Giaccomo Puccini
La Bohème
Inszenierung: Robert Carsen
Bühne und Kostüm: Michael Levine
Spielleitung: Frans Willem de Haas
Chorleitung: Christoph Kurig
Chorleitung Kinderchor: Petra Verhoeven
Dramaturgie:Ian Burton
Choreografie: Michael Popper
Musikalische Leitung: Giordano Bellincampi
Rodolfo: Giuseppe Varano
Schaunard: Richard Sveda
Marcello: Laimonas Pautienius
Colline: Adrian Sampetrean
Benoite: Peter Nikolaus Kante
Mimi: Nataliya Kovalova
Musetta: Iulia Elena Surdu
Alcindoro: Peter Nikolaus Kante
Sergent: Clemens Begritsch
Parpignol: Dmitry Turnov
Kinderchor: Kinder und Jugendchor St. Remigi
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
Am 24.09.2010 war ich in der Premiere von La Bohème in Düsseldorf. Das Orchester unter dem Dirigat von Giordano Bellincampo war hervorragend. Die hochgelobte Inszenierung von Robert Carson, die vorab in Amsterdam zu sehen war, fand ich nicht durchgehend überzeugend. Das erste Bild, die kleine Kammer, strahlte die Kälte des Winters durchaus aus. Die Einrichtung war spärlich karg, betreten wurde das Zimmer durch eine „Dachluke“ von unterhalb der Bühne. Als sehr störend habe ich empfunden, dass permanent die Einrichtungsgegenstände innerhalb der Kammer herumgetragen wurden: das Bett von vorne nach hinten, von links nach rechts, dasselbe mit Stuhl und Tisch. Dasselbe dann wieder im letzten Bild als Mimi stirbt, nur dass während der Sterbeszene kein Bett ehr vorhanden war, sondern lediglich ein Matratze auf dem Fußboden. Überhaupt nicht gefallen hat mir die Szene im Café Momus. Es stehen Stühle, Tische, ein Klavier und Betten u.v.m. herum. Mir war dieses Bild zu voll und zu durcheinander. Die Szene artete schließlich und endlich in einer Art Orgie aus. Ich weiß auch nicht, warum es immer noch Regisseure gibt, die denken, ich würde in der Oper gerne nackte Menschen auf der Bühne sehen. Nein, möchte ich definitiv nicht! Auch wenn das vielleicht die Betten im Café erklärt. Auch möchte ich keine nackte Frau sehen, die mit dem Rücken auf dem Klavier liegt und mit gekochten Hummern bedeckt ist – und das schon gar nicht in einer La Bohème!
Das dritte Bild vor dem Cabaret, in dem Musetta auftritt und Marcello die Innenwände streicht, hatte etwas von einer Comiczeichnung. Störend fand ich hier aber hauptsächlich, dass Mimi die ganze Zeit über in einem Trenchcoat herum lief und eine Weinflasche in der Hand hielt, aus der sie immer wieder einen Schluck nahm. Sie hatte so etwas von einer Pennerin.
Sehr gelungen allerdings fand ich im letzten Bild die gelben Blumen, die um die Kammer verteilt lagen (Mimi und Rodolfo beschließen ja sich erst im Frühling zu trennen). Das passte sehr schön.
Giuseppe Varano habe ich im ersten Bild als etwas schwach empfunden, gerade in der schönen Arie „Che gelida manina“ klang er etwas sehr dünn, er hat sich aber im Laufe der Aufführung gesteigert und seine Stimme wurde fester und kräftiger bis es richtig Freude bereitete, ihm zuzuhören.
Schaunard, Marcello, Benoite und Colline wurden gut dargestellt. Besser gefallen hat mir Iulia Elena Surdu als Musetta, sie konnte sowohl stimmlich als auch schauspielerisch überzeugen. Und schließlich und endlich Nataliya Kovalova als Mimi. Sie hat zwischenzeitlich durchaus sehr gefühlvoll gesungen, war aber auch nicht permanent auf der Höhe.
Fazit: Schöne Oper, Inszenierung (bis auf das zweite Bild) kann man sich durchaus ansehen. In der o.g. Besetzung ordentlich gesungen, aber nichts Herausragendes.
Hinzuweisen ist hier vielleicht besonders darauf, dass sowohl die Besetzung, wie auch die musikalische Leitung, regelmäßig wechseln. Ich würde mich freuen, falls noch andere in der La Bohème in der Rheinoper waren, wenn sie auch ihre Eindrücke schildern könnten.