Ich war gerade mal wieder ein paar Wochen in Berlin und habe mich amüsiert, dass an allen Litfaßsäulen Plakate hingen, auf denen typisch berlinisch behauptet wurde, Berlin sei "Die Hauptstadt der Oper".
Und dann habe ich etliche Aufführungen gehört: in der Staatsoper, die jetzt ja im Schillertheater spielt, in der Komischen Oper, in der Neuköllner Oper und last but not least in der Deutschen Oper. Natürlich ist die Fülle und Breite des Angebots einfach imponierend. Und man hört zumindest in der Deutschen Oper und in der Staatsoper auch fantastische Orchester, zudem in der Deutschen Oper einen absolut konkurrenzlosen Chor. Auch begegnet man nicht wenigen Dirigenten, die einer Aufführung Profil geben.
Aber wie viele wirklich große Leistungen von Sängern werden heute geboten? Um ehrlich zu sein: da sieht die Bilanz etwas ernüchternd aus. Wenn man höchste Maßstäbe anlegt, konnte man eigentlich nur mit der Leistung von Petra Lang zufrieden sein, die als Cassandre in "Les Troyens" hinreißend gesungen und sehr intensiv gestaltet hat. Andere Solisten waren immerhin befriedigend oder sogar gut. In der Komischen Oper bekam man in Glucks "Armida" eine eindrucksvolle Ensembleleistung - aber herausragend war keiner der Solisten. Nun geht es mir in Amsterdam oder London, Essen oder Zürich meist kaum besser. Insofern ist ja vielleicht die fröhlich großsprecherische Parole Berlin sei "Die Hauptstadt der Oper" vielleicht doch gar nicht so abwegig.
Mich würde mal interessieren, wie Ihr das seht? Was hab ihr für Erfahrungen gemacht an der Spree. Und wo ist es eigentlich besser?