Musikalische Leitung: Alexander Joel
Inszenierung: Christine Mielitz
Bühnenbild und Kostüme: Peter Heilein
Licht: Friedwalt Degen
Chor: Christof Bauer
Kinderchor: Andreas Heinze
Besetzung am 18.06.2011
Mimi: Jessica Muirhead
Musetta: Nadja Mchantaf
Rodolfo: Wookyung Kim
Marcello: Markus Butter
Schaunard: Ilhun Jung
Colline: Oren Gradus
Benoit: Rolf Tomaszewski
Parpignol: Frank Blümel
Ein Sergant der Zollwache: Michael Wettin
Ein Zöllner: Andreas Heinze
Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Kinderchor der Sächsischen Staatsoper Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
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Gestern war ich nun in der Semperoper und ich möchte Euch von diesem Abend berichten.
Bis auf ganz wenige, vereinzelte frei gebliebene Plätze, war das Haus voll besetzt. Mich hat allerdings, wie schon vorher vermutet, nichts vom Sitz gerissen. Der kurze Applaus des Publikums nach einzelnen Arien, war auch mehr Höflichkeit, als frenetisch. Von den Sängern kannte ich keinen und muß man garantiert auch nicht unbedingt im Gedächtnis behalten. Die Staatskapelle spielte ordentlich, was man von denen auch normal erwarten kann, die Tempi stimmten, nur waren sie mir manchmal zu laut. Dies kann aber auch daran liegen, daß ich im 2. Rang an der Seite, direkt über dem Orchestergraben, meinen Platz hatte. Die Sänger mußten sich schon manchmal sehr anstrengen um über die Rampe zu kommen.
Der Rodolfo wurde von einem Koreaner gesungen. Was diesen Stimmen eigen ist, sie klingen irgendwie landestypisch kehlig guttural mit einem Tremolo. Hohe Töne treffen sie sicher, aber immer mit dem Eindruck des Stemmens, um nicht zu sagen, brüllen. Natürlich leidet darunter der lyrische Ausdruck, das gefühlvolle, geschmeidige. Von ital. Schmelz und Belcanto kann da überhaupt keine Rede sein, nicht mal ansatzweise. Komischerweise habe ich immer den Eindruck, diese Sänger ermüden stimmlich nicht. Die stemmen und brüllen am Schluß noch genauso, wie zum Beginn. Es werden die Noten gesungen, aber die Stimmen berühren einen nicht. Dasselbe kann ich über die Sängerin der Mimi sagen. Auch bei ihr störte mich stellenweise ihr Tremolo und eine Wärme und Innigkeit in der Stimme konnte auch sie nicht rüberbringen. Die weiteren Akteure waren dem Niveau des Hauses angemessen. Die darstellerischen Leistungen waren von allen recht gut, vor allem wenn alle vier, bzw. sechs Hauptpersonen auf der Bühne agierten. Da war ihnen eine gewisse Spielfreude nicht abzusprechen. Die Regie, bzw. Personenführung war entsprechend auch stimmig. Nur, wenn man diese einigermaßen dem Werk anpaßt, kann man da ja auch nicht allzuviel falsch machen, bzw. verderben. Warum allerdings in der Szene in der Zollstation, ein Pärchen sich in einem angedeuteten Liebesakt auf dem Boden rumsielen muß, kann ich nicht nachvollziehen. Aber ohne so etwas geht es heutzutage scheinbar nicht mehr.
Sehr lobend muß ich den Chor erwähnen. Besonders in der Szene des Cafe Momus von Anfang bis Ende. Stimmlich sehr gut und auch darstellerisch viel Bewegung und " Action ", wie man heute so sagt.
Nun aber zur Ausstattung und dem Bühnenbild. Eigentlich sind diese Bezeichnungen fehl am Platz, denn es war ja nichts, bzw. fast nichts.
1. Bild: Eine Mansarde. Die Seitenwände und der Bühnenhintergrund mit Vorhängen ausgekleidet, auf denen Silhouetten von Häusern abgebildet sind. In der Bühnenmitte eine Wand, die die Raumbegrenzung darstellt, darüber
vier angeschrägte Dachfenster. Das Inventar: ein altes, schäbiges Klavier, so etwas wie ein Kanonenofen, ein Stuhl und zwei Holzkisten.
2. Bild: Cafe Momus. In der Mitte zwei durchsichtige Seitenwände, darüber eine Art Baldachin, ein paar Stufen davor und drinnen ein Tisch und Stühle an dem ein paar Gäste sitzen. Davor ein paar runde Tische mit Stühlen.
3. Bild: Zollstation. Die Häuserwände der Vorhänge sind geblieben. Im Hintergrund ein Gittertor. In der linken Ecke eine Müllbox mit zwei Mülltonnen, in der Mitte ein Strommast mit Starkstromkabeln (???), rechts in der Ecke ein Tisch und ein Stuhl. Übriggeblieben vom Cafe Momus, hat man wahrscheinlich vergessen wegzuräumen. Eine Schenke? Weit gefehlt, nicht mal andeutungsweise eine Tür. Alle agierenden Personen kamen, bzw. gingen in die vorhandenen Vorhanghäuser.
4. Bild wie Bild 1 einschließlich des Inventars. Und jetzt kommt´s: Schlimmer und billiger geht wohl nicht. Die todkranke Mimi wird hereingeführt. Da weder ein Bett, noch eine Liege vorhanden ist, legt man sie erst mal auf den blanken Fußboden!!! Zwischendurch scheint es ihr wieder mal besser zu gehen, denn sie erhebt sich und singt im Stehen. Nach einem Schwächeanfall wird sie auf eine Kiste, die wie ein Klavierhocker am Klavier steht, draufgesetzt. Ihr Oberkörper ruht auf dem Klavierdeckel !!! In dieser Stellung nimmt sie auch den geschenkten Muff entgegen und stirbt schließlich auf dem Klavierdeckel. Da kann ich nur sagen, nicht zu fassen. Nebenbei bemerkt, die Maskenbildnerin hatte auch hier nicht viel Arbeit. Wie im ersten Akt sah die Mimi auch im Finale aus.
Der Beifall des Publikums am Schluß war angemessen.
Mein Fazit: Eine Boheme, die mich mit nichts zu Lobeshymnen hinreißen könnte und in mir, selbst im Finale nicht, das große Gefühl aufkommen ließ. Von einem renommierten Haus wie der Semperoper, hätte ich rundum mehr erwartet. In Erinnerung an die Boheme seinerzeit in der Berliner Staatsoper, kein Vergleich. Da liegen Welten dazwischen... Was war das damals für eine Inszenierung und Ausstattung und dazu die Sänger...
Herzlichst
CHRISSY