Hoffmanns Erzählungen in München

  • Zur Zeit verfolge ich auf Bayern Klassik die Live Übertragung von Hoffmans Erzählungen aus München. Was die Sänger angeht bin ich bis jetzt positiv überrascht. Villazon singt den Hoffmann besser als erwartet es scheint als ob seine Stimme wieder an Stärke und Ausdruck dazugewonnen hat, Diana Damrau ist eine sehr gute Olympia und John Releya gefäll mir ebenfalls obwohl er seine erste Arie leider verschenkt hat. Auch Angela Brower als Muse verfügt über einen sehr schönen Mezzo Der Dirigent Constantinos Carydis sagt mir wieniger zu, da er mehr auf " Humtata " Effekte aus ist, aber das kann sich ja noch im laufe des Abends ändern.

  • Sorry, rodolfo! Was Villazon abliefert, ist (wie leider zu erwarten war) die reinste Schummelei. Praktisch alle Töne über den Notenlinien sind zurückgenommen oder nur markiert, auch hat für mich das Timbre jeden Glanz und jede Schönheit verloren. Höre Dir bitte mal im Vergleich einen idealen Hoffmannn wie Gedda oder Kraus an...! Damrau ist allerdings wirklich herrlich, das Dirigat ist leider sehr betulich!

  • Da gebe ich dir vollkommen recht, man kann Villazon nun wirklich nicht mit Kraus vergleichen. Ich habe eine wunderbare VHS mit Kraus, wo er den Hoffmann singt Der zweite Akt war leider vollkommen verschenkt, obwohl es eigentlich mein Lieblingsakt ist Villazon ist kaum noch zu hören und Frau Damrau sang auch sehr unbeteiligt da habe ich schon bessere Antonias gehört, alleine schon an der Rheinoper Wie hat der Intendant der Bayerischen Staatsoper in de Sendung Foyer gesagt, das man das beste Sängerensemble für diese Oper weltweit heute Abend hören könne, da hat der gute Mann aber sehr niedrige Ansprüche

  • Und es wird immer schlimmer. Der Gulietta Akt ist eine einzige Katastrophe. Ich habe Hoffmanns Erzählungen an der Met live gesehen , dort hat Ruth Ann Swenson auch alle Frauenrollen verkörpert. Sie schaffte es jedoch jeder Rolle ihr eigenes Profil zu geben, bei Frau Damrau kling alles irgendwie gleich.

  • Höre Dir bitte mal im Vergleich einen idealen Hoffmannn wie Gedda oder Kraus an...!


    Ist es denn nicht frustrierend, jede tagesaktuelle Opernaufführung immer nur mit ein, zwei Jahrhundertaufnahmen zu vergleichen? Die Zeigefingerhaltung "Sängerin/Sänger X hat das im Jahr 18xx aber viel besser gesungen" - nimmt sie nicht viel Freude am Erlebnis Musik? Wird man da nicht verbittert?


    Wohl haben nicht einmal Gedda und Kraus an jedem Tag den Hoffmann so abgeliefert wie in den gemeinten Aufnahmen.


    Vielleicht aber ist nicht einmal jeder Hörer in der Lage, eine gute Leistung von einer mittelmäßigen zu unterscheiden - je nach Tagesform und Erwartungshaltung.

  • Dem Publikum vor Ort scheint es gefallen zu haben. Viele Bravos auch für das Regie Team. Und Jubel natürlich für Damrau , Brower und Villazon, verhaltender Beifall für Releyea ( der wirklich erschreckend schlecht war , ist man eigentlich gar nicht von ihm gewohnt ) . Auch der Dirigent bekam viel Beifall. Als Hoffmann ist Villazon zumindestens sängerisch eine Fehlbesetzung. Zum darstellerischen kann ich leider noch nichts sagen.

  • Dem Publikum vor Ort scheint es gefallen zu haben. Viele Bravos auch für das Regie Team. Und Jubel natürlich für Damrau , Brower und Villazon, verhaltender Beifall für Releyea ( der wirklich erschreckend schlecht war , ist man eigentlich gar nicht von ihm gewohnt ) . Auch der Dirigent bekam viel Beifall. Als Hoffmann ist Villazon zumindestens sängerisch eine Fehlbesetzung. Zum darstellerischen kann ich leider noch nichts sagen.


    Bin eben aus der Premiere gekommen und das Regieteam hat vor Ort durchaus zahlreiche Buhs erhalten. Mein ausführlicher Bericht folgt :)

  • Auf dem Papier hatte sich die Besetzung der Hoffmann-Premiere in München wirklich glamurös angehört - Erwartungen, die leider nur eingeschränkt erfüllt werden konnten.
    Natürlich war die Premiere in kürzester Zeit ausverkauft gewesen und man konnte im Nationaltheater eleganteste Roben bewundern...Das Interesse an der Aufführung war riesig, zumal Rolando Villazon den Hoffmann sang.
    Leider war der Auftritt des Startenors eine grosse Enttäuschung. Die gute Nachricht ist, dass er die schwierige Partie bewältigt - aber mehr nicht. Die Stimme klang matt, angestrengt und glanzlos. Sein einst so wunderbares Timbre konnte ich allenfalls nur noch erahnen. Darstllerisch lief Villazon allerdings - wie immer zur Hochform auf, und gab alles, um die drei Episoden um Hoffmanns unglückliche Liebschaften begreiflich zu machen. Als Villazon trotz der mässigen Leistung am Ende standing ovations erhielt, wirkte er sichtlich erlleichtert.
    Der kanadische Bassbariton John Relyea blieb in der Darstellung der vier Bösewichter ziemlich blass. Die Stimme hat zwar einen wunderbaren Klang und die Diamantenarie des Dapertutto gelang prächtig, aber all das unheinliche und teuflische blieb er seinen Auftritten stimmlich und darstellerisch weitgehend schuldig. So blieb es bei der phantastischen Diana Damrau den Abend musikalisch zu retten. Von den glockenhellen Koloraturen der seelenlosen Olympia zu den wunderbaren Piani der leidenden Antonia und den kühlen Auftritten der berechnenden Giulietta stimmte jeder Ton und jede Geste! Bravo!!!!! Damraus Auftritte waren einfach perfekt!
    Auch Angela Brower konnte mit warmen, klaren Mezzo als Muse/Niklausse vollständig überzeugen, wärend Haus-Buffo Kevin Conners einmal mehr in den Dienerrollen zeigte, wie gut er singen und spielen kann. Das übrige Ensemble sang meist solide, der Chor von Sören Eckhoff war sehr gut einstudiert.
    Leider empfand ich das Dirigat von Constantinos Carydid, den ich nur aus einer sehr guten Repertoire-nozze kannte, als Ärgernis. Gleich die ersten Maestoso-Akkorde kamen viel zu laut und schnell. Im laufe des Abends kam es weiterhin zu eingen sehr seltsamen Tempi, worunter vor allem der Olympia-Akt zu leiden, wo Carydis Sänger und Chor regelrecht ausbremste. Darüber hinaus spielte das Orchester laut und undifferenziert und erlaubte sich den ein oder anderen Patzer im Olypia-Akt. Dieses Dirigat war für mich derart enttäuschend, dass ich nicht verstehe wieso man Carydis, der bisher in München am Gärtnerplatztheater häufig dirigierte, eine so wichtige Staatsopernpremiere anvertraut hatte......
    Zur Inszenierung: Nach dem berüchtigten Baustellen-Lohengrin, hatte sich Richard Jones sich diesmal von einer anderen Seite gezeigt. Die Inszenierung blieb überweite Strecken eng am Libretto und war insgesamt eher eine schwerfällige Angelegenheit. Das Einheitsbühnenbild von Giles Cadle war ein funktionabler Raum, der gleichzeitig Wohnung, Kneipe und die anderen Schauplätze darstellen konnte. Auf der linken Seite befand sich ein Hausflur, über den man in den Raum treten konnte. Hinten befand sich meist ein Bett, ein Klavier und ein Schrank ( wenigstens kein Kühlschrank) aus dem teilweise Sänger und Choristen stiegen. Die geringfügigen Veränderungen der einzelnen Akte geschahen hinter einem Zwischenvorhang, auf dem eine grosse Pfeife abgebildet war. Die drei Studenten aus dem Vorspiel beobachteten jede der drei Geschichten auf Stühlen in dem Zimmer.
    Für den Olympia-Akt hatte Buki Schiff schrille Pettycoat-Kostüme im Stil der 50er entworfen. Immerhin entwickelte der Akt beimAuftritt Olympias eine im Einklang der Musik bestehende Leichtigkeit.
    Im Stil der 20er war der düstere, unheimliche Antonia-Akt gehalten. Hier wurde die Inszernierung dem Werk grösstenteils gerecht, wozu auch die hervorragende Beleuchtung von Mimi Jordan-Sherin beitrug. Billig wirkte lediglich, dass die Stimme der Mutter aus dem Trichter des Grammophons ertönte.
    Leider verunglückte die Inszenierung im Giulietta Akt vollständig. Dilletantischer, lächerlicher und atmosphäreloser kann man diesen Akt gar nicht inszenieren - die Barkarole verlor in dieser sterilen Atmosphäre jeglichen Reiz.Als sich das Regieteam am Ende dem Publikum stellte, gab es einige Buh-Rufe, ein einzelner Bravo-Rufer stand auf meinem Rang. Man war offenbar froh, dass es nicht schlimmer gekommen war.
    Insgesamt also eine eher enttäschende Premiere, bei der vor allem an der musikalischen seite noch gearbeitet werden kann.
    Noch eins: Warum entscheidet man sich nur immer für Dialogfassungen, wenn keiner der Sänger wirklich Französisch kann....? ;)
    Viele Grüsse & Gute Nacht
    :hello:

  • Die Kritikerin vom Online Merker schreibt heute wie phänomenal doch Rolando VIllazon gewesen sein soll und das es ein gelungenes Comeback gewesen sei. Die Stimme hätte wieder die Stärke von früher erreicht und er wäre auch mühelos über das Orchester hinweggekommen und er hätte die Rolle wunderbar gestaltet. Da muss die gute Dame in einer Vorstellung gesessen haben,denn bei der Radioübertragung war sein "Klein-zack " Lied noch einigermaßen akzeptabel aber der Rest war eine reine Katastrophe. Und bei der Radioübertrgung hat man die Buhs für das Regieteam nicht so gehört. Die Bravos schienen sich durchzusetzen. Weshalb wurde im letzten Akt eigentlich einmal so laut gelacht ? Carydis kenne ich eigentlich nur von sehr guten Dirigaten aus der Rheinoper, da hat er mir immer sehr gut gefallen.

  • Die Merker-"Kritik" habe ich auch gelesen...und mich herzlich amüsiert! Ich würde es auch dort kundtun...wenn man sich denn einloggen könnte.
    Die Dame hat offenbar nur "mit dem Herzen" gehört, ihre Ohren können keinesfalls daran beteiligt gewesen sein.
    Rolando Villazóns Stimmeklang glanzlos und ohne auch nur den Hauch von Schmelz oder Leichtigkeit...alles klang ertrotzt, monochrom und extrem angestrengt. Im "Giulietta"-Akt war kaum mehr etwas von ihm zu hören...am Radio jedenfalls nicht!


    Diana Damrau hat mir insbesondere im "Olympia"-Akt sehr gut gefallen; im "Antonia"-Akt hörte ich den ein oder anderen Wackler und im "Giulietta"-Akt schien sie müde geworden zu sein...was verständlich ist. Vielleicht hätte sie sich doch nicht alle Frauenpartien zumuten sollen...allerdings war sie um Lichtjahre besser als Villazón!!!


    Die anderen Protagonisten hinterließen bei mir keinen speziellen Eindruch, viel Mittelmaß und das Dirigat erschien mir häufig entschieden zu forsch.Dies sind reine Höreindrücke, ich werde die "Arte"-Übertragung ansehen und dann hoffentlich einiges relativieren können...oder wollen. :pfeif:


    LG
    Fides :hello:

    La vita è bella!

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  • Hallo Fides,


    es gibt aber doch sicher eine e-mail-Adresse für Leserbriefe (Ich schreibe solche auch schon mal an Zeitungen und Zeitschriften). Allerdings musst du Glück haben, wenn sie auch veröffentlicht wird. Ich hatte meistens Glück.


    LIebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • . Weshalb wurde im letzten Akt eigentlich einmal so laut gelacht ?


    Während des Vorspiels zum Olympia Akt, wurde wie erwähnte ein Zwischenvorhang mit einer grossen Pfeife heruntergelassen. Aus dieser stiegen projizierte Rauchwölkchen, die dann die Buchstaben OLYMPIA formten, was zu Gelächter führte. Auch gab es in diesem schrill inszenierten Akt einige "Witzchen" die Gelächter nach sich zogen. Einer davon war, dass Diener Conchenille im Frauenkostüm auftrat....


    Mich irritierte gestern ein wenig, dass eine Version des Giuliettea-Aktes gespielt wurde, bei der sich Giulietta am Ende "aus Versehen" selbst vergiftet. Ich habe die Keye-Keck-Fassung bereits in Zürich gesehn, und da wurde am Ende lediglich Pitichinaccio, Giuliettas Diener umgebracht...


    :hello:

  • Rolando Villazóns Stimmeklang glanzlos und ohne auch nur den Hauch von Schmelz oder Leichtigkeit...alles klang ertrotzt, monochrom und extrem angestrengt. Im "Giulietta"-Akt war kaum mehr etwas von ihm zu hören...am Radio jedenfalls nicht!


    Diana Damrau hat mir insbesondere im "Olympia"-Akt sehr gut gefallen; im "Antonia"-Akt hörte ich den ein oder anderen Wackler und im "Giulietta"-Akt schien sie müde geworden zu sein...was verständlich ist. Vielleicht hätte sie sich doch nicht alle Frauenpartien zumuten sollen...allerdings war sie um Lichtjahre besser als Villazón!!!


    Ich habe die Übertragung im Radio sehr aufmerksam angehört und hatte den gleichen Eindruck wie Du, liebe Fides!



    Immerhin würde ich Villazon zu Gute halten, dass er sich bemüht hat, dem Hoffmann Profil zu geben und wohl auch deshalb seine stimmlichen Möglichkeiten überstrapaziert hat. Im Giulietta-Akt radelte er wirklich nur noch auf den Felgen! Da tat er mir fast leid. Mehr noch hat mir aber leid getan, dass es in einer Stadt wie München für so eine Leistung einen solchen Jubel gibt. Ich fasse es nicht!!!


    Damrau fand ich prima. Auch bei ihr ist noch nicht alles perfekt, aber sie ist stimmlich den vier unterschiedlichen Partien im Prinzip schon gewachsen, singt nicht nur technisch bestens abgesichert sondern auch mit Eloquenz und Phantasie. Dass sie im Giulietta-Akt nicht mehr so ganz überzeugt, mag ein Konditionsproblem sein, liegt aber auch an der Partie! Was kann man denn schon aus dem, was Giulietta zu singen hat, groß machen? Wie auch immer: Als Olympia war sie sehr gut und als Antonia vermied sie wohltuend die Gefahr, einen Mimi-Ton anzuschlagen. Vielmehr gab sie der Figur die Besessenheit, die eben die lyrische Schönheit auch immer wieder beschädigt, sie letztlich sogar aushöhlt! Und: sie macht das Selbstzerstörerische der nach Ruhm und Glanz strebenden jungen Frau erfahrbar.


    Releya konnte ich unter den Komprimari wohl nur identifizieren, weil ich das Werk gut kenne. Für die Partie, in der man einen Cordes, einen Krause, einen Stewart und einen van Dam gehört hat, war das einfach zu wenig!!!



    Armes München!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Es ist ja ein "alter Hut", dass es zu Opernpremieren unterschiedliche, ja völlig gegensätzliche Rezensionen von Musikkritikern gibt. Aber ich rege mich - wie hier beim Münchner HOFFMANN - doch immer wieder darüber auf. Herr Thiel, Musikkritiker des Münchener Merkur(s), muß wohl in einer anderen Vorstellung gewesen sein. Er fand ja alles toll, sogar die hausbackene, stinklangweilige Regiearbeit von Jones, die Sänger - hier sogar den bemühten Villazon - und den Dirigenten Carydis, der mich persönlich sehr enttäuschte.


    Auch völlig unverständlich, Frau Damrau so hochzujubeln, wie es mehrere Feuilletonisten taten. U.a. im Guilietta-Akt gab es schrille Höhen


    Bei Bachler müssen wir uns halt an Wechselbäder zwischen Auswüchsen des sog. modernen Regietheaters (vielleicht die kommende TURANDOT-Premiere mit den verrückten Katalanen) und arg konventionellen Aufführungen gewöhnen. Vielleicht handelt er nach dem "Vorspiel auf dem Theater" in Faust: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Aber man kann das auch weniger "niveauvoll" ausdrücken. Bachler leitet einen konzeptlosen Gemischtwarenladen.

  • Mir scheint es, als ob die meisten heutigen Regisseure nicht mehr in der Lage sind, werksgetreu und dennoch interessant zu inszenieren. Sie entstellen entweder die Oper oder liefern nur eine mäßige bis "stinklangweilige" Inszenierung ab. Inszenieren konnte man vor der Ära des sogenannten Regietheaters nach meinem Eindruck besser. Das sogenannte Regietheater hat wohl auch vieles andere mit nach unten gezogen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hi


    Eine Bekannte war am Freitag in der Vorstellung. Ihr hat Villazon da recht gut gefallen und er soll tadellos durchgehalten haben.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Immerhin würde ich Villazon zu Gute halten, dass er sich bemüht hat, dem Hoffmann Profil zu geben und wohl auch deshalb seine stimmlichen Möglichkeiten überstrapaziert hat. Im Giulietta-Akt radelte er wirklich nur noch auf den Felgen! Da tat er mir fast leid. Mehr noch hat mir aber leid getan, dass es in einer Stadt wie München für so eine Leistung einen solchen Jubel gibt. Ich fasse es nicht!!!

    Das spricht doch dafür. dass es unter den Zuschauern nicht nur Kaufmann-Fans gibt. Warum auch. Am 29.12. werden wir es ja auf Arte nachvollziehen können.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Das spricht doch dafür. dass es unter den Zuschauern nicht nur Kaufmann-Fans gibt. Warum auch. Am 29.12. werden wir es ja auf Arte nachvollziehen können.


    LG, Bernward


    Vielleicht hast Du ja Recht, lieber Bernward!
    Aber so ein bischen habe ich gelegentlich den Verdacht, dass in München die Besucher einfach jubeln, weil sie ja eine Menge Geld für ihre Karten ausgegeben haben und nun überzeugt sind, dass es auch etwas AUSSERGEWÖHNLICHES gewesen sein muss, das ihnen dafür geboten wurde.


    Ich habe fast 10 Jahre lang in München gewohnt und bin deshalb noch immer oft in der Stadt und pflege auch intensive Kontakte zu Opernfreunden vor Ort.
    Es herrschte dort immer eine große Begeisterungsfähigkeit und eine starke Identifikationsbereitschaft. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass die Bayerische Staatsoper einen so guten Zulauf hat. Inzwischen aber nimmt - nach meiner Einschätzung - die Zahl der Connaisseurs unter den Besuchern ab und die Zahl derer, die sich einfach begeistern lassen, eher zu!
    So werden denn Künstler, die einen Namen und womöglich noch eine gute Marketing-Unterstützung haben, oft wirklich kritiklos bejubelt. Das geht dann nach dem Motto: die müssen ja toll sein, weil sie so berühmt sind! Das ist schon merkwürdig!
    Andererseits aber kann dieses begeisterungsbereite und begeisterungsfähige Publikum auch aus noch nicht etablierten, vielleicht sogar noch ganz unentdeckten Sängern "Stars machen". Ich könnte mir denken, dass Angela Brower, deren Nicklausse ja wirklich gut war und die dementsprechend nicht weniger gefeiert wurde als die "Stars", so vom Münchner Publikum zum Durchbruch verholfen wird!


    Es macht natürlich keinen Sinn, so pauschal über "die Münchner" und "das Münchner Publikum" zu reden. Zugegeben!
    Ich habe nur einen Eindruck, der sich bei mir so in den letzten Jahren verdichtet hat, ein bischen überspitzt formuliert. Nimm es nicht zu ernst!
    Vielleicht sehe ich das als Berliner auch allzu schief. Zumindest in den 50er und 60er , aber auch noch in den 70er Jahren herrschte beim Opernpublikum der Städtischen Oper/Deutschen Oper immer ein gewisser Grundskeptizismus. Die Bereitschaft, sich zu begeistern war nicht per se vorhanden. Man war eher bereit, erst mal herum zu kritisieren und unzufrieden zu sein.
    Irgendwie gab es immer den Grundverdacht, dass es anderswo eigentlich besser sei! Ich habe das oft sehr ärgerlich gefunden. Man schätzte und liebte - nehmen wir mal ein ganz prominentes Beispiel aus den 50er Jahren - die Grümmer. Aber man lamentierte, dass Schwarzkopf und Güden und Seefried nicht in Berlin sangen.



    Da könnte man vielleicht mal eingehender drüber nachdenken und diskutieren - aber das gehört dann nicht mehr in diesen Thread!


    Beste Grüße



    Caruso41



    ;(

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Es macht natürlich keinen Sinn, so pauschal über "die Münchner" und "das Münchner Publikum" zu reden. Zugegeben!
    Ich habe nur einen Eindruck, der sich bei mir so in den letzten Jahren verdichtet hat, ein bischen überspitzt formuliert. Nimm es nicht zu ernst!

    Lieber Caruso, wir waren ja beide in München nicht dabei aber, meine jahrzehntelangen Opernbesuche von 1970 bis 1990 haben sehr deutlich gezeigt, dass der Zuschauer sehr wohl in der lange ist, zu differenzieren. Egal ob Salzburg, Berlin, Zürich oder Hannover. Spätestens wenn die Künstler einzeln vor den Vorhang treten, nähert sich die Stunde der Wahrheit und dabei spielt es keine Rolle, wer die Haupt- und wer die Nebenpartien sang. Ich habe tosenden Beifall für beides erlebt und nur mäßigen Beifall an verschiedenen Abenden für Interpreten, deretwegen ich überhaupt in die Oper gegangen bin. Ob indisponiert, erkältet oder nur einen schlechten Tag erwischt, bleibt mal dahingestellt. Habe auch die Buh-Rufe aus der Deutschen Oper unter den Linden noch im Ohr bei einer Fidelio-Aufführung unter Barenboim mit Seiffert als hervorragendem Florestan. Aber die Inszenierung. Das gleiche beim Don Giovanni an der komischen Oper, um nur zwei Beispiele zu nennen. Aber es gab auch Aufführungen, wo Dirigent und Regisseur auf die Bühne geholt wurden und tosender Applaus losbrach. Ich denke, dass der Zuschauer mehr davon versteht, als ihm häufig nachgesagt wird. Gleichwohl haben nicht nur die Amerikaner ihre Lieblinge, auch wenn sie schon ihren Zenit weit überschritten hatten/haben, in Wien ist es nicht anders. Wenn man es aber in Wien geschafft hat, wird es ewig anhalten, aus Dankbarkeit und das ist ja auch etwas.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich denke, dass der Zuschauer mehr davon versteht, als ihm häufig nachgesagt wird.


    Da könnte man länger drüber diskutieren. Aber es passt nicht wirklich in diesen Thread!
    Vielleicht machen wir mal einen neuen auf: "Braucht Oper ein sachverständiges Publikum? - Und: Was für ein Sachverstand müsste das sein?"
    Oder: "Wie sachverständig ist das Opernpublikum? - Und woran zeigt sich der Sachverstand?"
    Aber ich habe im Augenblick nicht so viel Zeit, dafür eine tragfähige Eröffnung zu schreiben. Vielleicht später?


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Für alle, die die gestrige Ausstrahlung vom Hoffmann verpasst haben, hier die komplette Oper auf Arte:
    http://videos.arte.tv/de/video…es_offenbach-6292052.html


    Für mich war von der Inszenierung her der Gulietta Akt mit Abstand am schlchtesten, was sicherlich auch damit zu tun hatte, dass man hier trotz der Kaye-Keck Fassung auf eine völlig krude Mischung von musikalischem Material (Diamantenarie, seltsames Finale mit dem Tod Giuliettas, Striche wie in der Spielszene) zurückgegriffen hat, die einem sinnvollem fortschreiten der Handlung im Wege stand...

  • In der Mitte des Olympia-Aktes, den ich einfach nur kitschig fand, habe ich abgeschaltet. Ich kenne einige sehr schöne Inszenierungen der Oper, u.a. eine Aufführung auf der Bregenzer Seebühne, die ich in den 70er Jahren gesehen und von der ich mir damals einige Dias gemacht habe, die Inszenierung mit Placido Domingo aus Covent Garden und den Ballettfilm aus den 50er Jahren. Da wollte mir den Geschamck durch diese Aufführung nicht weiter verderben lassen. Ich hatte aber aus München auch nichts anders erwartet.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,
    verglichen mit dem,was man in München sonst zu sehen bekommt, ist dieser Hoffmann noch harmlos/erträglich (und lässt sich Dank der guten Sänger auch genießen...). Den Antonia-Akt fand ich dann sogar ganz gut....natürlich kann man es nicht mit der herrlichen Covent Garden Inszenierung vergleich (Es handelt sich um eine Koproduktion miot der drittklassigen ENO..), aber es gibt wirklich noch viel schlimmere Formen von Regietheater....
    Liebe Grüße
    Figarooo

  • Ich bin gestern Abend zufällig auf die "Hoffmanns Erzählungen" im TV gestoßen. Neugierdehalber habe ich mir etwas davon angesehen. Den Schluß des "Antonia-Aktes" und einen kleinen Teil des "Giulietta-Aktes". Das war mir schon genug! Nein, danke! So eine Inszenierung ist nichts für mich. Ein Villazon als Hoffmann mit stimmlichen Problemen; da könnte ich nur den Dapertutto als einzigen positiv erwähnen. Da gibt es auf DVD wirklich Sehens- und Hörenswerteres!

    W.S.

  • Ich habe mir den "Hoffmann" aus München gerne angesehehen und gehört, weil ich mir selbst ein Bild machen wollte. Die meisten der vorgenannten Urteile kann ich nur bestätigen.


    Aber was mir bei Rolando Villazin aufgefallen ist, er sang im Vorspiel, wie wenn es keinen weiteren Akt geben würde, brach dann etwas ein, hat aber dann plötzlich merkwürdig kräftig geklungen, so dass seine Stimme kräftiger als die der Damrau u.a. geklungen hat, aber dann doch speziell in Ensembles immer wieder untergegangen ist. Da drängt sich bei mir der Verdacht auf, dass in der Zwischenzeit vielleicht technische Verbesserungen durchgeführt wurde.


    Oder sollte ich mich täuschen?



    Erich

  • Ich hab mir auch gestern diese unsäglich langweilige Hoffmann Inszenierung auf Arte angesehen. Und bei Villazon wurde eindeutig technisch nachgebessert, Denn bei der Radioübertragung war er an manchen Stellen teilweise überhaupt nicht zu hören Und Frau Damrau war ja als Giulietta vollkommen unvorteilhaft gekleidet. Wenn ihr eine vernünftige Hoffmann Inszenierung mit hervorragenden Sängern sehen wollt. unter der Regie von Christoph Loy, die gibt es an der Rheinoper. Dort gibt es vor allem die komplette Oper ohne Striche.

  • Ich habe nur den ersten Akt gesehen und fand ihn eigentlich langweilig; er war auch ein wenig unverständlich, vor allem, wenn man den Hoffmann nicht so gut kennt. Das lag z.T am Einheitsbühnenbild, wo man erstmal nicht weiß, wo man ist. Der Anfang war wieder eine echte Marthalersche Regietat: ein Vorspiel vor dem Beginn der Oper. Was sah man in dieser musiklosen Szene? Der Dichter Hoffmann schreibt! Entweder irgendwas oder seine Biographie oder diese Oper als Traum oder Rückblende. Toll! Dass Hoffmann schreibt, das muss man natürlich in einer stummen Szene vorher erklären, davon haben wir ja noch nie was gehört. Banale pädagogische Belehrung, wie immer beim Regietheater (der Rest war wohl verständlicher). Ich habe zum Glück die Box mit Geddda, da mache ich mir mein eigenes Bild.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ach, Herr Pringel,


    gesanglich mag ja die Aufnahme sehr gut sein, aber editionsmäßig eben nur ein Korsett und fernab der aktuellen Hoffmann-Rezeption.



    :hello: LT

  • Pringel sind die Kekse, aber ich hätte gerne eine weitere Erklärung, denn gerade weil ich nix davon verstehe (vom Hoffmann), wüsste ich gerne mehr!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Das lässt sich nicht in drei Sätzen erzählen. Es gibt mehrere Fassungen nachdem man noch Hoffmann-Material gefunden hat. Wenn es dich wirklich interessiert, dann müsstest du dich mit der entsprechenden Literatur beschäftigen.


    :hello: LT

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