Heute im TV - Don Giovanni, Aix en Provence

  • Wie Harald eben nochmal freundlicherweise in Erinnerung gerufen hat, wird heute abend auf Arte "Don Giovanni" auf Arte ab 21:25 Uhr übertragen.



    Hier die Besetzung:



    * Conductor Louis Langrée
    * Stage director and stage design Dmitri Tcherniakov
    * Costumes Dmitri Tcherniakov
    * Costumes Elena Zaytseva
    * Lights Gleb Filshtinsky


    * Don Giovanni Bo Skovhus
    * Leporello Kyle Ketelsen
    * Masetto David Bizic
    * Don Ottavio Colin Balzer
    * Donna Anna Marlis Petersen
    * Donna Elvira Kristine Opolais
    * Zerlina Kerstin Avemo
    * Il Commendatore Anatoli Kotscherga
    * Chorus English Voices
    * Chorus conductor Tim Brown
    * Orchestra Freiburger Barockorchester




    Ich werde auf jeden Fall mir den ersten Akt anschauen und schon mal ein paar Eindrücke hinterlassen. Ob ich den zweiten Akt auch noch anschaue, wird sich zeigen, denn ich muss früh raus...
    Vielleicht schaut ja noch jemand von euch, der ebenfalls mal zwischendurch ein paar Eindrücke hier hinterlässt :yes:


    Wer sich etwas vorbilden will über die Inszenierung, um zu sehen was ihn erwartet, der benutze bitte diesen Link:


    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1216605/


    Bis heute abend!

  • Bereits einprogrammiert. Lasse mich überraschen von Skovhus und dem Freiburger Barockorchester.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Die Szenerie ist einfach nur peinlich: Mittelstands-Erscheinungen agieren in fragwürdigen Posen.


    Skovhus hat seinen stimmlichen Zenit deutlich hinter sich gelassen. Man hört es sofort. Auch die anderen Sänger bieten nur gehobenes Mittelmaß!


    Habe die Aufnahme gleich gestoppt!!!


    Wer soll sich diesen Mist ansehen? So etwas sehe ich mir nie im Leben mehr an. Warum denn das ganze konservieren?



    :hello: LT

  • Bei meinen über hundert "Don Giovannis" sind schon 2 mit dem Freiburger Barockorchester:



    Die scheinen heute bei dem schwülwarmen Wetter wohl etwas Probleme mit ihren Därmen zu haben......... :D :D

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe gerade eingeschaltet und finde dieses karg-sozialistische Ambiente gar nicht schlecht und ganz spannend. Skovhus klingt tatsächlich furchtbar, Ketelsen gefällt mir gut, auch schauspielerisch.


    Sehr gut das Rezitativ vor "La ci darem la mano": Zerlina verängstigt, Giovanni sucht nach Worten. Wie sie ihm dann immer mehr nachgibt, das ist schon stark inszeniert.


    Ich werde leider nicht alles sehen können - ist die Sendung nachher auch auf arte+7 verfügbar?



    :hello:


  • Zugegeben, die Szene ist schon etwas skuril, im moment weiß ich sie kaum einzuordnen. Interessant ist es allemal.
    Aber sängerisch ist das Niveau doch sehr hoch, dass Skovhus seien Zenit überschriten haben soll, kann ih nicht hören.
    Ketelsen asl Leporello ist eh eine Klasse für sich. Auch Petersen gefällt mir sehr gut.
    Das Freiburger Barockorchester ist genial, so viele Feinheiten, so viele Akzente Langree dirigiert das sehr gut.


  • Also im Internet überträgt Arte das im Moment, ob es später noch zur Verfügung steht kann ich noch nicht sagen.

  • Zitat

    Original von WotanCB


    Also im Internet überträgt Arte das im Moment, ob es später noch zur Verfügung steht kann ich noch nicht sagen.



    Das ist eigentlich immer so - mal gucken. Auch die orchestrale Leistung ist beeindruckend, richtige Tempi, und ohnehin halte ich von HIP mittlerweile sehr viel...



    :hello:



    "Or sai chi l'onore" ist gerade vorbei. Das Wort "herzlicher Applaus" wäre für die drei klatschenden Leute und die einzelnen Buhs bei weitgehend schweigendem Saal eine höfliche Übertreibung. Lag wohl an der szenischen Gestaltung: Anna reißt Ottavio die Klamotten vom Leib.

  • Zitat WotanCB:

    Zitat

    dass Skovhus seien Zenit überschriten haben soll, kann ih nicht hören.


    dann hör dir mal seinen Don Giovanni bei der Naxos-Aufnahme von 2000 an! Der klingt hier heute echt total heruntergenudelt. Sehr schade!


    :hello: LT


  • Tja, dabei fand ich die stimmliche leistung wirklich gut, vor allem weil sie zum intensiven Gesang auch wirklich gut gespielt hat.Sicher ist das nicht alles perfekt, aber dennoch zufriedenstellend. Auch "Dalla sua pace" ist wirklich gut gesungen, sieht man mal von dem teils auftretendem flachem Tonansatz ab.


    Und dieses Orchester ist wirklich klasse, klasse klasse....

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  • DasPublikum wird immer unruhiger, viele Buhs nach Skovhus Champagnerarie, die aber eindeutig auf die Regie zurückzuführen sind.
    Der Komtur tauchte als Geist im Saal während des Rezitativs aus und sucht etwas in der Bibliothek, Don Giovanni muss seine Melancholie mit Brechstange bekämpfen. So hüpft er am Ende in überschäumender Kindlichkeit auf dem Sessel herum.
    "Batti, Batti" ist trotz tollem Orchetser inklusive Cello-solo kein Ohrenschmaus. Die Töne sind dann doch etwas spitz.

  • S e h r gutes Orchester ! Herrlich herausgespielte Details .


    Überzeugende , süss - verführerische , mädchenhafte zerlina .


    " Fin ch'an ...." doch stimmlich nicht überzeugend. Und das Rumhoppsen wie übermütige Kleinkinder .


    Danach sind Anna , Elvira und Ottavio gut in Szene gesetzt .


    Ich habe schon weitaus weniger überzeugende Inszenierungen des Giovanni erlebt !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Mit einer energiegeladenen Stretta endet der erste Akt. Vorher zumindest glitt die Szene ins Abstruse ab, wenn während des Tanzes jeder mit jedem rumknutschen muss - ja, auch Don Ottavio mit Masetto. Für derlei Einfälle fehlt mir das Verständnis, das riecht wieder nach billiger Provokation und das mag ich ja gar nicht.
    Wenn zu den ersten Schlägen der Stretta Giovanni einen Herzattacke bekommt, dann ist das wohl ein Vorgeschmack zur Höllenfahrt.

  • Zitat

    Ich habe schon weitaus weniger überzeugende Inszenierungen des Giovanni erlebt !


    Du Ärmster :D :D :D


    Jeder findet so seine Rosinen in der Aufführung.


    Meine war, zu hören wie das Publikum nicht nur gebuht hat, sondern da war noch etwas: So ein unterschwlliges Raunen, wie ein Vulkan, bevor es ausbricht. Solle das Publikum im Laufe der Vorstellung - oder am Ende - die Darsteller atackieren oder mit Stühlen um sich werfen, so lasst es mich bitte wissen - dann dreh ich den Fernseher wieder auf...


    Ich finde diese Übertragung schlicht und einfach


    EKELERREGEND


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In der Pause wieder das übliche Gebrabbel: Ein Mann, ich denke der Intendant der Festspiele, betont immer was für ein großer Regisseur am Werk ist. Die Moderatorin muss sein eher ausdrucksloses Gesicht so interpretieren: "Man hört wie begeistert sie von diesem Don Giovanni sind"
    Irgendein Sprecher sagt, dass Don Giovanni 1003 Frauen in Italien hat...
    Der Regisseur outet sich vor der Kamera als psychotisch und erzählt auch dass er gerne mal, während er zuhause die Oper durchspielt, auch mal einen Teller zerschägt....


    Der zweite Akt beginnt...mal sehen wie lange ich noch durchhalte, ich muss morgen früh raus.

  • Zitat

    Der Regisseur outet sich vor der Kamera als psychotisch und erzählt auch dass er gerne mal, während er zuhause die Oper durchspielt, auch mal einen Teller zerschägt....


    Das kann ich gut nachvollziehen - Dazu muß man nicht psychotisch sein.


    Mein Tip:


    Diese Aufführung zuhause NICHT DURCHSPIELEN !!!


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • so, mit etwas schwerem Herzen verlasse ich jetzt das Sofa und gehe ins Bett.
    Dabei hoffe ich, dass Arte die Aufführung morgen noch online zeigt.


    Euch anderen viel Spass noch.

  • Ich habe das Opfer gebracht und mir die letzten Minuten doch angesehen.


    Über die szenischen Eindrücke der letzten Minuten nur das Wichtigste:
    Don giovanni säuft sich nieder, und das ist noch milde ausgedrückt.
    Nicht nur aus der Flasche, sondern er schüttet sich den wein direkt ins Gesicht, daß er den Körper runterrinnt. Ich kommentiere das nicht, weil mir die Worte entgleiten können.


    Positiv fiel mir lediglich der Darsteller des Leporello, Kyle Ketelsen auf, der in JEDER Inszenierung eine gute Figur gemacht hätte.


    Das war mein Eindruck - und das Publikum teilte ihn - er war der EINZIGE dessen persönlicher Applaus den der anderen Darsteller weit übertraf - zu Recht.


    Auch Dirigat und Orchester wurden extra gewürdigt.


    Auch die anderen Solisten wurden vom Publikum eher freundlich verabschiedert. Bo Skovhus bekam einige Buhrufe dazugemischt.
    Ich würde sagen, daß ist eher der unsympathischen Bühnenfigur dieser Inszenierung geschuldet als dem Sänger. Ich selbst habe ihn leider auch nur in modernen Inszenierungen mit eher unsympathischer Darstellung sehen müssen und habe ein negatives Vorurteil.


    Die Moderatorin wurde nicht müde auf ihre widerwärtig süssliche Weise zu betonen, welch großartige Aufführung das soeben gezeigte war .


    Der Regisseur ließ lange auf sich warte - es hie letztlich er werde nicht kommen - schliesslich ging er dennoch diesen Kreuzwg.


    Und es war ein solcher, denn das was nun folgt war das erwartete Buhkonzert. Die Moderatorin ortetet unter dem Buhorkan auch Bravorufe - sie hat vermutlich ein besseres Gehör als ich - oder es wurde ihr aufgetragen das zu sagen......


    "Das Publikum ist sich nicht einig" - war wohl die infamste Aussage an diesem Abend - und WIE einig es sich war. !!!



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Den Eindruck hatte ich auch, als ich heute morgen mal schnell die Aufzeichnung auf arte einsah. Die wenigen Bravos hatten im Buh-Szurm keine Chnace, man war sich da sehr einig.
    Ketelsen hat mich wie auch schon in London begeistert. Was mich an ihm besonders freut, ist, dass er nie großartig seine Stimme uberfordert sondern rein mit der gesanglichen Linie seine Rolle gestaltet und mit seinem schauspielerischen Talent.

  • Ich habe das Orchester und die hervorragende Ton- und Bildqualität genossen. Da ich sonst Arte nicht empfangen kann, sah ich mir die Aufführung online an. Die Aufzeichnung, die man nun noch einige Tage lang auf der Homepage findet, hat - anders als die Live-Übertragung - leider nur magere Ton- und Bildqualität.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Guten Morgen allerseits!


    Ich habe tatsächlich gut geschlafen - der ärgerliche DON GIOVANNI, nein, es muß heißen: der ärgerliche Regie-Russe konnte mir die Ruhe nicht rauben! Ich habe mich einfach mal wieder bestätigt gefühlt, daß sich Regisseure zu wichtig nehmen und nicht das Werk, das ihnen anvertraut ist, in den Fokus ihrer Bemühungen stellen!


    Ich hätte tatsächlich über einige seiner Einfälle hinwegsehen können:

    Zum Beispiel die Idee, die Protagonisten einer Familie und ihrem Anhang zuzuordnen (das Autorengespann da Ponte/Mozart sieht das zwar nicht vor - geschenkt!). Oder die Verlegung des Geschehens in eine frühkapitalistische Neureichenfamily.


    Nebensächlich! Wenn da nur nicht immer wieder die Diskrepanz mit dem Text wäre! Für wie dumm hält der Regisseur das Publikum? Selbst wenn man nicht jedes italienische Wort übersetzen kann, kennt man doch das Geschehen, weiß man doch grob, was gesagt wird. Nur ein Beispiel:


    Im Rezitativ nach der Introduktion fragt Don Giovanni in die Dunkelheit hinein: Leporello ove sei? Warum diese Frage? Warum sucht in dieser Inszenierung der Herr seinen Diener? Er steht doch direkt neben ihm vor der Bücherwand!!!


    Oder auch dieses hier: Wieso können Don Giovanni und sein Diener im Finale des ersten Aktes dieser Inszenierung entkommen? Wo ist das Problem zu suchen? Es müßte doch nur EINER der handelnden Personen gegensätzlich um den Tisch laufen und dem feinen Herrn das eigene Bein hinhalten - oder auch nur einfach stehenbleiben - der Tumult wäre zu Ende, Don Giovanni wäre gefaßt!


    Oder vielleicht doch nicht? So, wie sich die Truppe in dieser Szene anstellt, könnte Don Giovanni ruhig stehen bleiben, er müßte nicht verschwinden, seine "Gegner" sind nämlich keine. Sie wollen ihn überhaupt nicht aufhalten! Ich sah jedenfalls in den handelnden Personen keinen Willen, den "Schurken" zu ergreifen! Warum auch? Ist er doch einer von ihnen!


    Gegen diese Bühnenszenierie war die musikalische Seite ja Gold wert! Ich fand nur die Ouvertüre zu sehr "gehetzt" - ansonsten lasse ich es gelten. Nicht unbedingt Festival-würdig, aber zumindest grundsolide.


    Insgesamt: Schade um die geopferte Zeit.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Zitat

    Oder die Verlegung des Geschehens in eine frühkapitalistische Neureichenfamily.


    Wo war denn hier eine "Neureichenfamily"?
    Das habe ich mich schon während der Aufführung, bzw während der Zeit , wo ich ihr beihwohnte, gefragt.


    Das war euphemistisch gesagt unterstes Proletariat, welches sich hier in die falsche Dekoration verirrt hatte - oder sachlich beobachtet die entsprungenen Insassen einer Irrenanstalt für Psychosen mit unterschwellig sexueller Komponente. :D


    Zitat

    Insgesamt: Schade um die geopferte Zeit.


    Nein, das fand ich gar nicht !
    Welch überzeugendes Votum gegen das Regietheater
    Man musst gar nicht kommentieren
    Das spricht für sich selbst.


    Feine Beobachter werden indes bemerkt haben, daß
    Regisseuren dieser Spezies allmählich das freche Grinsen abhandengekommen ist mit dem sie sonst ihrem Publikum gegenübertraten.


    Sie wissen genmau, daß die ihnen verbliebene Zeit kurz bemessen ist, daran ändern auch beschönigende Worte der Fernsehmoderatorin nichts, die nicht müde wurde zu erklären wie wunderbar dieser Abend doch war.......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Wo war denn hier eine "Neureichenfamily"? Das habe ich mich schon während der Aufführung, bzw während der Zeit , wo ich ihr beihwohnte, gefragt. Das war euphemistisch gesagt unterstes Proletariat, welches sich hier in die falsche Dekoration verirrt hatte - oder sachlich beobachtet die entsprungenen Insassen einer Irrenanstalt für Psychosen mit unterschwellig sexueller Komponente.


    Durchaus auch einverstanden, lieber Alfred! "Reich sein" hat nicht unbedingt mit Intelligenz, oft aber mit "Dekadenz" zu tun. Das war schon im ollen Rom so und das private deutsche Fernsehen liefert für diese Gleichsetzung in ganze bestimmten "Dokus" auch heute genug anschauliche Beispiele. Und in dieser Inszenierung des DON GIOVANNI empfand ich das auch so.


    Wenn ich schrieb: "Schade um die geopferte Zeit" und Deine Antwort


    Zitat

    Nein, das fand ich gar nicht ! Welch überzeugendes Votum gegen das Regietheater Man musst gar nicht kommentieren Das spricht für sich selbst.


    lautete, dann will ich überhaupt nicht widersprechen. Nur: das wissen wir ja auch schon vorher, bisher ist das Ergebnis für uns immer das gleiche. Also hätte ich bereits nach wenigen Minuten abschalten können, weil ich sah, welcher Unsinn da verzapft wurde.


    Was übrigens die Moderatorin betrifft: Da kann man wohl nicht anderes erwarten. Die hätte mit gleicher Inbrunst auch über eine Politiker-Runde oder ein Wirtschaftsführer-Treffen moderiert.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich hab mir gestern den Don Giovanni auch aufgenommen. Ich wunder mich das diese Produktion eine CO Produktion mit Madrid ist. Ist das eigentlich der gleiche Regisseur der in München den Dialouge des Camelites inszeniert hat ? Ist das Publikum in Aix eigentlich immer so klatschfaul ? Selbst bei der Don Ottavio Arie im 2. Akt wurde nicht geklatscht. In der Presse ist diese Inszenierung ja hoch gelobt worden. Aber zum Glück ist der Regisseur vom Publikum für diesen Schwachsinn abgestraft worden.

  • Jetzt, wo ich die Inszenierung habe sacken lassen, bin ich schon der Meinung, dass der Regisseur interessante Ideen hatte.
    Den ganzen Schluss zum beispiel - mag der alls Komtur erscheinende schauspieler auch etwas banal erscheinen - fand ich sehr packend. Das Moral-Finale im Angesichts des vor sich hin sterbenden Giovanni ging mir persönlich doch unter die Haut.
    Auch beim Finale des ersten Aktes stört mich die Tatenlosigkeit seiner Gegner nicht so sehr, denn die gibt es sehr sehr oft auch in besseren Inszenierungen zu sehen. Es wird ja auch nicht davon gesungen, Don Giovanni festzunehmen, sondern man ruft ja lediglich die rache des Himmels auf ihn herab, was auf Don Giovanni nur im ersten Moment Eindruck macht.
    Die Sicht auf diesen fast mansich-depressiven Don Giovanni fand ich durchaus interessant, ABER! .... der Regisseur redet davon, dass seine Sänger auch natürlich reagieren, was stellenweise sogar auch gelang. Wenn man aber doch so möchtegern-psychologische Tableaus (Sextett des zweiten Aktes) aufstellt, dann bleibt doch die natürlichkeit eh auf der Strecke. Wenn man jeden zweiten Satz der Untertitel (man hätte sie besser ausblenden sollen) hinterfragen muss, wo bleibt dann die Natürlichkeit? Warum singt Donna Anna zwei Tage nach dem tod ihres vaters, dass sie ihrem Vater zuHilfe kommen muss. So interessant die zeitliche Stückelung dieser Inszenierung auch ist, schlüssig ist das nicht immer.

  • Ich habe mir von dieser Übertragung nicht einmal 5 Minuten angesehen (1.Akt) und dann abgedreht, denn wenn es stimmlich gut war gibt es sicher irgendwo eine Konserve - denn diese Inszenierung möchte ich mir nicht ansehen. :D


    Liebe Grüße vom
    Operngernhörer :hello:

  • Ich habe nichts dagegen wenn man die Handlung einer Oper in eine andere Zeit versetzt solange es auch einen Sinn ergibt. Doch was es da an Ungereimtheiten gab, war im Grunde schon ärgerlich.
    Dass die Protagonisten alle plötzlich familiär verbunden waren, darüber kann man noch hinwegsehen, auch wenn es nicht wirklich was bringt.


    Aber es erscheint doch absolut haarsträubend wenn Giovanni singt mi pare sentire odor di femmina und die Gemeinte längst vor ihm steht und er ihr in die Augen sieht. :no: Oder Elvira in ihrer Arie über Giovanni singt als würde sie ihn noch suchen obwohl er ihr längst ins Gesicht grinst. :no:
    Das nur zwei Beispiele von vielen.


    Aber was diesem Don Giovanni in musikalischer Form fehlte war die Leidenschaft. Der Titelheld oder Elvira wandern desillusioniert durch die Szenerie während Donna Anna ganz untypisch ziemlich hysterisch wirkt.
    Don Giovanni ist inzwischen ja ein ziemlich heruntergekommener und schon unappetitlich wirkender Frauenheld. Wen soll so ein heruntergekommener Mann denn noch verführen? ?(


    Mozart's Oper ist ein dramma giocoso. Wo war denn das giocoso in dieser spannungsarmen Inszenierung? Das konnte einem das Orchester auch nicht vermitteln. :no:
    Auch wenn die Orchesterleistung sehr gut war, aber dem Dirigat fehlte es schlichtweg an Feuer und die tempi waren doch fragwürdig. Wo ist René Jacobs wenn man ihn braucht? :pfeif:


    Was die vokalen Leistungen betrifft, hat einzig und allein Kyle Ketelsen herausgestochen, den ich schon aus London als sehr guten Leporello in Erinnerung habe, obwohl er mir dort noch besser gefiel.


    Bo Skovhus als Giovanni war enttäuschend. Sein Timbre ist recht fahl, gesanglich mogelte er sich über manche Passagen mit eigenartiger Tonproduktion hinweg. Die Serenade hatte null Charme. :wacky:


    Marlies Petersen, die ich aus New York als sehr gute Ophelia kenne, war gesanglich überzeugend, doch ihre Over-the-Top-Performance als Donna Anna wirkte absolut unpassend. Das geht natürlich aufs Konto der Regie.


    So ein applausmüdes Publikum habe ich übrigens überhaupt noch nicht miterlebt. Zum Teil auch verständlich, denn die Regie gefiel dem Publikum überhaupt nicht. Kein Wunder, dass sich beim mageren Szenenapplaus auch immer wieder Buhs darunter mischten.


    Beim Schlussvorhang gab es immerhin anerkennenden Applaus für die Künstler. Skovhus wurde allerdings auch mit ein paar Buhs bedacht.


    Wenn schon modern inszeniert, dann bitte doch mit etwas mehr Plausibilität. Da hat Bechtolf in Zürich einen sehr viel spannenderen und vor allem auch witzigeren Don Giovanni gemacht. :yes:


    Gregor

  • Zitat

    So ein applausmüdes Publikum habe ich übrigens überhaupt noch nicht miterlebt.


    Da war doch auch bitteschön nicht zu applaudieren


    Ich habe schon an anderer Stelle hier im Forum (im Regietheaterthread) geschrieben, daß ich "Buhrufe" für die falsch Reaktion halte" - Aplausverweigerung ist wesentlich wirksamer - "an unserem Schweigen sollen sie ersticken"


    Das das Publikum übrigens nicht wirklich applausmüde war konnte man beim "Abschlussvorhang" von Kyle Ketelsen konnte man das sehen, es gabe eine Applauswelle, die einzige des Abends. Kein Wunder - er war der Lichtblick des Abends...und für mich eine "Entdeckung"


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Ich habe schon an anderer Stelle hier im Forum (im Regietheaterthread) geschrieben, daß ich "Buhrufe" für die falsch Reaktion halte" - Aplausverweigerung ist wesentlich wirksamer - "an unserem Schweigen sollen sie ersticken"


    Das das Publikum übrigens nicht wirklich applausmüde war konnte man beim "Abschlussvorhang" von Kyle Ketelsen konnte man das sehen, es gabe eine Applauswelle, die einzige des Abends. Kein Wunder - er war der Lichtblick des Abends...und für mich eine "Entdeckung"


    Das sehe ich ganz genau so. Wenn mir etwas nicht gefällt, applaudiere ich einfach nicht. Zu einem Bravo kann ich mich - wenn mich etwas wirklich begeistert - schon mal hinreissen lassen, obwohl derartige Gefühlsausbrüche nicht unbedingt zu meinem Verhaltensmuster gehören. Aber ein Buh gibt es von mir nicht, lediglich keinen Applaus.


    Ketelsen ist mir schon länger ein Begriff. Die Zambello-Inszenierung aus London mit ihm als Leporello wurde inzwischen als DVD veröffentlicht. Diese Produktion trifft wohl eher deinen Geschmack.


    Gregor

  • Habe mir die Aufnahme ohne Bild angehört. Prächtiges Orchesterspiel, von dem Sängern habe ich leider keinen erkannt (ohne Bild).


    Gruß Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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