La Bohème - Rheinoper Düsseldorf, 24.09.2010

  • Giaccomo Puccini
    La Bohème


    Inszenierung: Robert Carsen
    Bühne und Kostüm: Michael Levine
    Spielleitung: Frans Willem de Haas
    Chorleitung: Christoph Kurig
    Chorleitung Kinderchor: Petra Verhoeven
    Dramaturgie:Ian Burton
    Choreografie: Michael Popper


    Musikalische Leitung: Giordano Bellincampi
    Rodolfo: Giuseppe Varano
    Schaunard: Richard Sveda
    Marcello: Laimonas Pautienius
    Colline: Adrian Sampetrean
    Benoite: Peter Nikolaus Kante
    Mimi: Nataliya Kovalova
    Musetta: Iulia Elena Surdu
    Alcindoro: Peter Nikolaus Kante
    Sergent: Clemens Begritsch
    Parpignol: Dmitry Turnov
    Kinderchor: Kinder und Jugendchor St. Remigi
    Orchester: Düsseldorfer Symphoniker


    Am 24.09.2010 war ich in der Premiere von La Bohème in Düsseldorf. Das Orchester unter dem Dirigat von Giordano Bellincampo war hervorragend. Die hochgelobte Inszenierung von Robert Carson, die vorab in Amsterdam zu sehen war, fand ich nicht durchgehend überzeugend. Das erste Bild, die kleine Kammer, strahlte die Kälte des Winters durchaus aus. Die Einrichtung war spärlich karg, betreten wurde das Zimmer durch eine „Dachluke“ von unterhalb der Bühne. Als sehr störend habe ich empfunden, dass permanent die Einrichtungsgegenstände innerhalb der Kammer herumgetragen wurden: das Bett von vorne nach hinten, von links nach rechts, dasselbe mit Stuhl und Tisch. Dasselbe dann wieder im letzten Bild als Mimi stirbt, nur dass während der Sterbeszene kein Bett ehr vorhanden war, sondern lediglich ein Matratze auf dem Fußboden. Überhaupt nicht gefallen hat mir die Szene im Café Momus. Es stehen Stühle, Tische, ein Klavier und Betten u.v.m. herum. Mir war dieses Bild zu voll und zu durcheinander. Die Szene artete schließlich und endlich in einer Art Orgie aus. Ich weiß auch nicht, warum es immer noch Regisseure gibt, die denken, ich würde in der Oper gerne nackte Menschen auf der Bühne sehen. Nein, möchte ich definitiv nicht! Auch wenn das vielleicht die Betten im Café erklärt. Auch möchte ich keine nackte Frau sehen, die mit dem Rücken auf dem Klavier liegt und mit gekochten Hummern bedeckt ist – und das schon gar nicht in einer La Bohème!


    Das dritte Bild vor dem Cabaret, in dem Musetta auftritt und Marcello die Innenwände streicht, hatte etwas von einer Comiczeichnung. Störend fand ich hier aber hauptsächlich, dass Mimi die ganze Zeit über in einem Trenchcoat herum lief und eine Weinflasche in der Hand hielt, aus der sie immer wieder einen Schluck nahm. Sie hatte so etwas von einer Pennerin.


    Sehr gelungen allerdings fand ich im letzten Bild die gelben Blumen, die um die Kammer verteilt lagen (Mimi und Rodolfo beschließen ja sich erst im Frühling zu trennen). Das passte sehr schön.


    Giuseppe Varano habe ich im ersten Bild als etwas schwach empfunden, gerade in der schönen Arie „Che gelida manina“ klang er etwas sehr dünn, er hat sich aber im Laufe der Aufführung gesteigert und seine Stimme wurde fester und kräftiger bis es richtig Freude bereitete, ihm zuzuhören.


    Schaunard, Marcello, Benoite und Colline wurden gut dargestellt. Besser gefallen hat mir Iulia Elena Surdu als Musetta, sie konnte sowohl stimmlich als auch schauspielerisch überzeugen. Und schließlich und endlich Nataliya Kovalova als Mimi. Sie hat zwischenzeitlich durchaus sehr gefühlvoll gesungen, war aber auch nicht permanent auf der Höhe.


    Fazit: Schöne Oper, Inszenierung (bis auf das zweite Bild) kann man sich durchaus ansehen. In der o.g. Besetzung ordentlich gesungen, aber nichts Herausragendes.


    Hinzuweisen ist hier vielleicht besonders darauf, dass sowohl die Besetzung, wie auch die musikalische Leitung, regelmäßig wechseln. Ich würde mich freuen, falls noch andere in der La Bohème in der Rheinoper waren, wenn sie auch ihre Eindrücke schildern könnten.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Danke für deinen Bericht. Die Inszenierung wurde seinerzeit sowohl in Antwerpen wie auch jetzt in Düsseldorf sehr gelobt. Einige Ideen haben mir gut gefallen, andere Eindrücke, die du beschreibst aber auch weniger. La Boheme ist keine Oper, womit man sofort anckte Frauen auf der Bühne assoziiert.

  • Die Inszenierung von Robert Carsen ist aus Antwerpen? Ich hatte in Erinnerung Amsterdam. Kann aber sein, dass ich das verwechselt habe.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Und dafür wurde die malerische Bohème-Inszenierung entsorgt. Zum Glück habe ich sie oft genug gesehen, sodass sie mir noch präsent ist. Diese Neuinszenierung habe ich im 2. Akt verlassen.


  • Hallo, Marnie


    danke für den Bericht. Ich werde zwar aufgrund zu großer Entfernung keine Gelegenheit haben die Boheme in Düsseldorf zu sehen. Da es aber meine absolute Lieblingsoper ist, bin ich immer an allem interessiert. Ein Tip, falls das wieder mal im Fernsehen kommt: ich hatte im Fernsehsender " Classica " vor etwa 6 Wochen eine Theateraufführung von 1982 von Covent Garden London gesehen. Eine ganz tolle, großartige Aufführung an der alles gestimmt hatte, Regie, Kostüme, Bühnenbild und das Sängerensemble. Allen voran der Tenor Neil Shicoff. Ich hatte ihn, glaube ich, vorher noch nie gehört. Er war mir aber ein Begriff. Als Amerikaner ein ganz herrliches ital. Timbre. Ich war begeistert. Leicht Abstriche für Ileana Cotrubas. Hat mich nicht ganz überzeugt.


    Gruß CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Das ist wirklich eine wunderschöne Produktion mit einem großartig aufeinander eingespielten Ensemble. Es ist bestimmt zehn Jahre her, dass ich die DVD das letzte mal sah, doch mir sind viele Bilder noch sehr präsent: Vor allem das Cafe Momus, das in der Senkrechten geteilt war, Musette am Billardtisch mit Hündchen, der schwitzende Koch in den Essendämpfen, die verwinkelte Dachstube - alles sehr impressionistisch von den Farben her. So ähnlich war auch die alte Ddofer Inszenierung.

  • Diese Boheme mit Shicoff ist wirklich wunderschön. So viel ich weiß singt Thomas Allen den Marcello.


    Auch mir ist natürlich die alte Inszenierung der Rheinoper bekannt und ich habe sie zumindest zweimal gesehen. Ich kann mich erinnern, dass es damals Applaus gab, als sich der Vorhang zum dritten Akt hob.


    :hello:


    Jolanthe

  • Ein Tip, falls das wieder mal im Fernsehen kommt: ich hatte im Fernsehsender " Classica " vor etwa 6 Wochen eine Theateraufführung von 1982 von Covent Garden London gesehen. Eine ganz tolle, großartige Aufführung an der alles gestimmt hatte, Regie, Kostüme, Bühnenbild und das Sängerensemble.

    Schade, diese Bohème habe ich leider verpasst.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Gestern fand nun die Premiere der Boheme in Duisburg statt.


    Hier die Besetzung:


    Rodolfo: Teodor Ilincai
    Schaunard: Daniel Djambazian
    Marcello: James Bobby
    Colline: Günes Gürle
    Benoit: Peter Nikolaus Kante
    Mimi: Grazia Doronzio
    Musetta: Christina Dietzsch


    Kinderchor St. Remigius
    Duisburger Philharmoniker


    Dirigent: Giordano Bellincampi (wie auch in Düsseldorf)


    Im wesentlichen kann ich Marnie zustimmen. Die Inszenierung ist durchaus ansehbar, allerdings kein Vergleich mit der vorherigen.
    Nackte im 2. Akt gab es in Duisburg nicht.


    Auch mir gefiel das Bühnenbild im vierten Akt sehr gut.


    Herausragend war Teodor Ilincai als Rodolfo, der für den erkrankten Mikhail Agafonov eingesprungen war :jubel: . Er war übrigens der Grund, dass ich mir spontan doch noch eine Karte besorgte. Grazia Doronzio war eine sehr gute Mimi. Mit der Musetta von Christina Dietzsch konnte ich mich nicht so gut anfreunden. Alle anderen Rollen waren gut besetzt.


    :hello:


    Jolanthe


  • Hallo, Marnie


    danke für den Bericht. Ich werde zwar aufgrund zu großer Entfernung keine Gelegenheit haben die Boheme in Düsseldorf zu sehen. Da es aber meine absolute Lieblingsoper ist, bin ich immer an allem interessiert. Ein Tip, falls das wieder mal im Fernsehen kommt: ich hatte im Fernsehsender " Classica " vor etwa 6 Wochen eine Theateraufführung von 1982 von Covent Garden London gesehen. Eine ganz tolle, großartige Aufführung an der alles gestimmt hatte, Regie, Kostüme, Bühnenbild und das Sängerensemble. Allen voran der Tenor Neil Shicoff. Ich hatte ihn, glaube ich, vorher noch nie gehört. Er war mir aber ein Begriff. Als Amerikaner ein ganz herrliches ital. Timbre. Ich war begeistert. Leicht Abstriche für Ileana Cotrubas. Hat mich nicht ganz überzeugt.


    Gruß CHRISSY

    Lieber Chrissy,


    dann lege ich Dir die nachfolgend aufgeführte DVD ans Herz:



    LG
    Kónya-Fan Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Lieber Manfred,
    das ist aber nett von Dir. Danke für diesen Tip, werde ich mir mit Sicherheit besorgen. Diese Aufführung ist genauso lohnenswert, wie die Aufnahme von 1986 aus San Francisco mit Pavarotti, die ich persönlich für die beste halte. Dir als Konya- Fan muß ich bestimmt nicht sagen, daß es mit ihm eine Gesamtaufnahme von 1961 in deutsch gibt. Leider keine DVD, sondern nur als Schallplatte, bzw. CD.
    Nochmal danke, herzliche Grüße und einen schönen, gesegneten 3. Advent
    CHRISSY
    :hello:

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,


    auf dieser DVD ist Sándor Kónya auch zu sehen: "Great Stars Of Opera Vol. 3", erschienen bei der Firma VAI in den USA. Er singt mit Anna Moffo das Duett "Hélas! Moi le hair" (Balkonszene aus "Romeo & Julia" von Gounod) (Aufnahme: 22.09.1967), ferner "E lucevan le stelle" und "Amaro sol per te" (Partnerin: Régine Crespin) aus Puccinis "Tosca" (Aufnahme: 16.02.1965). Und um beim "Thema" zu bleiben, es gibt auch die großen Szenen aus "La Bohème" von 1961 - allerdings ist dann Richard Tucker Moffos Partner.



    Coole DVD mit vielen tollen Künstlern - kann ich Dir nur empfehlen.


    LG und Dir auch einen schönen 3. Advent
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Kann mir einer erklären, was das mit dem Threadtitel: "La Bohème - Rheinoper Düsseldorf" zu tun hat?



    (Bin auch Konya-Fan, gehört aber woandershin!)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im wesentlichen kann ich Marnie zustimmen. Die Inszenierung ist durchaus ansehbar, allerdings kein Vergleich mit der vorherigen.
    Nackte im 2. Akt gab es in Duisburg nicht.


    Auch mir gefiel das Bühnenbild im vierten Akt sehr gut.


    Die Wandlung im 2. Akt freut mich sehr, denn ich habe für Dusiburg 2 Karten gekauft, die ich beide zu Weihnachten verschenken werde.


    Das Bild im 4. Akt / Bild war wirklich schön. Ich habe es noch gut vor Augen.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Kann mir einer erklären, was das mit dem Threadtitel: "La Bohème - Rheinoper Düsseldorf" zu tun hat?


    Wir sind ja inzwischen mit der Boheme von Düsseldorf nach Duisburg gezogen. Spaß beiseite, Du hast ja recht, lieber Harald. Der Grund, warum ich hier geantwortet habe, ich hatte befürchtet, daß Manfred meine Antwort nicht im Konya- Thread suchen wird. Außerdem geht mit mir die Euphorie, wenn es um meine Lieblingsoper geht, manchmal spontan durch. Werde versuchen mich zu bessern. Also nichts für ungut und trotz Deiner berechtigten Kritik mag ich Dich ganz sehr. ( Eigentlich hätte ich diese Entschuldigung von mir bei " Tritsch- Tratsch " postieren müssen, stimmt`s ? ).
    Dir noch einen schönen Abend und herzliche Grüße
    CHRISSY
    :hello:

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Am Freitag war nun die Übernahmepremiere der Boheme in Duisburg und die sängerischen Leistungen waren eindeutig besser als in Düsseldorf. Der Sänger des Rodolfo Michail Agafanov erkrankte kurzfristig und es wurde am Freitag morgen ein junger rumänischer Sänger aus Hamburg engagiert, der dort für La Traviata geprobt hat.Theodor Ilinicai war ein spielfreudiger und gutaussehender Rodolfo mit einer sehr schönen Höhe. Grazia Doronzio war eine lyrische Mimi , wobei ich die Buhs beim Schlussapplaus nicht nachvollziehen kann. James Bobby war ein stimmgewaltiger Marcello. Sehr gut auch das Dirigat von Giordano Bellinicampi, das noch besser war als bei der Düsseldorfer Premiere.

  • Am Freitag war nun die Übernahmepremiere der Boheme in Duisburg und die sängerischen Leistungen waren eindeutig besser als in Düsseldorf. Der Sänger des Rodolfo Michail Agafanov erkrankte kurzfristig und es wurde am Freitag morgen ein junger rumänischer Sänger aus Hamburg engagiert, der dort für La Traviata geprobt hat.Theodor Ilinicai war ein spielfreudiger und gutaussehender Rodolfo mit einer sehr schönen Höhe. Grazia Doronzio war eine lyrische Mimi , wobei ich die Buhs beim Schlussapplaus nicht nachvollziehen kann.


    Also ich saß im Parkett in der 10. Reihe und habe absolut keine Buhs gehört. Es gibt übrigens eine DVD von einer Londoner Boheme mit Ilincai:



    :hello:


    Jolanthe

  • Hallo Jolanthe,
    ich habe oben im 2. Rang erste Rheihe Mitte gesessen und die Herrschaften de neben mir saßen, fingen beim Schlussapplaus an zu Buhen. mit der Begründung die Sängerin der Mimi ( deren Namen sie nicht kannten, weil sie kein Programm hatten , da zu teuer und eine Besetzungsliste brauchten sie auch nicht, da die sowieso wieder in den Papierkorb wandert ) sie hätte ein viel zu dünnes Stimmchen gehabt und Frau Kovalova wäre ja viel besser und um keine Sängerin zu ersetzen.
    Die Don Pasquale DVD sollte eigentlich im Dezember rauskommen , scheint aber noch nicht veröffentlicht worden zu sen.