Im Radioprogramm von Österreich 1 läuft gerade die Sendung: "Apropos Oper" - mit Prof. Gottfried Cerwenka - mit dem Thema "Dorothy Kirsten zum 100. Geburtstag"
Hier einige Auszüge aus der Moderation von Hernn Cerwenka:
Apropos Oper - Dienstag, 06. Juli 2010, 15:05 Uhr Oe1
ZitatAlles anzeigenDorothy Kirsten - zum 100. Geburtstag
Die 1992 in Los Angeles verstorbene Sopranistin wurde heute vor 100 Jahren in New Jersey geboren, in eine musikalisch durchaus vorbelastete Familie. Rund 30 Jahre lang zählte sie zu den Stars der New Yorker Metropolitan Opera, trat aber ebenso in Filmen und an der Seite hochrangiger Unterhaltungskünstler wie Frank Sinatra und Bing Crosby auf. Als eine ihrer Glanzrollen galt Puccinis "Butterfly", die sie in einer Gesamtaufnahme unter Dimitri Mitropoulos aufgenommen hat. Leider gelten die Originalbänder dieser Einspielung als verschollen.
Wichtigste Rolle: Diva
Sie war der Prototyp einer Primadonna, einer Diva - und das begann schon damit, dass sie das wichtigste Wort im Leben einer Sängerin, eines Sänger, stets parat hatte: nämlich "Nein" sagen zu können! Nicht nur Rudolf Bing, der langjährige, despotische Generalmanager der Metropolitan Opera, hat das öfters zu spüren bekommen, etwa wenn er ihr Samuel Barbers "Vanessa" angeboten hat oder die Marie in Bergs "Wozzeck".
Doch die Kirsten ließ sich nicht leicht überreden, wenn sie von einer Aufgabe nicht selbst überzeugt war. "Divalike" auch ihr Verhältnis zu ihrem Geburtsjahr. In ihrer 1982 erschienenen Autobiographie "A Time To Sing" nennt sie als Geburtsdatum den 6. Juli 1915, in diversen Nachschlagewerken existieren aber auch Jahresangaben zwischen 1908 und 1919. Inzwischen dürfte feststehen, dass sie in Wahrheit vor 100 Jahren geboren wurde: am 6. Juli 1910.
Von Grace Moore gefördert
Ihr Geburtsort war Montclair in New Yersey, und ihre Familie kann durchaus als "vorbelastet" gelten: Ihre Mutter war Organistin und Musikpädagogin, ihr Großvater Dirigent und eine Tante Opernsängerin.
Sie selbst wurde an der berühmten Juilliard-School ausgebildet, doch in erster Linie strebte sie eine Hollywood-Karriere an, sang im Radio Songs von George Gershwin, Jerome Kern und Cole Porter, und schien sich auf diesem Gebiet durchaus zu etablieren. Bis 1938 die damals sehr populäre Filmschauspielerin und Opernsängerin Grace Moore (starb 1947 bei einem Flugzeugabsturz) auf sie aufmerksam wurde.
Drei Jahrzehnte MET
Grace Moore ermöglichte ihr großzügig ein Studium in Italien, bis der Ausbruch des Krieges sie zur Rückkehr zwang. So debütierte sie 1940 in Chicago in einer kleinen Rolle in Massenets "Manon", gab von Moore protegiert Konzerte in ganz Amerika, tourte als "Lustige Witwe" durchs Land und feierte endlich am 1. Dezember 1945 ihr Debüt an der Metropolitan Opera, wo sie in der Folge dann drei Jahrzehnte lang aufgetreten ist, ja sie sprang sogar 1979 noch einmal als "Tosca" für die indisponierte Leonie Rysanek ein.
Legendäre Mitschnitte
Opern- und Stimmenthusiasten kennen Dorothy Kirsten heute vor allem durch eine Reihe von Mitschnitten, die durch den Ablauf der Schutzfristen in Europa in den letzten Jahren verstärkt in den Handel gekommen sind und sie an der Seite so illustrer Stars wie Jussi Björling, Giuseppe di Stefano und Cesare Siepi zeigen.
Mit ihren Studioaufnahmen hatte sie hingegen Pech. Nicht nur dass Columbia, mit der sie im Vertrag war, die Produktion von integralen Operneinspielungen aufgegeben hatte, erlitten auch ihre beiden Aufnahmen für den sogenannten MET-Record-Club ("Tosca" und "Madama Butterfly" unter Dimitri Mitropoulos) ein merkwürdiges Schicksal. Bei einem Transport der Originalbänder sind diese nämlich auf ungeklärte Weise verschwunden; fallweise auftauchende CD-Ausgaben sind also nur Kopien von privaten Langspielplatten.
Amerikanische Karriere
Im Grunde genommen war die Karriere von Dorothy Kirsten eine rein amerikanische Angelegenheit, eine der großen Ausnahmen dabei war ein Gastspiel als Violetta 1962 am Moskauer Bolshoi-Theater. In den USA aber galt sie als vielbewunderte Primadonna, der auch immer etwas Geheimnisvolles anhaftete.
Sie ist gleich mit mehreren Generationen großer Opernstars aufgetreten, angefangen vom "Caruso-Kronprinzen" Giovanni Martinelli bis zu Placido Domingo und Luciano Pavarotti. Auch an der Seite der großen Unterhaltungsstars ihrer Zeit war sie immer wieder zu erleben, so etwa mit Frank Sinatra, Bing Crosby und Nelson Eddy. Im Film "Der große Caruso" war sie Partnerin von Mario Lanza. Dorothy Kirsten starb am 18. November 1992 in Los Angeles.
Gestaltung: Gottfried Cervenka ·
LG