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Absolut ans Herz legen kann ich Euch auf jeden Fall Levines live aufgenommene 9. mit den Münchner Philharmonikern aus dem Jahr 1999
Für mich eine der herausragenden Aufnahmen dieses so schwer zu packenden Werkes. Levine schafft es auf eine fast nur ihm eigene Art, die Zerrissenheit der symphonischen Aussage transparent und glaubhaft darzustellen. Ein in den Proportionen sinnvoller erster Satz, ein herrlich grotesker Ländler, eine fratzenziehende, aber dennoch nicht allzu grelle Rondo-Burleske und - als Hauptplus dieser Aufnahme - ein phänomenales, auf immerhin 32 1/2 Minuten ausgedehntes Adagio, das einem absolut die Sprache verschlägt. Ohne jede Sentimentalität oder gar Heulerei, sondern friedvoll und in seinem Schmerz dennoch "versöhnlich" stellt sich dieses Kleinod dar - man hört stellenweise selber fast auf zu atmen.
Excelllente Klangtechnik mit atemraubender Dynamik (leise Stellen)!
Wer Levine ist, liest man am Besten bei Wikipedia nach und dort auf englisch. Dort steht auch , dass er fast 2.500 Aufführungen in der Met geleitet hat. Wenn Swiatloslaw also einen schwarzen Tag erwischt hat, dann hat er wohl leider Pech gehabt.
Einen Kacker lässt man wohl schwerlich 2500 Aufführungen von ca. 80 Opern in ca. 30 Jahren dirigieren.
Mit Levine tue ich mich ziemlich schwer. Nicht zuletzt deshalb, weil ich immer, wenn ich ihn in einem Livekonzert der Berliner Philharmoniker erlebt habe, extrem enttäuscht war. Nun beziehen sich diese Erfahrungen auf die letzten 10 Jahre und mich beschleicht die Befürchtung, wenn dieser Mann je eine große Zeit erlebt hat, muss sie vor besagtem Zeitraum liegen. (...)
Als Operndirigent enttäuscht er mich allerdings massiv, vor allem dann, wenn es um wirklich dramatische Musik geht. "Harmlos" finde ich die "Traviata" mit Studer und Pavarotti. Was holt Kleiber für eine Dramatik aus dem Stück heraus, Levine schwelgt in schönen Klängen und Melodieseeligkeiten der Partitur, aber mehr auch nicht. (...)
Als eine von Levines "flachsten" Leistungen aber erachte ich den "DGG"-Ring. Das dieser von Jed Distler bei "Classic Today" mit 9 von 10 Punkten für künstlerische Qualität bewertet wird, kann ich mir nur damit erklären, dass Mr. Distler mangels Sprachverständnisses keine Ahnung hat, was in diesem Werk vor sich geht.
Die Interpretation ist Belcanto pur, schöner Klang, Melodieseeligkeit, glattgebügelt und abgerundet wo auch immer möglich. (Und all das ist handwerklich durchaus gut gemacht, dass will ich nicht verschweigen). So müßte Spät-Karajan geklungen haben, wenn man denn die manigfaltigen Vorwürfe gegen seine späten Interpretationen umsetzen wolle.
Lieber Swjatoslaw,
Zitat
Wie gut sein Mahler-Dirigat ist, kann ich nicht beurteilen. Ich glaube
Euch angesichts der Einhelligkeit der Meinungsäußerungen der letzten
Tage gern, dass es sehr gut ist. Ob es z.B. bei der Dritten aber
wirklich Horensteins Glanzleistung mit dem London Symphony Orchestra
(erhältlich auf Unicorn), Barbirollis Deutung mit dem Hallé Orchestra
Manchester (erschienen bei BBC Legends) sowie Bernsteins frühe und späte
Versionen hinter sich lässt?
Lieber Swjatoslaw,
da kannst Du ganz beruhigt sein - Levine erreicht nicht die Klasse und Intensität von Horenstein und Barbirolli (von Bernstein schon eher). (...)
Also, halte Deine Barbirolli, Horenstein und natürlich auch Tennstedt-Aufnahmen in Ehren. Sie sind für die Ewigkeit.
Tennstedts Dritte ist Studio, aber supergut. Ich kenne die 5.+6. mit Ihm live, und die finde ich nicht unbedingt besser als die Studioaufnahmen.
Was macht diese Live-Zweite für Dich so einmalig?
Was macht diese Live-Zweite für Dich so einmalig?
Schreibe ich demnächst mal in einem anderen Thread auf, okay?
OK, führen wir das woanders fort.
Ich meine eigentlich, dass ich schon genügend andere Mahler-Aufnahmen besitze und angehört habe, dass es nicht spezifisch an den Levine-Aufnahmen liegt.Es könnte allerdings bei der Neunten auch so sein, leider, es könnte nämlich an Levine liegen ... so schätze ich diese Aufnahmen jedenfalls prima vista einAls ich neulich die 5. und 1. Sinfonie aus der kürzlich erworbenen Levine-Box anhörte, musste ich feststellen, dass mir zur Zeit anscheinend nicht recht nach dieser Musik ist. Es mag aber speziell an diesen beiden Stücken gelegen haben. (Wenn es bei der 9. auch so ist, muss ich mir langsam Gedanken machen...)- deshalb könnte es sich empfehlen, den "dritten Plan" betreffend Mahler nicht gerade vom Hörerlebnis der Levine-Aufnahmen abhängig zu machen.
Ich habe die auch nicht in voller Konzentration gehört; was Levine betrifft, ist mir hauptsächlich eine Stelle in der 5. (vermutlich irgendwo im Kopfsatz) negativ aufgefallen, wo ein Trompetensolo (nicht das Eingangssignal) ziemlich falsch klang: Freilich keine falschen Noten, aber vom Ausdruck her daneben. Edwin Baumgartner hatte mal, ich glaube bei Soltis Bruckner" kritisiert, dass klänge nach amerikanischer Brass-Band. Ebenso klang diese Trompete nach Sousa und nicht nach Katastrophe
Allerdings ist mir eben in diesem Zusammenhang auch anders als früher (als mein "naiver" Zugang vielleicht ungetrübt war) aufgefallen, wie nahe diese Gefahr bei Mahler liegt. Die Kitschvorwürfe (Klemperer hat angeblich die 5. wg. des adagiettos nicht dirigiert, und das war nun sonst ein Mahlerianer der ersten Stunde!) sind nachvollziehbar und es ist ein schmalerer Grat als bei vielen anderen Komponisten. ...
viele Grüße
JR
Nachdem ich die aktuelle Box nun (teilweise mehrfach) durchgehört habe, stellt sich bei mir (auch?) eher Ernüchterung ein. Was sich bei mir aber weniger am Dirigat Levines festmacht, als an der klanglichen „Aufmachung“. Hier wurde husch-husch der Klang nach amerikanischer Art aufgepimpt (selten hab ich dieses Wort als passender empfunden), was man an jeder Ecke hört. Für mich das das Hollywood-Sound, aber keine ernsthafte Umsetzung sicher brauchbaren Ausgangsmaterials.
Zitat
Schade, hier wurde nach dem me-too-Prinzip schnell-schnell eine Box gezimmert, lieblos und ohne Verstand – und das hört man leider. Verpasste Chance….
...
Ich glaube kaum, dass hier schnell etwas gezimmert wurde.
...
viele Grüße
JR