BENATZKY, Ralph: Sein Lebenslauf, seine Operetten

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    Ralph Benatzky


    geboren am 5. Juni 1884 in Mährisch-Budwitz
    gestorben am 17. Oktober 1957 in Zürich


    Hommage an Zarah Leander


    LEBENSLAUF


    Im Anschluss an eine unauffällig verlaufene Kindheit machte dem Heranwachsenden der Dienst beim Militär doch sehr zu schaffen. 1899 besuchte Rudolph Josef Frantischek Benatzky, wie der bürgerliche Name komplett lautet, die Kadettenanstalt in Wien, 1904 wurde er Leutnant in einem Infanterie-Regiment in Prag wie auch in Galizien, 1907 konnte er sich wegen Krankheit beurlauben lassen bis er 1909 endlich den Militärberuf an den Nagel hängte.


    Als Sohn eines Kapellmeisters erhielt eine solide Ausbildung in Sachen Musik. In München, wurde er in die Obhut von Felix Mottl geschickt, nachdem er in Prag kurz eine Stippvisite bei Anton Dvorak gemacht hatte. In den Hauptfächern studierte er aber Germanistik und Philosophie und – man mag es kaum glauben, den Doktortitel hängte er noch hintenan. Sein Leben war es nicht, was man ihm diktieren wollte und sollte es nie werden. Der Tingel-Tangel galt seine Liebe und entsprach seiner besonderen Begabung.


    Vom Wiener Caberett 'Hölle' ging es zur Münchener 'Bonbonniere'. Anschließend landete er wieder in Wien als Direktor der 'Bunten Bühne Rideamus'. Freche frivole Lieder waren das Resultat einer sorgfältigen traditionellen Musikerziehung. Er ehelichte eine dem Milieu angepasste Frau, die mit ihm gleichzog. 1914 heiratete er dann Josine Selim, nachdem er sich von Fédi Ferard nach fünfjähriger Ehe hat scheiden lassen. Josine begleitete er am Klavier, während sie seine Lieder zum besten gab.


    1924 kam dann der große Sprung ans Schauspielhaus in Berlin. Die Zusammenarbeit mit dem Direktor Erik Chanell war nicht immer ein Vergnügen, weil dieser sich an Abmachungen nicht gebunden fühlte. Das 'Weiße Rössl' stand vor der Tür. Für den gesamten musikalischen Rahmen war Benatzky verantwortlich und bekam auch die zugesagten Tantiemen. Aber ihm wurde Jean Gilbert zugesellt, der ihm leckere Bonbons in die Partitur warf, was bei Ralph Unbehagen auslöste. Der Jubel, den das 'Weiße Rössl' auslöste, war einmalig. Man zeigte die Produktion in London, Wien, Paris und New York. Der Erlös erlaubte dem Erfolgreichen in Thun in der Schweiz eine Villa zu kaufen. 1832 heiratete er abermals. Die Tänzerin Melanie Hoffmann war die Erwählte.


    Dann rüttelte das Schicksal an den Grundfesten seiner Existenz. Leute die er in ihrer Bedeutung nicht erkannt und verunglimpft hatte - als Urgermanen mit Wampe und Nackenspeck hatte er sie bezeichnet - drohten nach ihm zu greifen.


    Benatzky emigrierte über Paris in die Staaten - die übliche Route von Auswanderungslustigen – und landete in Hollywood. Kein schlechtes Pflaster für jemanden, den man kennt und der etwas kann. Doch wie die meisten kehrte auch Ralph Benatzky später wieder zurück, um in Heimaterde begraben werden. Für den Schöpfer des 'Weißen Rössl' lag die gesegnete Krume in Sankt Wolfgang am See.


    © 2010 TAMINO - Engelbert

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    Ralph Benatzky (1884-1957)


    Im weißen Rössl
    L’Auberge du Cheval blanc - White Horse Inn


    Singspiel in drei Akten
    Libretto und Textbearbeitung von Eric Charell, Robert Gilbert und Kurt Feltz
    nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg
    Uraufführung am 8.11.1930 in Berlin


    Personen:
    Josepha Vogelhuber, Wirtin zum Weißen Rössl - liebt Doktor Siedler
    Leopold Brandmeyer, Kellner – liebt seine Chefin
    Wilhelm Giesecke, Fabrikant - Vater von Ottilie
    Ottilie, Schönheit aus Berlin – bekommt den Advokaten
    Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt - liebt Ottilie
    Sigismund Sülzheimer, ein Casanova aus Berlin - liebt Klärchen
    Professor Hünzelmann - Vater von Klärchen
    Klärchen, mit kleinem Sprachfehler, aber herzig - glücklich mit Sigismund
    Kaiser Franz Joseph, schreibt Josepha einen Spruch ins Gästebuch
    sowie viele Urlaubsgäste aus Deutschland, Gesinde und Dörfler
    und weitere, unter ihnen Kathi, Zenzi und Kurt


    Das Geschehen spielt „Im weißen Rössl“ am Wolfgangsee zu Beginn des 20. Jahrhunderts.



    HANDLUNG


    Erster Akt:


    Ziemlich drastisch muss dem Kellner Leopold von seiner Chefin klar gemacht werden, dass er „Im weißen Rössl“ nicht als Herzenskavalier, sondern als Kellner und Kalfakter engagiert ist. Er habe den Ansturm der Vergnügungsreisenden zu kanalisieren, an der Rezeption auszuhelfen und die Zimmerverteilung zu überwachen. Doch Leopold hat unglücklicherweise sein Herz an die eigene Chefin verloren und träumt Tag und Nacht davon, „wie schön es wäre, von ihr geliebt zu werden“. So sehr er auch bittet, ein einziges Mal ein einziges Busserl zu bekommen - geht er leer aus. Die Abgeneigte möchte als Frau Josepha Vogelhuber und als Gastwirtin respektiert werden und ist gern bereit, auf Kosenamen wie „Bepperl“ zu verzichten. Leopold sieht das anders und fühlt sich wie das Pferd, welches den Hafer, den es verdient, nicht bekommt.


    Das Futter bekommt Doktor Siedler, ein Rechtsanwalt, der jedes Jahr im Salzkammergut Urlaub macht und „Im weißen Rössl“ das gewohnte Balkonzimmer bezieht. Seine Ankunft hat er avisiert und mit dem nächsten Ausflugsdampfer wird er erwartet. Ihm macht die Rössl-Wirtin ihre Aufwartung. Zur Begrüßung soll Leopold ihm ein Körbchen mit süßen Pfirsichen ins Zimmer stellen.


    Der Zufall kommt Leopold zur Hilfe, sich vor dieser unliebsamen Aufgabe zu drücken. Mit seiner Tochter Ottilie trifft mit gleichem Schiff ein Trikotagenfabrikant aus Berlin ein, dem Leopold das schöne Balkonzimmer zuweisen möchte, um den Nebenbuhler zu ärgern. Im letzten Moment wird er von Josepha an der Ausführung seines schurkischen Plans gehindert. Selbstverständlich wird Doktor Siedler nach wie vor im schönsten Zimmer des Hauses residieren. Die bereits abgestellten Koffer des Industriellen werden ins Dachgeschoss transportiert. Wilhelm Giesecke lässt sich den unfreundlichen Akt nicht bieten und ist nicht geneigt, sich umquartieren lassen. Ständig ist er missmutig, obwohl es im Salzkammergut sich gut lustig sein lässt. Der Choleriker ärgert sich über die Speisekarte, auf der statt Eisbein, Wiener Schnitzel aufgeführt ist. Kartoffelpuffer mit Preißelbeeren kennt man hierzulande nicht einmal dem Namen nach.


    Mit Ottilie hat Leopold eine kleine Intrige im Sinn. Er nutzt ihre Freundlichkeit und versucht, das Mädchen für Doktor Siedler zu interessieren, damit dieser sich von Josepha abwendet, um sich dem Neuankömmling zuzuneigen. Große Mühe hat Poldi nicht, denn Doktor Siedler ergreift von sich aus die Initiative. Die Situation verwickelt sich, nachdem Giesecke herausbekommt, dass Anwalt Siedler seinen Prozessgegner Sülzheimer in einer zivilrechtlichen Sache, derjenige ist, der die Feder führt. Zunächst einmal höhnt man sich gegenseitig an. Da der Geschäftsmann ungünstige Karten hat, läge es durchaus im Bereich des Möglichen, den beruflichen Eifer des Anwalts zu drosseln, wenn Ottilie sich diesem zuneigen würde. Der Vater sähe es gern und Ottilie hat keine Einwände.


    Zweiter Akt:


    Das Liebeskarussell kommt auf Touren und beginnt zu torkeln, als Sigismund Sülzheimer im Gasthaus auftaucht. Er ist der Sohn des Mandanten, den Anwalt Siedler vertritt. Der Kläger wünscht per Telegramm, dass der unsinnige Prozess beendet wird, strebt einen Vergleich an und schlägt vor, dass Ottilie und Sigismund ein Liebespaar werden sollen. Diese Regelung passt dem Anwalt überhaupt nicht, weil er sich selbst für Ottilie entschieden hat. Doch muss er gute Miene zum bösen Spiel machen und Beflissenheit zur Schau stellen.


    Im Hotel befindet sich noch ein weiterer Kurgast. Es ist Professor Hünzelmann mit Tochter Klärchen, die bisher noch nicht das Vergnügen hatten, in den Handlungsstrang eingebunden zu werden. Klärchen geniert sich ein wenig, weil es einen kleinen Sprachfehler hat. Klärchen kann den Buchstaben “S“ nicht korrekt aussprechen und in „Sigismund“ kommen gleich zwei dieser Ungeheuer vor. Doch Sigismund stört das kleine Handicap überhaupt nicht. Ottilie wendet er sich erst gar nicht zu, findet Klärchen neckisch und gibt ihr Sprachunterricht. Der ruppige Trikotagenfabrikant hatte den gutaussehenden jungen Mann als „Liebeskracher“ beschimpft. „Doch was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist, und dass man ihn liebt. Die Leute tun, als ob die Liebe ein Vergeh'n ist. Man soll doch froh sein, dass es so etwas Schönes gibt.“


    Leopold hatte sich mit seiner Liebeswerbung und seiner Eifersucht die Kündigung seines Dienstverhältnisses eingehandelt. Die ständige Abweisung Josephas ging über seine Kräfte, doch die Rössl-Wirtin kommt mit ihren Annäherungsversuchen bei ihrem Advokaten auch keinen Schritt weiter, weil dieser hinter Ottilie her ist. Das Mädchen wiederum möchte den Sigismund auf ihre Seite ziehen, nicht zuletzt um ihrem Vater gefällig zu sein. Doch der schöne Sigismund hat seine Neigung zu Klärchen vertieft und ist von ihrer Naivität wie von ihrem Liebreiz gleichermaßen gefesselt. Zustände wie in einer Barockoper!


    Leopold arbeitet fieberhaft an einer Lösung; der Zufall kommt ihm zur Hilfe. Kaiser Franz Josef hat seinen Besuch angekündigt. Im Dorf ist Schützenfest und der Kaiser möchte seinen Untertanen nahe sein, um sie mit seiner Anwesenheit zu erfreuen. Sissy ist nach Korfu gereist und seine Mätresse gibt ein Gastspiel in Venedig, so dass er abseits der Politik ein bisschen freie Zeit am Wolfgangsee verbringen möchte. In alter Anhänglichkeit ist es Leopold gelungen, die Gemeindeversammlung zu überzeugen, dass der hohe Gast „In weißen Rössl“ am besten aufgehoben sei. Für Josepha bedeutet das eine Menge Arbeit und es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der den logistischen Aufgaben gewachsen ist: der liebe Leopold. Inständig bittet sie den Brüskierten, ihre harten Worte zu vergessen und an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Freudig erfüllt er seine Pflicht. Außerdem soll Leopold vor dem Kaiser auch die Begrüßungsrede halten, doch als er Josepha am Arm Doktor Siedlers sieht, verliert er die Worte und die Fassung. Er schluchzt hemmungslos


    Dritter Akt:


    Frau Wirtin fühlt instinktiv, dass ihr Verhalten gegenüber Leopold nicht korrekt ist. Jetzt kann nur noch der Kaiser helfen, den gordischen Knoten zu lösen. Erwartungsvoll ersucht sie nach dem Frühstück um Audienz und Franz Josef gibt sich wie gewohnt leutselig. Er schreibt ihr einen sinnigen Spruch ins Tagebuch, dass der Mensch lächeln und sich fügen soll.


    Josepha gerät ins Nachdenken und als Resultat gibt sie Doktor Siedler zu Gunsten Ottilies frei. Nun kann sich zusammenfügen, was zusammengehört. Gerührt nimmt das Publikum zur Kenntnis, dass Leopold für geleistete Dienste ein gutes Zeugnis bekommt und der Arbeitsvertrag in einen Ehevertrag umgewandelt wird.


    Bevor der Vorhang fällt beklatscht das Publikum drei glückliche Paare.


    Anmerkung:


    Der sensationelle Erfolg, den die Operette nach seiner Uraufführung auslöste, hält bis heute an. Der Besucher gerät in Urlaubsstimmung und möchte die Qualität des Schauplatzes am Wolfgangsee mit seiner Familie am eigenen Leib erfahren. Er identifiziert sich mit den handelnden Personen, weil sie lebensnah agieren. In modernen Inszenierungen findet Kaiser Franz Josef nicht immer seinen Platz.


    In der klassischen Operette laufen gesprochener Text und gesungene Melodie nebeneinander her. Das erklärt, weshalb „Im weißen Rössl“ noch weitere Köche den Brei angerührt haben. Der Dialog ist wichtig und kann dem Zeitgeist kabarettistisch angepasst werden. In den meisten Fällen sieht der Verfasser es gern, wenn befreundete Komponisten noch ein wenig Senf beisteuern. Es erhöht die Aufführungschancen seines Opus, wenn dem Stück weitere Zugpferde zugespannt werden. Nichts stimmt einen Komponisten depressiver, wenn sein Fleiß und seine Hingabe nicht belohnt werden und er um die Aufführung bangen muss. Ein paar fremde Bonbons sind in den meisten Fällen willkommen.


    Ralph Benatzky war ein Multitalent und tanzte auf mehreren Hochzeiten. Das weiße Rössl oder „L'Auberge du Cheval blanc“ wie die Franzosen es nennen, blieb sein einziger Welterfolg.



    © 2010 TAMINO - Engelbert



    GESANGSNUMMERN
    > Es muss was Wunderbares sein
    > Die ganze Welt ist himmelblau (von Robert Stolz)
    > Schön ist die Welt
    > Mein Liebeslied muss ein Walzer sein (von Robert Stolz)
    > Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist? (von Robert Gilbert)
    > Zuschau'n kann i net (von Bruno Granichstädten)
    > S'ist einmal im Leben so
    > Im weißen Rössl am Wolfgangsee

  • Heute vor 55 Jahren gestorben:



    Ralph Benatzky (* 5. Juni 1884 in Mährisch Budwitz; † 16. Oktober1957 in Zürich; eigentlich Rudolph Josef František Benatzky) war ein österreichischer Komponist.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • 24. Mai 1933:
    Die Uraufführung des musikalischen Lustspiels in 4 Bildern Bezauberndes Fräulein von Ralph Benatzky im Deutschen Volkstheater in Wien. Vorlage dazu ist der französische Schwank La petite Chocolatière von Paul Gavaults.
    In der Hauptrolle: Lizzy Waldmüller



    Benatzkys musikalisches Lustspiel wurde 1953 unter der Regie von Georg Thomalla verfilmt.
    Die männliche Hauptrolle spielte der Regisseur selbst. Daneben waren noch Ingrid Andree, Herta Staal, Gisela Fackeldey und Karl Schönböck zu sehen.

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute wäre der 130. Geurtstag von Ralph Benatzky:



    Ralph Benatzky (* 5. Juni 1884 in Mährisch Budwitz, Altösterreich; † 16. Oktober 1957 in Zürich) war ein österreichischer Komponist.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)