Claude Heater – Vom Bariton zum Heldentenor

  • Beiläufig erwähnt wurde er zwar schon, aber einen eigenen Thread bekam er bis heute nicht. Dem sei hiermit abgeholfen. ;)



    Claude Heater (geb. 25.10.1927 Oakland/Kalifornien), US-amerik. Bariton, später Tenor.


    Vita:


    - 1954 Debüt in den USA als Bariton im Konzertsaal
    - 1956/57 am Stadttheater Basel
    - 1957-1959 an der Städtischen Oper Berlin
    - 1959-1961 an der Wiener Staatsoper
    - 1959 Darsteller als Jesus Christus im Film "Ben Hur" von William Wyler
    - 1961-1964 Wechsel zum Tenorfach mit Gesangsstudium bei Mario del Monaco und Max Lorenz
    - 1964-1968 Mitglied der Bayerischen Staatsoper München
    - bei den Bayreuther Festspielen 1966 als Melot ("Tristan und Isolde") und Siegmund ("Die Walküre")
    - Gastspiele in Amsterdam, Brüssel, Hamburg, Stuttgart, an der Deutschen Oper Berlin, der Semperoper in Dresden, der Mailänder Scala, am Teatro Liceo Barcelona, an der Oper von Bordeaux, am Grand Théâtre Genf, an der Nationaloper Budapest sowie am Teatro Fenice Venedig; ferner beim Festival von Spoleto 1968 (als Tristan); weitere Gastspiele in Nord- und Südamerika und Afrika
    - neben seinen Wagner-Rollen sang er u. a. Othello, Samson und Florestan
    - lebte lange Zeit in München


    Aufnahmen:


    - Wagner: "Tristan und Isolde", Bayreuther Festspiele 1966, CD DG (Windgassen, Nilsson, Ludwig, Talvela, Waechter/Böhm) (weltberühmt), als Melot
    - Wagner: "Tristan und Isolde", 1970, Video (van Quaille, Patris, Greindl, Richardson, van Helvert/Vandernoot), als Tristan

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • - bei den Bayreuther Festspielen 1966 als Melot ("Tristan und Isolde") und Siegmund ("Die Walküre")


    Ursprünglich hatte er im folgenden Jahr den Siegfried singen sollte aber davon hat die Festspielleitung nach dem nun nicht wirklich überzeugenden Siegmund lieber Abstand genommen. Man muss allerdinge hinzufügen: Inzwischen war Wieland Wagner gestorben, der von Heaters blendender Bühnenerscheinung und seiner Fähigkeit, sich voll und ganz auf ein Regiekonzept einzulassen, hingerissen war.


    Sieht man sich mal an, wo und mit wem Heater so überall aufgetreten ist, könnte man den Eindruck gewinnen, er habe eine spektakuläre und glanzvolle Karriere gehabt. Dieser Eindruck trügt allerdings doch etwas!


    Das Spektakulärste war vielleicht sein Debut als Tristan in Hannover, auf das er sich intensiv von Max Lorenz hatte vorbereiten lassen. Ich war damals in der Aufführung und er hat mich voll überzeugt! Das Publikum bereitete ihm nach dem dritten Akt Ovationen - und das fast eine halbe Stunde lang!
    In einem Haus dieser Größenordnung hätte Heater vielleicht das Potential, das er ohne Frage hatte (gutes baritonales Fundament und schlanke strahlkräftige Höhe, blendende Bühnenerscheinung und gestalterisches Engagement), reifen lassen können und ein richtig guter Heldentenor werden können. Aber er zog es vor, an größeren Häusern und nunmehr fast nur noch in schweren Rollen aufzutreten. Den Strapazen war er offenbar nicht gewachsen. So dauerte seine Karriere im Tenorfach gerade mal fünf oder sechs Spielzeiten und die Resonanz bei den Wagner-Fans war doch eher zurückhaltend bis ablehnend. In München, wo er ja 1964 bis 68 engagiert war, hatte er als Henzes KÖNIG HIRSCH durchaus einen guten Erfolg, mit seinen Auftritten im Wagner-Fach eher nicht. So sehr oft wurde er da nach meiner Erinnerung auch nicht wirklich eingesetzt.
    Wenn man mal hören will, wie er so klang: es gibt einen Mitschnitt von TRISTAN UND ISOLDE aus Triest, auf dem er den Tristan singt. Leider kann man da denn auch schon hören, dass die Stimme längst überstrapaziert wurde. Die Intonation ist ein Problem, viele Töne klingen - wie man in München zu sagen pflegte - greislich, die Höhe hatte jeglichen Glanz verloren, wirkliches Legato gelingt ihm gar nicht mehr. Allerdings steht er die Partie mit Anstand durch und nimmt mit seinem großen Einsatz und seiner Fähigkeit, die Fieberträume Tristans rückhaltlos zu durchleben, sehr für sich ein. Dass die Aufnahme heute noch von Interesse ist, hat aber einen anderen Grund: sie hält das Debüt von Caterina Ligendza als Isolde fest!





    - 1959 Darsteller als Jesus Christus im Film "Ben Hur" von William Wyler


    Szenen aus dem Film gibt es natürlich im Internet. Da kann man sehen, wie treffend er als Besetzung der ja nicht einfach zu besetzenden Rolle war.
    Dazu muss man vielleicht noch sagen, dass er engagierter Mormone ist. Nach seiner Karriere als Opernsänger hat er sich ganz intensiv auf religiöse Studien konzentriert und sogar Bücher über religiöse Themen publiziert.


    Übrigens: in der Wiener Staatsper hat er unter Karajan in Pizzetis ASSASSINIO NELLA CATTEDRALE mitgewirkt. Er singt dort den zweiten Priester. Die DGG hatte den Mitschnitt mal veröffentlicht, aber ich weiss nicht, ob es den noch gibt. Bei Tamino gibt es ja Freunde, die leidenschftlich gern sowas recherchieren.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Tenor Claude Heater am 28. 5. 2020 im Alter von 92 Jahren in San Francisco gestorben.


    R. I. P.