Mahler 2010 - Die Symphonien - Vaclav Neumann

  • Die Tschechische Philharmonie gehört wie auch das Concertgebouw Orkest Amsterdam zu den traditionsreichen Mahler Orchestern, das die 7. Symphonie uraufführte. Vaclav Neumann (1920-1995) nahm mit dem Orchester in den Jahren 1976-82 die kompletten Symphonien bei Supraphon auf und erwarb sich mit dieser Aufnahme internationales Ansehen. In den 90iger Jahren bis kurz vor seinem Tod arbeitete er an einem weiteren Zyklus. Es entstanden Aufnahmen der Symphonien Nr. 1,2,4,5 (Label Canyon Classics) und wie ich kürzlich erfahren habe auch der 9. und der 6. (erhältlich leider nur als Japan-Import zum schwindelerregenden Preis!) – die Einspielung der 6. aus Prag von 1995 ist Neumanns letzte Aufnahme. Dazu kommen noch einige Platten, die er mit dem Gewandthaus-Orchester Leipzig aufnahm: die 5.,7. und 9.


    Die Paarung der tschechischen Philharmonie mit ihrem unverwechselbaren Klang, den hochpoetischen und virtuosen Bläsern sowie seidigen Streichern, ihrer rhythmisch-tänzerischen Leichtigkeit und Neumanns niemals forcierendem, auf Partiturgenauigkeit und „Deutlichkeit“ im Sinne Mahlers zielendes Dirigat ist für mich eine ideale Verbindung. Sternstunden sind die Aufnahmen der 2., 4. und der 6. Symphonie. So schlüssig vorwärtsdrängend, dramatisch und zugleich klar proportioniert bekommt man den Kopfsatz der 2. sonst nirgendwo zu hören. Die 6. besticht durch das ungemein rhythmische Spiel des Orchesters. Zu den berühmtesten Aufnahmen der Tschechischen Philharmonie gehören die Einspielungen von Strawinskys „Petruschka“ und „Le Sacre du Printemps“ mit Karel Ancerl. Vertrackteste Rhythmen, wo sich andere Orchester hörbar abmühen, spielen die Tschechen mit einer Selbstverständlichkeit, als sei das die natürlichste Angelegenheit der Welt. Die Märsche in der 6. vibrieren geradezu vor rhythmischer Energie. Dazu kommt eine atemberaubende spieltechnische Präzision. In ihren besten Zeiten war die Tschechische Philharmonie eines der führenden Orchester der Welt. Neumann zeigt hier, dass man die tragischen Abgründe der 6. auch hörbar machen kann ohne Bernsteins Drastik durch eine sprechende, deutliche Phrasierung vor allem der außergewöhnlichen Bläser der Tschechischen Philharmonie. Da gibt es alle Schattierungen von Trauer, tragikomischen Seufzern, von Frechheit und Bosheit, bitterer Ironie.


    Zu den schönsten Aufnahmen überhaupt zählt auch Neumanns 3. Das ist klanglich wunderbar, aber ohne zu ästhetisieren. Die rohe Natur im 1. Satz behält ihre erhabene Schrecklichkeit. Beim Posthornsolo (Solist: Miroslav Kejmar) schmilzt man einfach dahin! Die 4. ist eine ideale Aufnahme: durchsichtig und klar, mit Humor gespielt. Die Bläser sind „frech“, da stimmt einfach der Mahler-Ton! Die 5. gehört zu den besten Aufnahmen. Neumanns 8. ziehe ich der Aufnahme von Solti eindeutig vor mit ihrer niemals übertreibenden Natürlichkeit und souveränen Ausgewogenheit. Die 7. lebt vom idiomatischen Spiel der böhmischen Bläser. Wohltuend, dass Neumann auch hier – vor allem im Finale – nicht übertreibt, die Musik nicht zum virtuosen Rummel werden lässt. Bemerkenswert das langsame Tempo der 2. Nachtmusik, eine der intensivsten Darstellungen. In der 1. überzeugt die Tempo-Dramaturgie des Scherzo, das die meisten Dirigenten einfach viel zu schnell nehmen. Neumann beginnt eher gemächlich und zieht dann in der Wiederholung das Tempo an. Daß es sich hier um eine Spieltradition der Tschechischen Philharmonie handelt, zeigt der Vergleich mit Karel Ancerls Aufnahme. Auch die 9. hat Ancerl aufgenommen. Doch unterscheidet sich seine Interpretation von der Neumanns vor allem im 1. Satz nicht unerheblich. Bei Neumann spürt man den Einfluß des „Jugendstil“ bei Mahler. Das Auf und Ab hat „Linie“, da schwingt der Lebensrhythmus von Aufschwung und Zusammenbruch förmlich aus in einer ungemein dynamisch-flüssigen Gestaltung, welche den Ton des Abschieds in ihrer unaufgeregten Verhaltenheit bestens trifft. Das Scherzo und die Burleske – übrigens auch bei Ancerl! – sind fabelhaft!


    Supraphon hat die Symphonien in einer Box herausgebracht (leider ohne die Wunderhornlieder mit Boris Berman!) in einer neuen digitalen Überspielung. Der Klang ist erheblich besser als in den älteren einzelnen Lizenzausgaben auf CD, die es gab. Insgesamt ist die Aufnahmetechnik im akustisch hervorragenden Smetana-Saal vorzüglich natürlich und eher schlank-durchsichtig. Da sind die Neuaufnahmen aus den 90igern vor allem was den Streicherklang angeht deutlich satter: Das Klangbild ist etwas weniger Bläser betont. Deutlich vernehmbar hat sich der Klang der Tschechischen Philharmonie mit der Zeit verändert, im Zeitalter der Globalisierung „verwestlicht“. Der typisch böhmische Ton der Klarinetten etwa ist nicht mehr so auffällig wie in den älteren Aufnahmen. Ich möchte beide Zyklen nicht missen! Zuletzt hörte ich den 1. Satz der 9., die späte Aufnahme. Interpretatorisch hat sich da kaum etwas geändert. Der derzeitige Chef der Tschechischen Philharmonie, Zdenek Macal, arbeitet an einem Mahler Zyklus, der aber noch nicht abgeschlossen ist. Mit diesen Aufnahmen habe ich mich bislang noch nicht intensiv beschäftigt – beim Hereinhören (z.B. der 3. oder 4.) klingt das aber alles etwas ernüchtert, weniger frei und tänzerisch beschwingt als bei Neumann. Wahrscheinlich werden die Musiker in Prag über Vaclav Neumann so etwas sagen wie die Leningrader (heute St. Petersburger) über ihren verstorbenen Chef Mrawinsky: er stehe immer noch am Pult!


    Beste Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    danke für die liebevolle Vorstellung eines nach meiner Meinung zu unrecht vernachlässigten Zyklus'.



    Ebenso wie seine "tschechischen Kollegen" Kubelik und Ancerl zeichnet Neumann ein "menschliches" Mahler-Bild ohne Übertreibungen und Verzerrungen, aber andererseits auch ohne Verharmlosung und Glättung.


    Zusammen mit der sehr unaufdringlichen Klangtechnik und dem herausragend guten Orchester entstand eine Gesamtaufnahme, die auch in meinen Augen unbedingt "besitzenswert" ist (ich hatte sie mir auf Grund einer Vorstellung von Dir in einem Mahler-Thread zugelegt und danke für den Tip :jubel: ).


    Deiner Einschätzung der Sinfonien kann ich im großen und ganzen folgen, wenngleich für mich die 7. Sinfonie das "Highlight" ist.


    Hier schafft es Neumann sogar, seine vorzügliche Aufnahme mit dem Gewandhausorchester zu übertreffen.



    Leichte Abstriche mache ich bei der 6. Sinfonie, die mir, trotz aller rhythmischer Präzision etwas "leichtgewichtig" daherkommt. Aber das ist Geschmackssache, denn bei der 6. bin ich sehr von Soltis Brutalität und Kubeliks Liveaufnahme mit seiner "psychologischen Zuspitzung" geprägt.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo
    und vielen Dank Holger!
    Ich habe mir die Einspielung Neumanns bestellt.
    Gründe:
    a) Dein Werben für Neumann.
    b) Die Hörproben im Internet,- sehr überzeugend
    c) Karel Ancerl, dessen beide Mahleraufnahmen 1 und 9 ich über alles schätze, und ich der festen Ansicht bin, dass Neumann in dieser Tradition (kann ich bei Smetana und Dvorak jedenfalls feststellen) weiter machte.
    d) Neuerdings Dohnányi: dessen Mahler mich auch an die KuK Herkunft dieser Musik gemahnt.


    Ich habe seit längerer Zeit Schwierigkeiten mit vielen Einspielungen, die, sagen wir mal, nach Walter/Klemp vor allem aus USA/UK kamen, sie waren mir zu erdenschwer, als würde man jede ganze Note wie einen Wackerstein umwälzen auf der Suche nach "Maden" oder "Asseln".
    Sinopoli war in Deutschland auch so ein Geselle wie auch Tennstedt.


    Für mich eine entschieden zu schwere Kost, die Mahler überfrachtet und vor allem, nach meinem Gefühl (Zeugen dafür, dass es anders geht: siehe 4. Szell, 3. Levine, 5. Solti, oder 9. Ancerl und 1. ebenso) die freudigen und ironischen Aspekte komplett unterschlägt.
    Klemps 2. ist ja vielleicht auch deswegen so erfolgreich, weil er einerseits die Erlösung durch die Auferstehung wegwischt (mit anderen Worten, das arg peinlich pathetische Finale sehr gelungen hin bekommt) und zugleich zwischen Idylle und tiefstem Sarkasmus hin und her wogt, ohne das eine wie das andere zu übertreiben und daher immer ambivalent bleibt (1971 nicht mehr).
    Er beginnt ja nicht umsonst eine Probe (Philo Bregstein) der 2. und klopft mit den Worten ab. "No it's not Schubert, it just sounds like Schubert."


    Dieses Ambivalente meine ich bei seinen Kollegen aus Prag zu hören, seien es Ancerl, oder Kubelik , der mir mit Audite noch ein Wunsch ist, die Frau hat es für Weihnachten notiert und eben Vaclav Neumann.
    Vor allem die flotten Tempi, die Betonung der Holzbläser und der vielen Einsprengsel des volksmusikhaften, seien sie böhmisch, jüdisch oder..
    Ich denke gerade an die beste 1., die ich habe, die mit Ancerl.
    (Kein Vergleich mit Giulini übrigens, verehrter Swiatoslaw. Das ist eine böhmische Angelegenheit, das kriegen keine anderen hin)


    Den Neumann habe ich jetzt. Ich werde berichten, aber erst nach dem Urlaub.
    Danke also für den Tipp.


    Gruß S.

  • Zitat

    Original von s.bummer
    Hallo
    und vielen Dank Holger!
    Ich habe mir die Einspielung Neumanns bestellt.


    dito. ;(;) rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Na, Ihr macht mir aber ganz schön den Mund wässrig :P Neugierig bin ich auf diesen Zyklus ja schon ne ganze Zeit, aber gut 50 Bucks für eine Zehnt- oder Elft-Einspielung sind halt schon ne Hausnummer :no: Schade ....



    ... und leider versagt hier auch die sonst so gut sortierte Münchner Stadtbibliothek...

  • Zitat

    Original von Thomas Knöchel
    ... aber gut 50 Bucks ...


    ... bei Amazon bestellt für EUR 37,68 + EUR 3,00 VP ... 8)

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Vaclav Neumann (1920-1995) nahm mit dem Orchester in den Jahren 1976-82 die kompletten Symphonien bei Supraphon auf und erwarb sich mit dieser Aufnahme internationales Ansehen. In den 90iger Jahren bis kurz vor seinem Tod arbeitete er an einem weiteren Zyklus. Es entstanden Aufnahmen der Symphonien Nr. 1,2,4,5 (Label Canyon Classics) und wie ich kürzlich erfahren habe auch der 9. und der 6. (erhältlich leider nur als Japan-Import zum schwindelerregenden Preis!) – die Einspielung der 6. aus Prag von 1995 ist Neumanns letzte Aufnahme.


    Neumanns Gesamtaufnahme der Mahler-Sinfonien bei Supraphon ist klasse, ohne jede Frage. Ich beginne mich nun aber auch peu à peu für die bei Canyon Classics entstandenen späten Mahler-Aufnahmen zu interessieren. Geordert habe ich heute zunächst einmal die Erste.



    Da sich die Lieferung aus den USA aber etwas hinziehen dürfte, frage ich schon mal neugierig in die Runde: kennt jemand von Euch diese oder die übrigen Canyon-CDs mit Neumann? Lohnt es sich, wenn man die GA schon besitzt, hier weiterzusammeln? Zum Beispiel aufgrund besserer Tonqualität?

  • Hi,
    so wie Solti das große Glück hatte, einem Genie wie Fritz Reiner in Chicago nachfolgen zu können, so wurde Neumann Nachfolger des nicht weniger herausragenden Karel Ancerl.
    Beide, Neumann, wie Solti konnten das Niveau einigermaßen halten.
    Daher glaube ich, dass das Suchen nach seinen späten Mahler Aufnahmen zwar interessant, aber künstlerisch unergiebig sein dürfte.
    Sein frühe Zeit in Prag war eben seine beste. (Tut mir leide für Dresden)


    Gruß S.

  • so wie Solti das große Glück hatte, einem Genie wie Fritz Reiner in Chicago nachfolgen zu können, so wurde Neumann Nachfolger des nicht weniger herausragenden Karel Ancerl.


    Jean Martinon war der Nachfolger von Fritz Reiner und Solti war der Nachfolger von Jean Martinon!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Sein frühe Zeit in Prag war eben seine beste. (Tut mir leide für Dresden)


    "check your facts", lieber s.bummer! Fehler Nr. 1 (Reiner-Martinon-Solti) wurde bereits richtig gestellt. Und nun zu Fehler Nr. 2: sollte mit "tut mir leid für Dresden" gemeint sein, dass Vaclav Neumanns Chefdirigentenzeit in Deutschland künstlerisch weniger ergiebig gewesen sei als seine "frühe Zeit in Prag", ist folgendes anzumerken: Vaclav Neumann war Kapellmeister des Gewandhausorchesters Leipzig (nicht Dresden) von 1964 bis 1968. 1968 wurde er dann Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie Prag und blieb es, bis 1990 Jiří Bělohlávek sein Nachfolger wurde. Leipzig war also vor Prag, weswegen es sich bei den Mahler-Aufnahmen Neumanns mit dem Gewandhausorchester Leipzig auch um seine frühen Mahler-Aufnahmen handelt (entstanden in den 60er Jahren). Die Mahler-Einspielungen Neumanns aus Prag, welche in der Supraphon-Box erschienen sind, entstanden später, nämlich in der zweiten Hälfte der 70er Jahre und den frühen 80er Jahren.

  • Dresden mit Leipzig zu verwechseln ist wie Scharping (War der das, ich bin jetzt unsicher? :D ) Brutto mit Netto.
    Nee, ich weiß schon, dass Neumann in der DDR Mahler Sinfonien aufgenommen hat. Ich weiß auch, dass er (so will es die Geschichte) 1968, als die DDR sich an der Niederschlagung des Prager Frühlings beteiligt hatte, wenn auch nicht einmarschieren (Man was hätten Ulbricht und Mielke sich gefreut. Adolf die 2te!!) durfte, sich aus der DDR verabschiedet hat.


    Worauf ich hinaus wollte, ist vielmehr der Umstand, dass sein erster (früher) Mahler Zyklus in Prag ein Volltreffer war. Und ich späteren, quasi Ausgaben letzter Hand, nicht unbedingt den Vorzug geben würde.
    Gruß S.

  • Dresden mit Leipzig zu verwechseln ist wie Scharping (War der das, ich bin jetzt unsicher? :D ) Brutto mit Netto.


    Ich glaube, das mit brutto und netto war Frau Merkel :D


    Wie gut diese ganz späten Neumann-Aufnahmen bei Canyon Classics sind, kann ich dann ja demnächst mal berichten. Ich habe mir die Erste von Mahler bestellt sowie die Sinfonien Nr. 7 und 8 von Dvorák. Wenn mir diese beiden CDs geliefert wurden und mir zusagen, werde ich weiter auf die Suche gehen (sie sind wirklich schwierig zu bekommen).
    Herzliche Grüße an Dich, lieber Hans!
    Swjatoslaw

  • Hallo,
    bekanntlich hat Neumann die DDR als Protest gegen den Einmarsch 1968 verlassen.
    Nur frage ich mich, wieso das Husak Regime ihm das hat durchgehen und den Job in Prag hat annehmen lassen? (War die Demission Ancerls aus eben diesem Grund solch ein Schock?)
    Immerhin haben die neuen Machthaber der CSSR ja die Legende verbreitet, das der Einmarsch die Konterrevolution verhindert hätte.
    In diesem Zusammenhang wären Neumanns Ansichten geradezu staatsfeindlich gewesen.


    Weiß da jemand etwas Genaueres?


    Danke S.

  • Ich glaube, lieber s.bummer, dass es hier keinen Menschen interessiert, inwiefern Vaclav Neumanns Ansichten zu irgendeiner Zeit staatsfeindlich gewesen sind. Aus heutiger Sicht kann man sowieso nicht mehr akzeptieren, dass die Ansichten irgendeines Menschen aus der Sicht eines kommunistischen Regimes staatsfeindlich gewesen wären. Das einzig staatsfeindliche waren die damaligen Regimes.


    Ich denke, vielmehr kommt es darauf an, welche künstlerische Leistung Neumann vollbracht hat.


    Aus der Sicht ist eine Sendung interessant, die ich mal vor einiger Zeit auf Classica gesehen habe, die sich mit Vaclav Neumann befasste und die einzig und allein seine künstlerische Bedeutung in den Mittelpunkt stellte, seine Arbeit mit dem Orchester, sein Repertoire, u. a. Mahler und Dvorak und auch seine Bedeutung in der "damaligen" westlichen Welt. Und in dieser Sendung kam auch ein westlicher Dirigent zu Worte, der heut allgemeinhin als der westliche Dirigent für tschechische Musik gilt, obwohl er ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit gestorben sit: Charles Mackerras.


    Unter all diesen Aspekten würde ich die Bedeutung Vaclav Neumanns als Mahler-Dirigent noch etwas höher einschätzen als die Karel Ancerls.
    Viele Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da haut jemand in der DDR in den SACK und wird Chef in Prag in einem Regime, welches gerade dank der DDR neu begründet wurde.
    Und beerbt dabei Ancerl, der sich nach Kanada verabschiedet hat.
    Da frage ich mich schon, wie das angehen konnte, ohne Vorwürfe zu erheben.


    Aber zum Thema.
    Ich finde inzwischen , dass Neumann wohl der wichtigste Mahlerdirigent der 60iger bis 80iger Jahre war. Ich als Wessi bin ja groß geworden durch den angloamerikanischen Mahler. Ein Mahler, der zum Teil voller Neurosen zu stecken schien.
    Erst Neumann hat diese Schlacken und Hysterien durch alle Sinfonien entfernt, in dem er sie verschlankte.
    Der 1. Satz der 2. und der 6. sind beste Beispiele dafür.
    Ancerl konnte es ja nur bei der 1. und 9. Und Ancerl hatte ein anderes Schicksal, was dann mit Schostakowitsch Sinfonie Nr. 10, erschienen bei der DGG so eklatant vor Ohren geführt wurde, dass man ahnt, dass dieser Mensch so Schlimmes erfahren hat, von dem wir nur ahnen können.
    Das merkt man in der 9. und teilweise auch in der 1. Aber bei Schostakowitsch ist es besonders spürbar.
    Ängste sind bei Neumann und Ancerl als Ängste spürbar und nicht als depressive Verstimmungen nach zu viel Genuss von JD oder Laphroiag.


    Also: Neumann war bedeutend!
    Keine Frage!
    Er sollte viel mehr gehört werden.


    Nochn Beispiel. Seine Behandlung des Finales der 7.! So und nicht anders.
    Gruß S.

  • Zitat

    Zitat von s.bummer:


    So und nicht anders.

    Die Worte, lieber s.bummer, hast du doch sicher bei Günter Wand abgeschaut, oder?


    Viele Grüße


    Willi ?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).