Libretto: Guiseppe Giacosa & Luigi Illica
Tosca - Shirley VERRETT
Cavaradossi - Luciano PAVAROTTI
Scarpia - Cornell MACNEIL
Il Sagrestano - Fernando CORENA
Spoletta - Andrea VELIS
Angelotti - John CHEEK
The Metropolitan Opera Orchestra and Chorus
Musikalische Leitung: James CONLON
Chorleitung: David STIVENDER
Regie: Tito GOBBI
Spieldauer: 127 Min.
Gesamturteil: Sehr gut
Dies ist nun eine der Aufnahmen, bei deren Genuss man sich am liebsten in seine beste Abendgarderobe kleiden und ein Glas Champagner zur Hand nehmen möchte. Gala-Feeling pur!
In einer soliden, werktreuen Inszenierung des Sängers und Regisseurs Tito Gobbi (seinerzeit ein gefeierter Scarpia), die für den Kenner des Werkes keinerlei Überraschungen bietet, liefern vor allem Pavarotti und MacNeil eine grandiose Leistung. Die Tatsache, daß Pavarotti nicht gerade der begnadetste Darsteller vor dem Herrn war, stört bei seiner Jahrhundertstimme kaum. MacNeil jedoch wirkt optisch und darstellerisch wie Oscarpreisträger Rod Steiger, was ein enormes Kompliment ist. Zu dem Bonusmaterial dieser DVD zählt übrigens auch ein interessantes Gespräch zwischen Gobbi und MacNeil, in dem sich beide über die Rolle des Scarpia austauschen und Gobbi eine Anekdote aus seiner Bühnenlaufbahn erzählt, die davon berichtet, wie er beinahe während einer Tosca-Vorstellung von seiner Partnerin erdolcht worden wäre…
Mit Shirley Verrett als Tosca habe ich jedoch leichte Probleme: Sie wirkt mir auf der Bühne zu damenhaft (Tosca hat ja durchaus auch andere Züge) und gewinnt stimmlich – obwohl sie tadellos singt – kein eigenes Profil. Eine unverkennbare Stimme mit individuellen Zügen hat sie irgendwie nicht. (Dieser Einwand klingt bei ihrer Leistung zwar fast zu kleinlich, aber so empfinde ich das eben.) Fernando Corenas Sagrestano klingt mir zu ältlich, der Rest des Ensembles und der Chor sind jedoch sehr gut. Die Aufführung ist musikalisch bei James Conlon in den besten Händen.
Kleines Manko am Rande für Hightech-Freaks: Bild- und klangtechnisch merkt man der Aufnahme ihr Alter an. Allerdings muss man hier keine allzu großen Abstriche machen.
Fazit: Eine „klassische“ Tosca-Inszenierung, die ein wenig mehr Spannung vertragen könnte, musikalisch aber durchaus zu überzeugen weiß.