Arthur Honegger - ein "Handwerker"

  • Liebe Forianer


    Angeregt durch eine Frage von Claudron möchte ich diesen Thread über den Schweizer Komponisten Arthur Honegger (1892-1955) starten, der zwar viele Jahre seine Leben in Frankreich verbrachte, aber dennoch zeitlebens Schweizer Staatsbürger blieb.


    17766.jpg


    Er studiert urspünglich in Zürich, setzte seine Studien aber am Pariser Conservatoire fort. Dort studierte er Violine, Kontrapunkt, Hsrmonirlehr und Dirigieren.


    Honegger war Mitglied der Gruppe der "six"


    Seun Ouvre ist recht groß, eigenartigerweise ist er im Bewusstsein heutiger Klassikliebhaber kaum signifikant vorhanden.


    Erschrieb unter anderem 5 Sinfonien, von denen die letzten 3 Namnessinfonien sind einen kurzen Sinfoniesatz "Pacific 231", der einer Lokomotive gleichen Namens gewidmet ist. Ferner verfasste er Opern , Oratorien, Ballette, schrieb aber auch Filmmusik.
    Befreundet war er miot dem Dirigenten Paul Sacher, der etliche seiner Werke uraufführte.


    Ich gesteh, daß ich von diesem Komponisten noch keine einzige Note
    gehört habe. So versuchte ich in aller Eile eine Sinfonie zu erwerben um mir ein Bild über den Stil machen zu können (obwohl mein Kontingent "20. Jahrhundert schon ausgeschöpft ist ;) ) - jedoch es war in der Kürze nichts aufzutreiben.




    Immerhin hat Naxos den Komponisten auch im Programm, was das
    Kennenlernen vereinfacht, wenn man nicht für Unbekanntes
    Vollpreis investieren will...


    So, und nun ist der moderne Flügel unseres Forums gefragt, um hier Statements abzugeben und Werke zu empfehlen.....


    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo miteinander


    Ich möchte diese Doppel-CD empfehlen: (12,99 €)



    Die 5 Symphonien + "Pacific 231" + "Rugby"
    BR Symphonieorchester - Charles Dutoit (Erato, 1982-1986)


    Keine Angst vor Honegger, so "modern" ist er nicht... (das schreibe ich als Lockmittel für die Modernitätsangsthasen, Honegger wäre sicher beleidigt)


    Als Einstieg empfehle ich "Pacific 231" und die zweite Symphonie (sogar von Karajan eingespielt, gelle).
    Pacific 231 ist eine musikalische Eisenbahnfahrt von ca. 6 Minuten länge. Ein Dampfschnellzug fährt an, beschleunigt zu voller, erquicklicher Fahrt und kommt schliesslich im Zielbahnhof an. Sehr nettes Stück, gut komponiert und zugleich reine Wohlfühlmusik.
    (Ähnliches Prinzip bei Rugby: Wer hätte es gedacht!?: hier wird ein Rugbyspiel musikalisch nacherzählt..)


    Die dreisätzige zweite Sinfonie ist zunächst eine reine Streichersymphonie, ziemlich niedergeschlagene, klagende Musik hört man da, dann kommt im lebendigen dritten Satz ein choralartiges Thema von der Solotrompete als Krönung über die quirligen Streicher, ausserordentlich schön und erhebend für jedermann will ich hoffen.... (vielleicht beim ersten Hören gleich mit dem Schlußsatz der zweiten Sinfonie anfangen.)


    Mit Honeggers Oratorien und Kammermusik kenn ich mich schändlichreweise auch nicht aus.

  • Hallo Taminoaner,


    in letzter Zeit kommen sehr viele interessante Themen - das Honegger noch nicht da war wurde endlich Zeit; genau wie Hindemith !
    Die wichtigsten sinfonischen Werke hat Thomas Bernhard schon erwähnt.


    Die Sinfonie Nr.3 ist eines seiner besten Werke - sehr tiefgehende Musik, die sich in die Reihe der großen Sinfonien des 20.Jahrhunderts einreihen kann. Ich bin nach dem Hören der Sinfonie jedesmal sehr ergriffen.
    Und da mir dieses Werk sehr am Herzen liegt, habe ich auch mehrere Aufnahmen, die ich nun kurz vorstellen möchte:


    :) Die Decca-LP von der Sinfonie Nr.3 und 4 mit Ernst Ansermet / Orchestre de la Suisse Romande gehört zu den Werken, die ich schon seit Jahren auf CD erwarte - leider nie erschienen. Diese Interpretation halte ich für eine der Besten überhaupt. Ansermet hat sich intensiv mit der Musik seines Landsmannes befaßt und setzt dies mustergültig um.
    Im Thread "Welche Aufnahmen wünsche ich mir auf CD" hatte ich diese schon erwähnt.
    Nur die Sinfonien Nr.2 und 4 konnte ich bei Decca mit Ansermet auf CD ergattern - die CD scheint schon wieder gestrichen zu sein.


    :) Thomas Bernhard hat es schon erwähnt, die Karajan-DG-Aufnahme der Sinfonien Nr.2 und 3 ist damals in der CD-Serie 20.Century Classics erschienen und heute in der Originals-Serie zu haben.
    Eine großartige Aufnahme, die die karajansche Klasse hat:



    :) Die Aufnahme mit Järvi / Dänisches RSO auf Chandos (DDD1992) bietet den härtesten Zugriff und die beste Klangqualität - ist aber absoluter Hochpreis und diesen wirklich wert. Auch Pacific 231 wird mit dem nötigen Elan gespielt.



    :) Um alle Sinfonien+Pacific231 zu haben, hatte ich mir zu Beginn der CD-Ära die EMI-CD´s mit Michel Plasson zugelegt. Die Aufnahme ist gut, auch für Einsteiger, aber die Einzel-CD´s mit Ansermet, Järvi und Karajan sind weitaus intensiver im Zugriff. Plasson hat hier ein Provinzorchester vor sich und läßt es an Durchschlagskraft fehlen. Von der Sinfonie Nr.1 habe ich nur diese Aufnahme in der Gesamtaufnahme integriert.



    Die Doppel-CD kostet nur noch 8,99€.


    :] Da es die Ansermet-Decca-Aufnahme der Sinfonie Nr.3 auf CD nicht gibt, ist mir vor Jahren bei der Suche diese ORFEO-CD (ADD 1964) in die Hände gefallen, die einen ganz anderen Interpretationsansatz hat als seine schweizer Aufnahme und auch als alle bisher erwähnten.
    Ansermet arbeitet die Strukturen kammermusikalisch heraus, es werden Teile hörbar, die in anderen Aufnahmen absolut verschwimmen. Das Ergebnis von Ansermet wirkt überrumpelnd und fastzinierend zugleich. Man muß die Aufnahme mehrmals hören um zu begreifen was da geschieht - es ist ohne Zweifel die interessanteste Aufnahme der großen Honegger-Sinfonie-Liturique !



    ORFEO hat in seinem CD-Programm so manche CD-Schätze verborgen - nebenbei ist auch die enthaltene Brahms - Sinfonie Nr.3 für mich ein aha-Erlebnis gewesen - tolle CD !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang


    Zitat

    Plasson hat hier ein Provinzorchester vor sich und läßt es an Durchschlagskraft fehlen.


    Plassons Toulouser sind eines der besseren Orchester Frankreichs und es fällt mir schwer zu glauben, dass sie sie schlechter als Järvi's dänisches Orchester sein sollen.



    Zitat

    ORFEO hat in seinem CD-Programm so manche CD-Schätze verborgen...


    So ist es, aber mich ärgert die Tatsache, dass es anscheinend sehr schwer ist, an ein Verzeichnis dieses Labels zu gelangen. Die Orfeo-Truppe scheint auch keine Homepage zu betreiben. Hast du vielleicht einen Tip, wie man an nähere Information zu Orfeo herankommt?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophius,


    nicht vorstellen, bitte anhören, dann wirst Du sehen, wer den richtigen Pfeffer in Honeggers 3. und 5.Sinfonie bringt !
    :)Das Dänische RSO ist ein TOP-Orchester und Järvi in bestform.
    Das gleiche gilt für die Karajan-Aufnahme der Sinfonie Nr.3 im Vergleich zu Plasson - bei ihm (Plasson) fehlt der große Atem.


    :] Ein uberwältigendes Niveau haben die beiden Ansermet-Aufnahmen, bei der Sinfonie-Liturgique (Decca und ORFEO) und auch Sinfonien Nr.2 und 4 (Decca).


    Zu ORFEO: Ich habe zu Hause einen ORFEO-Katalog mit allen CD´s. Wenn Du in der erweiterten Suchfunktion bei jpc, bei Firma ORFEO eingibst, bekommst Du auch alle Orfeo-CD´s angezeigt !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo Wolfgang


    Zitat

    Original von teleton
    nicht vorstellen, bitte anhören, dann wirst Du sehen, wer den richtigen Pfeffer in Honeggers 3. und 5.Sinfonie bringt !
    :)Das Dänische RSO ist ein TOP-Orchester und Järvi in bestform.
    Das gleiche gilt für die Karajan-Aufnahme der Sinfonie Nr.3 im Vergleich zu Plasson - bei ihm (Plasson) fehlt der große Atem.


    Das klingt aber doch mehr danach, dass Järvi (und auch Karajan) dem Werk mehr abgewinnt als Plasson. Das muss noch nichts mit der Qualität des Orchesters zu tun haben.



    Zitat

    Zu ORFEO: Ich habe zu Hause einen ORFEO-Katalog mit allen CD´s. Wenn Du in der erweiterten Suchfunktion bei jpc, bei Firma ORFEO eingibst, bekommst Du auch alle Orfeo-CD´s angezeigt !


    Danke, das ist immerhin eine Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen. Nach der allgemeinen Gepflogenheit der Plattenfirmen ist der gedruckte Katalog wahrscheinlich ohnehin nicht viel mehr als eine Bildergalerie. Aber auf Homepages haben kleinere Labels oft einiges an Information zu bieten.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo!


    Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Keine Angst vor Honegger, so "modern" ist er nicht... (das schreibe ich als Lockmittel für die Modernitätsangsthasen, Honegger wäre sicher beleidigt)
    Als Einstieg empfehle ich "Pacific 231"
    Pacific 231 ist eine musikalische Eisenbahnfahrt von ca. 6 Minuten länge. Ein Dampfschnellzug fährt an, beschleunigt zu voller, erquicklicher Fahrt und kommt schliesslich im Zielbahnhof an. Sehr nettes Stück, gut komponiert und zugleich reine Wohlfühlmusik.


    Ich als einer der angesprochenen "Angsthasen" habe heute meine Ängste überwunden :D und mir mal "Pacific 231" angehört.
    Es fand sich - lange von mir ignoriert - auf CD 11 der Harenberg-Konzertführer-CDs. Die Aufnahme ist von Ernest Ansermet mit dem Orchestre de la Suisse Romande (auch ein Provinzorchester?). Mein Höreindruck entspricht genau der Beschreibung von Markus. Ich hatte noch eine nicht mehr wegzukriegende spontane Assoziation zu dem Bahnhof-Bild von Monet.
    Es ist vielleicht auch interessant, was der Künstler selbst (Honegger, nicht Monet) zu seinem Werk sagt:


    "Lokomotiven habe ich immer leidenschaftlich geliebt. Für mich sind sie lebendige Wesen, wie andere Frauen oder Pferde lieben.
    Was ich zu schildern versucht habe, ist nicht die Nachahmung der Geräusche der Lokomotive, sondern die Wiedergabe eines visuellen Eindruckes und eines physischen Wohlempfindens durch eine musikalische Konstruktion. Diese geht von der sachlichen Beobachtung aus: das ruhige Atmen der stillstehenden Maschine, die Anstrengung beim Anfahren, die allmähliche Steigerung der Geschwindigkeit bis zum lyrischen Zustand, zum Gewaltig-Pathetischen eines Eisenbahnzuges, der mit seinen 300 Tonnen Gewicht mit einer Stundengeschwindigkeit von 120 Kilometern durch die tiefe Nacht rast."


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Honegger-Freunde,


    im Thread "heute erste gekauft" schrieb Holger Sambale:

    Zitat

    Artur Honegger (1892-1955): Sinfonien Nr.1-5, Mouvements symphoniques Nr.1 und 2: Pacific 231 (1923), Rugby (1928 ), SO des Bayerischen Rundfunks / Charles Dutoit - diese Repertoirelücke war mir erst kürzlich wirklich aufgefallen und musste jetzt schnell behoben werden. Seit ein paar Tagen ist die vorliegende Doppel-CD für 11 Euro zu haben.



    :] Mir liegt der Komponist Artur Honegger sehr am Herzen.
    Holger wird erkennen, das seine beschriebene Repertoirelücke zu einem neuen AHA-Effekt gelangen wird.
    Die Dutoit-ERATO-Aufnahme kenne ich nicht, aber diese würde mich für den heutigen Preis (jetzt bei APEX früher ERATO) auch noch interessieren.
    Die Kritiken aus vergangenen Jahren sprechen allerdings nicht so 100% für die Dutoit-Aufnahme - ein Grund weshalb ich diese nicht gekauft habe.


    In meinen Beiträgen oben von 2005 habe ich bereits meine favorisierten Aufnahmen vorgestellt.

    Die Sinfonie Nr.3 "Liturique" gehört zu meinen Lieblingswerken aus dem 20.Jahrhundert - ein tiefgehendes mitreissendes Werk.
    Die angesprochenen Ansermet-Aufnahmen sind IMO unübertroffen und die Ansermet-ORFEO-Aufnahme liefert einen ganz neuen ungewohnten Interpretationsansatz, der sich von anderen Aufnahmen total unterscheidet;
    auch von seiner sinfonischer klingenden DECCA-Aufnahme mit dem Orchestre de la Suisse Romande, die es leider nicht auf CD gibt.
    Ansermet gelingt eine Durchsicht der Strukturen die einmalig ist und einen umhaut.


    Die Mrawinsky-Aufnahme der Sinfonie Nr.3, die ich eigendlich wegen der Hindemith-Sinfonie gekauft habe gehört auch zu den ganz großen beeidruckenden Aufnahmen dieses Werkes.
    Die Klangqualität ist nicht ganz so gut wie bei Ansermets Aufnahmen oder der DG-Aufnahme mit Karajan, aber die Interpretation gleicht diesen Umstand wieder aus.

    Hindemith: Symphonie "Die Harmonie der Welt"
    Honegger: Symphonie Nr. 3 "liturgique"

    Leningrad PO, Mravinsky
    Melodia 1965, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Der allgemeine Vorstellungsthread des Komponisten Honegger wurde im Bereich "Klassische Instrumentalaufnahmen" gepostet. Dies würde bedeuten, dass er lediglich Orchestermusik geschrieben oder zumindest nur mir dieser Musik wichtiges beigetragen hat.


    Dies halte ich für falsch. Er hat auch in anderen Sparten nicht Minderwertigeres geschrieben, so z.B. in der Kammermusik, deren Beschreibung in diesen Thread natürlich nicht passt.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo Wolfgang,


    Zitat

    Holger wird erkennen, das seine beschriebene Repertoirelücke zu einem neuen AHA-Effekt gelangen wird.


    Das ist richtig, ich habe jetzt bereits eine der beiden CDs ganz durchgehört und bin mehr als angetan von dieser Musik! Mir gefällt die Ausdruckskraft und Dynamik der Sinfonien sehr.


    Zitat

    Die Dutoit-ERATO-Aufnahme kenne ich nicht, aber diese würde mich für den heutigen Preis (jetzt bei APEX früher ERATO) auch noch interessieren.
    Die Kritiken aus vergangenen Jahren sprechen allerdings nicht so 100% für die Dutoit-Aufnahme - ein Grund weshalb ich diese nicht gekauft habe.


    Natürlich fehlen mir Vergleichseinspielungen, nach meiner Einschätzung ist Dutoit aber für den Honegger-Einsteiger eine gute Wahl - so erhält man eben alle Sinfonien auf einmal zu einem angenehmen Preis.


    Viele Grüße
    Holger

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  • Ich möchte ein ganz anderes Werk empfehlen:
    König David - Symphonischer Psalm in drei Teilen.
    Ich selbst hatte das Glück, in diesem Werk mitzuwirken.
    Die Besetzung ist:
    Sopran - Alt - Tenor
    Sprecher - Sprecherin
    Chor
    2 Flöten- Oboe - 2 Klarinetten - Fagott - Horn - 2 Trompeten - Posaune - Pauken & Schlagzeug - Kontrabaß - Celesta - Klavier - Orgel


    Durch das Proben hat man sich an seine Harmonik gewöhnt, denn die Melodien sind meist tonal einfach gehalten. Auf alle Teile kann man es schlecht verallgemeinern - das ein oder andere hörte sich nach Cäsar, Asterix und Obelix an, während der Schluss an König der Löwen erinnert. Mittendrin auch etwas orientalisch.
    Durch die Handlung ist das Werk für jeden, egal wie alt oder musikerfahren, zu epfehlen.
    Peter und der Wolf ist auch nicht gerade "brav" in Sachen Harmonik, Melodik, etc.


    Ein kleinen Text, den ich im Internet gegooglet habe:


    Die Dame des Hauses erhebt sich vom Klaviersessel: "Das war Siegfrieds Tod." Ein Zuhörer zu seinem Nachbarn: "Kann ich verstehen."

  • Also mich erinnert der Anfang von Davids Tod (also dem Schlussteil *g*) an das Lied "Wie schön leuchtet der Morgenstern"... so ein paar ähnliche Sequenzen kann man da schon erkennen.
    Ansonsten hast Du recht (und das wurde auch schon in einem anderen Thread gesagt): So sehr modern ist Honegger nicht (wobei man ihm das besser nicht sagen sollte *g*).
    Wir haben das selbst auch einmal musiziert und mich hat das Stück sehr beeindruckt. Man konnte die Geschichte Davids wirklich einfach unheimlich gut verfolgen und miterleben. Und für die Kinder, die das Konzert hörten, war die Hexe einfach der absolute Höhepunkt gewesen *gg*.


    Soviel nur kurz dazu. Viele Grüße ;)

  • Kann jemand eine Präferenzaufnahme zu Honeggers König David empfehlen?


    @Benjamin: "Wie schön leuchtet der Morgenstern" kenne ich zwar nicht, aber diese Melodie, welche dann als Cantus Firmus erscheint, erinnerte mich besonders an "Wachet auf".

    Die Dame des Hauses erhebt sich vom Klaviersessel: "Das war Siegfrieds Tod." Ein Zuhörer zu seinem Nachbarn: "Kann ich verstehen."

  • Ihr Lieben,
    eine meiner frühesten Erfahrungen in der 'Deutschen Oper am Rhein' war eine szenische Darstellung der "Johanna auf dem Scheiterhaufen". Das war noch in der Aera Barfuss und Hanne Wieder sprach, nach meiner Erinnerung, die Johanna.
    Ich weiß nicht, wie ich dieses Werk beschreiben soll - vielleicht als herrlichen Stilmischmasch. Aber es ist einzigartig. Für mich eines der schönsten und beeindruckensten Werke, das ich überhaupt kenne. Übrigens ein schönes Beispiel angewandter Ökumene: Ein Kind des Protestanten Honegger und des Katholiken Paul Claudel.


    Liebe Grüße und noch einen schönen Feiertag!
    hemmi (Bernd Hemmersbach)

  • Zitat

    Original von AlexScria
    Kann jemand eine Präferenzaufnahme zu Honeggers König David empfehlen?


    @Benjamin: "Wie schön leuchtet der Morgenstern" kenne ich zwar nicht, aber diese Melodie, welche dann als Cantus Firmus erscheint, erinnerte mich besonders an "Wachet auf".



    Unsere Aufnahme kann ich natürlich empfehlen ;), die trotz (oder gerade wegen) einer relativ kleinen Besetzung wirklich sehr hörenswert und vor allem auf deutsch ist. Die meisten frei erhältlichen Aufnahmen sind auf französisch - hier könnte ich Dir die Aufnahme zusammen mit der Weihnachts- und der Osterkantate und dem Totentanz von Honegger mit Michael Corboz empfehlen. Bei mir dauerte es allerdings einige Zeit bis damals die CD vom Dreibuchstabenversand eintraf.


    "Wie schön leuchtet der Morgenstern" ist in den meisten christlichen Gesangbüchern zu finden und im Prinzip mit das bekannteste Lied zum Epiphanias-Fest. Allerdings glaube ich sowieso, dass Honegger mit der Melodie im letzten Teil wirklich nur das Kunststück geschafft hat, dass man beim Hören der Melodie sofort denkt, man kenne sie und eigentlich ist es doch wieder etwas Anderes.


    Falls Du weitere Infos zu unserer Aufnahme möchtest, kannst Du mich gerne anmailen.


    Viele Grüße

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  • Hallo Honegger-Freunde,


    da ich die bereits in diesemmThread erwähnte APEX-Doppel-CD mit Dutoit für weit unter 10Euro bestellen konnte, habe ich mir diese als Vergleichsinterpretation gekauft.



    :rolleyes: Im diesem Falle muß man sagen: "Was nix kostst ist auch nix" !


    Für den, der keine andere Vergelicheinspielung kennt, werden diese Aufnahmen warscheinlich als OK eingestuft werden; doch auch zum Kennenlernen könnte ich diese laschen Aufnahmen, die "in mir nichts bewegen" nicht empfehlen. Dutoit liefert alles spannungslos ab - selbt bei Pacific231 bewegt sich der Zug kaum bom Fleck --- so wirkt es bei mir.


    So war ich bisher der Meinung das Michel Plasson die Sinfonie Nr.1 vielleicht zu brav interpretiert (bisher meine einzige Aufnahme), da die Sinfonie Nr.3 mit Plasson nicht so überbordend rüberkommt. Weit gefehlt ---
    die Sinfonie Nr.1 steht in ihrem Ausdruckgehalt mit Plasson weit über Dutoit.
    (((Siehe Abb.von der Plasson-Aufnahme und den anderen weiter oben.)))


    Die hochgeschätzte Sinfonie Nr.3 ist mit Karajan (DG), der klangstarken Järvi-Aufnahme (Chandos) den beiden Ansermet-Aufnahmen (Orfeo und Decca) und auch mit der intensiven Mrawinsky-Aufnahme (Melodiy) von einer ganz anderen Welt !


    Die Sinfonien Nr.2,4 und 5 könnte ich mir kaum besser vorstellen als mit Ansermet (Decca).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,
    bei der Dritten ist zweifellos Mrawinskij die beste Wahl, insgesamt aber rate ich zu Serge Baudo mit der Tschechischen Philharmonie. Kostet derzeit bei 21 Euro, liegt in manchen Geschäften aber zu einem Sonderpreis auf (da Caruso in Wien etwa). Bei Baudo spürt man nämlich auch die ungeheure Expressivität dieser Musik, die, speziell in der Zweiten und Dritten Symphonie, von anderen Dirigenten oft zugunsten einer gewissen veräußerlichten Brillanz vernachlässigt wird.
    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,


    meine volle Zusstimmung zu Serge Baudo.


    Die Honegger: Sinfonien Nr.2 und 3 hatte ich mit Baudo auch mal vor langer zeit auf einer Supraphon-LP und die Sinfonien in dieser Aufnahme kennengelernt.
    Später (als die CD Einzug nahm) habe ich diese Interpretation aus den Augen verloren, weil sie mir nie auf CD unter die Finger gekommen ist.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Honegger-Freunde,


    Edwin´s Erinnerung an eine für mich schon fast vergessene Aufnahme der Honegger-Sinfonien mit Serge Baudo (ich hatte die Supraphon-LP der Nr.2 und 3) hat dazu geführt mir diese GA nun doch noch zuzulegen.


    :] Nach meinem Urlaub lag diese GA in der Post.



    Honegger: Sinfonien Nr.1-5
    Pacific 231, Sinf.Mouvement Nr.3

    Tschechische PH / Serge Baudo
    Supraphon, ADD, 64-90er


    Die Aufnahme ist trotz des Aufnahmealters klanglich hervorragend und sehr natürlich. Die Interpretation dürfe zu den Besten überhaupt gehören.


    Einzig bei der Sinfonie Nr.3 "Liturgique" , die ich kenne wie meine "Westentasche", hat mit Baudo einige Passagen, die andere ungewohnte Intonanionschwerpunkte aufweist. Bestimmte Stellen werden weniger und bedeutungsschwach betont, als in anderen guten Aufnahmen (Ansermet, Mrawinsky, Karajan, Järvi, Plasson), wodurch Stellenweise die Spannung etwas leidet.
    Aber Baudo ist immer noch haushoch der in vorigen Beiträgen genannten Dutoit-Aufnahme (APEX, füher Erato) überlegen.


    Die anderen Honegger-Sinfonien sind mit Baudo ohne den geringsten Tadel.
    Pacific 231 ist hier die beste und hochexpessivste Aufnahme, die ich je gehört habe.
    :yes: Eine dicke Empfehlung für die Box die weit unter 20EURO bestellt werden kann.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,
    die Baudo-Aufnahmen mit der Tschechischen Philharmonie aus den 60er Jahren sind genau die Aufnahmen, mit denen ich vor langer Zeit aufgewachsen bin.


    Ich kann mich rückhaltlos Deiner Empfehlung anschliessen.


    Zitat

    die andere ungewohnte Intonanionschwerpunkte


    Nur mit dem oben eingefügten Zitat kann ich nichts anfangen, es sein denn, Du meinst "Interpretationsschwerpunkte" :O


    Die Aufnahmequalität ist wirklich vom feinsten, allerdings bevorzuge ich die orginale Schallplatte. :D
    Die von Dir vorgestellte CD-Box hat mir ein Freund vor über 10 Jahren aus Prag mitgebracht.


    LG,
    :hello:
    Michael

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  • Hallo,
    also ich hab nix gegen Dutoit...langweilig find ich das nicht.
    Hab die Aufnahmen schon ewig und war immer zufrieden.


    Baudo, Ansermet und Plasson hab ich auf LP und
    hatte nie den Wunsch mir die auf CD zuzulegen...


    bis jetzt


    Warum tut ihr mir das an :boese2:


    Jetzt sitz ich morgen im Hobbyraum und muss mir die LPs anhören,
    weil ich nur da Vinyl hören kann.


    Gruß
    embe

  • Hallo Michael und embe,


    zunächst an Embe:
    Wenn man die Dutoit-Aufnahme hört, ist man auch erstmal zufrieden, da er ohne Exzesse (d.h. ganz normal und sachlich) interpretiert.
    ;) Aber wenn Du Dir jetzt mal deine Baudo-LP´s, sowie Ansermet und Plasson bei der Nr.1 anhörst, wirst Du schnell feststellen, dass doch bald ein CD-Kauf fällig wird, damit Du diese lohnenden Werke auch im WZ hören kannst.


    Michael, Du hast ganz richtig gelesen - Intonationsschwerpunkte (ich hatte mich vertippt und das t fehlte).

    Zitat

    die andere ungewohnte Intonationschwerpunkte


    Ich finde die Baudo-Aufnahme, genau wie Du insgesamt Super.
    Nur bei der Sinfonie Nr.3, die mir ganz besonders am Herzen liegt, finde ich bei ihm einige wichtige Passagen anders betont, sodaß mir etwas Spannnung und Gefühl abgeht. Das im Vergleich zu Ansermet, Mrawinsky, auch Järvi und Karajan, die mir an diesen Stellen perfekter und "richtiger" erscheinen.
    Das hört sich jetzt Schwergewichtiger an als es ist. Baudo ist trotzdem auch bei der Nr.3 ein TOP-Aufnahme - weit vor dem hier langweiligen Dutoit.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,
    nur kurz zu meinen Eindrücken bezüglich,
    der 3. Sym. im Vergleich mit Ansermet, Baudo und Dutoit.


    LPs:
    Ansermet lässt sich Zeit, z.B. mit der Katastrophe im 1. Satz,
    auch etwas plärriges Blech.
    Super Klang!


    Baudo ist flott, das Orchester ok., der Klang topfig und kompakt.
    Kann aber auch an der Pressung liegen...


    CD:
    Dutoit ist wirklich etwas trocken gegen die anderen hat aber das bessere Orchester und klanglich ebenbürtig mit der Decca LP (Ansermet)


    Fazit, ich bin wieder auf Suche :pfeif:


    Gruß
    embe

  • Hallo embe,


    über Deinen Beitrag und Deinen Vergleichsegebnis der Sinfonie Nr.3 bin ich etwas verwundert und habe die Frage an Dich:
    Spürst Du nicht die innere Spannung, die Ansermet (Decca) und Baudo (Supraphon) auslösen und im Vergleich diese Leere bei Dutoit ??? Dies besonders in den wichtigen Sätzen 2 und 3 !


    Na ja, Du hast auch gemerkt, das er "etwas trocken gegen die anderen" ist, ich meine nicht nur "etwas" sondern sehr.



    Die Klangqualität ist bei meinen Supraphon-CD´s sehr ordentlich und keinesfalls schlechter zu beurteilen als die Dutoit-CD (Erato, jetzt APEX).
    Michael schwört da im Gegensatz zu Dir (Du schreibst: Klang topfig und kompakt) auf seine LP !?!


    Die Ansermet-Decca-LP habe ich auch - ich hatte ja schon bemängelt, dass diese Aufnahme nicht auf CD zu bekommen ist - es gab aber mal eine CD, wie ich inzwischen bei amazon gesehen habe; leider "Nicht mehr leiferbar, jetzt gebraucht vorbestellen."


    Zitat

    Fazit, ich bin wieder auf Suche :pfeif:


    ;)8) Dann such nicht lange und kaufe Dir die weiter oben genannte Mrawinsky-Aufnahme, denn dort wirst Du schon in den ersten Takten von der dort vorhandenen Hochspannung ergriffen werden.
    Diese Aufnahme unterscheidet sich sehr krass von allen anderen
    :D und wird Dich wachrütteln.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo Wolfgang,
    von innerer Spannung spür ich wirklich nix :D
    Was genau meinst du damit?
    Ansermet ist sehr detailgetreu wobei ich bei Baudo aufpassen muss
    alles zu hören. So schnell ist der wieder vorbei :yes:


    Dutoit ist auch sehr detailiert aber weniger innerer Spannung?
    Vielleicht fehlt mir das nötige Musikverständnis um das zu erkennen.


    Mrawinsky meinst du also...hm...ich suche mal noch in meinen Quellen,
    vielleicht treibe ich doch noch die Ansermet CD auf :angel:


    Mal noch was zu Pacific 231,
    da mag ich z. B. Bernsteins alte CBS Aufnahme, hier höre ich wirklich ein Dampfross schnauben.
    Selbst bei Ansermet ist das nur eine Nebenbahnlokomotive...
    Bei Dutoit meine ich eine Spur 0 Gartenbahn zu vernehmen. :D
    Und Plasson? Heute abend hör ich mir den mal an....


    Gruß
    embe

  • Hallo,

    Zitat

    Michael schwört da im Gegensatz zu Dir (Du schreibst: Klang topfig und kompakt) auf seine LP !?!


    Ich habe eine ziemlich alte deutsche Pressung.
    Der Klang ist sehr lebendig, ich kann mir aber gut vorstellen, daß er je nach Schallplattenspieler oder Pressung auch zum "topfigen" tendieren könnte.
    Ich kann halt nur beurteilen, wie es bei mir klingt, und da ist es nicht topfig. :wacky:


    Die CD-Ausgabe ist aber wirklich gut, auch wenn ich die LP bevorzuge.


    Gruß,
    Michael

  • Hemmi hat eines der rätselhaftesten, vielschichtigsten und eindrucksvollsten Werke Honeggers in diesem Thread freundlicherweise erwähnt: Das Oratorium "Johanna auf dem Scheiterhaufen" (Jeanne d 'Arc au bûcher) nach dem Text von Paul Claudel.


    Das Werk wurde am 12. Mai 1938 in Basel unter Leitung von Paul Sacher zum ersten Mal konzertant aufgeführt, mit Ida Rubinstein als Jeanne. Die szenische Uraufführung fand am 13. Juni 1942 im Stadttheater Zürich statt. Die Vision eines freien und ungeteilten Frankreichs, die Honegger und Claudel in einer Schlüsselszene des Werkes ausgemalt hatten, war zu dieser Zeit aktueller denn je. Nach der Befreiung Frankreichs von den deutschen Besatzern erweiterten Honegger und Claudel das Werk um einen Prologue, der Jeanne als Retterin Frankreichs preist. In dieser Form wurde das Werk erstmals an der Pariser Opéra am 18. Dezember 1950 aufgeführt.


    Dass "Jeanne d 'Arc au bûcher" ein Ausnahmeereignis werden sollte, zeigte sich bereits an der Entstehungsgeschichte:


    1934 gab die russische Tänzerin und Schauspielerin Ida Rubinstein bei Arthur Honegger ein dramatisches Musikwerk in Auftrag, das thematisch die Geschichte der Johanna von Orleans behandeln sollte.
    Paul Claudel, der den Text schreiben sollte, hatte vor dem gewählten Thema so viel Respekt, dass er aus diesem Grund seine Beteiligung an dem Projekt ablehnte. Zum Umdenken brachte ihn nicht das gute Zureden des Komponisten, sondern eine Vision, die der gläubige Katholik auf einer Zugfahrt nach Brüssel gehabt haben soll: Ein Mädchen mit gefesselten Händen machte das Zeichen des Kreuzes über ihm.
    Danach skizzierte Claudel das Textbuch innerhalb weniger Wochen. Honegger komponierte dann ebenfalls sehr schnell und schloss die Arbeit an dem Oratorium am 30. August 1935 ab.


    Die Musik erzielt mit einem verhältnismäßig einfachen Stil (im Vergleich etwa zu Debussys "Martyre de Saint-Sébastien", mit dem das Werk stilistisch verwandt ist, und das ebenfalls eine Auftragsarbeit für Ida Rubinstein war) ein Maximum an expressiver Wirkung. Allerdings liegt dies auch daran, dass Honegger eine große Besetzung (Chor, Orchester, mehrere Sprechrollen sowie die Ondes Martenot als eindrucksvolle Bereicherung des Klangfarbenspektrums) nutzt und unterschiedlichste musikalische Stile eindrucksvoll kombiniert.
    Für die Darstellung der dunklen Mächte gibt es die Ondes Martenot, eine charakteristische Akkordfolge von Chor und Glocken kennzeichnet das Auftreten von Johannas Schutzheiligen, Volksliedmelodien erzeugen eine Stimmung kindlicher Geborgenheit in den Abschnitten, an denen Frère Dominique Johanna auf eine imaginäre Reise in ihre Kindheit begleitet.


    Das gesamte Geschehen in diesem Werk spielt sich in der Zeit ab, in der Johanna sich bereits auf dem Scheiterhaufen befindet, in den Minuten vor ihrem Tod. Der mystisch anmutende Text Claudels stellt die Visionen der Heiligen dar.
    Diese Reise durch ihr Leben erfährt sie in Form einer Begegnung mit dem Heiligen Dominik, der ihr aus dem Buch des Lebens, ihres Lebens, vorliest.
    In ihrer Vorstellung hört sie die Stimmen des Himmels, die sie zu sich rufen, ihre Schutzheiligen Katharina und Margarethe, sie hört auch die bestialischen Stimmen der Erde, die sie anklagen und verwünschen. Der Gerichtsverfahren gegen sie erlebt sie in Form eines Tiergerichtes neu, der Vorsitzende nennt sich Porcus, das Schwein (frz. Cochon). Schafe und Esel treten in diesem Szenario auf, das ebenso grotesk wie gespenstisch wirkt.
    Die historischen Ereignisse, die schließlich zum Prozeß gegen Johanna geführt haben, werden als Allegorie dargestellt, in Form eines Kartenspiels der Könige von Frankreich und England und des Herzogs von Burgund, die symbolisch für Torheit, Hoffahrt und Habsucht stehen.
    Johanna erlebt auch die siegreichen Abschnitte ihres Lebens noch einmal.
    Sie erinnert sich an die Krönung des Dauphin zum König Karl VII im Jahr 1429 in Reims. Auch diese Szene bekommt einen unwirklichen Charakter. Unter den Jubel des Volkes mischen sich die Stimmen der allegorischen Figuren von Vater Mühlenwind und Mutter Weinfass, als Symbole der Wiedervereinigung des weizenbringenden Nordens mit dem weinreichen Süden Frankreichs.
    Nach diesem dramaturgischen Höhepunkt erscheinen wieder die anklagenden Stimmen auf der Erde. Johanna erinnert sich an ihre Kindheit, an das Schwert, mit dem sie die Schlachten gegen England anführte, aber auch an die Farben der Normandie und das wiedererwachende Leben: Wenn`s bitter kalt ist im Winter und Kälte und Rauhreif alles einhüllen und alles wie abgestorben ist, vom Frost erstarrt die Menschen und überall nur Schnee, gleich einem Leichentuch, und Eis, gleich einem Panzer... Man glaubt, alles sei gestorben, doch dann beginnt ein Rotkehlchen zu singen. Ein kleiner, böser Wind fängt an, zu blasen, von woher weiss man nicht. Ein feiner, warmer Regen fängt zu fallen an... Kaum schließt du die Augen, zählst auf drei, und alles ist verändert. Du zählst auf vier, und alles ist verwandelt. Alles ist weiß, rosa, grün...


    Johanna versucht noch einmal das Lied aus dieser Zeit zu singen, das Trimazô-Lied, doch ihre Stimme erstickt. Bruder Dominik hat sie am Ende des Buches ihres Lebens verlassen und ihre Schutzheiligen sprechen ihr Trost zu, bevor sie flammend zum Himmel aufsteigt. Die Stimmen des Himmels und die auf der Erde
    sprechen gemeinsam: "Niemand hat eine größere Liebe gekannt denn die, sein Leben hinzugeben für die Seinen."

  • ARTE sendet übrigens am 27. Oktober am 22.20 eine etwa einstündige Sendung über die Aufführung der Johanna auf dem Scheiterhaufen im Festival de Radio France Montpellier, siehe die Ankündigung hier.

  • Hallo Kulturvermittler,
    Jeanne d 'Arc au bûcher habe ich mehrfach im Orchester gespielt und sogar als Kind im Kinderchor gesungen. Leider besitze ich keine Aufnahme des Werkes und kann deshalb auch nichts weiter beisteuern, als daß dieses Werk jedesmal ein sehr großes Erlebnis für mich war und einen ebensolchen Eindruck auf mich hinterlassen hat.


    Insofern teile ich Deine Meinung, daß es sich um eine sehr eindrucksvolle Komposition handelt und freue mich, daß Du auf den Termin bei Arte aufmerksam machst.
    Danke!
    Und ich möchte ebenfalls sehr empfehlen, sich diese Sendung anzusehen.


    LG,
    :hello:
    Michael

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