Adelina Patti - Eine Legende

  • Lieber Tamiinoianer,


    Wie pathetisch sich doch der Titel anhört. Aber wenn je das Wort "Legende" zu einer klassischen Sängerin gepasst hat, dann zur Patti.- Sie war die Callas des 19. Jahrhunderts und ihr Ruhm reichte bis ins beginnende 20. Jahrhundert hinein.




    Neben Schallplattenaufnahmen sind zahlreiche Photos erhalten - jeoch aus meiner Sicht vermag lediglich das obenstehend Gemälde zu vermitteln, wie sie auf ihre Zeitgenossen gewirkt haben mag.



    Sogar OskarWilde setzte ihr in seinem Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" ein Denkmal:


    Mein lieber Basil, wie soll ich das wissen?" murmelte Dorian Gray, nippte etwas blaßgelben Wein aus dem zarten, goldgeränderten Becher aus venezianischem Glas und blickte äußerst gelangweilt drein. "Ich war in der Oper. Sie hätten auch hinkommen sollen. Ich habe dort Henrys Schwester, Lady Gwendolen, kennengelernt. Wir waren in ihrer Loge. Sie ist äußerst charmant und die Patti hat göttlich gesungen


    Die Patti, wie man sie damals nannte wurde am 10.2.1843 in Madrid geboren. Ihre Eltern waren jedoch Italiener, sie reisten viel. im Alter von nur 16 Jahren dedütierte sie in New York in der Titelrolle von Donizettis "Lucia di Lammermoor"
    In weiterer Folge trat sie in Coven Garden, London, der Wiener Hofoper, dem Opernhaus St. Petersburg, sowie in Berlin, Moskau Paris , Lissabon und Mailand auf.
    Sie war über alle Maßen berühmt, und hatte eigentlich lediglich eine gleichwertige Konkurrentin: Nellie Melba, der ich in den nächsten Wochen ebenfalls eine Beitrag zu widmen gedenke. (ob ein Thread draus wird - da bin ich schon seeehr skeptisch ;) )
    Ihre Bühnenkarriere beendete Adelina Patti etwa um 1900, nahm aber Anfang des 20. Jahrhunderts noch einige wenige Schallplatten (die wir der Überredungskunst Fred Gaisbergs verdanken) auf.


    patti05.jpg.


    Leider war sie zum Zeitpunkt der Aufnahme schon an die 60 und hatte ihren Zenit längst überschritten. Zu ihrer Ehre sei gesagt, daß sie die Aufnahmen eigentlich nicht machen wollte.
    Aber Gaisberg lockte sie listig mit dem Versprechen, daß nun auch sie die "einzigartige Patti" hören könne wie alle andern, und daß ihr Ruhm nun für "alle Ewigkeit" währen würde - Wer kann da schon widerstehen ?? Mit der Erwähnung hier im Forum erfülle ich also indirekt Gaisbergs Versprechen, ein Mann dem ich unendlich dankbar bin, verdankt die Klassikwelt diesem Mann doch sooo viel...


    Glücklicherweise war Adelina Patti von der ersten gemachten Aufnahme (die zerstört wurde, weil sie darauf bestand sie SOFORT zu hören) derart hingerissen, daß sie weiteren Aufnahmen keinen Widerstand mehr entgegensetzte. Dennoch sind es nur sehr wenige geworden.


    Die Aufnahmen entstanden, soweit ich mich erinnere 1905 und 1906.Es war Bedingung der Künstlerin, daß sie direkt in ihrem Schloss gemacht werden mußten, das teilweise zum Tonstudio umfunktioniert wurde. Danach trat die Künstlerin nur mehr vereinzelt in Konzerten auf (bis 1914 !!!)


    Am 27.9.1919 starb sie in Wales, wo sie mit ihrem (viel jüngeren) Gatten, Baron Cederström den sie 1899 geheiratet hatte, ein Schloß bewohnt hatte


    Ihre Schwestern Amalia Patti (1831-1915) und Charlotta Patti (1835-1889), ebenfalls Opernsängerinnen sind heute weitgehend vergessen


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hi..


    Mehrere weitere Informationen über Adelina Patti, vor allem in Verbindung mit Louis Moreau Gottschalk, finden sich im Buch:


    Bamboula ! The life and times of Louis Moreau Gottschalk


    von S. Frederick Starr.


    ISBN 0-19-507237-5


    Dort gibts auch ein Foto, auf dem sie vor Gottschalk sitzt.


    Greetz, Lord.

  • Durch das Buch von Jürgen Kesting auf Adelina Patti aufmerksam geworden, entstand bei mir der Wunsch, die Legende zu überprüfen. So kaufte ich mir die bei Symposium Records erschienene CD "Adelina Patti", Vol. 14 aus der Reihe "The Symposium Opera Collection".


    Ich erinnere mich, dass in dem damals erhaltenen CD-Paket noch einige weitere CDs enthalten waren. Ich legte die Patti-CD in den Player und lauschte. Das Ergebnis war: Die Stimme Pattis nahm mich so sehr gefangen, dass ich zum Hören der anderen CDs erst einige Tage später kam. Immer wieder hörte ich einzelne Stellen, verglich ich die Art, wie Patti singt, mit der von heutigen Sängerinnen. Der Unterschied war frappierend. Hier bekam ich eine Ahnung davon, was Kesting meint, wenn er von der Technik des Belcanto schreibt. Ich hörte eine jederzeit kontrollierte Stimme, die ihre Kunst in positivem Sinne beherrscht vorträgt. Eine Art des Singens, die Gefühle nicht durch zur Schau gestellte Emotionen, sondern durch vokale Technik (Triller!)erzeugt. Was ich hörte, war eine unangestrenge Feinheit, die mich gefangen nahm.


    Die Darbietung der mittlerweile 62-jährigen ist alles andere als makellos. In erster Linie genannt wird immer wieder die deutlich hörbare Kurzatmigkeit. Für eine 62-Jährige ist das Gebotene gleichwohl grandios. Zudem berichtet Kesting, die auf ihr Äußeres bedachte Frau Patti habe während der Aufnahme in einem Korsett gesteckt. Kein Wunder also.


    Wer gleich mir Interesse daran hat, durch ein kleines Fenster in eine vergangene Sänger-Zeit zu schauen, sollte sich die CD kaufen. Es lohnt sich.


    Gruß, Thomas

  • Liebe Taminos,


    die paar Aufnahmen, die ich daheim habe, vermitteln tatsächlich ein zwiespältiges Bild. Aber einzelne Feinheiten zeugen von der offensichtlichen Meisterschaft und vom Grad der Perfektion, den Patti wohl angestrebt hatte.
    Insbesondere die nicht spektakulären, aber in kaum wiederholbarer Ebenmäßigkeit gesungenen Triller lassen staunen.
    Auch die Phrasierung, trotz der "Kurzatmigkeit", ist gekonnt und verleiht den Stimmresten einen individuellen Charme.


    Obwohl die Stimme eher eine "kleine" gewesen sein muß (im Vergleich zu Melba oder Ponselle), war sie zu Dramatisierungen durchaus fähig; die Kunstfertigkeit allerdings ist nicht nur per se staunenswert, das vokale Finish, die besondere Noblesse der Ausführung (von der man nur noch Überreste erahnen kann) muß vor dem heutigen Stand des Soprangesangs unwirklich scheinen (Gruberova etwa dürfte gegen Patti grob klingen, Sutherland erst recht).


    Liebe Grüße,


    Christian


    PS: Ein weiteres Werk der Weltliteratur, das Patti namentlich erwähnt, ist "Stadt und Gebirg" von J. M. Eca de Queiroz.

  • Ich habe die 2-LP-EMI-Ausgabe aller erhaltenen (mit Ausnahme von später veröffentlichten Takes und bin über die Ausdrucksfähigkeit trotz Trichter und Korsett sehr erstaunt (beim ersten Hören vor 24 Jahren).
    Bei wiederholtem Hören ist eine Ahnung Ihrer Wirkung zu erhalten, die phänomenal gewesen sein muss. :jubel: :jubel:




    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Ich möchte alle an "der Patti" Interessierten auf eine hochinteressante Wiederveröffentlichung von 16 ihrer Aufnahmen auf 8 beidseitig bespielten Vinyl-Platten hinweisen. Die Firma "Historic Masters" hat sich darauf spezialisiert, Neupressungen auf Vinyl mit Hilfe von historischen Pressstempeln herauszubringen.


    Dass so viele originale Pressstempel von Patti in den HMV Archiven aufgetaucht sind hatte wirklich keiner erwartet. Der Preis ist leider ziemlich hoch: £130, aber angesichts des Gebotenen durchaus angemessen. http://www.historicmasters.org/?q=node/35


    Die Klangqualität soll vergleichsweise spektakulär sein. Ich denke daran mir das oben genannte Set zu leisten und bin in der glücklichen Lage einen direkten Vergleich zu haben: eine hervorragend erhaltene, originale Testpressung von ihrer ersten Aufnahmesession ("Pur dicesti" von Antonio Lotti), welche ihren berühmten Triller aufs spektakulärste wiedergibt. Die Gramophone & Typewriter Ltd. hatte von der Ur-Matrize eine kleine Serie pressen lassen, die am 18. Dezember 1905 fertiggestellt war. Adelina Patti erhielt von jeder Aufnahme eine dieser Testpressungen und wählte - vermutlich bis 30. Dezember 1905 - aus, welche veröffentlicht werden sollten.


    Stephan

  • Ich kann eigentlich nur sehr wenig mitreden, da ich ausser der Cherubino-Voi che sapete und Sonnambula -Ah non credea mirarti ncihts von ihr bisher gehört habe.
    Die Stimme selbst gefällt mir sehr gut, sie hat grossen Charme und sehr starke Nuancierungs- und Ausdrucksmöglichkeiten.
    Was mir die Sache ziemlich verleidet, ist das übertriebene Portamento, das mir einfach zuwider ist, und dazu in der Sonnambula Verzierungen, die ich mit meinen heutigen Ohren als sehr maniriert und geschmacklos empfinde.
    Was aber keinesfalls gegen Adelina Pattis Gesang zeugt, sondern nur gegen wechselnde Moden und deren Auswirkungen auf die Ohren der Zuhörer, in diesem Falle auf mich.
    Erstaunlich ist immer wieder der Mut zum Ausdruck, den heute offenbar fast alle Sänger nciht mehr haben-warum auch immer. Das ist aber ein anderes Thema, das Antracis und ich auch z.B. in Berlin diskutiert haben.
    Fairy Queen :angel:

  • Zitat

    Verzierungen, die ich mit meinen heutigen Ohren als sehr maniriert und geschmacklos empfinde.


    Manierismen sind ja in der Regel vielleicht überspannt, aber sicher nicht geschmacklos, sondern verfeinert und geziert - ein wohltuender Gegensatz zu heutigen Interpretationen, wo man Kaum je einer Sängerin (oder Sänger) die "Majestät" abnimmt, die sie verkörpern soll.


    Aber wie dem auch sei: Einerseits war das der Geschmack der Zeit - andrerseits gibt es eine (unbestätigte) Geschichte, daß bereits Rossini, er starb 1868, an Adelina Pattis übertriebenen Koloratoren - solche die er nie komponiert hatte -Kritik übte, bzw ihr dies persönlich mitteilte.


    Die Beispiele die ich jetzt hören durfte, sind sicher geringfügig besser als, jene 2 EMI - LPs die auch ich daheim im Schrank habe - aber eben nur geringfügig.


    Ein Vergleich mit CDs anderer Hersteller war mir nicht möglich, weil - che surprise - anscheinend alle Patti-Aufnahmen vom Markt genommen wurden (?)


    Weder Preiser hatte sie je, noch Naxos etc.


    Aber das mit dem "Zeitfenster" stimmt, wir haben Gelegenheit akustisch in eine Zeit hineinzuhören, als die Titanic noch nicht einmal gebaut war und die meisten Straßen noch mit Gaslicht beleuchtet wurden....


    Die Stimme mag zu jenem Zeit bereits gelitten haben, die Faszination jedoch nicht.....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eigentlich schade, dass bereits sieben Jahre vergangen sind, in denen nichts geschrieben worden ist. Heute ist Ihr Todestag; sie starb 1919. Es ist immer noch wnig Bewegung auf dem Tonträgermarkt, dafür finden sich jedoch auf youtube unzählige Clips. Einen solchen, restauriert von Ward Marston, der auch für naxos historical viele Aufnahmen aufpoliert und restauriert hat, ermöglicht uns, einen recht guten Eindruck von ihrer Stimme zu erhalten; in diesem Fall durch Bellinis "Casta Diva"



    Trotz der eigenwilligen Phrasierung, dem sehr starken vibrato, das beinahe stellenweise schon zum tremolo gerät, zeigt sich hier eine sehr schöne Stimme, die ein feine, zarte, lyrische Helligkeit aufweist, die mühelos in der Höhe anspricht und trotz der kunstvollen Koloraturen, Läufe, Sprünge und Rouladen für mich über eine gewisse ergreifende Natürlichkeit, Schlichtheit und Ungekünsteltheit verfügt (auch wenn es paradox klingt).

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  • Natürlich wurde hier lange nichts mehr geschrieben, denn es wurde mehr oder weniger alles gesagt. Schon in meinem Eröffnungsbeitrag habe ich auf die Stimme hingewiesen, die zum Zeitpunkt ihrer Schallplattenaufnahmen in einem zwar passablen Zustand war, die uns das Wunder Patti doch einigermaßen vermitteln konnte, aber ihren Zenith bereits überschritten hatte.
    Dennoch können wir heute etweas, daß zum Zeitpunkt der Forengründung nich unmöglich war: Das Verlinken auf Youtube-Videclips (die oft genug nur Audiclips sind ) Wir riskieren damit zwar, daß wir in einigen Jahren die Links ins Nirwana gesetzt haben, weil es die Clips nicht mehr gibt - aber was hält schon ewig ?



    Wie hören hier die Arie: "Voi, che sapete" aus "Le Nozze di Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart.


    Die Aufnahme stammt vom Dezember 1905. Sie wurde auf Craig-y-Nos Castle , Adelina Pattis Schloß gemacht.
    Die Sängerin wurde vom Klavier begleitet - Orchesteraufnahmen waren damals noch nicht möglich, und wenn vereinzelt doch, dann nicht in einem improvisierten Studio.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich besitze nur wenige Aufnahmen mit Adelina Patti. Am Eindrucksvollsten ist für mich die Arie der Amina aus LA SONNAMBULA "Ah, non credea mirarti". Sie singt diese Aufnahme in Klavierbegleitung von Alfredo Barili. In ihrer Zeit dürfte sie in dieser Partie kaum erreicht worden sein.

    W.S.

  • Natürlich wurde hier lange nichts mehr geschrieben, denn es wurde mehr oder weniger alles gesagt.


    Einspruch, Euer Ehren! :D Bei großen Künstlern ist eigentlich nie alles gesagt: die immer wieder neuerliche Auseinandersetzung hört nie auf, man hört immer wieder andere Nuancen, Details, es finden sich immer wieder andere Tonbeispiele, vielleicht auch Artikel, biographische Details etc., und wie Du ja völlig richtig angemerkt hast, ist die youtube - Verlinkung gerade bei historischen Aufnahmen eine unschätzbar wertvolle Funktion, da viele Sammler ihre Raritäten überspielen und online stellen, wohingegen bis auf wenige spezialisierte Firmen die Plattenlabels kaum derartige Aufnahmen anbieten, da die klanglichen Einschränkungen den Durchschnittskäufer eher abschrecken.


    Lieber Wolfgang,


    Am Eindrucksvollsten ist für mich die Arie der Amina aus LA SONNAMBULA "Ah, non credea mirarti". Sie singt diese Aufnahme in Klavierbegleitung von Alfredo Barili. In ihrer Zeit dürfte sie in dieser Partie kaum erreicht worden sein.


    Dieser Einschätzung kann ich beipflichten. Ebenso wie bei Alfreds Link erkennt man hier eine Stimme, die großer Lieblichkeit und Anmut aufweist, trotz diverser, wohl der damaligen Zeit geschuldeten Phänomene, wie die zahlreichen glissandi bei der Intonation. Auch hier hilft youtube weiter, sich einen Eindruck zu verschaffen, wie diese von Wolfgang genannte Arie wohl geklungen haben mag:


  • Trotz der eigenwilligen Phrasierung, dem sehr starken vibrato, das beinahe stellenweise schon zum tremolo gerät, zeigt sich hier eine sehr schöne Stimme, die ein feine, zarte, lyrische Helligkeit aufweist, die mühelos in der Höhe anspricht und trotz der kunstvollen Koloraturen


    Zugegeben. Doch die schon angesprochene, eigenwillige Phrasierung, die eigenartigen Rubati, stören mich etwas zu sehr. Einen Wald im Silberglanz des Mondes sehe ich nicht vor mir.

  • Lieber Hami,


    natürlich ist es schon ein wenig schwierig, den Silberglanz des Mondes durch die Wolken zu sehen; nicht nur die Aufnahmetechnik, auch die Eigenarten des damaligen Gesangsstiles, die wir heute eher als Unarten sehen, machen das Ganze schon ein wenig schwer. Ähnlich geht es mir wie Dir, wenn Tenöre bei Verismo - Arien durch lautes, plakatives Schluchzen Effekte erzielen wollen - das ist ja bis in die heutige Zeit hinein leider nicht ganz ausgestorben - aber wenn man sich an diese Umstände gewöhnt hat - dann stellt sich schon eine leise, aber umso nachhaltigere Faszination ein, zumindest bei Adelina Patti gibt es da schon viele Momente, in denen mich ihre Stimme sehr stark und unmittelbar berührt...


    liebe Grüße

  • Lieber Don_Gaiferos,


    es stimmt schon, versucht man, an den störenden Momenten vorbei zu hören, gewinnt die Stimme zusehends. Mir scheint, in ihr schwingt immer eine unterschwellige Traurigkeit mit.
    Übrigens, wie ich gerade entecke, in Alfreds "voi que sapete" findet sich noch mehr Patti. Unter anderem eine irländisch synkopierte "Letzte Rose".

  • Mir scheint, in ihr schwingt immer eine unterschwellige Traurigkeit mit.


    Lieber Hami,


    das ist eine interessante Beobachtung, die ich nach mehrfachem Hören uneingeschränkt teile. Achja, Irland - Adelina Patti, die in Spanien geboren wurde, und deren Eltern aus Italien stammten, lebte ja, gegen Ende ihres Lebens, in Wales. Sie hat auch einige irische Lieder aufgenommen, wie zum Beispiel diese Version von "Kathleen Mavourneen", aufgenommen 1905:



    Auch hier kann man diese unterschwellige Traurigkeit m. E. gut erkennen - eine anrührende Interpretation, wie ich finde.

  • So- nun möchte ich wirklich noch "The last Rose of Summer" hier einstellen - und zwar in einer ungefilterten Version.
    Ungefilterte Versionen rauschen zwar gotterbärmlich, im Gegenzug dafür bekommt man eine weitgehend unverfälschte Stimme - soweit das 1905 überhaupt möglich war. Die Patti hat dieses Lied unbekannter Herkunft, bzw die Arie aus Flotows "Martha" oft in ihren Konzerten gesungen. Ich lege diese Links mit dem gefühl der Wehmut an - denn spätestens in 5 Jahren funktionieren sie nicht mehr.
    Das wäre alles nicht so schlimm, aber im Gegensatz zu anderen Sängerinnen gibt es kaum noch etwas von Patti. Ich besass ein Album mit 2 30 cm Langspielplatten aus dem Hause RCA, wo alle Titel, die sie je gesungen hatte drauf waren, inklusive eines privaten Neujahrsgrußes von 1906 an ihren 3. Ehemann, Baron Olof Rolf Cederstroem.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich lege diese Links mit dem gefühl der Wehmut an - denn spätestens in 5 Jahren funktionieren sie nicht mehr.


    Lieber Alfred,


    das ist nicht unbedingt gesagt - gerade bei diesen alten, rechtefreien Aufnahmen muss man nicht unbedingt befürchten, dass diese Aufnahmen so schnell entfernt werden; ggf. verschwindet das ein - oder andere Video, allerdings wird es oft ja dann auch wieder neu gepostet, dann müsste man nur die Links aktualisieren. Zudem auch nicht ausgeschlossen ist, dass doch noch die ein- oder andere Plattenfirma vielleicht eine Einspielung vornimmt. Dabei wird, nicht zuletzt durch dieses Forum, ein winziger Mosaikstein gesetzt, der den Namen dieser Sängerin ein bisschen vor dem Vergessen bewahrt - wer weiß wer das hier nicht alles liest und was sich daraus an Initiativen noch ergibt...man soll die Hoffnung nie aufgeben.


    Liebevoll bewahrt werden einige Überspielungen auch bei archive.org, wo sie kostenfrei abgerufen, gehört und heruntergeladen werden können:


    https://archive.org/search.php?query=adelina%20patti


    Auch Europeana bietet ein paar Klangbeispiele sowie eine Fülle von Bildern der Sängerin:


    http://europeana.eu/portal/sea…i&rows=24&qf=TYPE%3ASOUND


    Immerhin findet sich eine interessante CD beim Hamburger Archiv für Gesangskunst:



    http://www.vocal-classics.com/…o=p391_adelina-patti.html

  • Vor etwa 5 Jahren ist hier der letzte Eintrag erfolgt. Vermutlich ist hier schon alles gesagt worden. Aber Dank des von mit kürzlich antiquarisch erworbenen Buches bin ich soeben wieder auf sie aufmerksam geworden, habe im Internet gestöbert und zu meiner Überraschung herausgefunden, daß sie am 27. September 2019 ihren 100. Todestag hatte.

    Völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit und der Tonträgerindustrie die sonst jedem mediokren Star eine Neuauflage seiner Aufnahmen widmet.

    Im Falle der Patti sind es nicht allzuviele. Es wurden im Jahre 1905 an vier Tagen 21 Aufanhmen gemacht, von denen 17 veröffentlicht wurden.

    Wenn ich mich richtig erinnere (ich muss recherchieren) gab es eine zweite Aufnahmesitzung im Jahre 2006

    Am Wochenende werde ich versuchen diesen Thread zu restaurieren,soll heissen Bilder wieder einzustellen, die durch aus dem Netz genommenen Verlinkungen verschwunden sind.

    Es ist wohl nichts besonderes, wenn eine Sängerin oder ein Sänger 100 Jahre nach ihrem Tod bergessen ist, aber im Falle der Patti stimmt das doch nachdenklich, da sie zu Lebzeiten unangefochten die berühmteste Sängerin ihrer Zeit war. von Oscar Wilde in seinem Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" quasi verewig und von der Musikwelt vergöttert.

    Hier gilt vor der Spruch "Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze" un der von mir erweiterten Fassung "und dem Sänger auch nicht - selbst wenn erSchallplatten hinterlassen hat


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Vor etwa 5 Jahren ist hier der letzte Eintrag erfolgt. Vermutlich ist hier schon alles gesagt worden. Aber Dank des von mit kürzlich antiquarisch erworbenen Buches bin ich soeben wieder auf sie aufmerksam geworden, habe im Internet gestöbert und zu meiner Überraschung herausgefunden, daß sie am 27. September 2019 ihren 100. Todestag hatte.

    Völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit und der Tonträgerindustrie die sonst jedem mediokren Star eine Neuauflage seiner Aufnahmen widmet.

    Im Falle der Patti sind es nicht allzuviele. Es wurden im Jahre 1905 an vier Tagen 21 Aufanhmen gemacht, von denen 17 veröffentlicht wurden.

    Lieber Alfred, die Patti ist für heutige Ohren schon eine ziemlich harte Nuss. Ich interessiere mich zwar für historische Aufnahmen, diese Sängerin nehme ich aber lediglich als Phänomioen ihrer Zeit wahr. Wie ich finde, lässt sich ihre Stimmlage besonders schwerig mit den Mittel abbilden, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Verfügung standen, und ich frage mich, ob sie denn tatsächlich so geklungen hat wie auf ihren Aufnahmen. Die vermitteln mir ihren Ruhm lediglich als Ahnung, nicht als Gewissheit. Wie soll man 2019, hundert Jahre nach ihrem Tod der Diva von einst gedenken? Die Erinnerung in Willis Tamino-Gedenkthread ist schon mal was. Ich werde mal nachsehen, mit welchem Eintrag sie dort am 27. September gewürdigt wurde. Alle ihre Aufnahmen sind nach meinem Eindruck greifabr. Dazu Bücher. Eine neue Edition zum 100. Todestag! Wer soll die kaufen?


    Ich lese aber dennoch sehr gern, dass Du die Patti aus der Versenlung geholt hast. :) Bitte mehr davon.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wie soll man 2019, hundert Jahre nach ihrem Tod der Diva von einst gedenken? Die Erinnerung in Willis Tamino-Gedenkthread ist schon mal was

    Ich habe sie dort im Rahmen meine schnellen Recherche nicht gefunden, aber das soll im Himmels Willen kein Vorwurf sein.

    Das ist der Lauf der Welt. Caruso wird heute noch ziemlich verehrt

    und ich frage mich, ob sie denn tatsächlich so geklungen hat wie auf ihren Aufnahmen.

    Dazu kann ich gern etwas sagen , bzw achreiben - und das habe ich auch vor - vorerst muss ich aber nachsehen wie viel ich bereits weiter oben im Thread geschrieben habe. Im Buch "Weltgeschichte der Schallplatte ist ziemlich ausführlich beschrieben wie diese Aufnahmen zustandekamen, wie sie die Zeitgenossen und die Patti selbst beurteilt haben. Dazu muss gesagt werden, das Buch ist üver 50 Jahre alt und endet mit 1966, der Autor, Curt Ries lebte von 1902-1993. Er machte Interviews mit Thomas Alva Edison, Emile Berliner, Fred Gaisberg, der bei den Aufnahmen - auf ausdrücklichen Wunsch der Patti anwesend war, bzw sie überwachte. Somit sind die Berichte ziemlich authentisch.

    Fast alles was ich von den Anfängen der Schallplatte weiß habe ich aus diesem Buch. Als 16jähriger hate ich einige Tage eines ausgeliehe und verschlungen. Das Buch ist schon lange vergriffen und wurde scheinbar nie mehr ergänzt etc

    Ich haber ein relativ gutes Langzeitgedächtnis, aber mit der Zeit wird vieles verfälscht- und einer plötzlichen Eingebung folgend habe ich das Buch vor einigen Tagen antiquarisch erworben (es gibt noch einige Exemplare im Internet angeboten)

    Dorf las ich ja die Geschichte mit den eingemauerten Schallplatten um die Jahrhundertwende.

    Und siehe- die Erinnerung ist doch nie perfekt. Ich hatte das Jahr 1900 in Erinnerung und den Invalidendom als Aufbewahrungsort.

    Eichtig aber war 1907 (und eine 2. Tranche 1912) und es war die Pariser Oper. Madame Cortese machte mich drauf aufmerksa, daß es diese Schätze auf CD gibt- und seit einigen Tagen ist diese 3 CD Box ebenfalls in meinem Besitz.

    Meine momentanen Aktivitäten in Sachen JAZZLEGENDEN und in Sachen PATTI gehen ebenfalls auf dieses Buch zurück. Ich bin lediglich durch einen ZUFALL draufgekommen, daß heuer der 100 Todestag ist. So schliesst sich der Kreis und die Bemühungen unserer Vorgänger in Sachen Schallplattengeschichte sind nicht vergebens gewesen - zumindest einige Zeit wird die Erinnerung bewahrt....

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dorf las ich ja die Geschichte mit den eingemauerten Schallplatten um die Jahrhundertwende.

    Und siehe- die Erinnerung ist doch nie perfekt. Ich hatte das Jahr 1900 in Erinnerung und den Invalidendom als Aufbewahrungsort.

    Eichtig aber war 1907 (und eine 2. Tranche 1912) und es war die Pariser Oper. Madame Cortese machte mich drauf aufmerksa, daß es diese Schätze auf CD gibt- und seit einigen Tagen ist diese 3 CD Box ebenfalls in meinem Besitz.

    Auch ich habe mir die Boix umgehend besorgt und datin natzprlich auch die Pattio gefunden - mit der Zerlina.



    Im Buch "Weltgeschichte der Schallplatte ist ziemlich ausführlich beschrieben wie diese Aufnahmen zustandekamen, wie sie die Zeitgenossen und die Patti selbst beurteilt haben. Dazu muss gesagt werden, das Buch ist üver 50 Jahre alt und endet mit 1966, der Autor, Curt Ries lebte von 1902-1993. Er machte Interviews mit Thomas Alva Edison, Emile Berliner, Fred Gaisberg, der bei den Aufnahmen - auf ausdrücklichen Wunsch der Patti anwesend war, bzw sie überwachte. Somit sind die Berichte ziemlich authentisch.

    Fast alles was ich von den Anfängen der Schallplatte weiß habe ich aus diesem Buch. Als 16jähriger hate ich einige Tage eines ausgeliehe und verschlungen. Das Buch ist schon lange vergriffen und wurde scheinbar nie mehr ergänzt etc

    Ich haber ein relativ gutes Langzeitgedächtnis, aber mit der Zeit wird vieles verfälscht- und einer plötzlichen Eingebung folgend habe ich das Buch vor einigen Tagen antiquarisch erworben (es gibt noch einige Exemplare im Internet angeboten)


    Das Buch liegt indessen auch auf dem Stapel, der gelesen werden will. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo, Alfred und Rüdiger!


    Adelina Patti war in ihrer Zeit eine derartige Berühmtheit, dass sie sogar von berühmten Schriftstellern in berühmten Werken verewigt wurde: „Anna Karenina“ von Lev Tolstoi, „Nana“ von Emile Zola und „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde. Und heute?


    Sowohl das zweibändige Standardwerk „The Prima Donna“ von H. Sutherland Edwards von 1888, das ich in einem Nachdruck von 1978 habe, wie auch Henry Pleasants's „The Great Singers“ von 1977 geben einen lebendigen Eindruck von dieser Sängerin und ihrer Kunst. Beim Hören ihrer Schallplatten von 1905 und 1906 muss man jedoch berücksichtigen, dass 'die Patti' da bereits 62 Jahre alt war und die Stimme nach einer Karriere von 45 Jahren Abnützungserscheinungen aufwies. Allerdings ist ihre Beherrschung des Trillers wirklich frappant und die Klangfarbe – soweit sie durch den Trichter 'eingefangen' wurde - wirkt interessant. Mir 'Heutigem' erscheint ihr Gesang mit willkürlichen Portamenti und Appoggiaturen zwar etwas fremd, er gibt aber auch eine Ahnung vom Gesangsstil ihrer Zeit. Was gäbe man dafür, z. B. Henriette Sontag, Maria Malibran, Jenny Lind, Giovanni Battista Rubini, Adolphe Nourrit oder Luigi Lablache singen zu hören...


    Vor einigen Jahren stand ich auf dem Pariser Friedhof 'Père Lachaise' vor ihrem erstaunlich schlichten Grab; erstaunlich deshalb, weil sie durch ihren Gesang zur Multi-Millionärin geworden war – sie lebte 'standesgemäß' als Prima Donna in einem walisischen Schloss, verheiratet in 3. Ehe mit einem wesentlich jüngeren schwedischen Baron – und sie pflegte einen Lebensstil, der sogar die Monarchen ihrer Zeit vor Neid erblassen ließ. Tempi passati!


    LG


    Carlo

  • Gut- Dann schreibe ich jetzt meinen angekündigten Beitrag.


    Ihr muß natürlich bewusst gewesen sein, daß ihre Stimme den Zenith bereits überschritten hatt. DemenstsprechendAngst hatte sie vermutlich vor Tonaufnahmen, notabene, da die damalige Aufnahmetechnik - nicht ganz unrichtig -im Rufe stand, Stimmen nit gerade schmeichelhafr widerzugeben und Frauen stimmrn im speziellen.

    Aber irgendwie stand sie unter Zugzwang, denn ihre Rivalin oder Konkurrentin Nellie Melba (ja, genau die, für die das berühmte Eisdessert "Pfirsich Melba" kreiert wurde) hatte bereits 2 Jahre zuvor Gammophonaufnahmen gemacht. Diesen Trupf spielten natürlich der Verhandler mit ihr schamlos aus.

    Der Verhandler für die Grammophone Company war der Dirigent und Klavierbegleiter Landon Ronald (ein Schüler von Stanford und Parry) den Fred Gaisberg 1900 als musikalischen Berater für die Grammophon engagierte (Quelle: Wikipedia)

    ER wirkten in Folge an zahlreichen Aufnahmen als Klavierbegleiter mit.


    Die Patti stellt Bedingungen, die allesamt erfüllt werden: Zunächst muss das Aufnahmeequpment ins Schloss transportiert werden,und der akustisch günstigste Raum bestimmt werden, Landon ronald musste die Klavierbegleitung übernehmen und Fred Gaisberg die Aufnahmen persönlich überwachen.


    Das Aufnahmeteam wurde in Schloss der Patti fürstlich empfangen, jeder Wunsch sollte erfüllt werden.

    Aber die Sängerin wollte noch nicht singen, sie wollte einen Tag abwarten wo sie in Stimmung war (oder Bei Stimme ? wer weiss)

    Endlich kam der große Tag, dem alle entgegenfieberten. Es wurden schliesslich 4 daraus - und sie sang nie länger als eine Stunde (IMO ein Hinweis darauf, daß sie mit ihrer Stimme haushalten musste- und wollte. Schliesslich war sie ja dank extremer Kost gertenschlank, denn sie sah mit ihren 63 Jahren jünger aus - und wollte ihrem 3. Ehemann dem 23 jährigen bildhübschen Baron Cederström gefallen.

    Nach der ersten Aufnahme ("Voi che sapete") sollte die Matrize ebendiesem Ehemann vorgespielt werden.

    Das hätte eine sofortige Zerstörung der Matrize zur Folge, wurde ihr gesgt. Das sei kein Problem, dann singe ich eben nochmals.


    Sänger und Musiker haben auf das erste Abhören ihrer Aufnahmen recht unterschiedlich reagier - in der Regel eher negatv. Toscanini hat einemal in einem Tobsuchtsanfall ein komplettes Aufnahmestudio zerstört.

    Nicht so die Patte. Zur allemeinen Verwunderung und Erleichterung war sie über alle Massen begeistert (was die Frage von Rüdiger beanrwortet, wie natürlich die Aufnahmen damals empfunden wurden)

    Sie schickte Kusshände in den Trichter und rief in Französischer Sprache

    Oh mein Gott "

    Letztlich versehe ich warim ich "die Patti" bin

    Oh ja ! Welche Stimme ! Welche Künstlerin !

    Ich begreife alles !!

    Sie soll ganz ausser Rand und Band geraten sein.

    Das ist nur bedingt verständlich, denn sie hatte beireits 15 jahre früher (1890) eine oder 2 Aufnahmen auf Phonographenwalten gemacht, die aber nicht erhalten sind.


    Landon Ronald erhielt von ihr eine teure saphir- und brillantenbesetzte Krawttennadel und Manschettenknopfgarnitur

    nachgesandt.


    Was ich i Buch und bei der deutsche Wikipedia nicht fan, fand ich bei der englischen


    Es muss an 2 Jahren (1905 und 1906) Aufnahmesitzungen gegeben haben, denn es sind angevlich an die 30 Plattenseiten erhalten, statt der 17, die von der ersten Aufnahmesitung überliefert sind.

    Da entstand dann auch eine persönliche Neujahrsbotschaft an ihren Mann auf Platte (welch ein Luxus in diesenTtagen !!!)

    in englischer Sprache (Ich habe sie gehört) - dadurch wissen wir auch, dass sie ihren Namen, nicht wie wir, italienisch aussprach, sondern englisch ("Pätty")

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 8100

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist wohl nichts besonderes, wenn eine Sängerin oder ein Sänger 100 Jahre nach ihrem Tod vergessen ist, aber im Falle der Patti stimmt das doch nachdenklich, da sie zu Lebzeiten unangefochten die berühmteste Sängerin ihrer Zeit war.

    Also imTamino-Klassikforum war Adelina Patti nie vergessen; im Thread »Der Musiker Gräber« wurde sie - anlässlich ihres Geburtstages - auf Seite 18 im Beitrag Nr. 517 ausgiebig gewürdigt.

  • Ich habe in meinem letzten Beitrag auch noch etwas vergessen.

    Zwar war die große Zeit der Patti,- wie schon weiter oben geschrieben - eigentlich vorbei, die Stimme var zwar erstaunlich stabil geblieben (das ist in dem Alter DAMALS eigentlich selten gewesen, denn die damaligen Gesangstechniken waren stimmverschleissender als heutige) aber ihr Ruhm war ungebrochen, vor allen in jenen Kreisen von Opernfreunden, sie sie noch nie gehört hatten, weil sie sich einen Opernbesuch mit ihr gar nicht leisten konnten.

    Und so startete die Grammophone Company eine Werbeaktion sondergleihen; In etwa 200 Zeitungen wurden Inserate geschaltet und in jedem Schallplattenladen war in der Auslage ein Plakat postiert, mit dem Inhalt: "Hier singt die Patti"

    In den Zeitungsannoncen finden wir einen Brief vom 30. Dezember 1905 an die Geschäftsleitung der Grammophone Company , die auch gleich Rüdigers Frage nach der Klangtreue der Aufnahmen von damals beantwortet::P



    Zitat

    Gentlemen !

    Ich finde, Das Gammophon von heute ist gegenüber den älteren Geräten, die die menschliche Stimme aufnahmen, und mit denen jeder von uns vertraut, solch ein verbessertes Instrument, daß meine bisherigen Vorbehalte gegen Tonaufnahmen , durch den Vorteil, daß tausende, denen es ansonsten nicht möglich wäre - meine Stimme nundurch das Gramophon hören Können - völlig verschwunden sind und die Aufnahmen, die Sie neulich für mich gemacht haben, sind - denke ich - sind naturgetreue Wiedergaben meiner Stimme

    Adelina Patti

    mit freundlichen Grüssen aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Kürzlich habe ich ein hervorragend erhaltenes Original-Schellack-Exemplar von Adelina Patti aus einer der letzten Aufnahmesitzungen im Jahr 1906 erstanden. Auf dem Analog-Grammophon abgespielt, bietet die Platte (ohne grosse Beeinträchtigung durch Rauschen) einen Eindruck ihrer späten Stimme, die mit den digital überarbeiteten später publizierten Vinyl- und CD- Rekonstruktionen wenig gemeinsam hat.


    Die Daten zur Platte:

    Schellack 30 cm. einseitig. DISQUE POUR GRAMOPHONE

    - Connais tu le Pays, "Mignon" (Thomas) -

    sung by Adelina Patti

    accomp. by Mr. Alfredo Barili London


    Ettikett und Matritzen-Nummern: 03083 VII / 682 c

    (einseitig)


    Nun noch etwas zur oben erwähnten Traurigkeit, die in den Aufnahmen mitschwingt. Stellen Sie sich vor, die Patti hatte zu ihrer Glazzeit keinerlei Möglichkeit, ihre Stimme für die Nachwelt zu dokumentieren. Ein unwiderruflicher Verlust! Und als sie in reifem Alter ihre "Nachfolgerinnen" und deren Karriere verfolgte, musste sie feststellen, dass diese Neuen, die ja durchaus auch bereits im neunzehnten Jahrhundert gefeierte Erfolge hatten nun Ihre Stimmen in bereits fortgeschrittener Aufnahmequalität festhalten konnte. Eine Legende, die die Höhepunkte ihres Wirkens nicht dokumentiert hat, hatte schmerzhat erleben müssen, dass die technische Entwicklung dazu für sie ein für allemal zu spät gekommen war. In ihrem Todesjahr wurden (nicht zuletzt durch das diesbezüglich antreibende Engagement Carusos für diese Technik) ja bereits vergleichsweise hervorragende Wiedergabequalitäten erreicht. Adelina Patti (und die Nachwelt) musste sich mit ihren wenigen Alters-Aufnahmen begnügen, während neue Generationen ihren Nimbus durch Schallplatten in die Zeit teagen konnten. Laut Bessie Abbott (ebenfalls 1919 verstorben) muss die Patti sehr stark darunter gelitten haben. Abbott war ja auch 35 Jahre jünger als Adelina Patti und konnte z. B. bereits zu Anfang des 20. Jhdts auf dem Zenith ihrer Karriere von der Möglichkeit der Stimmkonserve zugreifen.


    Beispiel (Originalaufnahme in meiner Sammlung):

    Rigoletto

    Giuseppe Verdi

    "Bella figlia dell amore" Quartett

    Enrico Caruso, Tenor

    Louise Homer, Mezzosopran

    Bessie Abbott, Sopran

    Antonio Scotti, Bariton

    Rec. 20. Februar 1907, New York (Chronol. Aufnahme-Verzeichnis von Caruso No. 61)


    Danke für die Aufmersamkeit

    Alfred Goldschmid, Zürich