Prokofjew: 10 Stücke aus Romeo und Julia op. 75

  • Liebe Prokofjew-Freunde und -Zweifler,


    damit die Toccata keinen falschen Eindruck über Prokofjew hinterlässt, möchte ich dies Stück ergänzen. Ich ziehe die Klavierfassung weit vor. Prokofjew hat sie erstmals 1937 aufgeführt.


    Letztes Jahr habe ich zu diesen Stücken eine sehr schöne Einführung in Bensheim gehört. Dort wurden vier Stücke näher erläutert, und so gut ich kann, will ich es wiederholen.


    Die Straße erwacht: Im frühen Morgenlicht scheint alles Unheil vergessen, das auf dieser Stadt liegt. Ein neuer Anfang scheint möglich.


    Julia als junges Mädchen: Julia spielt mit ihren Freundinnen, unbeschwert wie ein Kind, und doch nimmt das Treiben eine Lustigkeit an, die über sich selbst hinausweist. Nachdenkliche Stimmen und unbekannte neue Gefühle mischen sich ein, die Julia noch nicht fassen kann. Gern möchte sie in das frühere Spielen zurückfinden, aber es hat auf einmal einen ganz neuen Charakter bekommen. Schöner kann der Moment nicht beschrieben werden, der unmittelbar der ersten Liebe vorausgeht.


    Mercurio: Auf der anderen Seite Mercurio, der Jugendfreund von Romeo. Mit viel Faxen treibt er sich durch die Stadt, immer aufgelegt zu Jugendstreichen, aber auch zu ersten Gesprächen über das Leben.


    Montagues und Capulets: Schwärzer kann die Übermacht der Tradition nicht gemalt werden. Mit steifen Mienen und voller Verachtung ziehen die Granden der verfeindeten Familien durch die Stadt, ohne zu grüßen. Einen Augenblick sind die traurigen Kinderaugen zu sehen, die im Zug folgen müssen. Selbst ein geheimer und verborgenere Wunsch auszubrechen wird sofort unterbunden.



    (Heinrich Johann Fuessli: Balkonszene aus Romeo und Julia, 1815)


    Viele Grüße,
    Walter

  • Hallo,


    Ich höre schon seit Jahren die Klavierfassung von Romeo und Julia, und finde dass es dem Komponisten gelungen ist aus der farbenreichen Orchestermusik eine wunderschöne Suite für Klavier zu machen.


    Kennen gerlent hatte ich dieses Werk durch A. Gavrilow Anfang der 90'ger Jahre. Er spielte einige Nummer daraus. Der fesselnde Rhythmus hatte es mir angetan.
    Als dann seine Einspielung erschien war ich hin und her gerissen von dem Werk. Später lernte ich dann die Einspielung von Bernd Glemser kennen. Glemers geht alles bisschen ruhiger an.


    Kennt noch jemand gelungen Einspielungen?


    Gruß
    Niko

  • Hallo,


    es gab mal auf youtube einen Mitschnitt eines Klavierabends mit Lise de la Salle bei den Schwetzinger Festspielen 200??, an dem sie den gesamten Zyklus spielte; nach meiner Erinnerung eine fulminante und technisch perfekte Interpretation, mit minutenlangem Beifall bedacht. Leider scheint dieser Mitschnitt auf youtube nicht mehr greifbar zu sein; ich habe ihn jedenfalls nicht mehr gefunden. Aber es gibt immerhin noch einen kleinen Appetit-Happen zu sehen und hören. - Ob es auch eine Einspielung des gesamten Zyklus von ihr gibt, weiß ich leider nicht. Wäre auf jeden Fall wünschenswert, nach meiner Einschätzung.


    Viele Grüße aus dem Odenwald,
    harry


    [media] http://www.youtube.com/watch?v=KCcWBvcPMUg[/ youtube]

  • Hallo


    ich kann folgende Aufnahmen sehr empfehlen, jede auf ihre Art:


    Andrei Gavrilov (EMI, wurde vom Thread-Eröffner schon genannt)


    Lazar Berman (DG)

    Josef Bulva (Mediaphon)

    Nikolai Lugansky (Warner)


    LG Siamak

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  • Wunderbare Musik für Klavier, dieser grossartigen Ballettmusik Romeo und Julia.

    Für mich persönlich die Beste Ballettmusik in der Orchesterfassung überhaupt !


    Auf dem Klavier eine fantastische Sache mit Hörspass ...


    :angel: Prokofieffs Romeo und Julia gehört für mich zu den Sachen, wo sich die verwendete Hörzeit absolut lohnt .... 8-)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich mag überhaupt kein Ballett, besonders keines, das ohne Orchester auskommt und die Musik vom Band erschallt. Auch die klassischen Ballette habe ich immer links liegen lassen. Das einzig wahre Ballett ist tatsächlich Romeo und Julia von Prokofiew; das habe ich auch schon (z.B.) in Düsseldorf life erlebt.

    Das großartigste Stück ist die Einleitung zum Tanz der Ritter. Erst ein gewaltiges Crescendo, während am Ende die hohen Violinen "liegenbleiben"; das erinnert stark an die 5. Tür in Blaubarts Burg. Dann der berühmte Tanz der Ritter. Vor allem die Einleitung kann auf dem Klavier nicht adäquat wiedergegeben werden. Wie bei Bartoks 5. Tür müssen da die Wände wackeln, was bei einem Klavier doch seltener ist.



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)