Ich weß nicht, ob es zu diesem Komponisten schon einen Thread gibt, die Forensuche hat mir jedenfalls keinen enthüllt.
Die Rede ist von Norbert Burgmüller (1810-1836). Ich gebe zu, dass ich auf diesen Namen nur zufällig stieß: auf einer Gedenktafel in der Düsseldorfer Altstadt, zwischen Kunsthalle und Burgplatz, die auf das Wirken dieses früh verstorbenen Komponisten hinweist.
Schumann sagte über Burgmüller: "Nach Franz Schubert's frühzeitigem Tod konnte keiner schmerzlicher treffen, als der Burgmüller's. Anstatt daß das Schicksal einmal in jenen Mittelmäßigkeiten decimieren sollte, wie sie scharenweise herumlagern, nimmt es uns die besten Feldherrentalente selbst weg. Franz Schubert sah sich zwar noch bei seinen Lebzeiten gepriesen; Burgmüller aber genoß kaum der Anfänge einer öffentlichen Anerkennung und war nur einem kleinen Kreise bekannt, und diesem vielleicht noch mehr als ein 'curioser' Mensch, wie als Musiker. So ist es denn Pflicht, wenigstens dem Todten die Ehren zu erzeigen, die wir dem Lebenden, vielleicht nicht ohne sein Verschulden, nicht erzeigen konnten." [Zitiert nach K.M.Kopitz im Booklet der CARUS-CD unten].
Burgmüllers Talent liegt wohl in der Familie: August Burgmüller (1760-1824) der Vater, ein Dirigent, der sich auch um die Düsseldorfer Musikszene verdient gemacht hat, die Mutter Sängerin und Pianistin (ehemalige Schülerin vom Vater) Therese von Zankt (1771-1858 ), und der Bruder Friedrich Burgmüller (1806–1874), der es in Paris zu einigem Erfolg und Ansehen gebracht hat (vor allem mit leichter spielbaren Klavierstücken und -etuden).
Dank des Mäzens Graf Franz von Nesslrode-Ehreshoven (1783-1847) konnte er in Kassel studieren, unter anderem bei Louis Spohr und Moritz Hauptmann. In Kassel entstand auch sein Klavierkonzert.
Die Zeit endet mit Depressionen und angeblich zeitweiligem Alkoholismus, durch private Tragödien begünstigt, die ihn auch die Unterstützung durch Spohr kostete (seine Verlobte löst die Verlobung und verstirbt kurz darauf). In dieser Zeit wurde er auch von epileptischen Anfällen heimgesucht.
Nach Düsseldorf zurückgekehrt lebte er eher zurückgezogen mit seiner Mutter, ohne größere öffentliche Posten durch Unterricht und kleinere Engagements.
Seit 1833 war er wohl mit Felix Mendelssohn-Bartholdy befreundet, der inzwischen Musikdirektor in Düsseldorf war. Irgendwo habe ich gelesen, dass Burgmüller gerne selbst die Stelle gehabt hätte, bei Wikipedia heißt es 'statt seiner' - aber beworben hat er sich wohl nicht um die Stelle. Vielleicht war er dazu zu in sich gekehrt?
Die Uraufführung der ersten Symphonie 1834 war ein Erfolg; privat verlobte er sich mit der Französin Josephine Collin, einer Gouvernante seines Mäzens.
Während einer Kur in Aachen ertrank er im Quirinusbad, vermutlich aufgrund eines epileptischen Anfalls.
Nicht nur Robert Schumann betrauerte Burgmüllers Tod, auch zahlreiche Düsseldorfer Künstler aller Sparten (Rethel, Grabbe, Hildebrand und andere) trugen ihn zu Grabe.
Aus einem Brief stammt die bezeichnende Zeile: "Ich war auf Menschen nicht vorbereitet, ich glaubte nur an Musik".
Sein Werkverzeichnis ist leider recht kurz (siehe Wikipedia), hervorstechend sind eine vollendete und eine unvollendete Symphonie, ein Klavierkonzert vier Streichquartette, Lieder und kleinere Werke.
Ich las, dass seine erste Symphonie an Beethoven, Weber und Spohr anknüpfe, empfand aber beim Hören auch eine deutliche Hinwendung zu Schumann; ich empfinde seine Symphonien als ein Bindeglied zwischen diesen Stilen mit einer deutlich eigenen Handschrift. Er instrumentiert großartig und komponiert mit größeren Melodiebögen als Beethoven. Die zweite Symphonie ist von größerer harmonischer Kühnheit, allerdings leider ein Fragment. Vom letzten Satz ist nur der Anfang im Particell erhalten. Schumann hat den dritten Satz zu Ende komponiert.
Das Klavierkonzert kenne ich leider noch nicht, ich stolperte nur über die Carus-CD mit den beiden Symphonien und bin so begeistert, dass ich fand, diesem Komponisten gebühre ein eigener Thread!