Klaviertrio Ensembles

  • Dieser Thread stellt gewissermaßen das Gegenstück zur Serie
    Streichquartett - Ensembles : Vol 1 - Die Verblichenen
    Streichquartett - Ensembles : Vol 2 - Die Etablierten
    Streichquartett - Ensembles : Vol 3 - Die Newcomer
    Streichquartett - Ensembles : Vol 4 - Personelle Umbesetzungen in Streichquartetten
    Streichquartett - Ensembles : Vol 5 - Die Historischen


    bzw deren Vorläufer:


    Kammermusikformationen und ihre Klangausrichtung


    dar.
    Die eher verhaltene Resonanz ließ mich jedoch diesmal von einer Aufsplittung Abstand nehmen, sodass hier sowohl bestehende, soeben entstandene, aber auch verblichene, sowie absolut historische Ensembles und ihre spezifischen Eigenschaften, nebst einigen Referenzaufnahmen vorgestellt werden sollen.


    Die Idee zu diesem Thread kam mir, als ich die Lebensdaten von Menachem Pressler via Google abfragte, und hier erstmals von der Auflösung des weltberühmten Beaux-Arts Trio lesen musste. (2008 - Ein Abschiedskonzert wurde 2009 nachgeschoben) Es ist nur recht und billig, daß das was man den Streichqartetten (ich meine hier die Formation) zubilligt, auch den Klaviertrios zugestanden werden sollte. Erbeten wird hier also die Vorstellung berühmter Klaviertrios, nebst Kenndaten und Hinweis auf einige wichtige Aufnahmen.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es gibt meinem Eindruck nach bei Klaviertrios keine solch starke Tradition fester Ensembles wie bei Streichquartetten. Viele der berühmtesten Trio-Interpretationen wurden von "Ensembles" vorgelegt, die "nur" vorübergehend oder bei besonderen Gelegenheiten zusammen musizierten, zB (immer Klavier, Violine, Cello):


    Cortot/Thibaud/Casals
    Serkin/Adolf Busch/Hermann Busch
    Rubinstein/Heifetz/Feuermann
    Rubinstein/Heifetz/Piatigorsky
    Rubinstein/Szeryng/Pierre Fournier
    Kempff/Szeryng/Pierre Fournier
    Edwin Fischer/W. Schneiderhan/E. Mainardi
    Paul Badura-Skoda/Jean Fournier/Antonio Janigro
    Eugene Istomin/ Isaac Stern/Leonard Rose
    Emil Gilels/Leonid Kogan/Mstislav Rostropowitsch
    Lev Oborin/David Oistrakh/Sviatoslav Knushevitzky
    (und diverse andere "russische Kombinationen")


    usw.


    Das BeauxArts Trio scheint mir bis in die 1970er das mit Abstand berühmteste "feste" Trio gewesen zu sein; natürlich haben hier die Besetzungen der Streicher ebenfalls mehrfach gewechselt.


    Beaux Arts Trio (orig.: Pressler/Guilet/Greenhouse) 1955-2008
    (spätere Streicher "http://en.wikipedia.org/wiki/Beaux_Arts_Trio")


    Trio di Trieste (Dario de Rosa/Renato Zanettovich/Libero Lana (ab 1962 Amedeo Baldovino)) 1933-95 "http://www.acmtrioditrieste.it/trio.html" (danach waren die Mitglieder 13 Jahre alt, als sie begannen, zusammen zu musizieren, die DG-Aufnahmen stammen weitgehend aus den 1950ern und 1960ern)




    Das zweite Trio, das mir spontan einfällt, ist das Suk-Trio um den letztes Jahr verstorbenen großen Geiger; die längste Besetzung war wohl mit Jan Panenka, Klavier und Josef Chuchro, Cello. Die haben größere Teile des üblichen Repertoires eingespielt (Supraphon und Denon), besonders einschlägig natürlich die Werke von Smetana und Dvorak, aber natürlich auch Schubert und Beethoven. Suk hat obendrein (wieder eine "einmalige" Starkonstellation) die Brahms-Trios ebenfalls mit Katchen und Starker aufgenommen.



    Ungefähr seit den 1980ern scheint es eine größere Zahl von ziemlich festen Trio-Ensembles (was nicht heißt, dass die Mitglieder nicht noch andere Projekte verfolgten) zu geben. Einige davon:


    Haydn-Trio Wien (seit 1960er)
    Jess-Trio Wien (seit 1970er?) "http://www.jess-trio-wien.at/"
    Abegg-Trio (seit 1976) "http://www.abegg-trio.de/"
    Wiener Klaviertrio (seit 1988) "http://www.viennapianotrio.com/"
    Altenberg-Trio, Wien (seit 1994) "http://www.altenbergtrio.at/"
    Trio Parnassus (seit 1982)
    Trio Fontenay (1980-2006)
    Trio op. 8 (seit 1986)
    Haydn Trio Eisenstadt (seit 1992)
    Wiener Brahms-Trio (seit 1993) "http://www.viennabrahmstrio.com/"
    Trio Wanderer (seit 1987) "http://www.triowanderer.fr/"
    Florestan Trio, London (seit 1995)


    Außer den beiden letzten stammen alle Ensembles aus Deutschland oder Österreich (hier scheint die Trio-Dichte kaum zu überbieten), sicher gibt es noch etliche weitere, auch aus anderen Ländern. Und natürlich gibt es weiterhin gemeinsame Projekte und Auftritte kurzfristig bestehender Trios, etwa bei Kammermusik-Festivals.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Danke für diesen gelungenen Überblick, lieber Johannes.


    Allerdings ist bei zumindest einigen der historischen Ensembles mein Eindruck doch eher der, dass es sich nicht um reine "Projekttrios" handelte. Dort erfolgte das Zusammenspiel in der Triokonstellation so intensiv, regelmäßig und über wirklich lange Zeiträume hinweg, dass tatsächlich von verfestigten, aufeinander und miteinander eingespielten und eingestellten Klaviertrios gesprochen werden konnte. Die Qualität der Ergebnisse, soweit sie heute noch "abrufbar" sind, entspricht dieser Konstanz - auch wenn es damals noch nicht der Üblichkeit entsprochen haben mag, die Formation zu benamen.


    Das sollte zum Beispiel für das von Dir genannte Trio Gilels/Kogan/Rostropovich gelten, mehr noch aber für z. B. das Trio David Oistrakh/Lev Oborin/Sviatoslav Knushevitzky, oder für Badura-Skodas Schallplattentrio, nämlich Paul Badura-Skoda/Jean Fournier/Antonio Janigro.


    Besonders hat mich hier immer schon das Trio Alfred Cortot/Jacques Thibaud/Pablo Casals interessiert. Es hatten sich hier drei Musiker vereint, die als Solisten zu den überragenden Köpfen ihrer Zeit zählten, und die über das Triospiel hinaus - jedenfalls in dieser frühen Zeit - auch eine erweiterte Zusammenarbeit verband - etwa bei den von Casals organisierten Konzerten oder bei Kammermusik in anderen Formationen. Das Trio spielte von 1906 bis 1933 zusammen.


    Der schweizerisch-französische Pianist Alfred Cortot (1877 bis 1962) dürfte zu den einflussreichsten Musikern seiner Zeit zu zählen sein, ein Einfluss, den er u. a. über seine Gründung der École normale de musique in Paris (an der auch Thibaud und Casals lehrten) genauso ausübte wie über die Weitergabe seiner Kunst an Schüler wie Dinu Lipatti, Clara Haskil, Vlado Perlemuter oder Samson Francois. Seine Anerkennung als Solist stand für seine Zeitgenossen anscheinend außer Frage - höre ich heute Aufnahmen mit ihm, so quält mich gelegentlich schon der Kummer über die Vielzahl falschgepatzter oder weggelassener Noten. Man nahm es damals damit nicht so genau - eine nicht nur französische Lockerheit des savoir-vivre jener Zeit.


    Der Franzose Jacques Thibaud (1880 bis 1953) trat als gefeierter Violinvirtuose in ganz Europa und den USA auf, seit er bereits mit 18 auf dem Konzertpodium seine ersten Erfolge hatte, mit denen übergangslos seine Solistenkarriere begann. Erhalten ist sein Name heute noch in dem nach ihm und Marguerite Long benannten Concours international de piano, de violon et de chant Long Thibaud Crespin und der dem zugrunde liegenden Fondation Long Thibaud. Brahms' Doppelkonzert nahm Jacques Thibaud mit Pablo Casals am Cello unter dem Dirigat von Alfred Cortot (Orquesta Pau Casals) auf und ich meine mich zu erinnern, dass Thibaud auch in Perpignan beim Casals' Festival dirigierte.


    Der Katalane Pablo (Pau) Casals (1876 bis 1973) sollte am Wenigsten von diesen Dreien einer besonderen Vorstellung bedürfen. Sein maßstabsetzender Einfluss auf das moderne Cellospiel ist unbestritten, seine musikalische Gestaltungsstärke bezog er auf sein Cello und sein Klavier genauso wie auf seine Kompositionen und sein Dirigat. Er ist das vielleicht eindeutigste Beispiel für die Irrigkeit der These, Musik habe mit Politik nichts zu tun.


    Diese drei nun fanden sich von 1906 bis 1933 zu dem Trio Cortot Thibaud Casals zusammen. Dass aus dieser Zeit Schallaufnahmen - in einer heute sehr schön herausgearbeiteten und durchaus anhörbaren Wiedergabequalität - erhalten sind, können wir nicht hoch genug schätzen. Aus meiner Sicht sind drei Aufnahmen zu nennen, die heute immer noch musikalisch begeistern und zugleich Beleg für den hohen Standard dieses Trios und seines Zusammenspiels sind. An dieser Stelle sehe ich Haydns Klaviertrio Nr. 39 G-Dur Hob.XV:25 und Schuberts 1. Klaviertrio B-Dur D898, die beide auf dieser CD zu hören sind,

    und Beethovens Trio op. 97 B-Dur Erzherzog-Trio:


    Die Subjektivität und der Romantizismus, mit denen die drei Musiker übereinstimmend an die Werke herangehen, funktionieren in der kammermusikalischen Besetzung unbedingt. Ihr musikalischer Überschwang verleitet die drei dennoch nicht dazu, die sehr sublime Durchsichtigkeit ihres Trios zu vernachlässigen. Die Feinheit, mit der zunächst Casals und ihm folgend seine Mitspieler zum Beispiel das Scherzo im Erzherzog-Trio angehen, treibt mir jedesmal die Tränen in die Augen. Von diesem Zusammenspiel können wir "Heutigen" uns allemal die ein oder andere Scheibe abschneiden.


    Von historisch-informierter Herangehensweise kann man sich bei dem Haydn-Trio kaum weiter entfernen, als Cortot Thibaud Casals dies tun. Trotzdem hab ich mehr magyarische Musikalität in dem bekannten Rondo all'ongarese bei keinem anderen und vor allem bei keinem späteren Trio wieder empfunden. Das ist eine geradezu unverschämte Unverblümtheit, mit der die Drei hier "Ungarisch" spielen, mit Herzschmerz und Schluchzern - herrlich. Ich hab's versucht und bin gescheitert.


    Die Schubert-Aufnahme dann ist so etwas wie ein Prototyp für lebendiges romantisches Schubertspiel. Auch wenn meine eigene Auffassung von dieser Musik eine sehr andere ist, habe ich gerade diese Aufnahme immer wieder bei der Einstudierung herangezogen.

  • Vor einigen Monaten brachte Gramola eine überragende Doppel-CD mit den beiden Schubert-Trios und dem Triosatz D 897 ("Notturno"), interpretiert vom Jess-Trio-Wien, heraus. Diese im August 2009 in Mürzzuschlag aufgenommene Produktion überwältigt durch eine unglaublich subtile, von tiefem Ausdruck getragene Interpretation, wie man sie in dieser Intensität kaum je zuvor gehört hatte - einfach grandios!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ähnliches ist auch vom Wiener Brahms-Trio zu vermelden, das bei arteviva ebenfalls eine Doppel-CD mit dem C-Dur-Trio von Brahms, dem G-Dur-Trio ("Zigeunertrio") von Haydn und dem B-Dur-Trio von Schubert einspielte. Auch hier ist die Interpretation von großer Meisterschaft, beklemmend intensivem Zusammenspiel, exorbitanter Tonschönheit und tiefem Ausdruck geprägt.


    Eine Empfehlung an alle Liebhaber intensiv gestalteter Kammermusik!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • Vielen Dank, ich habe oben im Überblick einige Daten und Homepages ergänzt. Mit dem Wiener Brahms Trio gibt es auch einige Aufnahmen bei Naxos (Vienna Brahms Trio). Weiß jemand, ob das "Haydn-Trio Wien" noch besteht?


    Ulrich hat natürlich recht, wenn er betont, dass Ensembles wie die genannten historischen oft lange Zeit zusammengespielt haben. Dennoch waren die Mitglieder in erster Linie als Virtuosen ihres Solo-Instruments bekannt, während es zB beim Beaux Arts Trio zumindest nachträglich umgekehrt war, wenngleich zB Pressler, Guilet oder Greenhouse sicher auch aufgrund von anderen Auftritten Ruhm erwarben.

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  • Bei den historischen Ensembles würde ich jetzt noch auf das Trio Santoliquido verweisen wollen und auf das Trio di Trieste. Im ersten gab es für die Dauer des Bestehens gar keine personellen Veränderungen, im zweiten erst nach knapp 30 Jahren des Bestehens. Beide Ensemble nahmen zunächst für die DGG auf, später blieb das Trio do Triest beim Gelblabel und das Trio Santoliquido nahm für Concert Hall auf. Für einzelne Aunahmen erweiterte sich das Trio Santoliquido zum "Quartetto di Roma", verstärkt um Bruno Guranna (Brahms Klavierquartette und die von Ludwig van Beethoven).




    Unter den jungen Ensembles finde ich das Trio Dali besonders bemerkenswert. Ein ziemlich auftrittsfleißiges Ensemble, das seit 2006 besteht. Zwei CD's hat das Ensemble auf dem Markt, auf denen sie nicht nur in der Trio-Besetzung spielen, sondern auch in unterschiedlichen Duo-Werken.



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Dennoch waren die Mitglieder in erster Linie als Virtuosen ihres Solo-Instruments bekannt, während es zB beim Beaux Arts Trio zumindest nachträglich umgekehrt war

    Ja, das ist ein wirklich interessanter Aspekt, der die Art und Weise beleuchtet, wie derartige Ensemble (Klaviertrios, Streichquartette und andere) zusammenfinden. Als beispielsweise das Trio Cortot Thibaud Casals 1906 zusammenkam, waren alle drei als Solisten schon wohlbestallt. Das Trio Oborin Oistrakh Knushevitzky begann 1941 mit der Trioarbeit - Oborin war zu dieser Zeit seit 1927, Oistrakh seit 1928 solistisch tätig gewesen. Es hat den Anschein, als werde in diesen Fällen die Arbeit in kammermusikalischen Formationen als willkommener Ausgleich für das großartige Solistentum gesucht.


    Ein zweiter Typ der Pianotriogenese scheint die Entstehung aus dem Studienumfeld heraus zu sein. Ein typisches Beispiel hierfür dürfte das Abegg-Trio darstellen. Die Abeggs fanden sich 1976, dem Jahr der Konzertexamina, an der Musikhochschule Hannover: Gerrit Zitterbart (geb. 1952) am Flügel oder einem historischen Instrument (wie Hammerklavier, etc.), Ulrich Beetz an der Violine, Birgit Erichson am Cello. Gründungsjahr 1976, das bedeutet 35jähriges Jubiläum in 2011 - das ist schon was! Tatsächlich ist Gerrit Zitterbart dann auch im weiteren Zeitverlauf als Solist am Klavier bekannt geworden - also die von Johannes schon für das Beaux Arts Trio festgestellte "Reihenfolge" - und es liegen verschiedene hochinteressante Aufnahmen mit ihm am Klavier vor, nicht zuletzt sein Beethoven und Schubert.


    In den 35 Jahren hat das Abegg-Trio über 30 CDs eingespielt, die bei Tacet erscheinen. Ich schätze dieses Trio sehr, und so fällt es mir schwer, eine Auswahl des Empfehlenswertesten zu treffen. Wenn es denn aber sein soll, würde ich mich auf Brahms festlegen (obwohl: der Beethoven des Abegg-Trios und ihr Schumann ... absolut hörenswert, um es mal neutral zu formulieren).


    In vier Volumes haben die Abeggs das Brahms'sche Werk für Klaviertrio eingespielt:

    Es gelingt ihnen, strukturelle Klarheit mit tiefem Ausdruck in Einklang zu bringen. Besonders mag ich - sicher auch des Besonderen wegen - die beiden letzten Volumes, die bei Klavier und Bläsern auf historisches Instrumentarium zurück greifen.

  • Werte Leser,


    zum einen möchte ich hier das "Trio ex Aqueo " nennen, homepage www.trioeyaqueo.de nennen. Ich besitze die Beethoven CD mit Op.97+Op.1.3 und sie besticht durch eine herausragende Tonqualität. Das Spiel ist zupackend, alle Instrumente sind ausgewogen,das Klavier ist sauber eingebunden udn nicht unter- oder überbetont.


    Des weiteren das Ludwig Trio.


    Zwei spanische Streicher und eine koreanische Pianistin, www.aglaemusica.com. Wieder super Aufnahmequalität, auch hier besitze die Beethoven-Trios Op.1.1 und Op.97.


    Herrlich ist es, beide Op.97 zu vergleichen. Durch den herausragenden Klang beider Aufnahmen ist es musikalisch ein Genuss.


    Beim Ludwig Trio ist das Klavier etwas dezenter, ohne das die Balance zu den Streichern verloren geht.


    Beide Trio`s spielen ohne Schnörkel oder Extravaganzen, als saubere Einheiten, aber doch mit sehr unterschiedlichen Interpretationen.


    Dagegen fallen die Aufnahmen des Xyrion Trio doch stark ab. Klang ncht so sauber und klar, außerdem nach meinem Empfinden sehr routiniert "heruntergespielt". wenig Interpretation und Aussage.


    Auch Perlman, Harrell und Ashkenazy besitze ich, wobei hier die Geige schon sehr betont ist und somit das Gleichgewicht der Komposition nicht ganz gegeben ist.


    Viele Grüße Thomas


    P.S. die Internetadressen am Besten so in die Suchmaschine eingeben!

  • Ein dritter Typ der Entstehung von Klaviertrios ist nicht zu vernachlässigen: Trios, die aus bestehenden Kammermusikformationen mit wechselnden Besetzungen heraus entstehen. Zu denken ist da an Gruppen wie The Nash Ensemble, Consortium Classicum, Hausmusik London - oder L'Archibudelli.


    L'Archibudelli spielt seit den 70er Jahren - die Streicher stets auf Darmsaiten - um den

    großartigen Cellisten Anner Bijlsma, die Geigerin Vera Beths und den Bratscher Jürgen Kussmaul herum zusammen mit einer Gruppe wechselnder anderer Instrumentalisten Kammermusik der Wiener Klassik, Romantik (bis Brahms) und des Barock. L'Archibudelli hat auch Werke für Klaviertrio gespielt und - zu meinem Glück - eingespielt. Zu meinen persönlichen Top 3 des Erzherzog-Trios gehört diese Aufnahme mit Jos van Immerseel, Vera Beths und Anner Bijlsma: eine feurige, farbige, klare, noble, klassische Interpretation, wie ich sie mir besser nicht vorstellen könnte. Dass diese Formation mit Rücksicht auf das fortgeschrittene Alter ihrer Protagonisten nicht länger praktiziert, ist ein schwerer Verlust für das Musikleben.


    Noch einmal zurück zu den Trios, die sich aus arrivierten Solisten zusammensetzen. Diese Art des Zusammenkommens hat sich nicht etwa mit dem Entstehen fester Trioformationen erledigt. Noch heute treffen sich etwa Martha Argerich, Gidon Kremer und Mischa Maisky immer wieder zum Triospiel. Das ist ein echtes Projekttrio, allerdings noch dazu ein wahres "All-Star-Trio", das kann man mögen ... - muss es aber nicht, wenn man gegen einen der drei "unüberwindbare" persönliche Vorbehalte mit sich trägt: Meine richten sich gegen Maisky, und deshalb ist dieses Trio nichts für mich. Für die Fans dieses Trios ist die Faszination à la "Drei Tenöre" natürlich ungebrochen.

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  • Zitat

    Noch einmal zurück zu den Trios, die sich aus arrivierten Solisten zusammensetzen. Diese Art des Zusammenkommens hat sich nicht etwa mit dem Entstehen fester Trioformationen erledigt. Noch heute treffen sich etwa Martha Argerich, Gidon Kremer und Mischa Maisky immer wieder zum Triospiel. Das ist ein echtes Projekttrio, allerdings noch dazu ein wahres "All-Star-Trio", das kann man mögen ... - muss es aber nicht, wenn man gegen einen der drei "unüberwindbare" persönliche Vorbehalte mit sich trägt: Meine richten sich gegen Maisky, und deshalb ist dieses Trio nichts für mich.


    Hallo Ullrich,


    auch ich habe immer ein Problem mit dieser Art der Trio`s.


    Mir ist es meist lieber, das sich eine Formation aus z.B. einem Orchester bildet. Oft sind die Solomusiker hier mehr auf den Gesamteindruck ausgerichtet, bei herausragenden Solisten wird dazu geneigt, seinen Solopart herauszustellen.


    Schön ist es natürlich, wenn das nicht der Fall ist, vielleicht können hier ja Beispiele genannt werden!


    Grüße Thomas

  • Man sollte nicht glauben, welch große Anzahl an guten bis hervorragenden Klaviertrios und häufig miteinander musizierenden Formationen es seit den 50er Jahren doch gegeben hat. Johannes hat bereits einige sehr renommierte Ensembles als Beispiel genannt. Vielleicht sollte man diese Liste doch noch etwas erweitern, da es noch viele Namen gibt, die es wirklich verdienen, in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden. Ich will jetzt nur einmal jene noch nicht genannten Trios hinzufügen, von denen es früher auf jeden Fall einmal LP-Aufnahmen gab. Einige dieser Trios hörte ich auch häufiger im Radio, manche konnte ich auch in Konzerten erleben.


    Als eigenständige Trios fallen mir die nachstehenden Namen ein.


    Von diesen bringe ich folgende vor allem mit BEETHOVEN in Verbindung:


    LONDON KLAVIERTRIO


    TRIO FISCHER


    MONDRIAN TRIO


    BORODIN TRIO


    CASTLE TRIO


    TRIO DE BARCELONA


    MANNHEIMER TRIO


    UNGARISCHES TRIO


    ODEON-TRIO


    GRÜNEBURG-TRIO


    TRIO SANDERI



    Vor allem mit MOZART:


    EBERT-TRIO


    SCHUBERT-TRIO WIEN


    MOZART-TRIO



    vor allem mit HAYDN:


    DIE INSTRUMENTISTEN WIEN (Spielen auf wunderschönen alten Instrumenten - vor allem die frühen Trios)


    CHOPIN-TRIO POSAN


    GAMERITH-CONSORT


    TRIO VON DER GOLTZ


    ZIGEUNERTRIO


    SWISS FESTIVAL TRIO



    vor allem mit SCHUBERT:


    RUBINSTEIN-TRIO


    GUANERI-TRIO


    ISRAEL KLAVIERTRIO


    REMBRANDT TRIO


    STUTTGARTER KLAVIERTRIO


    BOSTON SYMPHONY CHAMBER PLAYERS



    Mit SCHUMANN:


    TRIO BELL'ARTE


    BEETHOVEN-TRIO


    Mit MENDELSSOHN:


    ARCADIA TRIO


    MÜNCHENER KLAVIERTRIO


    DAVID-OISTRACH-TRIO



    Mit SMETANA:


    TRIO ALANI


    CANADIAN TRIO



    Mit DVORAK.


    TSCHAIKOWSKY-TRIO


    DROLC TRIO


    DVORAK-TRIO


    DUMKA-TRIO


    YUVAL PIANO TRIO



    Mit TSCHAIKOWKY:


    CHUNG-TRIO


    WILKOMIRSKA-TRIO



    Dazu gibt es außer den von Johannes schon aufgeführten, auch wieder noch viele andere mehr oder weniger lose Klaviertrio-Formationen ohne einen speziellen Trio-Namen, mit z. T. herausragenden Künstlern, Leistungen und Resultaten.


    Als besonders markantes Beispiel fällt mir hier die Trio-Formation JACOB LATEINER, JASCHA HEIFETZ, GREGOR PIATIGORSKY ein. JACOB LATEINER galt damals als d e r neue BEETHOVEN-Interpret, und in den USA sprach man sogar von "einem der besten BEETHOVEN-Interpreten seit ARTUR SCHNABEL, und so galt er bei HEIFETZ und PIATIGORSKY als ein begehrenswerter Trio-Partner, und man trat in vielen Kammermusikveranstaltungen zusammen auf und spielte wertvolle LPs ein. So ist für mich auch BEETHOVEN's Klaviertrio in Es-Dur op. 1,1 mit diesem Trio eine absolute Referenz-Einspielung!


    Doch fallen mir noch eine ganze Reihe anderer bewährter und z. T. auch illustrer Formationen ein:



    Bei BEETHOVEN denke ich dabei an:

    BARENBOIM - ZUKERMAN - DU PRÉ


    HORSZOWSKI - VÉGH - CASALS


    HEPHZIBAH MENUHIN - YEHUDI MENUHIN - GENDROM


    VORHOLZ - BUHL - LUDWIG


    KOOTZ - BOSSE - ERBEN


    HOOGLAND - SCHRÖDER - BYLSMA


    ALDER - SHINOHE - SCHWALKE


    FISCHER - ROMASCANO - FISCHER


    BUCHBINDER - MEYER - SCHIFF


    OPPITZ - SITKOVETSKY - GERINGAS


    ENGEL - VÉGH - CASALS


    GOULD - SHUMSKY - ROSE


    SERKIN - GOLDBERG - CASALS


    KALICHSTEIN - LAREDO - ROSE



    Bei HAYDN an:


    DREYFUSS - MELKUS - VOGT


    COHEN - HÖBARTH - COIN


    KLINCKERFUSS - LAUTENBACHER - OSTERTAG



    Bei MOZART an:


    HOKANSON - DIETRICHSEN - FINKE


    L. KRAUS - BOSKOWSKY - HÜBNER


    KENTNER - MENUHIN - CASSADO


    KAISER - BRÜNING - TREXLER



    Bei MENDELSSOHN an:


    HORSZOWSKI - A. SCHNEIDER - CASALS


    PENNARIO - HEIFETZ - PIATIGORSKY



    Bei DVORAK an:


    AX - KIN - MA



    Damit sind bei weitem noch nicht alle bekannteren Klaviertrios und Trio-Formationen seit den 50er Jahren genannt , doch dürften damit die besten aufgelistet sein.


    Viele Grüße


    wok
    Bei SMETANA an:


    HALA - SUK - CHUCHRO



    Bei SCHUBERT an:


    GOLUP - KAPLAN - CARR


    PENNETIER - PASQUIER - PIDOUX




    Bei SCHUMANN an:


    WESTERHOLZ - POULET - HENKEL

  • Auch ich schätze das Trio Wanderer sehr wie auch die meisten der von den Vorrednern genannten Trioformationen. Besonders hinweisen möchte ich auch auf das Borodin Trio, das sind drei Russen, die der damaligen UdSSR den Rücken gekehrt haben und in den Westen emigriert sind. Und zwar: Luba Edlina (Klavier), eine brillante Pianistin, die vor allem mit dem Borodin-Quartett großartige Aufnahmen und Konzertauftritte gestaltete. Ihr Ehemann Rostislav Dubinsky (Violine) war auch Mitbegründer und langjähriger Geiger am ersten Pult des Borodin-Quartetts und der Cellist Yuri Turovsky, der im Moskauer Kammerorchester spielte und später dann in Montreal die Musici de Montréal gründete, sind die weiteren Mitglieder dieses 1976 gegründeten international erfolgreichen Trios, dem ich einige herausragende Konzertabende zu verdanken habe.


    Ihre Einspielung der beiden Schubert-Trios (auf Chandos) sowie auch die beiden großartigen Klaviertrios von Arensky, die in Nachfolge seines Lehrers und Mentors Tschaikowsky stehen (ebenfalls auf Chandos) kann ich nur wärmstens empfehlen, wobei der Schubert keineswegs von russischer Seele durchdrungen ist, sondern innig und ausdrucksstark, aber überraschend straff interpretiert wird - der Arensky ist ebenfalls hochromantisch und auch sehr virtuos und temperamentvoll-funkensprühend!

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  • Der Thread hatte sich einerseits gut entwickelt - war aber selbst mir - als ich heute den status quo ermitteln wolllte - zu unübersichtlich. Ich bitte also in ZUKUNFT pro Beitrag nur EIN Ensembel zu nennen - bereits genannte können ab jetzt jederzeit genannt werden - denn man findet sie in dem Wust ohnedies nicht.
    2003 von Annette von Hehn (Violine), Stefan Heinemeyer (Cello) und Thomas Hoppe (Klavier) gegründet und spielt bis heute in unveränderter Besetzung. Auf ihrer Homepage findet man in welchen Konzertsälen sie bereits gespielt haben und welche Auszeichnungen sie bekommen haben. Persönlich interessiert mich als Klassik-CD-Sammer eher, welche Aufnahmen von ihnen existieren. Die Kritik greift bei Ihrer Beschreibung zu Superlativen.
    Aufmerksam auf sie wurde ich durch die in meinem Besitz befindliche Aufnahmen der Klaviertrios von Heinrich von Herzogenberg.




    Dazu verzeichnet jpc jedoch auch Aufnahmen von Klaviertrios von Suk und Mendelssohn-Bartholdy - alles auf cpo.
    Soeben (März 2013) wurd ihre neueste CD mit Werk von französichen Komponisten (bzw. Komponistinnen) in den Handel gebracht (siehe Abb rechts unten - mittels Mausklick kann man die Komponisten erfahren und probehören)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Oha, diesen Thread kannte ich noch gar nicht! Auf jeden Fall möchte ich hier das Florestan Trio anführen, für mich DIE Klaviertrioformation der Gegenwart. Folgende Einspielungen der Florestans haben für mich Referenzcharakter:




    Von meinen >15 Einspielungen dieser Werke mein absoluter Favorit, v.a. das c-Moll Trio!



    Mehr dazu in den entsprechenden Beethoven-Trio Threads.



    Fantastische Balance! Zwar keine HIP Einspielung - aber Dank der intelligenten Spielweise der Florestans nahe dran.



    Perfekte Interpretation dieser Meisterwerke!

  • Nachtrag zum Florestan Trio:


    Eben habe ich ihren Schumann im CD-Player (warum habe ich den erst jetzt gekauft :cursing::untertauch: ?!). Das haut einen um! Das d-Moll Trio vibriert hier, dass es kaum zu glauben ist. Eine klangschöne, tiefsinnige und vitale Interpretation, wie man sie wohl nicht oft zu hören bekommt. Das Beaux Arts Trio kann da jedenfalls im Vergleich nach Hause gehen....



  • Es ist immer wieder schön zu sehen das man sich unabhängig Musik zulegt und dann im Nachhinein feststellt, das echte Kenner hier diese Musik auch gut finden.
    Für jemanden, der Musik aus dem Bauch heraus beurteilt, ist das wichtig.

  • Hallo,


    mir gefallen besonders gut die Aufnahmen des Trio Fontenay, die bei Teldec erschienen sind. Ich besitze die Gesamtaufnahmen der Klaviertrios von Dvorak, Brahms und Schubert und alle finde ich interpretatorisch sehr gelungen. Das Spiel ist intensiv und romantisch und wirkt auf mich dabei sehr gefuehlvoll und gleichzeitig stark. Die Tontechnik ist leider nur durchschnittlich, die Aufnahmen von Dvorak und Brahms sind mit einem metallisch wirkenden Hall versehen und die Schubert Aufnahme hat zwar diesen Hall nicht, ist aber stereophon ungluecklich aufgeteilt, da die Violine aus dem linken Lautsprecher, das Cello aus dem rechten Lautsprecher und das Klavier als diffuse Wolke dazwischen erscheint. Dennoch kann ich diese Aufnahmen jedem empfehlen!


    Liebe Gruesse und Gottes reichen Segen


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Hallo,


    ich berichte hier über das Klaviertrio in a-moll von Pjotr Ilyitsch Tschaikowski, mein Lieblingstrio derzeit. Das Werk ist sehr ausgedehnt und es gibt große Spannungsbögen, insgesamt erscheint es mehr sinfonisch, als kammermusikalisch. Die Themen sind oft von außerordentlicher Schönheit. Zum Schluß des Finales wird das Hauptthema des ersten Satzes wiedergebracht und mit dem Trauermarsch von Frederic Chopin unterlegt.


    Ich empfehle eine Aufnahme des Trio opus 8, erschienen bei Tacet, einem Label, das oft mit sehr seriösen und dennoch kreativen Klangbildern aufwartet, wie auch hier. Die großen Bögen des Werkes kommen gut zur Geltung, die Phrasierung erscheint schlüssig, das heißt, die richtigen Noten werden zu sinnvollen Phrasen zusammengebunden. Auffällig ist die große, sinfonische Dynamik des Klavierklanges.


    Mir gefällt dieses Trio noch besser, als die beiden Klaviertrios von Franz Schubert oder das Trio opus 8 von Johannes Brahms. Das Trio von Tschaikowski ist leider sehr unbekannt.


    http://www.amazon.de/Tschaikow…=tschaikowski+trio+opus+8


    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

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  • Es entstand 1994 auf Initiative des Pianisten Claus Christian Schuster aus dem 1984 gegründeten, und 1993 aufgelösten Wiener Schubert Trio, und bestand aus


    Christian Schuster (Klavier)
    Amiram Ganz (Violine)
    Martin Hornstein (Violoncello)


    2004 wurde das Cello mit Alexander Gebert neu besetzt
    2012 erfolgte ein erneuter Wechsel in der Besetzung


    Das Altenberg-Trio besteht derzeit (seit 2012) aus folgenden Mitgliedern


    Christopher Hinterhuber (Klavier)
    Amiram Ganz (Violine - Goffredo Cappa (Saluzzo 1686 ))
    Christoph Stradner (Violoncello - Antonio Stradivari (Cremona 1680 ))

    Das Repertoire des Trios reicht von der Klassik bis hin zur Moderne, es soll - laut Wikipedia - an die 200 Werke umfassen, und es befinden sich darunter auch einige Uraufführungen
    Das Ensemble ist Trio in residence der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.



    Sympathisch finde ich, daß das Trio zu den jeweiligen Wechseln der Besetzung steht, und nicht, wie andere Formationen vergangene Zusammensetzungen totschweigt. Das Statement vom stetigen Wandel mag zwar Zweckoptimismus sein - ist aber eine sehr realistische Betrachtung. Leider sind etliche der eingespielten Aufnahmen derzeit nicht verfügbar, was man umso mehr bedauern wird, wenn man in die Samples der derzeit verfügbaren hineingehört hat.


    Auf der Internetseite der Plattenfirma Challenge Classics sind die CDs indes noch zu sehen, und - so steht es dort zu lesen -
    es wird angezeigt, sobald die Aufnahmen wieder verfügbar sind. Möge dieser Eintrag hier dazu beitragen, daß dies bald der Fall sein wird. Aber vermutlich wird das Trio auch bestrebt sein bald Neuaufnahmen mit der neuen Besetzung auf den Markt zu bringen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:


    Es sollte auf das Schnyder Trio hingewiesen werden, die außerordentliche Aufnahmen der Schubert-und Brahmstrios vorlegen.
    Das Trio existiert erst seit 2012 , ist aber bereits sehr erfolgreich.


    Klangtechnisch sind die Aufnahmen sehr gut geraten.

  • Hallo,


    ich berichte hier über das Klaviertrio in a-moll von Pjotr Ilyitsch Tschaikowski, mein Lieblingstrio derzeit. ...


    Ich empfehle eine Aufnahme des Trio opus 8, erschienen bei Tacet, einem Label, das oft mit sehr seriösen und dennoch kreativen Klangbildern aufwartet, wie auch hier. Die großen Bögen des Werkes kommen gut zur Geltung, die Phrasierung erscheint schlüssig, das heißt, die richtigen Noten werden zu sinnvollen Phrasen zusammengebunden. Auffällig ist die große, sinfonische Dynamik des Klavierklanges.
    ...



    Der Preis dieser Tacet-CD ist allerdings auch sehr happig. In "normalen" Regionen bewegt sich eine ECM-CD mit den Ausführenden Gidon Kremer, Giedre Dirvanauskaite und Katia Buniatishvili. Auch diese relativ neue Einspielung wurde sehr gelobt - ich kann mich nur anschließen (erinnere mich allerdings im Moment auch an keine Alternative).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • „Das ist Weltrekord!“ Pianist Gerrit Zitterbart scherzt nicht: Es gibt heute seines Wissens nach kein Klaviertrio weltweit, das so lange wie das Abegg-Trio in derselben Besetzung konzertiert. Seinen 40. Geburtstag feiert das Ensemble in diesem Jahr – und nimmt zugleich Abschied von der Bühne.


    Im März 1976 gründeten an der Musikhochschule Hannover drei Musikstudenten ein Klaviertrio, die Cellistin Birgit Erichson, der Geiger Ulrich Beetz und Pianist Gerrit Zitterbart. „Ich war in der Mitte meines Studiums, die beiden Streicher standen kurz vor dem Abschluss“, erzählt Zitterbart. Ihren Namen liehen sie sich von Robert Schumann: Abegg ist die Widmungsträgerin seiner Variationen op. 1, eine Comtesse Pauline von Abegg. Die existierte übrigens nie. Der Komponist hat sie erfunden.


    Sein Debüt gab das Abegg-Trio im Bürgersaal von Achern in der Nähe von Baden-Baden, der Heimat des Ehepaares Erichson/Beetz. Für das zweite Konzert fanden sie eine kleine Bühne in Zitterbarts Göttinger Heimat: das Collegium Alber­tinum am Bonhoefferweg.


    Der Ehrgeiz und die Energie von Beetz, Erichson und Zitterbart trugen rasch Früchte. Davon zeugen Wettbewerbserfolge in Colmar, Genf, Bonn und Bordeaux, der Bernhard-Sprengel-Preis für Musik 1986 und der Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau 1992, um nur einige Stationen zu nennen. Erste Schallplattenaufnahmen entstanden 1982 bei Harmonia Mundi. 1984 wechselten das Trio zu Intercord. Von da an erschienen alle Neueinspielungen auf dem jungen neuen Medium, der CD. Ihr Markenzeichen waren künstlerische Coverbilder, gestaltet von dem Zeichner Horst Janssen (1929-1995), der mit den Musikern befreundet war. Mit diesen Aufnahmen – mehr als 30, fünfmal mit dem „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet – und seinen zahlreichen Konzerten weltweit erarbeitete sich das Ensemble einen hervorragenden Ruf in der Klassik-Szene.


    Zitterbart hat zusammengestellt: In den 40 Jahren seines Bestehens hat das Trio rund 1250 Konzerte in 50 Ländern gegeben. Das Repertoire umfasst etwa 100 Werke von der Wiener Klassik bis zur Gegenwart. „Wir waren in Kirgisien, in Nordkorea, in Saudi-Arabien, wo unsere Cellistin eine Burka tragen musste. Wir haben im Opernhaus von Hanoi gespielt, vor 3500 Zuhörern in Madrid, in der Berliner und in der Kölner Philharmonie, im Münchner Herkulessaal“, berichtet Zitterbart.


    Und warum wollen die drei Musiker jetzt von der Bühne abtreten? Das ist schlicht eine Altersfrage. Beetz (68), seit 2013 als Professor an der Weimarer Musikhochschule pensioniert, hat jetzt eine Seniorprofessur fürKammermusik an der Musikhochschule in Münster. Dort lehrt Birgit Erichson (66) als Honorarprofessorin für Kammermusik. Und auch für Zitterbart, mit 64 Jahren der Jüngste des Trios, ist bald das Ende seiner bislang 33-jährigen Lehrtätigkeit als Professor an der Musikhochschule Hannover in Sicht. „Wir wollen einen Schlussstrich ziehen, bevor es andere tun“, sagt Zitterbart. Von Achern verabschiedet sich das Abegg-Trio mit einem Konzert am 9. Oktober – dort, wo vor 40 Jahren seine Weltkarriere begann.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)