Karl Böhm ist wieder da! - das "Comeback"

  • Zumindest 4 Threads gibt es im Tamino über Karl Böhm - Die meisten sind nicht sehr lang ausgefallen.Warum dann ein neuer ?


    Maßstab für 50 Jahre: Karl Böhm
    Wiener Mozartpapst Karl Böhm
    Karl Böhm versus Karl Böhm - Eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit
    Karl Böhm dirigiert Beethoven - Die Sinfonien
    Karl Böhm - Meine liebsten Aufnahmen


    Beispielsweise weil das Interesse an seiner Person anscheinend wieder erwacht ist, wie ich zu meiner Freude beim Lesen eines anderen Threads lesen durfte. Aber das ist noch nicht alles.


    Immer wenn ich einen Thread über Böhm eröffnet hatte und eine Aufnahme von ihm den Mitgliedern oder Mitlesern näher bringen wollte, musste ich zu meinem Ärger feststellen daß sie bereit aus dem Katalog genommen war.


    Zudem hatte er im Forum viele Gegner, die ihn gern als langweiligen Tattergreis darstellten.


    Als ich gestern auf der Suche nach Beethoven Aufnahmen war, da fiel mir auf, daß eine ganze Reihe alter DECCA - Aufnahmen (und nicht nur die) wieder in den Katalog aufgenommen wurden - Man könnte beinahe von einer Karl Böhm Renaissance sprechen....


    Einige der alten Aufnahmen sind - obwohl mono - klangtechnisch recht gut gelungen und erlauben einen realitätsnahen Rückblick auf Böhms Schaffen



    Aufnahmen wie die Obennstehende würden selbstverständlich auch in den Thread "Karl Böhm vs. KArl Böhm passen" und es ist nicht ausgeschlossen daß sie dort dereinst landen wird, um mit anderen Böhm-Einspielungen des gleichen Werkes verglichen zu werden, aber sie passt genausogut hierher, weil wir hier über Wiederveröffentlichungen alter Böhm Aufnahmen berichten wollen....




    Besonders wichtig aber erscheint mir, daß die unten abgebildeten Aufnahmen der Beethoven Sinfonien wieder verfügbar sind,
    die Thomas Pape gerne als Referenz gesehen hätte - und die es meiner Meinung nach auch sind. Sie standen - es war scheinbar der Wille des Labels - immer im Schatten jener Aufnahme von Karajan.
    Andrerseits hat man bei der DGG schon gewusst, welche Bedeutung Böhm als Beethovendirigent hatte. Andernfalls wäre es nicht zu erklären, warum man Böhm, der erst wenige Jahre zuvor etliche Sinfonien mit den Berliner Philharmonikern in Stereo eingespielt hatte, die hier vorliegende mit den Wiener Philharmonikern machen ließ....
    Man lasse sich nicht täuschen von der Anmerkung: Veröffentlichtung 1999 - die Aufnahmen waren jahrelang nicht im Katalog - und auch nicht bei jpc zu finden. Auch momentan ist hier nur ein Torso verfügbar - es fehlen die Sinfonien Nr 3, 7 und 8, die ich vor etwa 2 Jahren noch kaufen konnte (Damals fehlte 1und 2 - sie wurde erst später wieder in den Katalog aufgenommen)




    Ein wenig Zähigkeit ist also nicht von Nachteil, wenn man seine Karl Böhm Sammlung ergänzen will....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Den vollständigen Beethoven-Zyklus kann man in anderer Aufmachung beim anderen Werbepartner erstehen:


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    Kein Bild für B000001GHL bei a.... Beethoven: Symphonies 3 & 9


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    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Den vollständigen Beethoven-Zyklus kann man in anderer Aufmachung beim anderen Werbepartner erstehen:

    Habe ich gekauft und inzwischen komplett angehört. Nun habe ich bis auf die 2. Sinfonie alles doppelt. Werde ich verschenken. In Kürze kommt die Gesamtaufnahme wieder komplett heraus, man kann sie bei unserem Werbepartner schon vorbestellen:



    Box mit 6 CD.



    Aber Böhm hat Beethoven nicht nur mit dem Wienern aufgenommen.


    Hallo Alfred, das mit dem "Tattergreis" habe ich aber überhört. Wohl mit Wand verwechselt. Für mich war und bleibt er der Mozart-Papst. Dafür haben für mich als Live-Teilnehmer allein schon die Salzburger Cosi und sein Idomeneo gesorgt sowie Figaros Hochzeit aus Berlin (Bismarckstraße). Aber hier geht es ja um Beethoven und seine Sinfonien. Das konnte er auch!


    LG, Bernward


    Bilder von Moderation zu werbepartnertauglichen Links umgeschrieben MOD 001 ALfred


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Danke Norbert - Somit ist also der Wiener Zyklus wieder kompett zu haben.
    Ich empfinde ihn als einen der klangschönsten überhaupt - wobei "klangschön" nichts mit mangelnder Durchhörbarkeit oder Dynamik zu tun hat. Böhm ist feurig - aber stets kontrolliert. Er dirigiert einen klassischen und zugleich romantischen Beethoven, wobei der Schwerpunkt eher auf "klassisch" liegt. Ich laube mich erinnern zu können, daß diese Meinung schon jemand andrer im Forum oder im Internet vertreten hat, finde jedoch die Quelle nicht mehr. Auf jeden Fall trifft es weitgehend den Kernpunkt.


    Nicht jedem gefällt jedoch dieser Ansatz - und das vor allem aus heutiger Sicht. Zu Böhms Lebzeiten war das kein Thema.


    Glockenton schrieb über die Pastorale aus dieser Serie (in anderer Verpackung


    Zitat

    ...... die "Pastorale" von Beethoven (hier im Forum, wie ich meine zu wissen, eine Einzelmeinung) , die mich u.. wegen ihren geradezu streng-oberlehrerhaft zelebrierten, scheinbar nur auf absolute Deutlichkeit abzielenden Ausformulierungen eher enttäuscht hat.


    Letztere Formulierung sehe ich eher neutral - und sie wird vermutlich verschiede Leute anregen sich für diese Aufnahme zu interessieren. Es gibt sie in verschiedenen Aufmachungen - es muß also keineswegs die Gesamtaufnahme erworben werden.


    Hier im Gegenzu dazu meine Charakterisierung der Aufnahme


    Eine kraftvoll leuchtende Aufnahme mit warmen Klangfarben und ausgewogenen Tempi. Böhm hat ja Zeit seines Lebens unterschiedliche Tempi in seinen Aufnahmen eingesetzt. Aber stets blieben die Relationen gewahrt, so hatte man jedes Mal (Böhms letzte Aufnahme der "Neunten" sei an dieser Stelle ausgenommen!) den Eindruck, so und nicht anders müsse es sein....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schönen Dank für den Tipp mit der bald wieder verfügbaren GA, lieber Bernward. Ich habe mich doch gleich bei unserem Werbepartner angemeldet.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Aber Böhm hat Beethoven nicht nur mit dem Wienern aufgenommen. ...


    Aber die angeführten Beispiele sind mit Ausnahme der alten DG-Platte alles Live-Mitschnitte!


    Er hat in den 60ern einige Symphonien mit den Berlinern aufgenommen. Mit den Wienern konnte er keine Aufnahmen machen, da er exklusiv an die DG gebunden war, während die Wiener exklusiv bei Decca unter Vertrag standen. Die DG entschied sich interessanterweise für die Gesamtausgabe zum 200. Geburtstag Beethovens für eine Neueinspielung der Symphonien unter Böhm (dabei hatten sie ja einige Zyklen im Archiv!). Dieser wünschte sich als Partner die Wiener und es gelang der DG, diese für diese Aufnahmen "auszuleihen".


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Die DG entschied sich interessanterweise für die Gesamtausgabe zum 200. Geburtstag Beethovens für eine Neueinspielung der Symphonien unter Böhm (dabei hatten sie ja einige Zyklen im Archiv!). Dieser wünschte sich als Partner die Wiener und es gelang der DG, diese für diese Aufnahmen "auszuleihen".


    Danke, daß Du an diese Tatsache erinnerst, sogar ich habe sie im Laufe der Jahre vergessen.
    Die Entscheidung der Deutschen Grammophon war zur damaligen Zeit absolut richtig - und das Ausleihen wird vermutlich auf Druck von Böhm entstanden sein. Es wäre ein Fehler gewesen diesem genialen - aber leicht eigenwilligen Dirigenten auf der Höhe seines Ruhms einen Wunsch abzuschlagen. Das musste man sowohl in den Vorstandsetagen der DGG aus auch der DECCA gewusst haben.


    Neuaufnahmen waren damals zu Jahrhundertereignissen das Mittel der Wahl - man hätte es der DGG damlas (!!) als Schwäche ausgelegt, wenn man eine alte Aufnahme aufgewärmt und in eine "Beethoven-Edition" gepackt hätte. Die Karajan Aufnahme von 1962 war praktisch in jedem Haushalt zu finden, und jene von Fricsay war unkomplett. Jochum war zwar auch zur Stelle, der wurde aber vom Publikum eher als Haydn- oder Brucknerspezialist gesehen - auch sein Mozart war anerkannt.


    Wir befanden uns aber damals in der Hochkonjunktur aund das Teuerste war (für uns) gerade gut genug.
    Die Kombination Böhm- und Wiener Philharmoniker bei Deutscher Grammophon sorgte damals für Furore und DGG zog alle Register. Das Titelbild der 5. zierte eine Aufnahme des goldenen Musikvereinssaales - Weltweit vermutlich extrem werbewirksam....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Glockenton schrieb über die Pastorale aus dieser Serie (in anderer Verpackung


    Zitat
    ...... die "Pastorale" von Beethoven (hier im Forum, wie ich meine zu wissen, eine Einzelmeinung) , die mich u.. wegen ihren geradezu streng-oberlehrerhaft zelebrierten, scheinbar nur auf absolute Deutlichkeit abzielenden Ausformulierungen eher enttäuscht hat.

    Das sehe ich völlig anders.


    Kritik von 86 aus fonoforum:


    J.Matzner. Das ist eine Pastorale zum Mitschreiben, als hätte Böhm sie für ein Musikdiktat für Konservatoristen dirigiert. An Klarheit und an Genauigkeit ist diese Aufnahme nicht zu übertreffen. Kapellmeisterliches Lehrstück.


    So sehe ich es auch. Schön, dass es diese Aufnahme gibt. Kleiber C., den ich bei Beethoven-Sinfonien auch sehr schätze, ist bei der Pastorale viel zu schnell.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Neuaufnahmen waren damals zu Jahrhundertereignissen das Mittel der Wahl - man hätte es der DGG damlas (!!) als Schwäche ausgelegt, wenn man eine alte Aufnahme aufgewärmt und in eine "Beethoven-Edition" gepackt hätte. Die Karajan Aufnahme von 1962 war praktisch in jedem Haushalt zu finden, und jene von Fricsay war unkomplett. Jochum war zwar auch zur Stelle, der wurde aber vom Publikum eher als Haydn- oder Brucknerspezialist gesehen - auch sein Mozart war anerkannt.


    Jochum I für DG war zudem z. T. noch in Mono. 1969 wurde aber ein erster kompletter Stereo-Zyklus für Philips mit dem CGO gemacht. In den späteren 70ern folgte dann sein dritter Zyklus für EMI mit dem LSO.


    Ein kompletter "Zyklus" unter Furtwängler (teils aus Live-Aufnahmen zusammengeschustert) stand m. W. kurz nach dem 200. Jubiläum, im Jahre 1972, erstmals auf LP zur Verfügung.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Aber die angeführten Beispiele sind mit Ausnahme der alten DG-Platte alles Live-Mitschnitte!


    Er hat in den 60ern einige Symphonien mit den Berlinern aufgenommen.


    Zumindet die "Eroica" ist noch heute erhältlich:




    Zitat

    Mit den Wienern konnte er keine Aufnahmen machen, da er exklusiv an die DG gebunden war, während die Wiener exklusiv bei Decca unter Vertrag standen. Die DG entschied sich interessanterweise für die Gesamtausgabe zum 200. Geburtstag Beethovens für eine Neueinspielung der Symphonien unter Böhm (dabei hatten sie ja einige Zyklen im Archiv!). Dieser wünschte sich als Partner die Wiener und es gelang der DG, diese für diese Aufnahmen "auszuleihen".


    Hm, Bruckner (Sinfonien 3 und 4) hat Böhm mit den Wienern für die Decca aufgenommen.


    Kann es sein, daß damals ein "Kopplungsgeschäft" zwischen Decca und DG (wir kriegen Böhm für Bruckner, dafür darf er bei Euch Beethoven machen) geschlossen wurde?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Danke Norbert - Somit ist also der Wiener Zyklus wieder kompett zu haben.
    Ich empfinde ihn als einen der klangschönsten überhaupt - wobei "klangschön" nichts mit mangelnder Durchhörbarkeit oder Dynamik zu tun hat. Böhm ist feurig - aber stets kontrolliert. Er dirigiert einen klassischen und zugleich romantischen Beethoven, wobei der Schwerpunkt eher auf "klassisch" liegt. Ich laube mich erinnern zu können, daß diese Meinung schon jemand andrer im Forum oder im Internet vertreten hat, finde jedoch die Quelle nicht mehr. Auf jeden Fall trifft es weitgehend den Kernpunkt.


    Die Bemerkung mit dem "klassischen und zugleich romantischen Beethoven" paßt gut, sie könnte glatt von mir sein ;) .


    "Romantisch" sind auf jeden Fall die langsamen Sätze, die Böhm unvergleichlich "sanglich" präsentierte. Ab und an fehlt ihnen der "Drive", aber stimmungsvoller, lyrischer hat sie kaum jemand dirigiert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler




  • Heute erscheinen in Japan diese 3 neuen SACDs mit Karl Böhm.
    SACDs werden von Universal z.Zt. ausschließlich in Japan gepresst und sind für den japanischen Markt bestimmt.
    Sie können aber auch bei Amazon.de und JPC.de bestellt werden,falls man sie nicht selbst für ca. 48 Euro pro Stück
    importieren will.
    Bei cdjapan.co.jp sind 213 CDs von Karl Böhm (unter Karl Bohm suchen) gelistet.Was man in Deutschland oft vergeblich sucht,findet sich in Japan mit seinen zahlreichen Neuauflagen älterer Einspielungen.Die zudem oft preisgünstiger sind als vergriffene CDs bei amazon-marketplace.
    Die DG-Box mit allen Sinfonien Beethovens konnte man bereits 2007 in Japan kaufen.


    Korrigierende Anmerkung der Forenleitung:
    Es handelt sich bei diesen CDs keineswegs um SACDS sondern um SHM -CDs, welche auf herkömmlichen CD Playern laufen.
    Näheres unter http://de.wikipedia.org/wiki/SHM-CD
    Diskussionen darüber auf Wunsch im HIFI Bereich - aber bitte nicht hier ! -MOD 001 Alfred

    mfG
    Michael

  • Die Frage ist: War Karl Böhm je weg?


    Ich glaube kaum. Er war dich immer präsent. Heute vielleicht nicht mehr so sehr wie zu Lebzeiten und kurz danach, aber doch. Fast jedem Klassik-Freund ist der Name Böhm ein Begriff. Er wird nur eben leider meist nur auf Mozart reduziert. Völlig absurd im Grunde. Großtaten vollbrachte er m. E. eher im romantischen und mehr noch spätromantischen Repertoire, besonders bei Wagner und Strauss, auch Bruckner. Sein Beethoven ist sicherlich teilweise noch referenzträchtig, wobei ich da eher an die späte Aufnahme der 9. Symphonie denke, weniger an die "Eroica" oder "Pastorale", die sich seltsamerweise als einzige der Wiener Beethoven-Aufnahmen ständig im Katalog hielt.


    Kommen wir doch mal zu den unumstrittenen "Referenzaufnahmen" (ein schwieriger Begriff, wird ja derzeit andernorts diskutiert) Böhms. An erster Stelle wäre für mich vielleicht sogar der Bayreuther "Tristan" von 1966 zu erwähnen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Die Frage ist: War Karl Böhm je weg?


    Vordergründig natürlich nicht, unterschwellig indes: Ja
    Das wurde mir spätestens dann bewusst, als ich versuchte die Bedeutung Karl Böhms an Hand von bekannten Aufnahmen zu belegen, die ich in meiner Sammlung hatte - aber sie waren inzwischen aus dem Angebot von jpc verschwunden.


    Ausserdem wird gerade die Bedeutung Böhms als Mozartdirigent in letzter zeit oft angezweifelt, bzw relativiert.
    Mir liegt daran- hier historische Wahrheit zu zeigen. Böhm als feuriger Vertreter Mozarts, nicht wirklich zeitlos - aber auf seine Art unübertreffbar.


    Und ich glaube, daß der Zeitgeist momentan wieder in jene Richtung tendiert, wo man Böhm, jene Gerechtigkeit widerfahren laääst, die ihm zusteht. Wir haben hier zu Beginn mit Beethoven begonnen - und ich würde sagen, bleiben wir noch ein paar Tage dabei, bevor wir uns Beethovens Mozart zuwenden und anschliessend das Unvergleichliche seiner Schubert-Interpretationen besprechen, nicht vergessend daß er auch ein bedeutender Haydn Dirigent war - obwohl einige Aufnahmen derzeit scheinbar in den Archiven schmachten.


    Es fehlt dann noch die Bedeutung als Operndirigent. Richard Wagner, Richard Strauß (Er war mit ihm befreundet) und albanberg, Mozart, Beethoven und Verdi.


    Fast hätte ich Bruckner und Brahms vergessen ....


    Und last - but not least kann man anhand von verfügbaren Aufnahmen von Mitschnitten diskutieren wo Böhm überzeugender war: Im Konzertsal - im Opernhaus oder in Aufnahmestudio.....


    mit freundlichen Grüssen


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Frage ist: War Karl Böhm je weg?

    Nein, natürlich nicht. Er war allerdings auch kein Dirigent, der zum "Verramschen" taugte. Um ihn einmal mehr mit dem anderen großen Österreicher zu vergleichen: bei Karajan musste ich lernen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Bursche war wohl der erste Nachschaffende, der vor den Schöpfer das von ihm ausgeführte Werkes gestellt wurde. Böhm habe ich hingegen von Anfang an als Autorität wahrgenommen.


    Mit der Verfügbarkeit von Musikaufnahmen auf Schallplatte hat die Bewertung von Musikern neue Dimensionen bekommen. Vergleiche können über Aufzeichnungsgenerationen hinweg vorgenommen werden. Und dann: Tonträger sind ein Wirtschaftsgut. Über ihre Qualität befindet die Absatzmenge. Die sich durch Kommunikation pushen lässt. Auch wir hier bei Tamino lassen uns ganz gerne von dergleichen blenden. Auch wenn wir modernen Phänomen wie Lang.Lang die notwendige Skepsis entgegen bringen.


    Da lese ich z.B. etwas vom Tattergreis. Bernward nimmt das auch noch auf und verweist die Bezeichnung an Günter Wand. Tatsache ist: beie Dirgeneten haben bis zum Schluss musiziert und waren am Ende von der Last der Jahre gebeugt. Und doch: Schubert 9 und Beethoven 9, dirgiert vom greisen, gebrechlichen Karl Böhm, das sind Ewigkeitsaufnahmen. Ähnlich wie Bruckner 9, von Günter Wand ein Jahr vor seinem Tod dirigiert.


    Während ich dies schreibe, höre ich Böhms Schubert. Und habe das Gefühl: niemals werde ich Schubert besser hören als auf dieser Platte, auf der Böhm die Sinfonien und 8 (alte Zählung) dirgiert.


    Wird für mich immer einer der ganz großen bleiben, der Karl Böhm. Sein Musizieren ist mir erheblich seelenverwandter als das von Karajan.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hm, Bruckner (Sinfonien 3 und 4) hat Böhm mit den Wienern für die Decca aufgenommen.


    Kann es sein, daß damals ein "Kopplungsgeschäft" zwischen Decca und DG (wir kriegen Böhm für Bruckner, dafür darf er bei Euch Beethoven machen) geschlossen wurde?


    Der Böhm'sche Beethovenzyklus mit den Wienern war einer der Meilensteine im Aufbrechen der "exklusiven" Knebelverträge der Plattenfirmen. Danach ging es merklich leichter. So gab es wenige Jahre später einen Live-Mitschnitt von Böhms Così fan tutte aus Salzburg wieder mit den Wienern, der ganz offiziell von der DG veröffentlicht wurde. Danach wurde Bruckner auf Decca eingespielt...


    Heute sind "Exklusivverträge" wesentlich praxisorientierter ausgelegt. Eine - nun ja - weltberühmte Sängerin erläuterte mir vor einem guten Jahrzehnt in groben Zügen ihren Exklusivvertrag mit SONY. Sie muss in einem definierten Umfang Wünsche der Plattenfirma erfüllen. Bekommt sie ein Angebot einer anderen Firma für die Einspielung eines bestimmten Werks, muss sie damit zu SONY gehen. Die können das beeinspruchen, wenn sie das gleiche (oder sehr ähnliches) innerhalb von zwei (oder drei) Jahren selbst mit ihr machen wollen. Hat SONY daran kein Interesse, steht es ihr frei, die Aufnahme mit einem anderen Label zu machen...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Also für mich war KARL BÖHM nie weg und würd auch nie weg sein!!!!
    Ich hatte das Glück ihn sehr oft zu hören in Berlin mit den Philharmonikern
    und später in Wien. Natürlich auch an der Deutschen Oper Berlin mit sehr
    tollen Vorstellungen wie z.B "Frau ohne Schatten", "Fidelio", "Figaro"
    und "Entführung" und 1961 die "Aida" mit Gloria Davy, Christa Ludwig,
    Jess Thomas, Walter Berry.
    Unvergessliche Aufführungen und Konzerte bei den Salzburger Festspielen!
    Mit den Wienern und Berlinern.


    :D :hello: :jubel:

    mucaxel

  • Diese Ansicht bleibt "Bernward Gerlach" unbenommen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, dass er die deutlich formulierte und genau mit meiner Aussage übereinstimmende Kritik in dem Fonoforum-Zitat eventuell nicht doch überlesen hat. Der Mann beschreibt doch genau das, was mich an dieser Aufnahme enttäuscht hat: Man hört vor allem ein kapellmeisterliches Lehrstück (ich nannte es oberlehrerhaft), das sich in seinem Ansatz zur deutlich ausformulierten und rhythmisch überraus exakten Darstellung jeder Phrase genügt.



    Ich bin sehr für diese deutlichen Ausformulierungen und für die rhythmische Genauigkeit.
    Diese Aspekte sind ja für Böhms Stil typisch, und ich schätze sie ausserordentlich.
    Was aber gerade bei der Pastorale hinzukommen sollte, ist z.B. ein warmer, lieblicher, idyllischer und durchaus auch romantisch poetischer Ausdruck, gerade in den Sätzen 1,2 und im letzten Satz.


    Diese oder ähnliche) Aspekte ergeben sich übrigens ganz wunderbar "wie von selbst" in der Schubert Symphonie der Aufnahme, auf die ich mich bezog:



    Hierzu schrieb ich, voraussehend, dass ich damit hier eine Einzelmeinung formuliere, und in der Hoffnung, dass eine solche hier ausgehalten und respektiert werden könne:

    Hier beziehe ich mich ausdrücklich auf die wunderbar musizierte Schubert-Symphonie, nicht die "Pastorale" von Beethoven (hier im Forum, wie ich meine zu wissen, eine Einzelmeinung) , die mich u.. wegen ihren geradezu streng-oberlehrerhaft zelebrierten, scheinbar nur auf absolute Deutlichkeit abzielenden Ausformulierungen eher enttäuscht hat. Hier sehe ich die schwedische Aufnahme des noch romantisch-langsameren Furtwänglers sowie die klangtechnisch demgegenüber auch aktzeptable Einspielung Wands mit dem NDR-Orchester als meine Referenzen an. Wand stellt ebenfalls das klassische Ebenmass heraus, aber spielt engagierend, mit Emotion und jugendlicher Frische, die gleichzeitig eine hohe Altersweisheit in sich trägt.

    Meine Kritik wird also keineswegs durch den gemessenen Tempi Böhms angeregt (mag sogar sehr Furtwänglers noch langsameren Ansatz und finde-ausser Wand- fast alle technisch gut aufgenommenen Einspielungen der 6. einfach zu schnell) und schon gar nicht durch irgendeine Bewunderung irgendeiner Kleiber-Interpretation, sondern ich mache sie an den Dingen fest, die ich schon mehrfach im Einklang mit der Fonoforum-Rezensenten benannte.
    Seit Thielemann den Begriff "Kapellmeister" wieder stolz vor sich herträgt ist dieser möglicherweise nicht mehr so negativ behaftet.
    Zum Zeitpunkt der Texterstellung war er m.E. jedoch ein Inbegriff von brav, ordentlich, sauber...aber eben auch langweilig, ohne Phantasie, bieder, etc.
    Demgegenüber stand dann immer noch im damaligen Sprachgebrauch der seinen Eingebungen folgende Genial-Dirigent, mit seinem ausgeprägtem Individualismus und seiner Fähigkeit, ein Publikum durch seine musikalischen Mittel zu verzaubern, eine elektrisierte Hochspannung im Saal zu erzeugen...uvm.


    Genauigkeit in Rhythmus, Artikulation, Dynamik sind m.E. immer Markenzeichen einer typischen Böhm-Interpretation.
    Wenn sich die warmen, die emotionalen Anteile dann "wie von selbst ergebend" hinzukamen, dann sind ganz wunderbare Interpretationen entstanden, wie z.B. auch die grosse C-Dur und die h-moll "Unvollendete" von Schubert in dieser herrlichen Einspielung mit den Berliner Philharmonikern:



    Ich werde mir früher oder später die Gesamteinspielung dieser Schubert-Symphonien ob ihrer Qualitäten zulegen müssen.


    Böhms Dirigat sah ja nicht sehr emotional motivierend aus, wodurch er sich ja sehr von Furtwängler, Bernstein, aber auch vom transzendent auftretenden Karajan unterschied.
    Trotzdem gibt es viele Aufnahmen, die nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz ansprechen.
    Die o.g. Pastorale gehört für mich leider nicht dazu, jedoch eigentlich alles von Schubert und vieles von Mozart.


    Ich mag auch wirklich sehr -als eine der wenigen Alternativen zu Karajans stringenter Interpretation- seine späte Beethoven Nr. 5, deren letzter Satz hier im Video zu sehen ist ( finde merkwürdigerweise nicht mehr den ersten):



    Für seine Verhältnisse finde ich ihn hier ziemlich emotional aus sich herausgehend... ;)



    :hello:


    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    glockenton: Ich werde mir früher oder später die Gesamtaufnahme dieser Schubert-Sinfonien ob ihrer Qualität zulegen müssen.


    Das wäre dann diese, lieber glockenton, für 24,99 € (aber auch überhaupt) eine hervorragende Wahl.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Für seine Verhältnisse finde ich ihn hier ziemlich emotional aus sich herausgehend...

    Nach den ersten Takten wusste ich, dass es die Wiener Philharmoniker sind, das ist doch auch schon etwas und mir hat es gefallen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Originaltext Glockenton:


    Zitat

    Böhms Dirigat sah ja nicht sehr emotional motivierend aus, wodurch er sich ja sehr von Furtwängler, Bernstein, aber auch vom transzendent auftretenden Karajan unterschied.


    Ich würde sagen, daß dies nicht stimmt - und dennoch wieder stimmt.
    Böhm vom Publikum aus gesehen (die allerletzten Jahre bitte auszuklammern) war eher eine elegante, denn eine emotional bewegte Figur. Und auch der weiter oben gezeigte Ausschnitt einer Aufzeichnung lässt diesen Endruck - oberflächlich gesehen - aufkommen: Wer sich aber die Mühe macht die verkniffenen Lippen des Maestro zu beobachten, wie er mit ihnen quasi mitdirigiert, wie er das Hochspringen, welche Lennie so beherrschte - mit letzter Kraft unterdrückt, wie er Spannung aufbaut und den Klang anschwellen lässt - Das ist meines Erachten fast konkurrenzlos. Ich bin froh daß via youtube den Interessenten die Möglichkeit geboten wird, einen Dirigenten so zu erleben wie er zu Lebzeiten war - und wie er aufs Publikum gewirkt hat - und nicht wie er immer wieder beschrieben wurde.


    Manchem Musikfreund erschliesst sich der Stil eines Dirigenten besonders dann, wenn er ihm bei der Probe zusehen kann. Es ist umstritten, ob soche Aufzeichnungen als authentisch gelten dürfen, da man weiß daß Kamera und Ton quasi mitlauschen - aber ich meine, schon nach einigen Minuten ist das vergessen, dann IST es authentisch.
    Wir erleben im youtube Ausschnitte Böhm in späteren jahren - aber nicht im hohen Alter als kühl kalkulierenden intellektuellen Analytiker, der an jedem noch so kleinen Teil feilt - und nicht eher Ruhe gibt, bis der Klang seiner Vorstellung entspricht...



    mit freundlichen Grüßen


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Also für mich war KARL BÖHM nie weg


    Für mich auch nicht. Er hat mehrere Aufnahmen gemacht, die nach meinem Eindruck nicht zu toppen sind. "Die Frau ohne Schatten" der DECCA würde ich an die Spitze setzen. Obwohl der Klang nicht ganz klar ist, gelingt dem Böhm eine magische Stimmung, die ich in keiner anderen Aufnahme und Aufführung je wieder gefunden habe. Es ist wie ein Geheimnis um diese Musik. So und nicht anders! Die Dresdener "Elektra" ist für mich auch nie mehr überboten worden. Die Spannung ist auf die Spitze getrieben, alle Mitwirkenden sind schier außer sich. Das Ungeheurliche des Stücke wird auch ein halbes Jahrhundert nach der sagenumwobenen Uraufführung noch einmal herauf beschworden. Drittens bin ich ein Verfechter des Böhmschen "Rings" aus Bayreuth, der vor Dramatik fast birst. Etwas zu wuchtig will mir der Anfang des "Don Giovanni" aus Salzburg heute anmuten. Aber wer, bitte schön, hat in dieser Oper so tief in die Hölle geblickt wie Böhm?


    Im konzertanten Bereich bin ich etwas mäkeliger. Schubert mit Böhm habe ich immer wieder gehört.


    Grüße von Rüdiger

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wir erleben im youtube Ausschnitte Böhm in späteren jahren - aber nicht im hohen Alter als kühl kalkulierenden intellektuellen Analytiker, der an jedem noch so kleinen Teil feilt - und nicht eher Ruhe gibt, bis der Klang seiner Vorstellung entspricht...


    Ein sehr schönes Beispiel, wobei der zweite Teil noch besser ist. Man beachte, wie virtuos Böhm mit den Tempi umgeht. Moderne Schnellspieler können diese Differenzierungen überhaupt nicht hörbar machen. Außerdem kann man an diesen wenigen Minuten auch erkennen, dass der pedantische Böhm darauf besteht, das von ihm geforderte Ergebnis auch wirklich zu bekommen. Kein Wunder, dass er sich mit dieser Eigenschaft bei Musikern nicht sehr beliebt machte, die diese Anforderungen nicht erfüllen wollten oder konnten.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat von »Glockenton«




    Für seine Verhältnisse finde ich ihn hier ziemlich emotional aus sich herausgehend...
    Nach den ersten Takten wusste ich, dass es die Wiener Philharmoniker sind, das ist doch auch schon etwas und mir hat es gefallen.


    LG, Bernward

    Ich meinte es ja rein optisch und verglich es gedanklich mit einigen meiner DGG-Videos von Mozart-Symphonien. Bei denen sieht man ihm nahezu keine Emotion an, nur ein sehr strenges, kontrollierendes Gesicht. Verglichen damit finde ich ihn auf diesem späten Video optisch -wie gesagt- schon ziemlich emotional mitgerissen, bzw. mitreissend.


    Dass hier musikalisch ohnehin eine Menge an Bewegung geschieht, steht ja ausser Zweifel, weshalb mir ja auch die Aufnahme gefällt.
    Falls jemand weiss, ob man dieses Video genau dieser Aufführung auf DVD, Blueray oder nur den Ton auf CD bekommen kann, der möge es bitte hier mitteilen - es würde mich schon sehr interessieren.


    Alfreds Eindrücke beider genannter Videos teile ich durchaus.
    Bei der 5. ist ihm die innere Bewegung trotz aller Verabscheung von Show oder "sich gehen lassen" sehr deutlich durch die Körpersprache anzusehen.
    Die Probe in englischer Sprache habe ich mir schon vor einem Jahr immer wieder gerne angesehen....sehr interessant, die klare Vorstellung, die er in jedem Detail hat. Eine Sache, die mich sehr verwundert (bzw. die ich bewundere) ist, dass die 7. schon beim ersten Probieren, nach wenigen Takten, ohne dass die ersten Eingriffe erfolgt sind, schon nach Böhm klingt. Natürlich liegt das auch am Tempo und am sehr klaren Timing, aber nicht nur.
    Karajan sagte, durch die spezifische, individuelle Schlagtechnik erzeugt ein guter Dirigent allein schon ohne Worte zu machen, eine besondere, typische Spielart, einen für ihn eigenen Klang.


    Das scheint mir auch hier der Fall zu sein.


    :hello:


    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Für alle Böhm-Freunde und die es werden wollen:



    Eine interessante Probe zu Strauss' "Don Juan" aus dem Jahre 1970.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wikipedia Zitat:

    Zitat

    In der Öffentlichkeit wurde Böhm im Kontrast zu seinem als mondän geltenden Landsmann Herbert von Karajan eher als bodenständiger Musiker wahrgenommen


    Ich glaube, daß das kaum der Fall war, zudem wäre es eine völlige Fehleinschätzung.
    Böhm war weniger "spektakulär" als Karajan, was ide Aussenwirkung anbetraf - Das ist in gewisser Weise noch heute so.Aber es handelt sich hiebei um die Ausstrahlung der "Kunstfiguren" "Karl Böhm" und "Herbert von Karajan" - nicht um die wirklichen Personen. Über Karajan und "mondän" werden wir bei Gelegenheit in einem Karajan-Thread - einige Mitleser freune sich schon darauf :P - spechen. Hier soll lediglich festgehalten werden, daß es sich bei Karl Böhm nicht um einen "bodenständigen" Musiker handelte, sondern um einen durch und durch intellektuellen, einen Maestro, der über jedes klangliche Detail die Kontrolle haben wollte. Kein Wunder daß ihn mittelmäßige Orchestermusiker hassten.
    Auf Anregung eines Mitgliedes möchte ich hier auf den zweiten Teil der Beethoven Probe verlinken, die in der Tat noch beeindruckender ist als der bereits gezeigte erste. Hier wird einerseits meine Behauptung, Karl Böhm sei ein durch und durch intellektueller Analytiker gewesen unterstützt, und andrerseits das Märchen vom temeramentarmen Böhm in Luft aufgelöst.



    Interessanterweise haben sich Karajan und Böhm gegenseitig geschätzt und sogar gemocht. Der große Karajan akzeptierte, daß er in Sachen Mozart Böhm nicht das Wasser reichen konnnte - eine Formulierung die zar vielleicht ein wenig übertrieben ist - aber im Kern der Aussage stimmt.


    Wie schon im Thread über "Referenzen" anhand eines Videos gezeigt wurde hatte der Maestro in Japan geradezu triumphale Erfolge. Die Japaner habe Böhm bis heute nicht vergessen -deshalb gibt es viele CDs nur übern den Importservice aus Japan - um teures Geld -versteht sich.


    Da ich erfahren habe, daß etliche Musikfreunde die Videoaufzeichnung im "Referenzen-Thread " nicht gesehen haben setzte ich sie hier erneut ins Forum. Man sieht die Beigeisterungsstürme, mit denen die Japaner eine Aufführung der Wiener Philharmoniker unter Karl Böhm bedachten.



    In den nächsten Tagen möchte ich einerseits Böhms BeeethoVen mit verschiedenen Dirigenten vergleichen - anschliessen könnten wir und mit seiner Aufnahme aller Schubert Sinfonien befassen......


    Glücklicherweise bietet youtube hier auch einen kurzen Videoclip einer Probe der großen C-Dur Sinfonie....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Am 14. August 2011 ist es dreißig Jahre her, dass Karl Böhm hochbetagt in Salzburg verstorben ist.



    Karl Böhm (* 28. August 1894 in Graz; † 14. August 1981 in Salzburg); österreichischer Dirigent.


    Oe1 erinnert in einer Woche in der Sendereihe "a propos Oper" an den Dirigenten:


    Dienstag, 16. August 2011 - 15:05 Uhr
    Apropos Oper
    mit Gottfried Cervenka.
    Karl Böhm - zum 30. Todestag


    Zitat

    "Ich bin ein einfacher Handwerker", hat Karl Böhm einmal gesagt. "Mein Taktstock ist kein Zauberstab, er verzaubert niemanden und soll es auch nicht. Verzaubern soll einzig die Musik." Auch 30 Jahre nach seinem Tod ist der legendäre österreichische Generalmusikdirektor noch immer durch unzählige, maßstabsetzende Einspielungen in lebendiger Erinnerung.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Und vierzig Jahre ist es her, dass ich ihn in Salzburg zweimal persönlich erlebt habe (Cosi, Idomeneo). Sternstunden. Er war wirklich einer der ganz Großen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Die Wiederveröffentlichungen der Australian Eloquence sind sicher zu begrüßen. Ich halte es allerdings für eine ziemliche Übertreibung, dass ein erheblicher Teil von Böhms (DG) Aufnahmen längere Zeit ernsthaft vergriffen gewesen sei.


    Den Eindruck kann man nur bei Beethoven (vielleicht noch Brahms) und eigentlich auch nur dann gewinnen, wenn man mit Karajan vergleicht, bei dem alle paar Jahre eine neue Jubiläumsedition rausgekommen ist. Meinem Eindruck nach waren sowohl Böhms Mozart-Sinfonien und -opern, als auch Strauss-Opern und Wagners Ring seit der frühen CD-Ära beinahe durchweg im Katalog. In Japan gab es eh alles; die Beethovensinfonien auch schon vor der Eloquence-Wiederveröffentlichung in Frankreich (wie oben verlinkt).


    Da sah (und teils sieht) es z.B. bei Ansermet und Van Beinum (jetzt beinahe alles bei Australian eloquence), Markevitch, Fricsay, Krips, Jochum u.a. m.E. meist schlechter aus.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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