Paavo Järvi - spannende Entspannung

  • Paavo Järvi kommt aus einer sehr musikalischen Familie. Sein Vater ist der berühmte Dirigent Neeme Järvi. Geboren wurde Paavo Järvi 1962 in Talinn, der Hauptstadt von Estland. Dort begann er auch sein Musikstudium mit den Schwerpunkten Dirigieren und Percussion. 1980 reiste er mit seiner Familie in die USA aus, wo er sein Studium fortsetzte und abschloss, u.a. als Schüler von Leonard Bernstein.



    Zunächst spielte Järvi Schlagzeug in einer der populärsten Rockgruppen in Estland. Dann begann seine Tätigkeit als Dirigent in Stockholm in Zusammenarbeit mit Andrew Davis. Nach drei Jahren in Cincinatti wurde er 2004 künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, mit der er u.a. herausragende Aufnahmen der Symphonien Ludwig van Beethovens einspielte.



    Zwei Jahre später übernahm er als Nachfolger von Hugo Wolff das Amt des Chefdirigenten für das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks in Frankfurt. Mit diesem Orchester setzt er dessen berühmte Mahlertradition. Seine Einspielungen der Symphonien Mahlers sind nicht weniger vielversprechend als die legendären Einspielungen des Orchesters unter Leitung von Eliahu Inbal. In seinen neuesten Einspielungen führt Järvi mit seinem Orchester Symphonien Anton Bruckners auf. Inwieweit er hier der Tradition von Inbals Bruckner-Einspielungen folgt, vermag ich mangels Hörerfahrung weder kompetent noch inkompetent zu beurteilen.


    In einer Rezension seiner Aufnahme der 2. Symphonie von Mahler lese ich:


    „Der estnische Dirigent hat zu Mahler ein entspanntes Verhältnis. Er entdeckt in der Musik kein nervöses Leiden, keine Hysterie, keine Schreikrämpfe; er gibt auch nicht den Radiologen, der die Symphonie röntgen lässt und dann nur noch Einzelstimmen findet. Järvi wird vielmehr zum Begleiter seines Orchesters und steuert es wie von fern bei dem Projekt, dass sich unter genauester Befolgung von Mahlers Wünschen die fünf Sätze von selbst entwickeln. Dabei ist die Streubreite der Dynamik und Farbkraft des Frankfurter Orchesters so auffallend wie seine Brillanz …“.


    Dieser Thread soll dazu dienen, unterschiedliche Aufnahmen und Konzerte mit Paavo Järvi vorzustellen und unterschiedliche Meinungen zu seinen Einspielungen zu sammeln. Beethoven mit den Bremern und Mahler mit den Hessen sind nur zwei von vielen Anknüpfungen. Da gibt es unter vielem anderen noch Grieg, Strauss, Strawinski und neuere Komponisten aus Estland und dem Baltikum.


    Freundliche Grüße von der südlichen Nordsee, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Danke für den Thread!


    P. Järvi ist trotz anfänglicher Skepsis m. M. n. einer der besten derzeiten Beethoven-Interpreten (seinen Mahler kenne ich noch nicht). Sein Beethoven hat Feuer, wirkt spritzig, nie langweilig, reißt mit. Er ist metronomnah, ohne je akademisch und trocken (wie m. E. etwa Norrington oftmals) zu wirken. Man merkt P. Järvi an, daß er das, was er dirigiert, verinnerlicht hat und es nicht bloß herunterspielen läßt. Auf mich macht er einen sehr energischen Eindruck, wie ein richtiger Vollblutmusiker Marke Bernstein (bei dem er ja offenbar sogar Schüler war, was ich bis heute nicht wußte).


    Zusammen mit Immerseel und Pletnev (sic!) für mich der Beethoven fürs 21. Jahrhundert, den ich mir gerne anhöre (freilich ohne die alten Meister dadurch zurückzustellen).


    LG
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich hatte einige interessante Konzerterlebnisse mit ihm (alle mit dem HR-Sinfonieorchester):


    - Sibelius: Kullervo
    - Tubin: Sinfonien Nr. 5 und 11
    - Nielsen: Sinfonien Nr. 2, 3 ,5 und 6
    - Varèse: Amériques
    - Hindemith: Weber-Metamorphosen, Mathis der Maler-Sinfonie
    - Prokofiev: Sinfonie Nr. 6
    - Janacek: Das schlaue Füchslein-Suite
    - Martinu: Sinfonie Nr. 4
    - Bruckner: Sinfonie Nr. 2
    - Beethoven: Klavierkonzertfassung des Violinkonzerts (mit Olli Mustonen)


    sowie Werke von Haydn, Brahms, Bernstein, Ives, Elgar.


    Die Zweite Mahler auf CD gefällt mir sehr gut, klingt hervorragend.



    Agon

  • Die Beethoven-Aufnahmen waren das erste, was ich mit Paavo Järvi kennenlernte, zuerst die 3. und 8. - ich war ganz aus dem Häuschen.


    Als nächstes kamen Fernseh-Übertragungen vom Rheingau Musik Festival mit Mahler, einmal die 3., einmal das Adagio aus der 10. und die 4., beide fand ich sehr überzeugend.


    Sehr empfehlen möchte ich aber die 4. Sinfonie von Tüür:



    Ein Klangfest, teils mit irisierenden Klängen, teils sehr impulsiv und rhythmisch, mitreißend.


  • Ich habe gestern diese Box bekommen und bereits die erste und zweite Sinfonie gehört und gesehen (siehe auch Thread: Was hört Ihr gerade jetzt?)
    In der Tat kann man davon ausgehen, dass Järvi die Sinfonien gut einstudiert hat, ein Plus bei diesen DVD's ist, dass man akustisch quasi im Saal sitzt und visuell dem Dirigenten direkt ins Gesicht sehen kann und sein Minenspiel und seine ganze Körpersprache in Nahaufnahme wahrnehmen kann. Und diese Körpersprache ist diesseitig entspannt und gleichzeitig hochkonzentriert, vielleicht das komplette Gegenteil von Karajans "jenseitiger" Dirigierweise. Ich habe bereits im letzten Jahr, als ich beim Schleswig Holstein Musikfestival sein Konzert in Kiel mit Hillary Hahn (Mendelssohn, Schumann) live erleben durfte, darüber berichtet, dass er ein extrovertierter Dirigent vom Typ Bernstein ist, der auch mit seinem ganzen Körper zeigt, wie er die Stücke verinnerlicht hat.



    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • ...wie ein richtiger Vollblutmusiker Marke Bernstein (bei dem er ja offenbar sogar Schüler war, was ich bis heute nicht wußte).


    Hallo zusammen,


    Järvi und Bernstein in diese Nähe gerückt zu sehen, tut mir ein bisschen weh... Schon vom Äußeren, von der Ausstrahlung trenne die beiden Wel-ten!


    Dass er "Schüler bei Bernstein" war, ist mir auch neu. Gibt es dafür eine Quelle? Einen genaueren Beleg? Ich kann es ihm mangels besseren Wissens nicht wirklich absprechen, weise aber prophylaktisch-relativierend darauf hin, dass der Besuch einer Dirigierklasse in Tanglewood noch keinen der Zuhörer zum "Schüler" macht...


    Auch Rilling schmückt sich damit, "bei Bernstein studiert" zu haben, und das ist, mit Verlaub und ohne weiteres dazu zu sagen, leicht optimistisch formuliert... ;)


    Bei Paavo Järvi zählt am Ende natürlich, was musikalisch bei seiner Tätigkeit herauskommt. Was ich jedoch nicht mehr ausblenden kann, sind Berichte über die (wenn auch private, musikalisch irrelevante) Trunkenheitsfahrt in Cincinnati und Stimmen von Musikern, mit denen er zusammenarbeitet. Mit dem Wissen wächst der Zweifel, sagt man so schön, und ich kann ihm nicht mehr unvoreingenommen begegnen.
    Das wäre bei vielen anderen sicherlich ähnlich... ;)


    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ich habe mein (vernichtendes) Urteil bereits an anderer Stelle abgegeben.


    Daher an dieser Stelle nur die Quelle, wo man auf "Studien bei Bernstein" hinweist und auch eine andere Frage, nämlich die des "Herumhopsens " des gesamten Orchesters während seines Dirigats.


    Zitat

    Sein Studium (Percussion und Dirigieren) begann er in Tallinn. 1980 reiste er mit der gesamten Familie in die USA, um dort seine Ausbildung am Curtis Institute of Music bei Otto-Werner Mueller und am „Los Angeles Philharmonic Institute“ bei Leonard Bernstein zu vervollständigen. Järvi spielte zu jener Zeit Schlagzeug in Erkki-Sven Tüürs kammermusikalischem Rockensemble In Spe, diese Formation entwickelte sich zu Beginn der 1980er Jahre zu einer der beliebtesten Rockgruppen in Estland.


    Soso, Schlagzeuger in einer der beliebtensten Rockgruppen des Klassikzentrums Estlands, sowie Chefpositionen bei mehreren zweit - und drittklassigen Orchestern. Das ist beileibe keine Schande - aber auch nicht unbedingt ein Hinweis auf Weltspitze...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Was ich jedoch nicht mehr ausblenden kann, sind Berichte über die (wenn
    auch private, musikalisch irrelevante) Trunkenheitsfahrt in Cincinnati
    und Stimmen von Musikern, mit denen er zusammenarbeitet. Mit dem Wissen
    wächst der Zweifel, sagt man so schön, und ich kann ihm nicht mehr
    unvoreingenommen begegnen.

    Würde mich sehr interessieren, was das für Stimmen von Musikern sind.
    Ich habe Ihn ja nun hier in Frankfurt einige Male erlebt, und ich habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zu seinen Dirigaten beim HR-SO. In der Regel würde ich sie mit "holzschnittartig" umschreiben. Der Klang ist meistens sehr kompakt und homogen. Das ist soweit in Ordnung; allerdings kommt dabei oft gepflegte Langeweile auf und tiefschürfend und/oder persönlich sind seine Dirigate nie. Ich habe es vermieden, mir seine Dirigate der Brahms-Sinfonien sowie der Bruckner-Sinfonien (mit Ausnahme der Zweiten) anzuhören. Bei Bruckner scheint er sich aber ganz positiv zu entwickeln. Aber irgendwie scheint er das HR-SO nur dazu zu benutzen, um hier das deutsch-spätromantische Repertoire zu "üben", denn es liegt Ihm offensichtlich nicht besonders. Er trat hier an mit dem Versprechen, das nordische Repertoire zu pflegen. Außer ein paar Sinfonien von Sibelius, Nielsen und Tubin ist aber in der Hinsicht nicht viel passiert. Diese Werke beherrscht er allerdings sehr gut, und es sind immer die Saisonhöhepunkte (wie letztens die Fünfte von Nielsen). Aber seine insgesamt sehr unpersönlichen und austauschbaren Dirigate nerven mich sehr und "turnen" mich auch ab. Ich nehme an, daß er nur noch 3-4 Jahre hier bleibt und sich dann völlig auf das Orchestre de Paris und Gastdirigate fixieren wird. Er will halt "Karriere" machen, und da kann das HR-SO eben nur eine Durchgangsstation sein zu "Höherem". Wenn er es allerdings nicht schafft, emotionaler, persönlicher und individueller zu werden, weiß ich nicht, wie er die Big-Five der USA, die BP, WP, die Londoner Orchester etc.pp. überzeugen will...



    Agon

  • Zitat

    Zitat von Alfred: Ich habe mein (vernichtendes) Urteil bereits an anderer Stelle abgegeben. .. Daher an dieser Stelle nur die Quelle, wo man auf "Studien bei Bernstein"hinweist und auch eine andere Frage, nämlich die des Herumhopsens des gesamten Orchesters während seines Dirigats.

    .
    Lieber Alfred, dein "vernichtendes" Urteil ist hier nicht maßgebend. Und wie Järvi seinen Weg bis zu seinem heutigen Auftreten zurückgelegt hat, ist auch nicht von Belang. Es zählt einzig und allein, welches musikalische Ergebnis herauskommt, und wir reden ja hier hauptsächlich über die Beethoven-Sinfonien, jedenfalls ich.
    Und nachdem ich nun die erste bis fünfte Sinfonie an zwei Abenden in der klanglich und visuell hervorragenden DVD-Video-Gesamtaufnahme gehört und gesehen habe, kann ich sagen, dass eine schon früher gehörte Einlassung, Järvi glänze vor allen Dingen durch sein hohes Tempo, nur relativ ist. Leider ist bei der DVD-Gesamtaufnahme keine Einzelzeit zu verzeichnen. So habe ich die Zeiten am PC festgehalten.
    Danach dauert die
    1. Sinfonie ca. 25 Minuten, die
    2. Sinfonie ca. 32 Minuten,, die
    3. Sinfonie ca. 45 Minuten, die
    4. Sinfonie ca. 32 1/2 Minuten und die
    5. Sinfonie gut 30 Minuten.
    Noch Fragen?
    Oder soll ich die Zeiten der entsprechenden Aufnahmen von Karajan noch aufführen? Überhaupt ist es interessant, die Interpretationsansätze Karajans und Järvis zu vergleichen. Beide legen großen Wert auf Melodie und Rhythmus und sind extrem darum bemüht, beides in der Waage zu halten. Wie ich bis jetzt festestellt habe, ist das nicht nur Karajan gelungen, sondern auch Järvi.


    Und lieber Alfred, was das "Herumhopsen des Orchesters während seines Dirigats" betrifft, so stellt sich das für mich so dar, dass die Musikerinnen und Musiker, ähnlich wie der Dirigent, den Rhythmus der Musikdurch ihre äußerst gelungene Körpersprache ausdrücken.
    Mir geht das als jahrzehntelanger Chorsänger nicht anders.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo Willi,


    aufgrund Deiner Postings habe ich Järvi zusätzlich noch auf DVD bestellt, obwohl ich seinen Beethoven auf CD besitze. Ähnliches habe ich bei Kleiber, Bernstein, Böhm und anderen gemacht, weil mir beim nur Hören was fehlt, nämlich einmal das Orchester zu sehen und zum anderen den Dirigenten in Aktion. Karajan mit geschlossenen Augen, Bernstein immer sehr sprunghaft, Kleibers Minenspiel und Böhms und Soltis Perfektionismus. Egal ob bei Sinfonien, Klavierkonzerten oder Violinkonzerten. Da heute der DVD-Klang dem einer CD nichts mehr nachsteht, votiere ich für DVD (von Opern ganz zu schweigen). Übrigens habe ich den Beethoven von Thielemann noch zurückgestellt, aber von seiner Neunten mit Zeppenfeld und Beczala, die ich mitgeschnitten habe, bin ich sehr angetan.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Hallo Willi,


    Du zeigst in Beitrag 5 die DVD-GA mit P.Järvi --- :!: das sind die LIVE-Aufnahmen aus der Beethovenhalle Bonn beim Beethovenfest 2010.
    Diese DVD-Aufnahmen kann man auch in nochmal kleinerer gesplitteter Zusammenstellung kaufen.


    Ich habe mir in den letzten 2Jahren P.Järvi´s Beethoven-Sinfonien mit der Kammerphliharmonie Bremen in den Studio-Aufnahmen (RCA) so nach und nach (bis auf die Neute) zugelegt.
    Meine anfängliche Skepsis (ich berichtete mehrfach in den entsprechenden Beethoven-Threads) ist einer weit hörem Wertschätzung für seine Beethoven-Interpretationen gewichen. Das flotte Tempo, die zupackender Gestus, das durchsichtige KLangbild, die Pauken mit "schmackes" - alles das hat meine anfängliche Kritik zurückgedrängt, nachdem ich weitere intensive Vergleiche angestellt habe.


    :?:Nun meine Frage:
    Stimmt es, was ich mehrfach gelesen habe, dass der LIve-Zyklus auf DVD (SONY) den Studio-Aufnahmen (RCA) überlegen ist und die Beethoven-Sinfonien noch zupackender darstellt ???
    Du müctetst doch auch die RCA-GA auf CD zum Verglkeich haben !?!
    :!: Die Frage ist natürlich auch an alle Anderen, die etwas zum Unterschied schreiben können gerichtet !


    Ich war nah dran erst mal diese DVD zu kaufen:



    SONY-DVD, 2010



    :D:jubel: Dann kann ich mich auch optisch vom hopsenden Orchester überzeugen.
    Das finde ich übrigens gar nicht negativ, wenn nicht nur der Dirigent hopst und fuchtelt, sondern auch die Musiker voll mitgehen, also sich etwas bewegen, was negativ gesehen, :D hier als hopsen bezeichnet wird. Ich sehe das positiv, wenn die Musiker nicht stur dasitzen, also wie Willi schreibt, die Musik mit ihrer Körpersprache mitgehen. Klasse !


    Noch etwas in dem Zusammenhang:
    Meine Tochter hat WII-MUSIC. Mit dem Programm kann man auch mit dem Controller ein paar Stücke dirigieren - macht sogar mir Spaß :D:D . Auf Knopfdruck am Nunchuk-Controller kann man dort auch die Musiker des Orchesters hopsen lassen. Besonders bei der Carmen-Musik von Bizet bringt das die genau gewünschten rhythmischen Effekte und am Ende eine hohe Punktzahl im Spiel.
    (Für den Interessenten: ich kam auf 90 ! Einige Taminos besitzen nämlich dieses Spiel ebenfalls.)


    ;) P.Järvi hat diese hohe Punktzahl bei mir inzwischen auch !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Werte Leser,


    auch wenn es einigen nicht passt, Järvi hat mit den Bremern eine hochklassige Einspielung der Beethoven Symphonien vorgelegt. Er ist ein weiteres Beispiel dafür, das man Beethoven nicht extrem expressiv spielen muss, um die Größe der Kompositionen darzustellen.


    Vorgestern wurde er in einem Kurzbericht in der Kulturzeit als Star-Dirigent bezeichnet. Völlig zu Recht.


    Nur noch ein kleiner Einwurf zu seiner Mitgliedschaft in einer Rockband: Dies zeigt nur, das er einen weiten Horizont in der Musik kennengelernt hat. Er hat etwas in der Musik erlebt, was der rein akademischen Sichtweise von Musik oft abgeht, nämlich das impulsive Moment, d.h. das igefühlsmäßige Erfassen und Erarbeiten von Musik im Miteinander einer Band/Orchester.


    Wir werden noch viel von Paavo Järvi hören.


    Viele Grüße Thomas

  • An dieser Diskussion um Paavo Järvi zeigt sich mal wieder wunderbar, wie Massenmedien es schaffen, ein einseitiges, positives Image einer Person aufzubauen. Seitdem er diesen Beethoven-Zyklus auf RCA herausgebracht hat, wird er überall gehypt. Dann kam noch der Live-Zyklus auf DVD und seitdem gibts kein Halten mehr. Dann assistieren noch "Arte" und "Kulturzeit" und fertig ist der "Stardirigent". Paavo Järvi kann sich sehr gut in den Massenmedien verkaufen und präsentieren - das muß ich Ihm lassen. Auch schafft er es, lukrative Schallplattenverträge an Land zu ziehen. Diese Verträge machen Ihn natürlich für Orchester attraktiv, die eine größere Präsenz auf dem Markt haben wollen. Da hat er sicher auch von seinem Vater Neeme profitiert, der eine riesige Diskographie aufgebaut hat, aber, und das unterscheidet Ihn von Paavo, mit Randrepertoire und absoluten Raritäten.
    Daß Paavo Järvi eben auch nur mit Wasser kocht, erlebe ich seit einigen Jahren hier in Frankfurt. Seine Konzerte sind schon lange keine "Ereignisse" mehr (wenn sie es denn jemals waren). Mittlerweile läßt er jedes Konzert von einem Assistenzdirigenten einstudieren, und er übernimmt dann nur noch die Hauptproben. Und so klingts dann eben auch: unpersönlich, distanziert, flach, austauschbar. Ein gewisses Niveau wird nie unterschritten - die Kritiken müssen ja irgendwie positiv sein, damit das Bild stimmt.
    Daß Orchester scheint auch keine große Lust mehr auf Ihn zu haben - die Streicher klingen stumpfer denn je, das Blech hat nachgelassen, die Pauke hat keine Durchschlagskraft. Für exzellente Konzerte sorgen mittlerweile andere Dirigenten (Zinman, Noseda, Skrowaczewski). Eigentlich wird hier nur noch Dienst nach Vorschrift gemacht, um die Abonnenten mit Standardrepertoire abzuspeisen. Er hat auch einfach keine große Energie mehr - der permanente Jetlag, die vielen Verpflichtungen. Seine globalisierte Existenz hat massive Spuren an Ihm hinterlassen. Vor wenigen Jahren noch war er anders drauf. Er hatte noch Haare, wirkte frischer und unverbrauchter, inspirierter, lustvoller. Und so dirigierte er auch. Mittlerweile hat bei Ihm der "Abstieg in den Ruhm" begonnen. Die Programme werden immer öder, er spult ständig nur noch dasselbe ab. Ich werde meine Besuche in seinen Konzerten jedenfalls massiv einschränken. Nach wie vor lohnt sich halt das nordisch-russische Repertoire (wenns denn mal kommt). Daß er mal in einer Rockband gespielt hat, ist mir ziemlich egal. Das ist lange her. Mittlerweile ist er dermaßen mit Verträgen eingebunden, tourt hier, gastiert dort. Die Kammerphilharmonie Bremen hätte auch mit einem anderen Dirigenten am Pult einen guten Beethovenzyklus vorgelegt. Sie ist nunmal kein Routineorchester. Das kommt ihr zugute. Aber auch der Paavo-Hype wird abebben - schon bald. Da bin ich mir sehr sicher.



    Agon

  • An dieser Diskussion um Paavo Järvi zeigt sich mal wieder wunderbar, wie Massenmedien es schaffen, ein einseitiges, positives Image einer Person aufzubauen. Seitdem er diesen Beethoven-Zyklus auf RCA herausgebracht hat, wird er überall gehypt.


    Das ist kein Phänomen des Medienzeitalters. Auch Karajan wurde nach seinem Tristan-Dirigat in Berlin gehyped. "Das Wunder Karajan" titelte Edwin van der Nüll in der "B. Z. am Mittag" - als ob noch niemand vorher den Tristan dirigiert hätte.

  • An dieser Diskussion um Paavo Järvi zeigt sich mal wieder wunderbar, wie Massenmedien es schaffen, ein einseitiges, positives Image einer Person aufzubauen. Seitdem er diesen Beethoven-Zyklus auf RCA herausgebracht hat, wird er überall gehypt.


    Interessante Ausführungen Agon.


    Die Gefahr besteht natürlich immer, ob man als Kritiker nicht vorschnell verallgemeinert. Holt man sich jetzt die Rückschlüsse zur Beurteilung aus vorherigendem Wissen, das Assistenzdirigenten das Werk einstudieren ?


    Natürlich heimst er jetzt den Ruhm des einmal Geleisteten ein. Aber wer würde das nicht genau so machen? Dies jemanden vorzuwerfen sollte gut überlegt sein.


    Du hebst die Leistung der Bremer hervor. Komisch, einmal wird ihm "Gehopse" vorgeworfen, ein Orchester, das sich von der Begeisterung des Dirigenten anstecken lässt, dann wird gesagt, die Bremer hätten den Zyklus genau so gut ohne Järvi einspielen können.


    Das lässt den Rückschluss zu, das einfach eine Person in ein schlechtes Licht gerückt werden soll.


    Irgendwie ist es mir sympathischer, wenn jemand einfach sagt, ich habe ein schlechtes Konzert mit Järvi erlebt. Denn die Crux liegt auch wieder im Zusammenspiel von Orchester und Dirigent, vielleicht waren ja beide nicht gut drauf.

  • Du hebst die Leistung der Bremer hervor. Komisch, einmal wird ihm "Gehopse" vorgeworfen, ein Orchester, das sich von der Begeisterung des Dirigenten anstecken lässt, dann wird gesagt, die Bremer hätten den Zyklus genau so gut ohne Järvi einspielen können.


    Lieber Thomas,


    fernab von der Frage, ob Järvi einen "Hype" erlebt oder nicht, ist festzuhalten, daß die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bereits vor Järvi zumindest die ersten vier Sinfonien Beethovens (in meinen Ohren) mustergültig eingespielt hat.



    Heinrich Schiffs Aufnahmen, die aus 1992-94 stammen, könnten fast als "Schwesteraufnahmen" Järvis gelten, wenn sich Schiff zur deutschen Orchesteraufstellung durchgerungen hätte. Man hört hier das gleiche engagierte, rhythmisch präzise Spiel, die gleiche Transparenz, die gleichen frischen Tempi.


    Es ist also Agon in sofern Recht zu geben, daß die Kammerphilharmonie auch schon vor Järvi hervorragenden, "unrotinierten" Beethoven gespielt und aufgenommen hat.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Zitat von Agon: Dass Paavo Järvi eben auch nur mit Wasser kocht, erlebe ich seit einigen Jahren hier in Frankfurt. Seine Konzerte sind schon längst keine "Ereignisse" mehr, (wenn sie es denn jemals waren)..... "das" Orchester scheint auch keine große Lust mehr auf "ihn" zu haben - die Streicher klingen stumpfer denn je, das Blech hat nachgelassen, die Pauke hat keine Durchschlagskraft.

    Hast du schon einmal darüber nachgedacht, Agon, dass, wenn hier möglicherweise die Chemie zwischen Orchester und Dirigent nicht stimmt, das nicht nur am Dirigenten, sondern auch am Orchester liegen könnte? Wenn die Herrschaften glauben, sie könnten den Dirigent dadurch abstrafen, dass sie schlampig spielen, treffen sie doch nur das Publikum und offenbaren eine schlechte Berufsauffassung.


    Das erinnert mich fatal an meine gerade hinter mir liegende Berufslaufbahn als Lehrer, wo ich des öfteren miterlebte, auch mit eigenen Lerngruppen, dass Schüler, die den Lehrer nicht leiden mochten (warum auch immer), dies mit Arbeitsverweigerung beantworteten.


    Übrigens ist Järvi nach meinem Wissen in Bremen schon seit 2004 Orchesterleiter, zwei Jahre länger als in Frankfurt, was doch darauf hindeutet, dass es dort zwischen Orchester und dem Dirigenten zweifellos besser harmoniert.


    Jedenfalls konnte ich dies gestern Abend wieder feststellen als ich aus nebenstehender Box die Sinfonie Nr. 6 und Nr. 8 hörte und sah: brilliante Streicher, kerniges Blech, furiose Holzbläser, und über den ausgezeichneten Paukisten habe ich ja schon gesprochen.
    Es ist doch wie in der Bundesliga: wenn dort eine Mannschaft schlecht spielt, liegt es auch bei weitem nicht immer am Trainer, sondern auch oft an der Mannschaft. Auch da kann Frankfurt ein Lied von singen. Aber wer steckt immer die Prügel ein: der Trainer.


    Zitat

    Zitat von Thomas: ...Das lässt den Rückschluss zu, dass einfach eine Person in ein schlechtes Licht gerückt werden soll.

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, lieber Thomas.


    Schöne Grüße aus dem Münsterland


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • sowie Chefpositionen bei mehreren zweit - und drittklassigen Orchestern. Das ist beileibe keine Schande - aber auch nicht unbedingt ein Hinweis auf Weltspitze...


    ... auch ein Herbert von Karajan dirigierte in Ulm als 1. Kapellmeister und in Aachen als GMD. Ferner war er von 1969 bis 1971 sogar beim Orchestre de Paris tätig. Nein, Weltspitze kann das nicht sein ... :pfeif::hello:

  • Liebe Forianer,


    wie in der Oper (Netrebko, Villazon) so werden natürlich auch in den anderen Bereichen der klassischen Musik Künstler gehypt. Das war schon immer so und wird wohl immer so sein. Schließlich geht es ja darum, CDs im Hochpreis-Niveau unter die Leute zu bringen. Dafür muss man schon die Werbetrommel rühren.


    Die künstlerischen Leistungen der Interpreten halten allerdings mitunter nicht das Niveau, wie es uns die Werber suggerieren.


    Dazu gehören nach meiner Ansicht auch die Beethoven-Aufnahmen der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi. Mit Beethoven hat das recht wenig zu tun. Es wird flott-substanzlos gespielt, mitunter erinnerte mich das Spielen an das Herunterschnurren bei Nähmaschinen. Aber Spannungsbögen a la Fritz Reiner oder Herbert von Karajan - totale Fehlanzeige!


    Wer Beethoven spannend musiziert und dennoch entschlackt hören will, der sei auf die Beethoven-Interpretationen des Swedish Chamber Orchestra unter Thomas Dausgaard (Label: Simax) hingewiesen. Leider führen diese Aufnahmen noch immer ein Schattendasein, weil sie kaum bekannt sind.


    :hello: LT

  • Dann würde ich dir doch vorschlagen, lieber Liebestraum, einen Dausgaard-Thread zu eröffnen. Vielleicht wird er dann ja bekannter. Wie ich im Beethoven-Thread über die beste Gesamtaufnahme lesen konnte, hat ja John Doe, als er noch im Forum weilte, Thomas Dausgaard und seine Gesamtaufnahme ausführlich vorgestellt. Sogar Alfred wollte sich ja die eine oder andere Aufnahme kaufen.


    Viele Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Wer Beethoven spannend musiziert und dennoch entschlackt hören will, der sei auf die Beethoven-Interpretationen des Swedish Chamber Orchestra unter Thomas Dausgaard (Label: Simax) hingewiesen. Leider führen diese Aufnahmen noch immer ein Schattendasein, weil sie kaum bekannt sind.

    Wer will schon die Katze im Sack kaufen und vom Hochpreis redet erst gar niemand.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo Willi,


    das ist mir durchaus bekannt, möchte es hier nur nochmals unterstreichen, damit sich keiner mit Järvi verirren möge. Damit sich keiner vorschnell für einen eigentlich entbehrlichen Zyklus entscheidet, egal ob er nun auf CD oder DVD erschienen ist.



    Hallo Bernward,


    um ein eigenes Hineinhören wirst du wohl nicht herumkommen, oder verlässt du dich immer auf die Meinungen anderer? Klar ist es auch bei Dausgaard ein Hochpreis-Zyklus - aber was für einer! Sicherlich sind hier auch nicht alle Werke vom gleich hohem Niveau, aber welcher Zyklus kann das schon von sich behaupten?


    :hello: LT

  • Hallo Liebestraum,


    von "Verirren" kann zumindest im meinem Fall nicht die Rede sein ;) . Wenn dir Dausgaard besser gefällt, so sei dir dies unbenommen.


    Ich bin weder eine Werber noch mache ich irgendeine Hype über eine Person mit. Ein "herunterschnurren wie Nähmanschinen" suggeriert eine oberflächliche Interpretation. Dem ist nicht so.


    Viele Grüße Thomas

  • Ich finde es sehr erfrischend, daß es immer wieder Aufnahmen gibt, die so polarisieren, denn es zeigt, daß Klassik lebt.
    Indes - man sollte seine Meinung äussern - wenn möglich auch zielmich dezidiert, aber nicht erwarten, daß sie von Leuten angenommen wird, deren Musikgeschmack generell konträr ist.
    Ich habe zur Kenntnis genommen, daß es Taminos (und wahrscheinlich nicht nur Taminos) gibt, die das von mir beanstandete "rhytmische Gehopse" - oder wie immer ich das ausgedrückt habe - nicht als störend - sondern - oft sogar als "erfrischend" empfunden haben. Damit kann ich leben - meine Meinung wird sich dadurch nicht ändern - manche werden sich dem anschliessen - Andere wieder nicht. Zu Dausgaard: In der Steinzeit des Tamino Forums (2004) hatten wir ein Mitglied (ich glaube es schrieb ca 70 Beiträge bevor es ausschied) namens Dorcy Duck, welches Dausgaard immer wieder ins Spiel brachte. In Wien sind Aufnahmen dieses Dirigenten allerdings schwer zu bekommen, und mit erschien das Orchester zu unbekannt zu sein um mich damit ernstlich zu befassen - indes - Ein Dausgaard Thread wäre vielleicht wirklich nicht schlecht...(?)


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe zur Kenntnis genommen, daß es Taminos (und wahrscheinlich nicht nur Taminos) gibt, die das von mir beanstandete "rhytmische Gehopse" - oder wie immer ich das ausgedrückt habe - nicht als störend - sondern - oft sogar als "erfrischend" empfunden haben.

    War das bei Bernstein anders? Niemand im forum hat das bisher gestört, warum ausgerechnet bei Järvi. Es muss doch nicht jeder so dirigieren wie Thielemann, gell.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Zitat

    War das bei Bernstein anders? Niemand im forum hat das bisher gestört, warum ausgerechnet bei Järvi. Es muss doch nicht jeder so dirigieren wie Thielemann, gell.


    Fangen wir uns den ersten Satz dieses Statements heraus - und beantworten wir den Zweiten. Die letzte Aussage kann ich nicht kommentieren - wie sehr Thielemann die gegenwärtige Beethovenszene prägen wird - ist noch nicht entschieden.


    Zitat

    War das bei Bernstein anders ?


    Hier müssen wir uns fragen ob wir von Bernsteins CBS Aufnahmen oder den neueren DGG Aufnahmen sprechen.


    Fangen wir mit den älteren an, die in etwa zeitgleich mit jenen Karajans entstanden. Es wäre sicher übertrieben, zu sagen sie hätten überhaupt keine Beachtung gefunden - aber dennnoch: Alles schaute auf Karajans elegante, hochglanzpolierte und (beinahe) rauschfreien Aufnahmen - da wurden die rauschfreudigen und mit Pressfehlern en masse behafteten Bernstein-Aufnahmen nicht wirklich als Konkurrenz gesehen - zumindest nicht in Europa.
    Bei den Aufnahmen für die DGG handelte es sich um Aufnahmen, die man machte, weil man den inzwischen schon berühmten Namen ausnützen wollte - Sie fanden ihr Publikum - aber wieder standen sie im Schatten von Karajans Zyklen.
    Daher wurden sie auch nicht so stark angegriffen wie heute Järvi
    Im übrigen hat man sich auch über Bernsteins "Gehopse" lustig gemacht - es gab eine eigene Kabarettnummer (mit Max Böhm) darüber...


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da muss ich dir Recht geben, lieber Alfred, das ist mir auch noch erinnerlich. Man hat ihm (Bernstein)seinen extorvertierten Dirigierstil des öfteren unter die Nase gerieben, dabei war es pure Musikalität und Leidenschaft. Järvi dagegen hopst weniger, er swingt mehr. Wenn man ihn und sein Bremer Orchester so sieht, kann man nicht umhin festzustellen, dass eine weitgehende musikalische Symbiose sich auch durch die Körpersprache äußert, und das gefällt mir sehr.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Das lässt den Rückschluss zu, das einfach eine Person in ein schlechtes Licht gerückt werden soll.

    Nein, darum geht es nicht.
    Es geht eher darum, die dirigentischen Leistungen der Person Paavo Järvi als Ganzes zu betrachten und nicht nur auf dieses "Beethoven-Projekt" zu beschränken.
    Daß diese Aufnahmen eine Qualität haben, bestreite ich nicht, allerdings sind sie bei Weitem keine Sensation und man hat sich schnell an ihnen überhört. Seine Siebte (RCA) zum Beispiel finde ich in keinster Weise herausragend. Hier fehlt das großorchestral-dramatische, daß die Aufnahmen von Leibowitz (RPO), Monteux (LSO) und C.Kleiber (WP & BStO) so wertvoll macht.
    Als sehr gut habe ich seine Eroica empfunden. Hier kann er durchaus an Scherchen und Gielen anknüpfen. Aber an die Einmaligkeit von Carlo Maria Giulini und dem Los Angeles Philharmonic oder John Barbirolli und dem BBC Symphony reicht auch er nicht heran. Diese markanten, unverwechselbaren Persönlichkeiten stehen einfach für sich.
    Generell stört mich bei Järvi sein Hang zur Glätte und Sterilität. Irgendwie hab ich bei Ihm das Gefühl, daß er nicht tief in der Musik steckt, sondern sie distanziert vor sich her dirigiert (so oft mein Gefühl in seinen Frankfurter Konzerten). Die langsamen Sätze erfüllt er nicht mit Tiefe und Wärme.
    Aber der "Beethoven des 21. Jahrhunderts" darf offensichtlich nicht über so störende menschliche Empfindungen wie Tiefe und Wärme verfügen, sondern muß auf Dynamik, Präzision und Zuspitzung reduziert werden. Das finde ich sehr problematisch, einseitig und auch traurig.



    Agon

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