La Boheme in der Dresdener Semperoper









  • Musikalische Leitung: Alexander Joel
    Inszenierung: Christine Mielitz
    Bühnenbild und Kostüme: Peter Heilein
    Licht: Friedwalt Degen
    Chor: Christof Bauer
    Kinderchor: Andreas Heinze
    Besetzung am 18.06.2011
    Mimi: Jessica Muirhead
    Musetta: Nadja Mchantaf
    Rodolfo: Wookyung Kim
    Marcello: Markus Butter
    Schaunard: Ilhun Jung
    Colline: Oren Gradus
    Benoit: Rolf Tomaszewski
    Parpignol: Frank Blümel
    Ein Sergant der Zollwache: Michael Wettin
    Ein Zöllner: Andreas Heinze
    Sächsischer Staatsopernchor Dresden
    Kinderchor der Sächsischen Staatsoper Dresden
    Sächsische Staatskapelle Dresden







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    Gestern war ich nun in der Semperoper und ich möchte Euch von diesem Abend berichten.
    Bis auf ganz wenige, vereinzelte frei gebliebene Plätze, war das Haus voll besetzt. Mich hat allerdings, wie schon vorher vermutet, nichts vom Sitz gerissen. Der kurze Applaus des Publikums nach einzelnen Arien, war auch mehr Höflichkeit, als frenetisch. Von den Sängern kannte ich keinen und muß man garantiert auch nicht unbedingt im Gedächtnis behalten. Die Staatskapelle spielte ordentlich, was man von denen auch normal erwarten kann, die Tempi stimmten, nur waren sie mir manchmal zu laut. Dies kann aber auch daran liegen, daß ich im 2. Rang an der Seite, direkt über dem Orchestergraben, meinen Platz hatte. Die Sänger mußten sich schon manchmal sehr anstrengen um über die Rampe zu kommen.
    Der Rodolfo wurde von einem Koreaner gesungen. Was diesen Stimmen eigen ist, sie klingen irgendwie landestypisch kehlig guttural mit einem Tremolo. Hohe Töne treffen sie sicher, aber immer mit dem Eindruck des Stemmens, um nicht zu sagen, brüllen. Natürlich leidet darunter der lyrische Ausdruck, das gefühlvolle, geschmeidige. Von ital. Schmelz und Belcanto kann da überhaupt keine Rede sein, nicht mal ansatzweise. Komischerweise habe ich immer den Eindruck, diese Sänger ermüden stimmlich nicht. Die stemmen und brüllen am Schluß noch genauso, wie zum Beginn. Es werden die Noten gesungen, aber die Stimmen berühren einen nicht. Dasselbe kann ich über die Sängerin der Mimi sagen. Auch bei ihr störte mich stellenweise ihr Tremolo und eine Wärme und Innigkeit in der Stimme konnte auch sie nicht rüberbringen. Die weiteren Akteure waren dem Niveau des Hauses angemessen. Die darstellerischen Leistungen waren von allen recht gut, vor allem wenn alle vier, bzw. sechs Hauptpersonen auf der Bühne agierten. Da war ihnen eine gewisse Spielfreude nicht abzusprechen. Die Regie, bzw. Personenführung war entsprechend auch stimmig. Nur, wenn man diese einigermaßen dem Werk anpaßt, kann man da ja auch nicht allzuviel falsch machen, bzw. verderben. Warum allerdings in der Szene in der Zollstation, ein Pärchen sich in einem angedeuteten Liebesakt auf dem Boden rumsielen muß, kann ich nicht nachvollziehen. Aber ohne so etwas geht es heutzutage scheinbar nicht mehr.
    Sehr lobend muß ich den Chor erwähnen. Besonders in der Szene des Cafe Momus von Anfang bis Ende. Stimmlich sehr gut und auch darstellerisch viel Bewegung und " Action ", wie man heute so sagt.
    Nun aber zur Ausstattung und dem Bühnenbild. Eigentlich sind diese Bezeichnungen fehl am Platz, denn es war ja nichts, bzw. fast nichts.
    1. Bild: Eine Mansarde. Die Seitenwände und der Bühnenhintergrund mit Vorhängen ausgekleidet, auf denen Silhouetten von Häusern abgebildet sind. In der Bühnenmitte eine Wand, die die Raumbegrenzung darstellt, darüber
    vier angeschrägte Dachfenster. Das Inventar: ein altes, schäbiges Klavier, so etwas wie ein Kanonenofen, ein Stuhl und zwei Holzkisten.
    2. Bild: Cafe Momus. In der Mitte zwei durchsichtige Seitenwände, darüber eine Art Baldachin, ein paar Stufen davor und drinnen ein Tisch und Stühle an dem ein paar Gäste sitzen. Davor ein paar runde Tische mit Stühlen.
    3. Bild: Zollstation. Die Häuserwände der Vorhänge sind geblieben. Im Hintergrund ein Gittertor. In der linken Ecke eine Müllbox mit zwei Mülltonnen, in der Mitte ein Strommast mit Starkstromkabeln (???), rechts in der Ecke ein Tisch und ein Stuhl. Übriggeblieben vom Cafe Momus, hat man wahrscheinlich vergessen wegzuräumen. Eine Schenke? Weit gefehlt, nicht mal andeutungsweise eine Tür. Alle agierenden Personen kamen, bzw. gingen in die vorhandenen Vorhanghäuser.
    4. Bild wie Bild 1 einschließlich des Inventars. Und jetzt kommt´s: Schlimmer und billiger geht wohl nicht. Die todkranke Mimi wird hereingeführt. Da weder ein Bett, noch eine Liege vorhanden ist, legt man sie erst mal auf den blanken Fußboden!!! Zwischendurch scheint es ihr wieder mal besser zu gehen, denn sie erhebt sich und singt im Stehen. Nach einem Schwächeanfall wird sie auf eine Kiste, die wie ein Klavierhocker am Klavier steht, draufgesetzt. Ihr Oberkörper ruht auf dem Klavierdeckel !!! In dieser Stellung nimmt sie auch den geschenkten Muff entgegen und stirbt schließlich auf dem Klavierdeckel. Da kann ich nur sagen, nicht zu fassen. Nebenbei bemerkt, die Maskenbildnerin hatte auch hier nicht viel Arbeit. Wie im ersten Akt sah die Mimi auch im Finale aus.
    Der Beifall des Publikums am Schluß war angemessen.
    Mein Fazit: Eine Boheme, die mich mit nichts zu Lobeshymnen hinreißen könnte und in mir, selbst im Finale nicht, das große Gefühl aufkommen ließ. Von einem renommierten Haus wie der Semperoper, hätte ich rundum mehr erwartet. In Erinnerung an die Boheme seinerzeit in der Berliner Staatsoper, kein Vergleich. Da liegen Welten dazwischen... Was war das damals für eine Inszenierung und Ausstattung und dazu die Sänger...
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo, chrissy!


    Es tut mir leid, daß Du nicht so begeistert warst. Du hattest Dir von Deiner Lieblingsoper so viel versprochen. Leider ist es heute sogar auf großen Bühnen üblich geworden, mit sparsamsten Ausstattungen und Mitteln zu inszenieren. Gut, bei "La Boheme" braucht man keine Riesenkulisse. Aber das Sängerensemble sollte doch dem Niveau einer Semperoper entsprechen. Na ja, wie ich lese, blieb Dir aber eine der "entstaubten, modernen" Inszenierungen erspart!




    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Chrissy,


    danke für Deinen Bericht. Mi ist zumindest Markus Butter bekannt, der den Marcello gesungen hat. Er war einige Zeit Mitglied an der Deutschen Oper am Rhein und hat da eigentlich immer einen guten Eindruck hinterlassen, bevor er dann an die Semperoper wechselte.
    Unsere ältere Inszenierung an der DOR war auch sehr viel schöner als die neue. Damals gab es beim dritten Akt sogar Szenenapplaus, wenn der Vorhang aufging.


    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag


    :hello:


    Jolanthe

  • Lieber Christian,


    vielen Dank für den ausführlichen Bericht aus der Semperoper. Deine Eindrücke bestätigen, was ich früher schon mal über das derzeitige Niveau dieses berühmten Opernhauses geschrieben habe.
    Dass wir hier im Rheinland den Sänger des Marcello, den jungen Bariton Markus Butter, noch von seiner Tätigkeit an der Rheinoper bestens in Erinnerung haben, hat Jolanthe schon geschrieben (er kommt ab und zu hier noch vorbei, obwohl seit 5 Jahren fest im Dresdener Ensemble).
    Ein guter Bekannter ist der Dirigent Alexander Joel, GMD in Braunschweig, der in Wien studiert hat und seit 2001 als Kapellmeister an der Rheinoper viele wichtige Premieren geleitet hat. Im kommenden Monat wird er im Opernhaus die "Tosca" dirigieren.


    Viele Grüße


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Leider ist es heute sogar auf großen Bühnen üblich geworden, mit sparsamsten Ausstattungen und Mitteln zu inszenieren. Gut, bei "La Boheme" braucht man keine Riesenkulisse


    Da hast Du leider recht, lieber Wolfgang. Aber einer todkranken Mimi sollte man doch wenigstens ein einfaches Bett oder eine Liege spendieren und sie nicht bloß auf die nackte Erde legen um sie dann auf dem Klavierdeckel sterben zu lassen. Da fehlt mir dann doch jegliches Verständnis!
    ( Übrigens, nachDieter Uhrig habe ich mich erkundigt. Er war bis 2005 am Haus. Weiter ist nichts von ihm bekannt. Ich bleibe aber dran ).

    und hat da eigentlich immer einen guten Eindruck hinterlassen, bevor er dann an die Semperoper wechselte.


    Liebe Jolanthe
    Er war auch gestern nicht schlecht, keinesfalls. Auch die anderen nicht. Nur ein bischen mehr von der Semperoper habe ich mir schon versprochen. Auch der Koreaner hat seine Sache gut und absolut sicher gemacht. Nur mit dem landestypischen Stimmenklang und den damit verbundenen Eigenarten ist er für mich kein idealer Rodolfo. Er, wie auch die Mimi, konnten für mein Empfinden kein Gefühl und Wärme rüberbringen, da sie sich besonders bei schwierigen Stellen zu sehr auf die Technik ihres Gesanges konzentrieren mußten. Da ich aber, gewarnt durch Harald (s.u,) nicht mit übermäßigen Erwartungen reinging, war ich sängerisch auch nicht zu sehr enttäuscht. Ich wußte, daß ich hier kein Traumpaar ala Orofino / Casapietra und schon gar nicht Pavarotti / Freni erleben werde.


    Sehr richtig, Lieber Harald. Ich habe ein paar mal an Dich und Deine Worte gedacht.


    Hier gibt es, wie ich ja in meinem Bericht schon schrieb, einschließlich dem Orchester nichts auszusetzen.
    Herzliche Grüße und danke für Euer Interesse
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo crissy,


    auch meinen Dank für die ausführliche Schilderung der Bohème aus Dresden. Zu der musiklaischen Qualität kann ich mich nicht äußern. Aber wenn ich mir die Szenerie in dem kleinen Video, das du eingestellt hast, ansehe, dann muss ich sagen, dass man sich an Ort und Zeit der Handlung gehalten behält. Ich habe nichts dagegen, dass das Bild etwas sparsamer ist oder auch manchmal abstrahiert wird, wenn man noch die Illusion des Ortes und der Zeit des Werkes hat. Abgesehen von dem angedeuteten Liebesakt, den du geschildert hast (die Szene spielt im Winter und es gehört schon irre Phantasie dazu, sich so etwas auszudenken), störte mich aber noch etwas anderes, das Straßenpflaster auch in der Mansarde. Dadurch wirkte diese eher wie ein vom Schrott zusammengestoppelter Unterschlupf im Freien. Wollte der alte Bernard dafür etwa noch Miete haben? Dass die armen Leute keine Liege hatten, passt dazu. Das könnte aber auch in einer Mansarde der Fall sein.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo Chrissy,


    Ich hab auf der Homepage der Semperoper gelesen, das auch Andrej Dunaev den Rodolfo singt. Schade das er nicht gesungen hat. Ich hab ihn an der Rheinoper gehört und er war einsame Spitze. Ich hab es auch schön häufiger erlebt das wenn man sich besonders auf eine Aufführung freut, das man dann hinterher enttäuscht ist. Also habe ich es mir angewöhnt, mit keinen allzu großen Erwartungen in die Oper zu gehen, und mich dann überraschen zu lassen.
    Ich kann Jolanthe nur zustimmen, das die alte Bohme Inszenierung an der Rheinoper wesentlich besser war. Obwohl das Gehämmer und Gebohre in den Umbaupausen ging einem doch etwas auf die Nerven.

  • Ich hab auf der Homepage der Semperoper gelesen, das auch Andrej Dunaev den Rodolfo singt.


    Lieber Rodolfo
    Ja, ich weiß. Es alternieren drei Tenöre. Trotzdem danke ich Dir ganz herzlich für Deinen Tip, weil ich nämlich plane im Herbst zum Rigoletto zu fahren. Da singt nämlich Dunaev den Duca. Ich kenne diesen Tenor zwar auch nicht, aber Deine Einschätzung stimmt mich optimistisch. Vielen Dank. Wie ich bereits schrieb, der Koreaner war keinesfalls schlecht, aber er ist kein Rodolfo in der Boheme. Und da diese Oper meine absolute Lieblingsoper ist und ich schon früher beste Aufführungen auch von der Besetzung erlebt habe, stelle ich gerade da höchste Ansprüche.

    wenn man sich besonders auf eine Aufführung freut, das man dann hinterher enttäuscht ist. Also habe ich es mir angewöhnt, mit keinen allzu großen Erwartungen in die Oper zu gehen,


    Das ist richtig. Das sehe ich genauso. Deshalb bin ich auch nicht mit den größten Erwartungen hingegangen und war auch nicht übermäßig enttäuscht. Zumal mich ja auch unser Harald schon vorsichtig aufmerksam gemacht hatte. Und meine Abende in der Berliner Staatsoper mit der Boheme sind mir noch deutlich in Erinnerung. Die sind für mich live kaum oder überhaupt nicht zu überbieten.
    Nochmals vielen Dank und herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,


    vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Schade, dass der Abend Deine Erwartungen nicht erfüllt hat.


    Hier an der DOR, in der schon erwähnten Bohème, sind mir zu viele Betten gewesen (auch im Cafe Momus).
    Sterben musste Mimi dann jedoch auf einer kargen Matraze, die auf dem Fußboden lag. Man muss ja nicht alles verstehen.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Man muss ja nicht alles verstehen


    Nicht nur " man muß ", man kann auch nicht alles verstehen. Betten im Cafe Momus??? Vielleicht sollte sich die Semperoper da mal eins ausleihen. Aber wenigstens durfte ja bei Euch die arme Mimi auf einer kargen Matratze sterben. Immer noch passender, wie auf dem Klavierdeckel. Zum Glück haben wir schon richtige und bessere " Boheme´s " gesehen.
    Danke für Deine Antwort, liebe Marnie und Dir noch einen schönen Abend und eine gute Woche.
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Stimmt, eine Matratze hatte sie. Auf dem Klavier im Cafe Momus hatten wir dafür eine nackte Frau liegen, auf der man Hummer drapiert hatte. :no:

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Liebe Marnie
    Lies´ mal bitte meinen soeben geschriebenen Beitrag im Thread " Was ist am Regietheater so faszinierend ". Ein bischen dachte ich, das ist schon etwas gewagt und heftig, was ich da schreibe. Nun aber, nach Deiner erneuten Schilderung merke ich, jedes Wort ist richtig!!! Ich bin mir sicher, von vielen unserer Mitglieder im Forum eine positive Bestätigung zu bekommen.
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo, chrissy!


    Meine Meinung kennst Du ja. Deine Meinungsäußerungen hier kann ich nur voll bestätigen!



    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Chrissy,


    ich kann mich da Wolfgang nur anschließen.


    Liebe Grüße und gute Nacht
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo, Leidensgenossen,


    die Boheme habe ich in der Semperoper vor etwa 4 Jahren gesehen, aber mit einer dem Haus angemessenen Besetzung. Anna-Maria Martinez und Ramon Vargas waren musikalisch hervorragend, Chor und Orchester der Semperoper sowieso.


    Aber das war szenisch die einzige positive Aufführung der letzten 10 jahre, die ich dort erleben konnte (früher sah ich in Dresden gute Meistersinger mit R.D. Smith, John Tomlinson und einem tollen Ketelsen als Beckmesser, einen guten Rosenkavalier, ein prima Trittico), und ich war sicher schon 25 mal in der Semperoper. In den letzten Jahren hat sich das sängerische Niveau verschlechtert und der Regietheaterwahnsinn verstärkt. Die Semperoper gehört keinesfalls zu den deutschen Spitzenhäusern!!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In den letzten Jahren hat sich das sängerische Niveau verschlechtert und der Regietheaterwahnsinn verstärkt. Die Semperoper gehört keinesfalls zu den deutschen Spitzenhäusern!!


    Stimmt leider. Und es ist fraglich, ob sich mit Thielemann was ändern wird.


    Ich fand kein einziges Dirigat des "Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle" in der Semperoper in der Spielzeit 2012/23. Kann das sein? ?(

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Gibt es an der Semperoper eigentlich ein Opernstudio ? In Essen am Aalto Theter gibt es keins, und dort ist die sängerische Qualität mehr als mäßig. Für dier Hauptpartien werden dort lieber meist unbekannte ausländische Sänger verpflichtet und die noch vorhandenden Ensemble Sänger firsten ihr trauiges Dasein in dem SIngen von Nebenrollen. Und natürlich ist dort aluch Regietheater angesagt. Außer Herr Hilsdorf inszeniert, nur das ist dann Regietheater für Arme.
    Wollte Thielemann in Dresden nicht Verdi, Wagner und Strauß in seiner ersten Spielzeit dirigieren ?

  • Ich fand kein einziges Dirigat des "Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle" in der Semperoper in der Spielzeit 2012/23. Kann das sein


    Er dirigiert 2012/2013 Laufenbergs Rosenkavalier (immerhin mit Isokoski/Schwanewilms, Garanca, Bankl/Rose als Ochs - kenn ich beide nicht), den Lohengrin von Mielitz - moderat modern (auch mit Isokoski, R.D. Smith, J. Henschel, W. Koch und K. Youn). Weiter eine Neuinszenierung Manon Lescaut.


    Und ein paar Konzerte.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wolfgang Bankl ist doch einer der Publikumslieblinge an der Wiener Staatsoper und Peter Rose ist auch ein hervorragender Bass und sehr Stimmkräftig und beide sind sehr gute Sängerdarsteller, denen das komödiantische Fach liegt.

  • die Boheme habe ich in der Semperoper vor etwa 4 Jahren gesehen,

    Lieber La Roche
    ... und ich vor einem knappen Jahr.


    Zitat: aber mit einer dem Haus angemessenen Besetzung. Anna-Maria Martinez und Ramon Vargas waren musikalisch hervorragend,
    Dieses Glück hatte ich leider nicht (s.m. Beitrag Nr. 1 in diesem Thread).


    Zitat: musikalisch hervorragend, Chor und Orchester der Semperoper
    Das stimmt. Sei es damals in der Boheme, wie auch im vorigen Monat beim Rigoletto. Deshalb freue ich mich auch schon auf die Traviata am 24. Heute hatte ich die Karten im Briefkasten.


    Zitat: Aber das war szenisch die einzige positive Aufführung...
    Das kann ich Dir leider aus meiner Sicht nicht bestätigen (s. m. Beitr. oben)


    Zitat: In den letzten Jahren hat sich das sängerische Niveau verschlechtert und der Regietheaterwahnsinn verstärkt. Die Semperoper gehört keinesfalls zu den deutschen Spitzenhäusern!!
    Das sehe ich genauso, völlig Deiner Meinung. Wobei ich ergänzen möchte, das sängerische Niveau war seit den 60- er Jahren an diesem Haus nichts besonderes, von einigen guten Gästen, wie Du sie erlebt hast, mal abgesehen. Die Berliner Staatsoper hat denen schon immer mit riesigen Unterschieden den Rang abgelaufen. Die Boheme an der Staatsoper, die ich seinerzeit bestimmt mehr als 15 Mal dort gesehen habe, im Vergleich zur Semperoper, da liegen Welten dazwischen!!! Und da meine ich alles betreffend, Bühnenbild, Ausstattung, Regie und allen voran das Gesangsensemble mit Celestina Casapietra und Ruggiero Orofino an der Spitze.
    Als die Semperoper 1985 wieder eröffnet wurde, war sie immer ausverkauft. Egal was gespielt wurde und egal, wer auf der Bühne stand. Die Leute sind wegen dem Haus gekommen und wollten unbedingt mal drin gewesen sein. Es war wohl 1986, da haben wir auch mal stundenlang nach Karten angestanden. Übrigens auch für die Boheme.



    Gibt es an der Semperoper eigentlich ein Opernstudio ...
    Wollte Thielemann in Dresden nicht Verdi, Wagner und Strauß in seiner ersten Spielzeit dirigieren?

    Lieber Rodolfo


    Beides kann ich Dir momentan nicht beantworten, aber am 24. Mai, wenn ich zur Traviata dort bin, werde ich mich nach Möglichkeit erkundigen und Dir berichten, versprochen.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • 01.07.2014 19:00 - 21:25 Uhr
    Semperoper Dresden: La Bohème


    Besetzung am 01.07.2014


    Mimì: Rachel Willis-Sørensen
    Musetta: Elena Gorshunova
    Rodolfo: Arnold Rutkowski
    Marcello: Luis Ledesma
    Schaunard: Ilhun Jung
    Colline: Tomislav Lucic
    Benoît: Peter Lobert
    Parpignol: Frank Blümel
    Alcindoro: Bernd Zettisch
    Sergeant der Zollwache: Michael Wettin
    Ein Zöllner: Andreas Heinze
    Ein Händler: Enrico Schubert


    Sächsischer Staatsopernchor Dresden
    Kinderchor der Sächsischen Staatsoper Dresden
    Sächsische Staatskapelle Dresden


    Musikalische Leitung: Pier Giorgio Morandi


    ***


    Liebe Opernfreunde,


    endlich hat es mit dem Besuch der Semperoper Dresden geklappt: Am Dienstag hatte ich die Gelegenheit, anlässlich eines Dresden-Besuchs Puccinis Meisterwerk La Bohème zu erleben.


    Über Inszenierung und das Bühnenbild wurde vom Threadstarter Christian (alias Chrissy) schon berichtet. Leider überwiegend negativ. Ich fand das Ambiente zur Handlung passend; durch die im Hintergrund angedeutete Eiffelturm-Silhouette wußte man zu jedem Zeitpunkt der Handlung, wo man war. Einziger Kritikpunkt für mich war das fehlende Bett in der Sterbeszene im 4. Bild.
    Wer wünscht einer dahinsiechenden Mimì den Tod am Klavierdeckel?
    Nun, die Premiere dieser Produktion war schon 1983 (!), offensichtlich waren damals nicht nur die Bananen knapp, sondern auch die Betten. Ich besuchte die 296. Vorstellung seit der Premiere, anlässlich einer der Wiederaufnahmen wäre hier eine Korrektur durchaus möglich gewesen. Doch warum hat das bisher keiner der fleißigen Operngänger eingefordert? Ich werde die Spielleitung anschreiben.


    Die Sängergilde verdient durchaus ein Lob. Zuvorderst der junge polnische Tenor Arnold Rutkowski, der dem Dichter Rodolfo die Stimme und Mimik verlieh, die man sich nur wünschen kann. Ein Tenor mit warmem Grundton, höhensicher und nie gepresst. Seine Arie „Che gelida manina“ war feinfühlig und belcantesk dargeboten.
    Auch seine Gesangspartnerin, die Amerikanerin Rachel Willis-Sørensen, betörte mit ihrer schönen Stimme. Sie ist der Mimì von der Statur her zwar schon entwachsen. Seit sie als jugendliche Wagner-Heldin auftritt, sind ihre Piani eher mezzoforte einzuordnen, doch ihre Verzweiflung beim Abschied im 3. Bild gelang ihr durchaus glaubwürdig.
    Ohne Fehl und Tadel gab die junge Russin Elena Gorshunova der Musetta Figur und Stimme. Eine aparte Erscheinung, die der Aufführung mit "Quando m'en vo" einen weiteren Glanzpunkt hinzufügte.
    Marcello, der Maler, wurde vom mexikanischen Bariton Luis Ledesma dargestellt. Er besitzt eine schöne und tragfähige Baritonstimme. In der Eifersuchtsszene mit Musetta konnte er seinen Spielwitz am überzeugendsten demonstrieren.
    Ähnliches gilt für den Schaunard des Koreaners Ilhun Jung. Ihm wünschte man, daß er in der Oper mehr singen darf.
    Der Philosoph Colline, vom kroatischen Bassisten Tomislav Lucic dargestellt, hatte wie erwartet seine starke Szene mit der Mantelarie im 4. Bild. Sie gelang ihm ergreifend und tiefsinnig.
    Von den Nebenrollen ist noch Peter Lobert als Hausmeister Benoît zu erwähnen. Er spielte und sang seine vertrottelte Rolle köstlich, als wäre er der Commedia dell'arte entfleucht.


    Chor und Kinderchor der Sächsischen Staatsoper Dresden erfüllten ihre Aufgabe ebenso wie die Sächsische Staatskapelle unter der Leitung von Maestro Pier Giorgio Morandi. Ihm wünschte ich allerdings, daß er in den lyrischen Gesangspassagen den Sängern zuliebe das Orchester etwas zurücknimmt. So manche schön gesungenen Töne wurden vom Orchester beinahe zugedeckt, was ich von meinem Platz in der 8. Reihe gut vernehmen konnte.


    Insgesamt war es ein beeindruckender Opernbesuch und gleichzeitiger Höhepunkt eines 3-tägigen Aufenthaltes in Dresden. Wer diese schöne Stadt noch nicht besucht hat, sollte sich unbedingt dazu entschließen. Es lohnt sich in jeder Hinsicht. Meine Frau und ich haben den nächsten Besuch schon fest eingeplant. :hail:

    Freundliche Grüße Siegfried