Zu welcher Gelegenheit schrieb Strauß II die "Krönungslieder" op.184 ?

  • Hallo Forum,


    neulich fiel mir mal wieder das Neujahrskonzert von 2003 in die Finger. Zu meiner nicht geringen Überraschung hörte ich am Beginn des Walzers "Krönungslieder" op. 184 einen Marsch. Nicht ungewöhnlich, naja, aber es ist ein russischer Marsch, wenn mich nicht alles täuscht. Und zwar ist es der Präsentiermarsch des Preobraschenski-Leibgarderegimentes der russischen Zaren.


    Hier zu hören:
    http://www.youtube.com/watch?v=FVuhxlgb28I


    Übrigens fand dieser Marsch auch schon einmal filmische Würdigung, 1998 im "Barbier von Sibirien" von und mit Nikita Michalkov (als Zar Alexander III):


    http://www.youtube.com/watch?v=3fKxCBmhlNs


    Nun meine Frage: Strauß wird den Walzer nicht "einfach so" mit diesem Marsch versehen haben. Zu welchem Anlaß hat er das gemacht ? Die Krönung Zar Alexanders II war 1855, Strauß reiste aber erst ein Jahr später erstmalig nach Pawlowsk.


    Weiß jemand nähere Details ? Ich hoffe, der Thread ist hier richtig ?


    Danke
    Holger

    Die Wahrheit liegt hinter dem Denken.

  • Lieber Holger,


    Deine interessante Frage ist hier sehr ausführlich und farbig - wenn auch leider ohne Nachweise - beantwortet: wewewe.youtube.com/watch?v=8-erkoPWm2s , nicht in dem Video, sondern in dem Autorentext darunter (bitte Text erweitern): Alexander bestieg zwar 1855 nach dem Tod seines Vaters den Thron, die Krönungsfeiern waren aber erst 1856, just als Strauß anwesend war, für ein Dirigat verpflichtet wurde und unter anderem auch den Walzer Krönungslieder ablieferte.

  • Hallo Ullrich,


    hui, das ging aber fix ! Vielen Dank für die Auskunft. Ich freue mich immer, aus Anlaß der Neujahrskonzerte weniger bekannte Werke der Strauß-Dynastie zu hören, der Fundus ist wohl wirklich annähernd unerschöpflich.


    Gruß
    Holger

    Die Wahrheit liegt hinter dem Denken.

  • Wer an den Walzern, Polkas etc. von Johann Strauß Interesse hat, dem sei die hier abgebildete Gesamtaufnahme der Instrumentalwerke auf 52 CDs empfohlen. Ursprünglich für Marco Polo eingespielt, und einzeln zu erwerben (je CD um 19.99 Euro) wurde die Serie vom Schwesternlabel Naxos" in einfacher Ausführung vor einiger Zeit als Komplettbox veröffentlicht. Anstatt über 1000 Euro, kostet die Edition derzeit nur 129.99 Euro.
    Die Ausführenden sind Marilyn Hill Smith, Wiener Männergesangverein, Bratislava City Choir, Austrian Radio Symphony Orchestra, Slovak State Philharmonic Orchestra Kosice, Katowice Polish State Philharmonic Orchestra, Slovak Radio Symphony Orchestra, Michael Dittrich, Johannes Wildner, Alfred Eschwe, Franz Bauer-Theussl, Christian Pollack und weitere
    Die Booklettexte kann man mittels Kennwort via Internet abrufen. Sie stammen vom Initiator der Edition, Prof. Franz Mailer, einstigem Präsidenten der Johann Strauß Gesellschaft in Wien (1920-2010) und sind dementsprechend ausführlich und kompetent.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kann diese Box auch nur nachdrücklich empfehlen. Da ich Strauss nicht nur an Neujahr, sondern das ganze Jahr gerne höre ;) war diese Anschaffung für mich ein Muss. Die Vielgestaltigkeit und Mannigfaltigkeit der Walzer, Märsche und Polkas ist enorm, neben den euphorisierenden, heiteren Stücken gibt es auch immer wieder einmal auch Kompositionen, die einen aufhorchen lassen und bei denen man denkt, "das ist von Strauss? Hätte ich gar nicht gedacht". Auch die Begleittexte sind, wie Alfred bereits erwähnt hat, sehr kompetent und geben Aufschluss über die Entstehungsbedingungen jedes einzelnen Musikstückes - wobei der Box, neben den Texten im Internet, auch ein ausführliches Booklet beigegeben ist. Dutzende Archive weltweit haben zusammengearbeitet, um auch die seltensten und entlegensten Partitutren zur Verfügung zu stellen, und es gibt viele völlig unbekannte Perlen zu entdecken. Die Interpreten agieren auf hohem, teilweise außerordentlichen Niveau, wenn es auch sicherlich für den ein- oder anderen Walzer noch inspiriertere Deutungen gibt. Insgesamt jedoch ausgezeichnet und immer hörenswert.