Carlo Mario Giulini - Meister der Eleganz

  • Wie bereits vor einigen Tagen angekündigt, eröffne ich hier einen Thread über Carlo Mario Giulini - von dem immer wieder behauptet wird, er wäre unterschätzt oder verkannt - aber das glaube ich eigentlich nicht.


    Gewiss er war kein Medienmensch, lenkte kein eigenes Flugzeug, war in keiner Weise ein Extremist, fiel nie durch andauernde Absagen, Launen oder sonstiges auf - aber dort wor es drauf ankam hatte er einen guten Ruf. Man kann auch nicht sagen, daß er wenige Aufnahmen gemacht hat. Sowohl auf dem Gebiet der Oper, als auch auf dem der Orchestermusik hat er etliche Einspielungen hinterlassen - von durchwegs sehr guter bis exzellenter Qualität. Giulini war ein Perfektionist und ein Anhänger des blühenden Orchesterklanges.



    Geboren am 9. 5. 1914 in Balretta studierte er in Rom an der Accademia di Santa Cecilia.(Geige (Bratsche), Dirigieren, Komposition) Seine Karriere begann er als Orchestermusiker. Zwischen 1945 und 1950 dirigierte er einige Opernaufführungen für den Italienischen Rundfung (RAI)
    Er debütierte 1951 beim Festival von Bergamo mit "La Traviata"
    Toscanini und de Sabata wurden auf ihn aufmerksam und 1953
    übernahm er de Sabatas Posten an der Mailänder Scala. (bis 1955)
    Zeitweilig dirigierte er auch in Rom und London.


    Giulini, als Operndirigent inzwischen sehr geschätzt , wandte sich ab Ende der sechziger Jahre zunehmen Konzerprogrammen zu.
    Er bekleidete führende Positionen in mehreren Orchestern.
    So war er 1969-78 als "erster Gastdirigent" des Chicago S.O. dem damals Solti vorstand. Von 1973-76 war er auch Chefdirigent der Wiener Symphoniker (in diesem Zusammenhang sah ich ihn in einem der damals neu initiierten Konzerte der Wiener Symphoniker , "Frühling in Wien", einer Veranstalltung, die jewals am Orstersonntag stattfindet, und ein Gegenstück zu den Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker darstellt.


    1978- 1984 leitete er als Nachfolger von Zubin Mehta das Los Angeles Philharmonic Orchestra.


    Giulinis Repertoire ist ziemlich umfassend, auch in zeitlicher Hinsicht. Manche Lexika meinen, sein Schaffen wäre besonders auf italienische Komponisten fixiert gewesen - Dies hielt aber einer kritischen Recherche meinerseits nicht stand.


    So - und nun kann jeder Forianer, der ein Aufnahme dieses Dirigenten vorstellen möchte dies tun, und vielleicht anderen ihm bekannten Einspielungen gegenüberstellen.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ja, dann mal an die Tasten, zu Giulini habe ich einiges zu schreiben, da ich viele Lieblingsaufnahmen mit ihm habe.


    Bestürzt war ich, daß einigen Leuten aus meinem Bekanntenkreis (Musikwissenschaftstudenten, Kirchenmusiker) Giulini kein Begriff war! Aber es ist vielleicht doch verständlich, daß er Leuten, die nicht gerade fanatische CD-Sammler sind, relativ unbekannt ist.


    Ich möchte mit meiner Lieblingsaufnahme von Brahms´ Deutschen Requiem anfangen. (Andere Aufnahmen von Giulini nannte ich schon an anderem Ort, ich werde das später hier wiederholen.)


    1987, live (Musikverein)


    Diese Aufnahme gillt allgemein NICHT als die beste Aufnahme dieses Werks - es war jedoch meine erste Brahms-Requiem-Aufnahme (und meine erste Giulini-Aufnahme !!!) und ihr halte ich auch die Treue.
    Barbara Bonney und Andreas Schmidt sind wunderbare Solisten, über die Qualität des Chores lässt sich unterschiedlicher Meinung sein, das Spiel der Wiener Philharmoniker und Giulinis Tempogestaltung halte ich für vorbildlich.
    Diese Aufnahme ist mir lieber als diejenigen von Solti, Klemperer, Celibidache und Karajan (ADD).
    [Abbados und Gardiners Aufnahme kenne ich nicht, die dürften mir vielleicht geringfüfig besser gefallen]

  • Da wir hier ja einige Dvorak 9 Fanatiker haben:



    Dvorak 9 - Concertgebouw Orchest Amsterdam - 1992 - "Studio" Sony


    Eine recht langsame Einspielung dieser Symphonie (zweiter Satz: 15:23). Dvorak unter der Lupe sozusagen. Ich kann mich für die Neunte an sich leider nicht übermässig begeistern, da reiten mir zu viele Indianer herum, mag dann eher eine feurige Interpretation, aber für die Fans der Symphonie: Hier wird alles sorgfältig und klangschönst präsentiert, eine hervorragende langsame Deutung.

  • Naja, dann mal weiter mit der Pflichtaufzählung.


    Daß Giulini einer der legendärsten Interpreten von Bruckners Neunter ist, dürfte sich überall herumgesprochen haben. Die unten abgebildete Aufnahme ist einfach erschütternd schön und perfekt.


    Zudem gibt es die gleiche Sinfonie unter Giulini noch aus Chicago (EMI, ADD) und aus Stuttgart auf DVD. Wenn ich dann auch die Stuttgarter Aufnahme besitze, werde ich einen großen Vergleich veranstalten.



    Die mit den Wiener Philharmonikern mitgeschnittenen Brucknersinfonien 7 und 8 sind auch sehr schön gelungen.

  • Gleiches wie für Bruckner 9 gillt auch für Mahler 9.


    Giulini hat in Chicago eine der ganz großen zeitlosen Referenzaufnahmen dieses Werks geschaffen.
    Wenn man Bernsteins Aufnahme im Ohr hat und dann Giulini hört, kommt einem Giulinis Deutung vielleicht etwas emotionslos vor. Dieser Eindruck täuscht, Giulini verzichtet lediglich auf eine übertrieben emotionale Weltschmerzinterpretation.



    Im Vergleich dazu vielleicht nicht ganz so berühmt:


    Mahlers "Lied von der Erde" (Berliner Philharmoniker, Giulini, Fassbaender, Araiza, 1984) ist auch eine sorgfältige, schöne Aufnahme dieses herrlichen Werkes. Araiza hat mich positiv überrascht, Fassbaender ist sowieso eine gute Besetzung für das Lied.
    Alles in allem leuchten Giulini und die Berliner Philharmoniker dieses Werk gründlich und bedächtig aus. (orchestermässig ist Giulinis Deutung beispielsweise des Satzes "Von der Jugend" meiner Meinung nach die schönste und "perfekteste" Aufnahme. Aber auch Araiza braucht sich vor Wunderlich und anderen nicht zu schämen)


  • Große Einigkeit herrscht auch darüber, daß Giulinis Londoner Aufnahme des Verdi-Requiems eine der vorzüglichsten ist.


    Hier beweist Giulini, daß er zu größter Extase fähig ist. Ansonsten braucht zu dieser Aufnahme nicht viel mehr gesagt werden, als daß sie halt in die häusliche Stube gehört.
    (Die Berliner Digitalaufnahme des gleichen Werkes gilt wohl im Vergleich zu der älteren Aufnahme allgemein als weniger gelungen - ich habe sie allerdings nie gehört.)


    1964, London

  • Und noch ein Verdi:


    "Ella giammai m´amo!" Schluchz!


    Wohl die beste Studioeinspielung des Don Carlos.


    Wer einmal wissen möchte, ob die Caballé jemals eine überzeugende Sängerin war, der möge sich von ihrer Interpretation der Elisabetta verzaubern lassen.


    1970, London

  • Um Giulini mit "unanstrengendem Repertoire" kennenzulernen, empfehle ich dieses hübsche Album mit Rossini-Ouvertüren.


    Giulini macht aber mehr als nur kecke, charmante Musik, ich meine, er holt aus diesen Ouvertüren so ziemlich alles raus: Köstliche Unterhaltung und zugleich höchste musikalisch Kunst und Ausdeutung.


    1959 - 1964, Philharmonia Orchestra, London


    Für 9,99 könnt ihr Giulini als feinsinnigen und heissblütigen Rossiniinterpreten kennenlernen.

  • Hallo allerseits,


    ein kurzer Blick in meine CD-Liste offenbarte Schreckliches: Nicht eine einzige Aufnahme unter Giulini war vorhanden.


    Inzwischen besitze und hörte ich jedoch diese hier:



    Carlo Maria Giulini - The Chicago Recordings
    Beethoven: Symphonie Nr. 7
    +Mahler: Symphonie Nr. 1
    +Bruckner: Symphonie Nr. 9
    +Werke von Brahms, Berlioz, Strawinsky
    Chicago SO, Carlo Maria Giulini


    Für mich ein echter Glücksgriff, denn hier gefällt mir u.a. sogar zum ersten Mal – der ansonsten von mir verschmähte – Mahler mit seiner 1. Symphonie.


    Gruß, Cosima

  • Hallo Cosima, willkommen im Giulini-Club


    Ja, diese 4-CD-Box ist ein guter Einstieg in die Welt Giulinis, gell


    Beethovens Siebte aus Chicago finde ich auch ganz herausragend unter den Interpretationen dieser Symphonie.
    Die Vierte von Brahms ist bei Giulini auch in guten Händen.


    Auch eine schöne Doppel-CD zum Kennenlernen ist diese hier:



    Darauf befindet sich die identische Einspielung von Beethovens Siebter, Schumanns Dritte in der Re-Orchestrierung von Gustav Mahler, Beethovens Egmont-Ouvertüre, Strawinskys Feuervogel-Suite, der Kaiser-Walzer, Bizets Jeux d´enfants, Ravels Ma Mére l´oye und Rossinis Tancredi-Ouvertüre.


    Insgesamt ist Giulini mit fünf verschiedenen Orchestern am Werk auf dieser CD (Chicago S.O., BR RSO, RAI Torino, Wiener Symphoniker, Philharmonia)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Um mit den Konzerten fortzufahren: eher langsam aber nicht langweilig, bisweilen oberste Referenz:




    Die Brahms Klavierkonzerte mit Giulini kenn ich noch nicht, aber auch davon hat man ja nur das beste gehört.

  • Giulini hat die Sinfonien von Brahms (teilweise) mehrfach aufgenommen, in Wien, London, Los Angeles, Chicago. Da muß ich noch mal genauer ermitteln, welche Einspielungen als die beste gelten.


    Eine echte Zeitlupenaufnahme ist aus der Eroica aus Los Angeles geworden. Aber sie besitzt trotz ihrer extremen Langsamkeit höchste Spannung und man hat halt als Alternativaufnahme auch mal eine Eroica, die wirklich bis auf die letzte Note erschöpfend ausgeleuchtet ist.


  • so, thomasbernhard sei dank :yes: werde ich mich nun auch in das giulini-einkaufs- und hörfieber stürzen ... die 9. von bruckner liebte ich seit langem, sie ist einfach die beste auch die franck symphonie ist grandios. ansonsten hatte ich noch nicht soviel ...
    das mozart-requiem fand ich bis auf die sänger etwas zu 'langweilig', muß mir das aber nochmals anhören .. man reift ja im musikgeschmack ...


    wie ist denn der don giovanni?


    beste grüße :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Und jetzt mal zwei Aufnahmen, die zwar schon "gut" sind, die ich auch regelmässig höre, die ich aber trotzdem nicht dringend empfehlen würde, weil es unbestreitbar bessere Konkurrenzaufnahmen gibt.



    Zur Digitalaufnahme der DG von Beethovens Neunter habe ich keine Abbildung gefunden.
    Berliner Philharmoniker, Giulini, Julia Varady, Simon Estes, etc.


    Stimmt, und das Digitale Sony-Mozart-Requiem ist wohl auch wirklich nicht das beste vom besten.

  • Den Don Giovanni besitze ich auch und höre in oft. Er ist hervorragend. Schnell und feurig und durchaus auch bisweilen düster. Besetzung ist hervorragend. Gerade heute in der "Zeit" wird sie im Giulini-Nachruf lobend erwähnt. Herr Spahn schreibt dort, daß die Champagnerarie mit Eberhard Wächter die wildeste auf dem Markt sei!



    Von La Nozze di Figaro besitze ich nur eine Querschnitt-CD, diese Aufnahme erscheint mir nicht so spannend.
    (aber das sage ich jetzt nur im Moment so, vielleicht revidiere ich diese Meinung. Eine Querschnitt-CD kann ja ohnehin keinen wirklichen Gesamteindruck von einer Gesamtaufnahme verschaffen.)

  • So, langsam hab ich hier alle Aufnahmen gepostet, die ich besitze (nein, zwei bis vier hab ich mindestens noch und Nachschub ist per Post unterwegs.)


    1990, Berlin, Studio, Sony, 9,99


    Mussorgsky/Ravel: Bilder einer Ausstellung (Schilder einer Baustelle)


    Mathias Kornemann schrieb bei Rondo eine sehr symphatische und lesenswerte Kritik zu dieser Aufnahme. Das will ich weder abschrieben noch dem etwas hinzufügen.
    Auf dieser CD befindet sich auch die Klavierfassung, eingespielt von Jefim Bronfman, finde ich auch eine schöne Aufnahme.


    Kurz: Mal wieder eine "Referenzaufnahme" :rolleyes: der Ravelschen Fassung, aber im ernst: wirklich empfehlenswert, klanglich und interpretatorisch top ausgeleuchtet. Als Alternative braucht man aber auch daneben noch eine schnellere Interpretation. Giulini liesse sich hier glaub ich ganz gut mit Celibidache vergleichen in Bezug auf Tempo und Detailverliebtheit.

  • Hallo


    Eigentlich ein wenig traurig, daß sich dieser Thread auf einen Hauptposter konzentriert. Ich selbst bin völlig schuldlos, denn ich komme in diesem Forum kaum mehr zum Posten. Alle paar Minuten geht ein Popup auf und teilt mir mit, daß wieder eine PN an mich geschrieben wurde.....


    Ich hatte vor wenigen Tagen diese Kassette in Händen, hab sie aber "auf später" verschoben.



    Inzwischen hab ich sie dann aus traurigem Anlass doch gekauft.


    Giulinis Dirigat ist "delikat" das Orchester agiert ein wenig introvertierter als ich das von meiner Vergleichsaufnahme gewohnt bin. Das liegt aber zum Teil auch an der Aufnahmetechnik. Die Einspielung an sich ist IMO sehr gut. Eine vergleichende Besprechung erfolgt meinerseits, so die Zeit es mir erlaubt, in den nächsten Tagen im Rigoletto-Thread


    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Markus,


    jetzt hast du mir den Mund ziemlich wässrig gemacht und ich brenne richtig darauf, Giulini jetzt kennenzulernen.


    Gestolpert bin ich unter anderem auch auf seine Aufnahme mit der 4. Sinfonie von Brahms.



    Kennst du die oder jemand anderes und kannst eine Einschätzung geben?
    Es gibt nämlich dazu noch eine Bonus-CD mit dem Titel: "Giulini - A Profile".



    Gruß, Peter.

  • Das Klavierkonzerts Nr. 23 von Mozart hat Giulini zusammen mit Horowitz auch brilliant eingespielt.


    Dieses Stück habe ich aber nur auf einer Best-of-Sammlung von Horowitz.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo Peter,


    Die Aufnahme von Brahms 4 aus Chicago habe ich leider schon in der EMI Vierer-Box "The Chicago Recordings" (siehe oben). Ich werde mir die Veröffentlichung in der von Dir abgebildeten Veröffentlichung nicht nochmal kaufen und verzichte somit, die Bonus-CD kennenzulernen. Aber vielleicht wirst Du ja bald berichten...


    Brahms 4 habe ich zweimal mit Giulini. Einmal die obige Aufnahme aus Chicago und einmal aus Wien (Digital, DG).
    Ich habe jetzt keinen Wien/Chicago-Vergleich gemacht. Das werde ich vielleicht bis Sonntag tun. Eine Vermutung wäre, daß Du vielleicht mit Chicago besser bedient bist, da Giulini damals jünger (und somit vielleicht schneller) war und das eine sorgfältige Studioproduktion ist. Die DG_Aufnahme ist 1989 live aus dem Musikverein. (aber man hört natürlich die Live-Situation nicht - ich hab grad die Aufnahme aufgelegt. Klingt bedächtig und sehr schön - also, bald kommt das offizielle Vergleichsergebnis)



    SMOB


    Ja, hab ich auch die Aufnahme. Einige störten sich am kindischen Verhalten von Horowitz (kann man auf dem langen Film auf der Bonus-DVD dieser Veröffentlichung sehen.) Der Film auf der DVD zeigt das ganze Konzert im Bild und das Prozedere im Studio, auf der CD ist dann nochmal das fertig geschnittene Endprodukt. Giulini geht dieses schöne Konzert sehr sehr schnell an, man denkt fast, daß Horowitz das Tempo diktiert/erpresst hat. Wird nicht die Lieblingsaufnahme dieses Konzerts für mich werden.



    beinhaltet beides das Mozartkonzert Nr.23. Einmal mit Bonus-DVD, einmal in herkömmlicher Form.

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  • so, thomasbernhard hat mich nun um ein paar euro ärmer und um große interpretationen reicher gemacht :D:jubel:

    heute gekauft debussy/ravelwerke (la mer, nocturnes, alborado .., ausschnitte aus daphnis ...)


    und schon bin ich mehr als ein klein wenig verliebt in diese aufnhame. weitere werden folgen .... dvorak 7+9 sind schon bestellt ....


    grüße in die nacht

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo,


    auch wenn ich bisher heroisch meinen Geldbeutel unter Verschluß hielt, konnte ich gestern nicht anders, als der Versuchung nachzugeben. Dieser Thread ist aber auch viel zu appetitanregend! :D


    Neben der genannten Chicago-Box und der Bruckner 9 aus Wien habe ich mir diesen Live-Mitschnitt bestellt, der übereinstimmend von "Classics Today" und "Gramophone" in den Himmel gehoben wird (und das will was heißen!) und der schon legendären EMI-Studioaufnahme des Requiems wohl vorzuziehen ist:



    Schönes Wochende noch wünscht


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Giselher


    Ist ja "furchtbar", es gibt ja sogar zwei BBC Livemitschnitte von Verdis Requiem mit verschiedenen Besetzungen :wacky:



    Hast Du auch was über diese Aufnahme gelesen?


    Am ende kauf ich mir dann noch die vierte Aufnahme des Verdirequiems von Giulini...? Blöd genug wär ich schon :hello:

  • Hallo Markus,


    also ich habe bisher nur bei "Classics today" und "Gramophone" nachgeschaut und da war man der Meinung, daß die Aufnahme, die Du gepostet hast (die "weinrote" Londoner Live-Aufnahme) wohl etwas hinter der Requiem-Aufnahme aus Edinburgh zurücksteht. Bei den Solisten hat die Londoner Aufnahme zwar die besser klingenden Namen, aber die Solisten in Edinburgh leisten wohl auch ihr Bestes und die Chöre dort sollen einfach nur fantastisch sein. Zudem ist die Londoner Aufführung in der wegen ihrer schlechten Akustik berüchtigten Royal Festival Hall ("The Black Hole") aufgenommen worden und ihrer Konkurrenzeinspielung daher um einiges unterlegen. Wenn Du Dich genauer informieren willst, Rezensionen beider Aufnahmen gibt es auf den Websites der o.g. Magazine.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Giselher,


    danke für die Infos, Du hast Dich ja echt überall schlau gemacht.


    Bemerkenswert scheint mir aus dieser Reihe auch brittens War Requiem zu sein.



    6.4.1969, Royal Albert Hall; [eine CD, (79:11 min.) 17,99 €]


    Ich besitze diese Aufnahme seit ca. zwei Jahren, hatte aber schändlicherweise nie die Muße, sie konzentriert durchzuhören (möglicherweise weil mein englisch nicht das beste ist und ich nicht ganz durch die Texte von Owen durchgestiegen bin)


    Diese Aufnahme hat zwei Dirigenten, Giulini als "Hauptdirigent" und Britten persönlich dirigiert das "Melos Ensemble" - aber vielleicht habe ich das nicht richtig verstanden, mir ist nämlich nicht klar geworden, was das Melos-Ensemble ist und an welchen Stellen es agiert.


    Daß auch Peter Pears mitsingt, adelt diese Aufnahme freilich zusätzlich.


    Dies ist also wohl eine Aufnahme die für Britten-Kenner höcht interessant sein dürfte. Aber das War Requiem ist ja ein erfolgreiches und gut hörbares Werk, es sei also jedem empfohlen. Ich stürze mich jetzt in die intensivere Beschäftigung mit diesem Werk.
    Die Klangqualität ist recht gut für einen Live-Mitschnitt.


    p.s.: ich merke gerade, daß mein Englisch in den letzten jahren besser wurde und nun kaum noch Verständnisprobleme bestehen. Doch, eine Beschäftigung mit diesem Werk ist doch sehr lohnend.

  • Hallo ThomasBernhardt,


    Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Diese Aufnahme hat zwei Dirigenten, Giulini als "Hauptdirigent" und Britten persönlich dirigiert das "Melos Ensemble" - aber vielleicht habe ich das nicht richtig verstanden, mir ist nämlich nicht klar geworden, was das Melos-Ensemble ist und an welchen Stellen es agiert.


    Nur zur schnellen Aufklärung: Brittens War Requiem sieht drei räumlich getrennte Gruppen vor: großes Orchester, großer Chor und Sopransolistin (zuständig für die lateinischen Teile des Requiems) treffen auf ein Kammerorchester mit dem Tenor- und Baritonsolisten, die die Owen-Texte übernehmen. Dazu kommen noch Knabenchor und Orgel, die an einigen Stellen ebenfalls den lateinischen Requientext haben, zum Beispiel bei "Te decet hymnus" im einleitenden "Requiem aeternam". Das Kammerorchester wird in der Regel von einem eigenen Dirigenten geleitet, weil es auch räumlich getrennt vom großen Orchester aufgestellt ist.


    Alles klar? ;)


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Oben erwähnte ich die superlangsame Digitalaufnahme von Dvoraks Neunter aus Amsterdam.


    Nachdem ich jetzt diese wunderbare und preiswerte Doppel-CD gehört habe, möchte ich meinen, daß die Londoner Aufnahme zu bevorzugen ist. Die schnelleren Tempi bekommen der Symphonie besser.
    Dvorak vom Feinsten, was vor allem auch auf die Siebte und Achte zutrifft.


    (Aufnahmen von 1961/62 und 1976 (Siebte Sinfonie)


  • Und weiter geht es mit einer DVD:



    (seltsam: rasante Preisschwankungen bei amazon...)


    Livemitschnitte aus London:


    Mussorski/Ravel: Bilder einer Ausstellung. Philharmonia; 3.3.1964
    Mozart: Sinfonie Nr.40, g-moll. New Philharmonia; 2.12.1964
    de Falla: El sombrero de tres picos - Suite Nr.2; 2.12.1964
    Verdi: Ouvertüre zu: Les Vespres siciliennes. New Philharmonia; 12.1.1968.


    Als Bonus: Guido Cantelli dirigiert Rossinis Ouvertüre zu Semiramide. Scala Orchester in Edinburgh, 1950


    Ich möchte diese DVD sehr empfehlen, wenn man sie zu einem vernünftigen Preis aufgattern kann. Alles BBC-Schwarz-weiß-Aufnahmen. Tonqualität gut, die Bildregie ist uninspiriert, aber das ist immerhin besser, als wenn man dem Herrn Halbgott im Frack (HvK) selber eitle Bildregie führen lässt!!!!!!!


    Einmal mehr (die Berliner Digitalaufnahme nannte ich schon) beweist Giulini, daß er ein hervorragender Interpret der Bilder einer Ausstellung ist. Es ist ein Vergnügen, gar ein ungewöhnliches Ereignis, diesen breitbeinig eleganten schlanken Riesen dirigieren zu sehen. Wie das aussieht, wenn er den "Marktplatz von Limoges" dirigiert, das kann ich nicht in Worte fassen. Das muß man gesehen haben!
    An Mozarts Vierzigster, die rundherum zügig und gelungen ist, hat mich am meisten das Menuetto beeindruckt, weil es so anders klingt, als bei den meisten anderen Interpreten. Viele machen da ein künstlich rustikales Bauern-Scherzo draus, bei Giulini läuft das Menuett wie ein Uhrwerk, zügig und präzise ohne Schmäh, und das Trio ist wunderbar lyrisch.
    Die kurze Sombrero-Suite von Manuel de Falla gefällt. Einfach schöne Musik, mediteran gespielt. Die "Sizilianische Vesper"-Ouvertüre ist durchdacht, lyrisch, kraftvoll.


    Zum Bonus: Der Dirigent Guido Cantelli wird hier bei einer Probe (Durchlauf) der Ouvertüre zu Semiramide gezeigt. Cantelli kennt wohl kaum einer, das liegt daran, daß er in jungen Jahren bei einem Flugzeugabsturz verstarb. Kein geringerer als Toscanini soll ausgerufen haben: "Er dirigiert wie ich!". Sein Dirigierstil in dieser kurzen Aufnahme (3:47) ist allerdinsg etwas hyperaktiv. Wems gefält.... immerhin eine schöne Art, etwas von Cantelli kennenzulernen und ihn somit gleichsam abzuhaken.


    Also, wenn Ihr diese DVD im 20-Euro-Bereich bekommen könnt: meine herzliche Empfehlung zuzugreifen! Giulini bei der Arbeit zuzusehen ist ein ganz besonderes Vergnügen. Er präsentiert sich energisch, flehentlich, demütig.... Assotiationen zu Furtwängler können sich übrigens einstellen. War auch so ein langer, dünner Kerl.

  • Hallo,


    nachdem Markus mich erneut darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich hier mal kurz über die Bonus-CD berichte, werde ich das mal jetzt tun.



    Der Titel ist: "Carlo Maria Giulini - A Profile".
    Wie man schon am Titel erkennt, wird hier in Englisch berichtet.
    Da ich seit anderthalb Jahren keine englische Hörerfahrung mehr hatte, hat mich das doch sehr an die mir immer unbeliebten Listening Comprehensions im Englisch-Leistungskurs erinnert. :P


    Die CD ist in 8 Abschnitte eingeteilt.


    1. Vorschau (mit Musik aus Verdis Requiem [Sanctus])
    - Kommentare von Giulini, Kevin Nutty (früherer Schlagzeuger im Philharmonia Orchestra), Adolph 'Bud' Herseth (frühere 1. Trompete des Chicago SO), Gillian Eastwood (frühere Konzertmeisterin der 2. Geigen aus dem Philharmonia) und Lord Harewood (Autor und früherer Direktor des Edinburgh Festivals)


    2. Einleitung und Giulinis frühe Jahre
    - Kommentare von Giulini und Lord Harewood


    3. La Scala, Mailand (mit Musik aus Verdis "La Traviata" mit M. Callas)
    - Kommentare von Giulini


    4. Das Philharmonia Orchestra (mit Musik aus Strawinskys Feuervogel-Suite, Rossinis Tancredi-Ouvertüre, Debussys "La mer" und "Nocturnes" und Bizets Jeux d'enfants-Suite)
    - Kommentare von Giulini, Gillian Eastwood, Martyn Jones (früherer Geiger im Philharmonia) und Kevin Nutty


    5. Der Philhamonia Chorus und Orchestra (mit Musik aus Verdis "Quattro pezzi sacri [Te Deum] und aus dem Requiem [Requiem aeternam und Dies irae])
    - Kommentare von Giulini, Lord Harewood, Martyn Jones und Gillian Eastwood


    6. Royal Opera House, Covent Garden (mit Musik aus Verdis "Don Carlo" mit Domingo, Caballé und Milnes)
    - Kommentare von Giulini, Sir John Tooley (früherer GMD des Royal Opera House), Sir Edward Downes (Dirigent), Jon Vickers (Tenor), Victor Godfrey (Bariton) und Lord Harewood


    7. Chicago Symphony Orchestra (mit Musik aus Berlioz' "Romeo und Julia" und Strawinskys Petruschka)
    - Kommentare von Victor Aitay (früherer Konzertmeister des CSO), 'Bud' Herseth und Peter Andry (früherer Direktor von EMI Music)


    8. Dirigiertechnik und Schluss (mit Musik aus Beethovens 9. Sinfonie mit dem London SO)
    - Kommentare von Giulini und Gillian Eastwood




    Insgesamt recht informativ und ein schöner Bonus für eine fantastische CD-Aufnahme der 4. Brahms-Sinfonie.



    Gruß, Peter.

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