Liebe Taminoianer
Dieser Thread entstand aus "gegebenem Anlass" - weil ich nämlich in eiinem Thread der dem vergleichenden hören von Bachs Brandenburgischem Konzert gewidmet war, geschrieben habe
"Keine Angst, es geht hier nicht um "Analysen" sondern um des rasche Niederschreiben flüchtiger Eindrücke."
und ergänzt habe
"Damit liegt man meist ohnesdies einigermaßen richtig...."
Das wurde beanstandet - und ich meine darüber kann man diskutieren, bzw finde das sogar legitim. Aber wenn wir das im Bach Thread machen , so wird er "zerschossen" - eigentlich ist er es ja schon...
Ich habe die Auffassung vertreten, und tue es weiterhin, daß eine genaue Werksanalyse für Kritiken nicht erforderlich ist, ja ich finde sie teilweise sogar hiinderlich.
Um das zu begründen muß ich jedoch ausholen, bzw erklären WARUM
Und natürlich muiß man auch die Gegenposition sehen.
Was soll eine vergleichende Rezensieon, oder besser gesagt Beschreibung eigentlich bewirken ?
Es gibt ja verschiedene Arten von Analytischer Kritik. Zum einen wurde - vor allem im 19. Jahrhundert, aber auch schon früher, die Qualität einer komposition beschrieben. Wie wir wissen ist das oft schief gegengen, selbst wenn Musikwissenschafter am Werk waren.
Diese Art von Kritik scheidet heutzutage weitgehend aus, obwohl ja auch heute alter Kompositionen bewertet werden - oft nach völlig anderen, oft weltanschaulichen Kriterien.
Mehrheitlich werden jedoch heute Interpretationen beschrieben . Es sit nun die Frage, inwieweit dies einer Strukturanlyse und Kenntnis des Notenmaterials bedarf.
Man kann selbstverständlich die Meinung vertreten, lediglich der Kenner des "Strickmusters" könne über die Qualität und Notentreue der Interpretation eines werkes ein Urteil abgeben,
Das ist ein verlockend logischer Gedanke. Dennoch muß zugegeben werden, daß, obwohl Dirigenten und Solisten das Notenlesen beherrschen, sie oft zu fundamental andern Interpretationen neigen.
Wenn dem aber so ist, dann ist das Notenlesen, bzw die Kenntnis um die Struktur eines Werkes auch nur ein Anhaltspunkt- mehr nicht.
Wohl ist es die Voraussetzung dafür - festzustellen wie Notengetreu eine Interpretation ist.
Aber es gibt Interpretationen die sehr "frei" sind - und dennoch - oder gerade deshalb überzeugen.
Jedermann weiß, daß Glenn Gould geradezu eine Kaskade von Freiheiten herausnimmt - und daß er die Werke gegen den Strich bürstet.
Und man kann das auch beschreiben. Herbert von Karajan und Otto Klemperer . sie beide kannten die Noten - aber wie verschieden klingt ein und dieselbe Beethoven Sinfonie......
THeoretisch ist man im Vorteil, wenn man genau jede Abweichunng von Notentext und Tradition sachlich benennen kann, praktisch bringt es aber nur dann etwas, wenn das Publikum - und für dieses ist ja die Kritik eigentlich gemacht - die Kritik auch verwerten und verstehen kann.
Daher hat sich - sehr zur Unlust mancher Musikwissenschafter - eine eigene blumenreiche Sprache gebildet, die man wenig schmeichelhaft, Kritikerlatein nennen könnte, die aber im Allgemeinen recht brauchbar ist und - richtig angewandt. die wesentlichen Parameter einer Interpretation
so beschreibt, daß sie jeder Musikfreund - so er will - versteht....
Kritk muß jedoch nicht unbedingt wertend sein, sie kann sich auch mit einer neutralen Berschreibung begnügen....
So - jetzt seid Ihr dran...
mef aus Wien
Alfred