Paavo Berglund – Pultdiktator aus Finnland

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    Paavo Allan Engelbert Berglund, geboren am 14. April 1929 in Helsinki, ist einer der bedeutendsten lebenden skandinavischen Dirigenten.


    Seine Karriere als Dirigent begann 1949, als er ein eigenes Kammerorchester gründete. Bereits drei Jahre später war er Mitgründer des Helsinkier Kammerorchesters. 1956 wurde er zum Gastdirigenten des Finnischen Rundfunk-Symphonieorchesters berufen, wo er zwischen 1962 und 1971 Chefdirigent war. 1975–1979 war er Musikdirektor des Helsinkier Philharmischen Orchesters. Bereits 1972 wurde er Chefdirigent des Bournemouth Symphony Orchestra in England [bis 1979]. Zwischen 1981 und 1985 war er Erster Gastdirigent des Schottischen Nationalorchesters. Weitere Chefdirigententätigkeiten übte er bei den Königlichen Philharmonikern Stockholm [1987–1990] sowie beim Königlich Dänischen Orchester [1993–1998] aus.


    Gast-Engagements führten ihn zu den bedeutendsten Orchestern der Welt, darunter die Berliner Philharmoniker, das London Symphony Orchestra, die Staatskapelle Dresden, die Sankt Petersburger und Moskauer Philharmoniker, das Leipziger Gewandhausorchester sowie das Israelische Philharmonische Orchester. Berglund ist zudem Mitglied des Dirigentenkollegiums des Russischen Nationalorchesters.


    Sein Hauptinteresse gilt Sibelius, dessen Symphonien er in drei Gesamtzyklen aufnahm (Bournemouth Orchestra, Helsinkier Philharmoniker, Chamber Orchestra of Europe). Jean Sibelius selbst hörte Berglund in den 50er Jahren dirigieren und äußerte sich äußerst positiv darüber. Berglund kommt das Verdienst zu, zum ersten Mal die Kullervo-Symphonie auf Tonträger aufgenommen zu haben.


    Neben Sibelius widmet er sich vor allem Brahms und Schostakowitsch, aber auch Nielsen, Prokofjew, Rachmaninow und anderen.


    Berglund war für einen Grammy nominiert und gewann einen Diapason d'Or.


    Seine schonungslose und perfektionistische Art bei Proben brachte ihm den Ruf eines "Pultdiktators" ein.


    Aufnahmen (Auswahl):



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das ist schön, lieber Joseph, dass Du auf Berglund hinweist. Tatsächlich nehme ich ihn Hauptsächlich als Dirigenten der "Nordlichter" wahr. Eine Platte von ihm, die mir seit vielen Jahrfen ans Herz gewachsen ist finde ich im aktuellen CD-Programm: die Symphonischen Tänze über norwegische Themen op. 46 von Edvard Grieg, gekoppelt mit der Altnorwegischen Romanze mit Variationen op. 51.



    Berglund schaut ja auf ein langes Musikerleben zurück. Da ist es schon schade, dass der (internationale) CD-Markt so wenig über ihn hergibt.


    Mit dem Pultdiktator habe ich im übrigen überhaupt kein Problem. Der Dirigent wird ja letztlich auch immer fürs Ergebnis in Haftung genommen (wie im Fußball der Trainer). Ich würde mich übner weitere Berichte über Paavo Berglund freuen. Was mich betrifft werde ich Josephs Empfehlung nahgehen und mich mit Berglunds Nielsen auseinandersetzen. Danke, lieber Joseph, für diesen Thread.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Vor wenigen Wochen erst bekam er seinen eigenen Thread bei Tamino, nun bereits müssen wir vom Tode des Dirigenten berichten:


    1929-2012
    Paavo Berglund 82-jährig verstorben
    26. Jänner 2012 15:34


    Der finnische Dirigent galt als Sibelius-Spezialist


    Helsinki/München - Der finnische Dirigent Paavo Berglund ist am Mittwoch in Helsinki im Alter von 82 Jahren gestorben, teilte sein Agent Lothar Schacke am Donnerstag in München mit. Berglund hat sich unter anderem mit Interpretationen von Symphonien seines Landsmannes Jean Sibelius (1865-1957) international einen Namen gemacht.


    Berglund wurde 1929 in Helsinki geboren und studierte auch dort an der Sibelius-Akademie, ehe er nach Wien ging. Er arbeitete zunächst als Violinist bei Finnlands Radiosymphonieorchester und leitete es dann als Dirigent von 1955 bis 1971. Danach stand Berglund bei fast allen großen europäischen Orchestern am Dirigentenpult.


    Dazu gehörten die Berliner Philharmoniker und andere führende deutsche Orchester sowie unter anderem das London Philharmonic Orchestra, das Royal Concertgebouw Orchestra und das Orchestre National de France. Beim Helsinki Festival führte Berglund alle Symphonien von Sibelius auf. Auch in den USA dirigierte er alle großen Symphonieorchester. (APA)


    Quelle: derStandard.at


    In Erinnerung an den Dirigenten ein über vierzig Jahre altes Video aus Japan von Sibelius' 5. Symphonie:



    R.I.P.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões