Kanadischer Wohlklang: Gerald Finley


  • Geboren 1960 in Montreal begann seinen sängerischen Lebensweg im Chor von Ottawa und an der dortigen Universität. Es folgten Ausbildungen im Royal College of Music, in Cambridge und im National Opera Studios. Auch wenn seine Auftritte fast alle außerhalb Deutschlands stattfinden, ist er der Klassikszene auf jeden Fall durch zahlreiche Einspielungen bekannt. Mir begegnete er zum ersten Mal im Brahms "Deutschem Requiem" unter Herreweghe
    Unter John Eliot Gardiner machte Finley auf sich aufmerksam, als er unter dessen Leitung in der Schöpfung den Raphael sang und in der Zauberflöte den Papageno. Mit dieser Rolle debütierte er dann 1998 an der Metropolitan Opera, wo er von da an immer wieder große Erfolge feierte, unter anderem als Don Giovanni, Marcello (La Boheme) und besonders als Oppenheimer in Doktor Atomic.
    Besonders gefragt war in seinen frühen Jahren im Mozartfach: Er sang den Guglielmo in Glyndebourne, was zur CD-Aufnahme mit Simon Rattle (bei EMI) führte. Unter Norrington spielte er in Don Giovanni den Masetto ein. Ebenfalls in Glyndebourne sang er 1994 unter Bernhard Haitink Mozarts Figaro (auf DVD erschienen). Später dann vollzog er den Wechsel vom Fiagro zum Grafen. Sein aristokratoische Ausstrahlung und sein bronze farbener Bariton passen zur Rolle und sind auf DVD unter Antonio Pappano festgehalten.
    Nach seinem Debüt als Eugen Onegin vor etwa fünf Jahren zieht es Gerald Finley zunehmend in schwereres Gewässer. Das wird auch deutlich bei seinem bei Chandos erschienenem englischen Recital, wo er unter anderem als Escamillo, Scarpia, Wolfram und Jago zu hören ist. Letztere Rolle hat er in diesem Sommer konzertant aufgeführt, der Mitschnitt davon erscheint in den nächsten Tagen auf CD.
    In Glyndebourne war er dieses Jahr ein fantastischer Don Giovanni, nächstes Jahr wird er dort unter Jurowski sein Debüt als Hans Sachs geben.
    In einem Interview äußerte sich zu seiner Stimmentwicklung:

    Zitat

    Obwohl die lyrische Seite meiner Stimme der Schlüssel zu vielen Rollen ist, sind viele Verdi-Partien für mich eine Kleinigkeit zu hoch: Germont – obwohl ich den schon gesungen habe –, Posa, Luna liegen außerhalb meiner Reichweite, Macbeth vielleicht ein ganz kleines bisschen zu hoch. Ich bin Falstaff statt Ford, Boccanegra ist irgendwann hoffentlich drin. Stimmlich bin ich eher der Typ für die dunkleren Verdi-Rollen. (...)
    Als Bariton, und vor allem als Bassbariton, hat man irgendwann einfach die Wahl zwischen Vater, Onkel und Bösewicht – oder König. Philipp kommt hoffentlich irgendwann für mich. Das Bassregister meiner Stimme erweitert sich schneller, als ich gedacht habe. Und ich hoffe nur, dass ich so auf ganz natürliche Weise zu Scarpia und Méphisto komme. For me it’s time to play!


    Quelle: http://www.kultiversum.de

    Von ihm gibt es zahlreiche DVDs, aber auch Konzerte und Lieder-CDs. Auch moderne Musik spielt in seinem Repertoire keine geringe Rolle.
    In Deutschland ist er nächstes Jahr als Don Giovanni in München gemeldet. Für die nächste Saison ist auch ein neuer Don Giovanni an der Met mit ihm geplant.


    Hier eine kleine Auswahl mit bunten Bildchen







  • Mittlerweile singt Gerald Finley, den ich kürzlich eindrucksvoll im Requiem von Mozart live erleben durfte, sogar den Hans Sachs aus Wagners "Meistersingern" auf der Bühne. Es begleitet kongenial Philippe Jordan mit dem Orchestre de l'Opéra National de Paris.



    Wirklich sehr gelungen gesungen und auch interpretiert. Der hat das Zeug, einer der wichtigsten heutigen Rollenvertreter zu werden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões