Pierre Monteux – Der gutmütige Franzose

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    Pierre Monteux, geboren am 4. April 1875 in Paris, gestorben am 1. Juli 1964 in Hancock, Maine, war ein französisch-US-amerikanischer Dirigent und einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts.


    Nach einem Violinstudium am Pariser Konservatorium wurde er Geiger. Jahrelang spielte er im Orchestre des Concerts Colonne in Paris. Erste Dirigiererfahrungen sammelte Monteux insbesondere im Casino-Orchester in Dieppe. Er fiel Djagilew und Strawinsky auf und leitete die Uraufführungen von Strawinskys "Petruschka" [1911] und "Le sacre du printemps" [1913]. Die tumultartigen Ausschreitungen im Publikum bei letzterer führten dazu, daß Monteux über Nacht berühmt wurde.


    Monteux war Chefdirigent folgender Orchester:


    - Boston Symphony Orchestra [1919–1924]
    - Concertgebouworkest Amsterdam [1924–1934, neben Mengelberg]
    - Orchestre Symphonique de Paris [1929–1935]
    - San Francisco Symphony Orchestra [1935–1952]
    - London Symphony Orchestra [1961–1964]


    Zwischen 1917 bis 1919 und zwischen 1953 und 1956 war er an der MET tätig.


    Ferner agierte er als beliebter Gastdirigent u. a. bei den Wiener Philharmonikern.


    Sein Schallplatten-Repertoire umfaßte vor allen Dingen französische und russische Komponisten, obwohl er persönlich Beethoven, Brahms und Wagner bevorzugte. Seine Chicagoer Aufnahme der Symphonie in d-Moll von César Franck von 1961 gilt bis heute als unerreichte Referenzeinspielung.


    Zu seinen Schülern zählen André Previn, Sir Neville Marriner, David Zinman und Erich Kunzel.


    Monteux war dreimal verheiratet und ist Vater des Flötisten und Dirigenten Claude Monteux.


    Aufnahmen (Auswahl):


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Noch zwei CDs, die ich nachtragen möchte:


    Monteux hatte auch Beethovens Neunte eingespielt.


    Gleichfalls ist mir auch noch diese CD positiv in Erinnerung:


    Von Monteux's Einspielungen ist mit besonders die von Ravels Bolero in Erinnerung. Ich hatte mich am Bolero in den siebzigern übergehört und spätestens seit einem gewissen Film von Blake Edwards war mir dann die Musik total zuwider. Als ich den Bolero aber in der "beswingten" Wiedergabe von Monteux als Teil der Decca/Philips Original Masters Veröffentlichung hörte, war ich total begeistert.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Pierre Monteux ist an mir bisher immer vorbei gegangen - mit einer großen Ausnahme:


    :angel: Das Brahms Violinkonzert mit Henryk Szeryng / London SO Pierre Monteux (RCA, 1958.) ist meine persönliche Referenzaufnahme für das Konzert.


    Es ist wiedermal eine der zahlreichen Aufnahmen, die ich zuvor als LP hatte (diese LP habe ich sogar noch) - eine RCA - VICS-Platte!
    Die RCA-CD war später lange gestrichen oder schwer erhältlich. Dank eines netten TAMINOs habe ich vor Jahren seine zur Verfügung stehende doppelte CD davon erhalten und bin froh diese in störungsfreier, gut remasterter Qualität jetzt auf CD zu haben.
    Eine offenbar für den japanischen Markt hergestellte Doppel-CD mit den VC von Brahms, Tschaikowsky und Lalos Symphoie espagnole - alles mit Szeryng - astrein !


    Es gibt von den Japanern heute mehrere Ausgaben; meine von BMG ist auch in Holland im Handel; es gibt auch diese von JVC:



    RCA-Aufnahme 1958, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Freunde des französichen Dirigenten Pierre Monteux (zu denen ich mich unbedingt zähle) können schon mal beginnen ihren Weihnachtswunschzettel zu schreiben. Für den 1.12.2014 ist das Erscheinen einer 40 CD umfassenden Box mit allen für RCA gemachten Aufnahmen angekündigt. Solche Boxen sind offensichtlich schnell vergriffen und werden dann richtig teuer. Die im Einführungsbeitrag gezeigt 7-CD Decca Box kostet z.B. derzeit um die € 150.


    Da es noch kein Bild gibt von der RCA-Box, hier schon mal der Inhalt:


    CD 1 Ravel: La valse; Rimsky-Korssakoff: Cortege Des Noces (1941); Indy: Symphonie Nr. 1 op. 25; Franck: Symphonie d-moll (1941)
    +CD 2 Franck: Piece heroique; Debussy: Images Nr. 1 & 3 (1942); Indy: Symphonie Nr. 2 op. 57; Rimsky-Korssakoff: Marsch aus Zar SaltanTsar Sultan; Lalo: Le Roi d'ys-Ouvertüre
    +CD 3 Lalo: Symphonie espagnole op. 21; Bruch: Violinkonzert Nr. 1
    +CD 4 Berlioz: Symphonie fantastique (1945); Benvenuto Cellini-Ouvertüre; Les Troyens-Ouvertüre (2.Akt); Indy: Symphonische Variationen op. 42 “Istar”
    +CD 5 Indy: Fervaal-Prelude op. 40; Rimsky-Korssakoff: Sadko op. 5; Brahms: Alt-Rhapsodie op. 53 (1945); Strawinsky: Le Sacre du Printemps (1945)
    +CD 6 Brahms: Symphonie Nr. 2 (1945); Rimsky-Korssakoff: Introduction & Cortege des Noces (1945)
    +CD 7 Milhaud: Symphonische Suite Nr. 2 "Protee"; Chausson: Poeme op. 25; Grünberg: Violinkonzert op. 47
    +CD 8: Ibert: Escales; Rimsky-Korssakoff: Symphonie Nr. 2 "Antar";
    Ravel: Valses nobles et sentimentales; Daphnis et Chloe-Suite Nr. 1;
    Debussy: Sarabande
    +CD 9 Strauss: Ein Heldenleben; Chabrier: Fete-Polonaise aus Le roi malgre lui
    +CD 10 Scriabin: Symphonie Nr. 4 “Le poeme de l'extase” (1947);
    Gounod: Faust-Ballettmusik; Mendelssohn: Ruy Blas-Ouvertüre op. 95; Ravel: Alborado del gracioso; Berlioz: Benvenuto Cellini - Ouvertüre (1947); Rakoczy Marsch
    +CD 11 Rimsky-Korssakoff: Scheherazade op. 35
    +CD 12 Beethoven: Symphony Nr. 2 D-Dur
    +CD 13 Franck: Symphonie d-moll (1950)
    +CD 14 Berlioz: Symphonie fantastique (1951)
    +CD 15 Strawinsky: Le Sacre du Printemps (1913 / 21 Version / 1951)
    +CD 16 Brahms: Symphonie Nr. 2 (1951)
    +CD 17 Chausson: Symphonie op. 20
    +CD 18 Brahms: Alt-Rhapsodie op. 53 (1950); Mahler: Kindertotenlieder
    +CD 19 Debussy: Image Nr. 3 (1951); Debussy: Iberia
    +CD 20 Brahms: Schicksalslied op. 54; Bach: Passacaglia & Fuge c-moll; Sinfonia aus Weihnachtsoratorium BWV 248; Die Ruinen von Athen op. 113
    +CD 21 Beethoven: Symphonie Nr. 4; Schumann: Symphonie Nr. 4
    +CD 22 Scriabin: Symphonie Nr. 4 "Le poème de l'extase" (1952);
    Liszt: Les Preludes
    +CD 23 Mozart: Klavierkonzerte Nr. 12 & 18
    +CD 24 Chausson: Poeme de l'amour et de la mer; Französische Lieder
    +CD 25 Beethoven: Symphonie Nr. 8; Berlioz: Benvenuto Cellini-Ouvertüre (1952)
    +CD 26 Delibes: Sylvia-Suite; Coppelia-Suite; Prelude & Mazurka aus Coppelia (Stereo Version)
    +CD 27 Debussy: La Mer; Nocturnes; De l’aube a midi (Stereo Version)
    +CD 28 / 29 Verdi: La Traviata
    +CD 30 Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6
    +CD 31 Tschaikowsky: Symphonie Nr. 5
    +CD 32 Khatschaturian: Violinkonzert; Saint-Saens: Havanaise op. 83
    +CD 33 Brahms: Klavierkonzert nach op. 77
    +CD 34 Tschaikowsky: Symphonie Nr. 4
    +CD 35 Strawinsky: Petrouchka
    +CD 36 / 37 Gluck: Orfeo e Euridice
    +CD 38 Strauss: Tod und Verklärung op. 24; Wagner: Siegfried Idyll
    +CD 39 Franck: Symphonie d-moll (1961)
    +CD 40 Interview

  • Danke, lieber lutgra, für diese Ankündigung! Kaufen würde ich die Box allerdings nicht, weil mir eine derartige Anhäufung mehr Angst macht als dass sie mich verführt. Wo sollte man anfangen? Man kann doch nicht alle vierzig CDs hintereinander hören. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass vieles ungehört liegen bleibt. So ist meine ganz persönliche Erfahrung, die sicher auch etwas wunderlich ist. Vor allem aber hat sie nichts mit mangelnder Wertschätzung für Monteux zu tun. Den schätze ich nämlich sehr. Er ist so schön unspektakulär. Joseph II. hat in seiner Einleitung vom "gutmütigen Franzosen" gesprochen. Das ist sehr treffend. Dennoch lässt er gegenüber seine Zuhörer die Zügel nicht locker. Man muss genau hinhören, will man seine Bedeutung erfassen. Monteux ist wirklich nichts für nebenbei. Er verlangt höchste Konzentration. Es ist, als ob er jene links liegen lässt, die sich nicht auf ihn einlassen können. Darin liegt nach meiner Beobachtung sein Eigensinn. Deshalb gelingen ihm ja auch die Franzosen so gut. Sein Berlioz ist für mich unerreicht. "Roméo et Juliette" kann ich mir besser nicht vorstellen als unter ihm. Die Aufnahme stammt von Westminster und kann deshalb nicht in der neuen Box sein. Dennoch will ich bei dieser Gelegenheit kräftig dafür werben.



    Das Besondere an dem Stück ist ja, dass alle Handlungselement ins Orchester verlegt sind. Die drei Solisten kommentieren und reflektieren lediglich. Formal ist das ziemlich revolutionär. Monteux hat das sonderbare Werk wirklich genau erfasst. Sinnlicher geht es nicht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Kaufen würde ich die Box allerdings nicht, weil mir eine derartige Anhäufung mehr Angst macht als dass sie mich verführt. Wo sollte man anfangen? Man kann doch nicht alle vierzig CDs hintereinander hören. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass vieles ungehört liegen bleibt. So ist meine ganz persönliche Erfahrung, die sicher auch etwas wunderlich ist.

    Lieber Rheingold
    ich habe auch ein zwiespältiges Verhältnis zu diesen Boxen. Zum einen habe ich oft schon viele Aufnahmen, wenn auch meist als LP. Aber gerade da ist es auch so, dass ich die Platten über viele Jahre mühselig zusammengetragen habe, oft auch einiges Geld drin steckt und nun kauft man für vergleichsweise wenig Geld die Box und entwertet irgendwie all diese Mühe, die man vorher aufgewendet hat. Insofern habe ich bisher nur zwei solche Boxen gekauft, die Bernstein Sony Edition und die Mercury Living Presence Vol 1.


    Zur von Dir vorgestellten Aufnahme von "Romeo und Julia". Das ist die einzige, die ich auf CD überhaupt habe (auf Platte gibt es noch Munch, Toscanini und Davis). Die gab es bereits recht früh nach Einführung der CD als MCA-Doppeldecker. Das Stück gehört zu meinen liebsten überhaupt, ich wundere mich immer, dass es vergleichsweise so selten aufgeführt und -genommen wird. Ich höre zugegebenermaßen öfter auch nur die instrumentalen Binnensätze - was natürlich eigentlich nicht geht - aber oft reicht halt die Zeit nicht fürs Ganze. ;) Da gibt es eine sehr schöne Aufnahme mit Carlo Maria Giulini.
    Aber die Monteux-Aufnahme schätze ich überaus, wie fast alles von ihm. Ich liebe den überaus warmen Klang, den er aus praktisch jedem Orchester holt. Und seine Aufrichtigkeit.



    Und bevor es gleich Mitternacht schlägt: Herzlichen Glückwunsch auch von mir.
    lutgra