Umjubelte „Traviata“-Aufführung – DOB 6.02.2011

  • Nach nur wenigen Wochen lenkte ich meine Schritte erneut in die Deutsche Oper Berlin zur Götz-Friedrich-Inszenierung der „La Traviata“, jener Verdi-Oper deren Uraufführung am 6. März 1853 im Teatro La Fenice in Venedig zu einer herausragenden Novität wurde. Denn bis dato wurde auf die Dramatisie- rung einer modernen aktuellen Stoffgrundlage verzichtet. Auch wenn die Uraufführung des Werkes, dass nach dem berühmten Dumas-Stoff der „Kameliendame“ entstanden ist, zunächst ein Misserfolg wurde, war ein späterer Siegeszug dieser Oper nicht mehr aufzuhalten.

    Der Besuch dieser Aufführung an der Deutschen Oper Berlin wurde durch die darstellerische und sängerische Leistung von Anja Harteros zu einem wahren Ereignis. Sie bot ein herzzereißendes Rollenporträt, das richtig unter die Haut ging. Noch nie zuvor hat mich eine Interpretation der Violetta dermaßen berührt. Ihre angenehme Sopran-Stimme vermochte alle Klippen der Partie zu meistern. Besonders gut gelangen ihr auch die Koloraturen. Welche deutsche Sopranistin von Weltrang kann sowohl eine Lohengrin-Elsa als auch eine Violetta so überzeugend singen und darstellen? Ihre Partner hatten es dadurch nicht leicht, sich von ihrem großen Schatten zu lösen. Da war zunächst der junge slowakische Tenor Pavel Cenoch, der den Alfredo gab. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten sang er sich frei und wurde so zu einem Partner in Augenhöhe zur Harteros. Er war weniger der wild-stürmische als viel mehr der emotional-zurückhaltende Liebhaber. Für den erkrankten Simon Keenlyside sang der zum Ensemble der Deutschen Oper Berlin gehörende Bariton Markus Brück die Partie des Vaters Germont. Seine Rollenporträts sowohl aus gesanglicher als auch aus darstellerischer Sicht sind immer beeindruckend. So auch an diesem Abend.

    Der Chor der Deutschen Oper Berlin stellte erneut unter Beweis, dass er zu besten deutschen Opernchören zählt.

    Meister des Taktstocks an diesem Abend war der Frankokanadier Yves Abel, Erster Ständiger Gastdirigent der Deutschen Oper Berlin. Für seine Leistung gemeinsam mit dem Orchester gab es verdient viele Bravo-Rufe.


    Insgesamt war das ein unvergesslicher Opernabend, der Maßstäbe setzte.


    :hello: LT