MAHLER 2011 - Die Symphonien - Jascha Horenstein


  • Eine weitere Lücke soll noch geschlossen werden, ehe das große Mahler-Doppeljubiläum zu Ende ist: Bei den bisherigen Besprechungen kam m. E. Jascha Horenstein eindeutig zu kurz. Ich möchte mich gleich an dieser Steller als großer Bewunderer seines Mahler "outen". Die Aufnahmen der 1., 3. und 8. Symphonie sind m. M. n. mit die besten Interpretationen dieser Werke überhaupt. Wie Barbirolli hat auch Horenstein nicht alle Mahler-Symphonien aufgenommen. Es existieren m. W. Aufnahmen der 1., 3., 4., 6., 7., 8. und 9. Symphonie sowie "Das Lied von der Erde". Es fehlen also Nr. 2, 5 und 10. Meist handelt es sich bei den Horenstein-Aufnahmen allerdings um Konzert-Mitschnitte. Lediglich die 1. und 3. liegen in Studio-Aufnahmen mit dem London Symphony Orchestra vor. Eines der Hauptprobleme dieser Aufnahmen ist die schlechte Verfügbarkeit. Oft kommt man nur noch gebraucht an seinen Mahler heran.


    Wie schätzt ihr Horensteins Mahler generell ein? Hat er uns auch heute noch etwas zu sagen? Ist er längst überholt?


    Liebe Grüße
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Heute möchte ich drei Empfehlungen aussprechen für Mahler-Aufnahmen unter Jascha Horenstein. Es handelt sich um Studio-Einspielungen der Symphonien Nr. 1 und 3, aufgenommen 1969 bzw. 1970 mit dem London Symphony Orchestra in sehr guter Stereo-Tonqualität sowie einen Live-Mitschnitt der Symphonie Nr. 8 von 1959, ebenfalls mit dem London Symphony Orchestra, aus der Royal Albert Hall, gleichfalls in einem für das Alter exzellenten Stereo.


    Alle drei Aufnahmen können m. E. Referenzstatus beanspruchen. Es gibt vielleicht ähnliche gute, aber keine besseren Aufnahmen. Beim "Titan" spielt von den mir bekannten Aufnahmen m. M. n. nur Tennstedt 1990 live mit dem Chicago Symphony Orchestra in derselben Liga (allerdings kenne ich Barbirolli noch nicht). Bei der Dritten ist Bertini auch sehr gut, natürlich der späte Bernstein, und Barbirolli mit dem Hallé scheint eine echt ebenfalls referenzträchtige Alternative zu sein. Bei der schwierigen Achten schließlich würde ich auf derselben Höhe nur Bertini und vielleicht Swetlanow (Video) sehen.


    Horenstein versteht es unnachahmlich, die Spannungsbögen bis ins Unermessliche zu steigern. Allein wie er die Finalsätze aller drei Symphonien hinlegt, das ist wirklich der Wahnsinn. An den schmetternden Blechbläsern und den durchdringenden Pauken hätte Teleton seine Freude.


    Wermutstropfen: Keine der Aufnahmen ist derzeit regulär lieferbar. Ich glaube, Unicorn (Nr. 1 und 3) bekam urheberrechtliche Probleme, mußte die Aufnahmen aus dem Programm nehmen. Und der BBC-Mitschnitt ist auch vergriffen. Schade! Bleibt nur der Gebrauchtmarkt.


    Rezensionen: Nr. 1, Nr. 3, Nr. 8

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões