Dieser Thread ist – wie schon der Name sagt - den Cellokonzerten von Luigi Boccherini gewidmet. Zwar gibt es schon einen allgemeinen Thread über diesen Komponisten, der auch die Callokonzerte teilweise mit einschließt, aber meiner Meinung nach handelt es sich bei Boccherinis Cellokonzerten um die bedeutendsten ihrer Zeit – gleichberechtigt neben jenen von Joseph Haydn.
Man könnte nun sagen, Haydns Konzerte hätten im Gegensatz zu jenen von Boccherini mehr Beachtung erfahren, aber auch das stimmt nur teilweise – oder eigentlich heute nicht mehr, denn auch die Cellokonzerte von Haydn sind lange Zeit so in der Versenkung verschwunden gewesen, dass bei einigen die Authentizität zweifelhaft ist, und eines von ihnen lange Zeit als verschollen galt.
Ähnlich verhält es sich auch mit Boccherinis Cellokonzerten, wo es neben gesicherten Werken auch unsichere Zuschreibungen gibt.
Lange Zeit war überhaupt nur EIN Konzert dieser Gattung von Boccherini bekannt (obwohl das Cello ja seine ureigenste Domäne war) – und das war eigentlich nicht wirklich von Boccherini selbst, sondern eher ein Potpourri aus einigen seiner Konzerte –zusammengestellt von Friedrich Grützmacher (1932-1903), welcher das
Cellokonzert Nr.9 B-Dur G 482. bearbeitetet. Er machte den Solopart brillianter und fügte diverse Stellen aus anderen Werken Boccherinis hinzu, sodaß das eigentliche Werk Boccherinis eigentlich zerstört wurde
Boccherinis Kammermusik und seine Cellokonzerte wurden immer wieder mit Haydn verglichen und an ihm gemessen – natürlich zu seinen Ungunsten, aber bei aller (oberflächlichen) Ähnlichkeit
Wäre ich geneigt zu sagen, dass der südländische Charakter unüberhörbar ist, und dass Boccherini „süßlicher“ klingt als Haydn. „Süßlich“ ist ja für die meisten Musikfreunde heutzutage ein Negativbegriff – in einer Zeit, wo man voller Befriedigung vermerkt eine Aufnahme sei „rauh“ und „mit Ecken und Kanten“….
Nehmen wir also den Begriff, „lieblich“ oder „schmeichelnd“ oder auch „weich“ Sie ist aber niemals belanglos, auch wenn sie – hierin teilt sie das Schicksal mit jener von Vivaldi – oft so eingestuft wird.
Boccherini war in seiner Jugend vorzugsweise Virtuose auf dem Cello, manche meinen der bedeutendste seiner Zeit, und die Konzerte weisen teilweise beachtliche Schwierigkeiten auf, wae also auch zu Demonstration eigener technischer Überlegenheit bei der Beherrschung des Instruments gedacht....
Heute werden 11 bzw 12 Cellokonzerte Boccherini zugeschrieben, wobei die Nummerierung uneinheitlich ist – zumindest habe ich auf Plattencovern verschiedene Nummerierungen für ein und dasselbe Konzert gefunden, daher rate ich – im Verlaufe des Threads zusätzlich zu allfälligen Nummerierungen der Konzerte die Nummern des Werksverzeichnisses zu verwenden, es handelt sich umm jeweils eine Nummer, der ein G vorangestellt ist, nach dem Verfasser des Verzeichnisses Yves Gerard.
Beginnen wir vielleicht bei G 479, das als Nummer 3 angeführt wird.
Nach dem schwungvollen Beginn, der entfernt an eine Sturm-und-Drang- Sinfonie von Joseph Haydn erinnert, pendelt das Allegro zwischen temperamentvoll und lieblich, wobei letzteres vor allem auf die Solopassagen zutrifft.
Der Kontrast zwischen dem temperamentvollen Orchester und dem in sich ruhenden Thema des Cellos verleiht dem Satz seinen besonderen Reiz, aber diesen Kunstkniff werden wir noch oft bei Boccherini finden.
Der 2 Satz. Ein Adagio kann schon fast als „kitschig schön“ bezeichnet werden, man möchte vergehen bei soviel melancholischem Liebreiz.
Allerdings ist das nicht bei jeder Aufnahme gleich ausgeprägt
Besonders ausgeprägt fan ich diese Attribute bei der Einspilung von Brilliant- Classics, wo Enrico Bronzi Dirigent und Solist in Personlunion ist, wogeen die Naxos- Aufnahme ein wenig nüchterner zur Sache geht.
Der Dritte Satz ist – fast wie bei Vivaldi – wieder feurig und schnell, wobei sich erneut Temperament und Melodienseligkeit sich die Waage halten…..
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred