Giuseppe TARTINI - Der Barockmeister und der Teufel

  • Hallo allerseits,


    ich kann mich für kuriose Geschichten begeistern, weshalb ich unweigerlich auf den italienischen Barockkomponisten Giuseppe Tartini (1692-1770) stoßen musste. Das ist er:

    Keine Schönheit der Mann, aber umso bewegter war anscheinend sein Leben: Kurz vor der Priesterweihe stehend änderte er komplett sein Leben, nachdem er Veracini (Geigenvirtuose und Komponist) in Venedig hatte spielen hören. Er heiratete heimlich, was die Obrigkeit erzürnte und zu Flucht und Verfolgung führte. In einem Kloster untergetaucht widmete er sich der Musiktheorie und dem Geigenspiel. In jenem Kloster in Assisi soll er einen Traum gehabt haben: Der Teufel sei ihm im Schlaf erschienen und spielte ihm eine betörende Melodie auf der Geige vor. Diese Musik versuchte Tartini noch in der gleichen Nacht festzuhalten – zu seiner eigenen Verzweiflung jedoch nur unvollkommen, obgleich er die damit entstandene „Teufelssonate“ selbst als sein bestes Werk bezeichnet.


    Soweit dazu. Mir gefiel diese Geschichte, also hörte ich mir diese legendäre Sonate an; meine Wahl fiel auf David Oistrach. Wahrlich teuflisch und rasant klingt hier dieses Werk.


    Da Barockmusik aber auch nach einem Barockgeiger verlangt, legte ich mir alternativ die Aufnahme mit Andrew Manze zu.


    Doch welch Erstaunen: Während Oistrach diese berauschende Sonate in knapp 15 Minuten spielt, benötigt Manze dazu 19 Minuten. Hier klingt gar nichts mehr teuflisch, sondern eher „himmlisch“.


    Nun gut. Tartini geriet wohl zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit; da er jedoch mehr als 125 Violinkonzerte, ca. 150 Violinsonaten und viel sonstige Kammermusik schrieb, sollte ja dieses oder jenes Werk noch Erwähnung finden.


    Wie seht Ihr das? Was fällt Euch zu Tartini ein?


    Gruß, Cosima

  • Salut, Cosima,


    ich kenne von Tartini lediglich die Teufelstrillersonate. Ich denke, wir sprechen vom selben Stück. Ich meine, dass das Teuflische sich nicht zwingend in der Interpretation des Werkes ausdrückt [ausdrücken sollte], sondern, dass die Bezeichnung sich eher auf die [technisch] teuflischen Triller im Werk bezieht. Kann mich aber auch täuschen...


    Tartitni hat übrigens auch einige musiktheoretische Werke verfasst; man nimmt an, dass Leopold Mozart Teile dieser damals umstrittenen Schriften für seine Violinschule verwendet hat [als Vorlage zumindest].


    Tartini wurde in der Nähe von Triest geboren - absolut sehenswerte Stadt und Landschaft!


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Cosima,


    seit ich vor einiger Zeit selber auf der Suche nach einer Aufnahme war hatte ich mir diese auf den Merkzettel geschrieben!



    Steht jetzt im "Einkaufswagen" :D

  • Hallo Ulli,


    soweit ich weiß werden beide Bezeichnungen verwendet oder auch einfach „Der Teufelstriller“. Dem Booklet der Manze-CD entnehme ich folgenden Text (aus einem Brief von Tartini an J.J. de Lalande – ein befreundeter Komponist?):


    „Das Stück, das ich anschließend komponierte, ist zweifellos mein bestes und ich nenne es noch immer Die Teufelssonsate, aber sie reicht so wenig an jenes überwältigende Stück heran, dass ich meine Geige zertrümmern und die Musik für immer aufgeben würde, um in den Besitz zu gelangen.“


    Berühmt ist in der Tat der Triller im letzten Satz, aber auch ansonsten klingt sie mir violintechnisch recht anspruchsvoll (was ich aber nur laienhaft beurteilen kann).


    Gruß, Cosima


    P.S. an Richard: Hör doch aber alternativ mal in die Oistrach-Aufnahme rein, die ist schon sehr schön. Und schreib doch mal bitte etwas über die Frau Haendel, sobald sie da ist :yes:. Von der Dame habe ich nämlich noch gar nichts gehört.


    Nachtrag: Ich sehe und höre gerade, dass ich doch etwas von Ida Haendel kenne, nämlich das Violinkonzert op. 53 von Dvorák. Nun ja, die Aufnahme ist von 1947, aber gar nicht mal so übel in der Klangqualität. Scheint recht temperamentvoll gewesen zu sein die Dame, ein sehr „eigener“ Stil irgendwie, der da zu hören ist.

  • Hallo Cosima


    Viel früher hätte ich schon gern geantwortet, würde nicht allmählich die Verwaltung des Forums zu meiner Hauptbeschäftigung hier.


    Tartini ist leider tatsächlich ein wenig aus der Mode gekommen.
    Immerhin gibt es seit einigen Jahren das Projekt einer Gseamteinspielung seiner Violinkonzerte. Ob das je abgeschlossen wird entzieht sich meiner Kenntnis.



    Wie man unschwer sehen kann handelt es sich durchwegs um Ersteinspielungen.- Ein Lobenswertes Unterfangen - und eine Marktklücke. Die Kritiken, die ich kenne ließen allerdings an der Interpretation nicht allzuviel gutes - Mittelmaß - mehr nicht.
    In der Tat kann die Aufnahme nicht in die Spitzenklasse eingereiht werden, man möcht weinen, wenn man bedenkt was Carmignola /Marcon (vorzugsweise noch auf Sony) aus diesen Werken herausgeholt hätten.


    Aber was nicht ist - ist nicht.


    Um gerecht zu sein - ich habe einige dieser Aufnahmen (glücklicherweise kann man die einzeln kaufen - früher war das selbstverständlich - heute muß man es extra lobend erwähnen) und sie sind ganz passabel, so daß ich die Serie langsam aber sicher fortsetzen werde.
    Was Besseres - so scheints - kommt ohnedies nicht nach... :D


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Immerhin gibt es seit einigen Jahren das Projekt einer Gseamteinspielung seiner Violinkonzerte. Ob das je abgeschlossen wird entzieht sich meiner Kenntnis.


    Salut,


    bei angeblich 130 [in Worten: einhundertunddreißig!] Violinkonzerten wäre das ein Marathon. Jeden Monat eines eingespielt, wäre man zu seinem 323. Geburtstag am 8. April 2015 damit fertig.


    Interessant, dass immer die Geige mit dem Adjektiv "teuflisch" gekoppelt wird - wie auch der Teufelsgeiger Paganini. TeufelssängerInnen oder -pianisten wurden noch nirgends erwähnt.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat von Alfred_Schmidt

    In der Tat kann die Aufnahme nicht in die Spitzenklasse eingereiht werden, man mäöcht weinen, wenn man bedenkt was Carmignola /Marcon (vorzugsweise noch auf Sony) aus diesen Werken herausgeholt hätten.


    Hallo lieber Alfred,


    ja, ich kann es mir vorstellen – einen kleinen Eindruck davon erhält man immerhin auf dieser CD:



    Concerto Veneziano
    Vivaldi:Konzert RV 583 für Violine, Streicher "in due cori",2 Cembali;Violinkonzert RV 278
    Locatelli:Violinkonzert op. 3, 9
    Tartini:Violinkonzert D. 96


    Giuliano Carmignola, Venice Baroque Orchestra, Andrea Marcon


    Carmignola ist mir derzeit der liebste der Barockviolinisten; er hätte genau das richtige Feuer (Manze ist mir hier allzu brav). So üben wir uns halt in Geduld oder begnügen uns mit dem Wenigen, was es gibt.


    Gruß & gute Nacht,
    Cosima



    P.S. an Ulli: Ich denke, dass dieses „teuflisch“ eng mit Paganini verbunden ist, der ja landläufig als Inbegriff des „teuflischen“ Geigers gilt, nicht zuletzt wegen seines angeblich „satanischen“ Äußeren.

  • Salut Ulli


    Zitat

    bei angeblich 130 [in Worten: einhundertunddreißig!] Violinkonzerten wäre das ein Marathon. Jeden Monat eines eingespielt, wäre man zu seinem 323. Geburtstag am 8. April 2015 damit fertig.


    Ein interessantes Rechenexempel. In welchem Zahlensystem rechnest du da? :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut, Theophilus,


    ich habe mich um ein Jahr verrechnet und bitte um Nachsicht! Tartini ist am 8. April 1692 geboren [mein Kenntnsstand]. Der 324. Geburtstag ist demnach am 8. April 2016.


    006 Monate für 2005
    120 Monate für 2006-2015
    004 Monate für 2016
    --------------------------------------
    130 Monate
    =====================


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Salut,


    Der Titel "Teufelstrillersonate" ist der wohl geläufigste für die Sonate g-moll für Violine und Klavier, so auch die IMC-Ausgabe New York [edited by Fritz Kreisler], welche mir hier vorliegt. Der Titel beschreibt eindeutig die im IV. Teil [Allegro assai] Auftakt 31 beginnenden Triller in der Violine. Das "Teuflische" ist der technische Umstand, dass die Violine zweistimmig spielt: der Triller unterlegt mit Bindungen. Im Besonderen ist hier trillertechnisch noch die Cadenza hervorzuheben, in der nicht nur "echte" Triller gefordert sind, sondern auch kleine Terzen, welche quasi triller gespielt werden sollen.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Cosima,


    mittlerweile mehrfach gehört habe ich die Aufnahme der Sonate mit Ida Haendel und Alfred Holecek.


    Eine wunderbare Einspielung der Sonate wie ich finde und Haendel meistert die Schwierigkeiten als wäre gar keine vorhanden.
    Grandios.


    Der Klang ist dabei durchaus ordentlich.


    Kann ich Dir nur empfehlen und das ist nicht das einzige Highlight auf der CD.


  • Sagitt meint:


    Wenn man Oistrakh oder Szeryng mit dieser Sonate gehört hat, sind absolute Maßstäbe gesetzt worden. Frau Mutter hat einmal eine leicht verkitsche Orchesterversion mit Levine gemacht, geigerisch aber auch sehr gut.
    Aber die beiden Großmeister spielen so virtuos, mit breitem Ton, für die Doppelgriffe natürlich ein deutliches Prä, da möchte man leptosome Fassungen wirklich nicht hören, Namen erspare ich mir heute.

  • Zitat von Richard

    Kann ich Dir nur empfehlen und das ist nicht das einzige Highlight auf der CD.


    Hallo Richard,


    der Thread ist ja schon etwas älter - die Haendel-Aufnahme kenne ich inzwischen auch. Ich finde sie auch recht gelungen (die ganze CD eigentlich, sofern ich mich gerade recht erinnere), wobei ich Oistrach aber nach wie vor eindeutig bevorzuge.


    Gruß, Cosima

  • Also eine ganz einwandfreie Originalklang-Aufnahme von Konzerten des großartigen Meisters gibt es mit dem Ensemble 415 unter Chiara Banchini mit den Solisten Dieltiens, Banchini und Gatti:


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  • ...auf alle Fälle, trotz des schönen Namens, ist er kein Italiener! Allenfalls Österreicher.......


    In dem slowenischen Küstenstädtchen PIRAN wurde er geboren. Er trat 1721 in Padua eine Stelle als Konzertmeister an und gründete in seiner Wahlheimat eine Musikakademie. Seine Technik wurde zur Grundlage für das moderne Violinspielen. In seinem Geburtshaus ist ein Gedenkzimmer eingerichtet, ich werde es demnächst besuchen - und darüber berichten.




    DANKE - Kurzstückmeister'chen, daß Du diesen Thread ausgebuttelt hast :lips:

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Cosima
    Hallo allerseits,


    Kurz vor der Priesterweihe stehend änderte er komplett sein Leben, nachdem er Veracini (Geigenvirtuose und Komponist) in Venedig hatte spielen hören.


    Ein Zeitgenosse Tartinis, Antonio Vandini, hat diese legendäre Begebenheit beschrieben:


    "Tartini kam mit seiner Frau nach Venedig. Der Kurfürst von Sachsen
    war dort, und Tartini wurde zu einer Akademie in das Haus seiner
    Exzellenz Pisana Mocenigo gebeten.
    Dort fand er den berühmten Geiger Veracini vor,
    den er dort auch zum ersten Mal spielen hörte.
    Diese ihm völlig neue Art des Geigenspieles demütigte Tartini derart,
    dass er am nächsten Tag Venedig fluchtartig verließ
    und sich voller Verzweiflung zurückzog,
    um intesiv einen besseren Gebrauch des Bogens zu studieren,
    damit er auf den gleichen Stand wie Veracini komme"


    Francesco Maria Veracini wurde übrigens 1717 vom Prinz Friedrich August von Sachsen
    für einen Jahresgehalt von 1200 Talern,
    zunächst ohne Funktion im Dresdner Hoforchester, engagiert.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Nein – Natürlich war Tartini NICHT mit dem Teufel im Bunde, im Gegenteil, er war ursprünglich für eine theologische Laufbahn vorgesehen, aber sein Hang zur Musik war stärker als zu Religion….



    Allerdings hatte er (angeblich) einen Traum in dem das der Fall war. Der Teufel spiele für ihn eine Violinsonate von solch überirdischer Schönheit, dass Tartini der Atem stockte.
    Aus dem Traum erwacht, versuchte Tartini die Melodie nachzuspielen und schriftlich festzuhalten – indes es gelang ihm nicht.


    Dennoch schrieb er unter dem Einfluß des Traumes seine berühmte „Teufelstriller-Sonate“ – Jedoch war das Werk – wenngleich eines der beste Tartinis – nach eigener Aussage - weit entfernt vom Klang dessen was er im Traum gehört hatte….
    Mir scheint, Tartini war einer der Erfinder von dem, was wir heute PR nennen…..


    Ein Vorbild von ihm war Veracini, dessen Spiel ihn über alle Maßen beeindruckt hatte. Als er ihn in Venedig spiel gehört hatte, verließ er fluchtartig die Stadt (so berichten es zumindest die heutigen Quellen) um sein eigenes Violinspiel zu vervollkommnen


    Er stand im Laufe seines langen Lebens (8.4.1692 Pirana- 26.2.1770 Padua)bei verschiedenen Herren und Organisationen im Dienst und war als Violinvirtuose in ganz Europa bekannt und bewundert. 1727 gründet er eine Violinschule


    Nur 7 Jahre Jünger als Bach und 14 jünger als Vivaldi hat Tartini schon ein Bein in der Frühklassik, immerhin werden bei Tartini 3 Schaffensperioden unterschieden, wobei jede Quelle ander Meinungen darüber vertritt.


    Generell aber kann man sagen, dass Tartini ursprünglich von Corelli beeinflusst war, dass es Phasen der Betonung der Virtuosität gab, dass er später aber eher um Ausdruck bemüht war. Wenngleich Tartini zu Lebzeiten ein gefragter , wenn nicht DER Virtuose seiner Zeit war (angeblich über Vivaldi hinaus), so würde man ihm unrecht tun, ihn in diese Schublade zu tun. Er war gleichermaßen Virtuose, Komponist, Lehrer und Musiktheoretiker, der zahlreiche Schriften hinterließ une regte eine Verbesserung im Violinbau an.


    Sein (eher bescheidener) Nachruhm steht in krassem Gegensatz zu seinem Ruhm zu Lebzeiten, der legendär war.


    Der letzte Tartini-Thread im Forum


    Tartini (Der Barockmeister und der Teufel)


    war ja nicht sehr erfolgreich, deshalb wurde er von mir nicht wiederbelebt, sondern ein neuer gestartet, welcher dem geneigten Leser – und auch Mitglied – den Komponisten näher bringen soll.


    Ich würde sagen, dass der leicht melancholische Unterton etlicher Konzerte nicht zu überhören ist, hierin durchaus mit Vivaldi vergleichbar, aber über die Werke und ihre Interpreten werden wir im Laufe – so Interesse besteht – noch ausführlicher berichten.


    Man KÖNNTE sich nun die Frage stellen, wie es denn möglich sei, dass Vivaldi heute sehr gefragt und bekannt ist, Tartini indes nicht.
    Eine Antwort darauf wird schwer zu finden sein – obwohl ja in meiner Jugend auch Vivaldi eher Terra incognita war – sieht man von ein bis drei Hauptwerken ab. Am Nachruhm von Vivaldi musste hart gearbeitet werden.


    Es gibt einige Aufnahmen am Markt, die Gesamtaufnahme seiner Violinkonzerte mit Giovanni Guglielmo und der L´Arte dell Arco für das italienische Label DYNAMICS steht nun wider Erwarten doch vor ihrer Vollendung. 16 von geplanten 17 Folgen sind bereits am Markt, Folge 16 erschien gegen Ende des Jahres 2010, die Folge 17, welche die Aufnahme abschliesst, ist für heuer geplant


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    dass Tartini von Corelli beinflußt war, hört man, denke ich, bei dieser CD. Besonders bei den langsamen Sätzen denke ich ans "Weihnachtskonzert" von Corelli, wer kennt es nicht?


    Von der virtuosen Phase, von der Alfred im neueren Tartini-Thread schreibt, ist hier keine Andeutung zu hören - wahrscheinlich lag sie bei der Komposition dieser Werke schon hinter ihm.


    Bei der Solovioline in den schnelleren Sätzen und kommen mir manche Mozart-Serenaden in den Sinn.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zufällig hörte ich Tartini heute Morgen beim Ergometertraining in der Reha in dieser Aufnahme:



    Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie gleichgültig und unbewegt mich jener ließ ...

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  • Dann wollen wir den Thread noch einmal aufrufen. Mit dieser CD:


    mit Violinkonzerten möchte ich daran erinnern, dass Giuseppe Tartini am 26. Februar 1770 gestorben ist.


    Heute sit sein 245. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • So vergeht die Zeit. Im Juni 2005 zweifelt ich noch ob der Zyklus je vollendet würde. Da bibt es einen Hintergrund, der heute vermutlich vergeesen ist. Es gab auch einige CDs mit Feliy Ayo als Solisten, quasi ein Paralleleprojekt (das indes nie fertiggestellt wurde, und wo ich nicht weiß ob ein Fertigstellung überhaupt je angedcht war) erlce ebenfalls von Dynamic gestartet wurde und noch daß eine sehr ähnliche Optik in Bezug auf die Coverphilosophie hatte.
    Wie dem auch sei - Die Serie mit Giovanni Guglielmo wurde 2010 fertiggestellt und umfasst 29 CDs. Sie wurde 2012 in eine Box umverpackt und um 79.99 Teuro (für 29 CDs) angeboten. Derzeit wurde der Preis erneut um 50% gesenkt, soll heissen die Box kostet nun 39.99 Teuro....


    Ic bin ein wenig verwundert über die vielen guten Kritiken, die man nun ausgegraben hat, denn, ich erinnere mich , daß es während des Erscheinens der einzelnen Editionen eher kritische Stimmen gab, die dem Mammutprojekt zwar Respekt zollten, die Interpretation aber eher alls "neutral" bezeichneten
    Ich habe nun einige stichprobenartige Hörproben gemacht und muß sagen, daß mich diese Aufnahmen nicht wirklich mitreissen.
    Der Klang ist einerseits gelegentlich scharf, ohne aber durchsichtig zu sein. Aber ich glaube die Hauptschwäche liegt bei den Kompositionen. Es gibt sicher einen Grund daß kein weiteres Label wenigstens einen repräsentativen Querschnitt der Violinkonzerte Tartinis im Programm hat .....
    Wie dem auch sei: 2020 jährt sich der Todestag Tartinis zum 250. Mal. Da werden wir dann wissen woran wir sind.......


    mfg aus Wien
    Alfred


    Bemerkung von Februar 2022 - Die Box kostet nun wieder 79.99 - - - MOD 001 Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei mir stehen zwei Versionen der "Teufelstriller"-Sonate im Regal, diese:




    David Oistrach (Violine) und Vladimir Yampolsky (Klavier), Aufnahme: 1956, Abbey Road Studios, London (mono)
    und noch diese:

    aus dem Jahr 1992, die natürlich klanglich weit spektakulärer, musikalisch aber ziemlich sentimental geraten ist.
    Ich denke, wer die Version mit David Oistrach besitzt, braucht nicht unbedingt eine weitere. Bei ihm weiß man nicht, ob "man staunen oder das Kreuz schlagen soll" (frei nach Eduard Hanslick).
    Soviel sei noch gesagt: Sowohl Oistrach als auch A.S. Mutter bieten ein interessantes Programm.

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Tartini ist leider tatsächlich ein wenig aus der Mode gekommen.
    Immerhin gibt es seit einigen Jahren das Projekt einer Gseamteinspielung seiner Violinkonzerte. Ob das je abgeschlossen wird entzieht sich meiner Kenntnis.

    Dieses Projekt - es lief ab 1996 - wurde inzwischen - 2010 - abgeschlossen und auch schon wieder zu einer 29 CD umfassenden Box vereint, welche zudem noch um 50 % verbilligt wurde. Ich werde sie mir aus historischem Interesse kaufen und dann darüber berichten - obwohl ich natürlich bis zu meinem 110. Geburtstag brauchen würde, alles zu hören. (was ich - trotz optimistischer Lebenseinstellung - für eher unwahrscheinlich erachte)

    Berichten werde ich vor allen, wie viele Violinkonzerte tatsächlich aufgenommen wurden, in meinen Quellen steht, er habe ca. 200 geschrieben, wovon 135 lediglich handschriftlich erhalten seien. Ob die mit aufgenommen wurden oder nicht - darüber habe ich nichts gefunden.

    Laut Wikipedie gibt es 135 Violinkonzerte.

    Man muss bei den Quellen immer vorsichtig sein, sie sind alle gefärbt, so schreibt eine Quelle, Tartini sei in Ungnade gefallen - und habe flüchten müssen, weil er als geweihter Priester geheiratet habe, die anderen Quellen schreiben wesentlich glaubwürdiger, es sei gewesen, weil er zum Zeitpunkt seiner Heirat noch nicht mal 18 gewesen sei und sich dem Wunsch der Eltern, eine theologische Laufbahn einzusschlagen widersetzt habe.

    Dann finden wir geschrieben , daß er, nachdem er Veracini gehört habe, sich gedemütigt zurückgezogen habe um sein Violinspiel zu verbessern.

    Eine andere Quelle beschreibt das so, daß er von Veracinis Technik so BEGEISTERT war, daß er sich für 4 Jahre zurückzog um dessen Perfektion zu erreichen. Wiederum erschint mir das die wahrscheinlichere Version zu sein.

    Die Geschichte mit der Teufelstriller-Sonate ist ein klarer Beweis, daß es so etwas wie Image-Marketing schon vor dreihundert Jahren (und vermutlich früher) gegeben hat.


    Inzwischen - quasi als Überbrückung - habe ich eine Neuaufnahme von BRILLIANT CLASSICS erworben, welch einerseits zwei Violinsonaten, andererseits zwei Violinkonzerte enthält, die als Ersteinspielungen angepriesen werden, die im Katalog des griechischen Musikwissenschafters Minos Dounias (1900-1962) nicht ehnthalten sind, welcher 1935 erschienen ist.

    Bedauerlicherweise greift kaum ein Label auf dieses Verzeichnis (welches mit "D" abgekürzt wird) zurück. Was sehr schade ist, denn die Violinkonzerte Tartinis sind unübersichtlich geordnet - zudem gibt es viele Revisionen. Dieser Katalog umfasst NICHT die Kammermusik etc sondern ist auf die Violinkonzerte beschränkt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Konzert für Violine und Streicher in a.moll 941GT a.06




    Die bereits erwähnte und auch hier erneut gezeigte Neuerscheinung enthält zwei nicht im Katalog enthaltene Werke Tartinis, was ebenso verwunderlich wie erfreulich ist. Hier nun mal die Kenndaten des ersten dieser Konzerte


    1) Allegro

    2) Grave

    3) Allegro


    Erwartet man nun ein brilliantes Virtuoses Feuerwerk wird man - je nach persönlichen Vorlieben - enttäuscht oder angenehm überrasch sein, den es ist ein eher subtiles Werk zu hören, mit einem melancholischen Mittelsatz, der (mich) an einige Konzerte Vivaldis erinnert, wie sie Giuliano Carmigniola interpretiert. Auch Laura Marzadori gelingt dieser innige Ton - und wie ich erst während meiner weiteren Recherche nachlese , hat sie auch ein Jahr lang an einer Meisterklasse von ihm teilgenommen. Aber auch ihre anderen Lehrer und Förderer in ihrer Jugend, Juryvorsitzender ihrer Wettbewerbspreise können sich sehen lassen.


    In diesen Zeiten halte ich es für angebracht auf Interpreten, die zwar angesehen, aber weder bei Wikipedia gelistet, noch für ein "Großes Labal" aufnehnem durch einen Link auf ihre Webseite (so vorhanden - was leider nicht immer der Fall ist) bekannter zu machen - weil wir sie auch nach der Krise wieder hören wollen.



    http://www.lauramarzadori.it/en-us/

    http://www.orchestrabusoni.it/home.html


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Tartini (Der Barockmeister und der Teufel)“ zu „Giuseppe TARTINI - Der Barockmeister und der Teufel“ geändert.
  • Interessant auch die Geschichte mit der "Teufelstriller "Sonate. Oft wird sie so interpretier,t als habe der Teufel sie Tartini suggeriert. Znd man stellt sich eben "teuflische Musik vor". Die lüsternen Damen de 18. Jahrhundert erschauerten schon bei dem Gedanken, der Teufel persönlich habe sie aufgeschrieben...

    Die Geschichte wurde aber von Tartini anders erzählt. WIKIPEDIA schreibt:


    In den Bereich einer romantisierenden Legende ist wohl die nachfolgende Äußerung, die angeblich von Tartini stammen soll, anzusiedeln.


    „Eines Nachts träumte mir, ich hätte einen Pakt mit dem Teufel um meine Seele geschlossen. Alles ging nach meinem Kommando, mein neuer Diener erkannte im voraus all meine Wünsche. Da kam mir der Gedanke ihm meine Fiedel zu überlassen und zu sehen was er damit anfangen würde. Wie groß war mein Erstaunen, als ich ihn mit vollendetem Geschick eine Sonate von derart erlesener Schönheit spielen hörte, dass meine kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Ich war verzückt, hingerissen und bezaubert; mir stockte der Atem, und ich erwachte. Dann griff ich zu meiner Violine und versuchte die Klänge nachzuvollziehen. Doch vergebens. Das Stück, das ich daraufhin geschrieben habe, mag das Beste sein, das ich je komponiert habe, doch es bleibt weit hinter dem zurück, was ich im Traum gehört habe.
    -----------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Im ersten Moment mag man an geschickte Werbung denken - Ist es aber eher nicht.
    Denn Tartini behauptet einerseits, der Teufel habe "mit erlesener Schönheit" gespielt - nicht wild, nicht aggressiv, nicht "teuflisch" Das deckt sich übrigens mit viele Vorstellungen, die man sich vom Teufel macht. Er erfüllt Verträge, er ist freundlich und umgänglich (zumindst bis er die Seele hat), weltgewandt, gebildet - eben ein gefallener Engel (Luzifer = Lichtträger) ein radikaler Dissident, der die Obrigkeit missachtet hat. Ein Teufel der a priori schon hässlich und gefährlich erscheint, wird erfolglos agieren.
    Auch wenn Tartinis Teufel nur ein Traum- oder Trugbild ist, so beschreibt er dessne Wirkung uns Ausstrahlung ziemlich genau.
    Und der Traum dürfte ihm ziemlich unter die Haut gegangen sein. Denn er hat seinen Meister gefunden, jemanden der wesentlich besser spielte als er selbst. Dies öffentlich zuzugeben muß Überwindung gekostet haben.

    Und es gibt sie - diese Träume wo man eine wunderbare Musik hört, die man leider nicht in die reale Welt hinüber retten kann...



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist mir ein besonderes Bedürfnis, die Mär vom "hässlichen" Tartini die an Hand eines MO entstellenden "Portraits", das immer wieder modifiziert wurde (und zwar nicht zum Vorteil des Abgebildeten !!) zumindest in Frage zu stellen. Hier finden wir einalternatives Portrait, wo er durchaus gut aussehend und hintergründig charismatisch erscheint....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !