Gilles Binchois - Diener von Philipp dem Guten

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Dieses Jahr jährte sich das 550. Todesjahr von Gilles Binchois.


    Zu diesem Anlass ein Tread zu diesem wichtigen Komponisten der Renaissance.


    Gilles Binchois (geboren um 1400 in Mons, gestorben 1460 in Soignies)



    Seine erste Ausbildung erhielt er wahrscheinlich als Hofsänger. Danach arbeitete er einige Jahre als Organist von Sainte-Waudru in Mons. Binchois ist neben Guillaume Dufay der prominenteste Komponist der ersten Generation der frankoflämischen Schule im Burgund. Binchois war Mitglied der burgundischen Hofkapelle von Philipp des Guten. Neben Binchois waren auch Robert Morten und Grenon in den überlieferten höfischen Gehaltslisten verzeichnet. Gilles de Bins, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Gilles Binchois, war lang am Hof tätig. In deren Hierarchie stieg er immer weiter nach oben. Zudem hatte er Aufgaben als Kanoniker in Brügge. Für gewöhnlich reiste der Herzog mit seiner Kapelle; Binchois hat ihn, wenn immer möglich, begleitet. 1454 veranstaltete Philipp der Gute ein riesiges Bankett, um zu einem neuen Kreuzzug aufzurufen. Dieses Zusammentreffen wurde sehr aufwändig und prachtvoll gestaltet. So soll ein 12-jähriger Junge auf einem als Hirsch verkleideten Mann erscheinen. Der Junge stimmte die Oberstimme an und die Hirschfigur sang die Unterstimme des Chanson "Je ne vis onques" von Gilles Binchois. Zu einem Kreugzug gegen die Türken kam es letztlich nicht. Als er schwerkrank 1460 starb, hinterliess er ein beachtliches Vermögen.
    Auf einer zeitgenössischen Darstellung sind Dufay als Kanonikus des Domkapitels zu Cambrai im blauen Rock und mit einem Portativ zu sehen, während Binchois als Mitglied der burgundischen Hofkapelle rot gekleidet ist und sich auf einer Harfe stützte. Die beiden Instrumente repräsentieren hier das geistliche und das weltliche Segment der fürstlichen Hofmusik, die im zeremoniellen Bereich des Hofes einander gleichgeordnet und organisatorisch miteinander verzahnt waren.



    Im Werk von Binchois befinden sich nur einzelne Messesätze und andere geistliche Werke, die eine grosse Variabilität in Stil und Technik aufweisen, blieben sie aber eher im Hintergrund stehen. Es ist auch kein einziger Messezyklus überliefert. Er gehört zusammen mit Dufay zu den Chanson-Komponisten der ersten Stunde. Er gilt als Meister des burgundischen Chanson. So sind 55 Chanons erhalten, die ihm zugeschrieben werden können. Erfunden haben sie die Gattung der Chanson im frühen 15. Jahrhundert freilich nicht neu. Eine der Wurzeln des Chanson ist das mehrstimmige höfische Lied des hohen Mittelalter, das im Schaffen Guillaume de Machauts ihren künstlerischen Gipfelpunkt findet. Neben der Begegnung mit dem englischen Grafen von Suffolk hatte John Dunstable einen grossen Einfluss auf seine Kompositionen. Binchois Einfluss scheint grösser als derjenige Dufays und Dunstables gewesen zu sein. So wurde Binchois nicht nur von Theoretikern, sondern auch von Dichtern wie Jean Molinet und John Skelton erwähnt.
    Der Hof Phillips des Guten, an dem Binchois fast dreissig Jahre lang wirkte, war die prominenteste und wichtigste Pflegestätte der frühen Chanson und wahrscheinlich das fruchtbarste kulturelle Zentrum. Ungewöhnlich viele Chansons von Binchois sind Vertonungen von Texten bekannter Dichter. Binchois Schaffen war gekennzeichnet durch eine Vereinfachung, die sich gleich auf mehrere Ebenen zeigt, wie formale Einfachheit, sangliche Schlichtheit der Melodie, die nach den Erfordernissen des menschlichen Atems gegliedert ist und einer einfachen Rhythmik, mit zum Teil tänzerischer Anmutung. Die Neuorientierung betrifft aber auch das Satzmodell. So bevorzugt er klar das Rondeaus. Die Struktur folgt dem Modell Guillaume de Machauts. Die Entwicklung des Contratenors zu einer tiefer liegenden Stimme wird jedoch immer deutlicher. Viel bewundert ist bis heute Binchois’ melodischer Erfindungsreichtum. Viele Melodien seiner weltlichen Vokalwerke wurden von Komponisten späterer Generationen als Cantus firmus in deren geistlichen Kompositionen übernommen.


    zwei Aufnahmen die wir sehr gerne empfehlen können



    vom Ensemble Gilles Binchois mit Dominique Vellard, eingespielt 1998, herausgegeben bei virgin veritas




    von Discantus mit Brigitte Lesne, aktuell eingespielt in diesem Jahr, herausgegeben bei aeon


    Gruss


    romeo&julia