Oper live auf deutsch

  • Lieben taminos,


    welche Opern habt Ihr "deutsch gesungen" noch live erleben dürfen und welche würdet Ihr gerne so erleben? Es geht hier nicht um eine Diskussion à la "Ich will Opern nur in der Originalsprache genießen" - wobei das Thema des Genusses gerade mal wieder sehr breit und ausführlich im ewigen Kampfthread "Regisseurstheater" diskutiert wird - sondern nur um eine konstruktive Liste und evtl. beweggründe, warum man dise Opern gerne in der Muttersprache hören bzw. sehen möchte.


    Ich persönlich habe nur noch in Köln "Die verkaufte Braut" live in deutscher Sprache gesehen, allerdings in der unglücklichen, wenn auch genaueren Neuübersetzung, und einmal eine "Bohème" am Gärtnerplatztheater.


    Ich würde es gerade begrüßen, solche Opern, wie den Barbier, Cosi, Hochzeit des Figaro in deutsch geboten zu bekommen. Allerdings würde ich mich auch mal über einen deutsch gesungenen Rigoletto oder eine Carmen freuen.



    Lieben Gruß,



    Knuspi

  • Hallo,
    da kann ich sehr viel mehr anführen, in Hannover und Umgebung gibt es hin und wieder noch deutschsprachige Aufführungen. In Hildesheim habe ich so seltene Sachen wie Verdis "Stiffelio" und "Masnadieri" auch Donizettis "Maria Stuart" und "Anna Boleyn", "Mussorgskijs "Jahrmarkt von Sorotschinzi", Smetanas "Zwei Witwen" und "Der Kuß (läuft noch), auch Massenets "Manon" und "Werther", vor vielen Jahren auch "Andre Chenier" in Deutsch gesehen. Dort gibt es immr wieder übersetzte Opern. In Braunschweig gab es vor sehr vielen Jahren mal "Fürst Igor" vomn Borodin in deutsch, und in Hamburg kann ich mich an deutsche Aufführungen von "Boris Godunow" und "Eugen Onegin" erinnern. In Oldenburg gab es vor sechs Jahren Rimskij-Korssakovs "Goldenen Hahn". Man sieht, dass das russische Repertoire das italienische weit übertrifft, wenn es um Übersetzungen geht. Auch andere kleine Bühnen haben immer mal übersetzte Opern im Spielplan, ich kenne mich aber nur in Niedersachsen einigermaßen gut aus.
    Schöne Grüße
    wega

  • An der Wiener Staatsoper werden noch heutzutage folgende Opern in deutsch gesungen - Jenufa, Osud


    Die Volksoper bringt fast alle Opern auf deutsch (Tosca, Rigoletto, Butterfly etc.). Und ich bin absolut kein Fan davon (es gibt ja die Übertitel..) - aus den altbekannten Gründen (Musik und Sprachmelodie gehören einfach zusammen...)

    Hear Me Roar!

  • Lieber Knuspi,


    da ich 20 Jahre älter bin als Du, habe ich viele Opern in deutschen Häusern noch in deutscher Sprache erlebt!
    Aber erstaunlicherweise haben sich in manchen Häusern einige Stücke bis in die heutige Zeit auch noch in deutscher Sprache erhalten.


    Als ich anfing, regelmäßig die DOR (Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf/Duisburg) zu besuchen, gab es etluiche Werke noch auf deutsch. Heute sind die allerdings verschwunden, ausgenommen vielleicht noch die "Verkaufte Braut", allerdings auch in der schwer singbaren Neufassung.


    Die Carmen-Inszenierung von 1968 (Tyrone Guthrie/Hermann Soherr/Inge Dietrich, M.L. Rafael Frühbeck de Burgos) verwendete die deutsche Rezitativ-Fassung (Wie - Du kommst von der Mutter?), die mir nie gefallen hat (auf Platte 1960 mit Rudolf Schock unter H. Stein).
    Als nach 15 Jahren im Spielplan anno 1984 Giancarlo del Monaco (der Sohn des Tenors) mit einer Neuinszenierung hierher kam, - neue Bühne, neue Kostüme - war ich überzeugt, jetzt würde franz. gesungen (mit Dialogen) - doch nein! Ich glaubte in der Premiere nicht richtig zu hören: Es wurde wieder auf deutsch in der alten Rezitativ-Fassung gesungen!


    Auf meine Frage im Haus erhielt ich die Antwort: Das seinerzeit teuer gekaufte Notenmaterial zur Aufführung hätte für die franz. Fassung für viel Geld neu gekauft werden müssen, also behielt man erst mal das alte Aufführungsmaterial.


    2012 gibt es eine neue Carmen. Diesmal gehe ich davon aus, dass es sich um die Originalfassung handeln wird.


    Bei vielen anderen Repertoire-Opern trauere ich allerdings der deutschen Fassung hinterher: Beim "Eugen Onegin", bei der "Rusalka", aber ganz besonders bei "Don Pasquale". Diese Oper war auf deutsch zum Brüllen komisch. Bei der Neuinszenierung auf italienisch lachten noch nicht mal die Italiener im Publikum.


    Könnte nach stundenlang weitermachen.....


    lieber nicht!


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald, lieber Knuspi,


    auch ich habe in meiner Jugendzeit keine Originalsprache am Theater gekannt. Möglicherweise gab es das ja schon an größeren Häusern, aber ich glaube, an kleinen Theatern, wie es in meiner Heimatstadt Hagen geführt wurde, wäre das beim Publikum schlecht angekommen.


    Was ich mir aber persönlich nicht vorstellen kann, sind Opernaufführungen in russischer oder auch slawischen Sprachen. Ich habe ja nun den "Eugen Onegin", die "Pique Dame" und den "Boris" in der Originalsprache - aber an dieses Idiom werde ich mich nur schwerlich gewöhnen können. Es will mir nicht gelingen. Dabei wollte ich mich zwingen, die Sprache schön zu finden. Vergebene Liebesmühe!


    Und die "Verkaufte Braut" in tschechisch? Das geht mir ebenfalls nicht unter die sprichwörtliche "Haut".


    Ich wiederhole es: meine persönliche ablehnende Meinung.


    LG

    .


    MUSIKWANDERER

  • warum man diese Opern gerne in der Muttersprache hören bzw. sehen möchte.

    Lieber Knuspi


    Weil nach meiner Meinung und Empfinden Phonetik und Musik dadurch eine klangliche Einheit bilden und sich geschmeidiger anhören. Die Vokale, überhaupt die ital. Sprache, hört sich bei ital. Opern viel besser und melodischer an, als die meist holprigen deutschen Texte. Ich fand es großartig, daß in meinem heimatlichen Musiktheater zum ersten mal eine Oper in der Originalsprache gebracht wurde. Mitte Mai war die Premiere der Traviata, klang einfach gut. Wer´s braucht, hat den Opernführer und im Theater die projizierten Obertitel.
    Nimm´ mal als Beispiel die Ballade des Herzogs im 1. Akt im Rigoletto: " Freundlich blick ich, auf diese und jene, die wie Sterne, wie Sterne mich leuchtend umschweben... ". Da klingt doch viel besser " Questa o quella, perme pari sono a quant´ al-tre d´ intorno, d´ intorno mi vedo...". ( schon das " ich " läßt doch gar keinen klanglichen Raum zu, im Gegensatz zu " quella ). Gerade diese Eröffnungs- Arie muß doch Lust machen, muß geschmeidig sein. Die kann keine Holprigkeit vertragen. Viele male durfte ich sie in Berlin von einem " echten ital. Tenor " interpretiert erleben. War einfach herrlich...
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ja, chrissy!


    Und erst mal die französische Sprache! "La fleur que tu m´avais jetée...". Das ist auch wesentlich schöner als "Hier an dem Herzen treu geborgen...". Aber trotzdem höre ich oft auch Opern in deutsch gesungen. Das muß auch sein.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo zusammen,


    für mich gibt es eine Oper, die ich i m m e r lieber deutsch gesungen höre als in der Originalsprache: Hoffmanns Erzählungen von J. Offenbach.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Wow, vielen Dank für Eure Postings. Ich wusste nicht, dass es in Niedersachsen noch so viel deutsch gesungene Opern gibt. Da werde ich wohl mal hinfahren. Harald möchte ich wirklich bitten, uns noch mehr an seinen Erinnerungen teilhaben zu lassen. Ich finde das faszinierend. Gerade, weil ich viele Inszenierungen der Rheinoper nur noch von Fotos kenne und mich schwarz ärgere, dass ich die nie sehen konnte und so auch nie sehen werde. Nur noch Reste dieser glorreichen Epoche habe ich erleben dürfen und die sind von der neuen Intendanz jetzt auch weggefegt. Chrissy möchte ich noch sagen, dass mir Deine Ausführungen bekannt sind und sie auch sicher Berechtigung haben, aber wie beim Regisseurstheater reagiere ich hier rein gefühlsmäßig: Ich mag einfach deutsch gesungene Opern und schöne Inszenierungen:-) Übertitel stören mich wahnsinnig.

  • Noch ein Nachtrag:




    Ich würde die Rusalka auch lieber auf deutsch hören, obwohl ich tschechisch mag und sogar ein wenig verstehe. Aber das Textbuch ist so anmutig, dass die simplen Übertitel da mehr kaputt machen als helfen. Auch bemerkte ich im Publikum niemals Rührung bei allen tschechisch gesungenen Aufführungen, die ich sah. zuletzt die unsägliche Bonner Premiere. Bei meiner einzigen deutschen Rusalka war das Publikum ergriffen und wischte sich die Tränen aus den Augen. Ich sowieso:-)



    Und gerade läuft bei mir im Hintergrund "Die Hochzeit des Figaro" und ich amüsiere mich köstlich. Bisher kannte ich diese Oper nur auf italienisch und da hat sie mich nie vom Hocker gerissen. Ein paar schöne Melodien, aber irgendwie plätscherte es immer an mir vorbei. Jetzt nicht mehr. Ich finde das Ganze einfach nur großartig. Zumal die Schwarzkopf sich auf deutsch so herrlich echauffieren kann.

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  • Ich habe als Jugendlicher nur Opern in deutscher Sprache erlebt. Deshalb sind mir bestimmte "Ohrwürmer" auch meist mit dem deutschen Text geläufig, z.B. "Oh wie so trügerisch" oder "Man nennt mich nur Mimi" oder "Hat dein heimatliches Land". Auch deshalb würde ich Opern ganz allgemein auch heute noch lieber deutsch gesungen bevorzugen, aber darin bin ich vielleicht altmodisch. Als dann die ersten Opern in italienischer Sprache aufgeführt wurden, habe ich erstmal gar nichts von der Handlung mitbekommen. Jetzt ist ja überall eine deutsche Übersetzung als Laufband oder Übertitel vorhanden. Ich räume ein, dass auch deutsch gesungene Opern in großen Teilen wenig textverständlich sind, so z.B. bei Wagners "Ring".


    Wer unbedingt die deutsche Sprache in Opern erleben möchte, ist bei der Komischen Oper Berlin gut bedient, dort gibt es nur in deutscher Sprache gesungene Opern. Leider sind die Inszenierungen dort (Regietheater) oftmals für meine Begriffe eine Zumutung. Ich war dort zuletzt bei "Pique Dame ", diese Oper könnte ich dort empfehlen.


    Mit besten Grüßen


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ich mag einfach deutsch gesungene Opern

    Das sei Dir unbenommen, lieber Knuspi. Du wolltest aber andere Meinungen und Ansichten dazu hören. Das habe ich getan, nicht mehr und nicht weniger.


    und schöne Inszenierungen

    Die mag ich auch, unbedingt. Zum Glück habe ich solche überwiegend erleben dürfen. Und wenn dazu noch das Orchester und das Gesangsensemble hervorragend ist, dann war der Theaterabend ein Erlebnis und bleibt dankbar im Gedächtnis.


    Übertitel stören mich wahnsinnig.

    Ich brauche sie nicht und deshalb schaue ich da nicht hin und somit stören sie mich kaum.


    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy,


    ehrlich gesagt, wollte ich das nicht. Deswegen hatte ich oben formuliert, dass es mir nicht um eine Diskussion sondern nur um eine kosntruktive Liste gehen würde. Das Thema polarisiert nämlich ähnlich wie das um das bescheurte Regisseurstheater. Dennoch, vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich kann Dich gut verstehen. Mir ging es lange Zeit genauso. Wenn ältere Semester von deutsch gesungener Oper schwärmten, dann habe ich etwas irritiert aus der Wäsche geschaut. Das Lesen der textbücher war für mich selten ein Gewinn. Dann hatte ich mal ein Schlüsselerlebnsi mit einer deutschen Aufnahme des Rigoletto und seitdem war ich begeistert von deutsch gesungenen Opern. Ich finde das Ganze einfach viel wirksamer, obwohl ich französisch, italienisch und ein wenig tschechisch verstehe. Ich schaue mir z.B. auch Filme in verschiedenen Synchronfassungen an und ziehe daraus Gewinn.


    Und das wir beide mit dem doofen Regisseurstheater nichts anfagen können ist sehr erfreulich:-)



    Einen lieben Gruß,



    Knuspi

  • Liebe Forianer,


    die Oper ist ebenso ein Gesamtkunstwerk wie z.B. Gemälde. Keiner würde auf die Idee kommen, sie "deutsch" zu übertünchen oder "deutsch" zu verschlimmbessern.


    Die Übersetzungen von fremdsprachlichen Opern an deutschen Bühnen hatten damals zwei Gründe: die damaligen Sänger waren damals gar nicht bildungsmäßig in der Lage die Opern in sämtlichen Fremdsprachen zu singen. Und natürlich war auch das Publikum nicht in der Lage, die Originalsprachen zu verstehen. Opernführer gab es erst später.


    Dazu kommt, dass die Übersetzungen manchmal so abstrus waren, dass es schon lächerlich wirkte. Zudem war die deutsche Sprache für die Musik nicht gerade gut geeignet, bei italienischen Originalen.


    Zeiten ändern sich: so war Karajans Schritt in Wien nur folgerichtig, die Opern künftig nur noch in ihren Originalsprachen aufzuführen. Diese neue Situation verbreitete sich sehr schnell.


    Offenbach war und ist ein Sonderfall. Gerade seine Opern werden immer wieder in den Dialogen dazu benutzt, aktuelle politische Themen aufzugreifen. Sie sollen vom Publikum sofort verstanden werden, sonst geht ja die Pointe flöten. Bei solchem Unterfangen halte ich Übersetzungen für opportun.


    Aber die meisten Opern möchte ich heute in Originalsprache hören.


    :hello: LT

  • Wie gesagt, hier sollte eigentlich keine Diskussion über die Daseinsberechtigung deutsch gesungener Oper entstehen. Dafür gab es schon mal einen Thread, wo die Emotionen ähnlich hochkochten, wie beim Regigitttheater:-)

  • Und was soll eine solche Auflistung bringen?


    Die Komische Oper Berlin spielt immer noch alles auf deutsch. Aber im Gegensatz zu heute, schuf der Gründer des Hauses, Walter Felsenstein, mit seinen Inszenierungen dafür durchaus einen Beweggrund. Aber wer konnte und kann sich schon mit Felsenstein messen?


    Daher sehe ich auch keine Daseinsberechtigung mehr, irgendeiner fremdsprachlichen Oper (ausgenommen Offenbach) für eine Aufführung einen deutschen Text zu unterlegen. Wo es so etwas noch gibt, ist es wie ein Griff in die Klamottenkiste. Kulturpolitisch eigentlich ein Skandal, weil es Sänger und Publikum zu etwas zwingt, was längst verstaubt ist.


    :hello: LT

  • Offenbach auf deutsch ist die reinste Folter. Meine Lieblingsoperette ist von Offenbach die Großherzogin von Gerolstein. Ich habe sie in Paris live gesehen mit der großartigen Felicity Lott in der Titelpartie.Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so beschwingt aus einer Aufführung herausgekommen bin. Dann hab ich mich in Gelsenkirchen im Musiktheater auf die Großherzogin von Gerolstein gefreut, die Aufführung war allerdings in deutscher Sprache, und ich bin in der Pause enttäuscht nach Hause gefahren, weil die Übersetzung dermaßen schlecht und steif war und die Sänger waren zum größtem Teil Ausländer und sangen dann noch mit Akzent. So ging der ganze Schwung und Spaß der Operette verloren. Ichli für meinen Teil höre lieber Oper in Original Sprache. Es macht doch einen Unterschied ob ich La Bohme auf deutsch oder in Original höre. Auch die ganzen Tschechischen Opern höre ich lieber in Original.

  • Hallo, rodolfo39!


    Ich gehöre zu den Menschen, die gerne Opern in Originalsprache hören. Ob italienisch, französisch, tschechisch oder russisch, mir gefällt die Originalsprache immer. Ich mußte selber auch in italienisch und russisch singen. Aber, was spricht gegen deutsch gesungene Opern? Du sprichst gar von Folter! Das kann ich nicht nachvollziehen! Wir Deutsche hatten und haben immer noch gute Sänger und Sängerinnen, und wenn Fritz Wunderlich oder Peter Anders "Hoffmanns Erzählungen" in deutsch singen, oder ein Gottlob Frick oder Josef Greindl den "Boris Godunov" in deutsch vortragen, kann ich wirklich nicht von Folter sprechen. Das waren nur diese Beispiele. Ich besitze viele deutsch gesungene Opern, genieße sie auch und möchte keine davon missen!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo, rodolfo39!


    Ich gehöre zu den Menschen, die gerne Opern in Originalsprache hören. Ob italienisch, französisch, tschechisch oder russisch, mir gefällt die Originalsprache immer. Ich mußte selber auch in italienisch und russisch singen. Aber, was spricht gegen deutsch gesungene Opern? Du sprichst gar von Folter! Das kann ich nicht nachvollziehen! Wir Deutsche hatten und haben immer noch gute Sänger und Sängerinnen, und wenn Fritz Wunderlich oder Peter Anders "Hoffmanns Erzählungen" in deutsch singen, oder ein Gottlob Frick oder Josef Greindl den "Boris Godunov" in deutsch vortragen, kann ich wirklich nicht von Folter sprechen. Das waren nur diese Beispiele. Ich besitze viele deutsch gesungene Opern, genieße sie auch und möchte keine davon missen!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Hallo Wolfgang,
    mit Folter meinte ich eigentlich nur die teilweise doch sehr schlechte Übersetzung ins deutsche. Das klingt immer wie " gut gewollt aber nicht gekonnt ". Hast du schon mal ausländischen Sängern zugehört die undeutliches Deutsch und dann noch mit Akzent sprechen ? Es gibt natürlich viele ausländische Sänger und das habe ich auch schon erlebt die textverständlicher sind als ihre deutschen Kollegen. Wolfgang Wagner soll ja auch mal gesagt haben, das italienische Sänger kein Wagner singen können. Damit hat er allerdindings nicht ganz recht, wenn man zum Beispiel an den Bass Andrea Silvastrelli denk, der ja auch Wagnerrollen singt. Aber ich finde trotzdem das Oper in Orginalsprache viel melodiöser klingt als in deutsch. An der Rheinoper habe ich Hoffmans Erzählungen in deutsch gesehen und wurde damit einfach nicht warm, wogegen ich den Hoffmann in Französisch einfach nur grandios finde . Auch klingen z.B. bei den ganzen Rossini Opern auf deutsch die Koleraturen viel angestengter als in Original.

  • Die EMI veröffentlichte vor nicht allzulanger Zeit ihre in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts mit ihren damaligen Stammsängern Erna Berger, Christa Ludwig, Erika Köth, Anneliese Rothenberger Rudolf Schock, Marcel Cordes, Fischer-Dieskau, Gottlob Frick, Hermann Prey u. a. aufgenommenen Querschnitte in deutscher Sprache. Für mich Musterbeispiele guter Realisationen in deutscher Sprache und hervorragende Zeugnisse einer großen Sängerära. Diie meisten wurden von dem routinierten Operndirigenten Wilhelm Schüchter geleitet. Was auch eine schöne nostalgische Erinnerung ist, die CDs haben meist zwei Cover, ein modernes, nichtssagendes und das alte von der ehemaligen Aufnahme.
    Ich habe nachgeschaut, was ich von diesen Querschnitten besitze und bin auf folgende Aufnahmen gekommen:
    Mozart "Entführung",
    Rossini "Der Barbier",
    Donizetti "Don Pasquale",
    Tschaikowsky "Eugen Onegin",
    Smetana: "Die verkaufte Braut",
    Nicolai " Die lustigen Weiber,
    Leoncavallo, Mascagni: "Der Bajazzo/Cavalleria rustcana"
    Puccini "Madam Butterfly",
    Puccini "La BOHÈME"
    Verdie "Aida", La Traviata, Rigoletto"


    Für mich gerade durch die deutscher Sprache, die Verständlichkeit des Textes und die Wortdeutlichkeit wahre Quellen der Freude.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Vielen Dank für Eure Postings! Es zeichnet sich ein wenig ab, was ich vermutete: Spielopern (Komödien) und Werke aus dem slawischen, russichen Raum werden von einigen immer noch gerne auf deutsch gesehen bzw. gehört. Ich persönlich hätte, wie schon gesagt, auch gerne mal wieder eine Bohème auf deutsch oder ein paar Verdi-Opern. Vielleicht kommt das ja mal wieder. Der Markt ist auf jeden Fall da.

  • Mir fällt gerade ein, dass ich in Köln live "Das schlaue Füchslein" auf deutsch gesehen habe. Zuerst gab es eine wahnsinnig aufwendige Inszenierung von Kupfer auf tschechisch. Die naturalistischen Kostüme waren derart aufwändig, dass die Presse darüber berichtete. Ein Riesenerfolg wurde es aber dennoch nicht. Janacek-Fans mögen mir verzeihen, aber ich kann dieser Oper wenig abgewinnen. Auch nicht, als sie nur zehn Jahre später neu inszeniert und auf deutsch gegeben wurde. Diese Spielplangestaltung verstehe ich nicht. Es gibt so viele Nischenopern, die ewigst nicht in Köln gespielt wurden, man denke nur an die sträflich vernachlässigten Königskinder, an Martha, Hans Heiling usw - und da wird diese Oper schon wieder neu inszeniert. Man hätte ja wenigstens die alten Kostüme wiederverwenden können. Die hätten ohne weiteres in diese Inszenierung gepasst. Ich bin da grundsätzlich etwas anders eingestellt: Früher wurden Dekorationen und Kostüme oftmals aus dem Fundus ausgestattet. Ich finde das nicht schlimm, eher sympathisch.


    Nun denn, was mir auffiel, beim deutschen Füchslein: Das Publikum ist viel mehr mitgegangen, hat gelacht, Bedauern beim Hasenmord ausgesprochen. und der Applaus war auch länger, obwohl die Inszenierung von Kupfer besser war.

  • Samstag, 23. Juli 2011, 20:05 bis 23:05 Uhr
    ARD Radiofestival - Oper
    styriarte - Die steirischen Festspiele 2011


    Friedrich Smetana:
    Die verkaufte Braut,

    komische Oper in 3 Akten
    Erstaufführung der deutschsprachigen Version von Smetana


    Mitwirkende:
    Krucina: Anton Scharinger, Bariton
    Ludmila: Elisabeth Kulman, Mezzosopran
    Marie: Dorothea Röschmann, Sopran
    Mícha: Yasushi Hirano, Bass
    Háta: Elisabeth von Magnus, Mezzosopran
    Vaek: Markus Schäfer, Tenor
    Jeník: Kurt Streit, Tenor
    Kecal: Ruben Drole, Bass
    Principál: Heinz Zednik, Tenor
    Esmeralda: Bibiana Nwobilo, Sopran
    Arnold-Schönberg-Chor Wien
    Chamber Orchestra of Europe
    Nikolaus Harnoncourt, Leitung
    Philipp Harnoncourt, Inszenierung
    Aufzeichnung des ORF vom 02.07.2011 in der Helmut-List-Halle, Graz

    Zitat

    Erst 145 Jahre nach der Uraufführung der Oper "Die verkaufte Braut" wurde die vom Komponisten Friedrich Smetana auch verfasste deutsche Übersetzung des Werkes am 2. Juli 2011 in Graz erstaufgeführt.
    Es ist schon erstaunlich, dass erst 145 Jahre nach der Uraufführung der Oper "Die verkaufte Braut" in tschechischer Sprache die vom Komponisten Friedrich Smetana selbst verfasste deutsche Übersetzung des Werkes am 2. Juli in der Helmut-List-Halle Graz zur österreichischen Erstaufführung gelangt. Mit einer fulminanten Besetzung unter anderem mit Dorothea Röschmann als Marie, dem Chamber Orchestra of Europe und dem Arnold-Schönberg-Chor unter Leitung von Nikolas Harnoncourt hält diese kleine Sensation das Festival "styriarte - Die steirischen Festspiele 2011" bereit. Für die Inszenierung zeichnet übrigens Harnoncourts 1955 geborener Sohn Philipp Harnoncourt verantwortlich.


    Im Rahmen des ARD Radiofestivals zu hören auf:
    MDR Figaro
    WDR 3
    SWR 2
    SR2 KulturRadio
    kulturradio
    NDR Kultur
    Bayern 2 plus
    Nordwestradio
    hr2-kultur


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe durch die zahlreichen Beiträge hier meine Meinung bestätigt gefunden, dass die Präferierung für Originalsprache versus Deutsch vor alle auf die musikalische Prägung der Opernfreunde zurückzuführen ist. Heißt: Wer mit deutschsprachigen Opernübersetzungen aufgewachsen ist, wird verständlicherweise zum Großteil diese Übersetzungen bevorzugen.


    Ich persönlich habe zwar auch noch einige Übersetzungen auf Deutsch erlebt, aber nach etwa fünf, sechs "Bohèmes" mit Kmentt, Güden etc. war für mich die Zeffirelli/Karajan-"Bohème" so etwas wie ein Damaskus-Erlebnis. Denn erst diese italienisch gesungene "Bohème" machte mir deutlich, dass dieses Werk, das in deutscher Sprache eher belanglos wirkte, ein unglaubliches Meisterwerk ist. Die Verdi-Aufführungen in Italienisch waren gleichfalls ein Glücksfall und hinterließen einen tiefen Eindruck.


    Vor allem aber bedeutete die Aufführung in der Originalsprache, daß wir endlich trotz der oben angeführten Sänger wie Schock, Grümmer, Metternich et al. in den einzigartigen, ja unbeschreiblichen Genuß kamen, Sänger/innen wie Callas*, Tebaldi, di Stefano, del Monaco, Bergonzi, Alfredo Kraus, Bastianini, Gobbi, Simionato, Horne, Sutherland, Christoff, Siepi, Ghiaurov usw. erleben zu können. Also wenn das kein Argument für die Originalsprache ist, verstehe ich die Welt nicht mehr, denn in deutschsprachigen Übersetzungen hätte man diese internationale Sängerelite sicher nicht in Wien hören und erleben können ...


    Es bietet sich doch an, dass in größeren Städten im ersten Haus die Originalsprache verwendet wird und im kleineren die deutsche Übersetzung - das wäre die ideale Lösung der Frage für beide Fraktionen.


    * von den hier aufgezählten Sängern war leider die Callas die einzige, die ich nicht selbst live erleben konnte - sie sang 1959 zweimal die "Lucia", ich kam aber erst im Folgejahr nach Wien.


    Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Denn erst diese italienisch gesungene "Bohème" machte mir deutlich, dass dieses Werk, das in deutscher Sprache eher belanglos wirkte, ein unglaubliches Meisterwerk ist. Die Verdi-Aufführungen in Italienisch waren gleichfalls ein Glücksfall und hinterließen einen tiefen Eindruck.

    Lieber Fritz/Milletre, mein lieber Bruder im Geiste


    Mit Deiner Meinung sprichst Du mir aus Herz und Seele und ich stimme Dir in allem zu. Auch wenn ich, aus bekannten Gründen, leider nicht die Möglichkeit hatte alle die Künstler zu erleben, die Du hier aufführst, so kann ich auch aus eigenem Erleben ab 1973 berichten, daß in der Berliner Staatsoper fast alle Opern in der Originalsprache aufgeführt wurden. Damals wurden auch noch keine deutschen Texte eingeblendet.
    Dir ein schönes WE und herzliche Grüße aus dem dauerverregneten Görlitz
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Danke, mein lieber Chrissy, für diese lieben Worte - ich hoffe, du stehst nicht bis zu den Knien im überquellenden Neissewasser. Jedenfalls halte ich dir ganz fest die Daumen, dass diese Überschwemmungen bald ein Ende finden.


    PS: Kennst du die "Bohème" aus Wien aus 1985 mit Freni, Pavarotti, Brendel? Die ist wirklich fulminant!


    Grüße nach Görlitz aus dem ebenfalls verregneten Wien (ist aber nicht so arg wie bei euch)
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Dies ist hier der Thread über Opern in deutscher Sprache!


    Für Originalsprachen-Fans gibt es dutzende andere Threads hier im Forum, da bringt es nichts, hier gebetsmühlenartig immer die gleichen Argumente zu wiederholen!


    Das ist doch alles sattsam bekannt!


    :no:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dies ist hier der Thread über Opern in deutscher Sprache!


    Lieber Harald
    Du magst vielleicht nicht ganz unrecht zu haben. Wenn ich mir aber die vorhergehenden Beiträge durchlese, merke ich, daß wir mit unseren Argumenten auch hier nicht so falsch liegen! :no:
    Und wenn ich darauf hinweisen würde, " schau mal in den anderen Thread ", da denke ich, kann ich auch gleich hier schreiben. Zum anderen wird es mit der Mitnahme des Zitates schwierig, zumindest für mich. Also, nichts für ungut.
    Auch Dir ein schönes WE und herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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