Ionel Perlea - Eine erfüllte Dirigentenkarriere mit Hindernissen und Rückschlägen

  • Vermutlich wenige Melomanen kennen noch - oder erinnern sich noch - an den amerikanischen Dirigenten rumänischer Herkunft IONEL PRLEA.


    PERLEA wurde am 13. 12. 1900 in Ograda, Rumänien, geboren und starb am 29. 07. 1970 in New York City.
    Er studierte in München bei Anton Beer-Walbrunn Komposition und bei Karl Katona Klavier, und danach von 1920 - 1923 bei Paul Graener, Otto Lohse und Carl Adolf Martienssen Dirigieren in Leipzig.
    1919 debütierte er in Bukarest als Komponist und Interpret.
    1922 - 1923 war er Korrepetitor in Leipzig, von 1923 - 1925 in Rostock.
    1927 - 1928 leitete er die Nationaloper in Cluj.
    Er kehrte dann an die Bukarester Oper zurück und übernahm bis 1936 die Leitung der Nationaloper.
    Von 1936 - 1944 leitete er das von ihm gegründete Bukarester Radioorchester. Gleichzeitig gab er am Konservatorium Unterricht im Dirigieren.
    Bei seinem Versuch, mit seiner Frau nach Frankreich auszureisen, wurde er im letzten Kriegsjahr von den Deutschen in ein KZ interniert.
    Nach seiner Befreiung 1945 reiste er dann nach Italien, wo er bis 1947 ständiger Dirigent an der Oper in Rom wurde. Er dirigierte auch das Orchester der Academia di Santa Cecilia, und seine Erfolge führten 1950 zu einer festen Anstellung an der Mailänder Scala
    wo er sein Debut mit "Tristan und Isolde" gab. Dies bedeutete für ihn den endgültigen internationalen Durchbruch.
    In den USA gab PERLEA 1949 sein Debut an der Met, wiederum mit "Tristan und Isolde". Die Kritiker priesen die von ihm erreichte Schönheit und Klarheit der orchestralen Klangfülle und die Eindringlichkeit seiner Interpretation. An der Met dirigierte er u. a. "La Traviata", "Rigoletto", "Carmen".
    IONEL PERLEA ließ sich dann in den USA nieder, kehrte aber zwischendurch auch wieder nach Rumänien zurück, um die Bukarester Philharmoniker zu leiten. .
    In der Folge wirkte er an der San Francisco Opera und an der Lyric Opera of Chicago, zwischendurch auch wieder an der Scala.
    Kein geringerer als Arturo Toscanini empfahl ihn als seinen Nachfolger beim Connecticut Symphony Orchestra New York und vererbte ihm sogar seinen Dirigentenstock. PERLEA unterschrieb einen Vertrag für die Jahre 1952 - 1959.
    1957 erlitt PERLEA einen Herzinfarkt, und im Folgejahr einen Schlaganfall, wobei sein rechter Arm gelähmt blieb. Von da an lernte er, nur mit dem linken Arm zu dirigieren und erntete mit der Aufführung von Tosca allgemeine Bewunderung und Anerkennung. . Er leitete das Orchester dann bis kurz vor seinem Tod 1970.
    Wiederum Toscanini war es, von dem PERLEA die Dirigentenprofessur an der Manhattan School of Music in New York erbte.
    Er unterrichtete dort, mit Unterbrechungen, ebenfalls bis 1970.


    Ionel PERLEA musizierte mit berühmten Interpreten, wie z. B. Magda Olivero, Ettore Bastiani, Boris Christoff, Montserrat Caballé, Guiomar Novaes, Edward Kilenyi, Gaspar Cassadó, Monique de la Bruchollerie, etc.
    Er leitete zahlreiche Opernaufnahmen in Buenos Aires, Chicaco, Wien, Florenz und Paris mit berühmten Orchestern, vor allem in den USA. Er leitete aber auch wiederholt die Bamberger Symphoniker. Sein Repertoire war unglaublich und umfaßte 80 Opern und mehr als 600 sinfonische Werke. Er war also nicht nur ein versierter und hochangesehener Operndirigent, sondern erntete auch viel Lob für seine Eispielungen von Sinfonien und Konzerten bei RCA, Vox und Remington. (z. B. Beethoven Sinfonien Nr. 4, 7 und 8 - Klavierkonzert Nr. 5 - Berlioz Symphonie Fantastique - Brahms Klavierkonzert Nr. 2 - Chopin Klavierkonzert Nr. 1 - Dvorak Cello-Konzert - Liszt Klavierkonzert Nr. 1 - Mozart Klavierkonzerte Nr. 21 und 25 - Rimsky-Korsakov Sheherazade - Saint-Saens Karneval der Tiere - Tschaikowsky Mazeppa - etc. etc.
    Einspielungen mit ihm gibt es auch von den Opern "Lucrezia Borgia" von Donizetti (RCA) , "Manon Lescaut" von Puccini (Orchester Opernhaus Rom), "Aida" von Verdi (Orchester Opernhaus Rom), "Rigoletto" Verdi (Orchester Opernhaus Rom), und "Tristan und Isolde" (Live, New York 1949)


    Meine Lieblingsaufnahmen mit IONEL PERLEA sind:


    Eine LP mit den ROSSINI-OUVERTÜREN ZU "DER BARBIER VON SEVILLA" - "LA CENERENTOLA" - "DIE DIEBISCHE ELSTER" - "DIE SEIDENE LEITER" - "SEMIRAMIS" - "WILHELM TELL" - mit den BAMBERGER SYMPHONIKERN.
    Selbst wenn man diese Ouvertüren nacheinander anhört gelingt es PERLEA, jeder dieser Ouvertüren einen eigenen Charakter abzugewinnen und so farbig wiederzugeben, daß zu keinem Zeitpunkt ein Rossini-Ermüdungseffekt eintritt! Auch eine hervorragende Leistung der BAMBERGER SYMPHONIKER!


    Des weiteren eine Einspielung des VIOLINCELLO-KONZERTS op. 129 von SCHUMANN, und der SONATE FÜR ARPEGGIONE UND KLAVIER - FASSUNG FÜR CELLO UND ORCHESTER VON GASPAR CASSADÓ, ebenfalls wieder mit den BAMBERGER SYMPHONIKERN , und als Solisten mit dem überragenden GASPAR CASSADÓ, für mich mit seinem technisch brillantem, energisch-leidenschaftlichem Spiel d e r Interpret für diese beiden hochinteresanten Werke - kongenial begleitet von IONEL PERLEA und den Bambergern!


    Übrigens war IONEL PERLEA auch Komponist, vor allem von sinfonischen und kammermusikalischen Werken. Wiederholt gespielt wurde auch sein Klavierkonzert.


    Ich meine, der Dirigent IONEL PERLEA würde es verdienen, daß sein beeindruckendes künstlerisches Lebenswerk nicht gänzlich der Vergessenheit anheim fällt!


    Gruß


    wok

  • Nicht zu vergessen der legendäre BMW-"Trovatore" (mit Björling, Milanov, Warren). Eine Wucht!
    Auch die "Manon Lescaut" mit Albanese, Björling, Merrill ist erwähnenswert.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Heute ist Ionel Perleas Todestag. Dazu habe ich eine Aida ausgesucht:



    Heute ist sein 45. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).