Hallo,
Theodore Dubois, 1837 - 1924
Zur Biographie, wie gewohnt, verweise ich auf Wikipedia; eine Ausnahme, da bedeutsam: 1859 (bis 1877?) Chordirigent an Ste-Clotilde, während dort César Franck die große Orgel spielte. Es ist eine pure Vermutung oder Unterstellung, dass dieser Umstand dazu beigetragen haben könnte, dass seine Orgelwerke sich im "kleinen Format" bewegen und von den Werken Francks oder den von Guilmant m. E. doch ziemlich weit entfernt sind.
Es gibt hier im Forum einen 6 Beiträge umfassenden Thread "Theodore Dubois", der wenig aussagt, bis auf:
In Beitrag Nr. 5 von "Davidoff" (gesperrt) werden 5 CDs mit dem gesamten Orgelwerk vorgestellt, von denen ich Volumen II, III und habe.
Außerdem postete bis Febr. 2011 ein Mitglied "Karsten", Organist.
Hallo Karsten, magst Du Dich an den Threads "Französische Orgelmusik" beteiligen? - ein Organist (oder mehrere) mit ihren speziellen Kenntnissen wären sehr gefragt und erwünscht.
Es gibt auf allen 3 CDs kleine Stücke für Harmonium bzw. Orgel ohne Pedal, die ich "überspringe". Auf allen 3 CDs spielt Hans-Dieter Karras auf der Cacvaille-Coll-Orgel der "Madeleine", Paris, an der Dubois von 1877-1896 Organist war.
Es macht zuviel Arbeit, dass ich für die z. T. "kleinen Charakterstücke" die Noten runterlade - ich werde also nur nach dem Gehör zu den Stücken für Orgel Stellung nehmen.
Warum ich nun mit dem Vol. III beginne, liegt daran, dass ich im Booklet von Vol. II las, dass die dort genanten 12 Orgelstücke aus 1886 die Höhepunkte seines Schaffens sind und diese an den Schluss stelle.
Nun also die 12 Orgelstücke von 1893, Volumen III:
1. Präludium und Fuge
Das nicht sehr prägnante und wenig einprägsame Thema des Präludiums wird nach ca. 45 Sek. Spielzeit rhythmisch variiert, was sich zum Ende wiederholt. Das Fugenthema 2.28 bis 2.45 ist relativ lang, aber einprägsamer, was nicht daran liegt, dass es nat. einstimmig vorgestellt wird. Während bis zum 3. Fugeneinsatz warme Orgeltöne erklingen, kommt mit dem 4. Einsatz das Register "große Orgel", was eine ziemlich abrupte Klangveränderung ergibt, die aber rasch zurückgenommen wird. Die Struktur des Fugenfortgangs ist gut zu verfolgen, wieder "große Orgel", das Ende läuft einen Orgelpunkt hinaus.
2. Chant Pastoral
Ob es sich dabei um ein kirchlich-pastorales oder ein ländlich-pastorales Lied handelt, bleibt offen. Das Thema ist, rechts auf 4-Fuß(?)-Oboenregister, gut erkennbar, aber nicht sehr einfallsreich, während links und Pedal wohl in 8-Fuß Flöten- und Violon(?)register erklingen. Im Mittelteil wechseln die Register in höhere Tonlagen, um dann wieder, mit rhythmischen Veränderungen, in die anfängliche Klangfarbe zu wechseln.
3. Cortege Funebre (Beerdigungsprozession)
Ein recht markantes, rhythmisch pointiertes Thema wird in ziemlich herben Registern vorgestellt. Nach einer Pausen-Fermate höre ich Register die Aliquot- und Schwebungsregister sein könnten, der Klangeindruck ist weit weniger aggressiv als zu Anfang. Dieser Klangfarbenwechsel wiederholt sich mehrmals, dann kommt auch noch ein sehr langsamer Tremulant hinzu, was zu einem ruhigen Klang führt.
4. La Fete-Dieu (Fronleichnam)
In hohen Flötenregistern wird rechts ein einfaches Thema vorgestellt, während das Pedal in 16-Fuß einen sehr ruhigen, aber umso kontrastreicheren Part spielt, was ein insgesamt verhaltenes Dahinfließen ergibt. In der Folge kommt etwas mehr Bewegung, was auch den Austausch der Melodie rechts, links, Pedal betrifft, rechts bleibt aber bestimmend. Wie in Nr. 1 kommt dann ein sehr abrupter Wechsel in "große Orgel", der fast "verstörend" wirkt, was dann stark zurück genommen wird in hohe Register mit schnellem Tremulant. Der wiederholte Klangfarbenwechsel wirkt dann jedoch weniger überraschend, was dann in eine rhythmisch sehr pointierte Variante mündet, die besonders auch durch das Pedal wirkt. Bis zum Ende wird das sehr abwechslungsreiche Klangfarbenspiel beibehalten.
5. Canon
Das 3-minütige Stück(chen) ertönt in einer einheitlichen Registrierung.
6. Alleluia
Das Thema wird mit vollem Orgelwerk, rhythmisch straff strukturiert vorgetragen; zwischen den Wiederholungen werden rechts sehr hohe Klangmotive (Glockenregister?) eingestreut. Der Mittelteil nimmt den Vorwärtsdrang und die überschäumende Klangpracht durch die Variationen etwas zurück. Doch mit der Wiederholung des Anfangs kehrt, auch durch die diversen Harmonikvariationen kaum zu unterbrechen, die "Prachtstimmung" zurück.
7. Noel
Über einem bordunartigen Pedal erklingt eine dadurch uneinheitlich wirkende Melodie; das ändert sich sehr zum Wohlklang, wenn das Pedal zur Akkordbegleitung übergeht und auch die Registrierung zu einem einheitlichen, warmen Klangbild wechselt. Überraschend mag klingen, dass das Stück sich im Tongeschlecht nicht festlegt, erst in den letzten Takten.
8. Fiat Lux
Über einem Klangteppich in tiefen und hohen Lagen ist eine Melodie/Thema anfangs nur schwer zu erkennen; erst gegen Ende bricht das Thema machtvoll hervor.
9. In Paradisum
Bis zu Hälfte des Stückes "schwebt über sanften, weichen Orgelklängen links und Pedal eine überirdisch schöne Melodie in einem hohen Schwebungsregister mit noch dazu deutlichem Tremulant". Ja, so stellt man sich das Paradies vor (ein klein wenig Spott muss auch mal sein).
Ein wenig erinnert es an das Paradisum im Requiem von Faure. Im 2. Teil entschwebt der Klang z. T. ganz in höhere Sphären/Register ohne Pedal um zum Ende in einem großen Tremulant im Pedal auszuhauchen.
10. Offertoire (Vorbereitung zur Wandlung)
Wie Nr.7 schwankt das Tongeschlecht, wobei das Thema gut erkennbar bleibt. In der Mitte des Stückes sind für mich von/für Dubois ungewohnte, ja sehr ungewöhnliche Modulationen und Akkordfolgen zu hören. Und dann kommt wieder, wie schon zuvor öfter, ein nicht angekündigter, fast brutaler Klang- und Registerwechsel (warum Dubois so verfährt? - vielleicht erhöre ich noch die Gründe?). Der vorletzte Takt noch düsteres Moll in f, dann endet das Stück in einem lang ausgehaltenen Dur-Akkord in pp.
11. Theme Provencal Varie (ob das etwas mit dem südfranz. Dialekt zu tun hat?)
Das sehr eingängige rhythmisch markante Thema wird rechts, links, Pedal vorgestellt, wiederholt und, wie in der Überschrift angedeutet, oftmals variiert. Auch hier wieder ein sehr reicher und überraschender Register- und Klangwechsel.
12. Marche Triomphale
Ohne Registerwechsel, nur mit Schwellereinsatz, ertönt das ganze Stück mit vollem Orgelwerk. Dabei meine ich, das Thema etwas trivial zu hören?
zweiterbass