kratz-kratz - Der Affe in der Musik

  • Als ich heute so durch den Zoo ging, kam mir dieses schöne Thema durch den Sinn:


    Der Affe, immerhin unser nächster Verwandter, ist scheinbar völlig unterrepräsentiert in der Musik. Nur Pavel Haas' zweites Streiquartett handelt von: "From the monkey mountains". Ein Werk, dem der ganz große Durchbruch bisher verwehrt geblieben ist.
    Dagegen hinlänglich bekannt dürfte Henry Purcell's "Monkey dance" aus "The fairy Queen" sein.
    Hingegen wieder nahezu unbekannt ist das mäßige Violinkonzert "Cuddly Animals" von Marijn Simons mit dem ersten Satz "Gorby, the Gorilla".


    Wer kennt also weitere Stücke zum Affenthema, in denen vielleicht Bewegungsablauf oder Geräuschkulisse musikalisch verarbeitet wird. Oder gibt es berühmte Affen, die in einem Stück verewigt wurden. Vielleicht ergiben sich ja auch noch Kreuzverweise zum Thread "hüpf-hüpf - Der Floh in der Musik", den ich dann demnächst starten werde.


    Musikalischer Gruß,

  • Hab ich eben entdeckt:
    Monkey Fingers, Velvet Hand für Klavier solo
    Saariaho, Kaija (geb. 1952)


    Hört sich doch mal interessant an...wer weiß, wie der pianist hier seine Hände einsetzen muss? :D



    Kaija ist eine finnische Komponistin. Studiert hat sie an der Sibelius Akademie...


    Gruß, Maik


    PS: Sie ist in Helsinki geboren...

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Da dieser Titel ja wohl etwas augenzwinkernd gemeint ist, und an einem heißen Tag wie heute Ausflüge genehmigt sein sollten:


    wie wäre es mit dem Klassiker Die Affen rasen durch den Wald


    oder schon etwas ernsthafter mit dem Reggae-Klassiker "Monkey Man" von den Maytals bzw. gecovered den Specials?


    Beste Grüße,
    Walter

  • nun, lieber themenstarter, ich verstehe zwar nicht, warum man die entsprechenden threads, die sich hier recht großer beliebtheit erfreuen und auch eine interessante erweiterung des themenspektrums bringen, so karrikieren muß :evil: (keiner ist gezwungen, sich zu beteiligen :yes: ) nun eine ernstgemeinte antwort zur wohl nicht so ernst gemeinten frage:
    charles koechlin: das dschungelbuch


    hab ich noch was vergessen? kratz ...kratz ... war wohl doch der kommende floh ... :wacky:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    nun, ich verstehe zwar nicht, warum man die entsprechenden threads, die sich hier recht großer beliebtheit erfreuen und auch eine interessante erweiterung des themenspektrums bringen, so karrikieren muß


    Hallo Klingsor,


    Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube es ist "sommerlicher Übermut" im Kampf gegen die Hitze. Zudem war es immer so, daß die Foren in denen ich postete anfallsweise von "Wellen der Übermut" heimgesucht wurden. Zusätzlich ist zu sagen, daß die Grenze zwischen Karikatur und Realität insbesindere im 20., und wahrscheinlich noch ausgeprägter, im 21. Jahrhundert verschwimmt ;)


    In früheren Zeiten habe ich versucht, solche Übermutsausbrüche von seiten der Forianer zu unterdrücken - habe aber inzwischen eingesehen, daß das eher kontraproduktiv ist. Zudem klingen diese "kollektive Anfälle " meist von alleine wieder ab.


    Daher hab ich mich zu folgendem Vorgehen entschlossen:


    Ich lasse das Thema zwar zu, verschiebe es aber nach einiger Zeit ins Tritsch-Tratsch forum, wo ja alle Threads früher oder später ohnedies gelöscht werden. So lasse ich die mitlesende Gemeinde Eurer Heiterkeit voll teilhaftig werden, wahre aber langfristig die Seriosität unseres Forums. Die Beiträgszähler aller hier mitwirkenden werden bei Verschiebung nach Tritsch-Trasch automatisch durch das Forum herabgesetzt.


    Im Augenblick haben wir übrigens eine Schwemme von neuen Themen. Ich hab zwar in solchen Fällen immer Angst, das Forum könnte "verbrennen" , soll heißen, nach der überaktiven Phase folgt ein akuter Mangel an Einfällen, der das Forum zum Erligen bringt - aber alles ist besser als eine Sommerflaute, die die meisten anderen Foren bereits seit nahezu 4 Wochen durchmachen :baeh01:


    Beste Grüße


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Alfred,


    genau so war mein Beitrag gemeint, gerade weil mir die anderen Threads in diesem Themen-Kreis so gut gefallen. Tut mir leid, falls es falsch angekommen ist. Das Verfallsdatum kann - was meinen Anteil betrifft - sehr kurzfristig gesetzt werden.


    Beste Grüße,
    Walter

  • hallo, walter, ich spreche mal für alfred (verzeihung, für den vorgriff) und für mich: du warst mit der kritik überhaupt nicht angesprochen; das galt dem themstarter ... beste grüße
    jörg :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Jaja-
    Affen sind ein zentrales Thema bei den klassischen Komponisten:


    Wer kennt sie nicht?
    Beethovens 'Gorillasonate', Händels 'Urwaldmusik', oder die
    Pavianquartette von Mozart.


    Nicht zu Unrecht gibt es die 'Lisztäffchen'.


    Das ist schon seltsam, was manchen Leuten als Threadtitel einfällt..
    Und interessant ist es obendrein :O

  • Zitat

    nun, lieber themenstarter, ich verstehe zwar nicht, warum man die entsprechenden threads, die sich hier recht großer beliebtheit erfreuen und auch eine interessante erweiterung des themenspektrums bringen, so karrikieren muß



    Wieso karikieren?
    Bisher gabs Meer, Mond, Sonne, Malerei, da passt doch der Affe als weiteres Naturphänomen ganz gut rein.
    Außerdem: keiner ist gezwungen, sich zu beteiligen.


    Zudem habe ich einige Kompositionen genannt, die sehr wohl was mit dem Affen zu tun haben (und im Übrigen real existieren, Vivaldi). Das Violinkonzert von Marijn Simons habe ich sogar auf CD. Insofern ist das ein ganz normaler Thread wie deiner auch - oder karikierst du damit etwas (wäre mir nicht aufgefallen).


    Ein schönes Stück habe ich gerade noch entdeckt für meinen nächsten Thread: Roy Nathanson (Jazz Saxophonist): Mr. Pig gets a balloon ... grunz, grunz



    In diesem Sinne,

  • Auch wenn dieses Thema provozierend für gewisse Mitglieder sein kann, dieser Affe ist mir sofort in den Sinn gekommen, als ich den Thread Titel gelesen hatte.
    Gustav Mahler hat im ersten Satz von Das Lied von der Erde dieses Gedicht vertont: Das Trinklied vom Jammer der Erde (nach Li-Tai-Po). In der zweitletzten Strophe kommt ein Affe vor. (Hervorhebung durch mich)

    Schon winkt der Wein im gold'nen Pokale,
    Doch trinkt noch nicht, erst sing' ich euch ein Lied!
    Das Lied vom Kummer
    Soll auflachend in die Seele euch klingen.
    Wenn der Kummer naht,
    Liegen wüst die Gärten der Seele,
    Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang.
    Dunkel ist das Leben, ist der Tod.


    Herr dieses Hauses!
    Dein Keller birgt die Fülle des goldenen Weins!
    Hier, diese Laute nenn' ich mein!
    Die Laute schlagen und die Gläser leeren,
    Das sind die Dinge, die zusammenpassen.
    Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit
    Ist mehr wert, als alle Reiche dieser Erde!
    Dunkel is das Leben, ist der Tod.


    Das Firmament blaut ewig und die Erde
    Wird lange feststeh'n und aufblüh'n im Lenz.
    Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?
    Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen
    An all dem morschen Tande dieser Erde!


    Seht dort hinab! Im Mondschein auf den Gräbern
    Hockt eine wild-gespenstische Gestalt -
    Ein Aff' ist's! Hört ihr, wie sein Heulen
    Hinausgellt in den süssen Duft des Lebens!


    Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!
    Leert eure gold'nen Becher zu Grund!
    Dunkel ist das Leben, ist der Tod!



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Dieser Aff` ist mir unheimlich! Ich weiß nicht, ob es Dir auch so ergeht, lieber moderato? Für mich ist das ein Irrbild, eine Projektion. Schließlich hat der Erzähler ja einiges geschluckt vom Weine. ;) Mich würde interessieren, wie das in der originalen literarischen Vorlage ist. Oder haben wir es hier mehr mit Bethge zu tun? Da gibt es ja noch allerlei andere Tiere. Jedenfalls kommt der Affe als Symbol durch die menschliche Kulturgeschichte der Zeiten nicht besonders gut weg.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ob's eine Vision oder Projektion verursacht durch übermässigen Genuss des alkoholischen Getränkes ist oder ob wirklich ein Affe dort sitzt, wir wissen es letztlich nicht.


    Bei jedem Hören sehe ich diese hockende Gestalt des Affen auf den Gräbern. Gustav Mahler setzt hier alle musikalischen Mittel ein, die er aufbieten kann. Der Sänger ist im höchsten Masse gefordert. Um Tod, um Leben geht es. "Dunkel ist das Leben, ist der Tod!"
    .

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  • Was bedeutet der Affe? Im "Lied von der Erde" ist es klar: Er ist eine Gestalt des Grauenhaften und Häßlichen. Aber warum? Der Affe ist nach antikem Verständnis besonders häßlich, weil er den Versuch einer vollkommenen Nachahmung des Menschlichen darstellt - und diese Nachahmung dann das Original um so deutlicher verfehlt. Dann wird der Abstand als Mißverhältnis um so krasser fühlbar und auffällig. Das kann entweder zutiefst komisch wirken oder auch schauerlich häßlich. Mahler hat diese chinesischen Gedichte in der Übersetzung von Bethge vor sich - was der Affe im chinesischen Original bedeutet, ist natürlich schwer bzw. gar nicht auszumachen. Heult der Affe, weil er daran verzweifelt, kein richtiger Mensch sein zu können? Und warum sitzt er auf dem Grab? Weil das Häßliche das Leben verneint, ist es eine Erscheinung des Todes? Die Stelle ist gar nicht so eifnach zu deuten, finde ich! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Professor Dr. Hans Werner Ingensiep, Biologe und Philosophe, hat ein lesenswertes Buch zum Thema geschrieben, welche Stellung Affen in unserem Kulturkreis haben. Es heisst: Der kultivierte Affe.




    Zoologen, Psychologen und Philosophen haben sich mit dem Unterschieden zu unseren nächsten Verwandten beschädigt. Seit dem 16./17. Jahrhundert sind diese Tiere in Europa bekannt. Das Bild, welche die Europäer sich im Laufe der Zeit von den Menschenaffen gemacht haben, war dabei einem steten Wandel begriffen. Letztlich geht es um die philosophische Frage: Was ist der Mensch.


    Wie Affen von Asiaten in der Vergangenheit gesehen wurden, kann ich nicht beantworten.
    Welchen Anteil Hans Bethge (1876-1846) an der Übersetzung des chinesische Dichters Li-Tai-Po hat, wie viel er dazu gedichtet hat, kann ich nicht sagen. Dazu müsste man ethnologische und vergleichende literarische Studien betreiben. Bethe war für seine Nachdichtungen orientalischer und chinesischer Dichtung bekannt. Seine Anthologie "Die chineschische Flöte, aus der Mahler sieben Gedichte ausgwählt hatte, erschien in einer Auflage von 100'000 Exemplaren.
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  • Bemerkenswerterweise tauchen hier



    keine Affen auf ... es sei denn, die Pianisten - aber lassen wir das!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Koechlin, Dschungelbuch bzw, daraus die sinf. Dichtung "Les Bandar-Log" op.176


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • an Henzes "Der junge Lord" wäre hier wohl auch zu erinnern ...


    oder an Heines "Doppelgänger" - "was äffst du nach meine Liebesleid (...)?"


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • In Henry Purcells (1659-1695) Fairy Queen Z 659 findet sich ein Satz der mit "Monkey's Dance" überschrieben ist.


    Jordi Savall und Le Concert des Nations haben Suiten daraus aufgenommen. In der 5. Suite ist es der 4. Satz.



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  • Die Briten scheinen eine Vorliebe für Affen zu haben. Benjamin Britten (1913-1976) hat in den Friday Afternoons op. 7 für Knabenchor einem Affen auf einem Baum ein kleines Denkmal gesetzt. Es ist die Nummer 11: There was a Monkey.



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  • farinelli hat zu Recht an Henzes "Jungen Lord" erinnert. In einer Produktion der Dortmunder Oper vor einigen Jahren hatte man diese Figur mit den Attributen von Bill Kaulitz von Tokio Hotel versehen. Am Ausgang habe ich einige Jugendliche gefragt; keiner hatte das bemekrt.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • In Moskau wurden vor einigen Jahren Teile einer komischen Oper von Dmitri Schostakowitsch entdeckt, deren Existenz bisher unbekannt war. Es handelt sich um das Bühnenstück Orango aus dem Jahr 1932:



    Das Stück handelt von einem fantastischen Wesen - halb Affe, halb Mensch -, das aus Versuchen in sowjetischen Laboren hervorgegangen ist.


    Auf der abgebildeten CD ist der rekonstruierte Prolog zu der nicht fertiggestellten Oper zu hören.


    Esa-Pekka Salonen dirigiert das Los Angeles Philharmonic Orchestra.



    Liebe Grüße


    Portator