RODGERS, Richard Charles: OKLAHOMA!

  • OKLAHOMA!
    Musical in zwei Akten - Musik von Richard Charles Rodgers (1902-1979)
    Orchestration von Robert Russell Bennett


    Buch und Gesangstexte von Oscar Grenville Clendenning Hammerstein II
    nach dem Schauspiel „Green Grow The Lilacs“ von Lynn Riggs (1931)


    Uraufführung am 31. März 1943 im St. James Theatre, Broadway, New York


    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Curly McLain - Cowboy
    Tante Eller Murphy, Farmerin
    Laurie Williams – ihre Nichte
    Andrew Carnes - Farmer
    Ado Annie - seine Tochter
    Will Parker - Cowboy bei Laurie
    Ike Skidmore - Farmer
    Ali Hakim - reisender Händler
    Jud Fry - Landarbeiter bei Laurie
    Gertie, Ellen, Kate, Sylvie, Armina, Aggie - Mädchen aus Oklahoma
    Cord, Jess, Chalmers, Mike, Joe, Sam - Männer aus Oklahoma


    Das Geschehen ereignet sich im Indianerreservat, heute Oklahoma, 1907.


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT


    Es ist ein schöner Sonntagmorgen, als Tante Eller, eine resolute, aber herzhafte Frau um die 50, den jungen Cowboy Curly McLain kommen sieht. Natürlich will er nicht zu ihr, sondern hofft, ihre Nichte Laurie Williams anzutreffen. Curley ist der Schwarm vieler Mädchen, aber die einzige, die sich bei ihm Chancen ausrechnen kann, ist Laurie. Wie gerne würde er sie am Abend in einer prächtigen Kutsche abholen um dann mit ihr zur „Box-Social-Party“ auf die Skidmore Ranch zu fahren. Dort soll mit der Versteigerung von Picknickkörben, die von den Mädchen selbst zusammengestellt wurden, wobei aus dem Erlös der Bau eines neuen Schulhauses finanziert werden soll, gefeiert werden - Tanz für alle eingeschlossen! Curly McLain kann sich für dieses Fest mit Laurie richtig begeistern. Leider hat das junge Mädchen völlig andere Vorstellungen von der Abendgestaltung. Weil sie sich außerdem über Curlys Selbstsicherheit, was die Mädchen anbelangt, ärgert und sie sich außerdem ihre Sympathie für den Cowboy nicht eingestehen will, spielt sie ihm die Distanzierte vor.


    Es kommen immer mehr Cowboys, darunter auch Will Parker, ein besonderer Liebling von Eller Murphy. Der ist so richtig aufgekratzt, hat er doch soeben beim „Steer-Roping-Contest“ in Kansas City einen kapitalen Stier bezwungen und Fünfzig Dollar eingeheimst. Und das ist genau die Summe, mit der er dem Vater seiner Liebsten, Ado Annie, beweisen will, der richtige Schwiegersohn zu sein. Im Moment erzählt er den Umstehenden von seinen Erlebnissen in der Stadt, da tritt der finstere Farmarbeiter Jud Fry, stämmig und stiernackig, auf die Szene und verkündet, daß er Laurie heute zur „Box-Social-Party“ auf die Skidmore-Ranch begleiten werde. Das bringt natürlich Curly in Rage und er beschließt, statt Laurie nun Tante Eller auf die Skidmore-Ranch mitzunehmen.


    Laurie findet eine Gelegenheit, ihrer Tante zu erklären, daß sie sich vor Jud Fry fürchtet, was Eller Murphy aber nicht so richtig mitbekommt. Sie ist nämlich abgelenkt, weil gerade der fahrende Händler Ali Hakim mit Ado Annie hinzukommt. Ganz offensichtlich ist auch der Perser in die junge Dame verliebt, denn er schmeichelt ihr unentwegt, was Annie zwar schmeichelt, aber andererseits auch Sorgen macht: Ihr Traummann ist Will Parker, ihr Problem aber, nicht „Nein“ sagen zu können.


    Während Laurie bei Ali Hakim ein ägyptisches Elixier kauft, das angeblich schon den Pharaonentöchtern half, richtige Entscheidungen zu treffen, kommt eben Will Parker auf die Szene und wir erfahren, daß er seine ganzen Fünfzig Dollar für Geschenke an seine Ado Annie ausgegeben hat.


    Inzwischen kommen immer mehr junge Leute auf die Ranch, darunter auch die kichernde Gertie Cummings, die Curly umgarnt, was wiederum Laurie zum Kochen, andererseits aber zu der Erkenntnis bringt, daß auch noch andere Tage und andere Männer kommen werden.


    Nun tritt Ado Annies Vater Andrew hinzu; er hat bemerkt, daß Ali Hakim für seinen Geschmack etwas zuviel mit seiner Tochter flirtet; das ist für ihn wie ein Heiratsantrag und er droht dem Händler an, ihn zu erschießen, wenn er nicht sofort ein Eheversprechen abgibt. Ado Annie ist erleichtert, daß ihr eine Entscheidung abgenommen wurde, während Ali Hakim jetzt schon mal seiner Freiheit nachtrauert.


    Curly will von Laurie selbst hören, daß sie mit Jud Fry zum Fest gehen will; nachdem sie das bestätigt hat, gibt er ihr sein Unverständnis zu verstehen, denn schließlich reden doch alle inzwischen über ihre Verbindung; ebenso ist es bekannt, daß er mit Laurie zur Sikmore-Ranch fahren wollte. Für Curly ist klar, daß alle der Meinung sind, Laurie und er seien ein Paar. Er muß, so hat er sich entschieden, herausfinden, was Laurie an diesem merkwürdigen Jud Fry findet, vielleicht sogar fasziniert. Curly begibt sich also zum „Räucherhaus“, Juds Unterkunft.


    Nach der Verwandlung in Juds Zimmer im „Räucherhaus“ sieht man den Farmarbeiter gerade seinen Colt reinigen, als Curly eintritt. Im folgenden Gespräch fallen überaus harte Worte, die in der Forderung Curlys gipfeln, Jud solle ab sofort von Laurie lassen. Und wenn ihm das nicht gelinge, solle er sich mit seinem Lasso aufhängen, dann würde er vielleicht erfahren, welche Frauen um ihn weinen. Der aufgebrachte Jud nimmt seinen Colt und schießt in die Decke; Curly nimmt den Schuß als Aufforderung zu einem Wettstreit und er schießt mit seiner Pistole paßgenau durch ein Astloch. Das kann Jud aber nicht großmächtig beeindrucken: Er bleibt bei seiner Verabredung mit Laurie.


    Die Schießerei hat natürlich alle aufgeschreckt und sie eilen herbei. Jud überhört das Geschnatter und geht auf Ali Hakim zu, mit dem über den Preis eines Klappmessers und - etwas leiser - einiger Pornopostkaten verhandelt. Unterdessen gehen, weil ja nichts weiter passiert ist, alle wieder ab. Allein auf der Szene träumt Jud von seiner Liebe.


    Die Szene verwandelt sich in ein kleines Waldstück auf Lauries Farm. Während die Mädchen auf die Fahrt zur Skidmore-Ranch warten, reden sie auf Laurie ein und ziehen sie wegen des Kaufs von Riechsalz auf: Man muß doch nicht so ein Mittel nehmen um eine Entscheidung treffen zu können! Aber Laurie läßt sich nicht beirren, nimmt das Riechsalz und die Finalszene verwandelt sich in ein Traumballett, in dem der auf Curly eifersüchtige Jud Fry seinen Nebenbuhler niederschlägt und mit Laurie als „Beute“ abgeht. In diesem Moment spricht Jud die träumende Laurie an und beide begeben sich mit dem Einspänner zur Skidmore-Ranch.


    ZWEITER AKT


    Angeführt von Andrew Carnes beginnt auf der Ranch die „Box-Social-Party“ mit einem Song, der das gute Verhältnis zwischen Farmern und Cowboys unterstreichen soll. Der Tanz ist in vollem Gange, als Andrew Carnes das Treiben mit einem Song gegen dieses gute Einvernehmen unterbricht und die Fröhlichkeit daraufhin in eine Schlägerei ausartet. Eller Murphy, resolut wie sie nun mal ist, zieht ihren Colt und beendet mit einem Schuß die Schlägerei.


    Nun beginnt Eller mit der Versteigerung der Picknickkörbe. Währenddessen gelingt es Ali Hakim, der von Wills prekärer Lage mit seinen Fünfzig-Dollar-Geschenken erfahren hat, ihm diese Geschenke für Annie abzukaufen. Damit hat Will seine Fünfzig Dollar Brautgeld wieder beisammen und der Händler seine Freiheit wieder und ist gleichzeitig aus dem angedrohten Kugelhagel von Vater Carnes wieder raus. Aber schon muß Ali nochmals Geld locker machen, weil Vater Carnes ihn zwingt, Will Parker zu überbieten, der hat er nämlich seine von Ali erhaltenen Fünfzig Dollar eingesetzt.


    Um den Picknickkorb von Laurie konkurrieren Jud und Curly, der zuerst seinen Sattel, dann sein Pferd und schließlich auch noch seinen Colt zu Geld machen muß - und am Ende doch Sieger bleibt. Will Parker, der seine Fünfzig Dollar durch Ali Hakims Eingreifen wieder beisammen hat, macht gegenüber Vater Carnes seine Ansprüche auf Ado Annie geltend. Weil die ihren Will aber nochmal so richtig neckt, sieht er sich gezwungen, für ein gedeihliches Zusamenleben einige Regeln aufzustellen - was Annie mit Freude annimmt. Das erste Paar hat sich also schon gefunden.


    Jud Fry hat zwar bei der Versteigerung gegen Curly den kürzeren gezogen, macht sich aber jetzt an Laurie heran, die darüber so wütend wird, daß sie ihm ohne Umschweife kündigt. Jud verläßt mit wüsten Drohungen das Fest, worauf Laurie in Tränen ausbricht. Die Party geht mit Tanz weiter und Curly findet Laurie weinend vor. Als sie ihm den Grund für ihre Tränen nennt, bietet er sich sofort als Farmer an und macht ihr einen Heiratsantrag, den sie überglücklich annimmt. Unterdessen nimmt Ali Hakim geradezu liebevoll Abschied von Ado Annie und ihrem Will.


    Drei Wochen später gilt es, zwei Feste gleichzeitig zu feiern: Die Hochzeit von Laurie und Curly, aber auch die unmittelbar bevorstehende Aufnahme von Oklahoma als den 46. Bundesstaat der USA. Zur Überraschung aller Anwesenden kommt Gertie Cummings mit einem Bräutigam hinzu: Ali Hakim. So ganz freiwillig ist der Händler aber auch in diesem Fall nicht Bräutigam geworden; Gerties Vater hat ihn mit der Waffe bedroht, wenn er nicht seine Tochter heiratet (offensichtlich ein häufig geübtes Verfahren in Oklahoma, um die Töchter unter die Haube zu kriegen), und Ali hat schleunigst „Ja“ gesagt.


    Andrew Carnes gibt sich derweilen besorgt; er hat in Erfahrung gebracht, daß Jud Fry in der Gegend aufgetaucht ist. Tatsächlich erscheint Jud und will partout die sich wehrende Laurie küssen. Diese Anwandlung kann Curly absolut nicht leiden und es kommt zu einem Kampf, in deren Verlauf Jud ein Messer zieht. Aber Curly ist auf der Hut und kann Jud zu Boden werfen; dabei fällt der Kerl so unglücklich in sein eigenes Messer, daß er kurz darauf stirbt. Cord Elam, einer der Burschen aus Oklahoma, empfiehlt Curly, sich in der Stadt dem Richter zu stellen. Tante Eller Murphy ist allerdings anderer Meinung: Sie schlägt vor, daß Andrew Carnes als Federal Marshall den Fall vor Ort durch ein Schnellgericht regelt. Und das Urteil des Gerichts ist eindeutig und für Curly ein Segen, denn das es lautet auf Notwehr - mit Freispruch.


    Im Finale ziehen Cowboys und Farmer mit dem Brautpaar in der Kutsche zur Bahnstation:
    „Oh What A Beautiful Morning...“


    Berühmte Songs:


    Oh What a Beautiful Mornin'
    The Surrey With the Fringe On Top
    I'm Just a Girl Who Cain't Say No
    People Will Say We're in Love
    Out of My Dreams/Dream Ballet
    All Er Nuthin'
    Oklahoma


    INFORMATIONEN ZUM WERK


    Die Vorlage von OKLAHOMA!, das Schauspiel „Green Grow The Lilacs“ von Lynn Riggs, konnte sich trotz großen Engagements des Theaters am Broadway nicht durchsetzen. Die Schuld wurde dafür dem in New York unverständlichen Dialekt des Mittleren Westens gegeben. Nach nur 64 Vorstellungen, Lee Strasberg spielte den Ali Hakim, wurde Riggs' Stück abgesetzt.


    Die Regisseurin Theresa Helburn gab jedoch nicht auf und konnte Riggs überzeugen, Folksongs hinzuzufügen und es zusätzlich noch mit einem Square Dance anzureichern. Die Choreographie stammte von Gene Kelly. In dieser neuen Form sahen es Rodgers und Hart, wobei der Musiker Feuer und Flamme war, Hart jedoch kein Interesse zeigte. Rodgers Suche nach einem neuen Librettisten dauerte nicht lange, denn Oscar Hammerstein nahm an. Er hatte schon lange versucht, Jerome Kern von dem Sujet zu überzeugen, der jedoch brüsk ablehnte. Daß Richard Rodgers nun zugriff, war für den Librettisten ein Glück.


    OKLAHOMA! markiert in der Geschichte des Musicals insofern ein Wende, weil die Songs und Tanznummern nicht nur als Einlagen dienten, sondern mit ihnen die Handlung vorangetrieben wurde.


    OKLAHOMA! erfuhr von 1943 bis 1948 insgesamt 2122 Aufführungen und stellte damals einen Rekord für den Broadway dar. Erst 18 Jahre später wurde dieser Rekord von „My Fair Lady“ übertroffen. Nach der ersten Serie gab es noch vier weitere Inszenierungen am Broadway. 1955 entstand eine Filmversion unter der Regie von Fred Zinnemann. Das Musical erhielt 1946 den Pulitzer-Preis, 1976 einen Grammy-Award und 2002 den „Tony“.
    Der Titelsong „Oklahoma“ ist übrigens seit 1953 offizielle Hymne des gleichnamigen US-Bundesstaates.



    © Manfred Rückert für den Tamino-Musicalführer 2011
    unter Hinzuziehung folgender Quellen:
    Materialmappe des Landestheaters Detmold
    Schotts Musical Handbuch
    Reclams Musicalführer
    Wikipedia über OKLAHOMA!

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    MUSIKWANDERER

  • Es gibt im Musical-Forum bereits einen vom Tamino-Chronisten Harald verfaßten Thread, auf den hier ausdrücklich hingewiesen sein soll:


    OKLAHOMA


    Die wenigen dort gelisteten Einspielungen sollen hier um einige weitere ergänzt werden, die von den Tamino-Werbepartnern Amazon und jpc angeboten werden:



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    MUSIKWANDERER