Wilhelm Schüchter - Ein unermüdlicher Arbeiter für die Musik

  • Wilhelm Schüchter wurde am15.12.1911 in Bonn geboren. Er studierte an der Kölner Musikhochschule bei Philipp Jarnach Klavier und Komposition, bei Hermann Abendroth Orchesterleitung. 1937 debütierte er in Coburg mit Cavalleria und Bajazzo. Über Würzburg 1940/41 und Aachen kam er1945 zum NWDR, wo er neben Hans Schmidt-Isserstedt Dirigent des NWDR Sinfonieorchesters war. Daneben war er noch Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie. 1959-1962 leitete er das NHK-Sinfonieorchester in Tokio. Von 1962 bis 1974 war er GMD des Philharmonischen Orchesters Dortmund.
    Wilhelm Schüchter starb am 27.5.1974 in Dortmund.
    Er war ein hervorragender Orchestererzieher und bekannt für seine Präzision, die er oft autoritär von den Sängern und Musikern einforderte.
    Zahlreiche Opern und Kozertaufnahmen zeugen von seiner herrauragenden Arbeit mit Sängern und Orchestern.
    (Die Gesamtaufnahme von Lohengrin möchte ich besonders hervorheben.)



    :hello: Herbert aus Troisdorf

    Tutto nel mondo è burla.

  • Mein lieber Herbert!


    Ich bin auch von dem Dirigenten Wilhelm Schüchter sehr angetan. Leider wurde er in dem Thread über Arthur Rother sehr verrissen, besonders von Liebestraum. Dabei muß man ihm hoch anerkennen, daß er die Opern in deutscher Sprache, wenn auch überwiegend Ausschnitte, populär gemacht hat. Für mich war er mehr als ein besserer "Kapellmeister", als das er dort bezeichnet wurde. Auch Rudolf Schock, Erika Köth, Josef Metternich u. A. haben durch ihn noch an Popularität gewonnen.



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Danke Herbert!
    Spätestens zu seinem 100. Geburtstag hätte ich ohnehin ein Fass für diesen Dirigenten aufgemacht. Ausführliche Würdigungen des Dirigenten gibt es hier im Forum ja schon mehrfach an anderer Stelle.
    Lange Zeit hat die Musikwelt die vielseitigen Qualtäten des Dirigenten Wilhelm Schüchter übersehen. Alles, was er auf dem Gebiet der Oper in den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren leistete, fand leider nur wenig Anerkennung.

    Hier erst einmal ein Foto:


    (Photo: Privatarchiv Rico Leitner)


    Manchmal wird er immer noch geringschätzig betrachtet, inzwischen finden jedoch seine veröffentlichten Opern-CDs endlich Aufmerksamkeit, und man staunt über die Spannweite und hohe Qualität des künstlerischen Könnens.
    Wilhelm Schüchter konnte alles: Wagner und Verdi, Puccini und Massenet, Lehár (ja, auch Operette!) und Donizetti, Offenbach und Mussorgski, Tschaikowski und Auber, Mascagni und Mozart, Beethoven usw.....


    Manche von uns hier im Ruhrgebiet haben ihn vielleicht noch persönlich als strengen Chefdirigenten des des Philharmonischen Orchesters Dortmund im Konzertsaal erlebt. Zu dieser Zeit wurde er auch nach Wien eingeladen. Nach fünf sehr gelungenen Wiener Opernvorstellungen in der Periode 1972-1974 bot ihm die Wiener Staatsoper einen neuen Vertrag für mindestens vierzig Opernabende.
    Zu diesen Abenden sollte es aber nicht mehr kommen: Wilhelm Schüchter starb am 27. Mai 1974, erst 62 Jahre alt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im Regal stehen 47 verschiedene Aufnahmen mit Wilhelm Schüchter, darunter OpernGA, OpernQu. und Operetten, meistens Querschnitte. Er hat viele von den "Großen" auf deren Recitals begleitet. Ein Unbekannter war er sicherlich nicht. Vor allem für EMI spielte er zahlreiche Opernaufnahmen (Querschnitte) ein, vornehmlich in deutscher Sprache mit den wichtigsten deutschen Künstlern seiner Zeit (Erna Berger, Elisabeth Grümmer, Erika Köth, Gottlob Frick, Rudolf Schock). Darüber hinaus befinden sich zahlreiche Produktionen mit ihm in den Archiven deutscher Rundfunkanstalten, namentlich des NDR und des WDR.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Man muß natürlich sagen, daß Wilhelm Schüchter kein Stardirigent war. Der Begriff wurde damals gerade erst erfunden.


    Es gab nur einen Stardirigenten und der hieß Herbert von Karajan.



    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Man muß natürlich sagen, daß Wilhelm Schüchter kein Stardirigent war.


    Vielleicht wäre er das noch geworden, wenn er nicht so früh gestorben wäre. Normalerweise werden Dirigenten ja steinalt und machen manchmal erst spät Karriere.
    In Japan war er allerdings ein Star, als er dort das NHK Orchester leitete. Habe mir sagen lassen, dass man das heute noch auf jap. Webseiten nachlesen kann.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Man muß natürlich sagen, daß Wilhelm Schüchter kein Stardirigent war.


    Zum Glück war es das nicht. "Stardirigent" ist ein törichtes durch die Medien geisterndes Markenzeichen, denn es sagt gar nichts. Damit soll höchstens das Unvermögen kaschiert werden, etwas ganz konkretes über die Leistungen von Menschen auszudrücken, die in der Öffentlichkeit wirken. Heute gibt es ja nur noch Stars. Starköche, Starfriseure, Staransager, Starmoderatoren, Startenöre, Stardisignerin, Stardirigenten... Fehlt nur noch Starpapst. :angel: Dieser Tage ging ich in eine dieser unsäglichen Talkshows, weil dort auch Philippe Jaroussky saß, den ich schätze. Bis der dran war, musste ich mehr als eine Stunde solche Stars über mich ergehen lassen. Eine Blondine, die als "berühmter TV-Star" vorgeführt wurde, plauderte stundenlang über Mode, Fitness, Schlafgewohnheiten und sonst welchen Stuss. Und immer wieder die Frage, wie sie denn als landesweit bekannter Star.... Ich hatte diese Frau noch nie in meinem Leben gesehen und kann mich auch an ihren Namen nicht erinnern. So viel zum Thema Star. :D


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Oh ja besonders seine Querschnitte.
    Mir fällt hier ins besondere ein Rosenkavallier Querschnitt ein, selten etwas langatmigeres und musikalisch schrecklicheres gehört.
    Selbiges fällt mir leider auch nur zu seinen restlichen Querschnitten ein, die ich so ziemlich komplett im Regal habe und auch gehört.
    Sie zeichnen sich ausnahmslos durch gähnende Langeweile aus, das muß dann wohl die Rache der Musiker für seine autoriäre Art gewesen sein.

  • Von Wilhelm Schüchter habe ich eher nur rasche Tempi wahrgenommen. Die Beethovensinfonien 5 und 8, die Nussknacker-Suite, die Moldau, sind einige Werke, die mir in guter Erinnerung geblieben sind.
    Ich möchte aber nochmals seine Lohengrin-Aufnahme aus Hamburg erwähnen. Auf die durchweg hervorragenden Sängerinnen und Sänger will ich garnicht eingehen, aber die dirigentische Leistung finde ich phänomenal, z.B. die Chorszene im ersten Bild, ("Seht! Welch ein seltsam Wunder!") die wahnsinnig schwierig für den Chor ist, habe ich nie präziiser und klangschöner gehört. Diese Monoeinspielung des Lohengrin ist durchsichtiger als die meisten Stereoaunahmen. Sie ist als Studioaufnahme, eine meiner Lieblingseinspielungen dieser Oper.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Sie ist als Studioaufnahme, eine meiner Lieblingseinspielungen dieser Oper.

    Meine auch Herbert, nicht nur wegen Schüchter, auch wegen des Chores und des SO des NDR Hamburg sowie des Männerchores des WDR (Chorleitung Max Thurn und Otto France). Frick, Schock, Cunitz, Metternich, Klose, Günter, runden das Ganze ab. Aufnahme: 6. - 11.7.1953 Großer Sendesaal des NDR in Hamburg. Digital remastering 1995 EMI Records Ltd. Den Heerrufer sollte ursprünglich Neidlinger singen, der abgesagt hatte. Eine Aufnahme, zu der man kein Textheft benötigt. Man versteht auch ohne jedes Wort. Höre sie mir gerade an.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Nachdem die Original-Pressung von EMI vergriffen ist, kann man zur Not ausweichen:



    ausserdem gibt es sie bei Cantus Classic auf einer MP3-CD, zusammen mit 3 anderen Lohengrins:



    hier nochmals die Besetzung:
    Aufnahme: 5.–12.7.1953, Studio
    Dirigent: Wilhelm Schüchter
    Symphonie-Orchester des NDR Hamburg
    Chor des NDR Hamburg
    Chorleitung: Max Thurn


    Der Heerrufer: Hans Günter
    Edelknabe: Anny Cornelius
    Edelknabe: Karla Maria Düring
    Edelknabe: Margot Fehling
    Edelknabe: Dorothea Förster-Georgi
    Edler: Joshard Daus
    Edler: Günter Genersch
    Edler: Ernst Max Lühr
    Edler: Horst Sellentin
    Elsa von Brabant: Maud Cunitz
    Friedrich Graf von Telramund: Josef Metternich
    König Heinrich der Vogler: Gottlob Frick
    Lohengrin: Rudolf Schock
    Ortrud: Margarete Klose


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

    Einmal editiert, zuletzt von Harald Kral ()

  • Lieber Harald,


    war der Heerrufer nicht Horst Günter? Meines Erachtens einer der ganz wenigen Ausflüge des damals sehr populären Baritons ins Wagner-Fach.
    Horst Günter, der hoch in den 90er Jahren ist und auch als Gesangslehrer und Musikwissenschaftler Bedeutendes leistete ist "verschollen". Er war über viele Jahre ein ganz treuer Gast bei den Künstlertreffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft. Ganz plötzlich riß die V erbindung zu ihm ab. Das Haus in Au mit der riesigen Musikbibliothek scheint noch zu existieren. Auch Telefon- und Mailanschluss besteht noch - nur es gibt keinerlei Antworten mehr. Selbst Dieter Fuoß, wie Du lieber Harald auch einer der Allwissenden in der Klassikszene kann keine Auskunft geben, wo unser verehrter Horst Günter geblieben ist.
    Ich persönlich vermute, dass ihn die Familie, die in Hamburg lebt zu sich geholt hat. Dorthin besteht kein Kontakt und wir bekommen deshalb auch keinerlei Information.
    Sollte jemand irgend etwas wissen wären für jeden Hinweis und jedes Lebenszeichen dankbar.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ja Operus, ich komme Harald zuvor. Es war natürlich Horst Günter, geb. 1913, er war damals Ensemblemitglied der Hamburgischen Staatsoper. Er sprang für Gustav Neidlinger ein, der kurzfristig absagte. Joseph Metternich, der den Telramund singt, hatte noch wenige Wochen vorher unter Karajan an der Scala den Heerrufer gesungen.


    LG, Bernward


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    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Sorry, das mit dem Hans war ein Tippfehler, ich weiß natürlich, dass Horst Günter den Heerrufer gesungen hat. Solle er noch leben, müßte er jetzt 98 sein.


    In meinem Besitz befinden sich alle Opernquerschnitte, die Wilhelm Schüchter für die Electrola und später für Ariola/Eurodisc aufgenommen hat. Die Anzahl dieser Querschnitte ist jedoch geringer als die der Opern-Gesamtaufnahmen, die Schüchter für den Rundfunk eingespielt hat. Diese Gesamt-Opern sind jedoch zur Beurteilung des Gesamtwerks des Dirigenten ungleich wichtiger.
    Viele davon könnten sogar Referenz-Charakter haben, wie z.B. die von Herbert erwähnte "Lohengrin"-Aufnahme.


    Ein weiteres Beispiel ist Wagners "Fliegender Holländer", den Schüchter mehrfach eingespielt hat. Bekannt - und von mehreren Plattenfirmen im Angebot - ist diese Aufnahme mit Hans Hotter:



    Künstler: Hotter, Werth, Aldenhoff, Böhme, Fischer.
    Schüchter hat diese Oper 1951 in Hamburg aufgenommen.
    Jedoch bereits zwei Jahre früher, im Jahr 1949, entstand diese Aufnahme, die mir wesentlich besser gefällt, da ich mit Hans Hotter nicht viel anfangen kann:


    Richard Wagner
    DER FLIEGENDE HOLLÄNDER


    Der Holländer - Rudolf Bockelmann
    Senta - Walburga Wegner
    Erik - Wilhelm Lückert
    Daland - Theo Herrmann
    Der Steuermann - Alfred Pfeifle
    Mary - Maria von Ilosvay


    Chor und Orchester des Norddeutschen Rundfunks
    Dirigent: WILHELM SCHÜCHTER


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich möchte zunächst einmal Herbert Henn dazu beglückwünschen, daß durch ihn nun schon zum wiederholten Male großartige Interpreten und wirkliche Künstler eine angemessene Würdigung finden, die aus nicht nachvollziehbaren Gründen fast völlig der Vergessenheit anheim gefallen sind, und die schon zu Lebzeiten nicht die internationale Aufmerksamkeit fanden, die sie durch ihr Können und ihre Leistung sicher verdient hätten. Nach dem Tenor JOSEF TRAXEL erinnert Herbert Henn nun an den ebenfalls viel zu früh verstorbenen Dirigenten WILHELM SCHÜCHTER, wie TRAXEL von jeher nicht mit der ihm gebührenden Beachtung bedacht. Denkwürdigerweise kamen unter WILHELM SCHÜCHTER viele Aufnahmen unter Mitwirkung von TRAXEL zustande, wie z. B. die sehr gelungenen Querschnitte der Opern "DER BAJAZZO" oder "DIE ZAUBERFLÖTE" mit den BERLINER SYMPHONIKERN. Vermutlich waren SCHÜCHTER wie TRAXEL zu wenig auf bestimmte Komponisten oder Werke fixiert und spezialisiert - wie dies z. B. bei GÜNTER WAND vor allem mit BRUCKNER UND BRAHMS der Fall war, sondern im besten Sinne des Wortes zu sehr Alleskönner. Ob ADAM, VON FLOTOW, RICHARD STRAUSS, WAGNER, MOZART, LEONCAVALLO, BEETHOVEN, DONIZETTI, PONCHIELLI, VERDI oder PUCCINI - WILHELM SCHÜCHTER fand stets für diese so völlig verschiedene Musik den richtigen Ton und erwies sich immer als ein Dirigent, der mit Sängern umzugehen weiß. Die DORTMUNDER OPER entwickelte sich unter seiner künstlerischen Leitung von 1965 - 1974 zu einer der besten in Deutschland. Somit war WILHELM SCHÜCHTER sicher mehr als nur ein guter Kapellmeister, sondern ein universeller Dirigent von Format und ein idealer Vermittler eines breiten Spektrums von Musik.


    Gruß


    wok

  • Die DORTMUNDER OPER entwickelte sich unter seiner künstlerischen Leitung von 1965 - 1974 zu einer der besten in Deutschland.


    Dazu gibt es eine hübsche Geschichte, die ich allerdings nicht selbst erlebt habe sondern nur vom Hörensagen kenne:
    Beginnend mit der Spielzeit 1974 hatte die Dortmunder Oper unter Schüchter den ehrgeizigen Entschluß gefaßt, erstmalig im Ruhrgebiet einen eigenen "Ring des Nibelungen" auf die Beine zu stellen. Im Januar 1974 präsentierte Wilhelm Schüchter in einer Sonntags-Mattinee Auschnitte aus der "Walküre", die einige Wochen später Premiere haben sollte. Er wollte den Ring mit hauseigenen Kräften stemmen - Sänger, die diese Rollen vorher noch nie gesungen hatten!


    Das Interesse an dieser Matinee war riesig, die 1200 Karten für das Haus sofort verkauft. Trotzdem drängten sich morgens Hunderte Menschen aus dem ganzen Umkreis vor dem Haus, die keine Karten bekommen hatten. Als Schüchter das sah, beschloß er, das Haus für alle zu öffnen - es wurden Klappstühle angeschleppt, die Zuschauer setzen sich auf die Treppen und standen im Hintergrund, nur um nichts zu verpassen.


    Hier das Programm des denkwürdigen Vormittags:
    Städtische Bühnen Dortmund, 27. Januar 1974
    RICHARD WAGNER
    DIE WALKÜRE

    Wotan ..................... Peter van Ginkel
    Brünnhilde ................ Joy McIntyre
    Sieglinde ................. Elisabeth Lachmann
    Siegmund .................. Eberhard Katz


    Philharmonisches Orchester Dortmund
    WILHELM SCHÜCHTER


    1) Winterstürme wichen dem Wonnemond - Du bist der Lenz
    - Siegmund heiß' ich
    2) Todverkündung
    3) Walkürenritt
    4) War es so schmählich
    5) In festen Schlaf verschließ' ich dich


    Es gibt einen privaten Mitschnitt auf Cassettenrecorder von diesem Konzert (Kopie davon in meiner Sammlung)


    Wilhelm Schüchter konnte in Dortmund das Werk nicht mehr vollenden, er starb wenige Monate später.
    Allerdings hat sein Nachfolger Marek Janowski die Aufgabe mit Erfolg abgeschlossen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    Vielen Dank für diese wirklich hübsche und interessante Geschichte. Wie schade, daß es WILHELM SCHÜCHTER durch seinen plötzlichen Tod nicht mehr vegönnt war, sein Vorhaben selbst zu realisieren und zu zeigen, zu was er fähig war.


    Gruß


    wok

  • ABer was anderes hat er gemacht, der Wilhelm Schüchter, da ist der Ring gar nicht so wichtig (gibt's schließlich auf Platte), der ist für sein Orchester auf die Straße gegangen. Das gab's wirklich. Ein Dirigent, der nicht Star war, ein Dirigent, dem das Orchester wichtig war, sein Orchester. Ein A-Klasse Orchester. Und die tumbe Regierung von Dortmund wollte Mittel kürzen. Da haben sie aber nicht mit Wilhelm Schüchter gerechnet, die Deppen und Ignoranten im Rathaus. Da saß nicht so'n weichgespülter Karajan in Dortmund, so'n Star, der sich nur für sich interessierte. Nein, da saß Wilhelm Schüchter, der mit seinem Orchester zusammen für sein Orchester auf die Straße gegangen ist. Und demonstriert hat. Und sich gegen die Stadt Dortmund durchgesetzt. Ein Dirgent, ein GMD, der nicht nur ein billiges Abziehbild für Hochglanzgazetten hergibt, ein Dirgent, der sich mit seiner Aufgabe identifiziert, sein Orchester formt, es zu ungeahnter Blüte führt und der in letzter Konsequenz für dieses Orchester auf die Straße geht. Kein billiges Weichei, das weg ist, wenn der Wind sich dreht, wie so mancher angebliche Künstler heute.


    Konnte ihn als Kind in Dortmund noch hören, im wunderbaren Dortmunder Opernhaus (jawoll, Knuspi, das heutige Dortmunder Opernhaus liebe ich so wie Du die zerbomte alte Kölner Oper!!!) und denke immer an ihn, wenn ich den schönen Solitär ind Dortmund sehe). Habe viel Platten von ihm. Und finde, dass da ein Erbe zu bewahren ist. Kein Langeweiler, der gute Wilhelm Schüchter, sondern ein schwer Unterschätzter.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Thomas,


    Vielen herzlichen Dank für Deinen so interessanten, noch dazu so blendend und lebhaft formulierten Bericht, der mir richtig unter die Haut ging und mir voll aus der Seele spricht. Hätte doch WILHELM SCHÜCHTER m e h r solch überzeugter Anhänger schon zu Lebzeiten gehabt!


    Gruß


    wok

  • Da saß nicht so'n weichgespülter Karajan in Dortmund, so'n Star, der sich nur für sich interessierte.


    Wieder einmal ein völlig unpassender Seitenhieb auf HvK. Es hat wohl kein Dirigent so auf sein Ensemble geschaut, kein deutsches Orchester war besser "versorgt" als die Berliner Philharmoniker.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Da saß nicht so'n weichgespülter Karajan in Dortmund, so'n Star, der sich nur für sich interessierte.

    Sorry- wenn ich mitten im Schüchter-Thread- eine Anmerkung zu Karajan mache, weil ich etwas sachlich falsches richtigstellen möchte: Karajan war nicht nur auf sich fixiert - sondern auch auf sein Orchester. Er setze sich - wenn es notwendig war - auch für die bessere Bezahlung von Orchestermitgliedern ein - schließlich verlangte er von diesen Leuten das Letzte.


    Zu Wilhelm Schüchter: Ich gestehe, daß mit lediglich der Name bekannt ist, ich habe kaum Nennenswertwes von ihm.
    Und wie immer in solchen Fällen forsche ich nach den Ursachen:
    Wie es scheint hat Schüchter die meisten seiner Aufnahmen in den fünfziger jahren und davor gemacht . Opern in deutsch UND mono UND lediglich Querschniitt Oder sind etliche vorhandene Aufnahmen bereits gestrichen ?



    Zitat

    Original von Wikipedia
    Vor allem für EMI spielte er zahlreiche Opernaufnahmen (Querschnitte) ein, vornehmlich in deutscher Sprache mit den wichtigsten deutschen Künstlern seiner Zeit

    Viele Dirigenten, die anfang der sechziger Jahre verstorben sind haben dennoch ein gewisses Repertoire an Stereaufnahmen hinterlassen (Sir Thomas Beecham, Bruno Walter, Ferenc Fricsay etc)
    Schüchter hat bis 1974 gelebt, hatte also noch mehr als ein Dutzend Jahre Zeit. Ich habe gesucht - aber nichts gefunden



    Mit Karajan verbindet Schüchter einiges. Zum einen arbeitete er in den frühen vierziger Jahren unter Karajan in Aachen, zum anderen ist folgende Aussage aus Wikipedia nicht uninteressant:

    Zitat

    Er war eine autoritäre Persönlichkeit und forderte eine Präzision von den Musikern, die eine brillante und oftmals nahezu opulente Klangentfaltung bewirkte und ihn zu einem hervorragenden Orchestererzieher machte.

    Wir wissen schon von Karajan und Karl Böhm, von Szell und Celibidache, daß man auf diese Weise zwar hervorragende Ergebnise erzielt - sich aber auch viele Feinde macht, die sich dann im spätesten Falle posthum zu rächen versuchen.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Viele der Schüchter-Aufnahm,en waren schon in der LP-Ära nicht mehr verfügbar. Abseits der Aufnahmen für die EMI hat Schüchter für das kleine Label "Imperial" aufgenommen, hier -soweit mir bekannt- Orchesterwerke. Über die Nichtverfügbarkeit von Aufnahmen kann man nur mutmaßen: Schüchter wird sich ebensowenig als Plattendirigent verstanden haben wie Fritz Rieger oder Günter Wand (bis zu seiner Pensionierung). Wenn man sich zudem an die damaligen Preise für Schallplaten erinnert wird klar, dass der Mark kein sehr großer gewesen ist und nur wenigen Musiker Raum geboten hat (anders als heute). Was den Jüngeren heute ja gar nicht bekannt ist: neben den LP's gab's die Klassik auch auf 25 cm LP's und Singles (die nicht nur Auskopplungen von LP's waren). Auf diesem Sektor dürften sich die Schüchter-Platten wohl recht nachhaltig in das Bewusstsein der Nachkriegsgeneration eingebrannt haben, man muss nur mal Föhmärkte durchstreifen um auf jede Menge dieser Platten zu stoßen. Die Verbreitung muss enorm gewesen sein. Mit einem Haken: diese Arien-Singles wurde nie wegen der Dirigenten gekaufft, der stand nur ganz klein auf dem Label. Man wollte einen neue Platte von Rudolf Schock, oder Josef Metternich, oder Gottlob Frick oder Erika Köth, oder, oder, oder.


    Auch stand der Name von Komponist und Werk früher im Vordergrund, nicht der von Interpreten (ausgenommen Recitals und die genannten Singles). Auch hier scheint mir eine Veränderung von Karajan ausgelöst worden zu sein. Schon mal einen Blick auf den Rücken von LP-Boxen geworfen? Beethoven Karajan und Brahms Karajan, da steht der Name fett und breit horizontal über den Rücken gezogen. Das liest man noch aus ein paar Meter Entfernung. Fällt besonders auf, wenn links und rechts im Plattenregal noch weitere GA's der Beethoven-Sinfonien stehen. Kein anderer dieser Boxenrücken ist derart auf Distanz lesbar, kein anderer exponiert derart den Namen des Dirigenten quasi gleichberechtigt mit dem schöpfenden Komponisten, ein exzellenter Werbeffekt der DGG in Zeiten, wo man als Kunde nich frei an die Platenregale konnte.


    Ein weiterer gedanke zu Schüchters Plattentätigkeit: Seine Prioritäten dürften wohl andere gewesen sein. Es ist schon ein Unterschied, ob man eines der weltbesten Orchester auf dem Silbertablett serviert bekommt oder aus einem mittelmäßigen Klangkörper einen passablen bis sehr guten macht (meines Wissens nach ist die Einstufung der Dortmunder als A-Klasse Orchester in der Ära Schüchter erfolgt). Mit den Dortmundern ist übrigens meines Wissens nach nie eine Plattenaufnahme gemacht worden.


    Die Tonträger-Verfügbarkeit hat nur einen bedingten Aussagewert. Oder, um Mark Twain abzuwandeln "Eigentlich ist alles schon aufgenommen, nur noch nicht von jedem" Ist natürlich überspitzt, hat aber einen wahren Kern.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.


  • Wieder einmal ein völlig unpassender Seitenhieb auf HvK. Es hat wohl kein Dirigent so auf sein Ensemble geschaut, kein deutsches Orchester war besser "versorgt" als die Berliner Philharmoniker.


    :hello:


    Über seine musikalische Qualität habe ich an dieser Stelle nichts gesagt, sein Opportunismus dürfte allerdings wohl außer Frage stehen. Und die Berliner Philharmoniker mit den Dortmundern zu vergleichen ....


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Mit den Dortmundern ist übrigens meines Wissens nach nie eine Plattenaufnahme gemacht worden.


    Eigentlich schade. Ich erinnere mich daran, Wilhelm Schüchter einmal in einem Konzert in Dortmund erlebt zu haben, das war im Herbst 1970. Im ersten Teil spielte eine junge Frau Violine, an das Programm kann ich mich nicht mehr erinnern.


    Als Leiter der Nordwestdeutschen Philharmonie hat er jedoch einiges an Instrumental-Aufnahmen hinterlassen. Die müssen Mitte der 50er Jahre in der >Oetker-Halle< in Bielefeld aufgenommen worden sein.


    Als vor ca 10 Jahren die EMI eine Serie mit Opern-Raritäten auf CD startete, wurden den alten, noch als LP veröffentlichen Opern-Querschnitten, die ja selten länger als 40 Minuten dauerten, verschiedene Bonus-Tracks angefügt. So enthält z.B. der Berliner "Margarethe" - Querschnitt als Bonus die komplette "Faust"-Ballettmusik, die 1955 mit der Nordwestdeutschen Philharmonie unter Schüchter aufgenommen wurden.
    Der 1954 ebenfalls in Berlin entstandene Querschnitt von "Hofffmanns Erzählungen" enthält als Bonus Offenbachs Ouvertüren zu "La Belle Helene" und "Barbe Bleue" sowie eine Instrumental-Version der Barcarole, ebenfalls 1955 in Bielefeld entstanden.


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Opern in deutsch UND mono UND lediglich Querschniitt Oder sind etliche vorhandene Aufnahmen bereits gestrichen ?


    Opern in deutsch und Querschnitte ist richtig.
    Die von 1963 bis 1966 bei Eurodisc entstandenen Opernquerschnitte sind jedoch alle in Stereo - und zwar in hervorragender Tonqualität.
    z.B. "Die Macht des Schicksals" (Schock, Fassbaender, Tipton, Frick, Hillebrecht)
    - "Oberon" (Thomas, Bjoner, Plümacher, Köth)
    - "Martha" (Schock, Köth, Steiner, Kreppel)
    - "Der Wildschütz" (Frick, Schock, Köth, Cordes, Holm)
    - "Undine" (Frick, Schock, Otto, Kusche, Gruber)


    aber auch der 1959 von Electrola aufgenommene "Troubadour" mit Metternich und Muszely wurde von Frritz Ganss m.W. schon in Stereo produziert.



    LG

    Harald


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  • Hallo, Harald!


    Soviel ich weiß, gibt es den interessanten "La Traviata-Querschnitt" der EMI auf LP unter Schüchter mit Muszely, Schock und Metternich nur in Mono. Diesen habe ich nur. In Stereo ist er mir nicht bekannt.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    beim Troubadour-Querschnitt, den ich erwähnte, bin ich ganz sicher, dass er in Stereo ist.



    vor mir liegt die CD - Version dieser Traviata, erschienen 2001, remastered von Railroad Track, Köln, für EMI.
    Da steht im Booklet im Kleingedruckten: Aufgenommen 3/58 Berlin - Grunewaldkirche, Stereo.


    Also muß Fritz Ganss damals schon eine Stereo-Aufnahme produziert haben, obwohl die wenigsten Leute eine Stereoanlage hatten.


    Die CD überzeugt durch einen brillanten Klang, der selbst von modernen Digitalaufnahmen kaum erreicht wird. Ich kann diese CD nur empfehlen! [Als Bonus sind noch Szenen aus Traviata in italienisch enthalten, mit Schwarzkopf, allerdings sind die in mono.]


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Als Leiter der Nordwestdeutschen Philharmonie hat er jedoch einiges an Instrumental-Aufnahmen hinterlassen. Die müssen Mitte der 50er Jahre in der >Oetker-Halle< in Bielefeld aufgenommen worden sein.

    In der Tat, lieber Harald, da gab's einiges. Beethoven Sinfonien 3,5,7, Tschaikowsky 5., Mozart Sinfonien 40 und 41, Klarinetten Konzert, ein Violinkonzert, Sammlungen mit Opernouvertüren, Dvorkas Sinfonie "Aus der neuen Welt", Haydn Sinfonien Nr. 92 und 94, alles für das Label "Imperial" (ich zitiere hier gerade nach einem Plattencover). Vielleicht kann Herbert über das Label "Imperial" aufklären, das offenichtlich mit dem gelichnamigen Rock und Blues-Label nichts zu tun hat.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Nach meine Wissen ist das Plattenlabel "Imperial" vermutlich ein EMI-Ableger aus dem Midprice/Budget-Sektor gewesen, ich habe da jede Menge Operetten-Aufnahmen, die früher bei Electrola zum Hochpreis erschienen waren, später dann billiger bei Imperial herauskamen.


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

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