WEBBER, Andrew Lloyd: JESUS CHRIST SUPERSTAR

  • JESUS CHRIST SUPERSTAR
    Rock-Oper (-Musical) in einem Akt - Musik von Andrew Lloyd Webber ( *1948 )
    Gesangstexte von Tim(othy Miles Bindon) Rice
    Buch von Tom O'Horgan nach dem Sachbuch „The Life of Christ“ (1954)
    von Erzbischof Fulton J. Sheen, basierend auf den Evangelien des NT


    Uraufführung am 12. Oktober 1971 im Mark Hellinger Theater in New York
    Deutsche Erstaufführung: 18. Februar 1972 in Münster mit Reiner Schöne

    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Jesus von Nazareth (Pop-Tenor)
    Judas Ischarioth (Soul/Rock-Tenor, Tänzer)
    Maria Magdalena (Mezzosopran)
    Kaiphas, Hohepriester (tiefer Baß)
    Hannas, sein Schwiegervater (hoher bzw.Countertenor)
    Simon Zelot (Pop-Tenor)
    Pontius Pilatus (Baß-Bariton)
    Die Apostel Petrus, Matthäus, Bartholomäus, Jakobus, Thaddäus, Andreas, Johannes und Thomas
    Drei Priester
    Mädchen am Feuer
    Soldat
    Alter Mann
    Herodes
    Volk, Soldaten


    INHALTSANGABE DES EINZIGEN AKTES


    Judas Ischarioth bewundert zwar seinen Lehrmeister Jesus, ist jedoch über die Verehrung, die dem „Rabbi“ entgegenschlägt, verärgert und desillusioniert. Er hält die fanatische Bewunderung seiner Mitbrüder und Stilisierung der Worte Jesu zur göttlichen Wahrheit für übertrieben. Judas tritt in dieser Freitagnacht, da sie sich in Bethanien aufhalten, Jesus warnend „vor einem bitteren Ende“ gegenüber (Judas: Heaven On Their Minds). Die Fragen der Jünger, wie es weitergehen soll, beantwortet der Meister mit dem Hinweis, daß sie heute ans Heute und erst morgen ans Morgen denken sollen. Warum gegen etwas völlig Unverständliches angehen, etwas, das auch er nicht versteht?


    Judas ärgert sich aber noch über einen anderen Punkt: Er ist irritiert über Jesus' Umgang mit der Prostituierten Maria Magdalena. Die ist gerade dabei, ihrem Herrn und Meister die Stirn zu kühlen und Judas glaubt zu erkennen, daß Jesus auch nur ein gewöhnlicher Mensch mit einem normalen Verlangen ist (Jesus, Jünger: What's The Buzz). Aber die Angriffe gegen Maria Magdalena weist Jesus ganz energisch zurück (Jesus, Judas, Chor: Strange Thing, Mystifying). Während also Jesus der jungen Frau alle Schuld vergeben und sie in seine Männerrunde aufgenommen hat, macht Maria Magdalena einen verliebten Eindruck.


    Die Diskussion von Kaiphas, Hannas und den Priestern dreht sich um Jesus' Image im Volk. Für die Runde steht fest, daß man unbedingt eingreifen muß, um einen Volksaufstand zu verhindern. Und dieser Eingriff muß endgültig sein, Jesus muß getötet werden (Kaiphas, Hannas, Priester, Chor: This Jesus Must Die)!


    Jedenfalls ist Judas der Meinung, man müsse Jesus aufhalten um sein und der Jünger Leben zu retten. Deshalb will er sich an die Hohepriester wenden; nur die, so sein Kalkül, vermögen das Blatt noch zum Guten zu wenden. Daß er damit völlig daneben liegt, weiß er momentan noch nicht.


    Jesus steht vor dem Tribunal der Hohepriester und Kaiphas verlangt sein Eingeständnis, daß seine öffentlich gepredigte Lehre ein Irrweg sei. Doch der Angeklagte weigert sich, sehr zur Freude der jubelnden Menge. Er äußert, durchaus triumphierend, daß jeder Fels und jeder Stein das Lied der Freude singen wird, selbst wenn alle Zungen verstummen sollten (Kaiphas, Jesus, Chor: Hosanna).


    Jesus wird nach Jerusalem gebracht und vom Volk mit Jubel empfangen. Der Zelot Simon drängt Jesus, mit ihm und anderen gegen die römische Besatzungsmacht zu agitieren. Was Simon als Antwort zu hören bekommt, ist für ihn unbefriedigend, ja sogar unverständlich: Niemand, nicht die Römer, nicht die Juden, nicht die Jünger, die Priester und Schreiber - niemand versteht, was Macht bedeutet und ahnt auch nur im Entferntesten, was das Heilige für eine Geltung hat (Jesus, Simon Zelot, Chor: Simon Zelotes; Poor Jerusalem).


    Pontius Pilatus, der Repräsentant Roms in Judäa, hatte einen merkwürdigen Traum: Er sah einen Galiläer, der von einer vielköpfigen Menge so lange geschlagen wurde, bis das Bild verflog, zerrann, ausgelöscht war. Dann sah er Millionen Menschen um diesen einen Menschen weinen und nach dem Schuldigen rufen - und dieser Schuldige war er, Pontius Pilatus selber (Pilates Dream)!


    Jesus stürmt wie ein Rasender durch den Tempel und scheucht alle Händler, Kaufleute, Geldwechsler auf; mit einer Peitsche jagt er sie zum Ausgang und reagiert ungehalten auf alle Kranken und Leidenden, die sich ihm zu nahen versuchen (Jesus, Chor: The Temple).


    Maria Magdalena zeigt sich in ihrer Liebe zu Jesus zutiefst verunsichert. Judas aber geht zu Kaiphas und ist bereit, Jesus gegen eine entsprechende Summe, die er jedoch nicht als Blutgeld verstanden wissen will, sondern als eine Art Lohn) zu verraten. Er weiß ja, wo sich der Rabbi aufhält und kann so Hinweise zu seiner Ergreifung geben (Judas, Hannas, Kaiphas Chor: Damned For All Time).


    Jesus äußert den Wunsch, mit seinen Anhängern noch einmal das Pessach-Fest zu feiern. Er bricht, mit allen am Tisch sitzend, das Brot, segnet den Wein und erzählt ihnen, daß er nicht lange nach diesem letzten gemeinsamen Mahl hingerichtet werden wird. Die Aussage wird von den fassungslosen Jüngern ungläubig aufgenommen, ja, sie erwecken sogar den Eindruck, den Ernst der Lage nicht erfassen zu können. Stattdessen denken sie daran, Apostel werden zu können und die Evangelien-Berichte verfassen zu wollen. Sie denken an Ruhm und Ehre, die ihnen durch die Anhängerschaft zu Jesus vergönnt sein wird.


    Die menschlich-einfältigen Reaktionen seiner Anhänger machen Jesus fassungslos. Er gerät mit Judas in einen heftigen Streit und sagt ihm schließlich voraus, daß er noch an diesem Abend seinen Lehrmeister verraten wird. Auf diese Anschuldigung reagiert Judas wütend und fährt seinen Rabbi mit der Bemerkung an, daß wäre ja dann genau sein Wille. Dann rennt er davon - direkt zu den Hohepriestern des Tempels (Jesus, Judas, Jünger: The Last Supper).


    Jesus hat sich von seinen Jüngern abgesetzt und sich in den nahen Garten Gethsemane begeben, um zu seinem Vater zu beten. Er bittet Gott, wenn es möglich wäre, den bitteren Kelch an ihm vorübergehen zu lassen. Auch läßt er seine Unsicherheit erkennen, ob er mit seinem Tod die Erlösung des Menschengeschlechts überhaupt erreichen kann (Jesus: I Only Want To Say). Aber, so betet er weiter, es geschehe nicht sein, sondern nur Gottes Wille. Obwohl Jesus sowohl den Petrus, als auch Johannes und Jakobus gebeten hatte, mit ihm zu wachen, ist keiner seiner Anhänger bei ihm - sie sind eingeschlafen.


    In diesem Augenblick der Bitternis kommt Judas mit den Wachen in den Garten und gibt Jesus den Bruderkuß als das verabredete Erkennungszeichen für die Häscher. Wissend, was da geschieht, aber doch enttäuscht, fragt Jesus den in Tränen ausbrechenden Judas „Verrätst du mich mit einem Kuß?“ Dann läßt er sich ohne Widerstand festnehmen und abführen (Judas, Jesus, Jünger, Chor, Kaiphas, Hannas: The Arrest).


    Petrus, von dem Umstehende behaupten, er gehöre zur des Aufwieglers Anhängern, leugnet, Jesus überhaupt zu kennen (Petrus, Maria Magdalene, Mädchen, Soldat, alter Mann: Peter's Danial).


    Jesus wird zu einem Verhör in den Palast des Pontius Pilatus geführt. Der römische Statthalter bringt aber aus dem Gefangenen nichts heraus. Also ordnet Pilatus an, man solle Jesus zu König Herodes bringen. Der hat aber auch nicht mehr Erfolg und verlegt sich auf Hohn und Spott. Schließlich verlangt er von Jesus als Beweis für die behauptete Gottessohnschaft ein Wunder zu vollbringen. Jesus aber schweigt. Am Ende ist Herodes wütend auf Jesus und schickt ihn zurück zu Pilatus.


    Judas Ischarioth hat erkannt, daß er ein Verbrechen an einem unschuldigen Menschen begangen hat; er bereut seine Vorgehnsweise und gibt sich selbst den Tod (Judas, Kaiphas, Priester, Chor: Juda's Death).


    Pilatus will die aufgebrachte Menge beruhigen, indem er Jesus auspeitschen läßt. Doch als das Volk Jesu Tod am Kreuz fordert, gibt er nach, aus Angst, seinen Posten als Statthalter Roms zu verlieren. Jesus bekommt daraufhin die Dornenkrone aufgesetzt und ein schweres Holzkreuz aufgeladen, das er selbst zur Hinrichtungsstätte Golgatha tragen soll.


    Auf dem Weg dorthin ist plötzlich die Stimme von Judas Ischariot zu hören, die in einem farbig-schrägen Popsong Zweifel an der Strategie Jesus' ausdrückt, alles zu erleiden. Dadurch soll vermutlich deutlich werden, was Jesus während der letzten Minuten vor seinerKreuzigung denkt und wie er an seiner Mission verzweifelt.


    Das Ende ist bekannt: Jesus wird - an Händen und Füßen - ans Holzkreuz genagelt. Unter dem Spott der Umstehenden, die sich an seinem Todeskampf weiden wollen, ruft er zu Gott: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Dann wird das Kreuz aufgerichtet. Dort hängend fragt Jesus nach seiner Mutter, nach seinem Lieblingsjünger Johannes und läßt dann sein zurückgekehrtes Vertrauen in seinen himmlischen Vater erkennen: „Vater, meinen Geist befehle ich in deine Hände.“ Jesus stirbt.


    Während im Hintergrund leise Musik ertönt, wird der Tote vom Kreuz abgenommen und von Maria Magdalena beweint.


    INFORMATIONEN ZUM WERK


    Am 12. Oktober 1971 wurde JESUS CHRIST SUPERSTAR in New York uraufgeführt. Man mag zu dieser Rockoper, wie sie von den Autoren benannt wurde, stehen, wie man will, es ist ausgemacht, daß alle Beteiligten an dieser Produktion unbestritten zu Superstars wurden: der Librettist Tim Rice ebenso wie der Komponist Andrew Lloyd Webber und Deep Purple-Sänger Ian Gillan, der den Jesus auf der ersten Platten-Aufnahme sang.


    Das Stück stellt die letzten sieben Tagen im Leben des Jesu von Nazareth dar. Da es mit dem Tod Jesus an Karfreitag endet, beginnt die Geschichte am Freitag vor Palmsonntag. Das Buch hält sich über weite Strecken an die Passionserzälungen der Evangelien, ist aber beeinflußt von den Ergebnissen der historisch-kritischen und der „Leben Jesu-Forschung“. Entscheidend ist die Perspektive des Verräters, des Jüngers Judas Ischariot: In den Evangelien ist er derjenige, der die Passion in Gang bringt, das Musical fragt nach seinen Gründen für die Tat und zeigt von Anfang an seine tiefe Zerrissenheit. So ist Judas erkennbar ein Jünger von Jesus, der sich an einer Stelle sogar als dessen „rechte Hand“ bezeichnet, aber daß Jesus Gottes Sohn sein soll, glaubt er nicht und daß die Menschen diesen Jesus mehr und mehr verehren, schreckt ihn ab.


    Besonders interessant angelegt ist auch die Rolle der Maria Magdalena: In ihr versammelt, durchaus in Übereinstimmung mit der kirchlichen Tradition, das Stück mehrere Personen und Figuren aus den Evangelien: Sie ist nicht nur die, die mit unter dem Kreuz steht und zum Grab geht, man identifiziert sie auch mit der namenlosen Sünderin, die Jesus die Füße wäscht, wobei Sünderin oft eindeutig als Prostituierte ausgelegt wird; sie ist auch die Frau, die Jesus Öl über das Haar gießt. Ganz ähnlich wie im Fall des Judas stellt JESUS CHRIST SUPERSTAR auch mit Maria Magdalena eine Nebenfigur der Passion in den Vordergrund.


    Andrew Lloyd Webber sind in diesem Musical ein paar unvergeßliche Hits gelungen, die auch heute noch viele kennen. Insbesondere mit der provozierenden Kombination von Jesus Christus und dem Begriff Superstar ist eine geprägte, jedem bekannte Wendung gelungen. JESUS CHRIST SUPERSTAR ist aber kein Passionsspiel, schon gar nicht vergleichbar mit den gewaltigen Werken von Johann Sebastian Bach. Davon unterscheidet es sich natürlich durch den musikalischen Stil, aber noch viel grundsätzlicher durch die Verweigerung einer religiösen Deutung. JESUS CHRIST SUPERSTAR ist, theologisch gesehen, vor allem ein Fragezeichen. Wer das Leiden und Sterben Jesu Christi verstehen will, kann dies (auch wenn Fragen offen bleiben) nur aus der Perspektive des Glaubens heraus - voraussetzungslos bleibt es „für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit.“


    © Manfred Rückert für Tamino-Musicalführer 2011
    unter Hinzuziehung folgender Quellen:
    Musicalbücher von Reclam und Schott
    musical-total.de

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    MUSIKWANDERER

  • ich habe gerade bei den werbepartnern nachgesehen ...........
    es werden viele dvds und cds angeboten . vielleicht kann mit jemand weiter helfen mit einer musikalisch guten version und einer guten inszenierung ? am besten natürlich beides zusammen......


    gruss


    kalli