La Traviata auf Blue ray

  • Lorin Maazel, Chor und Orchester der Mailänder Scala, ARTHAUS


    Die Live Aufführung auf dieser Blu Ray aus dem Jahre 2007 unter der musikalischen Leitung von Lorin Maazel staraufbietet die rumänische Sängerin Angela Gheorghiu in derTitelpartie sowie den mexikanischen Tenor Ramon Vargas als Alfredo.


    Ich wähle diese Aufnahme, um die Staubis zu delektieren - es handelt sich um eine opulente und dennoch bühnengerechte Inszenierung sehr dicht am historischen Sujet.


    Die Symbolik (von einem Vogelmasken-Scherz im dritten Bild abgesehen) beschränkt sich auf die Beleuchtung und aufs Kolorit - das Erste Bild fast zu grell, unschmeichelhafte Teints, schneeweißes Violettakleid. Als Gegensatz dazu im Dritten Bild düstere Toiletten, gedämpftes Licht und Violetta in Leuchtendrot, mit einer fatalen Brillantagraffe.


    Gesungen wird durchweg hervorragend. Gespielt weniger - die Gheorghiu verdiente hier bessere Partner; manchmal macht der Regisseur zu viel und fällt mit gleich zwei Kußwechseln zwischen Alfredo und Violetta im ersten Bild mit der Tür ins Haus. Dann wieder - im ärgerlichen zweiten Bild - stehen Violetta und Germond Père reglos steif an den entgegengesetzten Bühnenseiten und vertun die Gelegenheit zu ergreifender Dramatik.


    Die Lichtregie ist am schönsten zu Beginn des Dritten Akts, wenn die noch verschlossenen Fenstervorhänge eine zunehmende Verwahrlosung im (gewiß noch immer opulenten) Mansardenschlafzimmer ahnen lassen.


    Maazel dirigiert mustergültig, ohne alle Tendenz zur Überhastung oder Exzentrik. Der Chor agiert - z.B. im ersten Ensemble-Finale vor dem È strano - allzu hübsch-pittoresk (alle verabschieden sich artig und brav, während die Musik eine deutlich andere Sprache spricht).


    Fazit: Eine schön anzusehende Traviata, die trotz des engagierten Spiels der Gheorghiu merkwürdig kalt läßt


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Eine schön anzusehende Traviata, die trotz des engagierten Spiels der Gheorghiu merkwürdig kalt läßt

    Hallo, Farinelli


    danke für Deinen interessanten Bericht. Du schreibst zwar überwiegend positiv, trotzdem merkt man, so ganz zufrieden bist Du nicht. Die Traviata gehört auch zu meinen bevorzugten Lieblingsopern und ich habe schon viele gute und auch negative Aufführungen gesehen und gehört. Zu letzteren zählt für mich die sogenannte " Salzburg- Traviata ". Bei anderen Themen, hier in diesem Forum, habe ich schon mehrfach auf eine Aufführung / Inszenierung hingewiesen, von der ich meine und überzeugt bin, daß es für mich eine der besten war. Diesen Tip möchte ich Dir gerne geben:
    Im Jahr 1973 produzierte das damalige DDR- Fernsehen eine Traviata in den Hauptpartien mit Mirella FRENI / Franco BONISOLLI. Die restlichen Partien waren besetzt mit Sängern der Deutschen Staatsoper Berlin. Betreffs Ausstattung, Inszenierung, gesanglicher und darstellerischer Leistung ( Freni überragend gefühlvoll ) bleiben keine Wünsche offen. Ich habe nie eine bessere Traviata gesehen. Ich finde sie sogar noch gelungener als die mit Moffo / Bonisolli. Hinzu kommt, in der von mir geschilderten Traviata, daß Freni / Bonisolli auch optisch ein zueinander absolut passendes Traumpaar sind. Sollte es Dir gelingen, diese DVD noch irgendwo aufzutreiben, wirst Du mir vielleicht und hoffentlich für meinen Tip dankbar sein.


    Frdl. Grüße
    CHRISSY:hello:

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Chrissy,


    diese von Dir erwähnte Produktion habe ich gesehen. Weil sie mir so gut gefiel, habe ich sie mir dann zuerst als Schallplatte, später als CD gekauft. Freni und Bonisolli sind hier wirklich in ihrem Element. Zudem stand mit Lamberto Gardelli ein sehr erfahrener Verdi-Kenner am Dirigentenpult der Berliner Staatskapelle. Ein Kritiker schrieb 1973: "Die Freni ist keine Dame der Halbwelt - sie berührt aber. Bonisollli traut man Schüchternheit kaum zu - dennoch ist er ein Alfredo mit tenoralem Höhenflug."


    Die von Farinelli beschriebene "Traviata" mit Gheorghiu und Vargas kenne ich (noch) nicht. Angela Gheorghiu hat schon oft bewiesen, dass sie eine berührende Violetta sein kann, für mich ist sie in dieser Rolle auch deutlich besser als Netrebko. Ramon Vargas wirkt in fast allen Produktionen, die ich von ihm kenne, recht unbeholfen und mittlerweile stimmlich auch nicht mehr so frisch. Dass Maazel hier mustergültig dirigiert hat, glaube ich blind. Das hat er bereits 1968 mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin bewiesen (die Hauptprotagonisten waren Pilar Lorengar, Giacomo Aragall und Dietrich Fischer-Dieskau).


    Es zeigt sich also wieder einmal: die beste Besetzung ist nicht immer der Garant für eine Top-Aufführung.


    LG
    Manfred



    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo, Manfred
    da freue ich mich aber, daß Dir " meine " Traviata gefällt. Du schreibst, Du hast sie auf Schallplatte und CD. Versuche sie als DVD zu bekommen. Du wirst begeistert sein.
    Freni im zweiten Akt in der Darstellung mit Tränen in den Augen. Wenn man in der richtigen Stimmung ist, könnte man mit weinen, vor Rührung und Begeisterung. Besser kann man das nicht rüberbringen. Solltest Du es eines Tages sehen, mußt Du mir unbedingt Deine Meinung schreiben. Bin riesig gespannt darauf. Egal, was die DVD kostet, wer die Traviata mag, ist hier kein Cent zu viel bezahlt. Auch die Kameraführung und die Ausstattung sind hervorragend, genauso wie man es erwartet. Eine " Bahnhofsuhr und ein Sperrmüllsofa " findet man hier zum Glück nicht!
    Liebe Grüße und noch einen schönen Abend
    CHRISSY
    :jubel: :hello:

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Chrissy,


    ich habe Platte und CD, warum nicht auch noch die DVD zulegen? Ich werde mich drum kümmern ...


    Dir auch einen schönen Abend.


    Manfred

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  • Ramon Vargas wirkt in fast allen Produktionen, die ich von ihm kenne, recht unbeholfen


    Lieber Manfred
    Deine Feststellung kann ich voll und ganz bestätigen. Ich habe ihn unlängst im TV als Herzog im Rigoletto gesehen und gehört. Er trifft die Töne, keine Frage. Aber genauso unbeholfen er in seiner darstellerischen Interpretation ist, genauso empfand ich teilweise seinen Gesang. Er sang die Noten ohne großes Gefühl und Leidenschaft. Und nur schön und artig singen, reicht nicht. Da sind wir einer Meinung. Ein von mir ganz sehr verehrter Tenor " Sandor KONYA ", war bestimmt nicht der "strahlende Ritter des hohen C ", aber er hatte für mich Wärme, Gefühl und Ausdruck in seiner Stimme.
    Frdl. Grüße und einen schönen, gesegneten 2. Advent
    CHRISSY :hello:

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Chrissy,


    da haben wir wieder etwas gemeinsam. Ich besitze Unmengen von Aufnahmen mit Sándor Kónya, dessen Stimme ich sehr mag. Ein guter Freund (leider früh verstorben) kannte den Tenor persönlich und hat ihn kurz vor seinem Tod noch besucht. Kónya muss auch privat ein sehr umgänglicher, netter Mensch gewesen sein. Rámon Vargas sah ich in Verona als Almaviva (1996) und als Duca (1997). Da hat er mir gefallen. Franco Bonisolli habe ich ebenfalls in Verona erlebt, als Manrico in "Trovatore" (1985). Die Stretta musste er natürlich wiederholen. Viele reden bei ihm von Macho-Gehabe auf der Bühne, dennoch mochte ich ihn. Seine Stimme war vorzüglich geschult, die Höhe fantastisch (bis zum hohen D). So eine Stimme hört man nicht alle Tage ...


    Liebe Grüße und Dir auch einen gesegneten 2. Advent


    Manfred

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    Enrico Caruso


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    Giuseppe di Stefano

  • Hallo, lieber Manfred
    Ich danke Dir ganz sehr für Deine Antwort. Deine freundliche und herzliche Art zu schreiben, finde ich ganz toll. Danke auch für die Info und die gemeinsame Übereinstimmung zu Sandor KONYA. Es war zwar immer ein großer Wunsch von mir ihn mal live zu erleben. Aber dies war als früherer DDR- Bürger leider nicht möglich. Falls Du es nicht schon getan hast, lies`Dir bitte mal meinen Bericht zum Thema " Persönliche kulturelle Höhepunkte " durch.
    Nochmal herzliche Grüße
    CHRISSY :hello: :jubel:

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Falls Du es nicht schon getan hast, lies`Dir bitte mal meinen Bericht zum Thema " Persönliche kulturelle Höhepunkte " durch.


    Das habe ich natürlich schon getan.


    LG
    Manfred

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    Enrico Caruso


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    Giuseppe di Stefano

  • Bei unserem Werbepartner jpc gibt es 3 bzw 4 verschiedene (Maazel ein und dieselbe 2 mal).


    Ich besitze alle drei. Mir gefällt die mit Fleming, Villazon und Bruson am besten. Das geht unter die Haut. Maazels Dirigat großartig, aber das Geschehen lässt kalt.


    Ganz anders bei den DVD-Traviatas aus Zürich mit Sacca oder Beczala oder Moffo/Bonisolli und die Verfilmung (Zeffirelli) mit Stratas und Domingo. Die mit Freni und Bonisolli (DVD) kenne ich leider auch noch nicht.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Keine Blu-ray, "nur" ne DVD, aber dennoch: Was sagt ihr dazu?
    Ich sah Ausschnitte. Gefiel mir sehr gut. Die Gruberová wunderbar. Dirigat sehr gefällig. Inszenierung kann sich sehen lassen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das geht unter die Haut. Maazels Dirigat großartig, aber das Geschehen lässt kalt.


    Lieber Bernward,
    Wenn Du, wie Du schreibst, schon 3 CD bzw. DVD hast, solltest Du Dir gerne noch eine Vierte DVD zulegen. Meine oben beschriebene geht mit Sicherheit unter die Haut und das Geschehen läßt Dich garantiert nicht kalt. Ich würde sie bestimmt hier nicht empfehlen, wenn ich nicht wirklich überzeugt wäre, daß hier Gesang und Darstellung, Kameraführung, optische Ausstattung und nicht zuletzt das Orchester der Staatskapelle Berlin höchstes Niveau garantieren. Die FRENI, nicht nur in ihrer gesanglichen Interpretation, auch darstellerisch mit glaubwürdigem Gefühl. Natürlich ist alles eine persönliche Empfindungs- und Geschmackssache. Jeder hat andere Ansprüche und Erwartungen. Das weiß ich und das ist auch legitim. Für mich persönlich ist das in allen Belangen die beste Traviata, die ich kenne.
    Würde mich sehr freuen, wenn es Dir gelingt diese DVD aufzutreiben und wenn Du mir dann darüber berichtest. Ich akzeptiere selbstverständlich auch negative Kritik. Nur, ich kann mir schwer vorstellen, daß jemand der die Traviata mag, bei dieser DVD etwas negatives entdeckt. Aber, wie schon geschrieben, es ist alles eine persönliche Geschmackssache.
    Viel Erfolg und herzliche Grüße
    CHRISSY :hello:

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy, lieber Joseph II,


    ich besitze 3 La Traviata auf blu-ray-disc, zusätzlich 7 oder 8 verschiedene auf
    DVD. Auch die mit Haitink, Rizzi, Solti, Maazel und Sacca aus La Fenice, Sinopoli usw. Nicht zu vergessen:
    Cura kann (konnte) es auch!!! mit Mehta.




    LG, Bernward :jubel:


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich sah Ausschnitte. Gefiel mir sehr gut. Die Gruberová wunderbar. Dirigat sehr gefällig. Inszenierung kann sich sehen lassen.

    Hallo Joseph II,


    die "Traviata" mit der Gruberova, Shicoff und Zancanaro unter Rizzi habe ich auch auf DVD + CD. Gruberova ist eine wunderbare Violetta, Shicoff singt leidenschaflich und ist höhensicher (mit hohem C in der Cabaletta), Zancanaro ein passabler Germont, den höre ich dann doch lieber als Luna in "Trovatore". Rizzi und das Fenice-Orchester machen ihre Sache auch gut.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
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    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano