Pasquale Amato

  • Liebe Freunde, habe neulich eine Schellackplatte erstanden auf der ein Pasquale Amato die berühmte "Cortigiani-Arie" aus Rigoletto singt. Kann mir jemand etwas über diesen Sänger sagen und wo ich mehr Platten bekomme? Besten Dank, Stephan!

    ...jeder Tag ohne klassische Musik ist ein verlorener Tag! (Der große Charly Chaplin möge mir die Abwandlung seines berühmten Spruches verzeihen...)

  • Lieber Stephan:


    Hier die Vita des Sängers nach Kutsch-Riemens:


    Zitat

    Amato, Pasquale, Bariton, * 21.3.1878 Neapel, † 12.8.1942 Jackson Heights (Long Island, New York). Ausbildung am Konservatorium San Pietro a Majella in Neapel bei Maestro Cucciola. Debüt 1900 am Teatro Bellini in Neapel als Germont-père in »La Traviata« und als Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut«. 1902 erste große Erfolge am Teatro Dal Verme in Mailand und in Genua, 1903 Gastspiele in Monte Carlo, Nürnberg, Leipzig und Odessa. 1904 feierte man ihn am Teatro Costanzi von Rom, am Teatro Massimo von Palermo und an der Londoner Covent Garden Oper bei einem Gastspiel des Teatro San Carlo Neapel. 1907 erreichte er die Mailänder Scala. In der Saison 1908-09 sang er dort unter A. Toscanini den Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli, den Scarpia in »Tosca«, den Gellner in »La Wally« von Catalani; bereits am 15.4.1907 wirkte er an der Scala in der Uraufführung der Oper »Gloria« von Cilea mit, 1908 sang er hier in der Premiere von Debussys »Pelléas et Melisande« den Golo. 1913 übernahm er in Busseto anläßlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Verdi die Titelpartie in dessen »Falstaff« und den Germont-père in »La Traviata«. 1908-21 gefeiertes Mitglied der New Yorker Metropolitan Oper (Antrittsrolle: Germont-père in »La Traviata«), wo man ihn als Partner von Enrico Caruso schätzte. Mit ihm zusammen sang er auch am 10.12.1910 in der Uraufführung von Puccinis »Mädchen aus dem goldenen Westen« die Partie des Jack Rance. Diese Partie kreierte er am 12.6.1911 am Teatro Costanzi von Rom auch für Italien. Er wirkte ferner an der Metropolitan Oper in den Uraufführungen der Opern »Madame Sans-Gêne« von Giordano (25.1.1915 als Napoleon) und »Cyrano de Bergerac« von Damrosch (1913) mit, sowie 1918 in der Erstaufführung von Mascagnis »Lodoletta«, 1914 in der von Montemezzis »L'Amore dei tre Re«, bereits 1909 in »La Wally« von Catalani, 1916 in »Francesca da Rimini« von Zandonai, 1915 in »Fürst Igor« von Borodin (in der Titelrolle). An der Metropolitan Oper ist er in deren eigentlichem Haus in New York in 446 Vorstellungen aufgetreten; 1932 sang er dort nochmals in einem Konzert, das zum 25jährigen Jubiläum des Direktors Giulio Gatti-Casazza gegeben wurde, der ihn, wie viele andere bedeutende Sänger, an die Metropolitan Oper verpflichtet hatte. Gastspiele brachten dem Sänger in aller Welt Triumphe ein, in Neapel und in Mailand, in Prag und Budapest, in Wien und Brüssel, an deutschen Bühnen und in Havanna, vor allem aber in Buenos Aires, Santiago de Chile und an anderen südamerikanischen Opernhäusern. Bereits 1904 trat er erstmalig in Südamerika auf, und zwar am Teatro Politeama Buenos Aires. Dort gastierte er später am Teatro de la Opera, am Teatro Coliseo, vor allem aber am Teatro Colón. 1929 sang er nochmals bei der Pennsylvania Opera Company, 1932 bei der San Carlo Opera Company in Nordamerika; 1932-35 war er als Gast an der Chicago Opera zu hören, u.a. als Scarpia in »Tosca« mit Maria Jeritza als Partnerin und als Grand-Prêtre in »Samson et Dalila« von Saint Saëns mit Sigrid Onegin. 1933-34 trat er mit einer von ihm gegründeten Operntruppe im New Yorker Hippodrome auf. 1935 erhielt er eine Professor an der Louisiana University in Baton Rouge. Zuletzt war er Gesanglehrer in New York. – Unter den vielen hervorragenden Baritonstimmen seiner Epoche galt die seine durch ihre Tonfülle, durch die Klarheit der Diktion und durch ihre Steigerungsfähigkeit als eine der schönsten.


    Er hinterließ eine Vielzahl von akustischen Aufnahmen auf den Marken Fonotipia (um 1907), Victor (seit 1912), Columbia und Homochord (1924 in Deutschland aufgenommen).


    [Nachtrag] Amato, Pasquale; er sang an der Metropolitan Oper New York in seiner langen Karriere vor allem das italienische Repertoire, auch den Valentin im »Faust« von Gounod, den Esacmillo in »Carmen« und weitere Partien aus der französischen Opernliteratur, aber auch den Kurwenal im »Tristan« und den Amfortas im »Parsifal«. – Lit: P. Kennyson & C. Williams: Pasquale Amato (in »Record Collector«, 1973-74).


    Quelle:
    [Lexikon: Amato, Pasquale. Großes Sängerlexikon, S. 435]


    Viele seiner Aufnahmen sind inzwischen auch auf CD erhältlich, hier nur ein Beispiel:



    LG


    :hello: aus Düsseldorf

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auf PREISER Lebendige Vergangenheit gibt es zwei Volumes:
    PR89064 Vol. 1 1909-1914
    PR89182 Vol. 2 1909 Fonotipia Aufnahmen


    Ein herrlicher Sänger!
    Eine markante Stimme, die man sofort erkennt. Sehr resonant und mit raschem aber regelmäßigem Vibrato. Nicht so groß dimensioniert wie Titta Ruffo und durchschlagskräftiger und mit mehr Biß als Giuseppe de Luca - beide seine Zeitgenossen.


    Eine ideale Stimme für die Verdi-Baritonrollen, ein herrlicher Barnaba in La Gioconda oder Gerard in Andrea Chenier.

  • Und hier sind gleich zwei Links, wo man in die Aufnahmen hineinhören kann.




    La Gioconda sagte es bereits, daß die Stimme sehr markant ist.
    Die Aufnahmequalität ist für ihr Alter erstaunlich gut - man muß bedenken, daß hier in einen Trichter - und nicht in ein Mikrophon gesungen wurde.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • La Gioconda hat die Stimme Pasquale Amatos schon treffend beschrieben. Neben dem wundervollen "Cortigiani" gibt es von dem Sänger noch eine weitere Aufnahme aus "Rigoletto" , die zu den besten überhaupt zählen dürfte: es ist das Duett "Figlia! Mio padre!" mit Frieda Hempel. Ein "Wiederhören" lohnt sich ...

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Inzischen wurden die in Beitrag 3 von La Gioconda undBeitrag 4 von mir gezeigten Preiser CDs "Pasquale Amato I" und "Pasquale Amato II" von jpc aus dem Programm genommen. Daher freut es mich, Euch mitteilen zu können, daß ich im Besitz von 3 Exempalren "Pasquale Amato II" bin, wovon ich 2 als Preise für das Weihnachtsrätsel zur Verfügung stellen werde.
    Das Problem ist ja, daß solche eine akustische Aufnahme aus dem Jahre 1909 nur dem wirklichen Spezialisten Freude macht, daher vermute ich, daß sich hier im Forum kein Liebhaber finden wird. Aber auch der Gedanke, daß da draussen im Internet ein Sammler akustischer Aufnahmen bedauert, nicht rechtzeitig dem Forum beigetreten ist (jetzt ist es zu spät) um eventuell diese CD zu gewinnen, gibt mir ein gewisses Gefühl der Befriedigung.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfreds Befürchtungen bezüglich der Schwierigkeiten, desem Sänger mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, mögen zutreffen in unserer Zeit, die schnell vergisst und das Auffällige bevorzugt. Aber das sollte uns nicht daran hindern, ihn etwas näher in Augen- bzw.Ohrenschein zu nehmen.


    Ich stimme La Giocondas Urteil einschränkungslos zu - und gehe noch einen Schritt weiter: Aus meiner Sicht ist Pasquale Amato von allen Baritonen der Schelllack-Ära, die uns auf Tonträgern zugänglich sind, einer der drei, vier besten, vielleicht sogar der, bei dem alle positiven Eigenschaften der anderen Favoriten zum schönsten Ensemble zusammenfinden. Mattia Battistini mag das elegantere Legato verströmen, Tita Ruffo die ausladenderen Kraftreserven besitzen, Giuseppe de Luca über mehr Virtuosität der Stimmführung verfügen. Aber Amato hat das alles auch - und er vereinigt es noch in der größtmöglichen Proportionalität, ohne einzeln damit zu prunken.


    Das macht ihn zum idealen Verdi-Sänger. Und das bedeutet beinahe, dass er auch fast alle anderen Stile großartig beherrscht. Es lohnt sich deshalb, diesen Sänger nicht nur zu kennen, sondern als Messlatte an andere Große zur Hand zu haben


    - meint Sixtus

  • Dass Pasquale Amato viele Aufnahmen hinterlassen hat, auf denen wir eine wundervoll klangreiche, ausgeglichene und schöne Stimme hören können, ist unbestritten. Man könnte zu den bereits gerühmten noch viele weitere hinzufügen. Und an jeder dieser Aufnahmen gibt es neue Herrlichkeiten zu rühmen. Seine vorzügliche Gesangstechnik erlaubte ihm ein flehend wehklagendes Cantabile genauso wie die Spannung leidenschaftlich eindringlicher Bögen oder die heftigen dramatischen Ausbrüche. Sogar über die Agilität für Rossinis Figaro verfügte er.


    Leider aber kann man nicht unerwähnt lassen, dass er sich erstaunlich früh verschlissen hat. Noch bevor er das vierzigste Lebensjahr erreicht hatte, zeigte die Stimme Abnutzungserscheinungen, die selbst wohlmeinende Kritiker nicht mehr überhören konnten. Mir wurde von älteren Berliner Operngängern berichtet, dass er Anfang der 20er Jahre in Berlin als Scarpia gastiert hat und man einigermaßen enttäuscht war, da die Stimme zwar ein eindrucksvolles Volumen hatte aber unausgeglichen und 'schrundig' klang. Dementsprechend wurde der Cavaradossi von Richard Tauber entschieden begeisterter gefeiert als der berühmte Gast!
    Auch in Kritiken von seinen MET-Auftritten wird zu der Zeit schon bemängelt, dass die Stimme ihre vormalige Schönheit und Pracht verloren hatte.
    Offenbar hat er durch das emphatische Singen sein Material früh überstrapaziert. Ständiges Überdehnen der Töne (zumal in der hohen Lage!) und allzu heftige Attacken haben ihren Preis gehabt! Deshalb finde ich es ziemlich ambivalent, etwa seine Invektive des Rigoletto oder ihn in "Invano Alvaro" aus der Forza zu hören. Das ist schon eindrucksvoll. Keine Frage! Aber: Ein Vorbild kann das nicht sein!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!