Sonaten aufnahm.


    Mit großem Interesse hat die Kritik seine Einfügung von „Janitscharenmusik“ in ein Mozart-Konzert verfolgt; damit wollte Zacharias die Nähe des Konzerts zur „Entführung aus dem Serail“ unterstreichen.


    Der Pianist wird als Musiker wahrgenommen, der abseits jeglicher „Effekthascherei über den Sinn und Zweck einer Interpretation nachdenkt“.


    Zacharias übernahm Engagements bei diversen renommierten in- und ausländischen Orchestern, u.a. Los Angeles Philharmonic Orchestra, Bamberger Symphoniker und Dresdner Philharmonie. Seit 2000 leitet er das Lausanner Kammerorchester, gibt zahlreiche Meisterkurse und produzierte sogar Dokumentarfilme über Scarlatti, Schumann u.a.


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    Diese Aufnahme der Schubert-Sonaten habe ich mal zum Geburtstag geschenkt bekommen und sie ist für mich eine der großartigsten Einspielungen der vollendeten (und nur diese sind vertreten) Schubert-Sonaten. Normalerweise ziehe ich ja bei GA die Aufteilung auf mehrere Interpreten vor. Dadurch sehe ich die Gefahr einer einseitigen Sicht doch gemindert. In diesem Fall muß ich einem "Ausnahmekünstler" (Grammophone) aber Respekt zollen.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Bernd Glemser


    Der Pianist wurde am 30. Mai 1962 im baden-württembergischen Dürbheim geboren.


    Bernd Glemser begann mit 7 Jahren (eine Parallelität mit Christian Zacharias!) seinen Klavierunterricht. Noch während seiner Ausbildung bei Vitali Margulis machte er durch insgeamt 18 gewonnene Musikwettbewerbe auf sich aufmerksam.


    Seit seinem Preis beim Musikwettbewerb der ARD 1987 zählt der Bernd Glemser zur obersten Weltelite.


    Er war 1989 noch immatrikulierter Student der Freiburger Musikhochschule als ihn die Saarländische Musikhochschule zum damals jüngsten Klavierprofessor Deutschlands nach Saarbrücken berief. Seit 1996 ist Bernd Glemser Professor für Klavier an der Hochschule in Würzburg.


    Bernd Glemsers Konzertrepertoire reicht von der Barockmusik bis zu Klavierwerken der Neuen Musik. Spezialisiert hat er sich aber vor allem auf die virtuosen Werke von Liszt, Skrjabin, Rachmaninoff und Busoni. Erschienen sind inzwischen viele CDs, wie zum Beispiel im Rahmen der Gesamt-Edition der Sonaten von Schumann und Prokofjew.


    Aus ganz Europa, den USA, Kanada, Südamerika, Japan, China, Australien und Neuseeland erhält der inzwischen weltweit gefeierte Pianist Konzerteinladungen. Zusätzlich zu seinen vielen Auszeichnungen erhielt Bernd Glemser 1992 den Europäischen Andor-Foldes-Preis und 2003 aus der Hand von Bundespräsident Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz. Zudem erhielt er 2006 den Kulturpreis der Stadt Würzburg.





    Beide Aufnahmen zeigen Glemsers großes Einfühlungsvermögen in die Musik Robert Schumanns. Die Fantasie op. 17 halte ich für sehr gelungen und der anderen Einspielung, die in meinem Regal steht, von Maurizio Pollini, für ebenbürtig.

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Michael Korstick



    Erblickt am 30. April 1955 in Köln das Licht der Welt.
    Mit neun Jahren erhält er den ersten Klavierunterricht.


    Nach dem Abitur studiert er bei Jürgen Tröster in Köln
    und bei Hans Leygraf in Hannover.


    Sein Debüt gibt er 1975 mit Beethovens op. 106 und 111.


    In Moskau besucht er die Meisterklasse von Tatiana
    Nikolaieva. 1976 debütiert er in New York ebenfalls mit der Hammerklaviersonate
    und den Diabellivariationen. Weitere 7 Jahre bringt er seine Studien an der
    Juilliard School bei Sascha Gorodnitzki zu Ende, wo er den Beinamen „Dr.
    Beethoven“ erhält.



    In den folgenden Jahren gewinnt er Preise u.a. beim Beethoven-Wettbewerb
    in Wien, beim Reine Sofia-Wettbewerb in Madrid, beim Tschaikowsky-Wettbewerb in
    Moskau und beim Internationalen Musikwettbewerb Montreal.



    1992 leitet er die chilenische Erstaufführung des
    Klavierkonzerts von Samuel Barber, im folgenden Jahr spielt er mit dem Orquesta
    Sinfónica de Chile an einem Abend beide Brahmskonzerte.



    Weiter Konzert und Tourneen führen ihn nach Mexiko,
    Korea, Andalusien und Marokko.



    Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von
    Claudio Arrau spielt er 2003 in Santiago de Chile einen Beethovenzyklus.



    In Deutschland wird er relativ spät vor allem durch seine
    CD’s bekannt, die in Musikmagazinen und Feulletons durchweg hervorragende
    Kritiken erhalten.



    Für seine Einspielung von Schuberts letzter Klaviersonate
    wird er 2005 mit dem „Echo Klassik“-Preis
    ausgezeichnet.



    Korstick arbeitet
    seit geraumer Zeit an den Aufnahmen zum Beethovensonaten-Zyklus. Die
    Diabelli-Variationen, die Sonaten 1 – 15 sowie 19 und 20 und die
    Eroica-Variationen sind in den Volumina Nr. 1 bis 6 bereits im Handel erhältlich
    und sind aus meiner Sicht durchweg eine Empfehlung wert, auch aus
    aufnahmetechnischer Sicht.


    .



    Weiter hat er alle Klavierwerke von Darius Milhaud herausgebracht
    sowie das Volume 1 der Klavierwerke von Charles Koechlin.




    Außerdem gibt es Aufnahmen mit Prokofieffs Sonate Nr. 8,
    Mussorgkskys „Bilder einer Ausstellung“,



    Liszts h-moll-Sonate, Schumanns „Carnaval“ op. 9 und etwas ältere Aufnahmen von
    Schuberts B-dur-Sonate D.960 sowie Beethovens op. 53, 106, 109, 110 und 111.



    In der Essener Phlharmonie hat er in der Saison 2007/2008
    an vier Abenden, jeweils zwei in der
    ersten und zweiten Saisonhälfte alle fünf Klavierkonzerte aufgeführt, zusammen
    mit Christoph Spering und dem Neuen Orchester, am ersten Abend die Konzerte Nr.
    1 und 2 vor der Pause hintereinander, wobei an jedem Konzertabend nach der
    Pause eine Brahms-Sinfonie erklang.
    Liebe Grüße
    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich bin in letzter Zeit einige Male über den norwegischen, in den Niederlanden lebenden Pianisten HÅKON AUSTBØ gestolpert.


    Sein 'Katalog der Vögel' von Messiaen ist m.E. eine hervorragende Einspielung.




    Auch die Griegschen 'Lyrischen Stücke' überzeugen mich sehr.




    Sein Alter habe ich noch nicht recht herausgefunden (muss mal die CDs rauskramen), aber ich bin sicher, ich werde noch die eine oder andere CD von ihm erwerben.

  • Austbo ist gebürtiger Norweger des Jahrgangs 1948. Heute lebt er in Holland. Einige seiner Aufnahmen gibt es wohlfeil bei Brilliant. Meine Empfehlung wäre die Einspielung der Soloklavierwerke von Janacek.


    Mehr zu ihm auf seiner Internetseite.



    http://www.austbo.info/



    Liebe Grüße vom Thomas




    __________________

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Einer der prominentesten Pianisten der Gegenwart ist der Kanadier Marc-André Hamélin. Manchmal wird er auf seine immensen technischen Fähigkeiten reduziert – allerdings sind diese tatsächlich atemberaubend. Nicht wenige nennen ihn den technisch besten Pianisten der Gegenwart. So war er wohl der erste, der eine gültige Einspielung der Godowksy-Bearbeitungen der Etüden von Frédéric Chopin vorlegte, eine Ansammlung geradezu wahnwitziger mechanischer und koordinativer Schwierigkeiten, die ihresgleichen in der Klaviermusik wohl kaum hat.




    Doch neben der Erklimmung dieser vorher unbezwungenen Achttausender der Klavierliteratur ist eine Menge Entdeckerfreude festzustellen, die in Aufnahmen von Werken der Komponisten Medtner, Alkan, Scharwenka, Kapustin, Rzewski u. a. mehr als dankbare Objekte fand.


    .


    .


    Doch auch im bekannten Repertoire wurden seine Aufnahmen mit großem Lob bedacht: Zu nennen wären etwa:




    .
    .




    Darüber hinaus hat er auch Kammermusikaufnahmen vorgelegt sowie Aufnahmen eigener Kompositionen. Zeitweise war er auf den Preis der deutschen Schallplattenkritik geradezu abonniert.


    __________________
    Viele Grüße,
    Wolfram


    "Wollt ihr nach Regeln messen, was nicht nach Eurer Regeln Lauf,
    der eig'nen Spur vergessen, sucht davon erst die Regeln auf!"
    (Richard Wagner, Worte des Hans Sachs im 1. Aufzug der "Meistersinger")


    22.08.2010 20:08

  • Der von der Kritik stets gelobte Norwegische Pianist Leif Ove Andsnes hat vielerlei aufgenommen, so daß es mir schwer fällt ihn real einzuschätzen. Ein "Universalpianist" gewissermaßen, von Bach, Haydn, Mozart, Schubert, Brahms, Chopin und Grieg, Bartok, Brahms , Liszt, Janacek und zeitgenössischen Komponisten


    .


    .



    Vielleicht ein bisschen viel für EINEN Pianisten ?


    Die oben abgebildeten Schubert -Klaviersonaten besitze ich -
    sie sind ohne aufgesetzte Effekte, sehr natürlich - aber auch ohne "magische Momente" der Klang ist "neutral", aber aus meiner Sicht blüht er nicht....


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • LEIF OVE ANDSNES' Schubert- Interpretationen ( besprochen etwa die letzte Klaviersonate B - Dur D 960 durch " Zelenka " oder mich , 2007 ff. ) gehören zu den herausragenden Deutungen inmitten von rund 400 der auf der EMI - Aufnahme entahltenen Studioeinspielungen .


    W a s ist " blühend " ?


    W a s sind denn " magische Momente " ?


    Beides wir hier vermisst .


    Einen Hinweis für Aufnahmen die mindestens ein Kriterium erfüllen vermisse ich .


    Grüsse,


    Frank

  • Ein grosser Pianist könnte auch der 32-jährige Katalane Javier Perianes werden. Wie in einem meiner früheren Beiträge berichtet, hat Javier Perianes bereits in diesen jungen Jahren alle musikalischen Anlagen ein grosser Lyriker und Farbenmagier wie z.B. der grosse Radu Lupu oder seine unvergleichliche Landsfrau Alicia de Larrocha zu werden. Javier Perianes' Zürich Konzert letzte Woche hat mich - quelle surprise- ausserordentlich in den Bann gezogen. Wer wie Perianes einen musikalischen Abend verschiedenste Musikepochen von Blasco De Nebra über Schubert, Debussy zu De Falla so wunderschön verbinden vermag und das Publikum in seinem Banne hält, ist wahrlich ein grosser (werdender :rolleyes: ) Künstler. Anbei meine Empfehlungen, welche ich sehr schätzte:




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    da sonst die Reihenfolge der Restaurierung nicht mehr stimmt.
    MOD 001 Alfred

    "Die Welt ward ihm Klavier. In Terzen, Quinten, Oktaven sprang sein Denken, Dur und Moll spannte sein Herz."
    Carl Sternheim

  • Wer das Exaltierte schätzte, so wie etwa Afanassievs Betonung des Obertonklangs, der sollte sich auch den Italienischen Pianisten Claudio Crismani anhören.


    Beim Label Real Sound liegen Aufnahmen vor von Beethoven, Cage, Liszt, Scriabin und Wagner.


    Sein Konzert wird mir unvergesslich bleiben, seine Scriabin-CD gehört zu meinen Lieblingsaufnahmen dieses Komponisten.
    Achtung: Nichts für Freunde s.g. authentischer Interpretationen!

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Ich mußte natürlich sofort hineinhören und muß sagen: a.b. hat nicht übertrieben. Die Interpretation ist in der Tat sehr persönlich gefärbt, manche werden sagen skurill, andere werden meinen hier handle es sich um eine Parodie. Aber dennoch kann man sich der Suggestion dieses Pianisten nur schwer entziehen (obwohl ich nur die Soundschnippsel gehört habe)


    Ein neuer Glenn Gould ? Was die Exzentrik anbelang: Ja, ansonsten NEIN.
    Der Interpretationsansatz ist ein anderer...


    Abgesehen von der Internetseite der Fa REAL SOUND gibt es nur eine einzige Aufnahm bei jpc zum Hineinhören.
    Während man bei jpc viele der einzelnen Tracks abhören kann, geht bei RS nur ein einziger. Der alerdings ist so beschaffen, daß man ganz deutlich hören kann, warum das Label REAL Sound heisst....


    Selten wurde ein Klavier präsenter und realitätsnäher eingefangen...






    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Über Gerhard Oppitz las ich kürzlich nach seinen Auftritten bei den Maulbronner Klosterkonzerten"
    "Seine Auftritte sind nach wie vor Sternstunden der Klaviermusik. Bei einem Pianisten seines Ranges sind hohe Anschlagskultur, virtuose Technik und facettenreiche Gestaltung fast eine Selbstverständlichkeit. Was sein Spiel jedoch besondes auszeichnet und hervorhebt sind die tiefe, analytische Durchdringung des Notentextes, das Aufgehen und Verschmelzen mit dem Werk. Ohne Effekthascherei gelingt es Oppitz mit einer Anschlagskultur, die von subtilen Schattierungen und feinsten Nuancen, bis zu packender Dramatik reicht, musikalische Seelengemälde zu zaubern.


    Besser kann die Größe des stillen Meisters kaum beschrieben werden.
    Ich hatte das Glück, die Klavierabende von ihm und Bernd Glemser in Maulbronn miterleben zu dürfen.
    In der Tat Begegnungen mit souveräner Klavierkunst, pianistischer Meisterschaft und zwei Künstlern, die zu den großen Pianisten der Gegenwart zählen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Ronald Brautigam ist niederländischer Pianist. Ich habe ihn letztes Jahr im Amsterdamer Concertgebouw an seinem Fortepiano live erleben dürfen. Seitdem bin ich Fan.
    Letzteres äussert sich, darin, dass ich alle bisher von ihm beim Label BIS erschienenen Beethovenschen Klaviersonaten und Klavierkonzerte erworben habe. Ich höre sie rauf und runter.
    Wer dem Fortepianospiel eher skeptisch gegenüber steht, sollte Brautigam vielleicht dennoch eine Chance geben. Denn das folgende Zitat aus der Süddeutschen gibt gut wieder, was besonders an seinem Spiel ist:



    Oder in Fanfare las man:


    Zitat

    If Brautigam continues this series at this high level, and there is no reason to expect otherwise, this could be a Beethoven piano-sonata cycle that challenges the very notion of playing this music on modern instruments, a stylistic paradigm shift. We have seen sweeping changes in the performance of Baroque music in a generation, after all. It might be hard to imagine right now, but it is not inconceivable that our beloved recordings of Schnabel, Serkin, Arrau et al., may someday become historical side notes, while performances on the instruments that the music was originally conceived for is the norm.
    Fanfare, May/June 2005


    (Ok. der letzte Satz schein mir doch etwas zu überschwenglich.)


    Stellvertretend für den ganzen Zyklus hier einen Link:




    Brautigam spielt nicht nur auf dem Hammerklavier sondern auch auf modernen Instrumenten. Z.B.:




    Brautigam hat unter anderem bei Rudolf Serkin studiert. 1984 erhielt er den Niederländischen Musikpreis, die höchste Auszeichnung des Landes.


    Vor Beethoven hat Brautigam das sämtliche Klavierwerk von Haydn und Mozart eingespielt, sowie Mendelssohns Klavierkonzerte. (Habe ich selbst leider noch nicht gehört.) Der Beethovenzyklus soll am Ende nicht nur die Sonaten sonder das gesamte Soloklavierwerk Beethovens enthalten (17 SACDs).


    Ich hoffe ich habe Euch Lust machen können auf Ronald Brautigam.


    Daniel

  • Dass unter der Fragestellung "2010 - Die großen Pianisten von heute" vornehmlich 85-jährige wie Aldo Ciccolini, 69-jährige wie Idil Biret, 67-jährige wie Brigitte Engerer, 60-jährige wie Christian Zacharias und - neben ein paar Versprengten - sonst eigentlich auch nur über 50-jährige genannt werden, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Situation, in der sich die jüngere Pianisten-Generation befindet. Und ich sage das ganz bewusst als jemand, der - als großer Fan historischer Aufnahmen und längst verstorbener Pianistinnen und Pianisten - normalerweise auch nur das Hohelied auf Michelangeli, Kapell, Richter, Gilels, Horowitz, Lipatti, Haskil, Gieseking, Gould, Nikolajewa, Kempff & Co. singt. Aber warum kommen gute und sehr gute Leute, die es zweifellos auch heute gibt, neben all diesen Kunstprodukten wie Lang Lang und Konsorten heute nicht mehr zu wirklichem Ruhm? Um nur ein Beispiel zu nennen: der 32-jährige Denys Proshayev hat 2002 den ARD-Musikwettbewerb gewonnen und eine grandiose Rameau-CD vorgelegt




    Bei einem Satelliten-Fernsehsender (ich glaube, es war Eins Plus) habe ich mal zu einer Zeit, zu welcher normalerweise kein Mensch vor dem Fernseher sitzt (ich konnte damals nicht schlafen und zappte deswegen herum), ein Porträt dieses Pianisten gesehen, das packte und begeisterte. Sein Liszt war der Hammer! Ich dachte: das ist der neue Kissin! Nur was passierte? Nichts passierte. Es gab nie wieder eine weitere CD von ihm, noch nicht einmal irgendein Konzert. Und das, obwohl Denys Proshayev in Deutschland lebt. Kann irgendeiner mir so etwas erklären? Wieso kann man einen hochbegabten jungen Pianisten wie ihn nicht zumindest an den Rand des Tisches setzen, den Nichtskönner wie - nein, ich soll ja keine Witze über seinen Namen machen - naja, dieser schmerzverzerrte chinesische Klavierschüler, der weder Beethoven noch sonst irgendetwas spielen kann, ohne dass Kenner in Lachsalven ausbrechen, okkupieren?

  • Zitat

    Original von Swjatoslaw
    ..., 67-jährige wie Brigitte Engerer...


    Hüstel hüstel, nun mach meinen Jugendschwarm nicht älter als er ist. Die Dame ist 58. Eine Klasse für sich auch ihre Schwägerin Anne Queffelec.


    Aber Du sprichst ein gutes Thema an. Es gibt eine Reihe junger Pianisten, wo ich zuhöre und einfach "Wow" sage. Herbert Schuch zum Beispiel, der Israeli Iddo Bar-Schai, die von mir schon öfter genannte Amandine Savary. Schuch's CD's erscheinen bei Oehms, immerhin, und wenn man sich die Platten anaschaut -gilt auch für Amandine mit ihrem Trio Dali- dann steckt da immer Sponsoring hinter. Offensichtlich ist das in der Musikerausbildung so, dass extrem viel fianzielle Förderung heute notwendig ist. Immerhin bietet Frankreich über die vielen Festivals erheblich mehr Plattformen für junge Künsteler als Deutschland. La Roque d'Antheron ist so angelegt, das Festival in Montpellier dito (da wird das meiste überdies vom Rundfunk mitgeschnitten und Zeitversetzt gesendet), Stavelot in Belgien hat auch einen wunderbaren Mix aus jungen und alten Musikern (und Stavelot ist von Köln aus guuut zu erreichen, Brüssel, wo das Dali Trio öfter auftritt, ist da schon aufwändiger).


    Zuweilen finden sich Musikblogs, wo ähnlich Begeisterte ganze Rundfunkmitschnitte hochladen. So bin ich letztens an das komplette diesjährige Chopin-Programm der Queffelec gekommen, das siebei den Folies de Nantes gespielt hat (und den live-Auftritt von Iddo Bar-Schai bei gleicher Gelegenheit).


    Danke für Deinen Pianistenhinweis, dem ich gerne nachgehen und -hören werde.


    Liebe Grüße vom Thomas

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape



    Hüstel hüstel, nun mach meinen Jugendschwarm nicht älter als er ist. Die Dame ist 58.


    Oh, sorry - was habe ich denn da gerechnet Sie ist im Oktober 1952 geboren, also derzeit 57


    Zu Denys Proshayev - es gibt keinen Wikipedia-Artikel über ihn, aber beim Recherchieren habe ich immerhin diesen Text gefunden:


    "„Wunderkind“ ist ein Begriff, mit dem heute beinahe inflationär umgegangen wird. Die Karriere von Denys Proshayev ist weit entfernt von derartigen Klischeevorstellungen, und dennoch ist er auf dem besten Wege, sich einen Platz in den vorderen Reihen der großen Klaviervirtuosen zu erobern, was er spätestens mit dem 1. Preis beim Musikwettbewerb der ARD 2002 auf eindrucksvolle Weise belegt hat. Der junge, 1978 in Brest / Weißrussland geborene Denys Proshayev hielt erst mit acht Jahren überhaupt ein Instrument in der Hand: Doch die Violine war nicht „sein“ Instrument, es war das Klavier, mit dem er ein Jahr später begann. Zu seinen ersten Lehrern zählten Marina Krajsman, Irina Lipatova, zwei wichtige Mentorinnen, sowie Leonid Fundiller. Ungewöhnlich spät, mit vierzehn Jahren, wechselte Denys Proshayev schließlich an das Musikalische Gymnasium in Kiew. „Dieses war mein erster eigener Entschluss, den ich gefasst habe. Ich wollte Berufsmusiker werden“, so der junge Pianist.


    Schlag auf Schlag folgten seit 1995 zahlreiche Erfolge bei internationalen Klavierwettbewerben, so u. a. in Ettlingen/Deutschland und beim Clara Haskil Wettbewerb in Vevey/Schweiz. Seit 1998 studiert Denys Proshayev bei Vladimir Krajnev an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, wo er seit 2001 auch durch Eiji Oue und Martin Brauß als Kapellmeister ausgebildet wird. Nach dem Sieg beim Bundeshochschulwettbewerb in Rostock, Ettore Pozzoli Klavierwettbewerb Seregno/Italien, dem Europäischen Klavierwettbewerb in Bremen 2001 und der Verleihung des Stipendiums der Yamaha Music Foundation of Europe kam der internationale Durchbruch für den damals 23jährigen mit dem 1. Preis beim Internationalen Wettbewerb für Musik der ARD 2002. Seitdem folgten Einladungen zu den Münchner Philharmonikern, zum Frankfurter Museumsorchester, dem Dänischen Nationalorchester, dem SWR Sinfonieorchester Stuttgart, dem MDR Musiksommer, dem MDR Sinfonieorchester, der NDR Radiophilharmonie Hannover, der Tschechischen Philharmonie, der Kremerata Baltica sowie dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Gerd Albrecht, John Neal Axelrod, Christopher Hogwood, Daniel Inbal, Emanuel Krivine, Woldemar Nelsson, Eiji Oue, Stefan Solyom und Roman Kofman. Auch in Solorezitals ist der junge Künstler schon in großen Sälen zu hören, so beispielsweise im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie und im Mozarteum Salzburg. Eine umfangreiche Rezitaltournee führte ihn im März 2005 in die Städte Baden-Baden, Saarbrücken, München (Herkulessaal), Hamburg (Musikhalle), Hannover (Sendesaal NDR) und Paris (Dôme des Invalides), wo er von Presse und Publikum stürmisch gefeiert wurde.


    In der vergangenen Saison debütierte Denys Proshayev u. a. mit dem Barcelona Symphony Orchestra, beim Gürzenich Orchester und beim WDR-Sinfonieorchester Köln, beim Festspielhaus Baden-Baden, in der Philharmonie St. Petersburg, und folgte Wiedereinladungen bei etlichen Orchestern, u. a. beim Rundfunksinfonieorchester Berlin und der Radiophilharmonie Hannover.


    Denys Proshayev ist als ehemaliger Preisträger der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern eng mit dem Festival verbunden und ist dort jährlich mehrfach in unterschiedlichen Konstellationen zu Gast.


    Auf gewisse Stilrichtungen will sich Denys Proshayev nicht festlegen, dafür gibt es für ihn noch zu viel zu entdecken. Seine große Liebe jedoch gehört neben den russischen Klassikern des 20. Jahrhunderts vor allem den Werken des Barock und der Wiener Klassik.


    Eine erste CD bei SONY / BMG mit Werken von Jean-Philippe Rameau ist Ende August 2006 erschienen und hat durchweg begeisterte Kritiken von der Fachpresse erhalten. Weitere Solo- und Orchester-Aufnahmen bei SONY / BMG sind in Planung."


    Quelle: http://www.weigold-boehm.de/kuenstlerliste/c_denys.htm


    Dann hoffen wir mal, dass das mit den weiteren CDs, die in Planung sein sollen, auch Wirklichkeit wird. Seit 2006 ist in dieser Beziehung nämlich rein gar nichts geschehen. Und das liegt bestimmt nicht daran, dass Proshayev zwischenzeitlich das Klavierspielen verlernt hätte...

  • Hallo Swjatoslaw!


    Du schreibst, es gäbe noch nicht einmal irgendein Konzert von ihm.


    Ich hatte schon das Vergnügen, Denys Proshayev live spielen zu sehen, vor knapp einem Jahr am 25.10.2009 in der Mercatorhalle Duisburg. Ich kannte ihn bis dahin gar nicht, habe den längeren Anfahrtsweg aber nicht bereut.


    Im ersten Teil des Programms spielte er - natürlich - etwas Rameau (Sarabande und das entzückende Les Trois Mains aus der Suite in a-Moll), das Rondo KV 511 von Mozart und die Sonate D 784 von Schubert. Alles in a-Moll, fällt mir gerade auf.


    Nach der Pause spielte er dann die Davidsbündlertänze von Schumann. Da mir dieser Zyklus nicht ganz so vertraut war wie etwa Carnaval oder Kreisleriana, habe ich mir die Tänze in den Tagen vorher noch einmal intensiv mit Arrau, Weissenberg und Kempff angehört. Und was soll ich sagen? Proshayev konnte sehr für sich einnehmen.


    Als Zugaben spielte er den Aufschwung von Schumann und die zweite Rhapsodie von Brahms (op. 79).


    Nach dem Konzert gab es noch ein Künstlergespräch, moderiert von, ich meine, Gregor Willmes. Er gab dann Antworten zu seinem Werdegang, seiner Übezeit, seinem pianistischen Vorbild (S. Richter, wenn ich mich nicht irre).


    Jedenfalls verriet er, das als nächstes eine CD mit Werken von Schumann geplant ist. Ich hoffe auch, dass daraus noch etwas wird.


    Übrigens wird er am 21.11.2010 * in Remscheid spielen.


    Gruß,


    Rainer


    Dieser Beitrag - wie übrigens der gesamte Thread - ist im Rahmen des großen Crash Ende September 2010 zerstört - und im Rahmen unserer Threadrestaurierunge aus den Archiven wiederhergestellt worden, wobei allerdings das Erstllungsdatum verändert wurde: Der Beitrag stammt original vom 14.9.2010.

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  • Zitat

    Original von Rainer
    Ich hatte schon das Vergnügen, Denys Proshayev live spielen zu sehen, vor knapp einem Jahr am 25.10.2009 in der Mercatorhalle Duisburg. Ich kannte ihn bis dahin gar nicht, habe den längeren Anfahrtsweg aber nicht bereut.
    (...)
    Übrigens wird er am 21.11.2010 in Remscheid spielen.


    Lieber Rainer,
    das sind ja erfreuliche Neuigkeiten! Ich werde zwar den Weg von Hamburg nach Remscheid nicht deswegen machen, aber wenn Proshayev zur Zeit doch - anders als ich vermutete - die Gelegenheit zu Konzertauftritten erhält, wird man ihn bestimmt auch bald in anderen Städten erleben können.


    Zitat

    Original von Rainer
    seinem pianistischen Vorbild (S. Richter, wenn ich mich nicht irre).


    Kein Wunder, dass ich sofort von ihm begeistert war

  • Hallo, liebe Forianer,


    nach einer krankheitsbedingten "Sauregurkenzeit" melde ich mich wieder mal zu Wort. Einige der hier genannten Pianisten wie Christian Zacharias, Michael Korstick, Leif Ove Andsnes und Gerhard Oppitz habe ich schon mehrfach live erleben dürfen, Zacharias mit Mozart, Beethoven und Schumann, Korstick mit Beethoven, Andsnes mit Schubert und Oppitz mit Beethoven und Brahms.
    Und wenn der Thread heißt "Die großen Pianisten von heute", dann ist das m.E. keine Altersfrage, sondern eine Frage der Qualität. Insofern gehe ich d'accord, dass diese Namen hierhingehören, weil sie, die Werke der großen drei Wiener Klavierkomponisten Mozart, Beethoven und Schubert betreffend, schon Großes geleistet haben, sei es, dass sie von allen drei Komponisten große Aufnahmen vorgelegt haben oder nur von zweien. Von Zacharias schätze ich ganz besonders die Mozart-Konzerte und die Schubert-Sonaten, von Korstick die Beethoven-Konzerte (die ich live erlebt habe), die Beethoven-Sonaten und die Schubert-Sonaten, von Andsnes das, was ich von Schubert von ihm kenne und von Oppitz die Beethoven- und Brahmsaufnahmen, obwohl letzterer ja nicht zu dieser Trias gehört.
    Wenn man aber von solchen Leistungen auf den Gebieten der hier genannten Komponisten sowie weiterer Komponisten des Barock-, Klassik- und Romantikrepertoires ausgeht, dann fehlen hier noch einige Namen, wie z.B. Mitsuko Uchida, Martha Argerich, Maria Joao Pires, Maurizio Pollini, Elisabeth Leonskaja, Grigori Sokolov, Rudolf Buchbinder, Krystian Zimerman und alle, die ich noch vergessen habe, die allesamt noch sehr rege sind und ihre Meriten quer durch das Repertoire haben.
    Den großen Alfred Brendel habe ich hier nicht aufgeführt, weil er nicht mehr aktiv ist, wenngleich ich ihn für den größten lebenden Pianisten halte.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).