Luigi Cherubini (1760 - 1842)

  • Dies ist ein restaurierter Beitrag vom 14.9.2010:


    Am 14. September 2010 feierten wir seinen 250. Geburtstag:



    Cherubini, Maria Luigi Carlo Zanobio Salvatore, ital. Komponist, * 14.9.1760 Florenz, † 13.3.1842 Paris. Vom Vater, Cembalist am Florentiner Teatro della Pergola, erhielt Luigi den ersten Unterricht, dann u.a. von Bartolomeo Felici, unter dessen Leitung 1773 auch Cherubinis erste Messe aufgeführt wurde.
    Die Kirchenmusik dominierte zu Beginn seiner Karriere; sie bildete später, in Paris, noch einen wesentlichen Bestandteil seines Schaffens. Nach 1778 studierte er bei Giuseppe Sarti in Mailand und Bologna. 1780 debütierte er als Opernkomponist (Il Quinto Fabio). Nachdem Cherubini im Stil der Opera seria und der Buffa mehrere Werke für verschiedene ital. Bühnen geliefert hatte u.a. Lo sposo di tre et marito di nessuna (1783 ), ging er 1784 nach London. Zwei Jahre später ließ er sich in Paris nieder. Dort feierte er auch seine größten Erfolge. Dort ist er auch 1842 im Alter von 81 Jahren gestorben.
    Die Höhepunkte seiner Opernerfolge erreichte er 1797 mit Médée und 1800 mit Les deux journées, ou Le porteur d'eau (Der Wasserträger).



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Es ist schwer vorstellbar, daß der einst so bedeutende Cherubini derzeit fast in Vergessenheit geraten ist, dies umso mehr, als er ab 1780 viele Jahre fast ausschließlich Opern geschrieben hat und die Opern seiner Zeitgenossen sich noch heute großer Beliebtheit erfreuen. er war nicht nur in London und Paris, sondern einige Zeit auch in Wiene tätig, wo er Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven (der ihn sehr schätzte) kennenlernte. Ab 1808 - wieder in Paris - legte er das Kapitel Oper ad acta und kehrte zur Kirchenmusik zurück. Cherubini war ein äusserst fruchtbarer Komponiost, neben der schon erwähnten Kirchenmusik und Opern, komponierte er auch 6 Streichquartette, ein Streichquintett, Klavierstücke und 6 Sonaten für Cembalo, sowie eine Sinfonie...




    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke, Alfred, dass Du diesen Thread wachgeküßt hast!


    In einem anderen Thread hat jemand bedauert, dass es diese "Medea" aus Berlin nicht als CD gibt:
    Aufnahme 1958 (steht seit 20 Jahren bei mir im Schrank):
    Luigi Cherubini (1760-1842)
    Medea

    Aufnahme: 7.10.1958, live, Berlin, Titaniapalast
    Dirigent: Vittorio Gui
    Orchester der Städtischen Oper Berlin
    Chor der Städtischen Oper Berlin


    Ancella I: Leonore Kirschstein
    Ancella II: Ursula Gust
    Capitano I: Roland Kunz
    Capitano II: Anton Metternich
    Créon (Creonte): Tomislav Neralic
    Dircé (Glauce): Stina-Britta Melander
    Jason (Giasone): Ludwig Suthaus
    Médée (Medea): Inge Borkh
    Néris: Sieglinde Wagner


    gibt es aber: Mitridate PO 1010 (2 CD):



    Zitat

    Der Tagesspiegel, Berlin
    Stina-Britta Melander bestrickt durch den reinen Glanz ihres Sopranes,? deren weicher, helleuchtender Sopran, lyrischer Gegenpol zur Dämonie der dramatischen Heldin ist.


    Frankfurter Allgemeine
    Die Überraschung des Abends ist Stina-Britta Melander als Krëusa. Einen Sopran von solcher beseelten Brillanz hat man lange nicht gehört. Diese offenbar junge Schwedin ist eine große Ergänzung des Westberliner Opernensembles.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Immerhin gibt es derzeit zwei Aufnahmen von Cherubunis Sinfonie in D dur.
    Wer an der cpo-Einspielung Interesse hat, der sollte sich beeilen. Sie wird grade um 5.99 Euro abverkauft....



    Bei dieser Gelegenheit möchte ich erwähnen, daß Beethoven Chrubini für den grössten lebenden Komponisten überhaupt hielt....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 16. Januar 1800:
    Am Théâtre Feydeau in Paris erfolgt die Uraufführung der Oper
    Les Deux Journées,
    ou Le Porteur d'eau
    (Der Wasserträger)
    Opéra-comique in 3 Akten
    von Luigi Cherubini,
    Text von Jean-Nicolas Bouilly,
    mit Julie-Angélique Scio • Pierre Gaveaux • Antoine Juliet • Platel • Jausserand • Jean-Baptiste-Sauveur Gavaudan • Prevost • Desmarets • Dessaules • Georget • Garnier.



    Zitat

    Der einstige Erfolg dieser Oper lässt sich heute schwer nachvollziehen. Ganz aus der Tradition der Opéra-comique mit ihren volkstümlichen, schlichten Arien, ansprechenden Ensembles, spannungserzeugenden Melodramen – die auf Fidelio und Freischütz nachwirkten – und kurzen Finali (insgesamt 15 Nummern) entwickelte Cherubini mit Bouilly ein Stück, das die Überwindung der Schranken zwischen Adel und Bürgertum in einer sentimentalen Handlung idealisiert.


    [Reclams Opernlexikon, S. 575 (c) 2001 Philipp Reclam jun.]


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute, am 16. Januar 2015, sind es 215 Jahre her, dass Cherubinis "Wasserträger" im Théâtre Feydeau in Paris uraufgeführt wurde. Dem Verdikt des Reclam-Opernführers von 2001 kann ich nicht hundertprozentig folgen - die Musik gefällt mir ausgesprochen gut...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER


  • DER WASSERTRÄGER
    German version from 1805; original title: "Les deux journées"
    Live recording, Stuttgart 1960


    Graf Armand: Fritz Wunderlich
    Constance: Hildegard Hillebrecht
    Mikeli: Marcel Cordes
    Daniel: August Messthaler
    Marcelina/Rosetta: Christa Lippmann
    Antonio: Robert Hoyem
    Semos: Gustav Adolf Frank
    Der Leutnant: Klaus Bertram
    Der Unteroffizier: Walter Köninger
    Chor und Sinfonieorchester von Radio Stuttgart
    HANS MÜLLER-KRAY

    mfG
    Michael

  • Ich will meine heutige Erinnerung an Luigi Cherubinis Todestag hier einstellen, obwohl der Threadtitel nicht so recht ddazu passt. Aber es ist der einzige Cherubini-Thread.
    iIh habe seit etlichen Jahren eine Doppel-CD von Cherubini, die ich hier empfehlen möchte:


    Luigi Cherubini, Zeitgenosse Mozarts und Beethovens, starb am 15. März 1842.


    Heute ist sein 173. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wunderbar die Aufnahme von CHERUBINIs Ouvertüre zu "Anacreon" mit den BERLINER PHILHARMONIKERN unter HERBERT VON KARAJAN !!


    wok



  • Heute hat er wieder Geburtstag. Dazu habe ich diesmal diese Aufnahme ausgesucht habe:



    Heute ist sein 255. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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  • Der wunderbare Cherubini scheint nicht nur in der allgemeinen Wahrnehmung nahezu in Vergessenheit geraten zu sein, sondern auch hier im Forum ein Schattendasein zu fristen. Vielleicht kann ich mit einigen diskographischen Hinweisen etwas Werbung für ihn machen.


    Es wurde schon erwähnt, dass Riccardo Muti sich sehr um Aufführung von Cherubinis Werken verdient gemacht hat. Umso erfreulicher ist es, dass seit 2010 eine Box (7 CD) mit seinen Einspielungen der Sakralwerke von Cherubini auf dem Markt ist, die man nur wärmstens empfehlen kann:



    Ergänzt werden die Sakralwerke durch Aufnahmen von Sonaten und Ouvertüren, dargeboten von der Academy of St. Martin in the Fields unter Neville Marriner.


    Eine ganz ausgezeichnete Aufnahme des c-moll Requiems mit dem Kammerchor und der Hofkapelle Stuttgart unter Frieder Bernius ist ebenfalls 2010 beim Label Carus auf SACD erschienen:



    Auch im Opernbereich hat sich in den letzten Jahren etwas getan. Ich habe schon an anderer Stelle auf die in jeder Hinsicht gelungene Aufzeichnung der "Medea" hingewiesen, in der die großartige Nadja Michael die Titelpartie singt:



    Diese DVD ist einer meiner liebsten Neuerwerbungen der letzten Zeit, ich habe jede Minute gebannt zugehört und zugeschaut.


    Schließlich ist auch Cherubinis komische Oper "Koukourgi", die nur fragmentarisch überliefert ist und von Heiko Cullmann vervollständigt wurde, in der Aufführung des Stadtheaters Klagenfurt auf DVD erschienen.



    Diese Oper reißt mich nicht zu ähnlichen Begeisterungsstürmen hin. Sie ist zwar sehens- und hörenswert, weist aber m.E. nicht die Qualität der "Medea" auf. Die Inszenierung ist farbenfroh mit Tendenzen ins Burleske, was zu dieser Komödie passt. Sängerisch habe ich keine Ausfälle bemerkt, aber auch keine besonderen Höhepunkte.


    Dem Komponisten Cherubini gebührt auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit, als er derzeit erfährt!

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • In der Tat scheinen sich nicht allzuviele Leute für Cherubini zu interessieren - und zwar auch AUSSERHALB des Forums. Seit dem Start diese Threads vor gut 5 Jahren haben grade mal 1041 Seitenaufrufe stattgefunden. Es ist aber auch schwer. Weder gibt es klanglich hochwertige CDs seiner Opern, alles was es mal gegeben haben könne ist bereits gestrichen. An Videos gibt es nur "modernes" oder die Aufzeichnungen sind aus der Steinzeit der Videoaufzeichnung - völlig indiskutabel.
    Die Musik indes ist fantastisch:



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist schon wirklich sonderbar, dass ein solch großer Komponist wie Luigi Cherubini, den Beethoven gar für den größten hielt, heute ein solches Schattendasein fristet.


    Immerhin gibt es relativ viele seiner Werke in teilweise ziemlich neuen Aufnahmen. Zudem wird er im Vergleich zu Zeitgenossen wie Salieri, Spontini oder Méhul auch öfter mal im Konzert gespielt. Vielleicht liegt das auch am Engagement des berühmten Dirigenten Riccardo Muti, der sich ja schon vor Jahrzehnten als einer seiner wichtigsten Verfechter präsentierte.


    In jüngerer Zeit hat sich vor allem Christoph Spering mit Cherubini auseinandergesetzt und zwei interessante Einspielungen vorgelegt:



    Außerdem gibt es eine brandaktuelle Aufnahme der Oper "Lodoiska":



    Die erste komplette Aufnahme der französischen Originalfassung von "Médée" sollte auch erwähnt werden. Sie stammt aus dem Jahre 1997 und erschien wohl zum 200. Jubiläum der Uraufführung:



    Zudem gibt es eine neue Einspielung seiner einzigen Symphonie durch Bertrand de Billy. Ebenfalls enthalten eine Arie aus "Médée" mit der bezaubernden Maria Bengtsson:



    Desweiteren von Interesse:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich muss dich in deiner Einschätzung bestätigen, lieber Joseph. Ich habe dieser Tage (am 15.) an seinen 175. Todestag erinnert, was aber auch keinen Cherubini-Hype ausgelöst hat:


    Erinnerungen an verstorbene und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker


    Seit etlichen Jahren habe ich diese schöne Doppel-CD in meiner Sammlung- herrliche Musik. Ich konnte sie aber leider nicht hören, da ich ja zur Zeit im Krankenhaus liege:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Dir auf diesem Wege alles Gute, lieber Willi!


    Es gibt von Cherubini ja sogar zwei Requien: Das Requiem in c-Moll von 1816 und das Requiem in d-Moll von 1836. Riccardo Muti hat beide eingespielt.


    Zudem gibt es noch eine Missa solemnis in D-Dur von 1811 sowie eine Missa solemnis in E-Dur von 1818. Von den weiteren Messen ganz zu schweigen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Siw sind auch beide auf der von mir geposteten Doppel-CD, lieber Joseph. Übrigens habe ich eben das eine (in c-moll) in dieser berührenden Aufnahme vom Umbria Music Fest gehört und gesehen. Es fand statt in der Basilika Sankt Paul Vor Den Mauaern:



    Später werde ich noch das Gleiche hören und sehen, dirigiert von Maestro Muti.


    Danke auch für die Genesungswünsche!


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Vor dem Abendessen habe ich noch die Aufnahme mit Muti gehört und gesehen. Sie fand Open Air in Triest statt:



    und ich muss sagen, es war doch ein Unterschied wie Tag und Nacht, vor allem, was die Textversständlichkeit betraf. Riccardo Muti hatte einen Chor mit etwa dreifacher Stärke zur Verfügung, der dazu auch generell besser sang, Außerdem war sein Orchester erheblich größer, und wenn man Cherubinis Lebensdaten nimmt, war er eigentlich ein Zeitegnosse Haydns, Mozarts, Beethovens und Mendelssohns, und wenn der Dirigent der Aufführung von Sankt Paul das c-moll-Requiem (1816) eher in die Richtung Haydns zurück verlegte, siedelte Muti es m. E., was man schön am Agnus Dei vergleichen konnte, in Punkto dramatischen Impetus mindesten neben die Missa solemnis an und vermittelte auch schon eine Ahnung, was später noch in Punkto Requiem aus Italien kommen sollte.
    Dem Umstand, dass Cherubini ab 1788 in Frankreich lebte, haben wir es zu verdanken, dass zwischen dem Sanktus und dem Agnus Dei das Pie Jesu zu vernehmen ist. Ich kenne es, da ich inzwischen zweimal das Fauré-Requiem (1997, 2015) mit aufgeführt habe.
    Vielleicht kann ich ja das d-moll-Requiem auch noch hören und sehen. Wenn ja, werde ich auch hier darüber berichten. So ein Thread wie dieser müsste eigentlich wirklich weiter laufen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich werde mich später wieder zu diesem Thema melden, denn ich habe gerade diese schon weiter oben von Bertarido gepostete 7-CD-Box (17,99) gekauft und den kompletten Inhalt vorab auf meinen PC geladen bekommen.:


    Ich werde mich jetzt erstmal der großen F-dur-Messe widmen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe gerade die Messe F-dur "Di Chimay" zu Ende gehört, und ich muss sagen, das ist schon ein imposantes Stück, und mein erster Eindruck war, dass der Komponist erkennen lässt, dass ihm das Opernmetier nicht fremd ist:





    Ruth Ziesak, Sopran
    Herbert Lippert, Tenor
    Ildar Abdrazakov, Bass
    Chor des Bayerischen Rundfunks
    Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Dirigent: Riccardo Muti






    Zeiten:


    Kyrie:.. 09:02
    Gloria: .20:30
    Credo:.21:36
    Sanct..:02:30
    Bened.:06:44
    Agnus.:11:11
    ----------------
    gesamt: 71:33 min.

    In den Ausmaßen kommt sie schon an Beethvoens Missa Solemnis heran, hat aber nicht den symphonischen Zuschnitt derselben, sondern ist eben, wie ich glaube, durch die Oper inspiriert. Cherubini findet aber durchaus eigenen musikalische Wege, arbeitet auch viel mit Fugati. Seine Messe enthält viele wunderschöne lyrische, aber auch dramatische Elemente, aber nicht in der Zuspitzung, wie sie Beethoven z. B. in seinem Agnus Dei betreibt.


    Ich habe mich entschlossen, so nach und nach alle sakralen Werke der o. a. Box in kürzeren Besprechungen vielleicht in diesem Thread (er müsste denn umbenannt werden), vielleicht auch in einem anderen, vorzustellen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eine sehr gute Idee, lieber Willi, sich eingehender mit Cherubini zu beschäftigen. Ich habe es Dir gleichgetan und lausche gerade dem Requiem in c-Moll in folgender Einspielung:



    Luigi Cherubini
    Marche funèbre
    Requiem in c-Moll
    In Paradisum


    Chorus Musicus Köln
    Das Neue Orchester
    Christoph Spering


    Aufnahme: 1994





    Diese Interpretation ist wirklich allererster Güte. Spering betont, dass er sich exakt an die Angaben des Komponisten zu halten versuche. Cherubini war da geradezu pedantisch, weil er seine Werke nicht nur mit Metronomangaben versah, sondern am Ende der einzelnen Sätze die Aufführungsdauer bis auf Viertelminuten (!) genau angab. Das Ensemble mit historischem Instrumentarium spielt sehr durchhörbar und detailfreudig, dabei stets zupackend. Dramaturgisch geschickt, ist der Marche funèbre dem Requiem vorangestellt und beeindruckt durch militärisch anmutenden Paukenklang und ehrfurchtgebietende Gongschläge. Angehängt ist dem Requiem dann noch ein kleines Seitenstück, "In Paradisum", das die Freuden der Erlösten im Paradies beschreibt. Auch dieses Anhängsel darf als sehr gelungen bezeichnet werden.


    Hier noch die Spielzeiten:


    Marche funèbre 4:39


    Requiem in c-Moll
    Introitus 6:08
    Graduale 1:16
    Dies irae 9:33
    Offertorium 15:12
    Sanctus 1:27
    Pie Jesu 3:13
    Agnus Dei 6:43


    In Paradisum 7:51


    Zum Agnus Dei bemerkte übrigens sogar Cherubinis Intimfeind Hector Berlioz, dass es "alles übertrifft, was jemals in dieser Art geschrieben wurde".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Auch im Opernbereich hat sich in den letzten Jahren etwas getan. Ich habe schon an anderer Stelle auf die in jeder Hinsicht gelungene Aufzeichnung der "Medea" hingewiesen, in der die großartige Nadja Michael die Titelpartie singt:



    Diese DVD ist einer meiner liebsten Neuerwerbungen der letzten Zeit, ich habe jede Minute gebannt zugehört und zugeschaut.


    Nun liegt dieser Eintrag schon ein paar Tage zurück. Dennoch wäre ich Dir, lieber Bertarido, dankbar, könntest Du noch etwas dazu sagen. Wenn ich richtig informiert bin, handelt es so ja wohl um die ursprüngliche Fassung der Oper. Um eine klassische Opéra comique mit gesprochenen Dialogen wie "Carmen". Für Sänger ist das bekanntlich eine Tortur. Aber die Form verlangt es nun mal so. Was oft und damit sinnentstellend in Umlauf ist, ist eine Bearbeitung. Der deutsche Komponist Franz Lachner hat die Rezitative nachkomponiert - mit Anklängen an Wagner. Das ist zwar effektvoll, wie das von Alfred in Beitrag 12 verlinkte Beispiel mit Leonie Rysanek zeigt, nimmt dem Original aber seine Form. Ich kann mich jetzt nicht an die Einzelheiten erinnern. Mir ist aber so, als habe Lachner die aus dem Französischen ins Italienische und von dort aus ins Deutsche übersetzten Dialog-Texte vertont. Wirr ist es auf jeden Fall gewesen. Bei den Salzburger Festspielen habe ich eine halbszenische, noch von Mackerras geleitete Aufführung, in der Felsenreitschule gesehen. Die Dialoge wurde von einem Schauspieler, nämlich Ulrich Mühe, gesprochen, der in den Gängen herumgeisterte. Als nun die geheimnisvolle Erscheinung auf der Hochzeit auftaucht und Einlass begehrt, wird sie gefragt, ob sie sie Medea sei. Die Antwort wird in der Originalfassung von der Sängerin gesprochen. Also sagte Ulrich Mühe: "Ja, ich bin Medea", was seinerzeit Heiterkeit im Publikum auslöste. So also sind die Probleme um diese Oper.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Joseph II: Angehängt ist dem Requiem dann noch ein kleines Seitenstück, "In Paradisum", das die Freuden der Erlösten im Paradies beschreibt. Auch dieses Anhängsel darf als sehr gelungen bezeichnet werden.


    Lieber Joseph, ich weiß nicht, ob du das Requiem von Fauré kennst. Ich habe es vor zwanzig Jahren kennengelernt, als wir es zum ersten Mal aufgeführt haben. In der französischen Liturgie gehört das
    "In Paradisum", eine lateinische Antiphon mittlerweile als Schlussstück zum Requiem dazu. Das von Fauré ist am bekanntesten und ist sicherlich ein wunderbarer Schlusspunkt:


    Auch Duruflé und Desenclos verwenden es in ihren Requien. Außerdem ist es im "War Reqieum" von Benjamin Britten und im Requiem von Karl Jenkins.
    In den von mir weiter oben beschriebenen beiden Aufführungen, die ich auf Youtube gesehen habe, wird es allerdings nicht aufgeführt. Es ist auch nicht im c-moll-Requiem der von mir bestlellten Muti-Box enthalten. Deswegen weiß ich auch nicht, ob es auf der Original-Partitur von Cherubini enthalten ist.
    Eine andere Besonderheit der französischen Liturgie ist das Pie Jesu, das zwischen Sanctus und Agnus Dei eingefügt wird. Das ist ja bei Cherubini wie auch bei Fauré enthalten, ebenso bei den anderen (außer bei Britten). Es ist ebenfalls ein wunderbares Stück.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nun liegt dieser Eintrag schon ein paar Tage zurück. Dennoch wäre ich Dir, lieber Bertarido, dankbar, könntest Du noch etwas dazu sagen. Wenn ich richtig informiert bin, handelt es so ja wohl um die ursprüngliche Fassung der Oper. Um eine klassische Opéra comique mit gesprochenen Dialogen wie "Carmen".


    Lieber Rheingold, so ist es: es handelt sich hier um die französische Fassung mit gesprochenen Dialogen. Allerdings wurden die originalen Dialog-Texte von Regisseur Krzysztof Warlikowski und Dramaturg Christian Longchamp durch neue, erheblich kürzere Texte in modernem Französisch ersetzt.


    Wenn Du eine Anschaffung dieser Aufzeichnung (auf DVD und Bluray erschienen) erwägst und Dich nicht allein auf mein Urteil verlassen willst, dann ist vielleicht diese "Grammophone"-Rezension von Interesse für Dich: http://www.gramophone.co.uk/review/cherubini-m%C3%A9d%C3%A9e


    Es handelt sich allerdings um eine Inszenierung, die so manch einer hier im Forum als "Regietheater" verdammen würde :D . Ich meine hingegen: werkgerechter kann man das Stück kaum auf die Bühne bringen, und Nadja Michaels Identifikation mit der Rolle ist atemberaubend. :thumbup:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Bertarido, danke sehr für die Informationen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Joseph, ich weiß nicht, ob du das Requiem von Fauré kennst. Ich habe es vor zwanzig Jahren kennengelernt, als wir es zum ersten Mal aufgeführt haben. In der französischen Liturgie gehört das
    "In Paradisum", eine lateinische Antiphon mittlerweile als Schlussstück zum Requiem dazu. Das von Fauré ist am bekanntesten und ist sicherlich ein wunderbarer Schlusspunkt


    Lieber Willi,


    das Requiem von Fauré ist mir tatsächlich ein Begriff, auch wenn ich nicht behaupten will, es wirklich zu "kennen". Es scheint ja gerade in Frankreich üblich gewesen zu sein, das "Pie Jesu" und eben teilweise auch das "In Paradisum" hinzuzufügen. Mir gefällt das ausnehmend gut! Ist man es einmal gewohnt, vermisst man es andernorts.


    Cherubinis "In Paradisum" entstand offenbar erst im Jahre 1820, also vier Jahre nach dem c-Moll-Requiem. Es steht also in keinem direkten Zusammenhang mit diesem und daher ist es auch keine Auslassung, wenn die meisten Dirigenten es weglassen. Nichtsdestotrotz fügt es sich homogen ins Gesamtgefüge ein. Genauso wie ich den Marche funèbre als mitreißende Einleitung als sehr gelungen empfinde.


    Liebe Grüße

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe vor dem Abendessen etwas erleben dürfen, was ich nicht für möglich gehalten habe. Ich habe eine Messe gehört, deren Schönheit mich schier fassungslos gemacht hat, und dabei meine ich nicht oberflächliche Schönheit, sondern durchaus eine, die musikalisch tiefschürfender ist:



    Messe Solennelle Pour le Sacre de Louis XVIII (1818) in G-Major
    (Missa Solemnis zur Krönung Ludwigs XVIII. (1818) in G-dur
    London Philharmonic Choir
    London Philharmonic Orchestra
    Dirigent: Riccardo Muti
    Spielzeiten:


    Kyrie...........................................................07:26
    Gloria..........................................................12:27
    Credo.........................................................12:01
    Sanctus, Benedictus, O Salutaris Hostia06:39
    Agnus Dei...................................................06:14-----sa:44:47 min.



    Ich kenne nun alle Messen Haydns, Mozarts, Schuberts, Bachs und Beethovens, aber es war ein Fehler, die Messen Cherubinis nicht zu kennen. Mit diesem Fehler werden ich jetzt Schluss machen.
    Ich habe noch nie in meinem Leben ein so schönes Kyrie gehört und kann dieses nur jedem empfehlen. Die gleiche Aufnahme, die ich gehört habe, gibt es auch hier zu hören:



    Cherubini ist zum Zeitpunkt der Komposition dieser Messe bereits 58 Jahre alt, hat eine lange Erfahrung mit Opern und anderen Vokalwerken, immerhin ist dies seine achte Messe, und in dieser Messe fiel mir sofort auf, wie meisterhaft und bezwingend er den Messtext musikalisch umgesetzt hat, wie er sowohl in den lyrischen als auch in den dramatischen Sequenzen der Partitur anderen Lösungen gefunden hat, als ich sie von anderen Komponisten her kenne.
    Ein gutes Beispiekl dafür ist das "Cruzifixus" aus dem Credo. Zuletzt haben wir zweimal in 6 Monaten die D-dur-Messe op. 86 von Dvorak, ein spätromantisches Werk, aufgeführt. Dvorak geht im Gengensatz zu diesem frühromantischen Werk regelrecht brutal zu Werke, während Cherubini diese Stelle viel subtiler, ja introvertierter und dennoch schmerzvoll gestaltet.
    In dieser Messe gibt es, so viel möchte ich in diesem kurzen Überblick noch sagen, m. E. keinen Schwachpunkt, und se ist völlig zu Unrecht so wenig bekannt. Ich möchte dazu beitrsgen, dies zuminswat im Forum ein wenig zu ändern.
    Ein Wort noch zu Chor, Orchester und Dirigent: überragend. Hohe Textverständlichkeit, eine sehr selten so gehörte unglaubliche Pianissimokultur des Chores.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Angeregt durch diesen wieder hochgespülten Thread habe ich mir gestern Abend zum ersten Mal seit 25 (oder vielleicht sogar 28) Jahren wieder das Requiem von Cherubini angehört und war sehr beeindruckt. Ich hatte ganz vergessen, wie umwerfend dieses Werk ist.


    Vor etwa 15 Jahren hatte ich in der DOB seine "Medea" erlebt und war nicht zu begeistert.


    Aber dieses Requiem ist schon große Klasse! Alles im Dienst der Aussage, keine überflüssigen exebitionistischen Solisten-Passagen, der Chor dominiert, und das einfach sehr eindrücklich.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Willi,


    Du wirst lachen, ich habe die beiden Cherubini-Krönungsmessen für Ludwig XVIII. und Karl X. seit Jahren auf CD unter Muti vorliegen. Aber irgendwie habe ich seinerzeit nur kurz hineingehört. Ich muss da wohl dringend eine Hörsitzung nachholen nach Deinen Lobpreisungen über die Messe Solennelle in G-Dur, die leider zu Lebzeiten des Komponisten nicht zur Aufführung gelangte, da sich Ludwig XVIII. letzten Endes nie krönen ließ. Sein Bruder Karl X. holte dies 1825 mit Pomp und Gloria nach: die erste Königskrönung in Frankreich seit exakt 50 Jahren (1775 war der unglückliche älteste Bruder Ludwig XVI. gekrönt worden), die dann auch die letzte sein sollte. Die zu diesem Anlass geschriebene Messe Solennelle in A-Dur, die Muti ebenfalls eingespielt hat, dürfte wohl auch von Interesse für Dich sein. Sie müsste in Deiner Box auch enthalten sein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • So ist es, lieber Joseph. Ich werde sie mir wahrscheinlich morgen vornehmen. Und das kommt dabei heraus, wenn man etwas findet, was man gar nicht gesucht hat:



    Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Noch eine Anregung: Damit man nicht denkt, TAMINO ist der Zeit hinterher, sollte man den Rubriktitel mal ändern! Der war nämlich 2010 aktuell, ist es 2017 aber nicht mehr!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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