Helmut Müller Brühl (1933-2012) ist einer jener Dirigenten, die einerseits große lokale Bedeutung erlangt haben, andrerseits nie zu den weltweit gepushten "Stardirigenten" gezählt wurden (Weder mein Musiklexikon, noch der Harenberg-Konzertführer erwähnen ihn) - Und dennoch war er einer.
Nein - nicht nur im Verborgenen, und halb verkannt, sondern auch vom Publikum geschätzt, anfangs vor allem seiner Aufnahmen von Werken "unbekannter" Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts. ich besaß einige Schallplatten , die Müller-Brühl mit dem Kölner Kammerorchester - er arbeitete seit 1963 mit dieem Orchester zusammen - für das Label Schwann gemacht hat, wer sich- wie ich - mit "unbekannten Komponisten des 18. Jahrhunders" befasst hat, der kam um Aufnahmen mit diesem Orchester und diesem Dirigenten nicht herum. Zwischen 1976 und 1986 firmierte das Kölner Kammerorchester dann unter dem Namen "Capella Clementina" und spielte auf Originalinstrumenten. Warum diese Phase beendet wurde, und man wieder zum konventionellen Instrumentarium zurückkehrte - darüber fand ich keine Informationen, bin also auf Mutmaßungen angewiesen.
Die Schwann Aufnahmen sind im Netz nur mehr vereinzelt zu finden, sind leider grösstenteils gestrichen
Die Serie "Meisterhaft gespielt" - ich hatte sie leider nur auf Vinyl und wollte sie "irgendwann mal" auf CD nachkaufen.
war für mich prägend, lernte ich doch zahlreiche Werke von Hoffmeister, Vanhal, Tomasini, Fasch etc kennen, in einer Zeit, wo Aufnahmen dieser Komponisten eher selten waren.
Sie ist heute nur mehr gebraucht (zu Wucherpreisen) erhältlich, teilweise sogar nur auf Vinyl , und einiges überhaupt nicht mehr. Dennoch wollen wir einige der noch vorhandenen Cover hier zur Erinnerung einstellen
Die Serie umfasste ursprünglich 10 Titel. meine Lieblingstitel "Klavier" und "Violine" (mit Euard Melkus als Solisten)
sind hier nicht abgebildet. Alle Aufnahmen wurden vom Kölner Kammerorchester unter Helmut Müller Brühl begleitet....
Ab 1995 kam es glücklicherweise zu einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen Müller-Brühl, "seinem" Kölner Kammerorchester, und dem Label Naxos.
Ich erinnere mich an ein Interview, wo Müller Brühl ein wenig über die Grundvoraussetzungen der Zusammenarbeit mit Naxos berichtet hat. Ursprünglich wollte man ihn und sein Orchester erneut für "Nischenrepertoire" - wie gehabt - engagieren. Er lehnte dies jedoch ab, mit dem Hinweise, er habe lange genug dieses Genre gepflegt, ud sei dadurch "abgestempelt" worden. Er möchte in Hinkunft "großes, klassisches Repertoire" aufnahmen - oder eben nichts.
Naxos - immer mit dem richtigen Gespür das Richtige zu tun - ging auf diese Forderungen ein, und hatte es meiner Information nach nie zu bereuen. Und auch wir nicht. Einerseits wurden über 60 Cds mit Müller Brühl und den Kölnern aufgenommen, andrerseits verkauften sie sie auch gut. Mit ist nichts über begeisterte Kritiken oder ähnliches bekannt (vielleicht gab es sie dennoch) - aber über eine gute weltweite Publikumsresonanz - Müller Brühl avancierte zum "Naxos-Star-Dirigenten" - und das ist sicher nicht das Schlechteste.
2008 zog sich Müller Brühl von der Leitung des Kölner Kammerorchesters zurück - nahm aber dann doch noch die eine odere andere CD auf von denen die letzte im Spätsommer 2011 aufgenommen und im Herbst auf den Markt gebracht wurde. Ein Abschied mit Mozart - was kann es schöneres geben.
Kommentare, Korrekturen und CD-Vorstellungen sind gern gesehen
mit freundlichen Grüßen
aus Wien