Michael Tilson Thomas – In Europa unterschätzt?

  • proms-64-65-0807.jpg


    Schon merkwürdig. In den Staaten scheint er ein großer Star zu sein, neben Levine vielleicht der bekannteste Dirigent. In Europa vernimmt man selten was von ihm. Dabei hat er etwa einen kompletten Mahler-Zyklus eingespielt, der viele Auszeichnungen erhielt (etliche Grammys). Die Rede ist von Michael Tilson Thomas, geboren am 21. Dezember 1944 in Los Angeles. Seit 1995 steht er der San Francisco Symphony vor, die sich mehr und mehr zu einem der Top-Orchester in den USA entwickelte.


    Bis heute hatte er keinen eigenen Thread hier. Zumindest diesem Zustand ist hiermit abgeholfen.


    Wie schätzt ihr ihn ein? Was ist besitzenswert?


    Ich hörte in seine Mahler-Dritte hinein. Ja, gefiel mir sehr gut beim ersten Reinhören. Besser als viele von "bekannteren" Dirigenten.


    Aufnahmen (Auszug):










    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wissentlich besitze ich zwei Aufnahmen mit Michael Tilson Thomas:



    -gefiel mir durchaus beim Hören


    71TW5hcPWdL._SL300_.jpg


    -im Hinterkopf abgespeichert unter "erster Satz nicht so doll, die anderen erheblich besser", aber beide Aufnahmen habe ich lange nicht mehr gehört.


    Ob er "unterschätzt" ist oder nicht entzieht sich meiner Kenntnis. Bei mir nimmt er keinen höheren Stellenwert ein, weil ich noch keinen stichhaltigen Grund gefunden habe, bei der Vielzahl der "Konkurrenzaufnahmen" mich ausgerechnet näher mit seinen Aufnahmen beschäftigen zu müssen.


    Sehr gute Arbeit geleistet bei den "big five" der USA hatten z.B. auch Blomstedt, Masur und Sawallisch. Trotzdem sind alle drei nicht gerade überrepräsentiert in meiner Sammlung...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • bei den "big five" der USA


    Wobei die San Francisco Symphony noch nicht mal zu den "big five" gehört: New York PO, Boston SO, Chicago SO, Philadelphia O, Cleveland O.


    Blomstedt seinerseits hatte zwar auch Dirigate in Boston und Chicago, war aber vor allem zehn Jahre music director in San Francisco.

  • Die einzigen Aufnahmen von Michael Tilson Thomas, die sich in meiner Sammlung befinden, sind passenderweise auch von einem amerikanischen Komponisten - teilweise mit einem europäischen Orchester:




    Diese Aufnahmen sind für mich bei den Ives-Symphonien eine echte Referenz, aber irgendwie haben sich noch keine anderen Aufnahmen in meine Sammlung verirrt. Bei den bisher genannten Werken bin ich mit meinen Aufnahmen sehr zufrieden, daher hatte ich noch keinen Bedarf, mich hier weiter zu vertiefen. Mal schauen, was mir noch so begegnet.

  • Doppelte Asche auf mein Haupt.


    Natürlich, Ullrich, hast Du recht und die drei Aufnahmen, die Travinius gezeigt hat, besitze ich auch.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich denke nicht, dass MTT in Europa unterschätzt ist. Er war immerhin von 1987-1995 Chefdirigent des London Symphony Orchestra. Ausserdem hat er vor ein paar Jahren mal das Eröffnungskonzert des SHMF in Kiel mit dem NDRSO dirigiert. Es gab ein reines Brahms-Programm (Akad.Festouv.,Violink.,Sinf.Nr.2). Es wurde live im Fernsehen übertragen.
    Aber er scheint sich sehr auf seine Tätigkeit in San Francisco zu konzentrieren, was ich sehr gut finde.


    An CDs finde ich besonders diese bemerkenswert:


    71u0fmRzl9L._SL300_.jpg


    ein Mitschnitt eines Konzerts in SF mit einer bunten Zusammenstellung von Ives-Werken. Unbedingt hörenswert!


    sowie:


    411TEGRY99L.jpg


    hier lernte ich die 1. Sinfonie von Tchaik. kennen. Es ist bis heute meine Lieblingsaufnahme geblieben. Fantastisches Boston SO!



    :) Agon

  • Michael Tilson Thomas war in meiner Jugend ein DGG Künstler. Auch in dieser Eigenschaft konnte er sich - soweit ich das beurteilen kann - bei einer breiteren Klassikgemeinde kein Profil verschaffen. Das ist nicht unbedingt ein Hinweis auf einen "zweitklassigen" Dirigenten. Er musste damals gegen Karajan, Karl Böhm. Leonard Bernstein, und andere Größen antreten. Letztlich kan man nicht sagen, daß er erfolglos war, aber ich habe nie von einer Aufnahme gehört die weltweit als REFERENZ gehandelt wird (wobei man den Wert von sogenannten Referenzen mit gemischten Gefühlen sehen und einschätzen kann) Er halt allerdings einige "Grammys" eingeheimst - ausschliesslich Grammys.


    Es wäre aber auch möglich, daß MTT ein sogenannter LIVE-Star ist, das sind Künstler, deren Vorzüge fast nur bei Konzerten zur Geltung kommen, bei Tonträgeraufnahmen jedoch nicht. Celibidache hat ja scheinbar seine eigenen Interpretationen so eingeschätzt.


    Es ist zu bemerken, daß Michael Tilson Thomas all diesen Betrachtungen zum Trotz auf eine Jahrzehnte lange doch erfolgreiche Karriere zurückblicken kann und ich gehe davon aus, daß dieser Thread dazu beitragen kann, den Focus ein wenig auf ihn zu richten, und das Interesse für seine Aufnahmen zu wecken.


    Vielleicht blickt MTT - sollte er diesen Thread lesen - gequält lächelnd auf seinen übervollen Terminkalender - und hofft, daß man ihn mit Angeboten zu Studioaufnahmen verschonen möge. Wer weiß...?



    Die Zukunft wird es zeigen........



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich denke nicht, dass MTT in Europa unterschätzt ist. Er war immerhin von 1987-1995 Chefdirigent des London Symphony Orchestra.


    We and the continent...


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich denke auch, dass MTT nicht unterschätzt wurde.


    Ich habe zwar nur 4 CDs mit ihm, Tschaikowsky VK mit Bell, Sinfonie fantastique, Beethoven Sinf. 7,8 mit dem English Chamber und Mendelssohn VK mit Lin. Alles hervorragende Aufnahmen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich kenne von MTT zugegebenermaßen sehr wenig; um nicht zu sagen kaum was. Einige Gustav-Mahler-Sinfonien hab ich mir angehört. In großer Erinnerung sind sie mir nicht geblieben, auch nicht als "Sammelobjekt" auf meinem iPod. Den Preis für eine Kategorie "aseptischste Aufnahmen" teilt er sich (für mich) mit David Zinman (und der hat es auf meinen iPod geschafft): sicher fulminamt musiziert, aber herrlich nichtssagend.


    Aber vielleicht tu ich ihm bisserl unrecht..... :S


    Edit: Sein 'Klagendes Lied' ist aber no 1 bei mir....

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Den Opern-Dirigenten Michael Tilson Thomas hat noch keiner erwähnt, dabei dirigiert er ein breites Repertoire.
    Damit hat es bei mir angefangen:



    zuvor hatte ich nur die "Carmina Burana" mit ihm im Regal.
    Dann kamen diverse Gershwin-Opern sowie Bernsteins "On the Town". Er hat aber auch noch mehr Puccini (2 x Boheme) aufgenommen; die "Lulu" von A Berg, Weill, Debussy und Wagners "Fliegenden Holländer" dirigiert.


    +++++++++++++++++++++++


    Und noch etwas ausser Konkurrenz:


    Elvis Costello!


    411PGLjeX6L._SX300_.jpg


    LG


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mit seinem Stammorchester aus San Francisco gibt es eine ganze Reihe von Einspielungen auf CD, DVD und BlueRay; hier nur ein Beispiel:



    Auf den Fotos sieht er immer noch so jugendlich frisch aus.
    Kaum zu glauben, dass er heute, 21. Dezember 2010, seinen 66. Geburtstag feiert!


    Herzlichen Glückwunsch!


    :jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Werte Leser,


    diese CD ist für mich ein Beleg schlechter Live-Aufnahmen. Hören sich eigentlich Dirigenten und Orchester ihre Mitschnitte an oder ist das ein Nebenprodukt?


    Echter Fehlkauf!


    Viele Grüße Thomas

  • Da ich beruflich viel in San Francisco war, konnte ich die Arbeit von Michael Tilson Thomas über die Jahre sehr intensiv verfolgen und ich habe ihn darüber sehr schätzen gelernt.
    Unter den vielen wirklich lohnenden CD's, die heute von ihm vorliegen, ist für mich sein Zyklus der Mahler-Sinfonien ganz besonders wichtig. Das hängt damit zusammen, dass ich drei der Konzerte, in denen die Sinfonien mitgeschnitten wurden, live hören konnte.


    Unvergesslich ist mir das Konzert , in dem die 6. Sinfonie aufgeführt wurde.
    Es fand am 12. September 2001 in der Davies-Hall statt,
    einen Tag nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York
    und das Pentagon in Washington.


    Ich war zu einer Tagung in San Francisco und sollte eigentlich am 11. September zurückfliegen. Als ich die Ankündigung dieses Konzertes sah, habe ich das verständlicherweise sehr bedauert.
    Zu gern hätte Mahlers 6. Sinfonie unter Tilson Thomas gehört aber ich musste mich damit abfinden, dass es terminlich nicht zu machen war, da der Rückflug gebucht war und andere Termine in Europa warteten.


    Am Morgen des 11. September wurde ich dann früh morgens von meinen kalifornischen Freunden, bei denen ich übernachtet hatte, geweckt, weil sie gerade von dem ersten Anschlag gehört hatten. Wir haben dann die entsetzlichen Ereignisse von New York und Washington am Fernseher verfolgt – den ganzen langen Vormittag lang. Wieder und wieder die entsetzlichen Bilder, wieder und wieder fassungslose Berichte und hilflose Versuche, das alles einzuordnen.
    Dass an einen Flug zurück nach London nicht zu denken war, wurde uns schnell klar.
    Bereits am späten Vormittag wurde der Airport in San Francisco geschlossen. Ich musste in California bleiben.


    Nachmittags bin ich dann aus dem Haus gegangen und zunächst ziellos durch die Stadt geirrt. Als ich an der Davies-Hall vorbei kam, erkundigte ich mich, ob es für das Mahler-Konzert am kommenden Tag noch Karten gäbe. Mir wurde gesagt, dass das Konzert zwar ausverkauft sei, man aber „due to the national tragedy“ noch gar nicht sicher sei, ob man überhaupt spielen werde. Die Dame an der Kasse versprach jedoch, dass sie versuchen wolle, eine Karte für mich zu besorgen falls denn das Konzert stattfinden sollte. Am nächsten Morgen rief sie bei meinen Freunden an und teilte mit, dass man spielen werde und ich eine Karte abholen könnte.


    Der Konzertbeginn sollte 8.00 p. m. sein. Auf den in San Francisco üblichen „Pre-Concert Talk“ wurde verzichtet. Da aber viele Besucher sich darauf eingestellt hatten, waren die Foyers bereits lange vor der Aufführung ziemlich voll. Es herrschte eine ganz außerordentliche Atmosphäre: die Menschen hatten das Bedürfnis, mit anderen zu sprechen, sich auszutauschen, wieder und wieder die Frage zu stellen, wie denn das geschehen konnte und was es bedeutet. Nie in meinem Leben habe ich je in so kurzer Zeit mit so vielen ganz fremden Menschen sehr intensive Gespräche geführt.


    Als dann Publikum und Orchester in den Konzertsaal kamen, herrschte eine ganz merkwürdige Stille. Die Besucher nahmen ihre Plätze schweigend ein und die Musiker präludierten nicht.


    Michael Tilson Thomas wurde mit fast ehrfürchtigem Beifall begrüßt. Zunächst wandte er sich in einer kurzen Rede an das Auditorium. Man habe lange gezweifelt, ob es denn angemessen sei, nach dieser ungeheuerlichen Katastrophe ein Konzert zu geben. Aber, so fuhr er fort, es sei eine der wichtigsten Eigenschaften der Musik, dass man in ihr Gefühle ausdrücken könne, die in Worte nicht mehr zu fassen seien. Und gerade die 6. Sinfonie von Mahler sei ein Werk, das wie kaum ein anderes von Katastrophen und Leid handele. Dies hat er dann noch weiter ausgeführt und mit einigen sehr prägnanten Zitaten von Mahler und scharfsinnigen Bemerkungen über die Struktur dieses Werkes und seine „message“ veranschaulicht. Er hoffe, so schloss er, dass die Aufführung helfen könne, mit dem Unfassbaren des 11. September besser umgehen zu können.


    Dann drehte er sich um und gab nach wenigen Augenblicken den Einsatz. Das Orchester intonierte aber nicht den Beginn von Mahlers Sinfonie sondern zunächst die Nationalhymne. Die Besucher erhoben sich von ihren Plätzen und sangen mit einer ganz ungewöhnlichen Inbrunst mit. Als der letzte Ton verklungen war, ließ Tilson Thomas die rechte Hand oben über seinem Kopf und unterband so jeden Versuch, nach der Hymne - wie in den USA ja üblich - zu klatschen. Es folgte eine ungeheuerliche Stille, es mögen 30 oder 60 Sekunden gewesen sein, vielleicht gar einige Minuten. Jedem der dabei war, kam es wie eine Ewigkeit vor. Und die ganze Zeit über hielt Tilson Thomas seine rechte Hand hoch in der Luft. Als sie dann nach unten schlug, erklangen die markerschütternden Akkorde, mit denen die Sinfonie beginnt. Es folgte eine Aufführung, deren emotionale Dichte und Kraft man auf der CD ganz unmittelbar spüren kann. Gerade weil das "Tragische" an diesem Tage nicht erst imaginiert und konstruiert , die Verzweiflung und die Trauer nicht "gespielt" werden mussten, hatte die Aufführung eine Größe und Unbedingtheit, die sie grundlegend von allen anderen mir bekannten Einspielungen des Werkes unterscheidet.


    Kein Konzertereignis hat mich in meinem ganzen Leben mehr erschüttert und bewegt als dieser Abend in San Francisco. Ich bin sehr froh, dass es den Mitschnitt gibt und würde mir wünschen, dass ihn gerade in einer Zeit, in der Mahler so oft zur Selbstdarstellung von Dirigenten missbraucht wird, viele Musikfreunde genau anhören.


    PS.: Die Konzertkarte von San Francisco habe ich nicht wegschmeißen können. Sie liegt jetzt im Booklet der CD.


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Tut mir leid, in dem vorherigen Beitrag hat das mit dem Cover nicht geklappt. Wohl wegen der Schrift?



    So ist es.


    Das war eine sehr gefühlvolle Beschreibung des Konzerterlebnisses. Sie macht neugierig darauf, die Aufnahme kennenzulernen...



    Ich habe es im Originalposting repariert. Aber zum letzten Mal...
    Zum wiederholten Male weise ich darauf hin, bitte die Standardschrift zu verwenden, außer in begründeten Ausnahmefällen, was hier nicht vorliegt! Das ist im Sinne der leichteren Lesbarkeit der Beiträge. Zum Hervorheben reicht fett.


    JR

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Michael Tilson Thomas wurde mit fast ehrfürchtigem Beifall begrüßt.


    Vielleicht ist er ja tatsächlich, wie Alfred bereits schrieb, ein Künstler, der überwiegend live wirkt. Ich habe einige seiner Keeping-Score-Filme gesehen und muss sagen, dass mir beispielsweise bei den Erläuterungen zur fünften Sinfonie von Schostakowitsch oder zu Strawinskys Sacre du Printemps ein wenig die Leidenschaft und die Aura eines Leornard Bernstein oder Simon Rattle fehlten, die ja Ähnliches gemacht haben.


    Michael Tilson Thomas kommt in diesen Filmen zwar hoch intellektuell und sehr informativ "rüber", vermag aber nicht wirklich als Person einnehmend zu wirken. Vielleicht gelingt ihm das hauptsächlich im Konzert, ähnlich wie dem von mir verehrten Evgeny Kissin mit seiner Klavierkunst.


    LG
    Axinja

  • Werte Leser,
    diese CD ist für mich ein Beleg schlechter Live-Aufnahmen. Hören sich eigentlich Dirigenten und Orchester ihre Mitschnitte an oder ist das ein Nebenprodukt?
    Echter Fehlkauf!
    Viele Grüße Thomas

    Na, jetzt bin ich umso mehr gespannt darauf, die CD zu hören! Ich werde sie als ausgesprochener Fan des SFS und von MTT selbstverständlich bestellen! Ich hoffe dabei, dass es mir mit der Wahrnehmung der Aufnahme anders geht... ;)


    Gestern auf SWR2 bei den Neuerscheinungen auf dem Klassikmarkt wurde die parallel veröffentlichte CD mit Werken von Ives und Copland sehr gelobt, auch für die Klangqualität. Auch diese CD werde ich kaufen.


    Generell werde ich die Ohren spitzen, denn das Aufnahme-Team ist ein anderes, als beim Mahler-Zyklus und den RCA-Aufnahmen davor.


    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ich kenne von MTT zugegebenermaßen sehr wenig; um nicht zu sagen kaum was. Einige Gustav-Mahler-Sinfonien hab ich mir angehört. In großer Erinnerung sind sie mir nicht geblieben, auch nicht als "Sammelobjekt" auf meinem iPod. Den Preis für eine Kategorie "aseptischste Aufnahmen" teilt er sich (für mich) mit David Zinman (und der hat es auf meinen iPod geschafft): sicher fulminamt musiziert, aber herrlich nichtssagend.

    Zugegebenermaßen erübrigt der erste Satz fast alles Weitere, oder? ;)
    Die Wahrnehmungen sind nun grundverschieden - ich höre bei MTT vieles, nur nicht Antiseptik. Die Aufnahme von Mahlers Erster hat mich in den letzten Minuten des Finalsatzes buchstäblich aus dem Sessel gerissen, ich schrieb das glaube ich schon mal anderswo.
    Die Aufnahmetechnik ist hervorragend.
    Der Klang des Zinman-Mahlers ist in meinen Ohren viel zu schwammig - diese Aufnahmen haben es nicht aus dem Laden geschafft.

    Aber vielleicht tu ich ihm bisserl unrecht.....

    Das ist nach meiner Lesart naheliegend - siehe oben. :) Ich weise mich aber auch als bekennender Fan MTTs aus - dabei nicht unkritisch, aber eben doch auch überwiegend begeistert.


    Diese hier ist auch ein Schatz - für die verballhornte Nationalhymne bin ich Igor sehr dankbar, großartig: "Stravinsky in America".



    Weil wieder ein anderer Zeichensatz eingestellt war. Ist das ein Bug im Programm oder wie macht ihr das? Beiträge immer im Modus "Quellcode" verfassen, dann ist das transparent, JR


    Nicht zu vergessen der tolle Berlioz, damals auch noch auf RCA veröffentlicht.


    Beste Grüße
    Accuphan


    Frohes Hören
    Accuphan

    Edit: Sein 'Klagendes Lied' ist aber no 1 bei mir....

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Dass die Handvoll Aufnahmen, die MTT Anfang der 1970er mit Ende 20 noch als assistant conductor in Boston für die DG gemacht hat, nicht bei Alfred hängengeblieben sind, ist kaum ein Wunder. Handelte es sich doch weitgehend um amerikanische Musik des 20. Jhds., die vermutlich teils zum ersten Mal überhaupt bei einem traditionellen Label eingespielt wurde. (Dazu noch die Tschaikowsky und Debussy-Aufnahmen, die Agon genannt hat). Umso bemerkenswerter, dass die DG solches Nischenrepertoire überhaupt und mit einem Newcomer aufgenommen hat. (Einiges ist bei der CD-Übertragung unter den Tisch gefallen: Pistons Sinfonie war mit einem Violinkonzert von W. Schuman gekoppelt und Debussys Images müssen auch eine B-Seite gehabt haben.)


    Folgende CD ist leider vergriffen (aber als download oder gebraucht erhältlich) und mehr noch als die späteren Ives-Aufnahmen bei Sony die Standardempfehlung für diese Stücke, besonders den Ruggles, wo es kaum eine Alternative gibt:



    Das ist allerdings, außer noch einer mit den drei Sinfonien von Stravinsky, glaube ich, meine einzige CD mit Tilson Thomas.


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Gestern habe ich im Radio Ausschnitte aus der neuesten Aufnahme mit MTT gehört, die ich höchst beeindruckend fand. Die Orgel-Sinfonie von Copland, gekoppelt mit einer Bearbeitung der Concord-Sonate für Orchester:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Genau die meinte ich in Beitrag 17. :)
    Danke für das Bild. Ich war bei dem kurzen Eindruck im Radio auch beeindruckt. Und es ist mal wieder was ganz anderes...
    Die "Davies", so wird die Davies Symphony Hall auch genannt, hat eine dolle Orgel. Die hört man, wie an den meisten Orten, ohnehin viel zu selten.


    Jedenfalls freue ich mich auch schon auf dieses Album!


    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Hallo,
    ich habe MTT mit Ruggles und Ives kennen gelernt.

    Er hat auch die bis heute einzige Gesamteinspielung der Werke von Ruggles verantwortet. (geht auf 2 LPs)
    Das er nun Mahler und so etwas macht :D sei ihm verziehen. Er soll es ja ganz gut hinkriegen!
    Aber ER(!!) hat den "Sun Treader", "Men and Mountains" und "Evocation" sowie "Exaltation" vor dem Vergessen gerettet.
    Das ist mal was!!


    Die hier abgebildete Doppellp enthält zudem eine launige Beschreibung von MTT, der den uralten Ruggles im Altersheim besuchte, ihm ein paar Kopfhörer aufsetzte und den Sun Treader bei voller Lautstärke abspielte. Das fand der"Alte" toll und wurde zutraulich und gab ein paar Meinungen von sich (Zitate nach dem Cover)
    Ich halte nicht viel von dem Kerl Brahms, .. ein großer Weichling, der sich immer hinter.... Kontrapunkt versteckt,- warum schafft er es nicht, ein Mann zu sein und einfach das zu sagen, was er meint.
    Debussy, ein Genie, ihm fehlt nichts, was einige Wochen in der frischen Luft nicht wieder gut machen könnten.


    Ruggles weiterhin verfügbar zu haben, haben wir MTT zu verdanken. Danke Michael Tilson Thomas.


    Gruß S.


    PS: Hier sind ein paar Anführungszeichen, die ich vergessen habe. "" "" "" ""

  • Lieber Accuphan,


    wir haben dieselbe Sendung gehört ... :)


    Ich fand die Musik bzw. die Orchestrierung (Ives) ebenfalls sehr beeindruckend. Der Hochpreis hält mich allerdings momentan noch ab. Fast alles, was ich irgendwann zum Hochpreis gekauft habe, war wenige Jahre später deutlich günstiger zu haben.


    Dennoch: Es würde mich freuen, wenn Du Deine Höreindrücke beschreiben würdest! Orgelsinfonien sind Raritäten, und die kapitale Concord-Sonate bietet natürlich ein herrliches Feld für eine Orchestrierung.

  • Hallo Accuphan,


    am meisten stört mich der insgesamt dumpfe Klang, der in den tiefen Tonlagen zum Dröhnen neigt.


    Bin mal gespannt, wie bei dir die Aufnahme klingt! Außerdem fehlt mir im Klavierkonzert die beidhändige Brillianz des Solisten. Auch dies mag an der Aufnahmetechnik liegen.


    Viele Grüße Thomas

  • Hallo Thomas, die Spannung teile ich. :) Eine Motivation zum Kauf ist sicherlich auch die sich im Sammeln ausdrückende Zuneigung zum Klangkörper.
    Die Sinfonie wäre sonst kein Muss, auch das Klav.-Konz. würde ich sonst nicht wegen des Pianisten kaufen.


    Hier noch eine aktuelle Kritik zu einem Konzert in der Davies:
    http://www.ft.com/cms/s/2/9ec2…eabdc0.html#axzz1FIANTtwL


    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Hallo Accuphan,


    siehst du, da haben wir schon einen großen Unterschied in unseren Hörweisen:


    Mir geht es immer um die Werke, ich will möglichst viele Interpretationen Beethoven`s Werke hören, quasi ein Klangspektrum in den Interpretationen "erhören".


    Jede neu gekaufte CD tritt bei mir gleich in einen Wettbewerb mit den anderen CD`s meiner Sammlung, ohne Ansehen der Ausführenden, ohne "Fan-Pathos" oder anderen Vorurteilen.


    Seltsamerweise kann ich aber die Begeisterung bei anderen für einen Musiker tolerieren, kann die Verehrung für einen Musiker verstehen, besonders nach Live-Erlebnissen.


    Wenn es von MTT eine Studioaufnahme mit Beethoven`s Werken gibt, wäre ich für eine Info dankbar.


    Viele Grüße Thomas

  • siehst du, da haben wir schon einen großen Unterschied in unseren Hörweisen:

    Moin Thomas! Den Unterschied finde ich nicht soo groß...

    Mir geht es immer um die Werke, ich will möglichst viele Interpretationen Beethoven`s Werke hören, quasi ein Klangspektrum in den Interpretationen "erhören".

    Mir geht es - mit Ausnahme der Zusatzqualifikation des persönlich "Sammelwertes" bei manch geschätztem Musiker/ Orchester - auch um's Werk, worum denn sonst? :)

    Jede neu gekaufte CD tritt bei mir gleich in einen Wettbewerb mit den anderen CD`s meiner Sammlung, ohne Ansehen der Ausführenden, ohne "Fan-Pathos" oder anderen Vorurteilen.

    So habe ich das früher sehr stark gemacht, seit einiger Zeit aber treibt es mich nicht mehr so an. Zumal die CD-Sammlung größer wird und dieser "Test" immer länger dauern würde, wenn man sich nicht auf Einzelwerke eines Zyklus z.B., oder einzelne Abschnitte beschränkt.
    Dies wiederum hätte den Vorteil, dass die Zahl der Neuanschaffungen deutlich zurück gehen würde, weil das Vergleichen des Gekauften einfach länger dauert... ;)

    Seltsamerweise kann ich aber die Begeisterung bei anderen für einen Musiker tolerieren, kann die Verehrung für einen Musiker verstehen, besonders nach Live-Erlebnissen.

    Seltsam? Finde ich gar nicht! Ich halte das für völlig normal, zumindest beanspruche ich die Normalität schon aus Eigennutz, denn dies entspricht (meistens) auch meiner Haltung. Warum auch nicht? Und wenn ich nicht im selben Konzert war, kann ich dazu auch nichts sagen.

    Wenn es von MTT eine Studioaufnahme mit Beethoven`s Werken gibt, wäre ich für eine Info dankbar.

    Ich habe keine, es gibt aber eine ältere, die ich unbedingt haben will, die aber wohl schon lange "out of print" ist. Ein Schulfreund erzählte mir vor Jahren, er habe diese Aufnahme mit MTT gehabt und es wäre die schlechteste Fünfte gewesen, die er je gehört hätte. Das hat mich natürlich angestachelt, ich konnte die Aufnahme allerdings noch nicht ausfindig machen. Er sagte, sie sei mit dem Chicago Symphony gemacht worden, das LSO halte ich für wahrscheinlicher, weiß es aber nicht.
    Das Urteil des Freundes ist insofern ungefährlich, als er ca. eine (!) Aufnahme der Fünften hat, selten Klassik hört und nicht sagen konnte, wie er zu diesem Urteil kam... :wacko:
    Ich habe aktuell zehn Zyklen auf CD und muss zugeben, dass ich den inhaltlich-interpretatorischen Überblick nicht mehr so ganz habe. Außerdem stechen mir die Aufnahmen mit Paavo Järvi und Jos van Immerseel ins Auge. Da geht noch was!
    Viele Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Es gibt Beethovens Sinfonien mit MTT.
    1 und 2 mit dem English Chamber, 4 und 5, und 7 und 8, und 9. Die Dritte mit dem San Francisco und dem St. Luke's. Ich habe 7 und 8, sie sind hervorragend, ebenso seine fantastique von Berlioz.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)



  • Was sind "diverse Gershwin-Opern"?


    :hello:




    1) Gershwin: Let 'Em Eat Cake
    Libretto: Songtexte: I. Gershwin, Buch: G.S. Kaufman, M. Ryskin



    2) Gershwin: Of Thee I Sing
    Libretto: Songtexte: I. Gershwin, Buch: G.S. Kaufman, M. Ryskind


    Aufnahmen: 1987
    Dirigent: Michael Tilson-Thomas
    Orchestra of St. Luke's
    New York Choral Artists
    mit Paige O'Hara, David Garrison, Jack Gilford, Maureen McGovern


    Label: CBS


    Quelle: [A. Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen, S. 5089]


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose