Pierre Monteux – Ein großer französischer Dirigent


  • Man höre und staune: Pierre Monteux (geb. 04.04.1875 Paris, gest. 01.07.1964 Hancock, Maine, USA) hat bis heute keinen eigenen Thread bei Tamino! Jean Martinon und Pierre Boulez haben die Ihren längst. Zeit also, diesem Zustand Abhilfe zu schaffen.


    Nach einem Violinstudium am Pariser Konservatorium war er zunächst als Geiger in den Folies Bergère sowie als Bratschist im Geloso Quartett beschäftigt. Hierbei spielte er persönlich noch Johannes Brahms vor, später ein Fixstern in seinem Repertoire. Er war danach viele Jahre im Orchestre des Concerts Colonne in Paris. Als Dirigent sammelte Monteux erste Erfahrungen im Casino-Orcheser in Dieppe. Nachdem er Djagilew und Strawinsky aufgefallen war, durfte er dessen Uraufführungen von "Petruschka" und "Le sacre du printemps" leiten. In Folge des Tumults bei letzterem Konzert wurde Monteux schlagartig berühmt. Es folgten Chefdirigenten-Tätigkeiten in Boston [1919–1924], Amsterdam [1924–1934, neben Mengelberg], Paris [1929–1938], San Francisco [1937–1952] und London [ab 1961]. Außerdem war er von 1917 bis 1919 und 1953 bis 1956 an der Metropolitan Opera tätig.


    Überaus beliebt als Gastdirigent, trat er u. a. mit den Wiener Philharmonikern auf. Auf Schallplatte liegen heute v. a. Werke französischer und russischer Komponisten vor, obschon er persönlich neben Brahms Beethoven und Wagner vorzog. Herausragend insbesondere seine Aufnahme der Symphonie d-Moll von César Franck von 1961, die vielen als Referenz bis heute gilt. Daneben erwähnswert: Ravels "Daphnis et Chloé", Elgars "Enigma-Variationen", Tschaikowskis "Schwanensee" sowie Jules Massenets Oper "Manon". Bereits 1932 begann Monteux, Kurse für angehende Dirigenten zu veranstalten. An seinem Alterswohnsitz in Hancock, Maine, gründete er eine Dirigentenschule, die heute noch existiert. Zu seinen Schülern gehören André Previn, Neville Marriner, David Zinman und Erich Kunzel. Er war dreimal verheiratet und ist Vater des Flötisten und Dirigenten Claude Monteux.


    Sein in Deutschland 1965 geborener Urenkel Kirk Monteux, klassischer Gitarrist und Musikproduzent, setzt die musikalische Tradition seiner Familie mit den künstlerischen Möglichkeiten der modernen Kompositionstechniken fort.


    (nach Wikpedia zitiert)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Na, dann will ich mal nach genau vier Jahren auf einen Schlag die Anzahl der Postings verdoppeln. Pierre Monteux hat heute Geburtstag. Diese tolle Aufnahme von Beethovens Neunter, die ich auch seit vielen Jahren in meiner Sammlung habe, habe ich dazu mitgebracht:



    Heute ist sein 140. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Pierre Monteux starb am 1. Juli 1964. Aus diesem Anlass habe ich Folgendes ausgesucht. Da ist (vielleicht) für Jeden etwas dabei:



    Heute ist sein 51. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Von Pierre Monteux ist mir bekannt, dass er von Wagners Musik regelrecht besessen gewesen sein soll. Dafür gibt es in seiner Diskographie vergleichsweise wenige Belege. Gesamtaufnahmen oder Mitschnitte kompletter Werke habe ich nicht gefunden, nur Ouvertüren, Vorspiele und diverse andere Auszüge aus Musikdramen. Gegen Ende seines langen Lebens kehrte er noch einmal zu Wagner zurück. Im luxuriösen Kurhaus in Scheveningen (Foto unten) leitete er am 1. Juli 1963 im Rahmen des Holland Festivals ein Konzert des Concertgebouw Orchestra, dessen Programm ausschließlich aus Wagner bestand: Tannhäuser-Ouvertüre, Siegfried-Idyll, Vorspiel und Liebestod aus "Tristan und Isolde", Rheinfahrt, Trauermarsch und Schlussgesang der Brünnhilde aus "Götterdämmerung". Für einen 88-Jährigen war das eine enorme Leistung und ein Abschied zugleich. Auf den Tag genau ein Jahr später ist Monteux gestorben. Zeitzeugen erinnern sich, dass er fast reglos vor den Musikern gesessen habe. Alle Impulse seien von äußerst sparsamen Andeutungen und Bewegungen, Blicken und der charismatischen Persönlichkeit selbst ausgegangen. Allein seine Anwesenheit habe genügt, um der Veranstaltung einen außerordentlichen Rang zu verleihen. Wie das bei Auftritten sehr in die Jahre gekommener Künstler oft der Fall ist, die Anerkennung des Publikums gilt nicht nur der aktuellen Leistung. Sie schließt den Ruhm der Vergangenheit mit ein. Monteux und das Orchester kannten sich gut. Der gebürtige Franzose, der später Amerikaner wurde, war zwischen 1924 und 1934 neben Willem Mengelberg der zweite Dirigent dieses berühmten Amsterdamer Klangkörpers.


    Radiostationen in mehreren europäischen Ländern hatten das Konzert übertragen. Das Label Testament sicherte sich nun die originalen Bänder und ließ sie behutsam restaurieren. Herausgekommen ist ein CD-Album, dessen Faszination sich nicht auf Anhieb erschließt. Ich saß damals nicht im Saal ( ;) ), kann mich also nur an den Mitschnitt halten. Er ist in Mono. Das muss kein Manko sein, obwohl hier im Forum Mono nicht den besten Ruf zu haben scheint. Enorme Steigerungen wie sie bei Wagnerscher Musik Knappertsbusch oder Furtwängler zustande brachten, verfehlen ihre Wirkung auch in Mono nicht. Das Letzte, woran ich beim Hören dachte, war also das technisch veraltete Aufnahmeverfahren. Rheinfahrt oder Trauermarsch klingen bei Monteux an keiner Stelle bombastisch oder nur laut. Seine Vorstellung von Größe und Dramatik dieser Musik kommt nach meiner Beobachtung von innen und wird nicht von außen aufgesetzt. Wenn Walhall und die Welt am Ende der Götterdämmerung zu Bruch gehen, entfaltet sich unter den Händen des Dirigenten der musikalische Gedanke und nicht der physische Hergang einer solchen Katastrophe, die gewiss nicht ohne Lärm vonstatten gehen dürfte.


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    Manche Stellen klingen etwas trocken, merkwürdig und fremd, als sei eine in der Instrumentierung leicht veränderte Fassung gespielt worden. Bei wiederholtem Hinhören entpuppen sich solche Momente als Eigenart des Dirigenten, der mit Details mitunter gern sehr frei umgeht und oft eigenwillige rhythmische Akzente setzt. Besonders auffällig wird das im Siegfried-Idyll, das in der Fassung für großes Orchester gespielt wird. Birgit Nilsson ist die Solistin im Liebestod und in der Schlussszene der "Götterdämmerung". Ich habe sie selten so eindringlich, konzentriert und menschlich gehört. Es mag auf die gewiss nicht optimalen akustischen Verhältnissen im Kursaal zurückzuführen sein oder an der Abmischung liegen, dass die Stimme vor allem im Schlussgesang etwas zu sehr in den Vordergrund gerät. Dafür ist alles sehr gut zu verstehen. Erst nachdem der letzte Ton der Sängerin verklungen ist, rückt das Orchester wieder stärker in den Vordergrund.


    Eine sehr schönes Album, das ich erst gestern wieder gehört habe und wärmstens weiterempfehlen möchte.


    Gruß Rheingold


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    Meine Informationen beruhen teilweise auf den Angaben im Booklet.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • In den vergangenen Tagen fiel unter dem Stichwort "Tschaikowsky" mehrfach der Name von Pierre Monteux.


    Diesen Dirigenten habe ich in den frühen 1960er Jahren mit der folgenden LP kennengelernt:

    Symphonien 1 C-Dur, Nr.8 F-Dur, Wiener Philharmoniker, Monteux, Beethoven BEETHOVEN: Sinfonien Nr. 1 & Nr. 8

    mit den Wiener Philharmonikern (Aufnahme: 1960, Wien, Sofiensaal).

    Sie wurde noch von RCA herausgegeben, wie damals praktisch alle Monteux-Aufnahmen, die aber von der DECCA produziert wurden. Zu dieser Zeit gab es einen weitreichenden Kooperationsvertrag zwischen RCA-USA und Decca-GB. Später wurden die meisten Monteux-Aufnahmen aus dieser Zeit von DECCA übernommen und unter diesem Label neu veröffentlicht. So gibt es u.a. auch sämtliche Beethoven-Sinfonien in dieser Kassette:

    in der auch die oben gezeigten LP-Aufnahmen enthalten sind.


    Ich war von ersten Moment an begeistert: Monteux dirigierte mit leichter Hand, aber mit spürbarem Engagement und einer Spielfreude, die ich sofort gefangen nahm. Hier waren Humor, Sorgfalt und französischer Esprit auf wunderbare Weise vereint.

    Von dieser Zeit her rührt meine Vorliebe für diesen großartigen, liebenswürdigen Dirigenten, und so schaffte ich mir nach und nach die meisten seiner Aufnahmen an, zuerst noch auf LP, später dann als CD-Ausgaben.

    Ich kenne keine einzige Aufnahme dieses Dirigenten, die ich als langweilig oder nichtssagend bezeichnen könnte. Ganz spontan fallen mir aber ein paar ganz besondere Preziosen ein, die ich hier hervorheben möchte:

    die dank der australischen DECCA wieder aufgelegt wurden.

    Etliche andere wurden hier bereits von anderen TAMINOs genannt, wie z.B. die großartige Franck-Sinfonie.


    Monteux war auch der Dirigent der berüchtigten Uraufführung von Strawinskys "Le sacre du Printemps" 1913 in Paris. Von diesem Stück hat er eine hervorragende Aufnahme hinterlassen:

    Das alles sind gut klingende Stereo-Aufnahmen aus den Jahren 1958 bis 1963.


    Nicht unerwähnt sollte bleiben, daß Monteux auch ein herausragender Operndirigent war. Besonders seine Aufnahme von Massenets MANON (1955) zählt zu meinen Lieblingsaufnahmen:

    Manon

    Mit Victoria de los Angeles hat er auch eine geradezu ideale Manon zur Verfügung. Klanglich ist die Aufnahme, trotz Mono, recht gut anhörbar.


    LG Nemorino




    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    schön, dass Du auf Monteux hinweist! Der ist in meiner Sammlung absolut unterrepräsentiert. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt eine CD von ihm habe...


    Liebe Grüße

    Holger

  • schön, dass Du auf Monteux hinweist! Der ist in meiner Sammlung absolut unterrepräsentiert. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt eine CD von ihm habe...

    Lieber Holger,


    …. das solltest Du dringend ändern! Monteux ist für mich eine unnachahmliche Mischung von französischem Esprit, musikalischem Feingefühl und einer leichten, aber keineswegs oberflächlichen Musikauffassung.

    Eine CD ist für mich allerdings ganz unverzichtbar, das ist IMO eine klassische "Desert Island"-Aufnahme:

    BRAHMS: Violinkonzert D-dur, op. 77

    Henryk Szeryng (Violine) und das London Symphony Orchestra, Dirigent: Pierre Monteux (Aufnahme: 6/1958, London).

    Leider ist sie in dieser Ausgabe z.Zt. nur zum Mondpreis zu haben, aber es gibt sie auch preiswerter, in dieser 2 CD-Box:

    Die bietet der große Urwaldfluß jetzt zum Preis von 11 € + Versandkosten an. Das ist zwar eine recht spartanische Edition (kein Textheft), aber es gibt u.a. noch eine wahre "Hammeraufnahme" von Brahms' Erster in dem Album: Günter Wand und das Chicago Symphony Orchestra, ein super klingender Live-Mitschnitt aus 1989. Dagegen ist die wahrlich nicht schlechte Wand-Version aus seiner GA von 1982 (mit dem SO des NDR) bestenfalls 2. Wahl. Du kennst meine Skepsis, was Mitschnitte betrifft, aber hier schweigen alle meine Vorbehalte.

    Außerdem enthält das Album noch eine Brahms Nr. 2 unter Monteux, aber leider die alte Monofassung von 1951 mit dem San Francisco SO, die klanglich recht kläglich ausgefallen ist. Dafür ist das Violinkonzert von 1958 in sauberem STEREO ganz einfach eine Offenbarung. Ich habe von diesem Konzert mindestens 20 Aufnahmen im Regal, doch IMO übertrifft diese alle übrigen. Ich kann sie nur wärmstens empfehlen!


    LG, Nemorino :hello:



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Brahms: Violinkonzert D-dur, op. 77 mit Szeryng / Monteux

    Dafür ist das Violinkonzert von 1958 in sauberem STEREO ganz einfach eine Offenbarung.

    Lieber nemorino,

    eine weitere gemeinsame Parallele !


    Im Thread zu Tschaikowsky´s Sinfonie Nr.4 hatte ich die herausragenden Aufnahmen aus der neuen unten abgebildeten Monteux-8CD-Box herausgestellt:

    Franck-Sinfonie d-moll und Brahms-VC mit Szeryng.


    Diese RCA-VISC-LP war mein Erstzugang für das Brahms-VC (sie steht noch in meinem megastark reduzierten LP-Regal quasi als Erinnerung) --- :saint: welch ein Erfolg für mich, das ich danach in meiner Klassiklaufbahn nie eine bessere Aufnahme hören werde ...

    Jahre später habe ich von der Aufnahme eine FLAC-Datei erhalten, aus der ich mir dann eine CD-R erstellt habe.

    Heute habe ich dieses Brahms-VC in der besten aufbereiteten Klangform in der o.g. Monteux-RCA-Box mit Remastering 2018.


    Es gibt eigentlich nur zwei Aufnahmen des VC, die annähernd anknüpfen können:

    - für meinen Geschmack ideal, die mir wegen des straffen Tempos sehr gut gefällt = Heifetz/Reiner (RCA)

    - Kremer/Bernstein (DG)


    Meine FLAC-Datei (als CD-R) entspricht dieser JVC-Ausgabe; das Remastering der Aufnahme in der Monteux-RCA-Box ist klanglich noch etwas besser:


    RCA - JVC-Ausgabe, 1958, ADD


    RCA, 1957 - 1961 Stereo, ADD



    ----------------------

    Die Brahms 1 mit Wand / CSO (RCA, 1989) habe ich auf einer Einzel-CD. Ja, die ist verdammt gut und besser als alle anderen Wand-Aufnahmen, aber Solti mit (seinem) gleichen Orchester gefällt mir immer noch besser.



    Du fragtest nach der CD5 (R.Strauss: Tod und Verklärung / Wagner: Siegfried Idyll) in der abgebildeten Monteux-CD-Box.

    Die Aufnahmen mit dem San Francisco SO sind vom Januar 1960 in bestem Stereo !

    R.Strauss - Tod und Verklärung ist mit Monteux schon eine wirklich gute Int; hat aber nicht diese unerbittliche Unmittelbarkeit der alten Karajan-Aufnahme mit den Wiener PH (Decca) = der Wahnsinn; oder von der Int auch Reiner / CSO (RCA), die leider wegen Mono (auf die Dauer gesehen) für mich obsolet ist.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Henryk Szeryng (Violine) und das London Symphony Orchestra, Dirigent: Pierre Monteux (Aufnahme: 6/1958, London).

    Leider ist sie in dieser Ausgabe z.Zt. nur zum Mondpreis zu haben, aber es gibt sie auch preiswerter, in dieser 2 CD-Box:

    Lieber Nemorino,


    schon die Hörschnipsel finde ich überragend! Ich mag Szeryng sehr - meine Lieblingsaufnahme von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" ist seine, weil sie so unglaublich natürlich ist. Mir Rubinstein habe ich ihn natürlich auch. Wolfgang (teleton) weist auf die XRCD von JVC hin - von denen habe ich auch zwei (u.a. das Tschaikowsky-Konzert mit Cliburn/Kondrashin), die sind wirklich klanglich meist deutlich hörbar besser, allerdings auch ganz schön teuer! :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • eine weitere gemeinsame Parallele !

    Lieber Wolfgang,


    ….. ob das die geographische Nähe macht? ^^

    Die Franck-Sinfonie mit Monteux ist natürlich bei mir auch vorhanden, wie überhaupt fast alle Monteux-Aufnahmen aus der Stereo-Zeit.


    Das Brahms-Konzert mit Szeryng/Monteux hatte ich zuerst auf einer Mono-LP (bis ca. 1964 wurden fast alle Neuausgaben sowohl in Mono als auch in Stereo veröffentlicht), nachdem ich endlich 1965 eine Stereoanlage besaß, habe ich sie mir neu in Stereo gekauft, weil ich die Aufnahme so toll fand, und als sie endlich auch auf CD herauskam (in der RCA Papillon-Collection), wurde sie zum drittenmal angeschafft! Ich finde diese Version ganz einfach umwerfend.

    Es gibt eigentlich nur zwei Aufnahmen des VC, die annähernd anknüpfen können:

    - für meinen Geschmack ideal, die mir wegen des straffen Tempos sehr gut gefällt = Heifetz/Reiner (RCA)

    - Kremer/Bernstein (DG)

    Was Heifetz/Reiner betrifft, so stimme ich Dir voll zu, obwohl ich seinerzeit lange gezögert habe, mir diese Aufnahme zu kaufen, aber Heifetz ist als Geiger ganz einfach überragend. Aber ich wurde durch eine Kritik eindringlich gewarnt: " ….. und dann die Darstellung von Heifetz (RCA); beim Köthener Bach kann man den Hang dieses rein geigerisch Allergrößten zu überschnellen Tempi allenfalls einmal gelten lassen; bei Beethoven (mit Münch) hat er durch kluge Mäßigung sogar einen neuartigen Aspekt gewonnen, den man bewundert; hier aber zerstört seine Manie ein herrliches Werk, von dem nur Trümmer übrigbleiben …."

    Deshalb habe ich seine Aufnahme auf LP gar nicht besessen, sie aber dann später doch auf CD gekauft - und war angenehm überrascht. Sicher könnte man sich an manchen Stellen ein etwas gebremsteres Tempo vorstellen, aber seine souveräne Beherrschung des Instruments macht alle eventuellen Einwände zunichte.

    Kremer/Bernstein: Hier gehen unsere Geschmäcker mal nicht zusammen, lieber Wolfgang. Ich habe die Aufnahme, aber sie steht seit Jahren ungehört im Regal. Irgendwie kommt mir Kremers Spiel hier etwas kalt und seelenlos vor - warum kann ich eigentlich gar nicht sagen. Ich weiß nur, daß mich die Aufnahme nicht gefesselt hat.

    Als Gegenpol zu Szeryng greife ich immer wieder zu Oistrach/Klemperer (EMI, 1960). Die finde ich ganz einfach großartig, wenn auch vom Interpretationsansatz gänzlich anders. Ich denke, daß sie Dir bekannt ist.


    Doch hier geht es ja vornehmlich nicht um Brahms, sondern um Pierre Monteux, der hier aber eine ganz tolle Brahms-Sinfonie "hingelegt" hat. Ich habe sie bereits gestern vorgestellt:

    Pierre Monteux dirigiert die Wiener Philharmoniker (Sinfonie) bzw. das London Symphony Orchestra (Variationen).

    Aufnahmedaten: 4/1959, Wien, Sofiensaal (Sinfonie) und 12/1958, London, Kingsway Hall (Variationen).

    Vor allem die 2. Sinfonie ist ein Juwel, Monteux wiederholt hier (was die meisten nicht tun) sogar die Exposition im 1. Satz. Eine wunderbare Brahms-Interpretation, mit warmer Empfindung und französischem Geist. Die Haydn-Variationen gibt es u.a. auch in dieser schönen Ausgabe:

    HAYDN: Sinfonien Nr. 94 & 101

    Aufnahme: 4/1959, Wien, Sofiensaal (Sinfonien).

    Es sind m.W. Monteux' einzige Haydn-Aufnahmen. Die Wiener Philharmoniker spielen unter seiner Leitung prachtvoll.


    LG, Nemorino:hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

    Einmal editiert, zuletzt von nemorino ()

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich mag Szeryng sehr - meine Lieblingsaufnehme von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" ist seine, weil sie so unglaublich natürlich ist.

    Lieber Holger,


    .... da liegen wir auf einer Wellenlänge! Du meinst ganz sicher diese Aufnahme:

    Die mag ich auch sehr! Bin nämlich kein HIP-Anhänger ....


    LG, Nemorino:hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Pünktlich am 26.Oktober habe ich die für einen Hammerpreis vorbestellte edle DECCA_24CD-Box erhalten.


    Decca, Westminster, RCA, Philips, 1956-1963, ADD


    Der Kauf hat sich voll gelohnt, auch wenn nicht alle Aufnahmen meinen klanglichen Wünschen entsprechen.

    :saint: Die Beethoven-Sinfonien werden packend, straff mit Biss interpretiert und sind auch von der Tempowahl angemessen zügig. Ich stelle sogar vom Tempo parallelen zu den Leibowitz - Aufnahmen fest. Monteux hat sich, als sich in dieser Zeit der 50er-60er noch kein Hörer mit Beethoven´s Metronomangaben beschäftigt hat, diesen wichtigen Punkt offenbar nicht unterschlagen.

    Leider ist das Klangbild bei den Aufnahmen mit den Wiener PH (RCA und Westminster - Aufnahmen sind aus 1957 - 1969) nicht ganz erbaulich; die Pauken sind auch zu sehr im Orchsterklang eingebettet). Dafür sind die Aufnahmen mit dem London SO (Decca - Aufnahmen 1959 - 1961) deutlich besser gelungen und zudem aufnahmetechnisch höher ausgesteuert (eben Decca !) = Sinfonien Nr. 2, 5, 7 , 9 mit dem LSO, die dann auch den gewünschten Hörspass versprechen.


    Wenn auch etwas in historischem Stereo klingend, so ist die Aufnahme des Brahms - KK Nr.1 mit Julius Katchen / LSO / Monteux (Aufnahme 1059) ein grossartiger Wurf gelungen.

    Schon das Tempo lässt auf hochvirtuoses schliessen = 19:34 - 12:37 - 11:20.

    :angel: Katchen und Monteux ziehen zusammen am einem Strang und liefern ein hochdramatisches Bild ab, dass ungemein packt ... eine der besten Aufnahmen des KK Nr.1 ist das Ergebnis !


    Gut - sehr gut mit Feinsinn und wo angebracht Brio auch Strawinskys Petruschka (mit Katchen am Klavier); sowie Le Sacre du Printemps mit dem Orchstre de la Societe des Concerts du Conservatoire. Beim Sacre fehlt mir dann doch etwas Biss; Monteux hat ja auch gesagt, dass er das Werk hasst !

    Die Aufnahmen sind erste Stereo-Aufnahmen von 1956. Klanglich können diese natürlich nicht mit so hochkarätigen Alternativen, wie Bernstein (SONY), Chailly (Decca), Solti (Decca), Swetlanow (Melodiya) oder Strawinskys eigenen Aufnahmen u.a., die auf Grund der Aufnahmetechnik ungleich mehr Hörspass liefern, mithalten.


    Ravel ist auch eine Steckenpferd von Monteux. Ich habe bisher nur La Valse mit dem LSO gehört, den er mit 11:39 ungeheuer fetzig darbietet.

    Da werde ich noch einige positive Überraschungen erleben ...



    :!:In nächster Zeit berichte ich über weitere Hörerlebnisse aus der schönen Monteux-Box, bei der alle CD-Hüllen mit dem ehemaligen LP-Cover versehen sind.

    :?: Wer kann mir Höranreize geben, welche Monteux-Aufnahmen sich aus der Box, neben den Genannten, besonders lohnen ???

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    bei den Hörtipps würde ich auf jeden Fall Beethovens "Eroica" mit dem Concertgebouw Orchester empfehlen. Die Aufnahme entstand 1962 und klingt wesentlich besser als die frühere mit den Wiener Philharmonikern. Für mich ist das eine der gelungensten Aufnahmen dieser Sinfonie.


    Ein "must hear" ist auf jeden Fall "Roméo et Juliette" von Berlioz. Für mich, neben der Einspielung mit Charles Munch, "die Referenz".


    Sehr gerne höre ich die Aufnahmen von Brahms' und Sibelius' 2. Sinfonie. Monteux' Noblesse tut beiden Werken sehr gut.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Die neue Monteux-Box mit ein paar CDs mehr als in der oben abgebildeten älteren Box ist aber diese hier:

    Danke Johannes,

    ja, das hatte ich tatsächlich verwechselt (und gleich berichtigt). Die ältere obere Monteux-Box hat 20 CD Inhalt und die neue 24 CD mit wirklich allen Decca-Aufnahmen (die eigentlich nicht alle von Decca, sondern auch Philips, Westminster und RCA stammen).


    Dank auch für den Hörtipp von Norbert für die Eroica mit dem CGBO (es sind ja Beide Aufnahmen, auch die mit dem LSO enthalten).

    Ja, die Berlioz - Sinfonie Romeo und Julia habe ich komplett auch gar nicht auf CD, sondern nur in der 3Satz-Kurzfassung mit Dutoit (Decca). (Die Aufnahme mit Munch hatte ich früher mal auf LP.)




    Inzwischen habe ich in Sibelius - Sinfonie Nr.2 mit dem LSO reingehört.

    Auch eine ungeheuer gespannte Interpretation in gutem flotten nichts verschleierdem Tempo; einziges Manko sind die Pauken im Finalschuss, die mir zu sehr im Orchesterklang eingebettet sind. In der Hinsicht bin ich von P.Järvi von der Aufnahme seines Antrittskonzertes in Paris zu sehr verwöhnt; oder auch Megaklasse und ebenfalls mit der Kussevitzky-Coda unter Mackerras / ebenfalls LSO (REGIS).

    Spielzeiten = 10:16 - 14:36 - 6:15 - 12:49

    Aber ansonsten ist das auch klangtechnisch für die Zeit eine mustergültige Aufnahme von RCA-Living-Stereo von 1958, die richtig Spass macht ... bis auf den hier zu sauber wirkenden Schluss.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Monteux scheint ein grossartiger Brahms - Dirigent gewesen zu sein, wie man schon am KK 1 erkennt.


    Ich kenne nur eine Aufnahme der Tragischen - Ouvertüre die so hochdramatisch agiert - Karajan / WPO (Decca, 1960). Monteux bewegt sich auf dem gleich hohen Niveau und zelebriert die Tragische in sauberen 13:03. Nie habe ich die Pauken am Anfang so unerbittlich vernommen - der Hammer ! (Dagegen fällt die höchst eigenwillige unter Stokowsky (auch mit fetzigen Pauken) deutlich ab.)


    Die Akademische - Ouvertüre in 10:21 ist ebenfalls ein Brahms-Feuerwerk.

    Die Sinfonie Nr.2 ist sehr schön gespielt, auch der letzte Satz angemessen zügig mit Verve, aber für mich schon zu schön. Da ziehe ich dann doch u.a. Solti, Karajan, Szell, Bernstein vor. Die Zweite ist ja noch einmal mit den WPO enthalten - dort mit ähnlichem Ansatz, klangtechnisch aber deutlich schwächer.


    Schade, dass Monteux nicht alle Brahms-Sinfonien vorlegte. Die 1. und 4. hätte ich gerne mit ihm gehört ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Leider ist das Klangbild bei den Aufnahmen mit den Wiener PH (RCA und Westminster - Aufnahmen sind aus 1957 - 1969) nicht ganz erbaulich; die Pauken sind auch zu sehr im Orchsterklang eingebettet). Dafür sind die Aufnahmen mit dem London SO (Decca - Aufnahmen 1959 - 1961) deutlich besser gelungen und zudem aufnahmetechnisch höher ausgesteuert (eben Decca !) = Sinfonien Nr. 2, 5, 7 , 9 mit dem LSO, die dann auch den gewünschten Hörspass versprechen.

    Lieber Wolfgang,


    ….. zunächst einmal freue auch ich mich darüber, daß die DECCA diese neue Monteux-Kassette, zudem auch noch zu einem vernünftigen Preis, herausgebracht hat. Leider lohnt für mich die Anschaffung nicht, weil ich praktisch alles bereits auf Einzel-CDs im Regal habe. Monteux zählt seit meiner ersten Bekanntschaft mit ihm (den Beethoven-Sinfonien Nr. 1 & 8) zu meinen absoluten Lieblingsdirigenten.


    Wenn die Londoner Beethoven-Aufnahmen klangtechnisch besser gelungen sind als die aus Wien, so kann es nichts mit RCA bzw. DECCA zu tun haben. In den 50/60er Jahren bestand ein weitreichender Kooperationsvertrag zwischen der britischen DECCA und der US-amerikanischen RCA. Zahlreiche Aufnahmen wurden kostenmäßig verteilt (ich denke spontan an die spektakuläre Karajan-TOSCA von 1961 aus Wien, mit Leontyne Price), aber ganz gleich, ob die Aufnahmen unter dem DECCA- oder RCA-Label auf den Markt kamen, Aufnahmeteam und -studio in Wien waren immer das DECCA-Team, meist angeführt von John Culshaw, und die für ihre Akustik berühmten Wiener Sofiensäle. Vielleicht liegt es daran, daß die Londoner Aufnahmen (Nr. 2, 4, 5 & 7) später entstanden sind und von der rasanten Weiterentwicklung der Technik profitierten. Damals überschlugen sich ja die Neuerungen im technischen Bereich, und die Wiener Aufnahmen stammen ja fast noch aus der "Stereo-Steinzeit":) (1957/58). Die Neunte (mit dem London Symphony Orchestra) ist klanglich nach meinem Empfinden die schwächste: es ist eben kein Decca-Produkt, sondern eine WESTMINSTER-Aufnahme aus dem Juni 1962. Westminster hatte wahrscheinlich - im Gegensatz zu den "Major Labels" - nicht das beste und kostspieligste Aufnahmeequipment zur Verfügung.

    Dank auch für den Hörtipp von Norbert für die Eroica mit dem CGBO (es sind ja Beide Aufnahmen, auch die mit dem LSO enthalten).

    Ich denke, Du meinst die EROICA mit den Wiener Philharmonikern. Oder gibt es gar eine weitere mit dem LSO?



    Die Sinfonie Nr.2 ist sehr schön gespielt, auch der letzte Satz angemessen zügig mit Verve, aber für mich schon zu schön.

    Ich habe von Brahms Nr. 2 die Wiener Aufnahme, die spätere mit dem LSO ist wohl die von PHILIPS. Die ist z.Zt. aber nur zu einem Mondpreis zu haben, da warte ich lieber mal ab, zumal sie sich künstlerisch ja nach Deiner Aussage kaum unterscheiden.


    LG nach Bonn,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Monteux zählt seit meiner ersten Bekanntschaft mit ihm (den Beethoven-Sinfonien Nr. 1 & 8) zu meinen absoluten Lieblingsdirigenten.

    Lieber nemorino,


    speziell durch Deine Aussage habe ich mir die Beethoven Sinfonie Nr.1 mit dem Wiener PH gestern intensiv vorgenommen und kann Deine Bewunderung voll nachvollziehen. Es ist eine wirklich ausgereifte Int, die keine Wünsche offen lässt. Vom Tempo und vom Spielspass her einfach Klasse. Im Gegensatz zur Sinfonie Nr.8 sind die Paukenstellen sogar gut und prägnant.

    Bei der Sinfonie Nr.8 fehlen mir aber einfach die Pauken. Da nenne ich Blomstedt (den ich ansonsten in seiner Dresdener Beethoven-GA wegen seines langsamen Tempos weniger schätze), Ansermet und P.Järvi, die das Werk ungleich spannender präsentieren und die die wichtigen Paukenstellen voll drauf haben.


    Ich habe von Brahms Nr. 2 die Wiener Aufnahme, die spätere mit dem LSO ist wohl die von PHILIPS. Die ist z.Zt. aber nur zu einem Mondpreis zu haben, da warte ich lieber mal ab, zumal sie sich künstlerisch ja nach Deiner Aussage kaum unterscheiden.

    Die Brahms Sinfonie Nr.2 hatte ich mit Monteux zuerst mit dem LSO gehört, weil ich mir davon eine besser Klangqualität versprochen habe.

    :!:Du hast Recht, die LSO-Aufnahmen sind wegen des späteren Aufnahmedatums und des damit einhergehenden technischen Fortschrittes einfach klanglich besser.

    Rein von der Int haben beide Aufnahmen (WPO (1959) und LSO (1962)) etwa den gleichen Ansatz, auch von der Tempowahl (mit allen Wdh. sodass der 1.Satz, wie bei Solti knapp über 20Min dauert) in den Sätzen 1-3. :!:Aber der 4.Satz Allegro con spirito hat mit den WPO einfach noch mehr Biss und Energie; sodass Du Dir für die "zu Schöne" mit dem LSO keine Mühe machen brauchst diese unbedingt zu bekommen. ;) Dafür hat man doch genug herausragende Alternativen, wie Szell, Karajan, Bernstein, Solti, Levine - CSO, um nur diese packende Auswahl zu nennen.

    8) Ich muss auch nicht alle Wdh haben, um eine Int zu bewundern, denn zum Beispiel Szell und Levine sind höchst packende Alternativen, die den 1.Satz TOP in ~15:20 absolvieren; Karajan 1978 in 14:23, exquisit auch Dorati mit 13:53 ... !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Monteux und Beethovens Eroica


    Wie Norbert versprochen hatte, ist die späte Monteux-Aufnahme der EROICA mit dem CGBO (1963) wirklich eine ganz herausragende Aufnahme, die ich zu den Besten Monteux-Aufnahmen zählen würde (neben der Frank - Sinfonie d-moll und des Brahms VC mit Szeryng). Das Aufnahmedatum und die Decca-Technik haben dafür gesorgt, dass wir dieses grosse Tondokument auch in einer ausgezeichneten Klangqualität vorliegen haben.


    :angel: Den Thread Best Buy 4.Quartal 2019 gibt es ja nun leider bei Tamino nicht mehr !

    Aber nachdem ich jetzt so viele überdurchschnittlich tolle Hörerlebnisse mit Monteux aus dieser Box hatte --- diese 24CD Monteux-DECCA-Recordings sind klar er Fall - :saint: der Best Buy für dieses Quartal !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Wolfgang,


    es freut mich, dass dir die Aufnahme der "Eroica" so gut gefallen hat. Jedes Mal, wenn ich die Aufnahme des damals 87-jährigen Monteux höre, bin ich begeistert von der Frische, der "Lebensbejahung", des Eleganz der Interpretation. Er agiert quasi als "Anti-Klemperer" (dessen Aufnahme der "Eroica" ich ebenfalls liebe), seine Aufnahme hat nichts "titanenhaftes", "in Stein gemeißeltes", sprüht dafür aber vor Esprit und zeigt in jeder Note die Größe der Sinfonie.


    Zusammen mit der 7. Sinfonie ist sie das Highlight der hervorragend gelungenen Gesamtaufnahme der Sinfonien. Auch bei mir fällt die Interpretation der 8. Sinfonie leicht ab, weniger wegen der Pauken, sondern eher wegen des etwas "gemütlichen Ansatzes". Beethoven klingt hier wie "Papa Haydn", aber noch weniger, als dieses Klischee auf Haydn zutrifft, trifft es auf die 8. Sinfonie zu. Es ist ein Werk voller Humor, aber es ist stellenweise ein etwas grimmiger und kein "gemütlicher" Humor. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen angesichts der großartigen anderen Interpretationen, die man in dieser Box hören kann.


    Sofern Dvoraks 7. Sinfonie auch enthalten sein sollte, würde ich sie dir ebenfalls empfehlen. Ich habe sie als sehr stimmig und gelungen in Erinnerung.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • "Sehr stimmig und gelungen" ist nett untertrieben, nachdem ich die Aufnahme eben gerade gehört hatte. Pierre Monteux begeistert mit frischen Tempi und legt den Melodienreichtum der Sinfonie offen, ohne jemals auch nur eine Spur sentimental zu werden oder Dvorak in eine "Folklore-Ecke" zu stecken. Die Aufnahme sprüht schier vor Temperament und zählt für mich zur absoluten Spitzengruppe. Am Klang gibt es nichts auszusetzen - für eine Aufnahme, die 1959 entstand.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Bei der Sinfonie Nr.8 fehlen mir aber einfach die Pauken.


    Auch bei mir fällt die Interpretation der 8. Sinfonie leicht ab, weniger wegen der Pauken, sondern eher wegen des etwas "gemütlichen Ansatzes". Beethoven klingt hier wie "Papa Haydn", aber noch weniger, als dieses Klischee auf Haydn zutrifft, trifft es auf die 8. Sinfonie zu. Es ist ein Werk voller Humor, aber es ist stellenweise ein etwas grimmiger und kein "gemütlicher" Humor.

    Lieber Wolfgang, lieber Norbert,


    …… die Pauken bleiben in der Achten tatsächlich etwas unterbelichtet, aber ansonsten finde ich die genauso spannend wie die Erste unter Monteux.

    In einer alten Plattenbesprechung, die kurz nach dem ersten Erscheinen der LP mit Nr. 1 & 8 entstand, wird insonderheit die Achte besonders hervorgehoben: " …. bei Monteux erleben wir in der Ersten die …. fehlende Grazie, während bei ihm die Achte Kraft, Eleganz, Munterkeit, Klarheit und Farbe miteinander vereint."

    So verschieden können Höreindrücke sein! Aber immerhin - Monteux ist eigentlich immer, nicht nur bei Beethoven, eine sichere Bank.


    Die Aufnahme sprüht schier vor Temperament und zählt für mich zur absoluten Spitzengruppe.

    Ich gebe zu, daß Francks Sinfonie nicht unbedingt zu meinen Lieblingsstücken zählt, aber wenn ich sie höre, dann immer nur in der Monteux-Aufnahme! Da kommt selbst mein Lieblingsdirigent Klemperer nicht mit, und auch Furtwängler liegt mir weniger (was bei ihm aber auch mit der schlechten Technik zu tun hat).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Wolfgang, lieber Norbert,


    …… die Pauken bleiben in der Achten tatsächlich etwas unterbelichtet, aber ansonsten finde ich die genauso spannend wie die Erste unter Monteux.

    In einer alten Plattenbesprechung, die kurz nach dem ersten Erscheinen der LP mit Nr. 1 & 8 entstand, wird insonderheit die Achte besonders hervorgehoben: " …. bei Monteux erleben wir in der Ersten die …. fehlende Grazie, während bei ihm die Achte Kraft, Eleganz, Munterkeit, Klarheit und Farbe miteinander vereint."

    So verschieden können Höreindrücke sein! Aber immerhin - Monteux ist eigentlich immer, nicht nur bei Beethoven, eine sichere Bank.


    Lieber Nemorino,


    wie langweilig wäre es, wenn wir alle den gleichen Musikgeschmack hätten... Aus der Sicht der frühen 60er mag die 8. tatsächlich Farbigkeit, Munterkeit, Kraft etc. versprüht haben, aus heutiger Sicht erscheint sie mir zu konventionell. Bei der 8. bin ich, wie auch bei einigen anderen Beethoven Sinfonien, durch die "hip-Bewegung" geprägt und schätze ibs. die Aufnahme mit Giovanni Antonini (und dem Kammerorchester Basel). Hier kommt der von mir im vorherigen Beitrag geschilderte "grimmige Humor" besonders gut zum Vorschein.


    Zitat

    Ich gebe zu, daß Francks Sinfonie nicht unbedingt zu meinen Lieblingsstücken zählt, aber wenn ich sie höre, dann immer nur in der Monteux-Aufnahme! Da kommt selbst mein Lieblingsdirigent Klemperer nicht mit, und auch Furtwängler liegt mir weniger (was bei ihm aber auch mit der schlechten Technik zu tun hat).


    Hm, Francks Sinfonie hatte ich gar nicht erwähnt, sondern Dvoraks 7. Aber wo wir uns gerade über diese Sinfonie unterhalten: Klemperer ist hervorragend, aber Pierre Monteux ist auch "meine Referenz" (zusammen mit der fulminanten Interpretation von Charles Munch). Wie akkurat Monteux die chromatischen Strukturen des Werkes herausarbeitet, sucht seinesgleichen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • "Sehr stimmig und gelungen" ist nett untertrieben, nachdem ich die Aufnahme eben gerade gehört hatte. Pierre Monteux begeistert mit frischen Tempi und legt den Melodienreichtum der Sinfonie offen, ohne jemals auch nur eine Spur sentimental zu werden oder Dvorak in eine "Folklore-Ecke" zu stecken.

    Lieber Norbert,


    man sollte nie in Eile irgendetwas tun, es geht fast immer schief. Wie bin ich nur auf Franck gekommen?

    Aber, jetzt zu Dvorak: Auch diese Aufnahme der Nr. 7 ist spitzenmäßig, wie fast alles, was ich von Monteux kenne. Da wir gerade bei den Sinfonien sind: Unbedingt gehört dazu auch seine Aufnahme von Sibelius' Zweiter!



    Bei der 8. bin ich, wie auch bei einigen anderen Beethoven Sinfonien, durch die "hip-Bewegung" geprägt und schätze ibs. die Aufnahme mit Giovanni Antonini (und dem Kammerorchester Basel). Hier kommt der von mir im vorherigen Beitrag geschilderte "grimmige Humor" besonders gut zum Vorschein.

    Die Aufnahme kenne ich gar nicht, noch nicht mal den Namen des Dirigenten:untertauch:! Aber apropos "grimmiger Humor": Da müßte Dir doch diese Aufnahme, wenn ich das richtig einschätze, besonders liegen:

    Hermann Scherchen und das Royal Philharmonic Orchestra (Aufnahme: 9/1954, Mono).

    Da geht echt die Post ab! Und man merkt kaum, daß es sich um eine Monoproduktion handelt, so transparent klingt das Orchester.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    das mit der Verwechslung Franck-Dvorak ist nicht weiter tragisch. Mit der RCA-CD



    lernte ich vor Ewigkeiten sowohl die Sinfonie als auch den Dirigenten kennen. Er ist auch für mich einer meiner liebsten Dirigenten geworden. Ich kenne zwar nicht alle seine Aufnahmen, aber fast alle, die ich kenne, gehören jeweils zur Spitzenklasse, wenn nicht gar zu den "Referenzen".


    Die Aufnahme von Sibelius' 2. Sinfonie hatte ich gerade heute Nachmittag gehört. Monteux' "französischer Ansatz", sein Sinn für Eleganz und Esprit, bekommt der Sinfonie insgesamt sehr gut, einige Schroffheiten werden etwas abgemildert, aber in der Schlusscoda des Finalsatzes fehlt mir ein wenig der "letzte Biss", das "letzte Strahlen". Da "geht mehr" nach meinem Dafürhalten, insbesondere, wenn ich mit Karajan (Philharmonia Orchestra 1960), der ersten Bernstein Aufnahme (Sony), Paul Paray oder George Szell (sowohl Amsterdam als auch Cleveland) vergleiche.


    Zu Beethovens 8.: Ich kenne und besitze Scherchens Stereo Gesamtaufnahme mit dem RSO der ital. Schweiz und bin begeistert von der kompromisslosen Radikalität in der Tempowahl, auch bei der 8. Sinfonie. Hier kommt überhaupt keine "Gemütlichkeit" auf.


    Ob man die Gesamtaufnahme mit Giovanni Antonini unbedingt kennen muss, lasse ich einmal unbeantwortet (ist auch eher eine Frage, die in einen anderen Thread gehört). "Sein Beethoven" ist "hip pur" mit allen Vor- und Nachteilen (z.B. Tempowahl zu Lasten der Musikalität). Die 8. Sinfonie ist auf einer CD zusammen mit der 7. erschienen. Bei der 8. bin ich wesentlich mehr angetan als bei der 7...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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    Lieber Moderator Norbert, es geht auch kleiner! ;)


    LG Fiesco


    PS: das gehört auch zu einem Internationalen Forum, das es nicht aussieht wie Kraut und Rüben, aber BITTE das ist nur meine Meinung! :stumm:

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Er ist auch für mich einer meiner liebsten Dirigenten geworden. Ich kenne zwar nicht alle seine Aufnahmen, aber fast alle, die ich kenne, gehören jweils zur Spitzenklasse, wenn nicht gar zu den "Referenzen".

    Lieber Norbert,


    auch ich zähle Pierre Monteux zu meinen Lieblingsdirigenten.

    Ich weiß noch genau, meine erste Aufnahme mit ihm war diese:

    Excerpts From The Sleeping Beauty (Pierre Monteux) [Vinyl LP]

    Es war allerdings die Stereofassung, Best.-Nr. LSC-2177 (Aufnahme: Kingsway Hall, London, 6/1956).

    Ich war derart begeistert, nicht nur von der überaus klugen Auswahl (es gibt keine GA), sondern auch von der musikalischen Gestaltung. Ich habe "Dornröschen" in zwei GA und etlichen Ausschnitten, aber wenn ich diese Musik hören will, greife ich fast immer zu dieser alten, übrigens hervorragend klingenden Monteux-Fassung, die es inzwischen u.a. in dieser Ausgabe auf CD gibt:

    gekoppelt mit der "Feuervogel"-Suite von Strawinsky.


    Von da an war dieser Dirigent für mich ein Begriff, und ich habe - zunächst auf LP, später auf CD - alles von ihm, was zu haben war, gesammelt (mit Ausnahme der Mitschnitte, wegen der technischen Unwägbarkeiten). Doch: einen Mitschnitt habe ich, das ist Schuberts Neunte C-dur:

    Leider finde ich im Moment nicht das Aufnahmedatum; es ist eine gut anhörbare Stereo-Aufzeichnung.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Leider finde ich im Moment nicht das Aufnahmedatum; es ist eine gut anhörbare Stereo-Aufzeichnung.

    Lieber Nemorino, es war im Jahre 1956, ein Gastspiel in Moskau, aber Stereo kann diese nicht sein. Es gibt aber auch eine Aufnahme mit dem Philadelphia Orchestra, die ist 1960 entstanden und in Stereo.


    M_P

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